Wie geht es jetzt weiter?

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AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von AlastorTM »

Hallo alle zusammen.

An einer anderen Stelle hier im Forum habe ich
das letzte halbe Jahr ausführlich über die Situation
meines Vaters geschrieben. Ich fasse es trotzdem nochmals
kurz zusammen. Er litt sei Oktober 2021 an einer bis Mai
2022 immer stärker werdenden Depression mit Angstzustände,
das sogar soweit ging, dass er mitten in der Nacht das
Haus verlassen und abhauen wollte. Daraufhin haben wir ihn
dann in stationäre Behandlung gegeben, wo er jetzt bis Ende
Oktober drin war. Nun hat die Klinik die Reißleine gezogen
und ihn entlassen.

Er hat in der Klinik zwar bei Therapien teilgenommen aber nicht
wirklich mitgemacht, war dort nur für sich selbst und hat keine
Kontakte gesucht. Von der Hygiene mag ich mag ich gar nicht reden,
nur so viel, dass sie quasi nicht vorhanden war.
Wir waren bei vielen Ärzten, weil er immer wieder irgendwas neues hatte,
aber die haben alle nichts finden können. Selbst der Augenarzt sagte,
dass er trotz grünem und grauem Star mit den Werten Auto fahren könnte.
Zuletzt hat er sich eine Überlaufblase zugezogen und trägt seitdem
einen Katheter. Ohne Katheter ist er Inkontinent.

Jetzt ist er wieder zuhause, weil selbst die Klinik bei ihm resigniert hat
und es ist wie vor dem 6 monatigem Klinikaufenthalt.
Er sitzt teilnahmslos in seinem Sessel und grübelt den ganzen Tag nach und
schläft fast den ganzen Tag und in der Nacht.
Er ist mit seinen 69 Jahren extrem unselbstständig und hilflos geworden,
man kann ihn auch nicht dazu bewegen mal spazieren zu gehen oder andere
Aktivitäten durchzuführen.
Die Klinik ging im Paargespräch mit meiner Mutter sogar soweit, dass sie
ihr sagten, wenn sie nicht klar käme, solle sie sich scheiden lassen.
Außerdem sollen wir "unser" Leben leben und ihn auch alleine zuhause lassen
für Einkäufe. Das geht aber nicht bei seiner Hilflosigkeit. Laut Klinik
sollen wir uns auch eine Therapie suchen, aber was würde das bringen, wenn
wir uns alle mit Tabletten vollstopfen und lethargisch vor uns hinvegetieren.
Uns geht es besser, wenn es ihm besser geht.

So, das ist nun Stand der Dinge und wir wissen nicht mehr weiter.

Vielen Dank für ein offenes Ohr.

MfG Alastor
Aurelia Belinda
Beiträge: 7908
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo und Willkommen hier Alastor,

