Angst, Panik, Zwangsgedanken

Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Anna und liebe Brigitte,.

als ich heute von den Enkeln las, die zum Mittagessen da waren, musste ich über mich selbst lachen. Statt "die Zwei" habe ich "die Zwerge" gelesen und wurde erst stutzig , als ich vom 19-jährigen las.

Es ist doch toll, dass sie so gern zu euch kommen.Ich mag das ja auch sehr, nur wird es mir in solchen Phasen wie jetzt sehr schnell zu viel. Unsere 5-jährige ist in allen Spielen kreativ, hätte aber meistens gern jemanden, der mitspielt. Natürlich ist es eine feine Sache, wenn Kinder gut spielen können.

Mein Mann gibt sich auch sehr viel mit den Kindern ab, nur eben jetzt auch nicht so.
Ja, er hat auch eine diagnostizierte Depression, dazu auch noch 2 Traumata. Wegen letzterer Sache hat er auch eine Therapie gemacht, die man aber in meinen Augen voll vergessen konnte. Natürlich war er als Beihilfeberechtigter, der alles erst einmal selbst zahlt, ein "lohnender Patient ".
Ich denke, er braucht wirklich einfach nur ( Na ja, was ist schon einfach?) eine sehr gute Therapie, die nicht nur Wischi -Waschi ist.

Heute früh waren wir beide in voller Panik. Meine Mutti hatte die ganze Familie zum Mittagessen in die Gaststätte eingeladen, insgesamt 16 Personen.
Mein Mann hatte gestern noch gesagt, er kommt auf keinen Fall mit, und ich war nach nur ganz kurzem Einkaufen fix und fertig, wollte aber im Sinn meiner Mutti nicht absagen.
Mit einer Lorazepam ging es dann so, dass ich die Zeit in der Gaststätte durchgestanden habe, mein Mann übrigens auch. Das freut mich natürlich.
Aber jetzt hängen wir förmlich in den Seilen.

So lange wie diese Episode dauerte schon lange keine mehr. Im Unterschied zu dieser kamen Phasen oft nach Überlastung oder nach angstbesetzten Zeiten.
Dieses Mal ist eben die Angst noch nicht vorbei. Und das zieht eine neue Angst, nach sich. Nämlich die, was ist, wenn das jetzt gar nicht vorbeigeht.

Doch das Wissen, mich jederzeit an die Psychologin wenden zu können, nimmt schon ein wenig Last weg.

Ich möchte so gern die Adventszeit wenigstens bisschen genießen, vielleicht mit den Enkeln backen und eigentlich traditionell für mich viele Weihnachtskarten schreiben. Aber auch da, liebe Brigitte , gilt , ich kann...ich muss nicht.

Heute rief mein Schwiegervater an, um uns mitzuteilen, wann die Begutachtung wegen eines endgültigen Pflegegrades stattfindet.
Das war wieder ein ziemlich fieser Zug. Wir haben ihm vorige Woche schon gesagt, dass wir beide krank sind und nicht zu ihm nach Leipzig kommen können.
Das konnten wir heute nur wiederholen.

Ich gebe schon zu, dass er mir wenigstens ein bisschen leidtut, aber fakt ist eben auch, dass das alles hätte anders laufen können. Er war nicht bereit , seine Komfortzone Leipzig, wo er wirklich keinen kennt, keine Fanilie und auch keine Freunde hat, zu verlassen. Und nun merkt er, dass er allein überhaupt nicht mehr zurechtkommt.

Doch in der Zwischenzeit habe ich es gelernt zu sagen, halt, das ist nicht mein Problem.

Ich wünsche euch einen schönen Abend.

LG, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

ich erinnere mich noch ab deine Schilderungen darüber,welche unfassbaren
Schikanen ihr durch die Herkunftsfamilie deines Mannes erleiden musstet.

Gut, dass ihr damit abschließen könntet.
Dass dir zufällige Begegnungen mit deinem Schwager ein großes Unbehagen bereiten, kann ich mir lebhaft vorstellen.

Ich frage mich so oft, warum es solch böse Menschen gibt.

Mein Schwager will versuchen, bei dem Termin mit dem MDK dabei zu sein.

Unsere Kinder und die meines Schwagers wären sicher gar keine große Hilfe, denn sie kennen den Opa nur sehr oberflächlich.

Er hatte und hat überhaupt kein Interesse an einem näheren Kontakt zu seinen Enkeln
Würde das nur meine Töchter, die von meinem Mann ja adoptiert worden sind, betreffen, hätte ich ja noch Verständnis dafür. Aber es geht um alle Enkel. Als die Schwiegermutter noch lebte und relativ gesund war,bekam der älteste Sohn meines Schwagers von ihr die ganze Aufmerksamkeit, alle anderen nicht.

Versuche der Enkel, mit dem Opa zusammen zu sein, schlagen alle fehl.

Kam/en er/ sie zu uns , sollten wir bitte dafür sorgen, dass da nicht unbedingt jemand von unseren Kindern da ist.

Unsere Tochter R., die ja in unserer Nähe gebaut hat, hat ihn vor einiger Zeit, als er bei uns war, zum Kaffee eingeladen. Sie hat ernsthaft geglaubt, er würde sich das neue Haus gern mal angucken.

Ich denke aber, dass in seiner Kindheit und auch später sehr, sehr viel schiefgelaufen ist und dass er vielleicht gar nicht anders kann.

Das Verhältnis meines Mannes zu ihm ist nicht gut. Mein Schwiegervater war zu DDR-Zeiten Offizier. Da sagt man nicht umsonst "einmal Offizier, immer Offizier".
So sah die Kindheit meines Mannes und seines Bruders auch aus.

Die Mutter der beiden war einfach zu schwach, die Kinder zu schützen.

Da ist sehr viel bei meinem Mann zusammengekommen.
Bis jetzt ist er allerdings noch nicht bereit, in eine Klinik zu gehen.

Er sagt immer, am besten geht es ihm zu Hause.
Für ihn sind , genau wie für mich, seine Enkel die besten Kraftgeber. Für ihn ist es auch ein großes Glück , dass er für unsere Töchter nichts anderes als der "richtige" Vati ist.

Dass wir gestern nicht nur mittags mit in die Gaststätte gehen konnten, sondern gegen Abend wenigstens ein kleines Weilchen bei unserer traditionellen Dorf-Kinder- Weihnachtsfeier dabei sein konnten, hat uns frohgestimmt.

Ansonsten müssen wir einfach versuchen, aus jedem Tag irgendwie das Beste zu machen.

