"Eigenlob stinkt"

[Secret]

Hallo Forianer*innen,

kennt Ihr noch das alte Sprichwort aus der Kindheit "Eigenlob stinkt".

Das kam mir heute in den Sinn weil ich mich selber wegen meiner aktuellen Situation runtermache.

Wir sind zu uns selber immer kritischer und härter als wir es bei unsern besten Freund wären.

Der innere Kritiker.

Da ich mich an die Zeit aus meinem Klinikaufenthalt daran erinnere das wir alle die Aufgabe bekamen auf einem Blatt Papier zu schreiben was wir an uns selber gut finden würde ich das gerne mal mit Euch zusammen machen wenn ihr magt.

Der Thread kostet mich gerade Überwindung weil ich ja sonst eher der Typ im echten Leben bin der ja nicht auffallen will und noch nie Schüler oder Elternsprecherin war oder ähnliches.

Die Anderen haben mich als Kind beschützt oder aufgebaut, aber was habe ich für andere getan?

Na, soll ich mit dem STINKENDEN EIGENLOB anfangen? Fällt mir überhaupt so ad-hoc etwas ein?

[Suchende2]

Hallo Secret,

das Thema kenne ich. Und wenn man etwas gutes macht, sieht man es nicht unbedingt. Das Thema hatte ich neulich mit meiner Therapeutin. Ich sah eine alte Arbeitssituation negativ, sie konnte aber etwas positives sehen.

Ich zu meiner Therapeutin: "Ich konnte die Auszubildende nicht vor meiner Chefin schützen."
Meine Therapeutin: "Sie haben der Auszubildenden beigestanden, sie war nicht alleine."

Also versuche ich mich hier zu loben:
Ich habe die Auszubildende zu dem Gespräch begleitet. Sie musste es nicht alleine führen und wußte und hörte, daß ich anderer Meinung als die Chefin war.

Und nun bist Du dran, Dich zu loben!

Alles Gute,
Suchende

[Secret]

ich habe seit 38 Jahren eine gute Beziehung, ich war 16 als ich meinen Mann kennen gelernt habe.

ich komme aus bescheidenen Verhältnissen, meine Eltern waren beide dauerarbeitslos. Ich habe nach der Schule und Lehre die Abendschule besucht und den Weg aus diesen trostlosen Verhältnissen heraus gefunden.

Denn wenn ich ein Ziel habe, etwas will kann ich sehr konsequent sein. Dann bin ich ehrgeizig.

Ich stelle die Familie an erster Stelle.
Das hatte ich auch in einer Gruppentherapie zum Thema gemacht. Denn diese Priorität hat mich vor über 10 Jahren schon einmal aus der Depression herausgeholfen, den Kindern zuliebe wollte ich nicht das diese mich an die Depression verlieren.

Ich habe eine gute Selbstreflektion.

[Katerle]

Hallo Secret,

ja, dieses Sprichwort kenne ich auch noch. Und ich mochte das auch nicht. Aber inzwischen bin ich da anderer Meinung. Denn wenn dich sonst keiner mal lobt, dann ist es ganz wohltuend, sich selbst mal zu loben.

Ich bin kreativ.

[Lavendel64]

Hallo,

ja, man muss sich selber loben, wenn es kein anderer tut. Und das würde ich heute auch jedem antworten, der mit dieses Sprichwort entgegenschleudert.

Auch für mich steht die Familie an erster Stelle, erzogen wurde ich zur Karrierefrau. Festzustellen, dass ich das gar nicht bin, darauf bin ich wirklich stolz. Arbeit macht Spaß, ich ziehe aus der Leistung dort auch viel Kraft, aber ohne die Familie ginge für mich wenig. Umgekehrt bin ich auch der Familie ein Halt.

Ich kann gut zuhören und bin bemüht, alle Seiten zu beleuchten - das ist eine meiner Stärken.

(Boah ist das schwer, solche Zeilen zu schreiben)

Wir haben nach meinem langen Ausfall wegen der Depression in der Abteilung viel darüber geredet. Am Ende entstand unsere "Komplimentbox", ein Bonbonglas mit ganz vielen kleinen Zetteln. Wenn der Frust zu groß wird und wir merken, dass ein Kollege richtig "drunter" ist, gibt es ein Kompliment. Und manchmal auch eine "Runde für alle" - Chef nicht ausgenommen. Zettel rausnehmen, laut vorlesen und sofort verändert sich die Stimmung. Auf diese Idee bin ich total stolz. (Zur Nachahmung empfohlen!)

LG Lavendel

[Gertrud Star]

Hi,

die Idee mit der Komplimentebox gefällt mir gut.

Secret, wenn ich von deiner Herkunft lese, hast du total viel geschafft.

Suchende, die Situation mit der Azubine würde ich auch so sehen. Wenn du sie fragen würdest, würde sie dir sicher etwas ähnliches erzählen.

Lavendel, sich von den Vorstellungen der Familie zu lösen, ist für viele schwer und echt eine Leistung.

Katerle, soist es. Man kann sich auch selber loben, auch wenn das in unserer Kultur nicht so gerne gesehen ist.

Ich erinnere mich an ein Ratgeberbuch.
Darin stand, dass es oft nicht einfach ist, sich zu loben. Wenn man damit größere Schwierigkeiten hat, kann man sich auch dafür loben, dass man es schafft, sich zu loben.

In diesem Sinne...

[Ifightdepression79]

Sich selbst loben / wertschätzen macht uns unabhängig von den Urteilen der Anderen. Den Spruch finde ich daher nicht gut.

[DieNeue]

Hallo Suchende,

das, was deine Therapeutin zu der Situation mit der Azubine gesagt hat, finde ich auch gut. Ich hatte nach der Ausbildung einen furchtbaren Chef und ich war immer sooo froh, wenn ich wusste, andere Mitarbeiter haben die gleiche Meinung wie ich oder fanden sein Verhalten auch blöd.
Sie war bestimmt froh, dass du dabei warst. Dass einem ältere Kollegen helfen ist auch nicht immer selbstverständlich.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Secret]

@Gerdrud: danke für das Kompliment. Das mit dem Ratgeberbuch finde ich gut.

@Malte: Ich weiss auch nicht was mit den Leuten nicht stimmt die der Meinung sind das Eigenlob stinkt.

@winfried: Ja, oft sind es die kleinen Dinge wofür wir dankbar sein müssten. Dafür kannst du dich loben das du das erkennst.

[MySun]

Eigenlob
hilft mir (immer öfter) dabei,
meine vorhandenen Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden,
und mein kleines Selbstbewusstsein weiter zu stärken.

Wenn ich z.B. meine Schüchternheit überwinden konnte, und ich mir etwas wage,
was ich mir zuvor vielleicht nur im Traum habe vorstellen können,
dann lobe ich mich selbstverständlich!

Ich lobe mich auch dafür, wenn ich längst notwendige Aufgaben und Vorhaben
zu meiner Zufriedenheit erledigen konnte.

Und, ganz wichtig für mich ist, dass ich meine Gedanken auch noch einmal zurückwandern
lasse, um mich an meine gemeisterten Situationen freudig zu erinnern.
Ich lobe mich gern.

„Eigenlob tut Not“, denn Eigenlob macht glücklicher

Nachtrag von Johann Wolfgang von Goethe
Nihil contra Deum, nisi Deus ipse. Ein herrliches Dictum von unendlicher Anwendung.
Gott begegnet sich immer selbst, Gott im Menschen sich selbst wieder im Menschen:
Daher keiner Ursache hat, sich gegen den Größten gering zu achten.