Deine Schilderung ist mir sehr bekannt, irgendwann ist man mehr als verzweifelt und wenn selbst Ärzte nicht mehr weiter wissen, furchtbar, aber auch das habe ich mehr als einmal durch. Ich bin sowohl selbst Betroffene, als auch Angehörige und hab selbes seinerzeit mit meinem Mann durchgestanden, der zu dem Zeitpunkt wesentlich jünger war als dein Vater. Er war knapp "Ü" 40 damals.
Eine sehr schlimme Zeit, am Ende war mein Rettungsanker dieses Forum hier, einfach um nicht selbst zu kapitulieren, ich war selbst kurz vor Resignation. Nervlich ein Wrack. Hatte ja selbst genügend gesundheitliche Problematiken.
Ich kann die Verzweiflung hernach, nachempfinden.
Leider kann ich heute nicht ausführlich beschreiben, wie das alles entstanden ist, welche Faktoren eine zusätzliche Rolle gespielt haben. Weil es mir im Sinne des eigenen seelischen Zustandes, nicht gut genug geht.
Wollte dennoch ein paar Zeilen hinterlassen. Beim Psychiater und Gesprächen in der Klinik meines Mannes, wurde mir bewusst, so kann es nicht weiter gehen. Hatte dann unzählige Sozialberatungen...u.a.hat bei uns auch die schwere Wohnsituation mit reingespielt, die man zu der Zeit aber nicht einfach lösen konnte, es war weder finanziell, noch Kräftemäßig möglich. Aber eines kann ich noch erwähnen, auch ein Medikament ( Psychopharmaka ) hatte den Zustand vom Mann noch zusätzlich verschlechtert. Diese Teilnahmslosigkeit, ständig schlafen, nicht ansprechbar sein, nur gereizt oder eben geistig abwesend...nur am Sofa liegend, wurde zumindest besser, als ich darauf gepocht hatte, dieses Mittel abzusetzen oder zu ersetzen.
Eines Tages hatte ich im Rückblick da einen zeitlichen Zusammenhang gesehen. Und es war richtig und gut, es abzusetzen. Klinikaufenthalt und jegliche Behandlung war somit "für die Katz". Hatte alles nur noch mehr verschlimmert.
Das ist jetzt nicht gerade aufbauend für dich, ich hatte einfach das Bedürfnis das mitzuteilen.
Wie man am besten bei deinem Vater vorgehen sollte, bin ich auch leicht ratlos. Was sagt er denn selbst dazu? Er hat sich wohl völlig aufgegeben....welch enorme Belastung das für die Angehörigen ist, weiß ich allerdings zu gut.
Ich wünsche euch, dir und auch deiner Mutter, dass ihr weiter zusammen halten könnt. Ohne daran völlig zu zerbrechen. Vielleicht erschließt sich doch noch ein Weg, um den Vater zu einer Besserung zu verhelfen. Ich hoffe du kriegst noch hilfreiche Antworten...

Alles Gute und weiter viel Kraft,
Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Pummelchen
Beiträge: 1629
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Pummelchen »

Lieber Alastor,
das ist eine wahnsinnig schwierige Situation.Ich war auch einmal selbst betroffen mit einem nahen Angehörigen.Ich war immer der naiven Meinung irgendwie lassen sich alle Probleme lösen. Ich wurde leider besserem belehrt. Wenn der betroffene Mensch sich nicht helfen lassen will oder es krankheitsbedingt leider!!! nicht schafft hat man manchmal keine Chance.Es bleibt einem vielleicht nur sich soweit möglich abzugrenzen, trotzdem natürlich immer wieder versuchen irgendeine Verbesserung zu erreichen.Ich weiß mein Beitrag nützt dir nicht viel, aber ich habe damals leider die bittere Erfahrung gemacht das ich hilflos war. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Hilfe und noch hoffentlich noch viele unterstützende Beiträge! Liebe Grüße Pummelchen
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von malu60 »

Hallo Alastor,
wie Pummelchen schon schrieb,naiv dran zu gehen und denken das wird schon,hätt ich vielleicht auch gemacht,doch wir Depresssiven wissen auch,dass es irgendwann meist erst mit AD,s auch ins "kleine"Wollen gehen muß.Sonst wirds echt immer schlimmer.Es passsiert ja nix im Sessel oder Bett und so greift eine "Lebensmüdigkeit" um sich,die Muskeln schwinden und so geht es selbst vom körperlichen Zustand garnicht mehr auf die Füße....(spreche aus Erfahrung)

Mein "Rat" wäre Pflegesstufe...Auch Helfer von außerhalb....Für die Hygiene,auch Fußpflege,Frisör,Betreuung für kleine Unternehmungen,sprechen,vorlesen u.a. lasssen sich
organisieren.....Pflegerad 1 gäbs für Psychisch-Kranke,(Antrag bei K.K. Der MDK begutachtet Inkontinenz/Kathederwechsel,Waschen/Duschen vielleicht eine höhere Stufe,damit sich sowas auch finanziell stämmen ließe.Der Arzt kann auch eine Hilfe attestieren,weiß nicht wie das heißt

Es ist wichtig,Leute von Außen kommen manchmal noch eher an den Betroffenen ran.Man ist einfach als Familie schrecklich betroffen und total belastend ist es,das Elend mit anzusehen.
Da die Klink in der langen Zeit auch nicht wirklich was verbessert hat,ist guter Rat teuer...