Einen schönen Adventssonntag wünscht dir und allen Edda
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda,liebe Brigitte
ich war gefordert,überfordert hier im Alltag,keine Kraft übrig.
Jetzt lese ich und fühle mich verstanden,ich schreibe euch noch ausführlich,leider muss ich einen Arzttermin gleich noch schaffen,dann kommen Handwerker.
Aber ich nehme mir die Zeit,einfach später,einfach weil es mir am Herzen liegt,ihr mir nah am Herzen seid.
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda,liebe Brigitte
der Arzttermin war ein Irrtum,vergeblich in die Stadt gefahren,all die Mühe umsonst.
Ich habe so viel geschluckt,als ich von euch gelesen habe.
Es ist doch so,dass Depressionen und Krisen besonders Menschen treffen,die sehr empatisch sind.
Welche Mühen und schwere Zeiten kommen zusammen,und wie so oft im Leben,scheinen die fein raus zu sein,die einfach Glück haben,das ihnen auch noch zufällt.
Aber wollen wir tauschen,ich nicht mehr.
Das hat ewig gedauert,bis ich meinen Weg gefunden habe.
Keine Familienfeiern mehr,Weihnachten und Geburtstage sind immer noch sehr sehr schlimm,ich gehe allem und allen aus dem Weg.
Und das tut weh,weil ich heimlich immer noch auf Verständnis hoffe.
Meine Geschwister haben mich bei der letzten Weihnachtsfeier "vor die Tür gesetzt": immer diese Depressiven----.
Keiner wollte sich "belasten",ich störte das "nette Klima"----mit viel Alkohol.
Jetzt habe ich noch meine Mutter mit ihren 95Jahren und meine kranke Schwester.Für beide ist mein Herz offen,denen gehört meine Zeit.
Hier in meiner Familie auf dem Hof bin ich fast ein Außenseiter geworden,aber ich bleibe bei meiner Haltung,mich zu schützen,nicht zuständig zu sein,nicht da zu sein.
Meine Tochter mußte ihr uraltes Pony einschläfern lassen,da bin ich nachts zu ihr in den Stall.
Das sind besondere Momente,wo ich spontan bin.
Nichts zu erwarten macht mir das Herz schwer,aber anders kommen nur noch mehr Enttäuschungen zusammen.
Während meiner schweren Coronaerkrankung habe ich Hilfe bekommen,weil ich einfach auf dem Boden lag,aber da muss ich schon liegen,bevor jemand begreift,wie es mir geht.
Vorbei,wie so vieles,noch immer hab ich Symptome,ich vergesse viel,Worte fallen mir nicht wieder ein,langes Stehen geht nicht,Treppen sind schlimm.
Jetzt klage ich,wollte ich eigentlich nicht.
Ich nehme so viel aus euren Beiträgen,letztlich ist es ein gegenseitiges Verstehen von schweren Lebensumständen,wo bitte konnten wir wirklich frei wählen???
Meine Schwiegermutter war eine Hausnummer,sie war böse,sehr böse.
Trotzdem habe ich sie drei Wochen beim Sterben begleitet und still und wortlos innegehalten,Versöhnung kann man das nicht nennen,aber es war plötzlich "alles gut".
Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt,nach Jahren habe ich einen Teil meiner Krisen aufgearbeitet,mit anderen Frauen,viele Jahre konnte mir ein Ehrenamt helfen.
Letztlich helfen wir uns immer selbst,auch wenn es von außen anders aussieht,es unbewußt abläuft,Kraft zieht man aus der Selbstwirksamkeit,aus dem sinnvollem und sinngebendem Tun.
Mir wurde manchmal vorgehalten,ich hätte ein Helfersyndrom,völlig falsch.
Ich kann gut helfen,weil ich das wirklich gut kann---an guten Tagen.
Was ist ein guter Tag? Ich muss immer noch sehr viel schlafen,kann oft nur einen halben Tag schaffen.
Wenn es gut geht,koche ich für die Familie,besuche meine Mutter,fahre meine kranke Schwester,kaufe ein und habe irgendeine Ordnung in diesem riesigem Haus.
Gute Momente sind wie kleine Glücksfälle,wenn ich auf dem Weg vom Kliniktermin zum Parkplatz eine Buchhandlung entdecke und ein warmes Gefühl erinnere.
Fühlen geht noch nicht,aber ein Buch kann mich erinnern.
Blumen können mich erinnern,manchmal fehlt sogar die Kraft,sie zu pflegen.
Ich habe voller Schmerz vor dem Grab meines Vaters gestanden,als mein schwieriger Bruder es bepflanzt hatte. Schlimm ist nur eine kleine Beschreibung,immer habe ich das selbst gemacht,jetzt stehe ich dort und sehe nur lieblos hingestellte Dekosachen,die mit einem Grab nichts zu tun haben.
Das ist der Preis,er ist zu hoch,den Frieden auf dem Friedhof,den hab ich gebraucht um meine Mutter auszuhalten,um den Weg noch zu Ende zu gehen
Was trägt mich,was bringt mich zu Fall?
Es hat mir sehr gefehlt hier zu lesen und zu schreiben,viele Monate hab ich nicht mal eine Zeitung in den Händen gehalten,kein Buch---inhaltlos waren Tag und Nacht.
Das man sich davon erholen kann,das ist Hoffnung und Ansporn.
Wer verstehen will,wie tief man fällt,wie ewig ein einziger Schritt dauert,der frage einen Betroffenen.
Wer würde freiwillig in unseren Schuhen gehen?
anna54
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna und liebe Brigitte,

wenn ich eure Beiträge lese und meinen gegenwärtigen "Zustand" so sehe, frage ich mich schon, ob das nie aufhört.

Egal, ob sich eine Episode länger ankündigt oder wie bei dir, liebe Brigitte, ganz spontan da ist, am Ende bleibt es der gleiche Mist. Entschuldigt , aber besser kann ich es gar nicht ausdrücken.
Ich habe mir schon lange abgewöhnt, nach den Auslösern zu fragen. Fast immer hat es in den letzten Jahren funktioniert, dass dann fast unbemerkt das Licht wieder aufging.

Leider ist es bei mir so( bei euch vielleicht auch), dass meine Gedanken sehr oft die Krise auslösen . Und dieses Mal ist es eben eine ganz bestimmte Angst, von der ich mich im Moment einfach nicht lösen kann. Erst recht, wenn ich versuche, dagegen anzukämpfen, wird sie noch schlimmer.
Der Impuls der Therapeutin war ja, annehmen und nicht kämpfen. Ich sage das meinem Kopf auch immer, aber der will es einfach nicht verstehen.

Dann kann ich manchmal gar nicht mehr richtig unterscheiden, ob gerade nur die Stimmung schwankt oder ob es wieder eine Panikattacke ist.

Ich versuche, mir wenigstens ein grobes Gerüst für die nächsten Wochen zu erstellen, um selbst wenigstens einen Funken Vorfreude abzukriegen und meiner Familie diese nicht zu verderben.

Einen winzigen Moment habe ich an die Klinik gedacht. Aber diesen Gedanken habe ich gleich wieder gestrichen.
Ich glaube, mehr als meine Therapeutin hier kann mir da auch keiner helfen.

Eventuell bitte ich sie nochmal um einen Termin vor Weihnachten.
Obwohl ich nicht mehr in der Kirche bin,überlege ich, unseren hiesigen Pfarrer um ein Gespräch zu bitten.

Ich denke, dass er in den nächsten Tagen meine Mutti besucht, denn er kommt immer nach deren Geburtstag.
Eingebettet bzw auch ausgelöst hat meine Angst ja, dass ich weiß, meine Mutti wird nicht mehr so lange da sein.
Sie selbst geht damit sehr souverän um . Als ich vom Wunsch deiner Mutter , liebe Anna, gelesen habe, gab mir das etwas Beruhigung.

Ich jammere hier rum, dabei habt ihr beide auch so ein schweres Paket zu tragen.

Ich neige auch manchmal , die zu beneiden, die scheinbar problemlos durchs Leben gehen. Aber welches Schicksal sie zu tragen haben, weiß ich auch nicht.

Liebe Anna, die Ausgrenzung durch deine Geschwister tut unheimlich weh, auch mir schon, wenn ich das nur lese.
Du hast trotzdem nicht aufgegeben und deinen Platz an der Seite derer gefunden, die deine Hilfe wirklich brauchen und die dir auch dankbar dafür sind.
Das ist auch ein Geschenk, viel größer als das der oberflächlichen Treffen .

Liebe Brigitte, ich kann nur erahnen, wie schlimm der Verlust eines Kindes ist und dass die Trauer darüber nie weggehen kann.
Aber egal, ob du am ein Grab gehen kannst oder nicht, du wirst deine Tochter nie aus deinem Herzen verlieren.

Schon eine ganze Weile beschäftigt mich, welche Last unsere ehemalige 93-jährige Nachbarin, die jetzt in einem Heim lebt, tragen muss. Ihre erste Tochter war auch mit 2 Jahren verstorben. Als das passierte, war sie mit ihrem Sohn schwanger, und 1960 bekam sie wieder eine Tochter, die wie meine H.heißt und die für mich wie eine kleine Schwester war. Überhaupt waren unsere Familien sehr miteinander verbunden.

Nun ist H.seit 2 Jahren unheilbar erkrankt. Das zu begreifen, fällt mir so schwer. Aber wie schlimm es für ihre Mutter ist, dass nun wahrscheinlich das 2.Kind vor ihr geht, ist so tragisch.

Ich kann mich von diesem Leid nicht distanzieren.

Trotzdem gebe ich die Hoffnung auf bessere Tage nicht auf.

LG, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna und
liebe Brigitte, konntest du dich von dem schweren Schub vorgestern wenigstens ein klein wenig erholen?
Wie kannst du so einen krassen Absturz am besten aushalten?

Aber bitte fühle dich jetzt nicht gedrängt, schnell zu antworten.

Liebe Anna, wie geht es dir?

