Generalisierte Angst

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Peter
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Generalisierte Angst

Beitrag von Peter »

Hallo Leute, wer leidet auch an generalisierte Angst. Ich schleppe diese zermürbende Krankheit schon über dreizig Jahre mit mir herum. Immer diese ständigen Gedanken das etwas passieren kann, Familie selber etc.Das schlimmst ist, dass ich ständig an Angst vor einen Herzinfakt habe, oder einer meiner Leute wird krank. Gruß Peter
heike56
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Generalisierte Angst

Beitrag von heike56 »

Hallo Peter, ich habe mal gelesen, dass generalisierte Angst auch ein Depressionsymptom sein kann. Hast Du schon mal in die Richtung gedacht, oder evt. auch schon mal etwas unternommen. Ich kenne solche Ängste noch aus meiner vordepressiven Zeit. Ich hatte auch öfter diese Gedanken, es könnte etwas passieren, ich könnte verunglücken etc. Das hat sich bei mir gelegt, seitdem ich mit Antidepressiva gegen die Depressionen behandelt werde. Und das sind jetzt schon 11 Jahre. Wenn du magst, schreibe nochmal mehr darüber. Grüsse von Heike 56
Peter
Beiträge: 9
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Generalisierte Angst

Beitrag von Peter »

Hallo Heike, du hats natürlich recht, meine Beschreibung war ja auch nur ein kurzer Abriss. Ich wollte nur wissen ob es Menschen mit gleichen Problemen gibt. Im Suchprogramm unter "generalisierte Angst "findet mensch hunderte von Seiten über diese Krankheit. Bei mir kommen auch noch Panik, Herzrasen,Schwindel ect. hinzu. Meiner Meinung wird vieles im Kopf entschieden. Diese teilweise negertive Gedanken aus den Kopf zu bekommen, dass ist das Problem. Wenn mensch 57 ist, diese Probleme 30 Jahre sich im Kopf festgesetzt haben, ist es nicht einfach sie los zu werden. Aber ich habe in den ganzen Jahren dagegen angekämpft und ich werde auch weiter tun. Gruß Peter
astrid
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Generalisierte Angst

Beitrag von astrid »

Hallo Peter, Ich kenne diese Form der Angst, die Du beschreibst, da sie auch meinen Kopf einzunehmen versucht. Es ist, wie mein Damoklesschwert, welches ständig über meinem Kopf schwebt. Ich weiß auch, wann es angefangen hat, doch versuchte ich am Anfang noch, es wegzuschieben und so zu tun, als wäre es eine vorübergehende Phase. Leider hat sich das nicht bewahrheitet! Mein Vater starb vor zehn Jahren und ich muß sagen, daß wir nicht gerade das beste Vehältnis hatten. Ich möchte hier jetzt nicht auf Einzelheiten eingehen, aber ich spüre, daß meine Schuldgefühle, dieser Person gegenüber, der Auslöser waren. Es kommt mir noch heute so vor, als wäre etwas unerledigt geblieben. Die Angst ist seither da und ich übertrage sie, auf die Menschen die ich liebe. Ständig habe ich das Gefühl, ihnen könnte etwas passieren. Es zermürbt mich, aber mittlerweile kann ich auch eine Verbindung zu meiner Depression herstellen, denn gerade in den depressiven Phasen ist sie stärker zu spüren, als sonst. Ich habe auch meine Strategien entwickelt, um ihre Macht ein wenig herabzusetzen. Das bedeutet, daß ich, in Situationen in denen sie mich fertigzumachen versucht, die Zügel in die Hand nehme und mit ihr diskutiere, als wäre sie eine reale Person. Manchmal gelingt es mir auf diesem Weg, sie argumentativ auszuhebeln, denn eines möchte ich nie aus den Augen verlieren, daß alles nur in meinem Kopf stattfindet und ich versuchen muß Widerstand zu leisten. Hast Du, für Dich auch irgendwelche Strategien entwickelt? Das würde mich sehr interessieren! Wenn Du möchtest, meld' Dich mal! Schönen Gruß Astrid
Peter
Beiträge: 9
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Generalisierte Angst

Beitrag von Peter »