Hoffnung und Hilfe glaub ich könnte helfen....aber leicht gesagt.Mitfühlende Grüße von Malu
Leben ist mehr
Maxegon
Beiträge: 2525
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Maxegon »

Hallo AlastorTM,

wenn ein Mensch aufgegeben hat, keinen Sinn mehr im Leben sieht und keine Antworten findet, nach dem Warum, warum sollte man …

Wenn die Freude verloren ging, man sich täglich fragt, wozu tut man das alles, wenn einem alles anödet, man nur noch weiß, was man nicht mehr will, alle Ziele, Wünsche, Träume verblassten, seine eigene Exzitenz in Frage stellt, dann ist man wohl an dem Punkt, an dem sich dein Vater befindet.
Wenn man dann auch noch bemerkt, daß niemand einen mehr braucht, daß es eigentlich egal ist, ob man noch lebt oder nicht … wie will man so einen Menschen bespaßen?

Man müsste ihm eine Aufgabe geben, ihm schmackhaft machen, was ihm Freude macht, einen neuen Sinn geben oder überhaupt einen Sinn, ein Ziel … eine zeitlang dauerbeschäftigen, in der Hoffnung, daß diese Beschäftigung irgendwann fruchtet.

Ich will und kann keine Ratschläge geben, ich kann nur beobachten und daraus meine Schlüsse ziehen.

Natürlich finden die Ärzte nichts anatomisches, wie will man Gefühle, Stimmungen nachweisen?

Ein Gefühl ist eine Reaktion auf eine Situation. Der Logik folgend, müsste die Situation verändert werden, um eine andere Reaktion zu bewirken.

Therapien lenken anfangs ab und setzen auf Selbstfürsorge, Selbstrefletion, Achtsamkeit etc. , Tabletten/ Antidepressiva versuchen (!!) die Wirkung zu verändern, man greift willkürlich in den biologisch-chemischen Keislauf ein, in der Hoffnung etwas zu veränden, Nebenwirkungen billigend in Kauf nehmend und ggf. auf den psychosomatischen Effekt hoffend. Bei vielen scheint das zu funktionieren, das wird zu Rechtvertigung zur Gabe von AD genommen, bewiesen ist davon absolut nichts.
Wer ich sich schon ein Mal aufmerksam in Psychartischen Kliniken bewegte oder Antidrepressiva nehmende Menschen begleitete hat eine ungefähre Ahnung.
Eine Meinung darf sich jeder selbst bilden.

Zurück zum Problem: Gefühl ist eine Reaktion auf eine Situation. Der Logik folgend, müsste sich die Situation ändern, um eine andere Reaktion zu bewirken.

Der Umkehrschluss: kann man die Situation nicht ändern, wird die Reaktion, wenn nicht gleich, doch zu mindest immer sehr ähnlich ausfallen.
Daraus resultiert auch die Aussage: „Die Klinik ging im Paargespräch mit meiner Mutter sogar soweit, dass sie ihr sagten, wenn sie nicht klar käme, solle sie sich scheiden lassen.
Außerdem sollen wir "unser" Leben leben … „
Das bleibt die Wahrheit, egal was wir uns wünschen.

