Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

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AlastorTM
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Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Hallo alle miteinander und vielen Dank für die Aufnahme in diesem Forum.

Es geht, wie der Titel schon verrät, um meinen Vater. Dieser hat nun seit
geschätzt 6 Monaten eine schleichende, immer schlimmer werdende Depression.
Er kann nicht ruhig sitzen bleiben, kann/will aber auch nichts machen.
Wenn er mal sitzt, fängt er an nachzudenken und redet sich dann immer mehr
ein, dass er Nichts kann, dass es so nicht weitergehen kann, dass er sich
überall blamiert. Einmal war es sogar schon so weit, dass er von einer "Endlösung"
angefangen hat zu reden....
Zu seiner Person, er ist 68 Jahre alt, Rentner und hat früher mal im Bankwesen
gearbeitet. Im Moment ist der im VdK tätig. Vor 11 Jahren war er schonmal
kurzzeitig in einer Tagesklinik. Damals aus Angst, was nach der Arbeit passiert.
Da war er auch kurz danach wieder in Ordnung. Jetzt, wahrscheinlich auch, weil
aufgrund von Corona nicht viel getan werden konnte, bekommt er schon Panik,
wenn er nur an die Sitzungen des VdKs denkt. Er hat leider keinerlei Hobbys,
konnte sich sonst nie für irgendetwas begeistern. Weder irgendwelche Serien oder
Filme im Fernsehen, noch für irgendwelche Spiele - ob am PC, Tablet oder Brettspiel.
Dazu hat er keinerlei Interesse. Dazu kommt auch noch, dass er Angst davor
hat, nie mehr Autofahren zu können, weil er schlecht sieht (so ab 15m ist alles
verschwommen). Wir waren schon mehrmals in diesem halben Jahr bei Ärzten,
Blutbild ist ok und beim Augenarzt ist auch soweit alles in Ordnung (er hat grünen und
grauen Star aber nicht sehr ausgeprägt).
Der Hausarzt hat ihm für morgens Escitalopram und für Abends Mirtazapin verschrieben.
Für ganz schlimme Panikattacken auch Tavor. Seit einer Woche nimmt der die ersten
beiden genannten täglich - so wie vom Hausarzt verschrieben, Tavor seit 2 Wochen nicht
mehr (davor auch nur vereinzelt). Vorher hat er sie leider nur unregelmäßig genommen.
Wir waren auch schon in der Klinik, in der er vor 11 Jahren mal gewesen ist, für eine
eventuelle stationäre Aufnahme. Aber er muss es von sich aus wollen und als wir da
waren sagte er immer wieder "...das hat keinen Wert..." oder "...das bringt doch sowieso
nichts..." und "...mir kann keiner helfen..." etc. also sind wir wieder nachhause gefahren.
Bei einem Therapeuten war er auch schon für 4 Sitzungen, aber alleine und da wissen
wir nicht, was er dem Therapeuten gesagt hat. Wir wissen einfach nicht mehr weiter.
Morgens geht es halbwegs und gegen Mittag kommen dann immer wieder diese Panikattacken
vor Selbstzweifeln. Dies geht dann fast den ganzen restlichen Tag so....

Entschuldigung für den langen Text, aber ich musste es mal loswerden....
AlastorTM
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Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

-IIorIII hat geschrieben:das ist keine Depression

es mag ja depressive Symptome geben, aber so wie du es beschreibst ist das eine Anpassungsstörung.
Das passiert um Renteneintritt gar nicht mal selten.
Wichtig wäre das für eine Psychotherapie.

Danke für die schnelle Antwort.
Ich möchte das nicht ausschließen, was du geschrieben hast, aber er ist
ja nun seit mehreren Jahren schon in Rente. Wie geschrieben, war die letzten
Jahre vor und auch während Corona noch alles ok. Vor einem halben Jahr fing
es langsam an und wurde - wie oben beschrieben - bis heute schlimmer.
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Hat er wirklich Angst für den Aufgaben bei VdK oder weil sich dort sicherlich auch durch
die gesellschaftlichen Maßnahmen Abläufe geändert haben?
Er hat sowohl Angst vor den Aufgaben, als auch vor anstehenden Treffen. Er blamiert sich
und alle zeigen mit dem Finger auf ihn - seine Aussage dann. Er ist dort als Kassenwart tätig
und hat immer die Busreisen geplant und organisiert. Durch Corona fiel das ja die
letzten 2 Jahre komplett weg.
Wirklich sagen könnte das nur er selbst. Und da ist der richtige Ansprechpartner
Psychotherapeut:in. Das ist deren Job.
Wir haben versucht über die 116117 bzw. eterminservice.de mit diesem NotfallCode einen
Termin zu bekommen. Da wir auf dem Land leben ist innerhalb 50km kein Termin findbar in der
nächsten Zeit und so weite Fahrten darüber hinaus könnten wir logistisch nicht stemmen.
Tavor ist ein absolutes Notfallmedikament, denn es hat einen hohen Suchtfaktor.
Das wissen wir und die hat er auch nur vereinzelt genommen. Aber jetzt will er sie gar nicht
mehr nehmen, wenn er eine Panikattacke bekommt, weil es nach seiner Aussage danach
schlimmer werden würde...
Kritzelbob2010
Beiträge: 6
Registriert: 4. Mai 2022, 23:23

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Kritzelbob2010 »

