Wie soll ich damit umgehen?

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Fahles
Beiträge: 3
Registriert: 24. Jun 2022, 09:30

Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Fahles »

Hallo Zusammen,
ich habe im Prinzip 2 große Probleme. Eines betrifft mich allein und das andere meine Frau und mich oder ist es doch das eine Problem?

Ich fange Mal an. Vor 10 Wochen war ich sehr Krank und war bettlägerisch. Meine Frau war sehr verzweifelt, weil so viel Arbeit sich angestaut hau und ansteht. Dabei war in erster Linie die Versorgung unsered Sohn 1,5 Jahre alt und der Haushalt etwas, was sie kaum bewältigt hat. Jetzt ist mir bewusst dass es noch viel mehr war, was sie belastet hat. Ich habe Hilfe in Form von Angebot jemanden an zu rufen, um einer aus der Familie zu fragen, ob dieser helfen kann. Das fand meine Frau gut und ließ sich dann auch helfen. Eine Woche nachdem ich wieder Gesund war, kam es ganz dicke. Sie sagte mir, unsere Beziehung ist kaputt und sie möchte sie am liebsten beenden. Das war vor 8 Wochen. Dann ging unsere Beziehung für 5 Wochen permanent on/Off. So ca. 5 Mal insgesamt. Seit 3 Wochen ist die Beziehung auf aus und sie sagt, es gibt keine Rettung mehr und "Sie kann nicht mehr und will nicht mehr." In den letzten 2 Wochen sind wir jetzt 2 Mal beim Eheberater gewesen. Vertragen tun wir uns noch nicht wirklich. Seit 3 Wochen schlafen wir auch nicht mehr unter einem Dach. Fotos in unserer Wohnung wurden ab gehangen. Die Stimmung ist kalt und sie wurde, wenn es auf unsere Beziehung zu sprechen kam, sofort sehr aggressiv, auch bei Freunden. Sie selbst schläft schlecht und fühlt sich sehr aufgewühlt. Sie sagt immer wieder, sie ist total erschöpft.

Doch was ist so passiert? Ich habe in den letzten Jahren sehr viel am PC verbracht. So viel dass es in ein Suchtverhalten ging. Ich habe meine tätigkeiten im Haushalt vernachlässigt und generell alles. Sie sieht mich als ein Kind, welches sie immer hinter sich her ziehen muss. Das ist natürlich sehr hart. Da ich selbst keine Belastung für meine Frau sein will. Aber warum tue ich es dann?

Das offensichtliche habe ich sofort beenden können. Keine Computerspiele mehr und das jetzt seit 8 Wochen. Auch habe ich zum ersten Mal professionelle Hilfe in Anspruch genommen in Form einer Sucht Beratung. In weiteren gesprächen mit der Beraterin soll meine Therapie in Richtung Selbstwertgefühl aufbauen gehen.

Ich habe mein Leben weitestgehend reflektiert und mit meiner Hausärztin gesprochen. Vorläufige Diagnose Depression und Spielsucht.

Depression, kann das sein und ist deswegen meine Frau so ausgelaugt und kann nicht mehr oder bin ich es einfach? Das spielen scheint mir nur ein Puzzleteil von etwas größerem zu sein und mich quält der Gedanke Depression zu haben oder auch nicht und was ist wenn nicht?

Ein Termin bei einem Facharzt ist ewig weit weg. Vielleicht kann man mir hier etwas helfen und ihr könnt die Lage besser einschätzen?

Im Selbsttest kam raus, deutliche Hinweise.

Hier ein paar puzzlestücke von mir der letzten 15-20 Jahre:

Anhaltender Stress
Einsamkeit
Überforderung bis Selbstzerstörung
Aushalten müssen
Mangelndes Selbstvertrauen
Geringes Selbstvertrauen
Kann nicht nein sagen
Gehe Konflikte aus dem Weg
Traumatische Kindheit, häusliche Gewalt
Gedruckte Stimmung und Verhalten
Interessensverlust
Freudlosigkeit
Verminderte Konzentration
Vermindertes Selbstwertgefühl
Sorgen um Geld, obwohl genug da ist
Schuldgefühle und Wertlosigkeit
Unruhe, anhaltende wiederkehrende Nervosität
Ständig müde, brauche lange um ein zu schlafen
Erschöpfung und keine Erholung
Sozialer Rückzug
Alle Brücken zu alten Freunden abgebrochen
Häufige Magenprobleme
Angst hohe Ansprüche nicht zu erfüllen.
Antriebslosigkeit
Miese Phasen wechseln mit guten Phasen, wo ich ich sein kann.
Komme morgens nicht aus dem Bett.
Unendliches Grübeln, Gedankenkarussell, komme zu keinem Ergebnis
Suche Schuld bei mir.
Mir kann keiner helfen.
Wechselnde Verdrängungsstrategien: 3Jahre PC, perfekter Ehemann der niemals nein sagt und jeden Wunsch erfüllt, exessiver Sport 2 Jahre, exessiver Turnierkartenspiele 3 Jahre, zu viel Alkohol 2 Monate.
Kontrollverlust
Ich lächel obwohl mir zum heulen ist.