Leider merke ich seit 2,3 Tagen immer mehr Schritte in den Keller.Ich fühle mich so, als würde es gar nicht mehr tiefer gehen, versuche aber daraus etwas Positives zu ziehen. Es kann eigentlich nur besser werden.
Ich warte so sehnsüchtig auf den Moment morgens im Bett, wo ich denken kann, dass es richtig gemütlich ist. Aber leider bedient die Deprihand zurzeit immer den Schalter "Morgentief". Ich will nicht aufstehen, aber liegen bleiben geht auch nicht. Heute gingen mir wieder sämtliche negative Gedanken durch den Kopf. Bald ist Weihnachten.
Ich möchte so gern mit den Enkeln backen, was aber im Moment unvorstellbar ist. Ich habe noch keine Geschenke. Die größte Angst habe ich davor, Weihnachten, das ich so liebe, gar nicht richtig genießen zu können.
Unser Hof und der Garten sind noch nicht 100%ig winterfest Mein Mann schafft es nicht allein, ich müsste ihm unbedingt helfen, aber ich schaffe es gerade nicht

Dann denke ich auch über all das nach, was ich im letzten Jahr alles so machen wollte, allein oder mit meinem Mann.

Immer seltener gehe ich ins Fitnessstudio, obwohl ich einen Vertrag habe. Ich habe mir ein E-bike gekauft, mit dem es sich richtig toll fahren lässt, aber damit müsste ich viel mehr fahren
Wir wollten wenigstens einen Kurzurlaub machen. Dass das nicht wurde , liegt nun nicht nur an mir. Mein Mann hat immer noch mit den Corona-Nachwirkungen zu tun.

Wenn es mir so schlecht wie heute geht, fällt es mir schwer, mir all die positiven Dinge, die ich erlebt habe, als solche auch zu sehen.
Dabei wäre das so wichtig.

Wenn ich Schüler beurteilen musste, habe ich wirklich immer mit mindestens einem positiven Satz begonnen. Das war die Devise meines stellvertretenden Schulleiters, die ich voll und ganz verinnerlicht habe.

Das bei mir jetzt selbst anzuwenden, scheint eine andere Sache zu sein.

Dabei freue ich mich über die 2 Adventskalender, die ich für meine Töchter gehäkelt und gefüllt habe. Ich freue mich auch, noch vorgestern, als ich schon sehr angespannt war, mit L.Sterne gebastelt zu haben .
Jetzt kommen diese Gedanken langsam wieder vor, heute früh ging das gar nicht. Ich habe allerdings auch eine Tavor genommen. Keine Ahnung, ob das richtig war.

Wenn nur das Aushalten der Episoden nicht ganz so schwer wäre, auch wenn die Erfahrung sagt, es geht wieder vorbei.

Ganz liebe Grüße an euch und alle von
.Edda
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Liebe Brigitte,liebe Edda
Ich konnte es mir nicht aussuchen,letztlich war es ein Gewinn.
Mein Vater bekam mit 95Jahren einen schweren Schlaganfall,wir haben ihn ein Jahr noch gepflegt,da war der Abschied langsam und am Ende das Sterben eine Erlösung.
Meine Mutter ist jetzt auch 95Jahre,sehr krank undleider kommt sie immer wieder in eine Klinik,wo man ihr auch nicht helfen kann,Pflegenotstand.
Sie spricht viel vom Sterben,betet um endlich sterben zu können,aber es ändert sich immer wieder.
Wir besuchen sie sehr oft und sie läßt sich auf Unterstützung und Hilfe ein.
Ich lebe seit Jahren mit dem Wissen,dass das jeden Tag wieder anders sein kann.
Wenn deine Mutter,liebe Edda ,sorglos mit dem Sterben umgehen kann,dann sei nicht ängstlich,was kommen wird,du wirst das schaffen,du wirst auf ihr gelebtes Leben schauen und das Ende auch annehmen können.
Ich habe mir jetzt zwei Tage Auszeit genommen,lange geschlafen und den Tag nur langsam zugebracht.Das ist zwingende Notwendigkeit,ansonsten schaffe ich den Rest der Woche nicht.
Wollen und nicht müssen,das rettet mich.
Wenn ich abends mehr Energie habe,dann schaffe ich,was morgens unmöglich schien.
Akzeptieren wo meine Grenzen sind,anderen nicht die Hoheit über meine Zeit geben,das ist Selbstfürsorge pur.
Heute hab ich einen schlimmen offenen Brief von Hausärzten hier vor Ort an ihre Patienten gelesen,Vorwürfe pur und das in der Zeitung zu lesen.
Viele Praxen haben inzwischen digitale Praxisassistente,man kann anrufen,schreiben,um Termine und Rezepte bitten,Nora richtet alles,nur ist sie kein Mensch.
Ihr auch noch einen weiblichen Namen zu geben,ist das Letzte.
Das hat sich wieder ein männlicher Praxisoptimierer ausgedacht,sicher für viel Geld an die leidenen Praxisteams als "Heilsweg" verkauft.
Stunden hab ich für einen deftigen Leserbrief gebraucht,da will jedes Wort mit Bedacht gewählt sein,aber das kann ich auch gut,wenn es das Ziel treffen soll.
Einen Leserbrief zu schreiben,das ist schon mutig,da kommt dann der Gegenwind postwendend.
Der offene Brief an die Patienten fing an mit vorweihnachtlichen milden Worten und endete in endlosen Vorwürfen.
Beide Praxen,die als Verfasser ihren Namen geben,haben sehr kleine Praxisräume,bevor man die Anmeldung erreicht,steht man draußen,dann auf Treppen,dann ist in engen Furen.
Aber Ende mit dem Thema,ich reg mich ab.
Als nette Ablenkung sehe ich mir das Video von Rolf Zuckowski-Die Pferdefreunde bei der Weihnachtsreiterei an.
Was haben wir all die Jahre hier auf die Beine gestellt,immer gab es eine Weihnachtsfeier in der Reithalle,erst standen die Kinder im Mittelpunkt,der Nikolaus kam mit Pferden vor der Kutsche,ein Weihnachtspony war immer festlich geschmückt und trug alle Tüten.
Es wurde geritten,gesprungen,ganze Quardrillen vorgeführt.
Essen und warme Getränke,Waffeln immer!
Später traf man sich in der Reitstube am warmen Ofen, zwei riesige Töpfe mit Suppe,das Brot immer selbstgebacken.
Jeder durfte kommen,Eltern und Großeltern,Freunde und Nachbarn,immer von uns allen herzlich willkommen begrüßt.
Corona hat das alles beendet,in diesem Jahr beginnen wir wieder,aber der gute Geist der alten Zeiten ist vorbei.
Viele haben uns verlassen,ihr Pferd verkauft,neue Reiterleute sind gekommen und es ist wieder ein mühsames Kennenlernen. Bevor das eine Stallgemeinschaft ist,das braucht Zeit und das Miteinander muss neu erprobt werden.
Eine Stallgemeinschaft,das ist Rücksichtnahme und Hinsehen,wo jemand Hilfe braucht.
Meine Tochter verbringt so viel Zeit in der Halle und im Stall,ich bin inzwischen mehr im Hintergrund.
Früher kamen immer alle Kinder zu mir ins Haus,im Sommer wegen der endlosen Eismenge,im Winter wegen der Kälte,mein Kamin brennt und man darf mit dreckigen Stiefeln rein.
Samstag und Sonntag gab es Suppe und Kuchen,so manch eine Mutter hat gestaunt,was ihr Kind bei mir essen kann.
Wir haben tagelang Plätzchen gebacken,sogar die Jungs kamen dazu,haben aber oft meine Küche in ein Chaos verwandelt.
Man kann mit zehn Mädchen ruhig und zeitgleich arbeiten,ein Junge kann das alles aushebeln.
Auch wohl ein Grund, warum sie nicht die Ruhe und Geduld auf der Stallgasse und auf dem Pferd haben.
Pferdemädchen sind einmalig,mutig,tapfer und endlos zu begeistern.Sie misten aus,sie putzen ihre Ponys bis sie glänzen,wer zu klein ist,steht auf einem Stuhl.
So viel Vertrauen auf beiden Seiten.
Pferde sind noch mal seelenvoller als andere Tiere,sie sind ruhiger und geduldiger,allein durch ihre Größe und Stärke geben sie den Kindern ein Urvertrauen.
Wer einmal behinderte Kinder im Reitstall erlebt hat,der hat glückliche Kinderaugen gesehen.
Mir fehlt diese Nähe sehr.
Spätabends,oft noch nach Mitternacht füttert meine Tochter im alten Stall ihrer eigenen Pferde noch einmal mit Heu,dann ist es still,nur ein Geräusch ist zu vernehmen,zufriedenes gleichzeitiges Kauen.
Mir diese Momente zu holen,das ist so wichtig,ich gehe über den dunklen Hof in die alte Scheune,Heu und Stroh bis oben,der Duft ist wunderbar,dann auf die alte Stallgasse mit den ur alten Holzbalken,die halten schon seit Hundert Jahren,Eichenholz.
Herzliche Grüße vom Hof,vom Hofhund Pepe,der Katze Mia,Calrchen dem weißen Pony!
anna54
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

danke für deine wohltuende Schilderung deines Lebens auf dem Reiterhof.
Ich lese das immer wieder gern von dir, auch weil es mich beruhigt.

