Angst, Panik, Zwangsgedanken

Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo ihr Lieben,
liebe Brigitte,

jetzt sind wir schon mitten im Januar gekommen. Aber es ist noch nicht zu spät, dir und allen anderen ein gesundes, friedliches Jahr 2023 zu wünschen.

Unseren Silvesterabend haben mein Mann und ich auf dem Sofa liegend bei 2 Filmen aus der Mediathek verbracht. Eigentlich war geplant, ein Weilchen mit Freunden zu feiern, von wo ich auch bei einem eventuellen Anruf meiner Mutter in 5 Minuten zu Hause gewesen wäre. Aber mich hatte ein heftiger Infekt erwischt, das ganze Erkältungsprogramm sozusagen, sodass wir zu Hause bleiben mussten.
Das sind wir mittlerweile aber auch gewöhnt.

Es ist so viel ausgefallen in den letzten 3 Jahren. Das liegt nicht nur an Corona, sondern auch an uns selbst. Die Gesundheit meines Mannes und auch meine spielen dabei eine große Rolle. Doch ich merke, dass wir uns auch gern hinter dieser Fassade verstecken.

Es hat mich nicht gestört, dass wir nicht in den Urlaub gefahren sind. Große Reisen haben wir ohnehin nicht unternommen.
Uns genügten in den letzten Jahren Kurzurlaube oder auch Tagesausflüge.

Ich habe sicher schon irgendwann mal erzählt, dass ich meinetwegen nur dann etwas gebucht habe, wenn eine kurzfristige Stornierung möglich war.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wenigstens mal wieder ein Tagesausflug möglich ist.

Zurzeit steht die Pflege meiner Mutter an allererster Stelle, darüber möchte ich gar nicht klagen. Ich bin einfach dankbar dafür, dass ich jetzt vieles von dem zurückgeben kann, was sie für mich und meine Familie getan hat.
Diese Zeit will ich ganz intensiv nutzen.

Meine Schwester und ich sind ein eingespieltes Team. Außerdem kommt nun früh der Pflegedienst, das entlastet schon.

Ich hoffe aber sehr, dass wir, mein Mann und ich,selbst wieder etwas aktiver werden können ( und wollen).

Im Moment fühle ich mich allerdings einfach nur müde.

Aber das vergeht auch wieder .

In diesem Sinn Liebe Grüße,

Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Liebe Edda,

es hört sich an, dass du auf dem Weg der Besserung bist. Das ist gut.

Auch wir haben Silvester am heimischen Fernseher verbracht.
Seit Jahrzehnten das zweite Mal allein. Es hat aber auch etwas.

Die Pflege eines Angehörigen braucht die Pflegenden wirklich ganz. Ich kann das gut nachvollziehen.
Der Pflegedienst war uns eine gute Hilfe. 1. weil der Pflegedienst gut war und 2. so hatte ich auch immer gute Ansprechpartner.

Vergangenes Jahr waren wir nach der jahrelangen Pflege das erste Mal für eine Woche in Urlaub.
Das hat mir auch gereicht. Ich kann das nicht mehr. Selbst ein Tagesausflug verlangt mir mittlerweile viel ab. Mein Mann kann das nicht wirklich nachvollziehen.
So ist es für mich immer ein Kampf. Mit mir kämpfen und fahren oder mit meinem Mann gegen eine Fahrt kämpfen.

Für dieses Jahr wünsche ich dir und allen hier das Beste.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Krimi,

vielen Dank für die guten Wünsche, die ich sehr gern erwidere.

Gerade habe ich für meine Schwester meine Termine im nächsten Vierteljahr aufgeschrieben. Ich habe ihre auch bekommen, sodass wir wirklich gut koordinieren können. Stolz bin ich auf meine beiden Töchter, die ,so oft es geht, für die Oma da sind.

Ja, mit dem Weggehen und Wegfahren ist es wirklich ein spezielles "Problem".

Unsere Ansichten gehen nicht weit auseinander, wobei zurzeit mein Mann mehr bremst als ich. Ich möchte ihm nichts unterstellen, denke aber, dass es ihm ganz recht ist, dass wir jetzt gar nicht wegkommen.
Er hat mir schon mehrfach empfohlen, mal ein paar Tage mit den Töchtern wegzufahren. Darüber denke ich schon nach, aber das zu realisieren , wäre nicht so einfach .

Eine meiner Freundinnen fährt auch überhaupt nicht weg, hat aber nichts dagegen, dass ihr Mann mit seinen Geschwistern Urlaub macht.

Für nächste Woche stand/ steht ein Treffen mit den Freunden an, zu denen wir einen sehr guten Kontakt haben , und das trotz unserer Krankheiten und einiger Absagen unsererseits. Das war schon geplant, klappte aber in der Gaststätte, die wir ausgesucht haben , nicht. Mein Mann hat aufgeatmet. Nun wurde ein anderes Lokal gefunden.
Er darf natürlich selbst entscheiden ,ob er mitkommt. Ich würde mich darüber natürlich freuen, will ihn aber nicht unter Druck setzen. Ähnliche Situationen haben wir schon einige Male erlebt.
Da ist er schweren Herzens mitgekommen . Hinterher kam immer die Bemerkung, dass es doch gut war.

Wenn er nächste Woche zu Hause bleibt , werde ich sicher trotzdem fahren.
Aber natürlich hängt es auch vom Zustand meiner Mutti an.

Ganz liebe Grüße, Edda
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Edda,liebe Brigitte
mein Thema ist gerade,wie komme ich durch Januar und Februar----ich warte auf Licht,Sonne und Wärme.
Tage,an denen ich nicht aus dem Haus muss,die sind mir wichtig und sie sind notwendig.
Ich schaffe nur eine Teil der Hausarbeit,das ist nicht leicht auszuhalten,weil ich früher viel zupackender arbeiten konnte und wollte.
Jetzt sehe ich sogar vertrocknete Blumen auf der Fensterbank,das ist leider ganau der Teil,den ich früher immer zuerst angefangen habe.
Zwei Arzttermine sind geschafft,Medikamente besorgt,allein das ist aufwendig.
Hier kommt gerade die Sonne raus,vorher Dauerregen,ich hätte den Regenbogen suchen müssen!
Herzliche Grüße
anna54
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Ihr Lieben,
liebe Brigitte und liebe Anna,

so vieles von dem, was ihr geschrieben habt, erlebe ich genauso.
Es ist ja auch normal, dass man sich im Lauf des Lebens auf Veränderungen einstellen muss.
Zum Glück sind nicht alle negativ.

Dass eine unserer Töchter und ihr Partner ihr Haus bewusst ganz in unserer Nähe gebaut haben, ist für meinem Mann und mich eine ganz große Freude.
Über den "neuen" kleinen Enkel, der genau heute 4 Monate alt ist, freuen wir uns auch sehr.
Sogar die Pflege meiner Mutter empfinde ich als etwas ganz Besonderes, weil unsere Nähe zueinander noch einmal eine neue Stufe erreicht hat. Meine Mutter war immer für mich und meine Familie da, das war für sie einfach selbstverständlich. Was hat sie für Ängste aushalten müssen, als ich in meiner 1.unheilvollen Ehe, als ich öfter mit den Kindern bei meinen Eltern Schutz gesucht habe, um dann doch wieder den Versprechungen meines Exmannes zu glauben und wieder zu ihm zurückzugeben.


Trotzdem gab es kaum so eine körperliche Nähe wie einfach mal gedrückt oder in den Arm genommen zu werden. Ich denke, das ist auch eine Generationsfrage.

Jetzt bin ich meiner Mutter so nah. Ich bin ihr beim Ausziehen der Kleidung behilflich, massiere ihren Rücken, streiche ihr über den Kopf und bringe sie ins Bett. Das alles empfinde ich als ein Geschenk.

Natürlich schimpfe ich manchmal so leise bei uns oben in der Wohnung vor mich hin , wenn ich es tagsüber als manchmal recht anstrengend empfinde, mehrmals hintereinander (an)gerufen zu werden.
Aber letztendlich mache ich es gern. Meine Mutter soll nie das Gefühl haben, dass sie mich belastet.

Die Pflege meiner Mutter hat noch einen guten Nebeneffekt. Ich bin abgelenkt, was dabei hilft, meiner Angst und dem Zwangsgedanken nicht mehr so viel Raum zu geben.
Zurzeit hält sich die Depression zum Glück auch zurück.