Lieber Alastor, ich kann dir zwar keinen Rat geben, möchte dir aber mitteilen, dass das was zu beschreibst mit meinem Vater krass zusammen passt. Ebenfalls Ü60, lebt auf dem Land, sagt dieselben Sätze tagein tagaus, hat keine Hobbies, Therapiesitzungen "bringen ja sowieso nichts", früher viel (fast kaputt) gearbeitet und spricht jetzt ebenfalls von einer "Endlösung".
Schade, dass noch niemand hier was geschrieben hat und ich kann selbst nicht helfen, da ich ja ebenfalls nach Lösungen suche, aber ich schreibe trotzdem, damit du weißt: Du bist nicht allein. Und danke, dass du das hier teilst <3
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2837
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
hier sind wir nicht bei IIoderIII, wir denken schon, dass dies eine ganz klassische Depression sein kann...Agitiert (unruhig) gleichzeitig nicht in der Lage eine Aktivität zu starten, gelähmt vor Insuffizienzgefühlen und Angst, eine negative Sicht von sich, der Zukunft, der Umwelt..
Viele Grüße
Die Moderation
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Kritzelbob2010 hat geschrieben:Lieber Alastor, ich kann dir zwar keinen Rat geben, möchte dir aber mitteilen, dass das was zu beschreibst mit meinem Vater krass zusammen passt. Ebenfalls Ü60, lebt auf dem Land, sagt dieselben Sätze tagein tagaus, hat keine Hobbies, Therapiesitzungen "bringen ja sowieso nichts", früher viel (fast kaputt) gearbeitet und spricht jetzt ebenfalls von einer "Endlösung".
Schade, dass noch niemand hier was geschrieben hat und ich kann selbst nicht helfen, da ich ja ebenfalls nach Lösungen suche, aber ich schreibe trotzdem, damit du weißt: Du bist nicht allein. Und danke, dass du das hier teilst <3
Vielen Dank und ich kann mir schon denken, dass wir nicht alleine sind, immerhin sind
Depressionen in allen Schichten und Varianten - und verstärkt dank Corona - die Volkskrankheit
Nummer 1.

Ich kann auch ein kleines Update verbuchen, wenn auch im negativen Sinne. Es ging mit
meinem Vater so weit, dass er, als ich Anfang Mai zur Frühschicht um 3:30 Uhr aufstehen musste,
plötzlich komplett angezogen im Flur stand und einfach weggehen wollte. Ziellos einfach allen
Problemen entfliehen. Ich bin dann selbstverständlich zuhause geblieben und habe noch in der Nacht mit einer Klinik in unserem Kreis telefoniert und einen Termin dort für Vormittag bekommen.
Dort haben wir (meine Mutter, mein Vater und ich) mit einem Therapeuten gesprochen, der dann
meinem Vater gewissen Fragen gestellt hat. Danach wurde entschieden, dass er dort stationär
aufgenommen wird. Das Problem an der Sache war zusätzlich, dass mein Vater kurz vorher Corona positiv und eine Woche dort in der Geronto-Station (für über 65 Jährige) in Quarantäne
war. Nach der Quarantäne kam er dann auf die normale Station. Besuchszeiten sind dort im Moment nur von 14 bis 17 Uhr und maximal eine Person und diese Person muss leider jedesmal trotz 3fach Impfung einen negativen Bürgertest nachweisen.
Nunja eine wirkliche Verbesserung ist leider noch nicht in Sicht...
Er schreibt kaum Nachrichten und hat sein Handy immer nur kurz an, hat seitdem 15 kg
abgenommen und sagt er könne nichts mehr trinken oder essen....
Es gibt dort wohl Einzel- und Gruppentherapien aber davon bekommen wir nicht wirklich viel mit.
Das ist nun schon 3 Wochen her. Wir wissen nicht mehr weiter, mehr wie ihn besuchen und gut
zureden können wir nicht. Es kommt immer nur Negatives von ihm, was ja auch der Krankheit
zuzuschreiben ist, aber man sieht leider auch keinen Willen dies zu ändern.
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Alastor,

zunächst kurz zu mir, ich bin ein Betroffener und war letztes Jahr in einer Klinik, in der es auch eine Gerento gibt. Auch wenn dein Vater, altersbedingt dort stationär behandelt wird, solltest Du sehr genau darauf achten, ob es zielführend ist, das er dort ist. Ich schreibe Dir das deshalb, weil während meines Aufenthaltes jemand von dort auf mein Zimmer auf der psychosomatischen Station verlegt wurde und alleine dadurch sichtlich eine Besserung erfuhr.

Ich will die Gerentopsychiatrie nicht verteufeln. Aber was mir mein Zimmernachbar erzählt hat, stimme mich bedenklich. Er wurde aufgrund seines Alters dort eingewiesen und sah sich plötzlich mit dementen Menschen konfrontiert, was zusätzlich schwierig für ihn war, weil er depressiv war. Zum Glück konnte er den Oberarzt davon überzeugen, dass er auf dieser Station eher falsch ist. Trotzdem war er 15 Tage dort.

Auf meine Frage, warum er nicht gleich gesagt hat, das er dort weg will, sagte er mir, „das sagen da alle, also musste ich erstmal quasi beweisen, das ich da falsch bin“ Er sprach dann erstmal mit einem Pfleger und führte vernünftige Gespräche mit ihm. Half dementen Patienten bei deren alltäglichen Defiziten und schließlich konnte er die Station wechseln.

Was er beklagte war, es gab dort zu wenige Pflegekräfte, für die doch überwiegend dementen Patienten. Und da sehe ich das Problem, dass jemand der fehl am Platz ist und sich nicht als solcher bemerkbar macht, unter Umständen dort noch weiter herunter gezogen werden könnte. Oder schlimmer noch, sich seinem Schicksal ergibt.

Daher kann ich Dir nur raten, sofern Demenz keine Rolle spielt, hab ein Auge auf deinen Vater.
Frage auch konkret, wie dort behandelt wird. In welchen Gruppen er welche Therapie bekommt.
Vor allem, frage Ihn, wie und mit wem er untergebracht ist und vor allem, sag ihm, dass er da auch wieder raus kommt, wenn er seine Krise einigermaßen überwunden hat.

VG Nachtmensch
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

@Nachtmensch vielen Dank für deinen Text.