Ich wage nicht zu behaupten, daß ich recht habe. Schlußendlich läuft es auf eine Triage hinaus, loslassen oder so weiter machen.
Zuletzt geändert von Maxegon am 29. Okt 2022, 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
Maxegon
Beiträge: 2525
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Maxegon »

Pummelchen hat geschrieben:Lieber Alastor,
das ist eine wahnsinnig schwierige Situation.Ich war auch einmal selbst betroffen mit einem nahen Angehörigen.Ich war immer der naiven Meinung irgendwie lassen sich alle Probleme lösen. Ich wurde leider besserem belehrt. Wenn der betroffene Mensch sich nicht helfen lassen will oder es krankheitsbedingt leider!!! nicht schafft hat man manchmal keine Chance.Es bleibt einem vielleicht nur sich soweit möglich abzugrenzen, ...
Der Beitrag hilft, sagt er doch genau, wie es ist.

Und macht keine wabernde Hoffnung, sich stützend auf Durchhalteparolen, die einem am Ende selbst krank machen.

Danke.
Aurelia Belinda
Beiträge: 7908
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen zusammen,

Ich sehe das etwas anders als Maxegon und Pummelchen. Mag sein dass dies an eigenen Erfahrungen und dem Willen liegt, nicht aufzugeben. Ich finde der Vater von Alastor hat es nicht verdient, dass man ihn nun aufgibt, auch finde ich die Aussagen der Ärzte komisch, kar müssen die Angehörigen "nebenbei" ihr Leben leben. Aber zu sagen, den Vater einfach alleine zu Hause seinem Elend zu überlassen, ist schon krass. Es darf zumindest angezweifelt werden, ob es wirklich "nur" der fehlende Wille ist oder noch etwas anderes dahinter steckt. Dieses weg laufen ( habe einiges nachgelesen beim Angehörigen Thread ) hat doch nichts mit einer gewöhnlichen Altersdepression zu tun. Natürlich wissen wir hier nicht alle Einzelheiten über die Familien Situation oder ob wirklich alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Mir erscheint es so als fehle es einfach an jeglicher Motivation und sinnvoller Aufgabe. Da könnte man evtl. schauen. Dazu braucht es Fachpersonal von Außen...ich bin da eher bei malu, viell. Pflegegrad?
Auch Ergotherapie...aber alle Details kenne ich halt nicht. Mir stellt sich die Frage, ist bereits alles ausgeschöpft und ist es menschlich vertretbar ihn aufzugeben. Es gab, auch bei anderen Erkrankungen, schon hoffnungslose Fälle, denen sich dann andere Menschen, oder auch Ärzte, angenommen haben und es konnte Besserung, ja sogar Heilung, bei manch einem, statt finden.
Wie immer sich auch die Angehörigen entscheiden mögen.
Die besten Wünsche von mir.

Gruß, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Pummelchen
Beiträge: 1629
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Aurelia Belinda,
ich habe mich vielleicht in meinem Beitrag etwas missverständlich ausgedrückt. Selbstverständlich müssen alle Möglichkeiten zur Hilfe von Alastors Vater ausgeschöpft werden und die Bemühungen dürfen nicht enden und auch Hoffnung vermitteln und dem Vater liebevoll beistehen.
Ich wollte nur meine Erfahrung mitteilen, wie machtlos ich damals war.Ich konnte leider nicht helfen.
Bei mir persönlich hat es sich bewährt niemals die Hoffnung zu verlieren und alles zu versuchen diese scheußliche Depression in Schach zu halten.Habe schon viele Kämpfe geführt, aber es hat sich rentiert nie aufzugeben.
Liebe Grüße Pummelchen
Suchende2
Beiträge: 1221
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von Suchende2 »

AlastorTM hat geschrieben:Hallo alle zusammen.

Laut Klinik
sollen wir uns auch eine Therapie suchen, aber was würde das bringen, wenn
wir uns alle mit Tabletten vollstopfen und lethargisch vor uns hinvegetieren.
Uns geht es besser, wenn es ihm besser geht.