HALLO Astrid, schon als kleines Kind war meiner Mutter ständig krank und und erzählte immer das sie nicht mehr lang leben würde, heute ist sie 83 und ihr leiden hat sie bis heute nicht abgelegt. Bei ihr hieß es immer der und die leben nicht mehr lange. Das hat sich bei mir von Kindheit an so eingeprägt das ich glaube garnicht mehr davon loskomme, der Tod spielt in meinen Gedanken eine große Rolle.Eine Strategie habe ich wie du, ich diskutiere auch ständig mit mir, und lass mich von diesen negativen Gedanken nicht einfach unterkriegen. Eine weitere Abwehr ist möglichst viel Sport treiben. Gruß Peter
Heinz - Leo Laturell
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Generalisierte Angst

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo, ich bin neu auf dieser Seite, indiesem Forum und heiße Heinz -leo. rgendwie scheint sich alles zu wiederholen, scheint es so, als hätten wir alle in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise Probleme. Angst - und Panikstörung, generalisierte Angst, Depressionen, manisch-depresseives Syntrom. Fast scheint es mir so, all seien das verschiedene Begriffe für die immer wieder selbe Erkrankung, die immer wieder gleichen Beschwerden. In diesem Wirrwar der Begriffe und Diagnosen spiegelt sich doch eigentlich auch ein Stück Hilflosigkeit der Medizin wieder, die für jeden depressive Beschwerde einen Namen findet. Dann immer wieder die Frage, ist´s nun genetisch bedingt, wurde es anerzogen, sind es traumatische Erfahrungen aus der Kindheit, oder ist es eine Reaktion auf permanente Überforderung der menschlichen Seele durch was auch immer. Manchmal habe ich vor allem Angst. Vor Erkrankungen, vor Überforderungen, vor Tadel und Kritik, davor etwas falsch zu machen, vor dunklen Räumen, vor meiner eigenen Wut, vor meinen Phatasien und Gefühlen, vor dem Fahren mit dem Aufzug oder der U-Bahn, vorm Fliegen und was noch alles. Manchmal, wenn´s mir einfach gut geht, mich aus irgendwelchen Gründen die Lust am Abenteuer packt, ich einfach nur gut drauf, verlieren sich all diese Ängste, oder sie nehmen nicht mehr soviel Raum ein. Also was ist das für eine Krankheit, wie wollen wir sie nennen, wenn ich heute mir alles zutraue und morgen ich mich mit dem Kochen des Tee´s bereits absolut überfordert fühle? Hier in diesem Forum habe ich geblättert und gelesen und fühlte mich von allem irgendwie angesprochen, obwohl doch ein jeder seine eigene Diagnose, seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Wo ist der rote Faden, der uns allesamt miteinander verbindet? Leben wir vielleicht ein Leben, das wir gar nicht so Leben wollen? Werden wir gelebt, sind wir zu angepasst? Haben wir vergessen oder vielleicht niemals erfahren, was wir wirklich wollen? Haben wir unsimmer nur einreden lassen was füuns gut zu sein hat? Haben wir nicht den Mut zu dem was wir wollen zu stehen, unsere eigenen Lebenvorstellungen zu leben? Haben wir Angst, nicht mehr dazuzugehören wenn wir aus der Reihe tanzen, nicht mehr geliebt,gemocht oder anerkannt zu sein? Fühlen wir uns immer wieder fremdbestimmt, wagen es nicht unsere eigenen Vorstellungen zumindest zum Ausdruck zu bringen. Schauen wir zuviel danach, was die Anderen tun, was sie von uns erwarten? Wollen wir es ihnen nachmachen, wenn sie ein großes Auto fahren und wir mit einem auf Raten gekauften Kleinwagen durch die Gegend fahren. Ist das, dass wir versuchen in einer Welt mitzuhalten, die eigentlich nicht unsere ist. Warum haben wir Angst vor dem anders Sein? Ich glaube, ich könnte diese Fragen an mich, an Euch unendlich lange fortführen. Die Antworten darauf, die Antworten was wir wollen, was uns wichtig ist und gut tut, diese Antworten müssen wir uns selbst geben. Ich habe dazu eine kleine Geschichte geschrieben, die ich demnächst einmal hier veröffentlichen werde. Ich frage mich selbst oft, bin ich wirklich krank, oder leide ich darunter, dass ich mich nicht traue so zu sein, wie ich mich fühle, eben etwas anders. Es gibt ein schönes Sprichwort: Eigentlich bin ich ja ganz anders, ich traue mich nur nicht! Ich Grüße Euch alle, die ihr anders seit, als diese langweiligen normalen!
chris37
Beiträge: 174
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Beitrag von chris37 »