Also Demenz spielt denken wir keinerlei Rolle. Die Geronto Station in der Klinik
ist ja auch nicht nur für demente Patienten da. Zumindest wirbt sie mit Demenz
und/oder Depression für Menschen über 65 oder so.

Was ich bisher mitbekommen habe, ist, dass er in sogenannten Gruppentherapien
immer mal wieder Spaziergänge macht oder das auch gezeichnet wird. Was
in Einzeltherapien getan wird, weiß ich nicht und ob diese genannten Therapien
die richtigen sind, kann ich als Laie auch nicht sagen.

Besuchen können wir ihn aus logistischen Gründen leider nur 2 Mal in der Woche.
Er hat zwar sein Handy dabei, aber wenn wir was schreiben, liest er es entweder
nur oder schreibt nur das Nötigste und das mit einem gewissen Unterton.
Demenz spielt meines Erachtens auch keine Rolle, da er sich an Sachen erinnert die
länger zurückliegen und Vieles weiß. Er hat sich komplett aufgegeben. Ihm haben schon
so viele Bekannte eine Nachricht geschrieben, die er einfach nicht beantworten möchte.
Er redet alles schlecht, die ganze Therapie bringt nichts, ihm ginge es da am schlimmsten.
Anfangs war das essen nicht gut, er zieht über andere Patienten her. Er sagt selber, in den
Gruppentherapien würde er kaum mitmachen, weil die anderen ihn nicht verstehen würden,
da er so leise reden und nuscheln würde. Wenn wir ihn besuchen redet er aber deutlich. Am schlimmsten ist seine Hygiene. Er weigert sich dort zu duschen, hätte wie eine Phobie wegen
der Dusche. Das letzte Mal musste meine Mutter ihn duschen. Das war letzten Sonntag. Er ist
jetzt seit 4 Wochen dort und es ist keinerlei Besserung sichtbar, ganz im Gegenteil, es fühlt sich
schlimmer an. Wir wissen einfach nicht mehr weiter...

MfG
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Wie kann man jemandem helfen, der keine Hilfe annimmt?
Wir versuchten bisher bei jedem Besuch ihm gut zuzureden und
Mut zu machen, haben aber über die Therapeutin erfahren, dass er
sich dadurch wohl gestresst fühlt. Er ist in keinster Weise verwirrt,
weiß Dinge die schon länger zurückliegen und kennt Sachen,die noch bevorstehen.
Er wurde von den Ärzten auf Herz und Nieren durchgecheckt, zuletzt vom Augenarzt
und hat dahingehend super Werte und ist "gesund". Er sagt aber immer wieder,
dass er ab 15-20m schlecht sieht und damit nicht klar kommt. Er ist, wie weiter oben
geschrieben, 68 Jahre alt (ab August 69) und hat grünen und grauen Star. Diese aber
unter ständiger Kontrolle über den Augenarzt und bekommt regelmäßig Augentropfen.
Das ist ein Punkt. Der andere ist die Angst vor Kontakten mit Bekannten oder Verwandten.
Früher hat er sehr viel telefoniert. Jetzt reagiert er auf keine WhatsApps mehr,
nichtmal von der eigenen Familie. Seine Hygiene leidet auch extrem unter der Depression,
das wäre aber laut der Therapeutin normal bei der Krankheit. Die Therapien macht er
zwar mit, aber im Nachhinein stempelt er sie als Unsinn ab. Kleinere Arbeiten, wie in
der Küche helfen, tut er ungern wird widerwillig, es ist ja niedere Arbeit.
Er redet sich immer wieder ein, dass er es am schlimmsten hat und ihm keiner helfen
könne. Er ist jetzt schon seit ca. 6 Wochen stationär in der Klinik und es ist keinerlei
Besserung in Sicht. Ewig da bleiben kann er ja auch nicht und wenn er wieder nach Hause
kommen soll, wissen wir nicht, wie wir das dann bewerkstelligen sollen.
Er kann/will Nirgendwo mehr hin, womit jeglicher Kontakt zu Bekannten und Verwandten von uns
Angehörigen auch sehr drunter leidet und ihn täglich in die Klinik fahren können wir aus
logistischen Gründen kaum und ein Taxi wird auf Dauer sehr teuer, da man da ja soweit ich weiß,
einen gewissen Betrag selbst beisteuern muss.

Hat hier Niemand einen Rat, wie wir als Angehörige besser damit ungehen können,
oder wie wir ihn besser dazu bewegen können,dass er die Therapie annimmt und es ihm
bald sichtbar besser gehen kann???

MFG
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

-IIorIII hat geschrieben:klar SHG hier mal für bayern https://www.lapk-bayern.de/online-selbs ... -menschen/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
oder Psychotherapie da dich die Situation belastet, wäre das auch ein Thema für dich selber. Auf jeden Fall solltest du mal in eine psychotherapeutische Sprechstunde.
Also noch geht es mir/uns als Angehörige gut. Wir wissen nur nicht, wie wir
mit all dem richtig umgehen sollen.
-IIorIII hat geschrieben:geht nicht. Du kannst zwar jemanden zur Therapie welche auch immer tragen. Nur machen muss derjenige die selber. Ist es überhaupt die richtig Therapie? Die richtigen Themen? Derdie richtig Therapeut:in?
Wir sind nur Laien, woher sollen wir wissen, was richtig für meinen Vater ist.
Dafür ist doch die Klinik da denke ich, die sollten doch feststellen, was ihm helfen
könnte.
-IIorIII hat geschrieben:das ist eh zufallsgesteuert. Du kannst sämtliche Geschütze auffahren nur treffen muss keines.
Rundumschlag:Medis von SSRH's, über Trizyklische, Bupropion, Mirtazapin bis hin zu Lithium und Mao's, Antipsychotika, Antiepileptika, wenn es schnell gehen muss: Was ist mit Ketamin? EKT?
Psychotherapie vermutlich KVT, wenn es irgendwas ist was aus der Vergangenheit ist was sich jetzt bahn bricht wohl eher Analyse. Systemsiche und CBASP sehe ich da jetzt nicht aber wenn es hilft.Sport egal was Hauptsache etwas und es soll Spaß bringen.
Überhaupt Aktivitäten Gartentherapie? Logotherapie? Soziotherapie?
Ist eigentlich körperlich bspw auch Natrium, Testosteron abgeklärt worden?
Bei den ganzen Begriffen verstehe ich leider nur Bahnhof. Wie oben gesagt, wir sind nur
Laien. Spaß macht meinem Vater im Moment gar nichts, fühlt sich sofort überfordert.
Wie gesagt, er nimmt nichts an, was man ihm versucht zu helfen...
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Suchende2 »

