Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Moin!
Ich bin neu hier und möchte mich gerne vorstellen. Ich bin 47 Jahre alt, m, und komme aus Schleswig-Holstein.
Vor einigen Jahren habe ich mal eine Zeit im Ausland gelebt, weil ich dort eine Freundin hatte. Leider habe ich meine deutsche Ausbildung nicht anerkannt bekommen und musste einen schlecht bezahlten Hilfsjob annehmen, der mich ziemlich frustrierte auf Dauer. Als auch die Beziehung zu meiner Freundin immer schlechter wurde, weil sie immer herrischer wurde, rutschte ich in eine Depression. Ich fühlte mich irgendwann gefangen dort, hatte, ausser meinen Katzen, niemanden. Meine Familie und Freunde waren weit weg. Meine Freundin wohnte bei ihren Eltern, die mich nicht mochten, und sie immer unter Druck setzten sich doch einen "besseren" Mann zu suchen.
Das ganze ging dann soweit, dass ich mich 3 Tage lang in meiner Wohnung einsperrte und niemanden sehen wollte. Ich plante dann mit den Katzen bei Nacht zu verschwinden, nach Deutschland zu gehen und dort irgendwo im Wald mein Zelt aufzubauen. Mir war schon klar, dass das keine gute Lösung wäre, aber ich konnte einfach an nichts anderes mehr denken. Irgendwann stand dann mein Rucksack gepackt in der Wohnung und ich wollte die Katzen in ihre Boxen setzen um dann mit ihnen an den Bahnhof zu fahren. Das Auto wollte ich dort stehen lassen, denn danach würde man sicher zuerst suchen, und dann mit der Bahn weiter. Ich hatte mir überlegt, dass ich nicht zu meinen Freunden, oder Familie konnte, weil da würde man mich ja ganz sicher suchen, aber ich wollte ein Waldstück in der Nähe meiner Mutter finden.

Die rief mich dann in diesem Moment an, was sie, aufgrund der Kosten, sonst nicht tat. Sie fragte, was ich mache, und ich erzählte ihr von meinen Plänen. Sie redete dann über eine Stunde auf mich ein, bis ich die Pläne verwarf. Der gepackte Rucksack stand aber noch Tage lang in der Bude, so für alle Fälle.

Jedenfalls war mir klar, dass es so nicht bleiben konnte, also ging ich zu meiner Hausärztin, die mich zu einer Psychologin schickte. Die Diagnose lautete damals "depressive Episoden", wobei ich schon fand, dass das mehr wie nur Episoden waren.
In der Therapie wurde dann erstmal klar, dass ich aus dem Job raus musste, meine Hausärztin schrieb mich dann auch krank. Es wurde auch klar, dass die Beziehung zu meiner Freundin einfach total kaputt war und es auch nichts mehr gab, was man hätte retten können. Mit diesem Wissen reifte in mir der Entschluss, wieder in die Heimat zu gehen. Danach ging dann eigentlich alles recht schnell, und ich dachte, dass dann sicher auch die Depressionen weg wären, da ja die Auslöser nicht mehr wären.

Es sah dann auch echt einige Jahre so aus, denn ich fand eine schöne Bleibe, einen guten Job im Rettungsdienst und adoptierte noch einige Katzen. Klar, auch in diesem Job war nicht alles super, aber ich war doch ganz zufrieden.

Dann fing eine Kollegin an Lügen über mich zu verbreiten, schlimm war, dass ihr fast alle zu glauben schienen, obwohl sie mich seit Jahren kannten, und es hätten besser wissen müssen. Mein Arbeitsalltag wurde zu einem Spiessrutenlauf, Kollegen fingen regelrecht an nach Fehlern zu suchen, die sie mir ankreiden konnten, um mir dann zu sagen, ich sei eine Gefahr für die Menschheit. Die, die sich nicht am Mobbing beteiligten, starrten lieber auf ihre Füsse, als für mich Partei zu ergreifen. Gespräche mit Vorgesetzten und dem Betriebsrat führten zu nichts.
Ich fing an Frustkäufe zu tätigen, meistens verkaufte ich das Zeug mit Verlust nach kurzer Zeit wieder.
Dann musste ich am Arm operiert werden, und es hiess, ich darf 3 Monate nicht arbeiten, es war wie eine Befreiung. Ich nutzte die Zeit um nach Alternativjobs zu suchen, aber ich fand nichts, ich lebe halt auf dem Land.
Brauchte ich die Schmerzmittel anfangs noch gegen Schmerzen, so nahm ich sie weiter, weil ich ohne nicht schlafen konnte. Je näher der Zeitpunkt meines Wiedereinstiegs rückte, desto schlimmer wurde es. Mir war bewusst, dass ich abhängig war, aber ich sah keinen anderen Ausweg als es weiter zu nehmen.

Mein Hausarzt schickte mich dann in eine Entzugsklinik, wo ich den Rat bekam, mir einen anderen Job zu suchen und zu einer Schuldnerberatung zu gehen.
Ein halbes Jahr später habe ich, aufgrund des Mobbings, gekündigt. Die Privatinsolvenz blieb mir allerdings nicht erspart.

Eine Umschulung über die RV wurde mir nicht bewilligt, ich habe seither eine Reihe Jobs gehabt, die man halt mal eine Weile machen kann. Ich habe Autoteile an Werkstätten ausgeliefert, verdiente aber so wenig, dass es sich nicht rechnete. Ich habe in einer Gärtnerei gearbeitet, wo eine langjährige Kollegin alle Männer rausekelt, trotzdem halten die an ihr fest. Ich habe in einer Spedition gearbeitet, allerdings nur Teilzeit, weil ich keinen grossen Führerschein habe, und die sich nur zeitweise einen 7,5t leihen konnten bei einer anderen Firma. Ich war fast ein Jahr lang putzen. Generell habe ich seltsame Firmen erlebt, Stellen, die ausgeschrieben waren, die es aber nicht gab, Chef auf Drogen, usw.

