1. Depression

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mrsbuffay
Beiträge: 1
Registriert: 11. Feb 2022, 19:01

1. Depression

Beitrag von mrsbuffay »

Hallo zusammen,

am Freitag war ich zum Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin. Das Gespräch ging 50 Minuten und darin wurde direkt eine mittelschwere Depression festgestellt.

Ich habe mich bisher fast 3 Jahre komplett alleine mit meinen "Phasen" beschäftigt. Das heißt, ich habe nie darüber gesprochen, da ich dachte, dass geht schon wieder vorbei. Auch zum Arzt bin ich nie gegangen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich genau davor Angst, dass eine Depression festgestellt wird.
Ich kann das irgendwie noch nicht so ganz verarbeiten, da man es ja nicht "sieht" wie z.b. ein gebrochenes Bein oder so.

Wie seid ihr denn damit umgegangen, als eine Depression bei euch festgestellt wurde?

Bisher habe ich immer alles weggelächelt, auch auf der Arbeit. Es weiß niemand.

Ich weiß noch nicht genau wie ich damit umgehen soll. Eine AU habe ich jetzt erstmal bis Ostern.

Wie sind denn eure Erfahrungen mit der ersten Depression?

Liebe Grüße
Nachtmensch
Beiträge: 620
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: 1. Depression

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo mrsbuffay,

dass man es nicht sieht, gibt es bei vielen anderen Erkrankungen auch. Ich nehme an, Du fragst Dich, wie andere es bewerten könnten, dass Du krankgeschrieben bist obwohl man ja nichts sieht.
Das ist der falsche Ansatz. Es ist doch gut, dass das was Dich schon lange belastet nun einen Namen hat. Wobei Diagnosen auch nicht immer stimmen müssen.

Jetzt solltest Du vielleicht herausfinden worin die Gründe liegen, dass Du eine Depression hast und wie diese dann sinnvoll behandelt werden könnte. Eine Therapeutin ist schon mal ein guter Schritt.

VG Nachtmensch
Xerandar
Beiträge: 9
Registriert: 14. Mai 2021, 23:10

Re: 1. Depression

Beitrag von Xerandar »

Hallo,
ich kann nicht wirklich sagen wie ich damit umgegangen bin. Wurde bei mir das erste Mal in der Kindheit festgestellt. Ich kenne mein Leben lang nichts anderes. Aber ich weiß zumindest, wie es mit dem Umgang ist. Ich bin da sehr selektiv. Im Job habe ich das immer für mich behalten. Aber war eher dem Umfeld geschuldet. Privat bin ich je nach Kontakt offener.

Aber da muss man ein wenig rein wachsen sozusagen. Eine psychische Krankheit ist weniger greifbar, da hindert einen eben nicht das gebrochene Bein am Raus gehen sondern der eigene Kopf. Das Ergebnis ist aber das gleiche.

Eine Depression ist auch keine Krankheit, die unheilbar ist. Du musst jetzt nicht anfangen dein Leben umzuwerfen. Fang klein an, erzähle dem engen Kreis davon. Dann siehst du wie es sich anfühlt, wie die Reaktionen sind und ob es dir hilft es angesprochen zu haben. Sind ganz persönliche Entscheidungen.

Sieh die Krankschreibung aber wie eine Art Kur. Bleib nicht zuhause, weil es ja "komisch aussehen könnte", wenn du Kollegen oder den Chef triffst. Mach worauf du Lust hast, was dir Kraft gibt. Gesunder Egoismus schadet hier auf keinen Fall.
mein ICH
Beiträge: 2
Registriert: 28. Mär 2022, 11:20

Re: 1. Depression

Beitrag von mein ICH »

Hallo mrsbuffay

Im Prinzip ging es bei mir damit los, dass ich immer mehr gegen mich selbst angekämpft habe.
Los jetzt!!, Was ist nur los mit mir??, was bin ich für eine Lusche!!!, stell Dich nicht so an andere können das auch bewältigen.

Pling........................

Die Abwärtsspirale war eingeschaltet.
Dünnhäutigkeit, Rückzug folgten, der innere Druck wurde immer größer, ich konnte nicht mehr frei durchatmen, die Augenhöhlen wurden immer schwärzer, schlecht Schlafen mit Grübeln und Schweißausbrüchen waren da schon integrierter Standard.
Nur keine Schwäche zeigen!!!Mein ganzes Leben lang bin ich vorweggegangen und war der Fels in der Brandung. An meinem letzten Arbeitstag, Samstag, was ich aber noch nicht wusste, schloss ich drei schwierige Geschäfte ab, bearbeitete diese noch und gab Sie der Geschäftsleitung. Er schaute mich mit großen Augen an schüttelte den Kopf und sagte nur, woher nimmst Du nur diese Energie Du bist ein Tier. Ich erwiederte, alles gut und schön, aber mir geht dabei nichts mehr ab. Viele Monate später nach zwischenzeitlichen Aufenthalten in Psychiatrie und akut-Klinik sagte er mir in einem langen 4 Augengespräch wegen Wiedereingliederung, in diesem Moment wusste ich jetzt ist es soweit. Der Aufprall steht unmittelbar bevor.
Als ich nicht einschlafen konnte obwohl total erschöpft was ja seit Wochen normal war, kreiste das Gedankenkarusell wieder mit Höchstdrehzahl. In meinen Ohren pfiff es schon länger, der Blutdruck 180/120, Puls 115, mein Körper fing mit Zittern an, Schweißausbruch, Panik.
Als mich meine Frau dann so im Wohnzimmer fand, schaute Sie mir in die Augen und sagte, merkst Du ENDLICH mal das mit Dir seit langem etwas nicht stimmt??!!!!!
Ich erwiederte, hmm scheint wohl so, da werde ich am Montag mal zu Hause bleiben dann wird das schon wieder...................

So fing es an und diese Phase begann 2015.

Habe mich hier angemeldet, weil ich weiter an mir arbeiten und dazulernen möchte. Ebenso kann ich mit meinem Päckchen vielleicht auch helfen in Bezug auf Veränderung, Erfahrungen in den Kliniken, Rehas, berufliche Veränderungen etc. Bin 55, verheiratet, mitlerweile voller EM Rentner und sortiere jetzt nach dem vierten Aufschlag wieder mal mein Leben. Nach all den Erfahrungen, emotionalen Schmerzen bin ich dankbar, dass ich so viel neue Dinge erlernen durfte nachdem ich diese endlich auch mal sehen konnte.
Mein engster und bester Freund um nach den Zusammenbrüchen wieder aufzustehen, Krone zu richten und weiter mit neuem Ansatz, war immer die Hoffnung.
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