lieber heinz, ich kann momentan nicht so viel gescheites dazu sagen, aber sehr gern würde ich deine geschichte lesen. was du beschreibst, das geht mir, vielen von "uns" im kopf herum. es auszudrücken jedoch ist ungleich schwieriger. ich fühle mich sehr angesprochen durch deine worte. lieben gruss chris37
waltraut
Beiträge: 926
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Beitrag von waltraut »

Lieber Heinz-Leo, das ist ein spannender Gedanke,daß wir vielleicht nicht weniger krank sind als uns nicht trauen so zu leben,wie wir leben möchten,unser Leben von anderen bestimmen möchten. Ich bin auch gespannt auf deine Geschichte! Herzlichen Gruß Waltraut
marta motte
Beiträge: 23
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von marta motte »

Lieber Heinz, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit Deinem Eintrag. Ich denke genauso. Was heißt überhaupt anders sein? Vielleicht einfach nur sensibler auf die Weltzu reagieren und nicht so abgestumpft zu sein . Ich kenne auch einen guten Spruch: Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein wie Andere uns haben wollen. In diesem Sinne einen schönen Sonntag. Gruß Bini
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Generalisierte Angst

Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Waltreud, es ist irgendwie wie verhext. Bereits zum 4. MAle habe ich versucht die Geschichte , die ich Euch versprochen hatte hier unterzubringen. Sie geht über knapp 2 Seiten und immer dann, wenn ich sie fast drin hatte, fliege ich sozusagen aus der Verbindung. Dann weiß ich nicht mehr wie ich weiter verfahren muß und alles steht bei Null. Vielleicht gibt´s ja auch eine Möglichkeit sozusagen vom Festspeicher direkt ins Forum zu verschieben, aber dafür kenn ich mich zu wenig aus mit diesen " Blechkopf". Momentan geht´s mir wieder einmal echt beschissen, ohne dass ich sagen könnte warum. Es passiert einfach, gerade als würde jemand einen Schalter herumdrehen und dann geht bei mir das Licht aus. Aber ich denke, das kennst Du, kennt ihr alle sicherlich. Jetzt ist mal wieder Rückzug und verkriechen angesagt bis es wieder besser wird. Sonst geht nichts mehr. Aber es tut mir gut, hier im Forum darüber zu schreiben, denn das was aus dem Kopf draus ist, macht mir dann keine Kopfschmerzen mehr. Also alles Liebe Heinz - Leo
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von maggy »

Lieber Heinz-Leo, ja, die Möglichkeit gibt's. Wenn Du den Text in Deinem Schreibprogramm hast kannst Du ihn markieren und während Du "STRG" gedrückt hälst "C" drücken. Dann ist er in so einer Art Zwischenspeicher. Du gehst dann in den Thread, in den Du den Text reinkopieren willst. Wenn der Cursor im Eingabefenster ist hälst Du "STRG" wieder gedrückt und drückst "V". Dann ist der Text im Eingabefenster und Du kannst ihn ins Forum setzen. Es gibt auch noch 'ne Möglichkeit mit kopieren, aber da weiß ich nicht so genau wie das geht. Deine Beiträge sind für mich sehr wertvoll. Ich würde Deine Geschichte gern lesen. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von waltraut »