Ich habe immer an der Hoffnung festgehalten, dass es irgendwann mal besser werden muss, auch wenn das nicht immer leicht war. Je länger dieser Zustand dauerte, desto öfter meldeten sich die Depressionen wieder. Dann hatte ich plötzlich keinen Bock mehr auf gar nichts, konnte mich zu nichts aufraffen, alles erschien mir irgendwie sinnlos. Ich ertappte mich mehrfach bei dem Gedanken, wenn ich die Katzen nicht hätte, würde ich einfach Rucksack und Zelt packen und loswandern, vielleicht Richtung Süd-Europa, einfach so. Aber ich würde meine Katzen nie verlassen, sie sind meine Familie, mein Leben!

Und dann fand ich eine Stellenausschreibung, die super klang, nicht weit weg, Firma hat guten Ruf, die Chefs sollen sehr sozial sein. Ich bekam die Stelle, und musste nach 3 Tagen feststellen, dass dort derart viel Staub entsteht, den man auch trotz Maske einatmet, dass ich dauernd husten und niesen musste. Meine Eltern sagen, als Kind hätte mal ein Lungenfacharzt gesagt, ich solle nie rauchen, meine Lunge sei vorgeschädigt. Tatsächlich kann ich Rauch auch nicht ab. Aber diesen Staub eben auch nicht.
Ich sagte der Firma, dass ich etwas anderes suchen werde, und kündigen werde, sobald ich was gefunden habe. Am nächsten Tag teilten sie mir mit, dass sie mich bereits abgemeldet haben.
Deshalb sagte ich beim Arbeitsamt, die Firma hat gekündigt. Die haben nun aber gesagt, ich hätte gekündigt, und nun kann es sein, dass ich eine Sperre bekomme.

Ich habe jetzt noch mal per Mail beim Amt erklärt, wie das genau war. Von der Firma erreiche ich niemanden mehr. Es gibt gar keine schriftliche Kündigung, vielleicht hätten wir einen Aufhebungsvertrag machen sollen.
Als ich denen sagte, dass ich den Job nicht machen kann, meinten sie, das sei doch kein Problem, sie könnten mir halt keinen anderen Job anbieten, bis ich was anderes gefunden habe.
Deshalb dachte ich, wir haben uns einvernehmlich getrennt.

Ja, und nun hocke ich hier und hoffe, dass ich keine Sperre kriege, ich hab ja nichts verbrochen, ich hab nur gesagt, ich kann das gesundheitlich nicht machen. Es gibt halt von damals keine Befunde mehr, und der Arzt ist schon lange in Rente.
Ich bewerbe mich weiter auf alles, was halbwegs in Frage kommt, aber wenn ich ehrlich bin, bin ich urlaubsreif.

Ich müsste jetzt nicht wochenlang weit weg, es würde mir schon reichen eine Woche zu wandern, in DK, in Shelters pennen, oder im Zelt, einfach zur Ruhe kommen, was anderes sehen. Ich habe das Gefühl, jetzt direkt in den nächsten Job zu gehen wäre nicht gut. Aber sollte ich eine Sperre kriegen, werde ich das müssen.

Ich fühle mich nur noch müde, oft überlege ich, ob ich überhaupt aufstehen soll. Ich kann mich zu nichts aufraffen, fühle mich mutlos. Es scheint doch so zu sein, als würde ich rennen, aber einfach nicht vom Fleck kommen. Oder als würde ich an einem Gummiband hängen, manchmal sieht es gut aus, aber dann ist das Band zu ende, und schon bin ich wieder am Startpunkt.

Wegziehen möchte ich eigentlich auch nicht, Wohnraum ist ja auch überall teuer geworden. Die meisten Jobs gibt es in Städten, aber da würde ich eingehen. Die Katzen wollen raus, und es muss sicher für sie sein.

Ich habe eine Bekannte, die Psychologin ist, die ich immer anrufen kann, wenn ich reden mag. Aber die kann mir natürlich auch keinen guten Job besorgen. Sie kann mir nur zureden, den Mut nicht zu verlieren. Aber manchmal ist das halt echt schwer.

Tja, und jetzt bin ich hier, und es geht mir schon besser, nur, weil ich das jetzt alles geschrieben habe.


Achso, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich wahrscheinlich im Autismus-Spektrum liege, was meine Bekannte auch vermutet. Allerdings möchte ich keine Diagnose, denn dadurch würde sich für mich nichts ändern. Für die meisten anderen bin ich einfach ein sehr introvertierter Typ.

Selbstzweifel und wenig Selbstvertrauen kenne ich leider auch nur zu gut. Neues kostet mich oft ziemliche Überwindung. Genauso wie Telefonate, ich schreibe lieber Mails, was aber auch nicht immer die beste Lösung ist.
Suchende2
Beiträge: 1182
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Suchende2 »

Hallo 747er,

herzlich willkommen im Forum.
Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch.

Ich schreibe etwas zu den 2 nicht-Depressionsthemen.

Soweit ich informiert bin, kann eine Kündigung nur schriftlich erfolgen. Hole Dir einen Termin bei der öffentlichen Rechtsberatung, eventuell können diese Dir weiterhelfen.
Hast Du einen Hausarzt? Dann gehe zu diesem und lasse Dich zum Lungenfacharzt überweisen.
Auch wenn Ihr keine Unterlagen von damals habt, so ist es für die Zukunft gut zu wissen, was Lungenmäßig geht (und somit eine eventuelle Sperre zu umgehen).

