Depressionen und Partnerschaft

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Guppy214
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2022, 15:54

Depressionen und Partnerschaft

Beitrag von Guppy214 »

Hallo zusammen,

ich bin seit nun fast 3 Monaten in einer neuen Partnerschaft, die mir emotional sehr gut tut. Mein neuer Partner hat sehr viel Verständnis für meine Krankheit und ihre Auswirkungen, ist sehr aufmerksam und empathisch mir gegenüber. Er ist in vielem das, was ich brauche und in meiner alten Partnerschaft über sehr viele Jahre nicht hatte.

Dennoch... es ist emotional eine große Umstellung, weil auch andere Dinge in meinem Leben momentan im Umbruch sind und ich mich neu ordne. Momentan habe ich wieder verstärkt mit Stimmungsschwankungen und den Depressionen zu kämpfen. Dazu kommt noch, dass es im Herbst sowieso immer schwieriger wird durch die längere Dunkelheit.

Er gibt mir sehr viel Sicherheit und Geborgenheit, ich habe keinerlei Grund, an ihm zu zweifeln. Dennoch kommt immer wieder die Unsicherheit und Angst hoch, dass die Beziehung zerbricht, auch, weil ich weiß, dass es nicht einfach ist, mit einem depressiven Menschen zu leben. Wie gesagt, er gibt mir absolut keinen Grund dazu, im Gegenteil... Es ist der Zweifel an mir, der mich plagt und ob er das auf Dauer lieben können wird... obwohl ich objektiv gesehen weiß, dass ich eigentlich ein toller Mensch bin. Aber die Depression macht mich unsicher und ängstlich und beeinflusst auch sonst mein Leben in Teilen negativ.

Wie kann ich diese Gefühle in den Griff bekommen? Denn wenn etwas diese Beziehung zerstören kann, dann meine eigene Unsicherheit und Angst. Und das wäre ein immenser Verlust für mich, sehr immens...
hundethomas
Beiträge: 1192
Registriert: 28. Aug 2022, 21:04

Re: Depressionen und Partnerschaft

Beitrag von hundethomas »

hallo Guppy,

das Beste was du für deinen Partner tun kannst, ist offen und ehrlich zu Dir selbst zu stehen.

DU darfst DU sein, DU musst keine Rolle spielen. Dich annehmen, so wie DU bist. Auch immer

wieder versuchen deinen Partner anzunehmen, so wie er ist. Auch in seinen Schwächen,

denn kein Mensch ist perfekt, jeder Mensch hat seine Schwächen.

Beschenkt euch gegenseitig mit Liebe und Annahme, und ihr werdet dabei selbst sehr

reich. Es kommt nicht auf unsere Klugheit, unser Wissen unsere Intelligenz an, sondern

ob wir die Fähigkeit haben, Liebe zu empfangen, Liebe zu geben.

Und nicht von Anfang an zu viel vom anderen Menschen erwarten.

Redet immer wieder miteinander, nicht übereinander. .............


liebe, leise Grüße,
Guppy214
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2022, 15:54

Re: Depressionen und Partnerschaft

Beitrag von Guppy214 »

Hi, ja, du hast schon Recht...
ich merke einfach, dass ich noch sehr geprägt bin von meiner alten Beziehung. Ich hätte sie schon eher aufgeben sollen, habe aber viel zu lange an ihr festgehalten. Ich habe mich dort nie so grundlegend geborgen und verstanden gefühlt wie hier. Ich habe dort mehrfach über die Jahre Unverständnis und verletztende, abfällige Bemerkungen zu hören bekommen statt Hilfe und Liebe, wenn die Krankheit mich gelähmt hat. Obwohl er es hätte besser wissen müssen. Aber irgendwie war es für ihn dann doch wichtiger, dass alles nach seinem Sinn läuft, also auch ich...