Hallo AlastorTM,

ich sehe ein paar Dinge anders als Ilor.
Deine Aufgabe ist es, Dich gut abzugrenzen und gut für Dich zu sorgen! Eventuell kann Dir dabei eine Angehörigengruppe oder eine Beratungsstelle helfen.
Wenn Du dann noch Kapazitäten frei hast, kannst Du Dir überlegen, wie Du helfen und unterstützen kannst und ob das gewünscht ist.

Die beste Therapie kann nicht wirken, wenn die erkrankte Person nicht mitarbeitet und / oder keine Krankheitseinsicht hat. Und solange es so ist, kannst Du auch nicht viel bewirken.

Wenn es Dich interessiert, kannst Du Dich über alles, was Ilor geschrieben hat informieren. Das ist sicherlich interessant. Allerdings kann nur Dein Vater entscheiden, welche Therapieform für ihn die passende ist. Das kann kein Angehöriger. Und es ist auch seine Entscheidung, was er für Medikamente ausprobieren möchte. Meine Erfahrung ist, daß viele gerade am Anfang der Erkrankung es ohne Medikamente schaffen wollen (zu denen gehörte ich auch, jetzt nehme ich Medikamente und bin froh, diese zu haben).
Manche Menschen werden in der Depression sehr Egoistisch. Auch hier kann ein offenes Wort helfen, Deine Grenzen klar zu machen.

Ich verstehe Deine Hilflosigkeit und den Versuch diese zu durchbrechen. Ich schreibe in doppelter Funktion. Zum einen bin ich selber durch Depressionen betroffen. Zum anderen haben wir in meiner Schwiegerfamilie einen ähnlichen Fall, wie Deinen Vater.
Wir wünschen ihm seit Jahren so sehr, daß er bereit wäre ein wenig Einsicht zu zeigen, damit es ihm endlich besser geht. Manchmal bricht es einem das Herz ihn so zu sehen. Wir können uns alle noch gut an die Zeit erinnern, wo er "ein anderer Mensch" war. Aber leider kann er sich nicht für den Versuch eines anderen Wegs entscheiden.

Alles Gute,
Suchende
Herr Rossi
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Registriert: 2. Sep 2018, 08:19

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Herr Rossi »

AlastorTM hat geschrieben:Demenz spielt meines Erachtens auch keine Rolle, da er sich an Sachen erinnert die
länger zurückliegen und Vieles weiß.
Hi Alastor.

Ist das untersucht worden, oder ist das nur deine persönliche Einschätzung.
Mein Vater hat Demenz und die scheint es in den buntesten Farben zu geben.
Abgesehen davon weiß er noch alles aus seine Kindheit, kennt sich immer noch mit Politik aus und ist voll auf dem Laufenden.

Grüße

Herr Rossi
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Herr Rossi hat geschrieben:
AlastorTM hat geschrieben:Demenz spielt meines Erachtens auch keine Rolle, da er sich an Sachen erinnert die
länger zurückliegen und Vieles weiß.
Hi Alastor.

Ist das untersucht worden, oder ist das nur deine persönliche Einschätzung.
Mein Vater hat Demenz und die scheint es in den buntesten Farben zu geben.
Abgesehen davon weiß er noch alles aus seine Kindheit, kennt sich immer noch mit Politik aus und ist voll auf dem Laufenden.

Grüße

Herr Rossi
Davon, dass er untersucht worden ist, gehe ich aus, schließlich ist er in einem Gesundheitszentrum für Depression und Demenz. Symptome sind ja ähnlich und wir sind nur Laien und
mit der Situation überfordert gewesen. Aber er wirkt in keinster Weise vergesslich oder
Ähnliches, er hat verschiedene Angstzustände. So hat er zum einen eine Angst vor der Dusche
in der Klinik entwickelt und duscht nicht selbst, aber körperlich gesehen könnte er. Im Moment duscht ihn meine Mutter immer dann wenn wir ihn besuchen.
Des Weiteren hätte er heute einen "TagesUrlaub" machen sollen, heißt, wir hätten ihn für
ein paar Stunden nach Hause geholt. Er schrieb aber per WA, dass es ihm im Moment
zu stressig sei und er nicht kann.

Ich habe das Gefühl, er hat sich komplett aufgegeben, wir sind mit unserem Rat am Ende,
wie wir ihn wieder aus diesem Loch rausholen können, er selbst schafft/kann/will das anscheinend
nicht. Wir haben es mit kleinen Motivationen versucht (eigener Garten, Enkelkinder) kann er nicht.
Dann wurde uns bei einer Familiensitzung im Prinzip gesagt, wir würden ihn unter druck setzen und
hätten vieles falsch gemacht.
MJE
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Registriert: 23. Jun 2022, 13:48

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von MJE »

Hallo AlastorTM,

ich habe selber erfahren wie schwer sich meine Familie und FreundInnen beim ersten Mal mit mir getan haben. Viele sprachen von totaler Hilflosigkeit und Ohnmacht. Jetzt geht es auch noch um Deinen Vater. Eine sehr herausfordernde Situation.