Nun zum Autismus. Ich verstehe, daß für Dich eine Diagnose nicht von Belang ist. Trotzdem rate ich Dir, die Diagnostik bereits jetzt anzustoßen. Einen Termin für die Erwachsenendiagnostik zu bekommen, dauert circa 1 1/2 Jahre und viel Arbeit!
Wenn Du die Diagnose erhalten solltest, bekommst Du Hilfen, die Dir Dein Leben und das Berufsleben erleichtern können. Vor allem für Deine berufliche Zukunft kann es von Vorteil sein.

Alles Gute,
Suchende
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Danke für deine Antwort!

Ich bin Mitglied bei Verdi, und habe die gestern angerufen. Es wird mich jemand von der Rechtsabteilung in den nächsten Tagen anrufen.
Ich hoffe, man kann das irgendwie regeln.

Mit Lungendoc und der Autismus-Abklärung muss ich mal sehen. Es war jetzt der erste Job, wo ich so Probleme hatte. Ansonsten schränkt mich das nicht ein. Aber ich muss eh demnächst zum Hausarzt, da spreche ich das mal an.
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

So, mich hat jetzt jemand von Verdi angerufen. Ich hätte gleich zum Arzt gehen müssen und mich krankschreiben lassen müssen. Ich dachte halt, das müsste nicht sein. Dumm gelaufen. Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass mich da schon diese ganze Situation überfordert hat.
Jedenfalls bringt es, laut Verdi, nichts, jetzt noch nachträglich zu versuchen ein Attest zu bekommen.

Es sind aber auch seitens der Firma Fehler gemacht worden, da es ja kein Kündigungsschreiben gibt. Sie meinte, da könnte man ansetzen, sollte ich die Sperre kriegen. Aber eigentlich müssten die mich eh erstmal zu einer Anhörung laden. Sie meinte, das Einfachste wäre, einen Job zu finden. Wenn das so einfach wäre. Habe aber nochmal 3 Bewerbungen verschickt.

Ich werde mich aber mal schlau machen, wo es hier Lungenfachärzte gibt, und wie lange man dort auf einen Termin wartet.

Da ich mich mit der gesamten Situation schon länger überfordert und ausgebrannt fühle, wäre vielleicht wenigstens eine zeitweilige Krankschreibung deshalb gut. Aber auch da bin ich mir nicht sicher. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, was ich jetzt am besten tun soll.
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Inzwischen habe ich die Zusage bekommen, dass ich zum 1.8. in der Hafensicherheit anfangen kann. Ich hoffe wirklich, dass es ein guter Job ist, der auch Spass macht, und keine gesundheitlichen Probleme mit sich bringt, und ich ihn eine ganze Weile machen kann.

Das Arbeitsamt hatte mir nun einen Fragebogen geschickt, in dem ich nochmal ganz genau erklären musste, wie das mit dem Job war, da ja der Arbeitgeber angegeben hatte, ich hätte gekündigt. Also habe ich dass alles aufgeschrieben, und hoffe, dass sie es als guten Grund akzeptieren, den Job aufzugeben, und ich dann keine Sperre bekomme. Ich meine, was kann es denn für einen wichtigeren Grund geben, als die eigene Gesundheit zu schützen?

Ich hatte auch über meine KV in die Wege geleitet einen Termin bei einem Lungenfacharzt zu bekommen, damit ich was in den Händen habe.
Mein Nachbar hält es ja alles für eine Ausrede, er kann ja dieser Meinung sein, aber er kann sie auch gerne für sich behalten.

Trotzdem bin ich letzte Nacht wach geworden, und konnte nicht mehr einschlafen. Das Gedankenkarussel hatte sich in Bewegung gesetzt und wollte einfach nicht mehr stoppen. Da war die Frage, was wohl passieren wird, sollte ich die Sperre doch bekommen. Ich fragte mich, ob ich mich direkt beim Jobcenter melden sollte (bekam ja bisher von denen noch Aufstockung, da mein AlG1 so wenig war). Und wer bezahlt eigentlich aktuell meine KV? Macht das das Arbeitsamt trotzdem? Da ich mitten in der Nacht keine Antworten auf all diese Fragen fand, habe ich weiter versucht, wieder einzuschlafen. Klappte dann auch irgendwann, aber ab da träumte ich den grössten Mist, obwohl eine kleine Katze darin vorkam.

Jedenfalls habe ich mich dann heute morgen dazu durchgerungen, beim Jobcenter anzurufen. Die sind ja nicht für Freundlichkeit bekannt, und ich hatte befürchtet, dass sie erst recht unfreundlich sind, wenn sie das mit der drohenden Sperre hören.
Es war dann aber nicht so schlimm, ich glaube, der gute Mann merkte, dass ich total durch den Wind war, und hat mich erstmal beruhigt, indem er sagte, es wäre nicht seine Aufgabe, und auch nicht seine Absicht, dass was da mit dem Job war, in irgendeiner Weise zu bewerten. Er wollte dann die Gehaltsabrechnung von meinem ehemaligen Job, und Kontoauszüge aus denen hervorgeht, was ich noch vom Arbeitsamt bekommen habe, und meinte, er wird mir Übergangsgeld zahlen,damit ich über die Runden komme, und die nächste Miete zahlen kann.