Es ist gut, dass du dir jetzt einteilen kannst, was du machst und was dir guttut.
Oder eben manchmal auch nicht.

Ich hatte sicher schon einmal geschrieben, dass es in unserer Nachbarschaft einen Reiterhof gibt, der seit etwa 10 Jahren wieder richtig auflebt. Ich beobachte das Geschehen gern. Meine beiden Enkel-Mädchen nutzen jede Gelegenheit zum Reiten, wenn jemand Zeit für sie hat. Das ist meist die wunderbare C , die als Erzieherin arbeitet, aber fast ihre ganze Freizeit auf dem Reiterhof verbringt. Die Kinder lieben sie, und sie liebt die Kinder.

Die Sache mit dem offenen Brief hört sich ja eigenartig an. Gerade wollte ich fragen, ob man Probleme nicht im Gespräch klären kann. Aber du schreibst es ja selbst, keine Zeit...Praxisüberlastung..

Ich habe im April einen wirklich durchdachten Brief an unsere Staatsministerin für Gesundheit und...geschrieben , die ich eigentlich sehr schätze.
Es ging um die einrichtungsbezogene Impfpflicht und ganz speziell um den Umgang des Arbeitgebers meiner Tochter damit und was das ganze Prozedere mit H und uns als ihrer Familie macht.

Ich bekam auch eine Antwort, natürlich nicht von Frau K.persönlich, sondern von einer Bürgerbeauftragten. Die hieß, glaube ich, auch Nora mit Vornamen.
Ich hatte den Eindruck, die Antwort wäre nur irgendwo abgeschrieben worden.

Eigentlich wollte ich jetzt nochmal schreiben und fragen, wie sie denn jetzt antworten würde. Aber das ist vergebliche Müh.
H.hat eine neue Arbeit gefunden, bei der sie viel weniger verdient, aber glücklich ist. Nur lassen sich allein vom Glück die Miete und alles andere auch nicht bezahlen.
Da zahlt sich wenigstens ein bisschen aus, dass wir unsere Kinder immer zum überlegten Umgang mit Geld erzogen haben und dass sie auch gut rechnen können.

Das waren im letzten Jahr eine meiner größten Sorgen, die bei mir nicht nur eine Episode zur Folge hatten.

Im Moment sind es andere Ängste, und ich finde einfach nicht aus der Depression raus. Meine Erfahrung, dass sie nach paar Tagen wieder weg ist, lässt mich dieses Mal sehr in Stich. Darauf zu warten, bedeutet viel Druck für mich.

Und trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Dann wäre ich verloren. Wenn die Panik besonders schlimm ist, sage ich mir , ich will mich doch auf die Enkel freuen.Ich will wieder erleben, wie L.im Kindergarten fröhlich auf mich zugerannt kommt, wie F.sich an mich schmiegt und wie unser Großer sich vertrauensvoll mit seinen Problemen an mich wendet. Ich möchte auch im Notfall, wenn ein Kind krank wird, da sein.
Ich möchte wieder lesen können

Das geht jetzt alles nicht. Ich weiß natürlich, dass ich nichts erzwingen kann.

Für einen kurzen Moment dachte ich an die Klinik. Aber wirklich nur kurz. Ich hoffe, dass ich bald wieder Lust an meinen eigenen Therapieformen finde, Lesen, Häkeln, Spielen mit den Enkeln, Sport ..Das wäre schön. Und das wird schon auch wieder funktionieren.

Ganz liebe Grüße, Edda
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Liebe Brigitte
liebe Edda
auf den Punkt können wir nicht funktionieren,das ist noch mal schwerer,wenn man Enkelkinder hat und mit denen Zeit verbringen möchte,das tut sicher sehr weh.
Aber das Erzwingen führt nur zum Verlust der wenigen Energie,die gerade knapp für die eigenen Bedürnisse reicht.
Mich hat ein Arztgespräch mutlos zurückgelassen,obwohl ich weitere Eiseninfusionen brauche,muss ich das jetzt selbst zahlen,fehlt nur noch,dass ich für das Anleben der Infusion auch noch eine Rechnung bekomme.
Es zeigt mir mal wieder,wie dünn meine Seelenhaut ist,während Corona keine Hilfe,jetzt bei der notwendigen Infusionbehandlung soll ich zahlen,es wird nicht erklärt,zwischen Tür und Angel einfach ein Privatrezept.
Heute hab ich "das Handtuch geworfen",ich konnte nicht aufstehen,mir liegt eine leidliche Einladung meiner älteren Schwester seit Tagen auf der Seele.
Das ganze Jahr hatte sie keine Zeit für mich,nicht mal zu Besprechung der vielen Notfälle
unserer Mutter.Die Einladung meiner kranken Schwester zum Geburtstag hat sie abgelehnt und sie damit tief gekränkt.
Jetzt kommt eine Nachricht auf dem Handy,wir möchten doch morgen zum Mittagessen kommen,und später besuche ich noch die Mutter im Altenheim????
Sie ruft mich nicht an,ruft nicht zurück,natürlich will meine kranke Schwester hin,aber ich kann nicht 9.30 starten und dann den ganzenTag bis nach 20Uhr unterwegs sein.
Auch will ich von meiner Schwester keine Fakten diktiert bekommen,darin ist sie gut.
Meine Schwester ist kalt,pragmatisch,ihre Ziele sind immer sehr wichtig,auf andere sieht sie herab.
Mich macht das nur noch krank,sie spricht mir ab,dass ich eine Kopie der Patientenverfügug unsere Mutter haben darf,da wittert sie Ungemach.
Jetzt hab ich mich spät aus dem Bett gezwungen,weil meine Hühnersuppe nicht fertig war,das ist die Grundverpflegung für zwei Tage am Hof.
Was ich morgen schaffe,das mache ich von der Tagesform abhängig.
Am Montag ist die Weihnachtsfeier der Angehörigengruppe,leider auch abends.
Eben hat mein Sohn angerufen,sehr selten,er will mit Freundin und Schwester den Weihnachtsbaum aufstellen,das ist gut.
Wir brauchen einen hohen Baum für die Eingangsdiele,jedes Jahr gibt es dann den gewohnten "Geschwisterärger",wie der Baum aussehen soll,das kann ich genießen.
Wenn dann der 1.Weihnachtstag für meine kranke Schwester und unsere Mutter da ist-----dann kann ich das aushalten,aber meine Bedarfsmedikation muss in der Handtasche sein.
Warum ist Weihnachten so schwer,weil es zu viele Emotionen sind,zu hohe Erwartungen auf allen Seiten und letztlich immer die Sorge um die Menschen in der Ukraine,die einen Kriegswinter überleben müssen.
Ich habe mehrfach Weihnachten in der Psychiatrie verbringen müssen,einmal wurde ich Heilig Abends eingewiesen.
Das vergießt man niemals wieder.
Diese Zeiten sind nicht gut,für uns alle nicht,geben wir uns Kraft und Zuversicht und die Hoffnung auf den Frühling!!!
anna54
anna54
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Liebe Brigitte
ich habe noch nicht alles gelesen,bin immer noch auf der Suche wann und wer du früher im Forum warst.
Leider hab ich ein ganz schlechtes Gedächtnis,ich erkenne nur Teile deiner Lebensgeschichte wieder.
Herzliche Grüße
anna54
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte und
liebe Anna,

ja,die Verwandtschaft kann man sich leider nicht aussuchen. Wenn es dann sogar noch die ältere Schwester ist, die so empathielos ist und die Bedürfnisse ihrer Schwester einfach wegwischt, ist das einfach herzlos.
Auch wenn du deine Schwester und ihre Einstellung kennst, wird es immer wieder wehtun.
Zum Glück lässt du dich nicht beirren auf deinem Weg.