Liebe Anna, du solltest dir nicht zu viel Gedanken machen, dass du früher viel mehr Hausarbeit geschafft hast. Das geht vielen in unserem Alter und mit unserer Krankheit
so. Ich mag die Wintermonate auch nicht so. Aber irgendwie wird mein Gewissen in dieser Zeit etwas beruhigt. Wenn ich, wie zurzeit, lesen kann, macht es mir nichts aus, tagsüber ins Buch zu versinken.

Draußen auf dem Hof und im Garten ist nichts zu tun, also gönne ich mir die Zeit jetzt.

Liebe Brigitte, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich Ruhe hätte , wenn ich mit meinen Töchtern ohne meinen Mann wegfahren würde. Vor etlichen Jahren habe ich meiner Schwester zu einem runden Geburtstag ein gemeinsames "Schwestern-Wochenende" im Erzgebirge geschenkt. Das war schön, wir erinnern uns beide noch gern daran, aber eigentlich waren meine Gedanken immer zu Hause.

Am besten ist es wohl, wenn wir nicht so viel mit uns selbst hadern , sondern manche Dinge so laufen lassen, wie sie eben laufen.

In diesem Sinn liebe Grüße,

Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Liebe Edda,

du leistest viel in der Pflege deiner Mutter.
Ich weiß wovon ich rede. Deine Mama und auch meine Schwiegermutter gehören zu der Generation in der es selten war Nähe zu zeigen, auch wenn sie es vielleicht gern gewollt hätten.

Meine Schwiegermutter war über sechs Jahre mit in unserem Haushalt.
Davon drei Jahre in denen sie nicht mehr allein bleiben konnte. Und wie du beim An- oder Ausziehen helfen. Dann noch ein Jahr mit intensiver Pflege - mit Füttern, Trinken geben, halbstündliches Lagern und Windel wechseln.
Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meiner Schwiegermutter, doch sie einmal wickeln zu können, das konnte ich mir nicht vorstellen. Als es dann soweit war, machte es mir nichts aus.

Du schreibst: „Natürlich schimpfe ich manchmal so leise bei uns oben in der Wohnung vor mich hin , wenn ich es tagsüber als manchmal recht anstrengend empfinde, mehrmals hintereinander (an)gerufen zu werden.
Aber letztendlich mache ich es gern. Meine Mutter soll nie das Gefühl haben, dass sie mich belastet.“

Du darfst schimpfen und du darfst auch mal den Anruf oder das Rufen überhören. Mach dir kein schlechtes Gewissen. Deine Mama wird es dir auch nicht machen und weiß, dass sie dir keine Last ist.
Glaube mir, ihre Dankbarkeit ist groß.

Wir hatten uns ein Babyfon zugelegt, um meine Schwiegermutter zu hören wenn sie ruft. Das war ganz schön anstrengend und auch Nerven kostend. Oft waren ihre Rufe „Hilfe, Hilfe, hört mich den niemand. Bitte hilf mir doch einer.“ Ihre Zimmertür stand tagsüber immer offen, sodass Blickkontakt möglich war. Wenn wir dann zu ihr gingen und fragten was sie möchte, kam „Ich komme nicht in mein Bett.“ „Mutter, du bist im Bett.“ Sie :Ach so, dann ist es ja gut.“ Kurze Zeit später wieder die Rufe. „Hilf mir bitte mein Nachthemd anzuziehen.“ „Du hast dein Nachthemd schon an.“ „Dann ist gut.“ Einige Zeit Ruhe und wieder weiter „Hilfe, Hilfe“ oder sie rief meinen Mann „Hilf mir bitte, ich falle aus dem Bett.“ „Nein, du kannst nicht fallen. Ich habe das Seitengitter hoch gemacht.“ „O gut.“

Wir hatten außer durch den Pflegedienst auch die Unterstützung durch den Palliativdienst. Die für uns zuständige Dame sagte uns u.a.- „Auch wenn es sich jetzt hart anhört. Machen Sie das Babyfon aus. Sie dürfen das ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sie machen so viel für Ihre Mutter/Schwiegermutter. Aber sie müssen auch an sich denken und eine Pause haben.“

Wir hatten aber auch viele schöne und lustige Momente.
Einmal sagte sie zu mir „Wenn es mir wieder besser geht, müssen wir in die Stadt. Mein Geld verprassen. Die anderen sollen davon nichts abbekommen.“
Oder wenn ich sie fragte, ob sie Fernsehen möchte, zu dieser Gelegenheit mussten wir den Fernseher vor ihr Bett schieben, dann sagte sie einmal „Nein, lass mal, ich kaufe mir selbst einen.“ „Mutter, das ist dein Fernseher.“ „Ach so, dann möchte ich gucken.“

Diese sechs Jahre in einem Haushalt und vor allem die letzte Zeit war die intensivste Zeit. Und - ich würde, wir würden es wieder tun.
Meine Schwiegermutter ist seit über einem Jahr tot, doch ich habe immer noch das Gefühl sie kommt aus ihrem Zimmer oder sie ruft uns. Sie ist mit fast 92 Jahren friedlich zu Haus eingeschlafen. So wie sie es sich immer wünschte.

Weiter hast du geschrieben - „Die Pflege meiner Mutter hat noch einen guten Nebeneffekt. Ich bin abgelenkt, was dabei hilft, meiner Angst und dem Zwangsgedanken nicht mehr so viel Raum zu geben.
Zurzeit hält sich die Depression zum Glück auch zurück.“
Das stimmt, mir erging es ebenso. Meine Probleme hatten keinen Raum, traten in den Hintergrund. Sachen die mir in dieser Zeit emotional sehr weh taten konnten an Intensität verlieren, sonst wäre ich wohl sehr abgestürzt.

Doch seit einiger Zeit sind die Ängste, die Panik wieder da. Vor allem beim Wachwerden. Aber ich möchte keine AD mehr nehmen. Muss ich doch schon so viele andere Medi‘s einnehmen.
—————————
Schön, dass du deine Enkelkinder genießen kannst. Und vor allem, dass deine Töchter in eurer Nähe wohnen.

Unser Sohn, der mit uns im Haus wohnte, kam jeden Tag zu seiner Oma.
Sie hat es genossen und ich auch.

Jetzt hat er eine Familie und wohnt bei ihr. Er heiratet im Frühjahr und wir werden mit einem Schlag vierfache Großeltern. Seine Frau hat vier Kinder und sie möchten Oma und Opa sagen. Ist schon ein sonderbares Gefühl. Aber wir mögen unsere Schwiegertochter sehr gern und auch ihre Kinder.
Die Kinder genießen es mit ihrer Mutter und unserem Sohn zu uns zu kommen. Immer ist eingeplant gemeinsam zu spielen. Das wissen sie und genießen es. Und wir spielen gern, schon immer.
Wir sind auf unseren Sohn stolz und bewundern seinen Mut sich für seine Frau und ihre Kinder entschieden zu haben. Er macht es gut.

Doch leider ist die Planung der beiden nach Hamburg zu ziehen. Das ist für uns nicht mal eben um die Ecke. Es sind gut 300 Kilometer.

Meine Antwort ist nun leider lang und viel von mir geworden.

LG und ein schönes Wochenende.
krimi
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- Elisabeth Tova Bailey -
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Krimi,

schön, dass deine Antwort so lang geworden ist. Darin ist so viel Positives, das mich von ganzem Herzen berührt.
Von deinem Sohn, seiner jungen Familie, dass er gleich vielfacher Vater von den Kindern wird,für die ihr ganz selbstverständlich Großeltern sein dürft, hattest du mir ja schon einmal geschrieben. Das ist so toll !

Es erinnert mich an das Kennenlernen meines Mannes, der vom ersten Tag an für meine Zwillinge da war und der damals und auch heute noch sagt(e), auch wenn ich 3 oder 4 Kinder gehabt hätte, hätte das für ihn nichts geändert.

Weißt du, liebe Krimi,dass dein Verhältnis zu deiner Schwiegermutter so eng und herzlich war, ist mehr als bewundernswert,es ist einfach ein Geschenk.
Die lustigen Begebenheiten haben sicher auch für die anstrengende Pflege entschädigt.