Ich bin jetzt am überlegen, ob ich nächste Woche mal für 5 Tage wandern gehen soll, in DK. Ich würde auf Zeltplätzen und in Shelters pennen. Einfach mal was anderes sehen, obwohl ich sehr gerne mit den Katzen daheim bin. Aber ich denke, beim Wandern kann ich besser entspannen und regenerieren. Ich will auf keinen Fall so gestresst und durch den Wind, wie ich aktuell bin, in den neuen Job.
DieNeue
Beiträge: 5257
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von DieNeue »

Hallo 747er,

wegen dem Wandern in DK würde ich mich beim Amt mal informieren, ob du aktuell überhaupt einfach so wegfahren darfst. Ich weiß, dass ich damals, als ich Alg2 hatte, immer beim Amt einen Antrag auf "Urlaub" stellen musste, wenn ich mal wegfahren wollte. Weiß jetzt nicht genau, wie das bei dir jetzt ist, aber man hat ja im Normalfall auch seine Mitwirkungspflichten als Arbeitsloser.

Liebe Grüße,
DieNeue
SonneundDunkenheit
Beiträge: 682
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von SonneundDunkenheit »

War auch mein Gedanke. Im ALG 1 Bezug muss man eine Ortsabwesenheit in jedem Fall genehmigen lassen.
Selbst in der Nahtlosigkeitsreglung musste ich das, obwohl amtlich festgestellt wurde, dass ich nicht arbeitsfähig und damit nicht vermittlungsfähig war. Fand ich ein wenig absurd, aber so ist nun einmal die Rechtslage.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Muss ich mich dann beim Arbeitsamt und Jobcenter abmelden? Und auch, wenn ich zum 1.8. einen Job anfange, also aus der Vermittlung eh raus bin?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 682
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Ich war ja gar nicht in der Vermittlung und musste mich dennoch bei der Agentur abmelden einfach wegen des Statuses Bezug von ALG 1.
Ich hatte zunächst im Amt erfragt, wie die Rechtslage ist und die klare Aussage (von zwei verschiedenen Leuten) erhalten, dass der Gesetzgeber keinen Unterschied macht warum man Leistungen der Agentur erhält.
Jobcenter entzieht sich meiner Kenntnis.
Liebe Grüße
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Ich hab jetzt meiner Sachbearbeiterin mal eine Mail geschickt und sie gefragt ob das denn ok wäre.
DieNeue
Beiträge: 5257
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von DieNeue »

Bei mir war es dem Jobcenter auch egal, dass ich krank und sowieso nicht vermittelbar war. Es ging darum, dass man ja jeden Tag in seinen Briefkasten gucken muss, ob man nicht Post vom Amt bekommen hat. Man könnte ja einen Termin verpassen (auch wenn es einen Terminerrinnerungsservice per SMS gab und man als Kranker eigentlich keine Termine hat) und auch zwischen Weihnachten und Sylvester (auch wenn da eh keine Termine gemacht wurden) usw. Es reicht auch nicht, wenn der Nachbar in den Briefkasten guckt und einem Bescheid sagt usw. Die waren da echt pingelig.
Es stehen einem auch nur eine bestimmte Anzahl an Urlaubstagen/Jahr zu.
Suchende2
Beiträge: 1182
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Suchende2 »

Hallo 747er,

ich habe beim Jobcenter angerufen und Bescheid gegeben, daß ich mit meinem Mann 1 Woche innerhalb Deutschlands verreisen möchte. Da ich ALG I wegen Aussteuerung erhalte, war die einzige Frage, was meine behandelnden Ärzte dazu sagen. Da diese das befürworten, wurde der Termin im Computer eingetragen und mir ein schöner Urlaub gewünscht.

Alles Gute,
Suchende
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

So, muss mich jetzt doch mal hier auskotzen, sorry dafür. Ich war nicht weg, und ich habe mich auch auf den neuen Job gefreut. Wirklich, ich wollte da total offen reingehen und dem Job die Chance geben, mir zu zeigen, dass es ein guter Job ist. Auch wenn ich dafür eine Weile mit den Öffis unterwegs bin. So dachte ich zumindest.

Am Donnerstag schickte man mir den Dienstplan per Mail, und die Zeiten sind so doof, dass mein Plan mit den Öffis kaum umsetzbar ist. Zum Frühdienst muss ich die komplette Strecke mit dem Auto fahren, weil so früh kein Zug fährt. Zu den anderen Diensten kann ich entweder auf halber Strecke mit einer RB weiterfahren, muss aber bis dorthin mit dem Auto fahren. Alles andere geht von den Zeiten her gar nicht.

Fahre ich komplett mit dem Auto kostet mich das 400€ im Monat Sprit, vorausgesetzt, der Sprit wird nicht wieder viel teurer.

Und jetzt zieht mich das wieder so runter, dass ich am liebsten gar nicht dort anfangen möchte, was aber ja auch nicht geht. Seit Jahren versuche ich mir zu sagen, dass ich irgendwann schon einen Job finden werde, der nah genug ist, wo ich so viel verdiene, dass ich davon leben kann, und der so ok ist, dass ich mich nicht hinzwingen muss. Ich hatte nun schon einige Jobs, wo ich dachte, das könnte was werden, aber entweder den Job gab es nicht, obwohl er ausgeschrieben war, oder zu anderen Konditionen als ausgeschrieben, und den letzten Job konnte ich nicht weitermachen, weil ich gesundheitliche Probleme dadurch bekam. Und jetzt also ein Job, den ich nicht lange werde halten können, weil ich mir die Fahrten nicht leisten kann.