Als Betroffener kann ich Dir nur sagen und das mag sich jetzt hart anhören: Es ist seine Entscheidung als erwachsener Mensch in wieweit er sich helfen lassen will. Das ist als Familienangehöriger schwer auszuhalten. Es sei denn er steuert auf einen Suizid zu bzw. ist nicht mehr zurechnungsfähig. Dann ist es wichtig einzugreifen.

Wie Du schreibst nimmt er jetzt regelmäßig seine Antidepressiva. Das ist doch super. Er hat sich auf den Weg gemacht. Depressionen verschwinden nicht mal eben wieder. Jetzt braucht es Geduld von Eurer Seite. Ich gehe davon aus, daß der Hausarzt Euren Vater kennt. Regelmäßige Termine sind jetzt wichtig, damit ein 'Professioneller' die Entwicklung beobachtet um ggf. weitere Schritte einzuleiten.

Bis dahin Füsse still halten und beobachten auch wenn es schwer fällt. Wenn sich Kleinigkeiten verändern, das positive ansprechen.

Für Angehörige: http://www.bapk.de" onclick="window.open(this.href);return false; und http://www.familiencoach-depression.de" onclick="window.open(this.href);return false;

Herzliche Grüße
Michael
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Suchende2 »

MJE hat geschrieben: Bis dahin Füsse still halten und beobachten auch wenn es schwer fällt. Wenn sich Kleinigkeiten verändern, das positive ansprechen.
Hallo,

bis dahin die Füsse still halten, stimme ich voll zu!
Bei mir hat am Anfang das Ansprechen genau das Gegenteil ausgelöst, nämlich Druck.
Ich hatte das Gefühl, es dann wieder schaffen zu müssen, wenn es angesprochen war und war doch einfach erst einmal erleichtert es 1 Mal geschafft zu haben.
Schaut einfach wie Dein Vater reagiert, dann wisst Ihr, was in dem Moment der bessere Weg ist.

Alles gute,
Suchende
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

MJE hat geschrieben:Hallo AlastorTM,

ich habe selber erfahren wie schwer sich meine Familie und FreundInnen beim ersten Mal mit mir getan haben. Viele sprachen von totaler Hilflosigkeit und Ohnmacht. Jetzt geht es auch noch um Deinen Vater. Eine sehr herausfordernde Situation.

Als Betroffener kann ich Dir nur sagen und das mag sich jetzt hart anhören: Es ist seine Entscheidung als erwachsener Mensch in wieweit er sich helfen lassen will. Das ist als Familienangehöriger schwer auszuhalten. Es sei denn er steuert auf einen Suizid zu bzw. ist nicht mehr zurechnungsfähig. Dann ist es wichtig einzugreifen.

Wie Du schreibst nimmt er jetzt regelmäßig seine Antidepressiva. Das ist doch super. Er hat sich auf den Weg gemacht. Depressionen verschwinden nicht mal eben wieder. Jetzt braucht es Geduld von Eurer Seite. Ich gehe davon aus, daß der Hausarzt Euren Vater kennt. Regelmäßige Termine sind jetzt wichtig, damit ein 'Professioneller' die Entwicklung beobachtet um ggf. weitere Schritte einzuleiten.

Bis dahin Füsse still halten und beobachten auch wenn es schwer fällt. Wenn sich Kleinigkeiten verändern, das positive ansprechen.

Herzliche Grüße
Michael

Vielen Dank für deinen Text. Es ist wirklich schwer damit klar zu
kommen. Vor Allem haben wir das Gefühl, dass es im Moment immmer
schlimmer wird. Über den Hausarzt sind wir schon drüber weg, schließlich ist
er seit Anfang Mai stationär in einer Klinik, weil er mitten in der Nacht
einfach ziellos weglaufen und abhauen wollte. Davor war er Tage und Wochen lang
überaus unruhig und zittrig. Das ist das Einzige, das sich seit mittlerweile 9 Wochen
in der Klinik gebessert hat. Jetzt ist er eher teilnahmslos und zu ruhig.
Was jetzt aber viel schlimmer geworden ist, ist, dass er jetzt Angst vor dem Duschen
und auch Angst vor dem Handy hat und keine Nachrichten mehr von uns beantwortet.
Hinzu kommt, dass er - wir vermuten - altersbedingt, schlechter sieht und damit nicht
klar kommen will (wegen Auto fahren) und er immer wieder sagt, er hätte irgendwas im Bauch
was ihn blockiert. Er wurde schon vor der Klinik von allen möglichen Ärzten untersucht - ohne schlechte
Befunde - und selbst der Augenarzt sagte, er könne problemlos Auto fahren mit diesen Werten.
Aber egal bei welchen Arzt wir waren, kaum aus der Tür raus sagte er immer wieder, das würde nicht
stimmen was die Ärzte sagen. Die Therapien in der Klinik macht er zwar angeblich alle mit aber nimmt sie nicht an.
Er sollte mal für ein paar Stunden Sonntags nach hause kommen, da schrieb
er mich Sonntag morgens um 6 Uhr per Whats App an, dass er das nicht kann. Da haben wir ihm gut zugesprochen
und gesagt, dass das nicht schlimm ist und wir das ein anderes Mal nachholen.
Auch Lob für kleine Erfolge haben wir ihm schon gegeben, wurde bisher nicht wirklich angenommen.
Wir versuchen immer wieder ihn zu motivieren mit seinem Garten und Grüßen von Bekannten und
Verwandten, haben aber mitbekommem, dass wir ihn damit unter Druck setzen würden.
Wir haben ihn bisher 2 Mal in der Woche besucht und selbst das würde ihn mittlerweile
unter Druck setzen, sodass wir, auch Aufgrund eines neuen Therapieplans, ihn nur noch 1 Mal
pro Woche besuchen kommen sollen.
Mir ist bewusst, dass das Teil der Depression ist, aber was uns so schmerzt, ist, dass ihm
im Moment alles - auch was uns betrifft - egal ist und er, wenn er nach hause käme,
wie sein Vater sein wollen würde. Dieser hatte auch sowas wie eine Depression oder Demenz,
und hatte 6-8 Jahre teilnahmslos im Sessel gesessen und bis zu seinen Tod vor sich hin "vegetiert".
Suchende2
Beiträge: 1215
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Suchende2 »

Hallo AlastorTM,

ich versuche mal in Worte zu fassen, wie es mir in meiner schlechtesten Zeit ging.
Vielleicht verstehst Du dann die Reaktionen Deines Vaters besser.