Ich bin schon etwas traurig, dass das Verhältnis zu meinen Schwiegereltern eher oberflächlich war.
Als ich meinen Mann kennenlernte, habe ich mich auch darüber gefreut, so junge Schwiegereltern zu bekommen. Mein Mann ist 4 Jahre jünger als ich, seine Mutter war bei seiner Geburt gerade mal 18, sein Vater 23. Ich hatte also Schwiegereltern, die nur 14 bzw 19 Jahre älter als ich waren.
Als sie mir das "Du" anboten , bekam ich sozusagen die Erlaubnis , jetzt "Mutter" bzw "Vater " zu sagen. Das habe ich in den ganzen vielen Jahren nicht einmal über meine Lippen gebracht.
Sie zu bitten, sie beim Vornamen nennen zu dürfen, habe ich mich nicht getraut.

So ist es bis zu ihrem Tod vor 2 Jahren bzw vor 3 Wochen geblieben.

Ich könnte so viel zum Verhältnis meines Mannes zu seinem Vater und auch zu seiner Mutter, die sich nie getraut hat, sich schützend vor die Kinder zu stellen sagen.
Doch nun ist es vorbei.

Meine Mutti ist ja geistig noch sehr fit. Zum Beispiel sagt sie uns , ohne dass wir den Medikamentenplan brauchen, wie meine Schwester oder ich die Tabletten setzen müssen. Sie kennt sich bestens zum Beispiel in ihren ganzen Rentenangelegenheiten oder anderem bürokratischen Kram aus

Als sie vor einiger Zeit mal mit dem Krankentransport nach Hause gebracht wurde, wollte eine jüngere Sanitäterin über verschiedene Sachen informieren. Ich habe das gleich abgebrochen, weil ich wusste, dass meine Mutti das alles weiß. Spaßeshalber habe ich der jungen Frau angeboten, dass sie sich an meine Mutti wenden kann, wenn sie mal eine Frage zur Rente hat. Ich weiß nicht mehr, ob der Spaß so gut angekommen war.

Es sind zurzeit "nur " die körperliche Schwäche und ihr Asthma, was sie so aus der Bahn geworfen hat und bei dem wir relativ sicher sind, dass es da keine großen Fortschritte in ihrem hohen Amter von 95 mehr geben kann.

Wir haben ein Pflegebett mit dem Rezept des Hausarztes beantragt. Nun kam doch tatsächlich ein sehr umfangreicher Fragebogen,den wir detailliert beantworten mussten, warum und ob überhaupt sie ein Pflegebett braucht. Wenn wir jis nächste Woche antworten, könnten wir Glück haben, dass bis zum 30. Januar eine Entscheidung gefallen wird. Das ist eine unfassbare Schikane, aber leider hausgemacht.

Ähnlich ging es uns vor 10 Jahren mit Hilfsmitteln , die unser Sonnenstrahl-Kind F.dringend benötigte...und von dieser Kasse nicht genehmigt bekam.

Nun hoffen wir , dass vielleicht ein Wunder geschieht.

Ganz liebe Grüße, Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Liebe Edda,

danke für deine Antwort.

Hat deine Mama einen Pflegegrad?
Vielleicht bringt es mehr, wenn ihr diesen Fragebogen zusammen mit dem Hausarzt deiner Mama ausfüllt.

Wir haben alle Pflegemittel etc. immer durch ein Sanitätshaus beantragt. Die Mitarbeiterin war immer sehr kompetent und hilfsbereit. So gab es nie Schwierigkeiten. Und an entsprechende Fragebogen kann ich mich nicht erinnern.

Ich wünsche euch viel Glück, dass ihr das Pflegebett erhaltet. Das wäre eine enorme Erleichterung.

In der augenblicklich für mich schwierigen Zeit ist mir mein Hund ein treuer Begleiter und eine Hilfe.
Er weicht mir nicht von der Seite, spürt, dass da bei seinem Frauchen etwas im Gange ist.
Das ist wohl auch der Auslöser für meine Angst, die Panik.
Aber das möchte ich an dieser Stelle nicht zum Thema machen.

Doch diese Angstgedanken möchte ich gern besiegen. Bisher ging ich auch immer logisch und Ziel orientiert mit meiner Krankheit um.
Mir fehlt ein Mensch der mich begleitet und unterstützt, außer meinem Mann.
Meine Schwägerin die mir oft eine Hilfe war ist leider wieder schwer erkrankt.
Und diesmal können wir beide uns nicht gegenseitig stützen.

Was kannst du gegen diese Gefühle tun?

Lesen und Musik - beides waren immer Nischen in die ich flüchten konnte.
Diese Hilfsmittel funktionieren zurzeit leider nur begrenzt.
Gartenarbeit war immer die beste Ablenkung. Doch das fällt aufgrund der Jahreszeit nun aus. Schnee schippen wäre eine Alternative. Mangels Schnee auch keine Option.
Da bleiben nur noch viele und weite Spaziergänge mit meinem Hund - bei jedem Wetter.

Dir und deinem Mann wünsche ich ein entspanntes Wochenende mit vielen Wohlfühlmomenten.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Krimi und liebe Brigitte,

ich bin noch da, und eigentlich ist es auch gar nicht meine Art,mit der Antwort so lange zu warten.

Um ehrlich zu sein, ich weiß jetzt auch gar nicht den genauen Grund....die Zeit war einfach wieder weg.

Liebe Krimi, meine Mutti hat den Pflegegrad 3. Eine Erhöhung haben wir beantragt, und die telefonische Begutachtung fand letzten Freitag statt. Meine Schwester und ich hatten uns wirklich gut darauf vorbereitet, und unsere Mutti selbst ist ja auch noch hellwach im Kopf. Sie hätte auch nie etwas anderes vorspielen können.

Die wirklich nette Dame vom MDK musste uns sagen, dass gerade die geistige Verfassung der Patientin bei der Feststellung eines Pflegegrades eine größere Rolle spielt als die körperliche.

Wir sind wirklich froh, dass wir eine im Kopf so klare Mutter haben. Aber das ändert nichts an vielen körperlich stark verschlechterte Tatsachen und dass nichts von dem, was bis Mitte Dezember noch so leidlich ging, mehr allein geht.

Nun sind wir auf den Bescheid gespannt. Zumindest will sich die Dame vom MDK für ein Pflegebett stark machen.

Die wirklich wenig sinnvollen Fragen auf dem AOK- Schreiben mit dem Hausarzt auszufüllen, hätte wenig Sinn gemacht, da er unsere Mutter ja erst einmal gesehen hat. Leider hat die vorherige Ärztin Ende Dezember aufgehört, hier zu praktizieren.

Liebe Krimi, ich merke gerade, dass ich zurzeit besser mit den Depressionen als mit den Ängsten umgehen kann. Die Depressionen halte ich aus, auch wenn sie länger dauern. Heute hatte ich einen Termin bei meiner Psychiaterin. Zu ihr habe ich gesagt, dass ich im Moment keine Zeit für Depressionen habe. Das ist natürlich Quatsch. Aber gerade durch die Pflege meiner Mutter habe ich jetzt noch mehr Struktur am Tag als vorher.

Schwieriger ist es , meine Angstgefühle in den Griff zu bekommen.
Es ist auch jetzt für mich schwierig , darüber zu schreiben. Ich versuche, alle in der Therapie erlernten Techniken abzurufen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Wenn wie bei dir eine so wertvolle Stütze wie deine Schwägerin erst einmal wegbricht und ihr euch zurzeit nicht gegenseitig aufbauen könnt, fragt man sich, warum das Schicksal so gemein sein kann.

Ich wünsche dir, dass dein Mann, deine Kinder und natürlich dein Hund dich bestmöglich durch die schwere Zeit begleiten und dass es bald wieder ganz viel Licht gibt.

Liebe Brigitte,es ist ganz schlimm, die Eltern zu verlieren, noch dazu innerhalb so kurzer Zeit.
Das allein ist schon schwer genug. Aber das scheint so manche Bürokraten in den Amtsstuben nicht so zu interessieren. Eher vermute ich aber, sie können und dürfen oftmals gar nicht im Interesse der Patienten entscheiden.

Ich möchte auf keinen Fall eventuellen Mitlesern , die vielleicht solche unpopulären Entscheidungen treffen müssen, zu nahe treten.

Wie bei mir ist es auch bei dir die Familie, die uns trägt und deren Zusammenhalt uns immer wieder neu motiviert.

Ich bin sehr stolz auf meine Töchter, die versuchen, so oft wie möglich für die Oma da zu sein.

Wenn du so von dem kleinen Sohn des Freundes deiner mittleren Tochter schreibst, berührt mich das sehr. Ich kenne die Situation ja nicht und kann mir kein Urteil erlauben, aber ich denke, der Papa sollte doch schon auf ein gemeinsames Sorgerecht Wert legen.