Lieber Heinz-Leo, wenn ich deine anderen Beiträge lese,merke ich gar nicht,daß es dir schlecht geht,da klingst du immer so positiv. Aber so ist es,uns selbst können wir immer am schwersten überzeugen. Ich hoffe,daß es dir gelingt,den Schalter wieder rumzudrehen! Lieben Gruß Waltraut
Heinz - Leo Laturell
Beiträge: 71
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Liebe Waltraud, ich bezeichne mich selbst als Meister der Maske, soll heißen, mir sehen die Menschen nicht an, wie ich drauf bin. Der Psychiater, bei dem seint Jehren eine Analytische Therapie mache, sagte mir, dass ich wegen meiner auch verbalen Fähigkeiten leicht überschätzt würde und er sich erst bei einer Längsschnittbetrachtung ein echtes Bild von mir machen konnte. Die Diagnose M:D: habe ich jetzt erst 5 Monate, weil er einfach aus meinen Widersprüchen nicht schlau geworden ist. Aber ich sage Dir, ich begreife selbst meine Widersprüche nicht. Ich habe immer eine plausible Erklärung für meine Befindlichkeit gefunden alles klang immer so logisch und nachvollziehbar. Ich selbst fühle mich jedoch schlechter als ich es manchmal vermitteln kann. " Wenn ich Dich so sehe, kann ich gar nicht glauben, dass Du depressiv bist", höre ich immer wieder und fühle mich danntotal mißverstanden. Vielleicht ist das einfach jahrelanges Training, mich nach außen hin immer sehr stark und selbstbewußt zu zeigen. Vielleicht ist es aber Schutz vor meiner Verletzlichkeit. Ich beherrsche wenn Du so willst den psychologischen Terminus und habe 2 Jahre in einer Klinik für psychosomatische Medizin gearneitet und das obwohl es mir so schlecht ging wie meinen Patienten. Das grenzt schon fast an Selbstvergewaltigung, ist es aber nicht. Die oermanente Suche nach einer beruflichen Nische, wo ich´s aushalten könnte und meine extreme Existenzangst trieben mich allerlei widersprüchlichem Verhalten. Mir ist es wichtig, dass Du, dass ihr das wisst, denn manchmal rede ( schreibe ) ich so klug daher, kann´s aber selbst nur begrenzt umsetzen. Ich bin mir auch der Zusammenhänge zwischen meinem hohen Selbstanspruch und meiner eigenen Wirklichkeit bewußt. Dazwischen klaffen Welten. Ich möchte keineswegs dieses Forum zu meiner Selbstdarstellung benutzen, aber in dem was ich schreibe, helfe ich auch mir immer wieder ein Stück weiter und ich erfahre hier, dass ich einfach nicht alleine bin mit meinem Problem. Ich bin auch dankbar für kritische Anmerkungen. Einen lieben Gruß Heinz - Leo
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Hallo Maggy, danke für den Tip, ich will mal schauen, ob ich das hinkriege. Für mich klingt´s momentan etwas kompliziert, aber wenn cih wieder etwas ruhiger bin, bleib ich dran! Heinz - Leo
waltraut
Beiträge: 926
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Beitrag von waltraut »

