Einsam unter Leuten

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Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Einsam unter Leuten

Beitrag von Keks1987 »

Hi ihr lieben,

ich fühle mich seit einiger Zeit ziemlich mies und habe leider nicht wirklich jemanden zum Reden. Ich hoffe es ist ok wenn ich einfach meine Gedanken hier mit euch teile.

Kennt ihr das auch, dass ihr euch sehr oft einsam fühlt..meine Familie sagt immer "Unternimm doch mal was mit Kollegin X oder Freundin Y, die sind doch ganz nett." Irgendwie verstehen sie aber nicht, dass mir das nicht ausreicht. Das sind alles so oberflächliche Kontakte bei denen ich das Gefühl habe dass alle Beteiligten austauschbar sind und einfach nur Zeit miteinander verbringen. Das ist ja an sich auch ganz nett, aber mir fehlen Kontakte die auch mal tiefer gehen, mit Menschen die mich kennen, mögen oder sogar lieben, denen ich was bedeute. Meine Familie wohnt leider etwas weiter weg und da ich gefühlt in nem Dauertief stecke, schaffe ich es nicht so gut mich öfter aufzuraffen um sie zu sehen. Aber auch dann hat ja nicht jeder immer Zeit, es ist selten, dass alle zeitgleich Urlaub haben und man mal was zusammen unternimmt. Eine eigene Familie habe ich leider noch nicht. Ist ja kein Wunder wenn man dauernd damit zu tun hat krampfhaft das Schöne am Leben zu sehen und den Alltag irgendwie zu bewältigen.

Wenn ich zb außerhalb der Familie auf Menschen treffe, die mir zugeneigt scheinen und bei denen ich das Gefühl habe, dass der Kontakt nicht so oberflächlich ist und man sich auf einer Wellenlänge befindet, dann werde ich schnell emotional abhängig von diesen Personen. Ich habe erst kürzlich eine liebe Kollegin verloren, wahrscheinlich weil ich zu sehr geklammert habe und wir beide an Depressionen leiden, auch wenn sie ihre immer heruntergespielt hat und meinte, es seien nur leichte. Anfangs hat sie immer wieder meine Nähe gesucht, hat fast selbst geklammert, dann hat sie bemerkt dass es mir öfter nicht gut geht und ist seitdem auf Distanz gegangen, hat pünktlich zu Weihnachten schließlich den Kontakt ganz abgebrochen und mich überall gesperrt und gelöscht. Das hat mir unglaublich wehgetan weil ich sie leider ins Herz geschlossen hatte. Durch diese Sache fühle ich mich jetzt noch einsamer als vorher.

Ich weiß das hört sich alles nach Jammern an. Aber ich weiß einfach gerade nicht recht weiter. Ich war bei meiner Psychiaterin und wir haben von Tablettenwechsel bis Dosiserhöhung alles ausprobiert, von einer Klinik hat sie mir abgeraten, meine letzte Therapeutin konnte mir leider bei keiner meiner Baustellen helfen, sodass ich eine neue finden muss, was in diesen Zeiten fast unmöglich scheint. Ich war ehrenamtlich unterwegs, war in Sportvereinen, wenn ich eingeladen werde von Bekannten oder Kollegen gehe ich hin, aber es entwickeln sich einfach nicht mehr als oberflächliche Kontakte.

Danke fürs Lesen und schönes Restwochenende
Keks
Katerle
Beiträge: 11384
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Einsam unter Leuten

Beitrag von Katerle »

Guten Abend Keks,

tut mir leid, dass es dir so schlecht geht... und es ist völlig i. O., deine Gedanken mit uns zu teilen.

Ich weiß, was du meinst. Auch ich fühlte/fühle mich verstärkt einsam unter Leuten. (Zum Glück habe ich aber auch noch ein paar wenige Kontakte, wo das nicht so ist.) Aber eben ganz selten.