Obwohl ich mir vor über 4 Jahren, als sich meine Tochter von F.'s Papa trennte, große Sorgen gemacht habe und dem Wechselmodell sehr skeptisch gegenüberstand, sehe ich es heute so, dass sowohl F ' s Eltern als auch die neuen Partner sehr verantwortungsvoll damit umgehen. Natürlich sind die Kinder immer die Leidtragenden, aber das sind sie auch, wenn die Eltern ständig streiten.

Deine mittlere Tochter macht es genau richtig. Vielleicht ist es für sie auch nicht immer ganz leicht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.


Nun ist es schon ziemlich spät , deshalb wünsche ich euch eine gute Nacht.

LG, Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Liebe Edda,

warum war nur eine telefonische Begutachtung deiner Mama?
Schön, das die Dame sich darum kümmern will, dass deine Mama ein Pflegebett bekommt.

Du schreibst:
„Die wirklich nette Dame vom MDK musste uns sagen, dass gerade die geistige Verfassung der Patientin bei der Feststellung eines Pflegegrades eine größere Rolle spielt als die körperliche.

Wir sind wirklich froh, dass wir eine im Kopf so klare Mutter haben. Aber das ändert nichts an vielen körperlich stark verschlechterte Tatsachen und dass nichts von dem, was bis Mitte Dezember noch so leidlich ging, mehr allein geht.“

Wollte sie es einfach nur platt reden, weil sie keinen Hausbesuch machen wollte?

Meine Schwiegermutter bekam durch die telefonische Begutachtung keinen höheren Pflegegrad, obwohl sie schon bettlägerig war. Corona war der Hinderungsgrund einer persönlichen Begutachtung und unserem Gespräch nach wurde keine Grund für eine Höherstufung gesehen.
Nachdem Wir einen weiteren Antrag stellten kam endlich jemand vom MdK nach Hause. Und siehe, wir hätten trotz Corona auf eine persönliche Begutachtung bestehen können und jemand hätte kommen müssen.

Als diese Dame dann erfuhr, dass meine Schwiegermutter bei dem vorherigen Antrag auch schon bettlägerig war. Wir haben dann nachträglich eine Höherstufung erhalten.

Was nützt es, wenn deine Mama geistig fit ist, was natürlich sehr gut ist, dann sind es aber doch die körperlich voranschreitenden Defizite die Schwierigkeiten im Alltag machen.

Ihr solltet überlegen gegen den Bescheid Widerspruch einzulegen und die körperlichen Probleme als sehr wichtig darstellen.

Du sagst weiter: „Schwieriger ist es , meine Angstgefühle in den Griff zu bekommen.“

Das und was du vorher beschrieben hast kenne ich auch zu gut.

Immer wieder ist Panik da. Letzte Woche waren mein Sohn und Schwiegertochter zum Essen da und es war eine bedrückte Stimmung da, von meinem Sohn aus.
Später entschuldigte meine Schwiegertochter sich dafür. Sie hätten vorher einen schwierigen Termin gehabt und hätten Probleme wo sie nicht wüssten wie sie daraus kommen sollen. Sie es aber selbst aus eigener Kraft schaffen möchten.
Sofort kroch Angst in mir hoch. Darüber sprechen wollten sie aber auch nicht.

Doch dann entschieden sie sich mit uns zu reden.
So kamen sie gestern ohne Kinder zum Abendbrot. Nachdem wir uns gestärkt hatten kamen sie mit der Sprache raus und siehe, meine Angst, Panik hätte ich mir sparen können. Wir können ihnen helfen. Mein Sohn und auch meine Schwiegertochter hatten Tränen in den Augen.
Dabei weiß mein Sohn, dass wir ihn nie hängen lassen. Das haben wir schon so oft bewiesen.

Während wir gestern Abend auf die beiden warteten und mein Bauch grummelte, erhielt ich ein Päckchen.
Eine liebe Mitbetroffene und Freundin hat mir ein Päckchen geschickt.
Sie hatte wohl in unserem letzten Telefonat bemerkt, dass es mir nicht gut geht, auch wenn ich es nicht aussprach.

Sie hat eine Antenne dafür und reagierte immer bei größeren Dingen mit kleinen Aufmerksamkeiten. Dabei ist sie selbst schwer krank. Im Februar wird sie innerhalb von drei Monaten das dritte Mal am Kopf, einem Tumor operiert.

Mein Mann unterstützt mich sehr und würde mich am liebsten in den Glasschrank stellen.
Und mein Hund Henry weicht mir nicht von der Seite. Manchmal sieht er mich so seltsam und einrichten an, dass mir unheimlich wird. Er spürt instinktiv was mit mir nicht stimmt.
Er ist mir ein guter Begleiter.

Vorhin bin ich wieder in meinem Sessel eingeschlafen. Als ich wach wurde, war mein Zeitgefühl weg! Ich war der vollen Überzeugung es ist Samstagabend und ich habe vergessen einzukaufen. Da war auch die Panik wieder bei mir.

Diese Antwort an dich hat mich wieder geerdet.
Und mein Mann und ich haben entschieden morgen in ein Einrichtungszentrum Essen zu gehen.

Ich wünsche dir einen schönen Abend mit deinem Mann

krimi
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- Elisabeth Tova Bailey -
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Krimi,

ich habe gerade deine Antwort gelesen, und ich habe Tränen in den Augen.
Wie großartig ist doch die Geste deiner Freundin, die selbst sehr krank ist!

Davon bin ich zutiefst berührt, genauso aber auch von eurer Hilfe für euren Sohn und die Schwiegertochter.

Die Situation, dass sich ein Problem auftut, zunächst aber keine näheren Informationen da sind, kenne ich auch sehr gut. Mittlerweile habe ich durch die Therapie etwas gelernt, ein wenig gelassener zu sein.

Eine mein Töchter hat(te) eine Angewohnheit, mit der ich ganz schlecht umgehen konnte und kann. Sie schickt mir über WhatsApp eine Nachricht, in der sie etwas andeutet, was gerade nicht gut läuft oder dass sie sich über etwas sehr ärgert usw. Und dann kommt lange nichts.

Ich habe so oft schon mit ihr darüber gesprochen und sie gebeten, mich am besten anzurufen oder gleich zu schreiben , worum es geht.
Oftmals sind es Banalitäten, und trotzdem gerate ich in Panik.
Den Rat meiner anderen Tochter und auch meines Mannes, gar nicht zu reagieren, kann ich allerdings schwer befolgen.

Es gibt aber so viele andere Situationen, in denen ich bewusst versuche, meine Angst zu relativieren oder eben auch durch Klopfen die Wertigkeit zu mindern.

Heute bekamen wir Bescheid, dass übermorgen das Pflegebett kommt. Also hat die Dame vom MDK ihr Versprechen gehalten.

Als Grund für die telefonische Begutachtung wurde tatsächlich Corona genannt. Wir haben auch darüber gestaunt,haben das aber einfach in Kauf genommen, weil wir dachten, das ist jetzt eben noch so. Hätte ich ein bisschen weitergedacht, wäre mir eingefallen, dass die Begutachtung des Schwiegervaters bei einem Hausbesuch stattfand.
Er bekam den Pflegegrad 2, ist ja aber kurz nach diesem Termin verstorben.

Nun warten wir gespannt auf den Bescheid für unsere Mutti. Sollte sie nicht höhergestuft werden, gehen wir in Widerspruch. Dank deines Hinweises werden wir in dem Fall auf einen Hausbesuch bestehen.

Ich wünsche dir und deinem Mann morgen ein schönes "Essen-gehen" -Erlebnis.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

danke für deinen Link.Ich werde mir bei Gelegenheit die Sebdung anschauen.
Ja,eine gesunde Angst gehört zum Leben. Die, die mich leider immer wieder einholt, ist für die Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe ,das sind mein Mann, meine Kinder, meine Schwester und 2 Freundinnen, nicht so richtig nachvollziehbar.Der Psychiaterin habe ich natürlich auch davon erzählt, und mit meiner Psychologin bearbeite ich gerade dieses Thema.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich hier im Forum wegen der Triggergefahr nicht darüber schreiben möchte.