Hallo Heinz-Leo, ich bin in der Klinik oft total wütend gewesen,weil mir irgendwelche alte Weiber,die sich in ihrer Depression gebadet haben und die ganze Umwelt tyrannisiert haben,gesagt haben "Na,Sie kommen bald raus,Ihnen gehts ja prima" und das,wenn ich vor Angst,daß ich mich umbringen könnte,fast verrückt geworden bin. Also,du bist nicht allein damit! Schutz vor Verletzung,dem andern nicht lästig sein wollen,anerzogene Höflichkeit (mir hat man mal in der Klinik gesagt,ich würde zu viel lächeln!),Stolz - es spielt wahrscheinlich vieles mit. Daß du dich dann beruflich auch dahin begeben hast,wo du der Starke sein mußt,ist trotzdem sehr verständlich. Sind wir nicht auch hier im Forum gleichzeitig schwach und stark,manche allerdings mehr stark? Gut,wenn du auch mal die schwache Seite zeigen kannst!!Gut für dich und gut für uns. Ich glaube,daß viele von uns deshalb so gern ins Forum gehen,weil man die andern versteht,aber auch verstanden wird. Ich hatte übrigens in der Klinik einen Pfleger,der sich besonders intensiv in Gesprächen um uns alle gekümmert hat. Ich erfuhr erst hinterher,daß er betroffener war. Er war absolut der Beste. Lieben Gruß Waltraut
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Liebe Waltraut, das gefällt mir, was Du schreibt. Ich bin heute der Meinung, dass Selbstbetroffene die besten " Therapeuten " sind. Ich hatte gerade in der psychosomatischen Klinik den besten Zuspruch, weil ich eben Verständnis tatsächlich, spürbar für den Anderen rüber bringen konnte. Das hat in dieser Zeit mein Selbstwertgefühl sehr gestärkt, hat mir aber bei vielen Kollegen und Kolleginnen so etwas wie Neid eingebracht, wenn Patienten untereinander rieten, geh da hin, der versteht Dich. Ich habe mir in vielen Gesprächen mit Patienten auch selbst ein Stück geholfen, oder besser noch, nicht selten waren sie es die mir halfen ohne es zu ahnen. Gerade jetzt, wo meine Korrespondenz in diesem Forum angenommen und beantwortet wird, fühle ich mich selbst mit meinem Durchhänger gut aufgehoben. Einfach schreiben, reden, dabei sein, sagen wie´s mir geht, hilft mir ein großes Stück diese manchmal beschissenen Situationen zu ertragen. Ich habe nicht das Gefühl für mich, dass ich mich hier bade. Ich neige in diesen Tiefs eher zum Rückzug, zum Verstecken und weise jeden von mir, der glaubt, mir durch was auch immer helfen zu müssen. Ich suche mir meine Hilfe gerne selbst und lasse sie mir nicht aufdrängen. Wenn ich überhaupt in einer solchen Phase eine Form der Zuwendung suche, dann ist es die, des so akzeptiert Werdens. Allzu viel Nähe ist für mich eher ein Problem, als zu wenig. In neige eher zu Depression unter der manchmal erdrückenden Nähe von Menschen, die es " gut " mit mir meinen, aber die Situation in Wirklichkeit nicht ertragen. Es tut mir gut, mit Dir zu reden ( schreiben )Danke Heinz - Leo
Heinz - Leo Laturell
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Beitrag von Heinz - Leo Laturell »