Ich habe nur eine Schwester, und mein Mann hat einen Bruder. Zum Glück klappt auf beiden Seiten das Miteinander sehr gut. Aber wenn man sich so umhören, ist das ja bei weitem nicht überall so selbstverständlich. Meiner Schwester muss ich auch gar nicht viel sagen. Sie fragt sehr oft, wie es mir geht, oder sie sieht es einfach. Dann kommt sie einfach und kümmert sich eben etwas mehr um unsere Mutter. Das hilft mir sehr.

Heute früh war das Morgentief nicht ganz so tief. Aber später setzte dann wieder eine schlimme Panik ein, und wieder kam ich nur mit dem Notfallmwdikament raus.
So langsam bin ich schon besorgt, ob ich eventuell schon abhängig bin.

Ich will morgen bei meiner Psychologin anrufen und sie um mindestens noch einen Termin vor Weihnachten bitten.

Liebe Anna, du schreibst, die Zeiten sind nicht einfach. Das hast du genau auf den Punkt gebracht.
Unsere Tochter H. war mit F. hier. Sie erzählte, dass sie aus Angst vor unerwartet hohen Heizkosten in der Wohnung noch keine Heizung angestellt haben, sondern nur durch ein Petroleum-Öfchen etwas Wärme in die Stube reinbringen.
So etwas habe ich noch nie erlebt. Selbst wenn man von der DDR oft sagt " Mir hatten ja nüscht" , was so nun auch wieder nicht stimmt, muss ich sagen, dass ich mich nicht daran erinnern kann, im Haus gefroren zu haben.
H.und ihr Freund sind gebildet und gehen arbeiten . Leider verdienen beide verhältnismäßig wenig, sodass ihre Angst auch durchaus berechtigt ist.
Sie haben von uns nun die strenge Anweisung bekommen zu heizen. Wenn es wirklich so teuer wird, wie sie befürchten, dann helfen wir. Da gibt es gar keine Frage.
Dass es aber so weit kommen musste, ist unfassbar.

Dir geht es wie mir, ich habe auch lange gebraucht , bis ich gemerkt habe , dass Brigitte schon mal da war.
Mir fiel es ein, als sie schrieb, dass sie Pummelchen schon länger kennt.
Du errätst es bestimmt auch noch, oder sie schreibt es dir einfach. Es ist ja kein Geheimnis.

Einen schönen 2.Advent wünscht dir Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Brigitte,

mal sehen, ob es dieses Mal klappt. Zweimal war ich schon fertig mit Schreiben, und dann verschwanden die Texte irgendwo im Nirgendwo.


Mir geht es auch wie dir, mir fehlen die Worte, weil es mir insgesamt überhaupt nicht gutgeht.
Dir ja auch nicht, aber du hast trotzdem geantwortet, und darüber habe ich mich sehr gefreut.

Der Keller und die Kellertreppe sind für mich auch Symbole der Depri-Phasen.

Es wäre schön, wenn du schon wieder ein wenig Licht außerhalb des Kellers sehen könntest, wenigstens einen kleinen Funken.

So lange wie jetzt hat in den letzten Jahren noch keine Episode gedauert. Ich weiß ja, welche Gedanken hauptsächlich dafür die Ursache sind. Die kriege ich bis jetzt einfach nicht aus dem Kopf raus, sodass Annehmen und Aushalten dieses Mal nicht gut funktioniert.

Ich weiß, dass ich diese Gedanken nicht bekämpfen soll, sondern mich ablenken sollte. Das gelingt mir zurzeit sehr schlecht.

Zum Glück habe ich kurz vor Weihnachten noch kurzfristig einen Termin bei meiner Psychologin bekommen. Sagt vorher jemand ab, will sie mich anrufen.

Als ich kurzzeitig an die Heilpraktikerin gedacht habe, war einer der Hauptgründe dafür, dass sie Hypnose anbietet.
Das hatte ich noch nie, sehe es aber als eventuelle Möglichkeit, aus dem Gedankenstrudel rauszukommen.
Das mit der Dame hat sich ja erledigt.

Als ich den Termin mit meiner Psychologin vereinbart habe, habe ich sie gefragt, was sie davon hält. Sie sieht es auch als eine Möglichkeit der Hilfe an und, was ich vorher gar nicht wusste, sie ist dafür auch ausgebildet.

Ich will jetzt aber nicht hin -und hermutmaßen, sondern einfach froh sein, dass ich bald einen Termin habe.

Was mich aber auch sehr beschäftigt,ist, dass ich es nur mit ganz großer Mühe und viel Panik schaffe, einen Tag ohne Tavor auszukommen.
Liebe Anna, du hast dazu ja eine klare Aussage getroffen, die ich aufgrund meiner Erfahrungen auch teile.Aber meine Tochter sprach heute ihre ehrlichen Bedenken aus, und die will ich auch nicht so einfach wegwischen.
Im Moment fühlt sich alles so schwer an.

Ich möchte einfach wieder bisschen mehr Freude haben. Aber wer will das nicht?

Einen schönen Abend und liebe Grüße von Edda
Max_
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Max_ »

Hallo Brigitte,

ich wünsche dir auch einen schönen 3. Advent! Und vorallem ganz viel Kraft und Zuversicht, dass du diese Sache seelisch meistern kannst. Ich kann mir vorstellen, dass man über sowas nie 100% hinwegkommt, wenn es aus dem direkten familiären Umfeld kommt. Gut, dass ihr als Familie so stark seid!

Ganz liebe Grüße
Max
Maxegon
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Maxegon »

Hallo Brigitte,

ja leider ist das so in unserem "Rechtsstaat" ... ohne Anwalt hat man die Popokarte!

Man hat die Wahl es durchzufechten, wenn es einem es Wert ist oder darauf zu verzichten. Gefühle sind da auszuschliessen.
Auch ich hatte einen ähnlichen Fall in der Familie, ich hielt mich raus, das war mir alles zu viel, der Verstorbene war verstorben und als der Streit ums Erbe begann, so richtig böse, fragte ich mich: ist es da mir wert? Meine "Gier", Vernunft sagte JA, mein Gefühl NEIN.
Ich sagte mir, vorher ging es ja auch, warum sollte ich MIR jetzt das Leben schwer machen, ich verzichtete auf meinen Erbteil. Das mag nun feige oder bequem sein, egal ich fragte mich: was ist es mir wert und entschied danach.

Stimmt, das muss jeder selbst mit sich ausmachen.

Einen schönen Advent!!
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

gerade habe ich nochmals ins Forum geschaut und deinen erschütternden Beitrag gelesen.
Ich kann mich noch sehr genau an das erinnern, was du vor paar Jahren geschrieben hast.

Obwohl ich so etwas zum Glück nicht erleben musste, fühle ich sehr mit dir.

Ich glaube, das Aushalten von Sonnabend, wenn keiner zu erreichen ist, bis morgen ist schon schlimm genug.

Dass euch dieser Brief an schlimme Zeiten, die ihr vergessen wolltet, erinnert und die Angst vor dem, was jetzt kommen könnte, in eine Art Schockzustand und in Ratlosigkeit versetzt, ist nur allzu verständlich.

Ich drücke auf alle Fälle dafür die Daumen, dass dein Mann morgen vieles klären kann und dass euch damit hoffentlich die Angst genommen werden kann.

Ja, so etwas braucht man nicht,schon gar nicht vor Weihnachten und auch sonst nicht.

Meine Schwester verschickt abends vorm Einschlafen immer gute Gedanken an diejenigen, denen es gerade nicht so gutgeht.

Ich würde das jetzt gern übernehmen und dir ganz viele liebe Gedanken schicken.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

ich denke an dich/ euch und hoffe, dein Mann hat etwas erreicht, was für euch positiv ist
Den Link, den du gestern gepostet hattest, habe ich gestern Abend noch geöffnet und mir auch das Video angesehen.