Dass du dich an die schlimmen Erlebnisse der auch weiter zurückliegenden Vergangenheit erinnerst, kann ich gut verstehen. Ich denke, wichtig ist es , sich immer wieder zu sagen, dass es vorbei ist.
Zu meiner gesamten ersten Ehe gehörten schlimme Ängste. Erstaunlicherweise hat sich vermutlich in meinem Gehirn ein Schutzmechanismus eingeschaltet.
Ich erinnere mich deutlich an einige Ereignisse, bei denen ich um mein Leben gebangt habe, aber das ganze "Drumherum" spielt in meinen Gedanken kaum noch eine Rolle. Ich will es auch gar nicht mehr hervorheben. Der einzige Grund, dass ich es doch tun würde, wären Fragen meiner Kinder. Sie wissen, dass die Ehe mit ihrem leiblichen Vater ein Desaster war. Aber das Bedürfnis, mit mir über Einzelheiten zu sprechen, war bisher nicht da.

Was da die ehemalige Partnerin des Freundes deiner Tochter durchzieht, ist einfach schlimm. Ähnliches hat der Sohn einer Freundin erlebt. Er hat aber inzwischen das Jugendamt eingeschaltet, von dem er wirklich auch eine gute Unterstützung bekommen hat. Das ist ja leider nicht immer der Fall. Seine Tochter darf jetzt aller 2 Wochen regelmäßig 5 Tage bei ihm sein.
Mit etwas Vernunft wäre vieles einfacher.

Die beunruhigenden WhatsApp -Nachrichten kommen nur von der einen Tochter.Mir sind Anrufe auch viel lieber. Da sie wirklich nicht weit weg von uns wohnt, geht vieles besser zu klären, wenn sie zu uns kommt oder ich zu ihr fahre.
Es ist für mich auch überhaupt nicht nachvollziehbar, dass sie -zwar seltener- aber trotzdem immer mal wieder solche Nachrichten schickt. Wir haben schon so oft darüber gesprochen.


Aber ich glaube, ich muss es immer wieder tun.

Ganz liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo und guten Abend,

es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Das Pflegebett für meine Mutter wurde bewilligt und ist auch schon da.

Leider wurde der Antrag auf Höherstufung des Pflegegrades abgelehnt.
Wir überlegen noch, ob wir in Widerspruch gehen. In den letzten Tagen hat meine Mutter mehr Fortschritte gemacht. Der Pflegeaufwand ist trotzdem immer noch sehr hoch.
Die Angaben in einigen Modulen, wo es seitens der Gutachterin keine Einschränkungen gibt, sind schlichtweg falsch. Das kommt davon , wenn man nach Aktenlage und ohne persönlichen Kontakt einschätzt.

Meine Schwester und ich müssen und das Gutachten noch einmal genau ansehen und dann schauen, ob wir reagieren.

LG, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Brigitte,

ich konnte mich noch erinnern, dass du - wie ich - auch eine sehr schlimme erste Ehe hattest. Dass du deine erste Kind im Alter von 5 Jahren verloren hast, ist ein unfassbar grausames Erlebnis.
Ich will jetzt keinesfalls mit einer Floskel antworten. Doch ich stelle mir vor, dass der Schmerz darüber nie aufhört

Dass du in der 2. Ehe 3 Töchter bekommen hast, ist einfach wunderbar.

Mir fällt dazu die Geschichte unserer langjährigen Nachbarin ein. Während der Schwangerschaft mit dem 2.Kind starb das erste, die damals 2 Jahre alte Tochter.
Ein Vierteljahr später wurde der Sohn geboren , der deinen Nicknamen, nämlich Winfried ,bekam. Ihm gefiel dieser Name überhaupt nicht, doch seine Eltern hatten den Namen symbolisch für eine Zeit des Weinens und der Freude gewählt.

Ja, es ist schon so , dass bei mir auch immer mal wieder die alten Narben aufgerissen werden, aber sie tun nicht mehr so weh.
Sicher bin ich auch wegen der schlimmen Erfahrungen depressiv geworden, aber nicht nur deshalb.

Zurzeit geht es mir überhaupt nicht gut. Ich stecke mitten in einer Episode und sitze vielleicht gerade noch auf der untersten Treppenstufe zum Keller. Du kennst das ja alles.
Es kam auch nicht plötzlich. Die Versorgung meiner Mutti und der Tod meines Schwiegervaters spielen sicher eine Rolle.
Aber meine Angstgedanken , verbunden mit häufigen Panikattacken und starken Verspannungen, haben mich schon einem Vierteljahr mehr oder weniger in Griff.

Ich werde die Depressionen vermutlich wie immer aushalten und warten, bis sie wieder weggehen. Aber ich habe jetzt ganz besonders viel Angst vor der Angst, und vor allem davor, dass durch diese die Depression sehr lange dauert bzw. dass die Angst bleibt.
Ich habe mal wieder angefangen, es mit Meditation zu versuchen. Aber wenn einem gar nichts Freude macht , ist selbst das zu viel.
Nächste Woche habe ich wieder einen Termin bei meiner Psychologin.
Vorher steht noch die Trauerfeier für meinen Schwiegervater an. Es wird eine ganz kurze Andacht werden, aber ich möchte meinen Mann ungern allein fahren lassen,da es ihm psychisch auch nicht gutgeht .
Ich will mir darüber aber nicht so viele Gedanken vorher machen. Wahrscheinlich fährt eine Tochter mit, das macht mir die Entscheidung etwas leichter.

Du hattest geschrieben, dass du auf Suche nach therapeutischer Unterstützung bist. Hast du Erfolg?

Meine Mutti möchte nicht, dass wir in Widerspruch gegen den Bescheid der Pflegekasse gehen. Sie fühlt sich wieder stabiler, vor allem aber ist sie geistig vollkommen klar. Sie würde es auch nicht fertigbringen, etwas anderes vorzuspielen.

Der Pflegedienst sieht natürlich, dass meine Mutter ganz viel Unterstützung im körperlichen Bereich braucht, aber eben auch, wie sie ansonsten drauf ist. Sie liest wieder, macht Kreuzworträtsel und telefoniert auch wieder gern.

Die Möglichkeit, einen neuen Antrag zu stellen, sollte der Zustand wieder schlechter werden, besteht ja immer.

Sei herzlich gegrüßt von Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Ihr Lieben!

Heute, wie so oft in letzter Zeit, wieder ein Tag mit Enge in der Brust und Panik.
Stress beim Einkauf - ein nicht gewohnter Supermarkt, die anderen Kunden. Stress pur. Wäre mein Mann nicht mit gewesen, dann hätte ich wahrscheinlich den Einkaufswagen einfach stehenlassen und wäre geflüchtet. Wie schon oft geschehen.

Mein Mann holt die Auszüge von der Bank und blanke Panik im Nacken - ohne Grund.

In vier Wochen ist die Hochzeit unseres Sohnes. Ich wünschte diese Feier schon überstanden zu haben.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Wahrscheinlich werde ich wieder mit Absprache meines Neurologen dafür Tavor so zu dosieren, dass ich ausgeglichen sein kann und bei der Feier nicht vom Stuhl falle, weil ich zu entspannt bin.

Mir fehlt im Augenblick eine Freundin, mit der ich einfach nur reden könnte, meine Sorgen und Ängste loslassen könnte, einfach ich sein.

Bei meiner guten Freundin, wo ich das kann, mag ich es zurzeit nicht. Sie ist sehr krank und wird diesen Monat das dritte Mal im Kopf operiert, innerhalb von drei Monaten.
Obwohl sie mir trotzdem zuhören würde.

Alles verunsichert mich. Die riesen Teuerung der Lebensmittel. Heute beim Einkaufen für mich ein Lacher über einen Sticker an der Kühlung.
„Dauerhaft billig - 15 Iglo Fischstäbchen 4,89€“
Diesen Betrag hat eine Familie vor nicht allzu langer Zeit für Fischstäbchen inkl. Salat und Pommes oder Kartoffelbrei ausgegeben.

Mir wird da Angst, wie unser Sohn und seine Frau ihre 5köpfige Familie weiter gut versorgen können.
Und dann noch ihr geplanter Umzug nach Hamburg.