Ich hatte zu keinerlei positiven Gefühlen Zugang!
Auch die Erinnerung daran, war nicht mehr da. Ich weiß zum Beispiel, daß mein Hochzeitstag einer der schönsten Tage in meinem Leben gewesen ist, aber ich konnte keinerlei positive Gefühle damit verbinden oder diese in der Erinnerung fühlen.
Auch ich liebe meinen Garten. Wir haben lange gewartet, bis endlich einer in der Siedlung frei wurde. Nun habe ich 2 Jahre darin nichts mehr gemacht.
Alles, was mir mal gut tat, ist auf einmal ohne Belang und man hat auch keinen Zugang mehr dazu.
Ich als Leseratte, habe es jetzt mal gerade geschafft einen seichten Roman innerhalb eines Jahres (!) zu lesen.
Die ständigen gutgemeinten Aufforderungen wie zum Beispiel "Geh doch bei dem schönen Wetter in den Garten" waren für mich nur purer Druck.
Ich möchte den Menschen, die es gut mit mir meinen nicht ständig eine Abfuhr erteilen, aber in der schlechten Zeit, ist es so anstrengend höflich, ich möchte nicht zu sagen und die Enttäuschung in den Augen zu sehen. Dazu fehlt mir einfach die Kraft!
Wenn schon sich etwas zu trinken fertig machen eine immense Kraftanstrengung ist, dann kannst Du Dir vorstellen, daß Kontakt mit Menschen und deren gutgemeinten Vorschläge über meine Kräfte gingen.

Was man bei dieser Krankheit braucht ist sehr viel Geduld und der Wunsch, etwas zu ändern. Andere Menschen hatten bei mir kaum Auswirkungen auf meinen Wunsch etwas zu ändern. Und auch noch jetzt, wo es mir deutlich besser geht, frage ich mich regelmäßig, warum ich mich eigentlich für diesen kraftraubenden Weg entschieden habe.

Alles Gute,
Suchende
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Suchende2 hat geschrieben:Hallo AlastorTM,

ich versuche mal in Worte zu fassen, wie es mir in meiner schlechtesten Zeit ging.
Vielleicht verstehst Du dann die Reaktionen Deines Vaters besser.

Ich hatte zu keinerlei positiven Gefühlen Zugang!
Auch die Erinnerung daran, war nicht mehr da. Ich weiß zum Beispiel, daß mein Hochzeitstag einer der schönsten Tage in meinem Leben gewesen ist, aber ich konnte keinerlei positive Gefühle damit verbinden oder diese in der Erinnerung fühlen.
Auch ich liebe meinen Garten. Wir haben lange gewartet, bis endlich einer in der Siedlung frei wurde. Nun habe ich 2 Jahre darin nichts mehr gemacht.
Alles, was mir mal gut tat, ist auf einmal ohne Belang und man hat auch keinen Zugang mehr dazu.
Ich als Leseratte, habe es jetzt mal gerade geschafft einen seichten Roman innerhalb eines Jahres (!) zu lesen.
Die ständigen gutgemeinten Aufforderungen wie zum Beispiel "Geh doch bei dem schönen Wetter in den Garten" waren für mich nur purer Druck.
Ich möchte den Menschen, die es gut mit mir meinen nicht ständig eine Abfuhr erteilen, aber in der schlechten Zeit, ist es so anstrengend höflich, ich möchte nicht zu sagen und die Enttäuschung in den Augen zu sehen. Dazu fehlt mir einfach die Kraft!
Wenn schon sich etwas zu trinken fertig machen eine immense Kraftanstrengung ist, dann kannst Du Dir vorstellen, daß Kontakt mit Menschen und deren gutgemeinten Vorschläge über meine Kräfte gingen.

Was man bei dieser Krankheit braucht ist sehr viel Geduld und der Wunsch, etwas zu ändern. Andere Menschen hatten bei mir kaum Auswirkungen auf meinen Wunsch etwas zu ändern. Und auch noch jetzt, wo es mir deutlich besser geht, frage ich mich regelmäßig, warum ich mich eigentlich für diesen kraftraubenden Weg entschieden habe.

Alles Gute,
Suchende
Vielen Dank Suchende für deinen Text.
Wie hast du es geschafft aus diesem Loch halbwegs rauszukommen?

Wir waren heute seit 1,5 Wochen aufgrund meines Schichtdienstes mal wieder
bei meinem Vater, um u.a. seine Wäsche zu wechseln.
Es ist gefühlt unverändert, wenn nicht sogar wieder schlimmer geworden.
Eigentlich möchte ich gar nicht so detailreich darüber schreiben, aber so kann
ich es für mich besser bewältigen. Ich habe gelesen, das Hygiene in einer
Depression ein Thema sein kann. Er duscht in der Klinik nicht alleine. Sagt,
er habe Eine Phobie gegen die Dusche dort entwickelt. Bisher hat meine Mutter ihn
bei den Besuchen immer wieder Mal geduscht, das ist aber nun schon 2 Wochen her.
Desweiteren hat selbst die Therapeutin gesagt, dass meine Mutter ihn nicht weiter
duschen soll, das könnten zur Not auch die Pfleger. Denen vertraut er sich aber nicht
wirklich an. Er sagt selber, er macht fast alle Therapien mit, aber das wäre alles nur
Theorie und würde ihm nicht helfen.
Er sagte auch, er könne sich nicht mehr rasieren, aber er kam heute immerhin
rasiert zu uns. Er schrieb auch in Whats App, dass er nicht wisse, ob er heute
zu uns kommen könnte, aber auch dazu konnte er sich überwinden.
Darüber haben wir uns sehr gefreut und es ihm auch gezeigt.

