Zwischen Machtlosigkeit & Selbstzweifel
Verfasst: 4. Jan 2023, 09:18
[Editiert um die länge des Textes zu reduzieren und das Lesen dadurch einfacher zu machen]
Hallo zusammen,
auf der Suche nach Hilfe und Antworten bin ich auf dieses Forum gestoßen. Gerne würde ich einfach mal loswerden, was mich beschäftigt und das Ganze bei Menschen, welche meine Situation verstehen.
Ich warne Euch vor, es wird ein langer Text.
Während ich auf die Bestätigung für das Aktivieren des Accounts gewartet habe, habe ich mir Eure Posts durchgelesen und habe vor allen von Euch so viel Respekt.
Jetzt zu unserer Geschichte.
Mein Freund und ich kennen uns seit ca 5,5 Jahren. 2,5 Jahre davon sind wir ein Paar. Ich habe Ihn als smarten, witzigen und Lebensfrohen Menschen kennen- und lieben gelernt. Ich wusste, er hatte in seinem Leben ein paar dunkle Momente, die für unsere jetzige Situation wichtig sind, welche er damals aber, so schien es, sehr gut überwunden hatte.
Ich zog nach einem Jahr mit meinem Freund zusammen.
Unser Leben war glücklich und schön.
Mein Freund wurde auf Arbeit sehr eingespannt, es wurde immer schwieriger und er bekam immer mehr Arbeit aufgedrückt.
Er wurde immer ausgelaugter und jeden Morgen, wenn wir zur Arbeit mussten, bekam er Magenprobleme, übergab sich und fühlte sich schlecht.
Eines Abends, ich war gerade dabei das Essen zuzubereiten, stand er einfach auf und stellte sich weinend in den dunklen Flur. Er stand über eine Stunde einfach nur da, starrte eine geschlossene Tür an und gab keine Regung von sich. An dem Tag beschlossen wir, dass er erstmal zuhause bleiben würde. Wir dachten, er wäre auf Grund der vielen Arbeit überarbeitet, hätte vielleicht ein Burnout. Wir suchten Ihm, nachdem er lange zuhause war, eine neue Arbeit. Bei dieser hatte er weniger Arbeitsstunden und dazu auch noch mehr Geld. Das Arbeitspensum war weit unter dem, welches er bisher gewohnt war und er erzählte jeden Tag glücklich davon, wie gut ihm das alles tat.
Der Tag, der alles zum Einstürzen gebracht hat, war ein Feiertag im letzten Jahr.
Ein Anruf seines Vaters, welcher ein manipulativer, egoistischer und arroganter Mensch ist, hat meinen Freund in ein Loch fallen lassen. Bei diesem telefonat wurde gedroht, manipuliert und erpresst.
Ab diesem Tag, war er nicht mehr ansprechbar, war nicht mehr arbeitsfähig, aß nicht mehr. Wochenlang. Ich versuchte an ihn ranzukommen. Nichts gelang mir. Ich redete über Einweisung, er wollte nicht von zuhause weg. Ich drängte Ihn dazu, bei seinem Arzt wenigstens eine Überweisung für den Psychologischen Dienst zu besorgen. Das sah er nach Wochen ein und wir suchten einen Psychologen.
Wir fanden einen und mein Freund bekam, zum Glück und durch Bekanntschaften, relativ schnell einen Termin. Seit letztem Jahr, ist er jetzt mit einer schweren Depression diagnostiziert und nimmt Antidepressiva.
Er sollte mit einer leichten Dosis anfangen, diese aber nach einer Eingewöhnungszeit erhöhen soll. Die Nebenwirkungen hielten sich an sich in Grenzen. Er war aber unglaublich Müde, hat Nachts 16-18 Stunden geschlafen und sobald er wach war, hat er sich wieder hingelegt. Dementsprechend habe ich alles übernommen. Ich war arbeiten, bis zu 12 Stunden am Tag. War danach einkaufen, bin nach Hause gekommen, habe mich um unseren Hund gekümmert. Habe mich ums Essen gekümmert und um den Haushalt. Außerdem um meinen Freund. Langsam bin ich ausgelaugt. Die Nebenwirkungen sind mittlerweile besser, aber er ist noch immer nicht stabil. Die Dosis wurde nicht erhöht, weil die Nebenwirkungen, wie die Müdigkeit, sonst nur noch schlimmer werden würden.