Während meiner Therapie habe ich gelernt mit Panik umzugehen, leider greift es nicht mehr.
In der Vergangenheit hat sich so viel verändert. Viel Belastendes ist passiert.
Ich musste auch jemanden loslassen um nicht zu zerbrechen. Manchmal denke ich an vielem zu zerbrechen. Meine Kinder lassen mich weitermachen, durchhalten.

krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Allegretto
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Allegretto »

.
Zuletzt geändert von Allegretto am 5. Feb 2023, 20:45, insgesamt 1-mal geändert.
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Ihr Lieben,

ich habe Freundinnen, mit denen ich über vieles sprechen kann. Aber die eine, beste Freundin, bei der ich mich mal fallenlassen und mein Innerstes nach außen kehren könnte, vermisse ich schon.
Aber gibt es die überhaupt?

Ich vermute fast, dass die allerbeste Freundin die Ausnahme ist, kann damit aber auch völlig danebenliegen.

Liebe Krimi, es ist ganz bestimmt sehr schwierig zu entscheiden, spreche ich jetzt mit meiner Freundin, die so schwer krank ist, oder lasse ich es lieber sein.

Sie würde dir zuhören, da bist du dir sicher, aber es ist eben auch sehr schwer zu entscheiden, ob du ihr das zumuten kannst.

Kannst du sie eventuell doch danach fragen?

Ich teile sehr vieles mit meinem Mann und auch mit den Kindern, doch im Moment bin ich meiner Schwester am nächsten. Sie hört mir zu , öffnet sich auch selbst so, wie sie das lange nicht gemacht hat.
Ich merke jetzt, ihr ist es sehr wichtig, dass ich mich nicht überlaste und dass es mir gutgeht. Gleiches trifft aber auch auf mich zu.
Vielleicht sind wir uns jetzt bei der Pflege unserer Mutter noch nähergekommen, als wir das ohnehin schon immer waren.

Leider ist Panik bei mir auch wieder ein großes Thema. Mir geht es wie dir, liebe Krimi, vieles Gelernte greift einfach nicht. Meinem Mann geht es ähnlich.

Wir können uns diesbezüglich gut verstehen. Ich versuche allerdings alles Mögliche ,um Panikattacken auszuhalten und eventuell auch mögliche Auslöser vorher zu durchdenken und zu überlegen, was kann ich in dem Moment tun, wenn sie kommen.
Bei meinem Mann habe ich leider oft das Gefühl, er tut einfach nichts, dass es besserwerden könnte.
Mir fehlt oft die Kraft, ihn zu motivieren. Ich weiß, es ist auch nicht meine Sache.

Doch ich möchte so gern das letzte bisschen Lebensqualität nicht verlieren. Das bedeutet für mich eben auch, mit ihm gemeinsam kleine Erlebnisse zu teilen.
Wir waren noch nie die großen Wegfahrer, aber wir sind, immer abhängig von unserem Gesundheitszustand, in Kurzurlaube gefahren, meistens gar nicht weit weg. Wir haben uns mit Freunden getroffen und oft kleine Tages- oder Halbtagesausflüge gemacht. Das alles schiebt mein Mann weit weg. Dabei weiß ich ja selbst, dass vieles nicht geht, wenn die Psyche streikt.
Aber warum unternimmt er so gar nichts dagegen? Ich komme diesbezüglich ganz schlecht an ihn ran.
Er ist auch bei unserer ganz tollen Psychiaterin in Behandlung, bekommt Venlafaxin verschrieben....und nimmt es äußerst unregelmäßig ein. Es würde ihm eh nicht helfen, sagt er mir, aber nicht der Ärztin.
Vielleicht sollte ich es ihr mal sagen. Bis jetzt habe ich noch nicht mit ihr darüber gesprochen, aber darüber, dass er insgesamt seine Gesundheitsvorsorge nicht ernstnimnt. Frau L. will das bei seinem nächsten Termin ansprechen.

Mit meiner Therapeutin habe ich eine Strategie entwickelt, die mir helfen soll, indem ich mehrmals laut sagen soll, dass ich die Sorgen um meinen Mann ( seine Gesundheit betreffend) loslassen soll, damit es für mich erträglicher wird. Ich möchte aber, dass unser Leben zu zweit wieder besser wird.

Liebe Brigitte, ich habe nächste Woche wieder einen Termin bei meiner Therapeutin und weiß deshalb noch nicht, was sie dazu sagt, dass ich nun wieder in ein tiefes Loch gerutscht bin. Ich hoffe einfach, dass das Annehmen und Aushalten wieder der beste Weg ist. Wenn es mir doch gelingen würde, die Angst im Keller zurückzulassen!

Übermorgen findet die Trauerfeier für meinen Schwiegervater statt. So traurig es klingt, muss ich sagen, dass es sowohl meinen Mann als auch mich emotional nicht zu sehr berührt. Wie ich es schaffe, überhaupt mitzufahren, weiß ich noch nicht. Da werde ich wohl oder übel auf Tavor zurückgreifen müssen.
Auf keinen Fall kann mein Mann allein fahren.

Liebe Brigitte, ich finde den Namen Winfried auch nicht schlecht, und Brigitte gefällt mir auch .
Mit meinem Namen habe ich mein halbes Leben gehadert. Zugegeben, ich war sehr lange wütend auf meine Eltern.
Meine Eltern wollten sich eigentlich , falls ich ein Mädchen werden würde, was dann ja auch so eintraf, zwischen den Namen Birgit und Ute entscheiden. Damals war ja alles ein bisschen anders, die Mutti im Krankenhaus, der Vati zu Hause und dazwischen kein Telefon.
Eine Bekannte, die damals im Krankenhaus arbeitete, übermittelte sozusagen die Nachrichten zwischen meinen Eltern. Nur leider hatte mein Vati die geplanten Namen nicht mehr so richtig auf dem Schirm.
Mithilfe der Oma hat er nach neuen Namen gesucht....ich sage mal , mit sehr mäßigem Erfolg. Meine Mutti, die den Namen Edda noch gar nicht kannte, hat sich förmlich breitschlagen lassen. Von da an heiße ich Edda . Zur "Wiedergutmachung" gab ' s als Zweitnamen Birgit dazu.
Inzwischen habe ich meinen Frieden mit meinem Namen und mit meinen Eltern geschlossen .

Ein schönes Wochenende wünscht euch allen

Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

so ganz außerhalb des Themas: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag.
Möge die Erfahrung, dass es dir in diesem Jahr an deinem Ehrentag gutgeht, ein gutes Omen sein.
Doch vor allem genieße den Abend, ganz bestimmt im Kreis deiner Lieben, und halte die schönen Momente ganz fest.

Ich grüße dich ganz herzlich, Edda
krimi56
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von krimi56 »

Liebe Edda,

danke für deine Ermunterung, dein Anstupsen mit meiner kranken Freundin zu reden.

Sie wird mir zuhören. Und es ist dann auch für sie ein gutes Gefühl, dass ich nicht nur Rücksicht nehme, sondern auch meine Sorgen bei ihr lassen kann. (Mir geht es jedenfalls so.)
Und sie kann ihre Sorgen und Ängste bei mir lassen.

Der Beitrag von SonneundDunkelheit in einem anderen Thread zu einem Spruch auf einem Kalenderblatt hat mir sehr gut gefallen.
Dass Innigkeit in einer Freundschaft aus Geben und Nehmen besteht.

Manchmal ist es so, dass in einer Freundschaft der andere mehr nimmt als gibt - weil er mehr sich sieht oder mehr Rücksicht auf den anderen nimmt. Und leider sind daran Freundschaften auch schon zerbrochen. Eine gute Ausgewogenheit ist da sehr wichtig.
Ich denke meine kranke Freundin und ich bekommen das hin.
Ich werde sie anrufen und freue mich jetzt schon darauf ihre Stimme zu hören.

Liebe Edda, du hast einen guten Mann, wie auch ich.
Auch ich kann vieles mit meinem Mann besprechen, ihm erzählen.
Durch meine Krankheit habe ich mich verändert und überfordere ihn dadurch permanent.
Seit jetzt 12 Jahren müssen wir beide damit zurecht kommen.
In einer guten Ehe/Partnerschaft erlebt man Höhen und Tiefen gemeinsam und wächst daran.
So dürfen mein Mann und ich im kommenden Jahr unsere Goldene Hochzeit feiern.

Heute Abend sind unsere Kinder mit Partner und Mutter der „Braut“ bei uns. Bei einem gemütlichen Essen soll noch etwas zur Hochzeit besprochen werden.
Das Essen ist soweit fertig, es gibt eine Ofensuppe. Als Überraschung werde ich noch Brote für alle backen.