Wie früher schon geschrieben, war er ja in Vereinen als Kassenwart/Vorstand
tätig, da waren nun Jahesbeiträge fällig und da er diese Sachen nie aus der
Hand gegeben hat, kann das auch Niemand anderes in den Vereinen.
Auch die neue Grundsteuer muss ja gemacht und Heizöl muss gekauft werden.
In all das Finanzielle musste ich mich nun irgendwie von 0 aus reinarbeiten.

Deshalb stelle ich hier doch nochmal die Frage, wieviel Geduld sollte man
noch aufbringen können, für jemanden, der sich gefühlt komplett aufgegeben hat,
der selber sagt, dass die Pfleger überlastet sind und die Therapien nichts bei
ihm bringen, weil er es am schlimmsten von allen hat. Unverändert seit 12 Wochen.
momadome
Beiträge: 610
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von momadome »

Hallo Alastor,

Was möchtest du denn sonst machen als Geduld haben? Welche andere Option hast du? Du kannst deinen Vater nicht zwingen gesund zu werden.
Ich bin Betroffene und mein Therapeut hat auf meine Frage wie lange das denn noch dauert, geantwortet: Es dauert so lange wie es dauert. Und genau so ist es.
Ihr könnt ausser die Beziehung aufrecht zu halten und euch dem Vater zuwenden, nichts tun. Der Therapeut hat recht, ihr seid nicht für die Körperpflege des Vaters verantwortlich. Höchstens für frische Wäsche, wenn es in der Klinik keine Möglichkeit zum waschen gibt. Ansonsten kann eure Hilfe vom Vater als absolute eigene Hilflosigkeit erlebt werden und die Scham darüber kann die Depression noch verstärken.

Und noch etwas. Dein Vater ist/ war Vorstand/Kassenwart, nicht du. Er ist schwer krank und kann diese Aufgaben nicht ausführen. Der Verein muss selbst sehen, wie er das Probleme löst. Deine Aufgabe ist es definitiv nicht. Du bist gefordert genug. Wenn dein Vater nach einem Unfall im Koma läge oder verstorben wäre, käme niemand auf den Gedanken, das von dir zu verlangen. Auch du selbst nicht. Das hat nichts mit im Stich lassen zu tun. Das ist Selbstfürsorge.
Ich wünsche dir und deiner Familie Kraft und Vertrauen.
Jojoma
AlastorTM
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Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

momadome hat geschrieben:Hallo Alastor,

Was möchtest du denn sonst machen als Geduld haben? Welche andere Option hast du? Du kannst deinen Vater nicht zwingen gesund zu werden.
Ich bin Betroffene und mein Therapeut hat auf meine Frage wie lange das denn noch dauert, geantwortet: Es dauert so lange wie es dauert. Und genau so ist es.
Ihr könnt ausser die Beziehung aufrecht zu halten und euch dem Vater zuwenden, nichts tun. Der Therapeut hat recht, ihr seid nicht für die Körperpflege des Vaters verantwortlich. Höchstens für frische Wäsche, wenn es in der Klinik keine Möglichkeit zum waschen gibt. Ansonsten kann eure Hilfe vom Vater als absolute eigene Hilflosigkeit erlebt werden und die Scham darüber kann die Depression noch verstärken.

Und noch etwas. Dein Vater ist/ war Vorstand/Kassenwart, nicht du. Er ist schwer krank und kann diese Aufgaben nicht ausführen. Der Verein muss selbst sehen, wie er das Probleme löst. Deine Aufgabe ist es definitiv nicht. Du bist gefordert genug. Wenn dein Vater nach einem Unfall im Koma läge oder verstorben wäre, käme niemand auf den Gedanken, das von dir zu verlangen. Auch du selbst nicht. Das hat nichts mit im Stich lassen zu tun. Das ist Selbstfürsorge.
Ich wünsche dir und deiner Familie Kraft und Vertrauen.
Jojoma
Ich für meinen Teil gebe dir ja schon gewissermaßen recht, aber aus einer Depression kann man doch eigentlich nur selbst - mit Unterstützung durch Medikation und Therapie rauskommen. Wenn man selbst nach 12 Wochen nichtmal ansatzweise einen Willen sieht, dass er da wieder raus kommen will, zweifelt man als Angehöriger doch schon ein wenig.

Zur Vereinssache, das meiste ist ja schon erledigt und das habe ich gerne für meinen Vater getan. Ich fand es nicht schlimm, nur erstmal die ganzen Akten zu durchforsten kostete Mühe und Zeit. Weil er nie irgendwas mal mitgeteilt hatte.
Suchende2
Beiträge: 1215
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Suchende2 »

Hallo AlastorTM,

ich kann momadome nur zustimmen.

Du schreibst, Dein Vater macht fast alle Therapien mit.
Das genügt nicht. Er muß sich auch auf die Therapien einlassen.

Ein Beispiel aus meinem Klinikaufenthalt.
Zum Ende kam in unsere Gruppe eine, die nur mitmachte, aber sich nicht einließ.
In der Kreativtherapie ging es spielerisch ums Nein-Sagen. Nach circa 15 Minuten saßen eine Mitpatientin und ich weinend auf dem Boden. Wir hatten uns eingelassen und es war bei uns ein schwieriges Thema. Die Mitpatientin äußerte nur, daß es ja nur Kinderkram wäre, den wir in dieser Therapie machten und ihr das alles zu affig wäre.