Er kann auch noch immer nicht arbeiten.
Ich wollte stark sein, habe ihm alles abgenommen und war und bin für ihn da.
An Tagen, an denen er wieder in sein Loch fällt, fühle ich mich Machtlos. Alles war wir erreicht und aufgebaut haben fällt dann wieder zusammen.
Es tut mir so weh zu sehen, wie er kämpft aber immer noch auf der Stelle tritt. Er möchte so gerne wieder der Alte sein, sagt es auch selbst. Er versteht nicht, wieso er nach so langer Zeit nicht stark genug ist, aus diesem Loch zu kommen.
An solchen Tagen weine ich viel, immer dann, wenn er nicht mit mir in einem Raum ist. Ich genehmige mir einen kurzen aber sehr heftigen Ausbruch. Teilweise sitze ich dabei auf den kalten Fliesen im Bad oder lehne mich an irgendeine Wand und weine. Wenn ich fertig bin, wische ich mir die Tränen vom Gesicht und funktioniere wieder.
Ich versuche ihm immer beizustehen, rede gut zu und sage ihm, dass ich stolz auf das bin, was er bis jetzt geschafft hat. Das es nicht seine Schuld ist, dass er sich so fühlt. Ich versuche ihm klarzumachen, dass er ein wundervoller Mensch und Partner ist.
Gleichzeitig quälen mich aber auch Selbstzweifel.
- Warum schaffe ich es nicht, ihn aufzubauen?
- Warum guckt er mich nicht mehr so an wie früher.
- Wieso berührt er mich nicht mehr wie früher.
- Ist er den ganzen Tag wieder so drauf gewesen oder liegt seine Stimmung an mir?
- Will er mich nicht mehr?
- Findet er mich nicht mehr schön?
- Liebt er mich nicht mehr?
- Wäre er besser ohne mich dran?
Ich weiß theoretisch, dass sich alle diese Fragen mit seinem Krankheitsbild erklären lassen, doch lassen sie mich nicht los.
Ich danke Euch, dass Ihr bis hierher gelesen habt, auch wenn es eher ein Roman geworden ist. Ich hoffe auf Eure Erfahrungsberichte und auf Eurer Feedback.
Hallo zusammen,
auf der Suche nach Hilfe und Antworten bin ich auf dieses Forum gestoßen. Gerne würde ich einfach mal loswerden, was mich beschäftigt und das Ganze bei Menschen, welche meine Situation verstehen.
Ich warne Euch vor, es wird ein langer Text.
Während ich auf die Bestätigung für das Aktivieren des Accounts gewartet habe, habe ich mir Eure Posts durchgelesen und habe vor allen von Euch so viel Respekt.
Jetzt zu unserer Geschichte.
Mein Freund und ich kennen uns seit ca 5,5 Jahren. 2,5 Jahre davon sind wir ein Paar. Ich habe Ihn als smarten, witzigen und Lebensfrohen Menschen kennen- und lieben gelernt. Ich wusste, er hatte in seinem Leben ein paar dunkle Momente, die für unsere jetzige Situation wichtig sind, welche er damals aber, so schien es, sehr gut überwunden hatte.
Ich zog nach einem Jahr mit meinem Freund zusammen.
Unser Leben war glücklich und schön.
Mein Freund wurde auf Arbeit sehr eingespannt, es wurde immer schwieriger und er bekam immer mehr Arbeit aufgedrückt.
Er wurde immer ausgelaugter und jeden Morgen, wenn wir zur Arbeit mussten, bekam er Magenprobleme, übergab sich und fühlte sich schlecht.
Eines Abends, ich war gerade dabei das Essen zuzubereiten, stand er einfach auf und stellte sich weinend in den dunklen Flur. Er stand über eine Stunde einfach nur da, starrte eine geschlossene Tür an und gab keine Regung von sich. An dem Tag beschlossen wir, dass er erstmal zuhause bleiben würde. Wir dachten, er wäre auf Grund der vielen Arbeit überarbeitet, hätte vielleicht ein Burnout. Wir suchten Ihm, nachdem er lange zuhause war, eine neue Arbeit. Bei dieser hatte er weniger Arbeitsstunden und dazu auch noch mehr Geld. Das Arbeitspensum war weit unter dem, welches er bisher gewohnt war und er erzählte jeden Tag glücklich davon, wie gut ihm das alles tat.