Brot backen, neue Marmeladenrezepte ausprobieren (aus auf Vorrat eingefrorenen Früchten) - das ist meine Beschäftigung im Winter.
Ich freue mich aber schon auf das Frühjahr, wenn ich endlich wieder in den Garten kann und dort durch Arbeit meinen Kopf frei machen darf.

Immer wieder bin ich erstaunt was ich leisten kann, wenn ich meine notwendigen Ruhezeiten einhalte.

Ich wünsche dir einen sonnigen Tag zum Genießen soweit es geht.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Guten Abend,

liebe Brigitte und liebe Krimi,

mein Mann und ich sind ja noch nicht ganz so lange zusammen, aber für die 2. Ehe sind 33 Jahre, seit wir uns kennen, und 29 Ehejahre doch schon ganz schön viel, oder?

Ich sage ja immer, dass unser Kennenlernen fast fernsehtauglich und von der Sache her schon ziemlich riskant war. 5 Tage, nachdem wir uns kennengelernt haben, wollte mein (späterer) Mann mich eigentlich nur besuchen. Aber er ist gleich dageblieben und im Prinzip bei mir eingezogen. Irgendwie wussten wir vom ersten Moment an, es passt.

Goldene Hochzeit, liebe Krimi, ist schon ein ganz besonderes Ereignis, liebe Krimi.

Ja, wenn ich jetzt auch manchmal ziemlich genervt bin, wenn mein Mann in manchen Dingen, leider auch in gesundheitlichen Fragen, sehr stur ist, bin ich der Meinung, das kann und muss eine gute Ehe aushalten.
Auf alle Fälle sind wir bewusst für jeden Moment, in dem es uns gutgeht, sehr dankbar. So eine glückliche Stunde hatten wir vorgestern, als wir anlässlich des Abschlusses des 1.Schulhalbjahres mit unseren Enkeln M. und L.Eis essen waren. L.ist zwar noch kein Schulkind, hat aber die erste Hälfte der Vorschule absolviert.

Mit unserem Sonnenstrahlkind F.holen wir das nach. Sie war ja in der letzten Woche operiert worden und ist nun seit Freitag wieder zu Hause.

Gemeinsam müssen wir jetzt aber auch wieder viele Sorgen um die Tochter meines Mannes und ihren kleinen Sohn aushalten.
Wir waren so zuversichtlich, dass der Kleine eine Wende in ihrem bisher ziemlich undurchsichtigen Leben bedeutet.

Leider sieht es gerade nicht danach aus, und wir sind zurzeit sowohl hilf- als auch machtlos.

Das ist für meinen Mann ganz schwer auszuhalten.

Umso dankbarer sind wir für das gute Verhältnis zu unseren Zwillingstöchtern, die ja von meinem Mann adoptiert worden sind.
Die beiden verstehen sich viel, viel besser, als das in der Kindheit der Fall war. Ich habe damals immer gesagt, wenn mal die unähnlichsten Zwillinge gesucht werden, sollen sie sich melden.

Habt ihr alles zur Hochzeit klären können, liebe Krimi?
Wird es denn eine große Feier werden?

Durch die erwachsenen Kinder gibt es immer neue Familienkonstellationen und - bindungen.
Schön , wenn es dabei harmonisch zugeht. Dass man das nicht unbedingt erzwingen kann, sehen wir an unserer R.und ihrer Schwiegerfamilie. Aber ich glaube, sie haben einen Weg für ihre Beziehung gefunden, wie sie vernünftig miteinander umgehen können. Die große Liebe wird es wohl nie werden, aber viel wichtiger ist ja die Beziehung der jungen Leute.

Es ist sehr traurig, liebe Brigitte, dass es der Oma deines Schwiegersohnes so schlechtgeht. Hoffentlich bleibt ihr noch etwas mehr Zeit, als die Ärzte voraus gesagt haben, damit sie noch viel von dem kleinen Urenkel hat. Aber es ist doch schön, dass die Fanilie jetzt so zusammenhält.

In diesem Sinn sende ich euch liebe Grüße,
Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, liebe Brigitte,

so eine gut funktionierende Familie ist wirklich ein Geschenk. Darauf kannst du stolz sein.
Leider bröckelt unser Gerüst gerade wieder , was die Tochter meines Mannes betrifft. Wir machen uns große Sorgen. Sie vermeidet mal wieder jeglichen Kontakt, was bis zur Geburt ihres Kindes ihre gängige Masche war. Dass sie bis dahin sehr viel Mist gebaut hat, haben wir scheibchenweise erfahren. Wir haben ihr die Hand gereicht und sie in den letzten 5 Monaten ( genau heute vor 5 Monaten wurde der kleine L.geboren) in jeglicher Hinsicht unterstützt.

Es ist schlimm, so gar nicht zu wissen, was da bei ihr los ist. Nur das Erleben, dass sie sich viel Mühe in ihrer Rolle als Mama gibt, lässt uns hoffen, dass es dem Baby gutgeht. Aber so 100 %ig sicher sind wir selbst da nicht mehr.


Mal ganz davon abgesehen, geht es mir heute überhaupt nicht gut. Meinen Angstgedanken kann ich fast nichts entgegensetzen. Dabei habe ich doch so viel in der Therapie gelernt.
Meine Psychologin ist zurzeit im Urlaub.
Sie gibt sich so viel Mühe mit mir.

Die Enttäuschung, dass im Moment, wie leider so oft,
keine Strategie richtig hilft, lässt mich schon ziemlich verzweifeln.
Nun hoffe ich doch, dass sie vielleicht doch Hypnose in Betracht zieht. Gesprochen haben wir schon darüber.
Bis jetzt hat sie noch keine neue Therapie beantragt, ich gehe also zurzeit noch zu den von der Kasse genehmigten " Nachsorge"- Terminen.

Zumindest habe ich es heute bis jetzt ohne Bedarfsmedikanent geschafft, was mir in den letzten Tagen leider nicht immer gelang.

Aber ich bleibe dran und gebe die Hoffnung nicht auf, bald wieder stärker als die Angst zu sein.

In diesem Sinn liebe Grüße von Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,

liebe Brigitte, danke für deine lieben und vor allem Mut machenden Worte.
Die sind heute ein wunderbarer Lichtblick für mich. Wieder geht es mir nicht besonders gut. Ich habe das Gefühl, Angst und Depression haben sich vermischt.

Doch zum Glück bin ich , im Gegensatz zu früheren, lang anhaltenden Phasen jetzt empfänglich für alles Gute, vor allem für positive Worte und Gesten.
Wenn sie von dir oder den anderen hier im Forum kommen, kann ich darauf vertrauen, dass ich verstanden werde.

Zurzeit neige ich dazu, mich selbst zu bedauern, was natürlich eher kontraproduktiv ist. Ich möchte in meinem Leben noch viele schöne Dinge erleben und denke, dass ich etwas verpasse, wenn ich gar nicht in der Lage bin, etwas zu unternehmen. Und ein Tag nach dem anderen verstreicht.

Ich muss zugeben, dass ich Klaus Hoffmann noch nicht kannte. Nachdem ich mir das wunderschöne Lied angehört habe, habe ich nach ihm gegoogelt. Er wird ja in einer Riege mit Reinhard Mey und Hannes Wader genannt. Die beiden mag ich auch sehr.
Auf alle Fälle werde ich mir jetzt noch mehr Lieder von Klaus Hoffmann anhören.

Nach vielen Nachrichten und Anrufversuchen hat sich die Tochter meines Mannes gestern am späteren Abend gemeldet. Sie verspricht immer sehr viel. Aber wir haben gestern wieder gemerkt, dass sie in einer Sache geschwindelt hat.

Du hast in einem anderen Thread geschrieben, dass deine jüngste Tochter über eine gewisse Zeit eine Betreuerin hatte , was ihr sehr geholfen hat. Den Rat haben wir M.auch gegeben.
Sie kommt allein aus dem alten und wahrscheinlich auch schon wieder neuen Schlamassel nicht raus.

Vor der Geburt ihres Kindes war sie straffällig geworden. Das ist das, weshalb aus Angst vor den Konsequenzen keiner aus der Familie wusste, wo genau sie lebt.

Inzwischen wissen wir es, die Polzei aber auch. Wahrscheinlich war sie so naiv zu glauben, dass durch das Baby die zu erwartende hohe Strafe wegfällt.
So ist es aber natürlich nicht.