In solchen Sachen sind wir vermutlich blauäugig. Da das in unserer Familien "ordentlich" geregelt wurde, hätte ich nie gedacht, dass gerade die Vorsorgevollmachten zu so viel Erbschleicherei führen.

Ich vermute auch, dass auf den bösen Bruder deines Mannes jetzt finanzielle Probleme zugekommen sind, mit denen er nicht gerechnet hat und die er deshalb auf euch abwälzen will.

Ich drücke ganz fest die Daumen, dass er damit nicht durchkommt.

Hoffentlich konntest du dich beim Frühstücken mit deiner Freundin etwas ablenken.

Das würde mir auch mal gefallen. Aber im Moment sage ich zu vielen Dingen, dass ich das auch gern machen möchte und weiß schon fast genau, dass es nicht geht.

Manchmal bemerke ich an mir eine Eigenschaft, die im Prinzip gar nicht zu mir passt. Wenn ich im Status sehe, wer wieder schöne Erlebnisse, Urlaube usw hatte, werde ich schnell neidisch.

Deshalb wiederum bin ich dankbar für jedes noch so kleine positive Erlebnis.

Mein Mann, dem es gesundheitlich auch gar nicht gutgeht, versucht mich immer aufzubauen, manchmal ist es aber auch umgekehrt, da bin ich mehr für ihn da.

Morgen wahrscheinlich will uns die Tochter meines Mannes mit dem kleinen 3 Monate alten Sonnenschein besuchen. Ich weiß, es wird anstrengend, aber trotzdem freue ich mich, wenn auch vorsichtig.

Insgesamt geht es mir nicht nicht viel besser als zu Beginn der Episode. Ich kenne den Schlüssel, mit dem ich die Kellertür öffnen könnte, aber die eine spezielle Angst zieht mich immer wieder zurück.

Vorhin habe ich mit meiner Psychiaterin telefoniert. Sie hatte beim letzten Mal in der Sprechstunde darum gebeten. Weil sie noch einen Patienten hatte, hat sie zurückgerufen. Sie ist genauso ein Schatz wie die Psychologin.

Sie denkt, dass ich vielleicht mal in eine Tagesklinik gehen sollte. Das hat sie schon einige Male angedacht.
Aber ich habe keine so sehr guten Erinnerungen an die Tagesklinik. Vor allem wäre es schon recht umständlich für mich, überhaupt dorthin zu kommen.
Ich müsste mit dem Auto fahren, was bedeuten würde, mein Mann hätte es den ganzen Tag nicht zur Verfügung. Das ist, wenn man in so einem kleinen Dorf mit etwa 130 Einwohnern wohnt, schon eine Herausforderung. Wir haben zwar eine tolle Gaststätte, einen Reiterhof und einen Friedhof, aber überall dort kann man nicht einkaufen usw..
Natürlich denke ich auch, dass es einen Weg geben würde, wenn nur der Willen da wäre.
Ich hoffe, dass die Therapie bei meiner Psychologin verlängert werden kann und dass ich bald aus meiner von der Angst getriebenen Lethargie aufwache und insgesamt aktiver werde.

Die Ärztin hat sich auch meine Bedenken hinsichtlich der fast täglichen Tavor angehört. Ihre Meinung ist, dass es eben jetzt so ist, wie es ist und dass ich nichts erzwingen soll. Ich versuche aber, das nicht als Freifahrtsschein anzusehen.

Letzte Nacht dachte ich auch, ich werde von der Panik überrollt, aber ich konnte ohne Tablette wieder einschlafen .

Liebe Brigitte, ich hoffe sehr, dass du heute entspannter sein kannst.

Liebe Grüße an dich, an Anna und alle anderen von Edda
Pummelchen
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Brigitte und alle Anderen,

es tut mir wahnsinnig leid, dass ihr wieder so eine Belastung habt. Wie können Menschen so gemein und widerlich sein. Ich hatte es ja die letzten Jahre mitverfolgt. Diese Gier von eurem Schwager, ich frage mich immer wie man mit einem zu Unrecht erhaltenen Geld glücklich werden kann??? Diese Menschen haben wahrscheinlich kein Gewissen und keine Skrupel.
Ich hoffe sehr das es vielleicht???? doch noch ein bißchen Gerechtigkeit gibt. Es kann doch einfach nicht sein, dass solche Menschen damit durchkommen.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und wünsche mir das die Wahrheit siegt!!!!!!

Wünsche dir und allen anderen einen hoffentlich einigermaßen entspannten, schönen Tag.
Liebe Grüße Pummelchen
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben, liebe Pummelchen und
liebe Brigitte,

wo bleibt da nur die Gerechtigkeit? Was sind das für Gesetze, die es erlauben,euch in einer vermeintlich abgeschlossenen Sache so eine hohe finanzielle Last aufzubürden ? Noch mehr frage ich mich aber, wie gierig der eigene Bruder sein kann. Unfassbar! Er hat eure große Not nach dem Dachstuhlbrand , an den ich mich aucherinnere, doch auch mitbekommen.
Das alles stört ihn nicht, es ist einfach unglaublich.

Gibt es denn noch mehr Geschwister deines Mannes, die auch so abgezockt werden?

Eine Frage habe ich noch. Kann das früher aufgesetzte Testament deiner Schwiegereltern durch die Vorsorgevollmacht außer Kraft gesetzt werden? Oder ist es einfach so, dass dein Schwager schon so "gearbeitet" hat, dass gar nichts mehr zum Vererben da war?

Die ganze Bürokratie zu verstehen, ist alles andere als einfach.

Ich glaube, das Haus zu verkaufen, ist ganz bestimmt ein sehr schwerer Schritt,
ganz abgesehen von all den Umständen, die mit so einer Entscheidung einhergehen.
Wenn dann der Erlös nicht einmal euch selbst zugute kommt, ist das wirklich schon tragisch.

Wenn man wie ihr ohnehin schon stark gesundheitlich eingeschränkt ist, ist es fast eine logische Folge, dass die Gesundheit noch viel mehr leidet.

Habt ihr außer euren Töchtern noch andere Familienangehörige, die euch wenigstens moralisch unterstützen können?

Ich wünsche dir und deinem Mann so sehr, dass ihr diesen ganzen Ärger halbwegs gut durchstehen könnt.
Ich weiß, es ist kein Trost, aber irgendwann wird dein Schwager seine gerechte Strafe bekommen.

Leider ist bei der Tochter meines Mannes etwas dazwischen gekommen, sodass sie uns heute nicht besuchen kann. Wir hatten uns natürlich auf sie und ganz besonders auf den kleinen L. gefreut.

Obwohl ich nach wie vor wegen meiner Angst sehr angespannt bin, fahre ich gleich zu meiner Tochter, die hier in der Nähe wohnt. Sie ist unwahrscheinlich kreativ und packt deshalb gern Geschenke ein.
Ich möchte meiner Hausärztin , die in den Ruhestand geht, gern eins machen. Einen kleinen Brief habe ich schon geschrieben. Ich bin sehr traurig, dass sie aufhört. Aber natürlich kann ich sie auch verstehen.
Sie ist 62 und war vor mehreren Jahren schwerkrank . Ihr Mann scheint doch etwas älter zu sein. Sicher wollen sie noch etliche angenehme Jahre miteinander verbringen.
Leider führt auch die Tochter der Ärztin, die bei ihrer Mutter angestellt war, die Praxis nicht allein weiter.
Nach vielen Absagen habe ich einen neuen Hausarzt gefunden.

Ja,liebe Brigitte, ich würde mich sehr schwertun mit der Tagesklinik, und ob eine stationäre Aufnahme gut wäre, kann ich jetzt noch gar nicht so sagen.
Am ehesten würde mir eine Reha zusagen. Dabei weiß ich, dass alles nicht so einfach zu händeln wäre, nicht nur wegen meines Mannes, sondern auch wegen meiner Mutter.

Ich denke, dass mir mit der ambulanten Therapie gut geholfen werden kann.

Es ist völlig okay, dass du nichts zu Tavor schreibst. Vermutlich deckt sich meine Meinung theoretisch mit deiner.

Liebe Grüße, Edda
Max_
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Max_ »

Liebe Brigitte,

tut mir so leid diese Entwicklung! Wünsche dir, dass dich dein „Schutzschild“ weiterhin davor bewahrt, von diesem Strudel aus Stress und Sorgen verschlungen zu werden. Auf dass dir dieses Forum, wir, dabei ein kleines bisschen Auftrieb verschaffen!