Die wechselnden Verdrängungsstrategien sind zum Teil alle Suchtfaktorgefährdet. Die ich aber über die Jahre auf ein normales maß bekommen habe. Der PC ist dabei das letzte.

Jetzt steht Sucht ganz fett über meinem Kopf. Doch kann es sein, dass ich Depression habe? Das würde mein Verhalten erklâren und das meiner Frau, welche versucht hat mich all die Jahre zu "retten".

Ich weiß kaum mit ihrem Verhalten um zu gehen. Auch wenn meine Priorität ist, heraus zu finden, was mit mir los ist und das zu bekämpfen. Allein schon, um ein richtiger Vater für meinen Sohn zu sein.



Vielen dank für dass ganze durchlesen bis hier hin.
AnnaD
Beiträge: 163
Registriert: 30. Mär 2014, 10:46

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von AnnaD »

Hallo Fahles.
Willkommen hier im Forum.
Sicher wird dir hier niemand sagen ob du eine Depression hast oder nicht.
Das können nur Fachleute tun. Auch wenn es blöd ist, dass du so lange auf einen Termin warten musst.

Könnte es sein, dass du für deine Frau in den letzten Monaten/Jahren nicht mehr erreichbar warst, weil du in deiner eigenen "Blase" gelebt hast?
Bei der Aufzählung deiner Probleme kann ich mir das vorstellen.
Das ist für einen Partner, noch dazu wenn ein Baby in die Familie kommt, sicher recht schwierig.
Du schreibst über deinen Wunsch, für deine Familie da zu sein. Aber vielleicht warst du es nicht, ohne dass es dir richtig bewusst geworden ist.

Professionelle Hilfe zu suchen ist sicher ein guter Weg.

Viele Dinge in deiner Liste kenne ich auch.

LG Anna
Macoco
Beiträge: 15
Registriert: 15. Jun 2022, 13:15

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Macoco »

Hallo Fahles,

in der Aufzählung deiner Puzzlestücke sind viele Anzeichen für eine Depression gerade wenn es um Punkte wie Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Freudlosigkeit und noch viele weitere geht. Die "Flucht" in Videospiele kenne ich persönlich auch nur zu gut. Ich war/bin unzufrieden mit meinem Leben, mit mir als Person und die scheinbar einzige Ablenkung von diesen Gedanken ist die virtuelle Welt bei mir war es lange Zeit World of Warcraft und mein Umfeld hat das auch als Spielsucht abgetan. Ich will nicht behaupten an dieser Unterstellung war nichts dran aber sie haben nicht erkannt, dass ich mit meinen Gefühlen, mit der Unzufriedenheit in jeder freien Minute zu kämpfen habe aber es niemandem erklären kann der diese Problematik nicht hat. Menschen ohne Depression können diesen Schmerz nicht verstehen. Aus deinem Text lese ich heraus, dass du und deine Frau ein Kommunikationsproblem habt oder vielleicht sogar vor langer Zeit aufgehört habt miteinander zu sprechen und so nebenher gelebt habt. Den Termin beim Facharzt solltest du in jedem Fall wahrnehmen und Übergangsweise mit einem Therapeuten vielleicht sogar einem stationären Aufenthalt in Betracht ziehen. Dort gibt es ja auch Psychologen und die können durch Gespräche mit dir auch gut eine Diagnose feststellen. Gib deiner Frau etwas Zeit der Umgang mit dieser Krankheit kann für Angehörige ein sehr schwieriger Kampf sein. Sie sehen deinen Verfall aber können dir nicht helfen. Von einem der selbst mit Depressionen jeden Tag kämpft lass dir gesagt sein, dass es okay ist manchmal einen schlechten Tag zu haben es gibt auch mehrere Tage hintereinander aber versuche dich durch kleinste Lichtblicke aus dieser Spirale zu befreien. Auch wenn es nur ein kurzer Moment mit deinem Sohn ist sowas gibt dir Kraft und an diese Momente musst du dich klammern. Vielleicht sieht deine Frau in ein paar Wochen/Monaten ja auch eine Veränderung. Sollte diese Diagnose Depression bei dir festgestellt werden dann hat man auch da die Gewissheit und kann da eventuell dran arbeiten. Ihr müsst in jedem Fall offen miteinander reden und nicht denken "Das sage ich jetzt lieber nicht ich will meinen Partner nicht verletzen/zur Last fallen" Sowas merkt dein Gegenüber trotzdem und fühlt sich dann nur schlechter.