Der Tag, der alles zum Einstürzen gebracht hat, war ein Feiertag im letzten Jahr.
Ein Anruf seines Vaters, welcher ein manipulativer, egoistischer und arroganter Mensch ist, hat meinen Freund in ein Loch fallen lassen. Bei diesem telefonat wurde gedroht, manipuliert und erpresst.
Ab diesem Tag, war er nicht mehr ansprechbar, war nicht mehr arbeitsfähig, aß nicht mehr. Wochenlang. Ich versuchte an ihn ranzukommen. Nichts gelang mir. Ich redete über Einweisung, er wollte nicht von zuhause weg. Ich drängte Ihn dazu, bei seinem Arzt wenigstens eine Überweisung für den Psychologischen Dienst zu besorgen. Das sah er nach Wochen ein und wir suchten einen Psychologen.
Wir fanden einen und mein Freund bekam, zum Glück und durch Bekanntschaften, relativ schnell einen Termin. Seit letztem Jahr, ist er jetzt mit einer schweren Depression diagnostiziert und nimmt Antidepressiva.
Er sollte mit einer leichten Dosis anfangen, diese aber nach einer Eingewöhnungszeit erhöhen soll. Die Nebenwirkungen hielten sich an sich in Grenzen. Er war aber unglaublich Müde, hat Nachts 16-18 Stunden geschlafen und sobald er wach war, hat er sich wieder hingelegt. Dementsprechend habe ich alles übernommen. Ich war arbeiten, bis zu 12 Stunden am Tag. War danach einkaufen, bin nach Hause gekommen, habe mich um unseren Hund gekümmert. Habe mich ums Essen gekümmert und um den Haushalt. Außerdem um meinen Freund. Langsam bin ich ausgelaugt. Die Nebenwirkungen sind mittlerweile besser, aber er ist noch immer nicht stabil. Die Dosis wurde nicht erhöht, weil die Nebenwirkungen, wie die Müdigkeit, sonst nur noch schlimmer werden würden.
Er kann auch noch immer nicht arbeiten.
Ich wollte stark sein, habe ihm alles abgenommen und war und bin für ihn da.
An Tagen, an denen er wieder in sein Loch fällt, fühle ich mich Machtlos. Alles war wir erreicht und aufgebaut haben fällt dann wieder zusammen.
Es tut mir so weh zu sehen, wie er kämpft aber immer noch auf der Stelle tritt. Er möchte so gerne wieder der Alte sein, sagt es auch selbst. Er versteht nicht, wieso er nach so langer Zeit nicht stark genug ist, aus diesem Loch zu kommen.
An solchen Tagen weine ich viel, immer dann, wenn er nicht mit mir in einem Raum ist. Ich genehmige mir einen kurzen aber sehr heftigen Ausbruch. Teilweise sitze ich dabei auf den kalten Fliesen im Bad oder lehne mich an irgendeine Wand und weine. Wenn ich fertig bin, wische ich mir die Tränen vom Gesicht und funktioniere wieder.
Ich versuche ihm immer beizustehen, rede gut zu und sage ihm, dass ich stolz auf das bin, was er bis jetzt geschafft hat. Das es nicht seine Schuld ist, dass er sich so fühlt. Ich versuche ihm klarzumachen, dass er ein wundervoller Mensch und Partner ist.
Gleichzeitig quälen mich aber auch Selbstzweifel.
- Warum schaffe ich es nicht, ihn aufzubauen?
- Warum guckt er mich nicht mehr so an wie früher.
- Wieso berührt er mich nicht mehr wie früher.
- Ist er den ganzen Tag wieder so drauf gewesen oder liegt seine Stimmung an mir?
- Will er mich nicht mehr?
- Findet er mich nicht mehr schön?
- Liebt er mich nicht mehr?
- Wäre er besser ohne mich dran?
Ich weiß theoretisch, dass sich alle diese Fragen mit seinem Krankheitsbild erklären lassen, doch lassen sie mich nicht los.
Ich danke Euch, dass Ihr bis hierher gelesen habt, auch wenn es eher ein Roman geworden ist. Ich hoffe auf Eure Erfahrungsberichte und auf Eurer Feedback.