Alles Gute und einen erfolgreichen Tag!
Max
Herd04
Beiträge: 1347
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Brigitte,

nun sind schon wieder paar Tage vergangen.
Ich hoffe für deinen Mann und dich, dass es vielleicht doch noch eine halbwegs erträgliche Lösung gibt.
Aber leider liegen Recht und Gerechtigkeit meilenweit auseinander.

Es ist unfassbar, wie geldgierig manche Menschen sind.
Dein Schwager kann euch aber auf keinen Fall euren Zusammenhalt in der Familie nehmen, und das ist neben Gesundheit am allerwichtigsten.

Trotzdem sollte der böse Mensch nicht ungeschoren davonkommen.

Eben hat mein Mann mit seiner Tochter telefoniert. Morgen nun kommt sie mit dem kleinen Sonnenschein .
Auch wenn ich immer noch nicht richtig den Keller verlassen habe, freue ich mich auf die beiden.

Insgesamt tue ich mich in diesem Jahr sehr schwer mit vorweihnachtlichen Gefühl.

Heute habe ich mich trotzdem dazu aufgerafft, mit meiner kleinen Enkeltochter Plätzchen zu backen. Sie war wegen ihrer Erkältung diese Woche nicht im Kindergarten und deshalb heute bei uns.

Sie war mit Geduld und Freude dabei, und nur das zählt.

Wahrscheinlich steckt die Aufregung der letzten Nacht auch noch in mir. Meine Mutter hatte eine Schlaftablette genommen, die aber nicht so gut gewirkt hat.
Deshalb hatte sie angenommen, vielleicht die Tablette mit einer anderen vertauscht zu haben, ist aufgestanden und mit ihrem Rollator ins Wohnzimmer gelaufen.
Dort ist sie gestürzt, konnte aber mit Müh und Not das Telefon erreichen und mich anrufen. Das hätte sie gleich machen sollen, aber nun ist es so, wie es ist.
Zum Glück hat sie sich nichts gebrochen, kommt aber heute so gut wie gar nicht auf die Beine. Das einzig Gute ist, dass sie mit in unserem Haus wohnt.

Langeweile sieht jedenfalls anders aus.

Ich wünsche dir uns allen Mitlesern einen schönen Abend.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Brigitte , ihr hattet bestimmt einen schönen Geburtstag. Wenn alle 3 Töchter da sind, ist das doch wunderbar.
Und nein, der Schwager kann euren Zusammenhalt nicht zerstören. Ist er vielleicht neben seiner Gier auch neidisch auf euch? Hat er selbst Kinder?

Ich musste über den Satz über ihn und seine Frau, dass sie einander verdient haben, schmunzeln.

Das erinnerte mich an eine ziemlich dunkle Erfahrung in meinem Lehrerleben. Ich habe bestimmt schon mal davon geschrieben.
Nachdem ich eine 4.Klasse abgegeben hatte, sollte ich die neue 3.Klasse übernehmen. Ich kannte die Kinder nur von einzelnen Vertretungsstunden, die Eltern gar nicht und die mich auch nicht.
Trotzdem hatte sich eine recht breite Front der Eltern in einem Elternabend, bei dem ich nicht dabei war, gegen mich gestellt.Die Lehrerin, die die Klasse nach dem Schuljahr abgab, hat die Diskussion einfach laufen lassen.
Meine Schulleiterin, an die sich einige Eltern gewandt hatten, war fassungslos und stand 100%ig hinter mir.
Einen Grund für die Ablehnung konnte mir keiner sagen. Ich war fix und fertig und zog mehrere Möglichkeiten in Betracht, z.B. Einladung der Eltern zu einem extra Elternabend, Gespräch mit den Elternsprechern ...und entschied mich dann, gar nichts zu machen, einfach, weil ich dachte, dass ich nach über 30 Dienstjahren niemanden um "schön Wetter" bitten muss. Dort habe ich mir gesagt, wer mich nicht will, hat mich auch nicht verdient.
Tatsächlich haben einige Eltern ihre Kinder in eine andere Schule geschickt.

Ich glaube, das habe ich alles schon mal erzählt. Daran merke ich, dass es mich auch nach 13 Jahren noch beschäftigt.

Geht es dir denn physisch und psychisch etwas besser? Auf beiden Gebieten kann ich dir nachfühlen.

Ich merke leider immer noch keine Entspannung, wofür ich den Grund kenne.
Und der schwirrt mir ständig im Kopf herum.
Ich bin froh, dass ich am Mittwoch einen Termin bei der Psychologin habe.
Es muss einen Weg aus dem Irrgarten der Gedanken geben.

Ich versuche natürlich auch, mich so gut wie möglich abzulenken. Die Tochter meines Mannes war mit dem kleinen Matz von Sonnabend bis Sonntag da. Das war/ ist für uns ein großes Glück. Der Kleine ist jetzt ein Vierteljahr alt und ein munteres Kerlchen.
Aufregend waren M's An- und Abfahrt mit dem Zug. Als sie aussteigen wollte, ging die Zugtür nicht auf uns sie musste eine Station weiterfahren. Vor der Rückfahrt wollte sie das Ticket lösen, hat bezahlt, auch Wechselgeld bekommen , aber leider kein Ticket.
Zum Glück "erwischte" ich die Zugbegleiterin, sodass ich das fehlende Ticket erklären konnte.

Jetzt versuche ich bis Weihnachten, etwas durchzuatmen und mich vielleicht auch wenigstens etwas Freude empfinden zu können.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

ich habe mich von dir in keinster Weise getriggert gefühlt. Mach dir darüber bitte keine Gedanken.Irgendwann habe ich den Grund der Ablehnung erfahren. In einem Dorf wie dem, in dem ich gearbeitet habe, spricht sich schnell vieles rum. Den "abtrünnigen " Eltern war es wohl zu gefährlich, ihre Kinder von einer Lehrerin unterrichten zu lassen, die schon mal so lange psychisch krank war.

Interessant war dann der 1.Elternabend im neuen Schuljahr.Dass alle Elternhäuser vertreten waren, hatte ich vorher äußerst selten erlebt. Ich vermute mal, dass sie gespannt waren, wann "die Bombe platzt", also wann ich zu dem, was mich sehr verletzt hatte, etwas sage. Das hatte ich mir aber gar nicht vorgenommen, denn diese Eltern hatten mir ja ihre Kinder anvertraut und sie nicht in eine andere Schule geschickt. Zum Schluss habe ich mich dann für das Vertrauen bedankt und die Eltern gebeten, zuallererst mit mir zu reden, wenn sie ein Problem mit mir haben.

Das schönste Lob kam bei einem späteren Elterngespräch von einer Mama, die sagte, ihre Tochter würde wieder ohne Ängste in die Schule gehen und, seit ich da bin.
Die Kollegin, die die Klasse abgegeben hatte, war fachlich eine überragende Lehrerin , die aber auch sehr verletzend den Kindern und auch den Eltern gegenüber sein konnte. Mir stockte im Lehrerzimmer manchmal der Atem, wenn ich hörte, wie sie mit Eltern telefonierte.

Ich bin an der ganzen Situation gewachsen und konnte mir gutem Gewissen sagen, dass mich das, was mich nicht umgehauen hat,stärker gemacht hat.

Liebe Brigitte, mir geht es auch so, dass mir Runden mit mehreren Leuten schnell zu anstrengend werden.

Deshalb sehe ich auch Weihnachten mit gemischten Gefühlen entgegen. Wir sind zwar nicht so viele Personen, aber durch die Kinder wird es vermutlich sehr laut werden. Wenn es mir zu viel wird, werde ich schon ein ruhiges Plätzchen im Haus finden.
Sorgen machen wir uns alle um meine Mutti. Sie fühlt sich von Tag zu Tag schwächer.
Wir würden uns so wünschen, dass sie noch ein Weilchen bei uns bleiben kann.

Passend zum Weihnachtsstress kam gestern die Hiobsvotschaft, dass mein Schwiegervater wieder hilflos, völlig unterkühlt und schlecht ansprechbar in seiner Wohnung vorgefunden wurde. Die Nachbarin,die seit paar Wochen nach ihm geschaut hat, hat sofort den Rettungsdienst angefordert. Nun ist er wieder in der Klinik. Das alles kann passieren, und deshalb kommt überhaupt kein Vorwurf von uns.
Das gleiche Szenarium hatten wir im Oktober. Damals musste die Polizei nachschauen, weil er nicht erreichbar war.

