Unsicherheit bzgl. Therapie

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Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Gardi »

Hallöchen,

ich lese schon eine Weile still mit und habe mich jetzt dazu entschlossen, mich anzumelden. Ich habe seit kurzem die Verdachtsdiagnose der rezidivierenden depressiven Störung. Derzeit wohl in einer mittelgradigen Episode. Ich weiß schon seit Jahren, dass etwas nicht stimmt, denke aber auch oft, es ist alles nicht so schlimm. Ich kriege das irgendwie hin, wenn ich mich zusammenreiße. An diese innerliche Leere habe ich mich schon fast gewöhnt. Vor ca. 5 Wochen hatte ich sowas wie einen Zusammenbruch. Seitdem bin ich krankgeschrieben, werde aber nächste Woche wieder zur Arbeit gehen.

Ich hatte zwischenzeitlich ein Erstgespräch und eine Woche später so eine probatorische Sitzung. Mir wurde nahgelegt, eine Verhaltenstherapie zu machen. Die nächste probatorische Sitzung ist am Freitag. Alles Dinge, die ich nicht nochmal machen wollte. Hatte es vor ein paar Jahren probiert, aber die Erfahrung war furchtbar, sodass ich das Ganze abgebrochen habe.

Die Therapeutin ist wirklich sehr nett, aber ich habe das Problem, dass ich in den Sitzungen nicht weiß, was ich sagen soll. Es fühlt sich an, als wäre mein Kopf wie leergefegt. Ich bin teilweise so unsicher, dass ich bei einigen Fragen anfangen muss zu lachen. Keine Ahnung warum.
Mir fällt es generell schwer, meine Gedanken auszudrücken. Habe dann oft den Eindruck, man versteht mich nicht. Wie auch, ich tue es ja auch nicht. Gefühle beschreiben ist schwierig, denn ich weiß gar nicht, wie ich mich fühle. Macht das Sinn? Ich habe jetzt überlegt, eventuell Einiges aufzuschreiben. Aber selbst das bekomme ich irgendwie nicht hin, denn teilweise weiß ich selbst nicht woran ich denke bzw. was ich fühle. Es ist so, als wäre man ständig in Trance. Es hat sich irgendwie alles verselbstständigt. Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder Tipps für mich? Mir ist jetzt schon schlecht, wenn ich an Freitag denke. Ich möchte nicht wieder in der Situation sein, wo ich mich nicht ausdrücken kann. Diese Unsicherheit lähmt mich ein Stück weit. Versteht ihr was ich meine? Falls jemand einen Rat für mich hat, wäre ich sehr dankbar.

LG Gardi
Suchende2
Beiträge: 1182
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Gardi,

herzlich willkommen im Forum.

Ja, das kenne ich auch. Erzähle Deiner Therapeutin von diesem Problem. Schreibe Dir notfalls auf, was Du sagen möchtest.
Ich bin häufig mit einem Zettel bei meiner Therapeutin.
Da steht zum einen drauf, was mir wichtig zu besprechen ist und "Nachtrag" zur letzten Therapiestunde.
Inzwischen, nach über 2 Jahren, brauche ich selten den "Nachtrag" und ich habe gelernt meine Gefühle besser zu benennen. Dabei hat mir meine Therapeutin geholfen. Ich habe ihr am Anfang gesagt, daß es mir schwer fällt.

Alles Gute,
Suchende
Meridian
Beiträge: 506
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Meridian »

Hallo Gardi,

wie wäre es, wenn du es genauso, wie du es hier beschrieben hast, deiner Therapeutin beschreibst.
Wenn du nicht weißt, was du fühlst, dann sag ihr das.
Deine Therapeutin wird damit umgehen können und du wirst nicht die einzige sein, der es schwerfällt, Gefühle oder Gedanken in Worte zu fassen.
Innere Leere wird ihr auch ein Begriff sein.
Das alles hat seinen Grund und vielleicht ist es möglich, dem in der Therapie näherzukommen.

Alles Gute für die nächste Stunde,
Meridian
Phoenix2019
Beiträge: 254
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Gardi
Wenn es dir auch schwer fallen sollte, dir Notizen für das nächste Gespräch zu machen, dann druck doch deinen Beitrag hier aus dem Forum aus. Ich finde, darin drückst du dich sehr verständlich und nachvollziehbar aus.
Alles Gute für das Gespräch
Phoenix
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Gardi »

Hallo ihr lieben,

vielen Dank für Eure Nachrichten. Ich werde morgen versuchen, es ihr zu erklären. Ich hoffe es klappt einigermaßen. Eure Tipps haben mir schon geholfen. Es ist eigentlich auch so offensichtlich, wie man mit der Situation umgeht aber wenn man erstmal da ist, finde ich das unheimlich schwer.