Also, hier meine Geschichte. Diese Geschichte ist Autorengeschützt, soll heißen, dass sie nicht vervielfätigt werden und weiter veröffentlicht werden darf, ohne mein Einverständnis. Ich hoffe ihr Verständnis dafür, Viel Spaß beim Lesen! Die Lehre von MAN eine Erzählung von Heinz - Leo Laturell Vor langer Zeit gab es auf der Erde zwei große Länder, Egos und Uniman. Die Bewohner von Egos lebten in einem selbstbestimmten Dasein friedlich miteinander. Niemand sorgte sich um das Morgen, sie lebten im Jetzt und Heute und so nahmen sie jeden Tag als ein Geschenk. Das einzige Gesetz, das sie hatten war, dass ein jeder dem Anderen so gegenüber tritt, wie er es selbst für sich in Anspruch nahm. So nahmen sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse sehr ernst, begegneten sich mit Respekt und Achtung in ihrer Unterschiedlichkeit. Die Egosianer waren offen und von einer betörenden Ehrlichkeit, sprachen gerne über ihre Wünsche, Hoffnungen und Träume, ihre Gedanken und Gefühle, über das, was sie bewegt und ängstigt, ohne darüber verurteilt oder bewertet zu werden. Nur so hatten sie die Chance sich wirklich zu verstehen und anzunehmen. Ihre Fähigkeit im Gespräch miteinander bei sich zu sein war besonders ausgeprägt und so sprachen sie auch niemals über Andere, oder bewerteten deren Verhalten. Jeder lebte im Rahmen seiner Vorstellungen und Möglichkeiten seine ganz persönliche Normalität, so wie sie es für gut hielten, denn sie wussten auch, dass wann immer sie es wollten, sie an ihrem Sein etwas ändern konnten. Die Gemeinschaft bot aber auch den Alten und Schwachen Hilfe in deren Bereitschaft sich selbst zu helfen. In dem Bewusstsein der Verantwortung für sich selbst machte niemand einen Anderen für sein eigenes Leben verantwortlich. Ganz anders indes lebten die Bewohner von Uniman. Hier war jeder für jeden verantwortlich und sie hatten ein System von Gesetzen, Normen und Regeln, das ihnen Sicherheit versprachen und in dem es sich scheinbar bequem und sorglos leben ließ. Die Grenzen nach Uniman waren zwar offen, doch niemand durfte aus Uniman heraus. Da in Uniman alles genau festgesetzt und geregelt war, schien die Orientierung für die Menschen dort leicht. Aus ihrer Sicht waren die Egosianer Feinde und äußerst unterentwickelt und bedurften unbedingt einer Mission. So beschloss der oberste Rat in Uniman, Prediger und Missionare, unterstützt durch Soldaten nach Egos zu entsenden um dort die wahre Lehre von MAN zu verbreiten. Die Egosianer waren überrascht, hatten sie noch niemals etwas von der Lehre von MAN gehört. Nein, sie wussten nicht wer oder was MAN war. Da sie aber offen für alles Neue waren, hörten sie sich bereitwillig an, was ihnen die Prediger und Missionare aus Uniman zu berichten hatten. Dort, wo Egosianer an der neuen Lehre uninteressiert waren, wurde ihnen dies als Aufruhr und Ungehorsam gegenüber der neuen Autorität ausgelegt und mit Unterstützung der Soldaten die neue Lehre durchgesetzt. Die Bewohner von Uniman sind als einzelne Person nicht wichtig. Bei uns lebt ein jeder so, wie es erwartet wird, wie es normal ist. Was normal ist, ist in unseren Gesetzen und Regeln seit alters her festgelegt. In Uniman gibt es keine Anarchie, jeder lebt so, wie es Andere von ihm erwarten, predigten die Missionare. So denken und tun wir nur das, was alle denken und tun. Es ist nicht erlaubt und unmoralisch, von sich zu reden, gar über die eigenen Träume, Wünsche und Bedürfnisse, das wäre sträflicher Egoismus. In Uniman werden immer wieder neue Bedürfnisse geschaffen, die für alle gelten, damit auch das System der Wirtschaft funktioniert. Wenn die Bewohner von Uniman miteinander sprechen, dann über die Anderen oder von MAN. MAN tut das nicht, MAN darf das nicht, MAN soll dieses und jenes nicht, MAN lebt nicht so oder MAN darf nicht so denken. In Uniman seien die Menschen zufrieden, weil sie sich um so nichts kümmern müssten, niemand müsse für sich Verantwortung tragen. Die Gesamtheit trage gleichsam Verantwortung für den Einzelnen und so würde die Bürde der Verantwortung für das eigene Leben auf vielen Schultern gerecht verteilt. Der oberste Rat, von den Unimaner gewählt nach dem Motto, wer ist der Normalste und nimmt uns die meiste Verantwortung ab, erlässt und überwacht die Einhaltung der Regeln und Gesetze. Dafür, dass er diese große Verantwortung für alle sozusagen mit trägt, hat dieser Rat besondere Privilegien. Schon bald hatten die Prediger von Uniman eine große, nicht immer freiwillige Anhängerschaft um sich versammelt. Bereits in der zweiten Generation gab es in Egos nur noch wenige eingeborene und überzeugte Egosianer, die nun von den Anhängern der neuen lehre verfolgt und aus ihren Ämtern getrieben wurden. Sie galten als Staatsfeinde und Ketzer, als Anarchisten, Störenfriede der neuen Ordnung, ausgestoßene Unnormale. Manchmal wurden sie auch für verrückt erklärt und in Anstalten solange untergebracht, bis sie sich der neuen Normalität angepasst hatten. MAN wurde zur Religion erhoben und es gründeten sich bald MAN Kirchen, MAN Regierungen, MAN Organisationen und vereine jeglicher Art. All diese Organisationen hatten eines gemeinsam, Ihre Führer nahmen sich besonders wichtig für das Gemeinwohl und mit der Lehre von MAN waren die Menschen besonders gefügig und leicht zu führen. MAN regierte die Welt und die Menschen hatten es bequem, brauchten sie sich nur nach den Vorgaben zu richten. Offenheit und ehrliches Miteinander wurde gemieden, hatte doch ein jeder Angst davor, was MAN wohl über sie denken oder gar reden würde. Die Menschen waren unecht, unehrlich, übellaunig und seltsam reizbar. Wenn es doch jemand wagte von sich zu sprechen, von seinen Wünschen und Träumen, über das was ihn ängstigt und bedrückt, war er gleich irgendwie verdächtig nicht ein Unnormaler, gar ein Verrückter zu sein. MAN tut das nicht, war allerorts zu hören und auch die Kinder konnten nicht mehr offen mit ihren Eltern sprechen. Sie wurden immer wieder mit dem Hinweis, dass MAN doch über sie reden könnte angehalten, sich entsprechend der Lehre ordentlich und normal zu verhalten. So hatten sie das Gefühl, nicht wirklich von ihren Eltern geliebt zu werden. Auch wenn sie ihre Partner suchten, wurden diese nach ihrem normalen Verhalten überprüft, dass ja kein Schatten auf die Familie falle. Manche Liebesbeziehung wurde so im Keim erstickt und viele Menschen begnügten sich mit einer lieblosen Beziehung, wurden darüber unglücklich und krank an ihrer Seele. Schon bald waren alle Menschen gleichgeschaltet und ohne wirkliches Interesse aneinander. Paare hielten nicht selten ihre Beziehung dadurch zusammen, indem sie sich bekundeten, dass MAN dieses oder jenes nicht tut. Besonderes Interesse wurde gerne darauf gerichtet, bei Anderen darauf zu achten, dass sie sich an die Vorgaben und Regeln von MAN hielten. So waren sie dann auch sehr schnell mit der Verurteilung, wenn sie sahen, dass es einige wagten so zu sein, wie sie selbst es nicht wagten, einfach anders. Ihr scheinbares menschliches Interesse diente ihnen oft dazu, sich über die Schlechtheit derer und ihr anders Sein auszulassen, es zu verurteilen. Bald zeigten sich die Auswirkungen dieser Lehre in der Angst der Menschen vor sich selbst, vor ihren eigenen Gedanken. Sie spürten eine seltsame innere Lehre, fühlten sich niedergeschlagen und waren irgendwie freudlos und traurig. Die Priester und Lehrer der Lehre von MAN versuchten den Menschen immer wieder einzureden, dass nur der fe
ste Glaube an MAN ihnen helfen kann ihre Angst zu verlieren. Dennoch wurden die Menschen immer trauriger und verloren den Glauben an sich selbst, immer auf der Suche nach etwas, von dem sie niemals genau wussten, was es ist. Sie wurden krank, ihre Seelen verkümmerten und keine Medizin vermochte ihnen zu helfen. In dieser Not fanden einige den Mut ihren Lehrern und Priestern zu widersprechen und so die Lehre vom MAN in Frage zu stellen. Sie wollten sich und andere von den Zwängen dieser absoluten Lehre befreien und begannen damit, offen mit den Menschen über ihre eigenen Möglichkeiten zu sprechen. Sie forderten dazu auf, sich wieder auf sich selbst zu besinnen, sich selbst zu sein und zu leben. Lange Zeit danach leben immer noch viele Unimaner unter uns nach der Lehre von MAN!
susan
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Generalisierte Angst