Das, was wir eigentlich nie wollten, haben wir nun doch gemacht, weil wir ihr eine Chance geben wollten. Wir haben einen Teil der Strafe bezahlt, in der Hoffnung, dass sie sich ganz schnell Hilfe sucht und sich darum kümmert, wie sie den immer noch recht hohen Restbetrag bezahlen möchte. Die angebotene Ratenzahlung lehnt sie ab. Alternativ muss sie sehr, sehr viele Sozialstunden leisten. Das will sie machen, ohne einen konkreten Plan zu haben, wer in dieser Zeit das Baby betreut.
In der Beziehung können wir praktisch nicht helfen, weil wir zu weit weg wohnen. Ihre Mutter geht selbst noch arbeiten.

Ja, das sollte alles nicht unser Problem sein, schließlich ist sie fast 36. Aber wir sind sehr beunruhigt.
Uns bleibt nichts weiter übrig, als immer wieder zu versuchen, mit ihr im Kontakt zu bleiben.

Einen schönen Tag wünscht dir und allen
Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

in einem anderen Thread habe ich gelesen, dass die Oma deines Schwiegersohnes gestorben ist. Das tut mir sehr leid.
Gerade in so einer Situation zeigt sich, wie wichtig der Zusammenhalt in der Familie ist. Ich wünsche allen ganz viel Kraft in den schweren Stunden.
Auf das Lob deiner Tochter kannst du sehr stolz sein.

Nachdem ich nach der letzten relativen kurzen Depri-Episode aufgeatmet habe, stecke ich nun schon wieder tief drin.

Es ist im wahrsten Sinn des Wortes schon sehr deprimierend, wenn die Abstände zwischen den Tiefs nicht mal etwas länger andauern.
Ich habe keine großen Ansprüche, aber ich möchte mich einfach mal wieder ganz ungezwungen fühlen können.

Ich weiß, dass du vor kurzem auch eine lange Depressionsphase durchgestanden hast.Dass du jetzt wieder schöne Dinge erleben kannst, macht mir Mut und zeigt mir, dass es sich lohnt, geduldig zu sein.

Dabei habe ich diese Erfahrung doch auch schon so oft gemacht.

Zurzeit ist es für mich auch deshalb verzwickt, weil ich mich wahrscheinlich viel zu sehr auf meinen Mann konzentriere.

Ich wünsche mir, dass wir, wie vor der Corona-Pandemie, gemeinsam etwas unternehmen, uns mit unseren Freunden treffen usw..
Dadurch baue ich mir allerdings sehr viel Druck auf. Es ist schon manchmal ein Teufelskreis.

Es gibt auch etwas Gutes, das so überhaupt nicht zu erwarten war. Meiner Mutter geht es wieder deutlich besser. Sie ist immer noch auf viel Hilfe angewiesen, vor allem ,was das alleinige Fortbewegen in der Wohnung betrifft. Dafür reichen ihre Kräfte nicht. Aber ihr Lebenswillen ist wieder zurück. Gestern war eine Friseurin da, und nun ist die Welt für sie gleich noch mehr in Ordnung.

Schön wäre es, wenn das für die Tochter meines Mannes auch zutreffen würde.
Um ganz ehrlich zu sein, wissen wir nicht, wie genau sie sich die hohe Strafe "verdient" hat. Einige Zeit vor ihrer Schwangerschaft hatte sie erzählt, dass sie Sozialstunden ableiten müsse. Aber natürlich konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen....Mein Mann hat ihr eindringlich geraten, die Angelegenheit ernstzunehmen. Dann verlor sich ihre Spur. Sie ging nicht mehr ans Handy, ignorierte Nachrichten usw.. Mit der Familie ihrer Mutter hielt sie es auch so.
Die nächste Nachricht, die mal kam, war, dass sie schwanger wäre.
Das habe ich ja schon mal erzählt.


Wir wollen überhaupt nichts entschuldigen, stellen aber immer wieder fest, dass sie unwahrscheinlich naiv ist und so wahrscheinlich auch in eine Szene geraten ist, in der sie ausgenutzt oder auch manipuliert worden ist und den Rest Blick für Realität und Rechtsbewusstsein
verloren hat.
Ein Beispiel : Als der Kontakt zu ihr nach L.'s Geburt wieder da war und sie uns besuchte, erzählte ich ihr, dass sich meine Tochter H. über Ebay-Kleinanzeigen ein sehr gutes E-bike für 750 € gekauft hat.Da kam von ihr :"Ach, das hätte ihr D.(bei dem sie lebt und der "versehentlich" L.'Papa geworden ist) doch viel günstiger besorgen können." Das sagt doch alles, oder?

Wir vermuten, dass auch Drogen im Spiel waren. Ob sie selbst welche genommen hat, wissen wir nicht.

Sie bekommt von uns auch kein Bargeld. Den großen Betrag haben wir direkt an die Landesjustizkasse überwiesen.
Ansonsten darf sie uns immer sagen, was sie für L.braucht. Da haben wir auch schon sehr geholfen, was wir auch weiterhin tun wollen. Aber wir haben ganz große Bedenken, dass es lange mit dem Kind gutgeht.
Ihre Vorstellung , wie sie mit dem Kleinen die Sozialstunden ableisten will, sind total unrealistisch. Das werden ihr hoffentlich die Leute des Vereins, bei dem sie arbeiten will, klarmachen.

Mein Mann hat ihr eine andere Variante ans Herz gelegt. Aber sie macht eben immer nur das, was sie selbst für richtig hält.

Die Hoffnung, dass es vielleicht doch gut ausgeht, stirbt zuletzt.

Ich wünsche dir ein gutes Wochenende, auch wenn es dir angesichts der Trauer sehr schwer ums Herz sein wird.

Lass dich mal umarmen und liebe Grüße von Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

vielen Dank für deine wohltuenden Worte.

Man wünscht keinem eine Depression. Doch die Schilderung ,wie es dir geht, wenn du "drinsteckst" und dann wieder rauskommst, hilft mir auch nach 20 Jahren, nicht ganz zu verzagen.

Manchmal denke ich, ich muss doch verrückt sein, wenn ich, wie jetzt, fast verzweifle.Ich weiß doch, es geht wieder weg. Aber dann springt ein kleiner, böser Teufel in meinem Kopf herum, der mich ständig an meine negativen Gedanken erinnert. Und das geht nun schon ein Vierteljahr so.
Mal sitze ich im Keller ganz unten, dann steige ich wenige Stufen hoch, aber das Gefühl, die Kellertür von außen schließen zu können, hatte ich schon lange nicht.

Dabei weiß ich, dass hauptsächlich ich allein mir helfen kann .Würde ich meine Psychiaterin um einen "Nottermin" bitten, würde sie mich ganz sicher in eine Klinik oder wenigstens eine Tagesklinik einweisen wollen. Das möchte ich auf keinen Fall.
Mir würde es auch große Sorgen bereiten, wie es mit meiner Mutti gehen sollte.

Ich weiß, da würde es Lösungen geben, und ich sollte jetzt zuerst an mich selbst denken.
Aber ich will zu Hause bleiben.

Ich bin einfach so traurig darüber, dass ich gerade nicht so für die Enkel da sein kann. Das ist in solchen Phasen bei dir ja auch so.

Heute hat sich meine Tochter R. mit ihrer Familie zum Kaffee angemeldet. Sie haben Muffins gebacken, also ist gut vorgesorgt.
Da es mir nachmittags ein klein wenig bessergeht, habe ich auch nicht abgesagt.

Ich werde nach dem Mittagessen versuchen , eine Entspannungsübung zu machen. Überhaupt habe ich zurzeit ein ausgeprägtes Ruhebedürfnis.

Es tut mir leid, dass ich heute so gar nichts Positives schreiben kann.
Aber es musste eben auch mal raus.

In der Hoffnung, dass es dir gutgeht und ich auch bald mehr Licht sehe, grüße ich dich herzlich.

Edda
wohin geht die reise
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Edda,
du schreibst, du hast heute nichts Positives . Ich möchte dir da widersprechen. Du hast den Besuch deiner Tochter mit Familie nicht abgesagt und ich hoffe, dieser Besuch tat dir gut.
Du hast zu Mittag gegessen und versucht eine Entspannungsübung zu machen. Das ist doch schon eine ganze Menge.
Du kannst auch offensichtlich einordnen, wann deine etwas besseren Zeiten sind und wahrscheinlich auch richtig einschätzen, was du dir zumuten kannst.
Ich wollte einfach nur mal einen Perspektivwechsel vorschlagen.
LG
Lore
Antworten