Ich werde morgen mit denen reden, vielleicht können die mir ja irgendwie entgegen kommen, fühle mich aber gleichzeitig auch scheisse, weil ich an meinem ersten Tag gleich so komme.
Ich habe mich auch auf 3 andere Jobs hier in der Nähe beworben, die aber erst ausgeschrieben wurden, als ich den jetzigen Job schon in der Tasche hatte. Und bisher habe ich darauf auch noch keine Rückmeldung.

Ich weiss nicht, wie lange ich dieses auf und ab noch mitmachen kann, bevor die Depressionen wieder Oberhand gewinnen. Ich weiss nur, ich nähere mich diesem Punkt. Am liebsten würde ich Rente beantragen, die ich aber sicher nicht bekomme, weil zu jung, zu gesund, und wegen Depressionen schicken sie mich wahrscheinlich eher in eine Klinik, damit ich mit Medikamenten vollgepumpt werde.

Ich hab auch schon darüber nachgedacht umzuziehen, die Frage ist, wohin. Ein Umzug kostet Geld, Wohnraum ist teuer, ich habe 4Katzen, die ich um nichts auf der Welt hergebe, die aber sicher rausgehen können müssen. Und ich möchte nicht irgendwo leben, wo ich niemanden kenne. Ich bin leider alles andere als gut darin, auf Leute zuzugehen und Freundschaften zu schliessen.
Unter Umständen liege ich auch im Autismus Spektrum, es gibt da verschiedene Anhaltspunkte dafür.

Ja, und jetzt sitze ich hier, und komme aus der blöden Gedankenspirale nicht raus, die mich immer weiter runter zieht, und will das eigentlich gar nicht.
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

Moin moin,
ich möchte kurz auf das Thema Rente eingehen. Ich bin 42 Jahre alt oder jung und habe jetzt von meinem Rehaberater die Empfehlung auf Erwerbsminderungsrente bekommen.
Das kann also auch der Fall sein, wenn man jünger ist.
Bei mir kommt noch hinzu, dass es auch verrückt wäre mit starken psychischen Einschränkungen arbeiten zu gehen, wenn man dann weniger in der Tasche hat (durch Unterhalt) als mit Alg2 oder Bürgergeld.
Achso und in einer psychosomatischen Klinik wird man nicht mit Medikamenten vollgestopft. Ich war in 4 Kliniken und jeder Aufenthalt war entlastend.
Die Schön Klinik in Bad Bramstedt ist zum Beispiel eine sehr gute Klinik.
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Danke dir! Wenn ich mit denen morgen nicht einig werde, und es dann daraf rauslaufen wird, dass ich mir das nicht lange leisten kann, dann werde ich versuchen, einen Termin bei einem Psychiater zu bekommen. Wobei ich nicht so genau weiss, wie und was ich dem sagen soll. Aber vermutlich wird es nicht ohne einen Besuch bei einem Psychiater gehen, oder? Also zum einen aus dem Job zu kommen, ohne eine Sperre vom Arbeitsamt zu kriegen, und zum anderen, um das mit Erwerbsminderung zu klären.

Ich habe die Möglichkeit eine Bekannte anzurufen, die Psychologin ist, aber bei der bin ich nicht offiziell in Therapie, von daher wird das keine Hilfe sein. Sie lebt auch 600km weit weg, kann also auch keine Therapie bei ihr anfangen. Kann mir nur Tipps bei ihr holen.
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

Möglicherweise lassen die ja mit sich reden. Oft begegnen mir Menschen kompromissbereiter als ich dachte.
Ich bin damals zu meiner Psychiaterin gegangen und hab gesagt wie es ist. Ich bin fertig, ich kann nicht mehr. Krieg den Alltag nicht mehr bewältigt. Dann die Anmeldung bei der Klinik, wo ich hinwollte fertig gemacht und die Psychiaterin macht die Einweisung bzw. Verordnung zur Krankenhausbehandlung. Einweisung hört auch immer so negativ an. Oder krank schreiben lassen vom Psychiater. Dann gibt es keine Sperre.
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

PS: Ich bin erleichtert nach einem halben Leben leiden den Rentenweg gehen zu können. Ob das am Ende ohne Widerspruch genehmigt wird bleibt aber abzuwarten. Dazu ist es gut im Sozialverband zu sein, der einem bei der Antragstellung hilft. Es bedeutet zwar ein Leben mit wenig Geld. Aber ich hab imJob immer stark unter meinen Ängsten gelitten.

Die deutsche Rentenversicherung hat das Motto :"Reha vor Rente." Ich habe eine Reha gemacht, dann nochmal einen Klinikaufenthalt und Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben abbrechen müssen. Es dauert eine Zeit, bis der Rehaberater dann irgendwann sagt. Hat keinen Sinn mehr,stell einen Antrag. Ich befürworte das.
Dann wird nach zwei Jahren neu geprüft.
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

So, hier mal der Bericht von gestern. Bin extra um 11 schon losgefahren, obwohl der Zug erst um 12:20 ging, weil ich nicht wusste, wie es in Eckernförde mit Parkplätzen aussieht. Eigentlich haben die einen echt grossen P+R Parkplatz. Gestern war er brechend voll, mindestens 10 Autos fuhren Runden, einige parkten in zweiter Reihe, alles Touris. Das regte mich dann erstmal auf, weil für alles haben sie Geld, aber parken muss umsonst sein, auch wenn man Pendlerparkplätze blockiert.

Gut, bin dann zum nächsten Stop, Gettorf, gefahren, aber dort gab es auch keinen Platz. Da war ich schon so weit, dass ich am liebsten wieder heimgefahren wäre. Konnte ich aber nicht bringen, also Tanke gesucht, Chef angerufen, gesagt, ich komme mit dem Auto, wo muss ich hin. Die Baustelle vor der Tür hat er verschwiegen, wegen der ich einen riesen Umweg fahren musste.