Habe meine Kontakte auch mehr eingeschränkt, weil solche oberflächlichen Kontakte mir nicht guttun und ich auch keine Lust mehr darauf habe, bis sich mal jemand meldet... (wo ich dachte, dass ich denen was bedeute) Mir fehlen auch solche Kontakte, die auch mal tiefer gehen und denen ich was bedeute. Bei meiner Therapeutin fühlte/fühle ich mich aber ganz gut aufgehoben.
Meine Therapie ist allerdings beendet. Aber letztens hatte ich mir nochmal einen Termin geben lassen. (Hatten wir so vereinbart)

Ja, das ist wirklich schwierig, wenn die Familie weiter weg wohnt, dass man sich nicht so oft sehen kann, zumal du ja in einem Dauertief steckst.
Und du auch deinen Alltag versuchst zu bewältigen.

Das tut mir echt leid, dass du deine Kollegin verloren hast und verständlich, dass dir das wehgetan hatte und du dich nun noch einsamer fühlst...

Finde nicht, dass du jammerst. Dir gehts einfach nicht gut und suchst einen Weg, der dir weiterhelfen könnte.

Bleib bitte dran, eine neue Therapeutin zu finden, auch wenns schwer ist in dieser Zeit.

Alles Liebe
Katerle
Reiseonkel87
Beiträge: 372
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Einsam unter Leuten

Beitrag von Reiseonkel87 »

Moin Keks,

das geht leider vielen so zur Zeit. Egal wo man hinhört. Ich fühle mit Dir. Bin eben mal meine Kontake durchgegangen und habe mich gefragt, mit wem ich zum Beispiel, wenn es knall auf hart kommen sollte, mit wem ich reden könnte. Das Erschreckende dabei war, es sind gerade mal 3 Personen, eine davon ist meine Ehefrau, die andere meine Mutter und die einzige "neutrale" Person ist ein alter Schulfreund. Wo man dachte, wow, das sind echte Kumpels, diese sind eben inzwischen nur "oberflächliche Kontakte".

Stehe selbst auch kurz davor, mir ärztliche Hilfe zu besorgen. Zwar treffe ich mich am We mal mit den einen Kumpel um auf andere Gedanken zu kommen (er kennt ein Teil meiner Geschichte).

Ich finde nicht das Du jammerst, wir teilen hier unsere Gedanken und Gefühle und sind alle zu 98% füreinander da.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Keks1987
Beiträge: 79
Registriert: 2. Feb 2019, 15:58

Re: Einsam unter Leuten

Beitrag von Keks1987 »

Hi ihr lieben,

danke für eure verständnisvollen Beiträge, das hat mir sehr geholfen. Manchmal hat man das Gefühl die eigenen Gefühle erdrücken einen und ist dankbar, wenn man damit nicht allein ist.

Meine Familie hilft mir sehr, aber sie sind selber sehr belastet und haben keine Kraft mehr. Ich würde ihnen gerne helfen und etwas zurückgeben aber irgendwie komme ich nicht wieder in die Spur, schon fast ein Jahr bin ich in nem Tief, und irgendwie ist es schwierig nicht den Mut zu verlieren. Aber euch geht es ja nicht anders.

Liebe Grüße und danke!
Keks
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Einsam unter Leuten

Beitrag von Maxegon »

Hallo Keks,
das ist doch klar, dass es deine Familie belastet, wenn man ständig mit dem Klagen konfrontiert wird, wird man selbst (als Zuhörer) nicht gerade froh, jeder hat so seine Zweifel, kommen dann noch die von Dritten hinzu, hebt das nicht gerade die Stimmung.
Du hast eine Familie, das ist doch prima. Mit denen kann man doch allerlei machen, etwas was ihnen Spaß macht, dann färbt doch auch etwas Freude auf dich ab.
Ich weiß ja nicht wie alt du bist. Ich weiß aber, daß mit zunehmenden Alter die Illusionen, die Toleranz abnehmen. Man macht nicht mehr alles mit, so wie mit 20 oder 30. Man wägt viel mehr ab.
Ich kenne "dieses Jammern" auch von mir, doch die Anderen sind nun mal so wie sie sind und die bekommt man auch nicht mehr verändert.
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