MfG Alastor
Hallo Alastor,

nur kurz zu diesem Punkt. Eine Therapie ist unabhängig von Tabletten!
Du kannst in der Therapie unter Umständen Gedanken und Gefühle klären und hast dann dadurch neue Handlungsoptionen für Dich.
Diese neuen Handlungsoptionen führen dann eventuell zu einem anderen Umgang mit Deinem Vater und dadurch vielleicht auch bei ihm zu einer Änderung.
Und wenn es zu keiner Änderung bei Deinem Vater kommt (was ich Euch nicht wünsche), kannst Du eventuell in der Therapie klären, wie Du mit Deiner Verzweiflung, ... umgehen kannst.

Für mich war es wichtig, daß mein Mann sich um sich selbst kümmert und gut für sich sorgt, als es mir sehr schlecht ging. Das hat er leider oft nicht geschafft und das war eine zusätzliche Belastung für mich.

Ich wünsche Euch alles Gute,
Suchende
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Wie geht es jetzt weiter?

Beitrag von AlastorTM »

Entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst wieder melde.
Die letzten Wochen waren sehr turbulent und stressig.
Wir wissen einfach nicht mehr weiter. Mein Vater hat sich scheinbar
komplett aufgegeben - wie schon des öfteren erwähnt.
Mittlerweile hat er einen Bauchkatheter bekommen, damit er
auch mal versuchen kann, von alleine zu urinieren. Naja den
Katheter hat er seit 3 Wochen oder so und hat es noch kein
einziges mal versucht. Hinzu kommt, dass der Urin sehr konzentriert
und dementsprechend stark wahrnehmbar ist, weil mein Vater viel
zu wenig trinkt. 1 Liter wäre viel, seine Begründung - er hat keinen
Durst. Wir haben es schon mit Trinkplänen versucht oder mit ihm
gemeinsam zeitgleich Wasser trinken und dabei gut zureden. Das
funktioniert vielleicht ein mal an einem Tag, dann hat er mal 1,5 - 2
Liter getrunken (merkt man auch sofort am Urin), aber Tags drauf
sieht die Sache wieder schlechter aus. Hinzu kommt der Mangel an
frischer Luft und Bewegung, weil er, wenn er nicht nachts im Bett
liegt und schläft, tagsüber nur in seinem Sessel sitzt und schläft oder
nachdenkt.... Er ist absolut lethargisch.

Wenn man mit ihm Spricht, seien es Komplimente oder anderes, dann
sieht man richtig, wie er sich selbst in eine Schutzzone begibt, indem
er die Augen zu macht und den Blick abwendet....

Dazu kommt noch, dass er immer wieder von sich sagt, er kann NICHTS mehr.
Das scheint aber auch nur eine Art Selbstschutz zu sein, denn er wurde
von Ärzten untersucht und es wurde keine Demenz oder Alzheimer festgestellt
sondern eine schwere depressive Episode. Er weiß viele immernoch Dinge
die erst kürzlich passierten oder schon Jahrzehnte zurücklagen. Ich
mag mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster legen und kann das nicht
bewerten, aber mein Vater war schon immer "faul". Er hat sich nie für
irgendwelche Hobbies interessiert und die Tätigkeiten, die er als Kassenwart
für die Vereine getan hat (nebenbei auch Software für Mitgliederpflege etc.)
kann er jetzt einfach nicht mehr. Er versucht es nicht mal mehr, er kann
es einfach nicht und ist - aus seiner Sicht - das Problem los.

Ich habe mir mal überlegt, ob ich seine "KomfortZone", also seinen Sessel
einfach mal weg stellen soll, bin mir aber nicht sicher, ob das der richtige
Weg ist. Einen Therapieplatz oder Therapeuten suchen - weiß ich auch nicht
ob das hilft, denn erstens haben wir nicht immer die Möglichkeit ihn da
hin zu fahren und zweitens hat das halbe Jahr stationärer Aufenthalt auch
nichts gebracht, sondern dadurch ist er gefühlt zu dem körperlichen Wrack
geworden, das er heute ist...

Vielen Dank für eure offenen Ohren
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