Dann bekam ich erst einen Satz Klamotten, und sollte dann mit in sein Büro. Habe ihn dann gefragt, ob es statt Jobticket einen Fahrkostenzuschuss gibt, Antwort: nein. Habe ihm dann gesagt, dass ich es dann nicht lange machen kann. Er wollte dann dass ich mich entscheide, ob ich sofort kündige, oder später. Ich fragte dann noch nach dem Alternativjob, den er im Vorstellungsgespräch erwähnt hatte.

Ja, das sei eine Alternative, er gab mir dann die Arbeitszeiten, ich schaute direkt in der App, und sagte, das würde mit der Bahn alles gehen, und dass ich dann halt diesen Job machen möchte. Sagt er: geht nicht, man müsste erst in den anderen Bereichen arbeiten. Wie kann denn etwas jetzt eine Alternative sein, und 5 Minuten später nicht mehr? Jedenfalls überforderte mich die Situation total, ich hatte Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und bat darum, mit jemandem telefonieren zu können. Durfte ich.

Habe dann meine Sachbearbeiterin vom Arbeitssamt angerufen, die meinte, ok, sind ja komplett andere Bedingungen und sie will mit der Leistungsabteilung reden, dass ich keine Sperre kriege, kann es aber nicht versprechen. Und ich soll doch den Dienst noch machen.

Hab das dann dem Chef gesagt, aber der lachte mich inzwischen aus und meinte, das sei ihm jetzt zu blöd, ich soll die Klamotten auspacken und gehen. Hab ich dann auch getan.

Heute rief mich jemand vom Arbeitsamt an, die meinte, ich soll mich krankschreiben lassen, dann bekäme ich Krankengeld, würde den Arbeitgeber nichts kosten, ausser vielleicht den einen Tag gestern, und soll die bitten, mir dann zu kündigen. AlG würde ich dann erst bekommen, wenn ich wieder gesund wäre.

Also gehe ich nacher zu meinem Hausarzt, und hoffe, dass er mich krankschreibt. Die in Kiel wollen jetzt klären, ob sie mir dann kündigen können, und ich hoffe, die machen das.

Meine Akkus sind leer, und ich bin am überlegen, ob es mir helfen würde, wandern zu gehen. Oder ob ich versuchen soll, eine Reha in einer psychosomatischen Klinik zu bekommen.
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

Moin 747,
danke für deinen Bericht. Hört sich zwar nach einem Sch.. Tag an. Aber wer weiß wofür es gut ist? Übrigens kannst du auch Alg1 beziehen, wenn du krank bist. Das war bei mir auch so. Nach 72 Wochen Krankengeld wirst du ausgesteuert und bekommst dann noch ein Jahr Alg1. Nahtlosigkeitsregelung nennt sich das. Auch bei dem dann folgenden Alg2 kann man AU sein. Kenne einige, bei denen das so ist.
Klinik ist auch ne Idee. Da kannst du erstmal die Verantwortung zum Teil abgeben und zur Ruhe kommen.
Und gräme dich nicht, weil du nicht arbeiten kannst. Du hast es versucht und heute viel Engagement gezeigt. Komm erstmal zur Ruhe und sorg so gut für dich, wie es dir machbar ist.
Viele Grüße von der anderen Seite der Elbe.
Malte
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Die vom Amt meinte halt, wenn du in den ersten 4 Wochen im Job krank wirst, kriegst du gleich Krankengeld, und dass das dem Arbeitgeber ja entgegen kommen würde, weil die ja nicht für mich zahlen wollen, wenn ich nicht dort arbeite. Und ich würde so definitiv eine Sperre umgehen.

Ja, vielleicht soll das mit Arbeit jetzt halt nicht sein, vielleicht muss ich erst wieder ganz auf dem Damm sein, und vielleicht finde ich dann auch was gutes. Oder gehe in Rente.

Jedenfalls hat mich mein Hausarzt jetzt erstmal bis 29.8. krankgeschrieben. Klinik befürwortet er auch, er meinte, ich könnte auch in eine Fachklinik, das ginge mit Einweisung und schneller. Aber ich möchte, wenn, dann versuchen nach Bad Bramstadt zu kommen, kenne einige, die dort waren und es toll fanden.

Wandern befürwortet er auch, das heisst, sobald sich das geklärt hat mit dem Job, würde ich meine Sachen packen und für 10 Tage losziehen und um Als wandern, in Shelters oder im Zelt pennen und hoffen, es hilft mir.
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

Wandern ist echt eine gute Idee.
Danach kannst du immer noch nach Bad Bramstedt und ja es ist so: Ich habe in meiner Zeit dort niemanden getroffen, der etwas negatives berichtetet hat.
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Ich bin grade am überlegen, eigentlich müsste ich mich jetzt bei der Freiwilligen Feuerwehr auch out of order melden. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass das dort eh keinen interessiert.
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Jetzt, wo die erste Last von mir abgefallen ist, habe ich nochmal über all das nachgedacht, was so war in den letzten Jahren. Es war vermutlich der falsche Weg, mir zu sagen, wenn ich einfach etwas ganz anderes beruflich mache, dann muss ich das, was das Mobbing mit mir gemacht hat, nicht bearbeiten. Aber, auch wenn ich noch nie gut darin war, neue Dinge anzugehen, so ist es seitdem noch schlimmer geworden, bis hin zu Vermeidungstaktik.

