Depressiv im Studium

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depriimstudium
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Depressiv im Studium

Beitrag von depriimstudium »

Hallo zusammen, ich bin gerade in einer Situation wo ich nicht mehr weiter weiß und gerne eure Meinung dazu hören würde.

Ich werde bald 22 und steht schon das 5. Semester meines Elektrotechnik-Studiums Ende des Monats an. Anhand der Credit Points liege ich aber bei gerade mal ~2 Semestern (+-60 von 180). Und ich frage mich, ob ich das Studium überhaupt noch beenden möchte.

Davor habe ich nämlich eine Ausbildung im selben Bereich + Fachabi gleichzeitig erworben. Dies war allerdings auf Wunsch meines Vaters und meiner damaligen Unentschlossenheit, was ich in Zukunft machen möchte.

Mitte 2021 habe ich die Diagnose schwere Depression bekommen und bin seither (on-off) auf der Suche nach einem Therapieplatz. Ich dachte nämlich, dass ich das zwischenzeitlich schon schaffe und habe die Suche immer schleifen lassen. Immerhin bin aber schon auf zwei Wartelisten, von denen ich schon ~10 Monate bereits abgewartet habe.

Der Gründe dafür liegen wahrscheinlich in meinem privaten Umfeld. Mein Vater war für fast Jahrzehnte Alkoholiker und schlägt sich nun schwerbehindert von Krankenhausaufenthalt zu Krankenhausaufenthalt. Allein in diesem Jahr ist er momentan zum dritten Mal dort, einmal lag er im Koma. Auf der einen Seite hasse ich ihn aufs übelste, da er (nicht nur) mein Leben so hart gegen die Wand damit gefahren hat. Ständig mussten wir seine Wutausbrüche und was sonst noch so mit dem Alkoholismus kam aushalten. Anderseits ist er aber immer noch mein Vater. Trotzdem werde ich in seinem Umfeld immer aggressiv. Am liebsten würde ich schon ausziehen, muss mich aber eben um häusliche Angelegenheiten kümmern, da meine Mutter weder Lesen und Schreiben kann, noch Deutsch spricht (wir sind Ausländer). Außerdem habe ich selbst als kleiner Junge damals meinen kleinen Bruder bei einem Verkehrsunfall verloren. Ich weiß nicht, wie sehr mich das heutzutage beeinflusst. Außerdem leben wir auch in Armut und versuchen uns über Wasser zu halten.

Deswegen jetzt zu meiner Frage: was würdet ihr mir vorschlagen? Ich werde auf jeden Fall meine anstehenden Prüfungen erstmal sausen lassen und versuchen noch ein Urlaubssemester zu nehmen und etwas weiter über meine Situation nachzudenken. Ich würde auch gerne am liebsten weg von Zuhause, geht ja aber nicht. Und um einen Therapieplatz werde ich mich nun bisschen besser bemühen, auch mit der Hilfe meines Hausarztes.

Was soll ich tun?
lt.cable
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Re: Depressiv im Studium

Beitrag von lt.cable »

Hallo, depriimstudium!

Ganz kurz von mir: Vor allem in akuten Phasen der Depression keine überstürzten Entscheidungen treffen. Zweifel am eingeschlagenen Weg sind da völlig normal, aber trügerisch.

Studieren ist meiner Ansicht nach vor allem ein Handwerk. Soziale Einbindung braucht es - wenn irgendwie möglich - ebenfalls, dann kann jedermann dabei erfolgreich sein. Länger, vielleicht auch mit Unterbrechungen studieren und abschließen ist besser als abzubrechen - es sei denn für einen gezielten Wechsel in einen anderen Studiengang.

Studieren mit Depression ist schwer. Es gibt sicher andere User, die dir Tipps geben können, wie man zum Ziel kommt. Ich habe den Abbruch für das Größte gehalten und bin dieser Täuschung dann auch auf den Leim gegangen. Es hat sich in keinster Weise gelohnt.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
depriimstudium
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Registriert: 9. Mär 2022, 21:03

Re: Depressiv im Studium

Beitrag von depriimstudium »

lt.cable hat geschrieben:Hallo, depriimstudium!

Ganz kurz von mir: Vor allem in akuten Phasen der Depression keine überstürzten Entscheidungen treffen. Zweifel am eingeschlagenen Weg sind da völlig normal, aber trügerisch.

Studieren ist meiner Ansicht nach vor allem ein Handwerk. Soziale Einbindung braucht es - wenn irgendwie möglich - ebenfalls, dann kann jedermann dabei erfolgreich sein. Länger, vielleicht auch mit Unterbrechungen studieren und abschließen ist besser als abzubrechen - es sei denn für einen gezielten Wechsel in einen anderen Studiengang.

Studieren mit Depression ist schwer. Es gibt sicher andere User, die dir Tipps geben können, wie man zum Ziel kommt. Ich habe den Abbruch für das Größte gehalten und bin dieser Täuschung dann auch auf den Leim gegangen. Es hat sich in keinster Weise gelohnt.