Das als kleiner Gedankenanstoß von mir.
Fahles
Beiträge: 3
Registriert: 24. Jun 2022, 09:30

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Fahles »

Ihr habt beide recht. Ich habe bisher nur einzelne Symptome ihr gegenüber angesprochen, dass diese mir in der Zeit unserer Trennung aufgefallen sind. Als ich meine ganze Zeit Mal rückwirkend betrachten könnte, jetzt.

Da ich noch keine feste Diagnose habe, wollte ich sie nicht weiter verunsichern. Da bereits Spielsucht auf dem Tisch liegt.

Danke für die ersten Eindrücke.
Fahles
Beiträge: 3
Registriert: 24. Jun 2022, 09:30

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Fahles »

Danke,

sie möchte sich jetzt ebenfalls bei der Suchtberatung melden. Diese betreuen auch Angehörige von Suchterkrankten.

Ich selbst werde weiterhin dort hin gehen und habe auch einige Schritte unternommen, die Helfen das spielen weiter zu unterlassen.

In ein paar Wochen habe ich zusätzlich noch einen Termin mit einem Psychotherapeuten, um herauszufinden ob ich an Depression leide.

Meine Suchtberaterin sprach auch schon in welche Richtung meine Therapie gehen wird. Mein Selbstwertgefühl zu steigern. Ich werde ihr beim nächsten Besuch die Symptome, also meine Puzzelteile weiter vorstellen. Da sie aktuell nur einen Teil davon kennt, welche mir immer mehr bewußt werden.

Im Prinzip ist es egal, wie es heißt. Ich kann es halt beschreiben, auch ohne einen Namen dafür zu haben. Mir kommt halt das Spielen als ein Teil von meinem großen Problem vor. Was nicht heißen soll, dass ich das Spielen damit verharmlosen will.

Mein Verhalten schadet nicht nur meinem Kind und meiner Frau, sondern mir selbst. Das will ich auf jeden Fall ändern.
Maxegon
Beiträge: 2443
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Maxegon »

Hallo Fahles,
nur du weißt, wie es in deiner Beziehung aussieht.
Hast du einmal eure Beziehung aus der Sicht deiner Frau betrachtet? Haushalt, kleines Kind, eigene Arbeit und dazu noch einen Partner der ständig vor`m Pc hockt.
Sicherlich hat sich deine Partnerin ihr Leben, ihre Beziehungen anders vorgestellt. Wenn zu Haus alles allein bewältigt werden muß und der Mann eher zu betreuten Person wird, anstatt Helfer und Begleiter, kann ich sie sehr gut verstehen, daß sie das nicht mehr will, daß sie daran zu zerbrechen droht und deshalb einen Schlussstrich zieht.
Selbstschutz, Schutz des Kindes. Sicherlich hat sie lange versucht etwas zu verändern, dich zu verändern. Sicherlich wünschte sie sich den Mann zurück, den sie einmal liebte und tat alles in ihrer Macht stehende. Erfolglos.
Du hast zwei Teilbaustellen, deine Beziehung und dich.
Ärzte, Therapeuten können dir helfen, bestimmte Dinge zuerkennen, etwas verändern kannst nur du.
Du kannst jetzt in Jammer verfallen und dich Selbstmitleid flüchten oder etwas tun.
Deine Süchte sind definitiv dein Problem, egal ob Spielsucht, Alkohol oder sonst was und nur du kannst daran etwas ändern.
Versetze dich bitte einmal in die Lage deiner Frau, incl. die Verantwortung für das Kind, die darf nicht jammern, darf nicht flüchten, die muß funktionieren, sich und ihren Kind die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, egal welche Bedingungen herrschen.
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