Dass ich damals keine Umschulung von der RV genehmigt bekommen habe, war sehr schade, weil ich eine handvoll Ideen hatte, was mich interessieren würde. Da war breitgefächert alles mögliche dabei, vom Anästhesietechnischen Assistenten, was ja nicht völlig fachfremd gewesen wäre, bis hin zum Fluggerätmechaniker, Zweiradmechaniker oder auch Schiffsmechaniker.

Dann diese ganze, verzweifelte Suche nach einem halbwegs gescheiten Job. Die vielen Bewerbungen, auf die nicht mal eine Antwort kam, dann die ganzen Absagen, die ich zum Teil nichtmal nachvollziehen konnte. Ich verstehe, dass wenn sich jemand bewirbt, der fachlich schon Vorkenntnisse hat, der besser passt, als jemand ohne diese Kenntnisse. Ich verstehe aber nicht, wenn die Bahn Stellen für Quereinsteiger für die Ausbildung zum Lokführer ausschreibt, warum man mich da gleich mehrfach abgelehnt hat. Wenn man ja wenigstens eine Begründung bekäme.

Oder die ganzen Stellen, die zwar ausgeschrieben waren, aber die es gar nicht gab, oder nicht zu den angegebenen Konditionen. Mehrfach ist es mir passiert, dass ich voll Hoffnung zu einem Vorstellungsgespräch fuhr, nur um dann zu erfahren, dass die angebliche Vollzeitstelle nur eine 450€ Stelle ist, und daher nicht weiter in Frage kam.

Zwischenzeitlich war ich dann mal so weit, dass ich doch wieder nach Stellen im Rettungsdienst suchte, bundesweit. Aber immer, wenn ich mir dann vorstellte, ich würde wieder in dem Bereich arbeiten, spürte ich diese Angst und Unsicherheit, die ich dank dem Mobbing am Schluss gehabt hatte. Ja, vielleicht hätte ich mich dem stellen sollen, aber ich wusste nicht, wie, und eigentlich will ich hier auch nicht weg. Hier wieder in die Rettung zu gehen kommt nicht in Frage, das wirkt ja, als würde ich reumütig zurückgekrochen kommen. Zumal ich diesen Kollegen dort nie wieder auch nur einen Funken Vertrauen schenken kann. Mir sind dort Leute in den Rücken gefallen, von denen ich es nie erwartet hätte.

Naja, und dann die Jobs, wo ich probegearbeitet habe. Zuerst bei einem Yachtservice, da habe ich den ganzen Tag irgendwelche Boote poliert. Der sagte, er würde mich gerne einstellen. Leider wurde ich dann krank, und als ich 2 Wochen später wieder gesuind war, war der Chef nicht mehr zu erreichen. Ich bin sogar hingefahren, aber es hat niemand die Tür aufgemacht.
Dann habe ich einen Tag bei einem Landschaftsgärtner probegearbeitet, der sagte, er will mir am Montag drauf einen Vertrag geben. Montags drauf fragte er dann, ob ich nicht noch 2 Wochen Praktikum machen könnte. Ich hab mich nicht drauf eingelassen, laut Arbeitsamt machen die das in der Branche oft so, dass sie einen so lange Praktikum machen lassen, bis die Arbeit erledigt ist, und dann haben sie ja doch keinen Bedarf mehr an einem weiteren Mitarbeiter.

Meine ganzen "kann man mal ne Weile machen" Jobs: Autoteile ausliefern. War kein schwerer Job, vielleicht etwas monoton, weil man immer die gleiche Tour fährt zu den gleichen Werkstätten. Leider zahlten die so mies, dass es sich nicht gerechnet hat.
Dann der Putzjob, das war schon reine Verzweiflung, wenn ich ehrlich bin. Zweitweise war ich auch nit den "Gärtnern" unterwegs, von denen niemand wirklich Gärtner war, und die mit abenteuerlich selbst zusammen geflickten Geräten arbeiteten. Ich wurde dazu gesteckt, weil von den anderen keiner einen Führerschein hatte, oder keinen mehr hatte. Der Firmentransporter war auch so eine völlig desolate Karre. Naja, aber das habe ich fast ein Jahr gemacht, bekam aber immer weniger Stunden, ergo immer weniger Geld, und musste Aufstockung beantragen. Der Chef versprach immer, ich würde wieder mehr Stunden bekommen, aber passiert ist es nie. Der macht das aber auch mit anderen so, das lag nicht an mir.
Danach habe ich, weil mir einfach nichts anderes einfiel und ich aus dem unterbezahlten Putzding rauswollte, mich als Pistenretter in Winterberg beworben. Hätte dort die Saison über in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz leben können, auch die Katzen hätte ich mitbringen dürfen. Es war aber von vornerein klar, nach der Wintersaison ist der Job vorbei. Dort war ich dann, ausser zum Gespräch, nicht, dank Corona. Immerhin bekam ich Kurzarbeitergeld.
Ich fand dann einen Job in einer Gärtnerei, den hätte ich auch weitergemacht, wäre da nicht eine langjährie Kollegin ewesen, die es sich scheinbar zum Ziel gemacht hat, alle männlichen Kollegen rauszuekeln. Ich hatte mir ja geschworen, dass mich niemand mehr so behandelt, und hab ihr auch Kontra gegeben, hab die Chefs eingeweiht in das, was die abzog, usw. Leider hielten die an ihr fest, nicht an mir.
Danach war ich dann bei einer Spedition, auf Teilzeitbasis, mangels LKW-Führerschein. Hab dann einige Ferntouren mit dem Transporter gefahren, was Spass machte, nur auf dem Rückweg von der letzten Tour stand ich fast 9 Stunden im Stau. Aber meistens war ich über Nacht unterwegs, da war nichts los. Eine Weile überlegte ich, ob ich den LKW-Führerschein machen soll, und dann in den Fernverkehr gehen soll. Aber dann wäre ich ständig von den Katzen weg, das will ich auch nicht. Zumal alleine die Parkplatzsuche für die Nacht schon furchtbar stressig sein muss. Die Firma lieh sich dann zeitweise einen 7,5t, den ich fahren darf, damit war ich dann regional unterwegs, es war mir aber eigentlich zu stressig

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich dann eine Harnröhrenstriktur, mussste ins Krankenhaus, wurde operiert, dann gab es, in der Nacht, bevor ich entlassen werden sollte, eine Nachblutung. Statt heim gings also wieder in den OP. Insgesamt war ich 17 Tage dort, und es hiess, es muss in 3 Monaten noch eine OP erfolgen. Diese Belastung addierte sich dann noch drauf.