Es grüßt

lt.cable
Mit Studium beenden war auch eher ein Wechsel gemeint, das habe ich nicht so gut ausgedrückt. Eins möchte ich auf jeden Fall machen, ist aber nur die Frage was. :)
Novvi
Beiträge: 55
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Depressiv im Studium

Beitrag von Novvi »

Guten Abend,

Mein Studium ist schon etwas her, habe es vor 10 jahren abgeschlossen. Etwa ein Jahr davor hatte ich eine depressive episode.
Damals konnte ich beratung in der uni annehmen,so eine art vorbereitung auf eibe therapie, bis ich einen therapieplatz bekam. Das war damals alle 2 wochen kostenlos. Vielleicht gibt es sowas noch? Ich weiß aich nicht, wie es gerade coronamàßig aussieht. Auch soziale kontakte, ein tagesplan und ein lernkurs haben mir sehr geholfen. Anders als bei dir wollte ich genau in diesem bereich arbeiten, den ich studiert habe und tue es heute immer noch gerne. Deshalb ist die ausgangssituation natùrlich eine andere. Aber auch ich empfehle dir keine tiefgreifenden entscheidungen wàhrend einer kriese zu unternehmen. Ein urlaubssemester hòrt sich da gut ùberlegt an. Gibt es etwas was du in diesem urlaubssemester machen kònntest-bzw wie du dann dein tag gestalten kannst?
Ich wùnsche dir viel Kraft.
Liebe grùße,
Novvi
depriimstudium
Beiträge: 4
Registriert: 9. Mär 2022, 21:03

Re: Depressiv im Studium

Beitrag von depriimstudium »

Novvi hat geschrieben:Guten Abend,

Mein Studium ist schon etwas her, habe es vor 10 jahren abgeschlossen. Etwa ein Jahr davor hatte ich eine depressive episode.
Damals konnte ich beratung in der uni annehmen,so eine art vorbereitung auf eibe therapie, bis ich einen therapieplatz bekam. Das war damals alle 2 wochen kostenlos. Vielleicht gibt es sowas noch? Ich weiß aich nicht, wie es gerade coronamàßig aussieht. Auch soziale kontakte, ein tagesplan und ein lernkurs haben mir sehr geholfen. Anders als bei dir wollte ich genau in diesem bereich arbeiten, den ich studiert habe und tue es heute immer noch gerne. Deshalb ist die ausgangssituation natùrlich eine andere. Aber auch ich empfehle dir keine tiefgreifenden entscheidungen wàhrend einer kriese zu unternehmen. Ein urlaubssemester hòrt sich da gut ùberlegt an. Gibt es etwas was du in diesem urlaubssemester machen kònntest-bzw wie du dann dein tag gestalten kannst?
Ich wùnsche dir viel Kraft.
Liebe grùße,
Novvi
Hey, unsere FH bietet nur Verweise auf eine externe Stelle und Hotlines. Die ist mir aber zu religiös angehaucht. Ich weiß nicht, ob das überhaupt in Anspruch nehmen möchte.

Im Urlaubssemester würde ich erstmal runterfahren und schauen, was ich so machen könnte. Ohne den Stress und das schlechte Gewissen. :)
depriimstudium
Beiträge: 4
Registriert: 9. Mär 2022, 21:03

Re: Depressiv im Studium

Beitrag von depriimstudium »

-IIorIII hat geschrieben:
depriimstudium hat geschrieben:
Was soll ich tun?
Such dir eine Traumatherapeut:in.
Nachdem was du schreibst läuft das auf Traumafolgestörung hinaus. Sowohl die Vernachlässigung/Misshandlung als auch der Tod eines Angehörigen.



Persönlich musste ich das Studium abbrechen, hatte eh nie eine Chance. Die 6a80.2 war sicherlich wichtig aber eher nicht entscheidend.
Ja, ich hoffe, dass ich baldig einen Therapieplatz finde. Die Therapieform ist mir zunächst auch egal, wählerisch sein darf ich ja eh nicht.

Und was genau meinst du mit 6a80.2?
Suchende2
Beiträge: 1229
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Depressiv im Studium

Beitrag von Suchende2 »

depriimstudium hat geschrieben:
-IIorIII hat geschrieben:
depriimstudium hat geschrieben:

Ja, ich hoffe, dass ich baldig einen Therapieplatz finde. Die Therapieform ist mir zunächst auch egal, wählerisch sein darf ich ja eh nicht.

Hallo depriimstudium,

doch, Du solltest wählerisch sein! Um Deiner selbst willen! Ich habe in der für mich besten Therapieform eine Therapeutin gesucht, damit ich das bestmögliche Ergebnis und langfristig etwas davon habe. Therapie ist anstrengend und ich möchte nicht meine Lebenszeit damit vergeuden Therapie in einer Therapieform zu machen, die mir nicht so gut hilft, wie eine andere.
Die Suche war anstrengend, ich habe 53 Therapeutinnen telefonisch kontaktiert, aber es hat sich gelohnt, da ich eine super Therapeutin gefunden habe.

Alles Gute,
Suchende
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