LG Gardi
Schlumpffine
Beiträge: 361
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo ,
und willkommen im Forum.
Bei meinen ersten Gesprächen mit Therapeuten ging es mir genau so.
Tipp: Versuche nicht Rational- was dein Post nahelegt- sondern unbefangen mit Deiner Therapeutin zun reden. Stell Dir vor, Du kannst alles was Dir "auf der Seele liegt" einmal jemanden mitteilen. Ich weiss es ist leichter geschrieben als ausgeführt. Sprich mit Deiner Therapeutin über alles was Dich betrifft - also über deine Gefühle,Ängste und Gefühle. Sie wird es verstehen.
Es gibt aber auch etwas negatives. Nach ein oder zwei Gesprächen zu erwarten, das alle "Probleme" sich auflösen, ist unrealistisch.
Du hast den ersten und wichtigsten Schritt getan -mach bitte weiter.
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Gardi »

Hallo Schlumpffine,

danke für deine Antwort. Das Problem an der Sache ist, dass mir das Reden halt absolut nicht leicht fällt. Ich kann nicht mal sagen, was ich fühle. Das ist mein Problem. Ich bin in den Situationen, wie in Trance. Natürlich weiß ich, dass die Probleme sich nicht auflösen. Das erwarte ich auch gar nicht. Mir ist auch bewusst, dass es harte Arbeit ist.

LG Gardi
Schlumpffine
Beiträge: 361
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo Gardi,
es klingt vieleicht komisch, aber stell Dir einmal vor, Deine Therapeut/in ist ein Parkscheinautomat. Du hast Geld eingeworfen und kannst ihr alles erzählen.
Und Du bekommst eine wohlwollende Antwort.
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
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Schlumpffine
Beiträge: 361
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Schlumpffine »

Auch mir ist zu Anfang schwer gefallen, Vertrauen in den Therapeuten zu entwickeln.Du hast Dich hier im Forum angemeldet, um Dich mit anderen Betroffenen auszutauschen. SUPER Also kannst DU "reden".
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
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Frautel
Beiträge: 18
Registriert: 12. Sep 2022, 16:06

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Frautel »

Hallo Gardi,

mir geht es ähnlich wie dir, dass ich in Sitzungen auch nicht weiß, was ich sagen soll. Im Gegensatz zu dir, fällt mich aber im Nachhinein zuhause ein, was ich hätte sagen können oder auch vorher, was ich sagen will.

Ich habe leider keinen Rat, aber ich kann mir vorstellen, dass wenn du weiterhin versuchst, dich mit deinen Gefühlen auseinanderzusetzen, dass du irgendwann Fortschritte machen wirst. Ich glaube auch, dass es viel auf deine Therapeutin draufankommt, wie sie damit umgeht, dass du nicht offen über deine Gefühle sprechen kannst. Mir fällt es auch schwer. Ich habe keinen Therapeuten, sondern nur einen Psychiater, aber der weiß genau, wie ich bin und was er fragen muss, damit ich antworten kann. Und mir ist auch aufgefallen, dass es mir mittlerweile schon etwas leichter fällt über meine Gefühle zu sprechen. Das hätte ich mir anfangs auch nicht vorstellen können. Und Ja, ich kenne es auch, dass man seine Gedanken nicht richtig ausdrücken kann und das Gefühl hat, dass das Gegenüber es nicht versteht oder es falsch rüberkommt. Vermutlich bist du auch so jemand, der sich viel zu viele Gedanken darüber macht, wie du dich formulierst. Leider kann ich dir da auch nicht helfen, weil ich genauso bin xD aber du bist nicht allein, falls es dich beruhigt.

Dein Text könnte echt von mir kommen :D "Ich weiß schon seit Jahren, dass etwas nicht stimmt, denke aber auch oft, es ist alles nicht so schlimm. Ich kriege das irgendwie hin, wenn ich mich zusammenreiße. An diese innerliche Leere habe ich mich schon fast gewöhnt. " Das würde ich von mir genauso sagen. Irgendwie kriegt man das Leben zwar auch hin, aber da wir uns an DIESES Leben schon so gewöhnt haben, wissen wir glaub ich nicht, dass das Leben auch anders sein kann. Es ist schonmal gut, dass du dich hier angemeldet hast und dich mit dem Thema jetzt auseinandersetzt. Du weißt, dass du Hilfe brauchst, deshalb hoffe ich für dich, dass du dich von den anfänglichen Schwierigkeiten nicht entmutigen lässt und einen therapeutischen Weg für dich findest.

Alles Gute
Gardi
Beiträge: 17
Registriert: 23. Nov 2022, 18:07

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Gardi »

Kurze Rückmeldung von mir.

Nochmal Dankeschön an alle für die Antworten. Das Gespräch war soweit ok. Ich hatte meinen Zettel mit aber versucht ihn nicht zu nutzen. Ich denke, ich werde in der nächsten Zeit wahrscheinlich noch genug Gelegenheit bekommen einiges anzusprechen. Oder eben auch nicht. Ich lass es das ein wenig auf mich zukommen und bin noch immer ein wenig skeptisch, aber ich denke, euch ging es da nicht anders.

Gardi
Bauchtänzer
Beiträge: 384
Registriert: 13. Jul 2019, 20:38

Re: Unsicherheit bzgl. Therapie

Beitrag von Bauchtänzer »

Das hört sich doch gut an, Gardi!

Wie oft hatte ich einen Notizzettel mit Punkten, die ich ansprechen wollte, dabei und habe oft nicht 1x daraufgeschaut, weil das Gespräch auch ohne Zettel in Fluss kam und im Fluss blieb.

Lass dir Zeit und versuch dich einzulassen auf den Therapieprozess.
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