Die Spedition hat mir dann, kurz vor Ablauf der Probezeit gekündigt, und ich bekam AlG1. Ich wurde dann zu einem Coaching geschickt, es hiess, die helfen mir, meine Interessen und Stärken zu erkennen, man macht Praktika in allen möglichen Firmen und wenn man Glück hat, wird man irgendwo übernommen. Es klang wie eine echte Chance, war aber eher enttäuschend. Praktika machen heisst du musst es dir selber suchen und mit dem Arbeitssamt klären. Dafür brauch ich auch kein Coaching.

Nach besagter zweiter OP habe ich dann wieder angefangen, Jobs zu suchen, also wieder Bewerungen, auf die nie eine Antwort kam, oder wo andere besser passten. Dann fand ich eine Ausschreibung von einer Firma, die Bauteile für Windkraftanlagen herstellt mit CNC Fräsen. Aus PET Hartschaumplatten. Dort hätte ich quasi hinlaufen können, es klang ideal, also habe ich dort 2 Tage Probe gearbeitet. Ja, es war schon ziemlich staubig, aber ich bekam eine Schutzmaske ( FFP2). Habe dann dort angefangen, allerdings haben die sich auch erst Wochen später wieder bei mir gemeldet, da dachte ich schon, da kommt nichts mehr.
Naja, ich war dann 3 Tage dort, habe trotz Maske und Absaugung ständig geniest und gehustet wegen dem vielen Staub. Deutlich mehr Staub als beim probearbeiten. Aussage des Kollegen, der mich einarbeiten sollte: " wir stellen die Probearbeiter immer an die Maschine, an der es am wenigsten staubt, sonst fängt hier niemand an." Kann ich zwar irgendwie verstehen, wenn man verzweifelt Mitarbeiter sucht, fair ist es aber trotzdem nicht.
Da ich als Kind wohl mal Probleme mit der Lunge hatte, und ein Facharzt damals meinte, ich solle nie rauchen, habe ich also beschlossen, dass ich den Job nicht weitermachen kann. Ich hatte zwar angeboten, bis ich einen anderen Job gefunden habe, etwas anderes, weniger staubiges zu machen, aber die Firma meinte, da gäbe es nichts und sie hätten mich schon abgemeldet.

Daher gab ich beim Arbeitsamt dann an,die hätten mir gekündigt. Die gaben aber an, ich hätte gekündigt, deshalb wurde dann eine Sperre geprüft. Ich musste mich also beim Jobcenter melden, damit ich Übergangsgeld bekam. Gut, ich muss auch sagen, ich hatte so wenig AlG1, dass ich noch Aufstockung brauchte. Gleichzeitig bekam ich die Torschlusspanik, dachte, ich muss jetzt ganz schnell einen Job finden. Da kam die Ausschreibung von der Hafensicherheit in Kiel. Den Rest kennt ihr.

Ich bekam übrigens keine Sperre. Und ich hoffe, dass die psychossomatische Reha mir vielleicht hilft, doch noch eine Umschulung durch die RV zu bekommen, und ich nicht danach weiter einen "kann man mal ne Weile machen" Job nach dem anderen machen muss. Auf jeden Fall möchte ich das Trauma, was das Mobbing hinterlassen hat, nun definitiv angehen.
Ifightdepression79
Beiträge: 299
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von Ifightdepression79 »

Boahh... was hast du schon alles gemacht, getan und versucht. Nichts von dem, was du schreibst motiviert mich noch mal über Arbeit nachzudenken in der nächsten Zeit. Finde ich gut, dass du das Mobbing aufarbeiten möchtest und drück dir die Daumen dafür.
Vg
Malte
Viele Grüße

Malte

--------------------------------------------------
"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
747er
Beiträge: 376
Registriert: 10. Jul 2022, 10:20

Re: Gelandet (meine Geschichte mit Depris)

Beitrag von 747er »

Sollte ich keine Chance auf ne Umschulung bekommen, werde ich versuchen, in Rente zu gehen. Ich möchte nicht noch Jahre lang in so miesbezahlten uninteressanten Jobs arbeiten.

Ich war ja auch ne ganze Weile in Hartz4, und die zuständige Sachbearbeiterin bei der Arge hat mich trotz der vielen Bewerbungen behandelt, als hätte ich keinen Bock zu arbeiten, und sei einfach nur faul. Hatte die mal gefragt, wegen LKW-Führerschein, meinte sie, das dürften sie nicht zahlen, es gäbe ja genug Putzstellen, ich soll einfach wieder putzen gehen. War dann mal bei einer Kollegin von ihr, als sie krank war, die meinte, wenn sie für mich zuständig wäre, würde sie den Führerschein genehmigen. Tolles System, wirklich.

Zumindest kann niemand behaupten, ich hätte nicht alles versucht.
Antworten