Alle waren sich einig( er auch) -dass er auf keinen Fall mehr allein leben kann.
Wir hatten wirklich alles in die Wege geleitet und einen Platz im Betreuten Wohnen gefunden. Zwei Tage vor der Entlassung hatte der Arzt gesagt, der Schwiegervater wäre nun wieder gesund und könne auch zu Hause leben.
Wie gut er das kann, sehen wir jetzt.

Dazu kommt, dass er sehr eigenwillig und stur ist und alle machen sollen, was er will. Aber so geht es einfach nicht weiter.Sowohl wir als auch die Familie meines Schwagers wohnen sehr weit weg von Leipzig, wo er lebt.
Nun geht alles wieder von vorn los ..

Übrigens hatte ich gestern den Termin bei meiner Psychologin. Sie möchte jetzt noch von Hypnose absehen, hat mir aber die Klopftherapie gegen meine Ängste empfohlen und mit mir auch geübt. Hast du oder hat jemand von euch allen Erfahrungen damit?

Für Erfahrungen wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße , Edda


Ich
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

ich habe mich von dir in keinster Weise getriggert gefühlt. Mach dir darüber bitte keine Gedanken.Irgendwann habe ich den Grund der Ablehnung erfahren. In einem Dorf wie dem, in dem ich gearbeitet habe, spricht sich schnell vieles rum. Den "abtrünnigen " Eltern war es wohl zu gefährlich, ihre Kinder von einer Lehrerin unterrichten zu lassen, die schon mal so lange psychisch krank war.

Interessant war dann der 1.Elternabend im neuen Schuljahr.Dass alle Elternhäuser vertreten waren, hatte ich vorher äußerst selten erlebt. Ich vermute mal, dass sie gespannt waren, wann "die Bombe platzt", also wann ich zu dem, was mich sehr verletzt hatte, etwas sage. Das hatte ich mir aber gar nicht vorgenommen, denn diese Eltern hatten mir ja ihre Kinder anvertraut und sie nicht in eine andere Schule geschickt. Zum Schluss habe ich mich dann für das Vertrauen bedankt und die Eltern gebeten, zuallererst mit mir zu reden, wenn sie ein Problem mit mir haben.

Das schönste Lob kam bei einem späteren Elterngespräch von einer Mama, die sagte, ihre Tochter würde wieder ohne Ängste in die Schule gehen und, seit ich da bin.
Die Kollegin, die die Klasse abgegeben hatte, war fachlich eine überragende Lehrerin , die aber auch sehr verletzend den Kindern und auch den Eltern gegenüber sein konnte. Mir stockte im Lehrerzimmer manchmal der Atem, wenn ich hörte, wie sie mit Eltern telefonierte.

Ich bin an der ganzen Situation gewachsen und konnte mir gutem Gewissen sagen, dass mich das, was mich nicht umgehauen hat,stärker gemacht hat.

Liebe Brigitte, mir geht es auch so, dass mir Runden mit mehreren Leuten schnell zu anstrengend werden.

Deshalb sehe ich auch Weihnachten mit gemischten Gefühlen entgegen. Wir sind zwar nicht so viele Personen, aber durch die Kinder wird es vermutlich sehr laut werden. Wenn es mir zu viel wird, werde ich schon ein ruhiges Plätzchen im Haus finden.
Sorgen machen wir uns alle um meine Mutti. Sie fühlt sich von Tag zu Tag schwächer.
Wir würden uns so wünschen, dass sie noch ein Weilchen bei uns bleiben kann.

Passend zum Weihnachtsstress kam gestern die Hiobsvotschaft, dass mein Schwiegervater wieder hilflos, völlig unterkühlt und schlecht ansprechbar in seiner Wohnung vorgefunden wurde. Die Nachbarin,die seit paar Wochen nach ihm geschaut hat, hat sofort den Rettungsdienst angefordert. Nun ist er wieder in der Klinik. Das alles kann passieren, und deshalb kommt überhaupt kein Vorwurf von uns.
Das gleiche Szenarium hatten wir im Oktober. Damals musste die Polizei nachschauen, weil er nicht erreichbar war.

Alle waren sich einig( er auch) -dass er auf keinen Fall mehr allein leben kann.
Wir hatten wirklich alles in die Wege geleitet und einen Platz im Betreuten Wohnen gefunden. Zwei Tage vor der Entlassung hatte der Arzt gesagt, der Schwiegervater wäre nun wieder gesund und könne auch zu Hause leben.
Wie gut er das kann, sehen wir jetzt.

Dazu kommt, dass er sehr eigenwillig und stur ist und alle machen sollen, was er will. Aber so geht es einfach nicht weiter.Sowohl wir als auch die Familie meines Schwagers wohnen sehr weit weg von Leipzig, wo er lebt.
Nun geht alles wieder von vorn los ..

Übrigens hatte ich gestern den Termin bei meiner Psychologin. Sie möchte jetzt noch von Hypnose absehen, hat mir aber die Klopftherapie gegen meine Ängste empfohlen und mit mir auch geübt. Hast du oder hat jemand von euch allen Erfahrungen damit?

Für Erfahrungen wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße , Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Liebe Brigitte,

vielen Dank für den Buchtipp.Den schaue ich mir in den nächsten Tagen genauer an.

Nun ist so viel anders. Gestern ist mein Schwiegervater verstorben. Nachmittags hatte mein Mann die Ärztin erreicht.
Zu dem Zeitpunkt sagte sie , dass der Zustand des Schwiegervaters sehr kritisch sei, dass dennoch aus ihrer Erfahrung in der Behandlung alter Patienten heraus die Möglichkeit der Erholung bestehe.Aber auch die andere Möglichkeit, die ja nun leider eingetreten ist, schloss sie nicht aus.
Abends rief sie dann an...

Es ist schlimm, dass es so gekommen ist. Er würde sicher noch leben, wäre er nicht so stur gewesen. Aber vielleicht wollte er auch einfach nicht mehr...

Wir werden Weihnachten so begehen, wie es geplant war. Die Kinder kommen zu uns.
Für sie machen wir das so.

Große Sorgen mache ich mir um meine Mutter.Sie bald loslassen zu müssen, ist für mich unvorstellbar schwer.
Wir hoffen, dass sie vielleicht doch noch zu etwas mehr Kraft kommt.

Liebe Brigitte, dir und allen Mitlesern wünsche ich ruhige und besinnliche Weihnachtsfeiertage.

Liebe Grüße, Edda
Herd04
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Re: Angst, Panik, Zwangsgedanken

Beitrag von Herd04 »

Hallo an alle,
liebe Brigitte,

vielen Dank für deine Anteilnahme. Wir denken auch, dass mein Schwiegervater seinen Frieden gefunden hat.

Dass es dir gar nicht gut geht, tut mir sehr leid. Die Depressionen sind so heimtückisch. Aber mittlerweile hast du wie ich auch gelernt, auf unsere Erfahrungen zu zählen, dass es wieder besser wird.

Sicher hast du deine Weihnachtsgans noch pünktlich auf den Tisch gebracht. Aber eben der Stress vorher...
Doch deine Kinder hätten es auch nicht schlimm gefunden, wenn der Gänsebraten nicht rechtzeitig fertig geworden wäre, oder?

Die Feiertage sind anders verlaufen, als wir das geplant hatten. Wie das eben so mit Plänen ist...
Den Heiligabend wollten wir mit der Familie unserer Tochter H. sowie der Tochter meines Mannes und dem kleinen L. verbringen. Leider war überall jemand krank, sodass wir allein zu Hause waren.
Schade, aber eben nicht zu ändern.
Das kann man alles nachholen.
Den ganzen 1.Feiertag konnten wir mit unserer Tochter R., ihrem Partner und den Kindern verbringen.

Überschattet wurden und werden die Tage davon, dass es meiner Mutter sehr schlechtgeht. Ich kann dazu jetzt leider auch nicht viel schreiben.

Nur... es ist unfassbar schwer loszulassen.

Ich wünsche dir und allen einen stressfreien Jahreswechsel und für das neue Jahr nur Gutes.

Liebe Grüße, Edda
Antworten