Fortschritte sieht man nicht sofort.
Als ich nach ein paar Wochen die Akutklinik verlassen habe, hatte ich nicht das Gefühl, das sich viel geändert hatte (die Angst, die mich 24 Stunden am Tag umfangen hatte, war deutlich besser). Erst im Alltag konnte ich feststellen, wie viel sich zu "vorher" verändert hatte.

Deine Frage "Wie hast du es geschafft aus diesem Loch halbwegs rauszukommen?" kann ich Dir nicht genau beantworten. Es waren und sind viele Faktoren.
Ich hatte für mich entschlossen, daß es nicht so weitergehen kann.
Ich hatte 2 Möglichkeiten, zu versuchen, meine Situation zu verbessern oder einen endgültigen Weg zu gehen. Ich habe mich entschieden, zuerst den Weg der Veränderung zu versuchen, einen endgültigen Weg kann ich immer noch gehen. Und ich wusste, daß ich meiner Familie das zur Zeit nicht antun kann.
Ich habe mir jeden Tag wieder in der Klinik selbst gesagt, ich lasse mich heute auf alles ein.
Das ging nicht immer und es dauerte manchmal.
So habe ich die ersten 2 oder 3 Kreativtherapieeinheiten zwar mitgemacht, aber nichts dabei empfunden. Ich konnte mich noch nicht wirklich einlassen. Das habe ich aber auch in der Abschlußrunde geäußert.

Und so schwer es Euch fällt. Behandelt Euren Vater weiterhin als selbstständigen erwachsenen Menschen. Dazu gehört auch, wenn er Hilfe benötigt (z.B. bei der Körperpflege) dann muß er das Wollen und Anfragen. Ihr seid nicht seine Therapeuten und Pfleger. Ihr solltet Euch gut abgrenzen und die Hilfe dahin abgeben, wo sie professionell gemacht wird. Passt gut auf Euch auf! Nur wenn es Euch gut geht, habt Ihr auch Kraft für Deinen Vater.

Therapie kann nur helfen, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen und hart an sich zu arbeiten.
Meine Medikamente machen nicht unbedingt mehr Antrieb, sie vertreiben nicht meine düsteren Gedanken komplett. Meine Medikamente sorgen dafür, daß ich therapiefähig werde / bin.
Ich kann durch diese besser schlafen, ich bin stabiler, ich kann meine Gedanken besser kontrollieren, sie sorgen dafür, daß ich aus dem Loch herauskriechen kann, .... Kriechen muß ich aber alleine!
Wenn man keine Kraft und Energie hat und alles hoffnungslos erscheint, geht das über die vorhandenen Kräfte. Dein Vater muß in sich einen Grund finden weiterzumachen. Ansonsten wird es schwierig für Euch alle.

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu konfus geschrieben.

Ich wünsche Euch alles Gute und viel Geduld,
Suchende
AlastorTM
Beiträge: 15
Registriert: 22. Apr 2022, 22:24

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von AlastorTM »

Hallo allerseits,

Ich entschuldige mich schonmal vorab, dass ich diesen Thread wieder hervor krame.
Es gibt zu unserer Situation ein paar Updates, wenn auch keine schönen.
Mein Vater ist nun seit fast einem halben Jahr in der stationären Klinik. Jetzt hatte
meine Mutter vorgestern ein sogenanntes Paargespräch mit meinem Vater, einer
Therapeutin und dem Stationsarzt. Dort ist herausgekommen, dass die Klinik meinen
Vater gegen Ende Oktober entlassen will, mit der Begründung, sie würden "auf der
Stelle treten" und könnten nichts mehr machen.
Er soll sich selbst einen ambulanten Therapieplatz suchen, doch darin liegt das
Problem. Er sagt immer noch und immer wieder von sich aus, er kann nichts mehr.
Dazu kommt der hygienische Part, der seit Mai stagniert, bzw. teilweise gefühlt noch
schlechter geworden ist. Er hat sich mittlerweile eine Überlaufblase "zugelegt" und läuft
seitdem mit Katheter herum. Er duscht immernoch nicht in der Klinik und wenn er
Beschwerden hat, sagt er in der Klinik nicht bescheid. Dazu kommt noch seine mittlerweile
leise und heisere unsichere Stimme, was ja auch auf die Depression zurückzuführen sein kann.
Er war schon mehrmals bei einem HNO und selbst dort wurde nichts gefunden.
Da er in der Klinik auch keinerlei Kontakt gesucht hat, redet er dort auch kaum bis gar nicht,
wodurch die Stimme ja noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird.

Wir wissen nicht mehr weiter, wie wir vorgehen sollen, wenn er in 3 bis 4 Wochen wieder nach
Hause kommt. So kann es doch keine Lösung sein, wenn selbst die Klinik resigniert...

Danke für euer offenes Ohr.
Kritzelbob2010
Beiträge: 6
Registriert: 4. Mai 2022, 23:23

Re: Vater depressiv, möchte sich aber nicht helfen lassen...

Beitrag von Kritzelbob2010 »

Mehr als ein Jahr später muss ich leider mitteilen, dass mein Vater es nicht geschafft hat. Nur 5 Tage nachdem ich dir geschrieben habe lieber Alestor, hat er sich das Leben genommen. Jedoch geht das Leben für uns, als Familie, die noch da ist weiter. Ich mache mir keinerlei Vorwürfe denn er wollte sich nicht helfen lassen und nur so wäre es gegangen. Will der Depressive dies nicht, funtkioniert nichts, wie bei jeder anderen Krankheit auch. Immerhin hat dein Dad es in die Klinik geschafft. Das ist immerhin etwas.
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