Beitrag von susan »

Hallo Heinz-Leo, ich habe Deine Geschichte mit Spannung und auch ein wenig Traurigkeit gelesen. Sie ist einfach soooo wahr... Dieses MAN hat mich meine ganze Kindheit und Jugend verfolgt, hat sich in mir eingebrannt und ich habe meine Mühe, es abzuschütteln. Ich habe vorhin dazu gerade etwas in "Wut und Agressionen geschrieben" Auch wenn es bei mir z.Zt. steil rauf und runter geht, ich bin auf dem besten Weg, ein Egosianer zu werden... Egosianerin natürlich Wenn Du diese Geschichte selbst geschrieben hast : Alle Achtung!!! Also danke dafür. Liebe Grüße Susan


waltraut
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von waltraut »

Lieber Heinz-Leo, warum ist bloß der Weg von Uniman nach Egos so lang und gewunden und steinig?? Heut hab ich keine Kraft mehr,aber morgen mach ich mich auf den Weg... Danke für die wunderbare Erzählung. Lieben Gruß Waltraut
bettina
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von bettina »

Lieber Leo, eine wirklich wahre Geschichte, sie ruft in mir sehr wiedersprüchliche Gefühle hervor. Was bin ich, wo stehe ich... Liebe Grüße, Bettina
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