Ich mache mir einfach oft Gedanken, wie sehr ich meinen Partner mit meiner Krankheit belaste. Ich möchte ihn nicht überlasten, weiß, wie viel Kraft es kostet, einen Partner mit Depressionen zu stützen. Und wie oft man unterscheiden muss zwischen dem Menschen selbst und dem, was ihm die Krankheit aufdrängt, zum Beispiel an negativen Gedanken und Unsicherheiten. Ich überlege oft, was ich ihm sage, und was nicht, weil ich weiß, wie weh es auch ihm tut, wenn ich so leide. Dennoch sagt er immer, dass ich zu ihm kommen soll, denn es hilft mir sehr, wenn er mich einfach festhält. Mache ich mir zu viele Gedanken??????????
hundethomas
Beiträge: 1192
Registriert: 28. Aug 2022, 21:04

Re: Depressionen und Partnerschaft

Beitrag von hundethomas »

liebe Guppy,

DU auch ich mache mir in meiner Depression viel zu viele Sorgen und Gedanken....

Die Schwere der Depression erleben wir wie eine Last, die uns zu ersticken droht. Unsere

zu negativen Gedanken und Vorstellungen möchten uns lahm legen, jede Aufgabe

scheint wie ein Berg vor uns zu stehen. Und das macht uns verwundbar. Wir haben

Angst Fehler zu machen, Menschen die uns lieben, auch zu verletzen.

Wir wollen vollkommen sein und entdecken, das kein Mensch vollkommen ist.

Jeder Mensch hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Als Mensch mit

Depression bin ich nicht besser oder schlechter als andere Menschen.

In unserer Angst haben wir das Gefühl einer endlosen Leere.......

Und wir haben kein Selbstvertrauen. Das macht uns innerlich unsicher, durchkreuzt

unser Wollen und unser Handeln.

Wir haben Angst vor Blicken, das andere Menschen in uns hineinsehen können,

das wir uns wertlos und unvollkommen fühlen..........

Selbst versuchen meine liebe Frau und ich, offen und ehrlich, wertschätzend

miteinander umzugehen. Versuchen uns so in Liebe anzunehmen, so wie wir sind,

voll wertvoll, aber doch unvollkommen.........

Und, wenn wir uns selbst in Liebe annehmen können, ist das die beste Voraussetzung,

das wir versuchen, uns in Liebe gegenseitig anzunehmen.

Ohne Fassade.............Einander immer wieder versuchen, die Hände zu reichen.

Auch unser Versagen uns gegenseitig eingestehen. Da habe ich echt lange gebraucht,

das ich sagen konnte, DU, es tut mir leid, da habe ich einen Fehler gemacht.

Aber gerade durch Fehler können wir gegenseitig in der Liebe wachsen..........

Das wünsche ich dir ganz feste, mehr Vertrauen in dich selbst, und aus diesem Vertrauen,

Vertrauen und Liebe zu Deinem Partner...


liebe, leise Grüße,
Nachtmensch
Beiträge: 620
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Depressionen und Partnerschaft

Beitrag von Nachtmensch »

Hi Guppy,

vielleicht verabschiedest Du Dich von dem Gedanken, das Du eine Belastung für Ihn sein könntest. Du bist nicht deine Erkrankung. Also könnte wenn überhaupt, deine Erkrankung eine Belastung sein. Da Ihr ja, so entnehme ich es deinem Text, schon offen über die Depression gesprochen habt, weiß Er ja darüber Bescheid und steht trotzdem zu Dir. Wenn Er genauso gut für sich sorgen kann, wie er für Dich da ist, wird er auch erkennen, wenn es mal für ihn schwierig wird. Wenn ihr dann offen und bewertungsfrei darüber sprechen könnt, entsteht keine Last die Ihr nicht bewältigen könntet. Um auf deine letzte Frage zu kommen, ja, Du machst Dir wohl zu viele Gedanken. Aber das ist typisch bei einer Depression.

VG Nachtmensch
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