Störung

Yussuf
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Störung

Beitrag von Yussuf »

Ich hab ein Verständnisproblem. Vielleicht könnt Ihr mir helfen.
Ich bin mit meiner Depression bzw. "aggressivem" Verhalten (vermeintlich) "gestört" bzw. "krank".
Wenn ich mich so umschaue und die Entwicklung der Menschheit betrachte, fällt mir auf, dass ich mich in einem kulturellen Umfeld bewege, das den Planeten (rücksichtslos) ausbeutet und zerstört. Und nicht erst seit gestern. Das geht schon länger so. Das nennt sich dann "normales" bzw. "angepasstes" (adäquates?) Verhalten?
Nee, das will einfach nicht in meine "Birne". Vermische ich da etwas? Kann man das überhaupt voneinander trennen? Mein eigenes Befinden und die planetare Gesundheit scheinen zu korrelieren. Ja, dann bin ich wirklich gestört und krank. Da könnte man fast stolz darauf sein.
Wie steht Ihr dazu?
LG Yussuf
Nachtmensch
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Re: Störung

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Yussuf,

Depression ist eine Krankheit. Diverse Verhaltensweisen die ein Indiz für eine Persönlichkeitsstörung sind, werden auch als Krankheit eingestuft. Alle meine BehandlerInnen im psychischen Bereich verwenden laut eigener Aussage den Jargon Störung sehr ungern. So lange man nicht von irgend einer Institution versorgt werden will, muss man sich ja nicht als krank identifizieren. Will man es aber, muss man mit den Termini des ICD für die eigene Erkrankung leben. Soviel zur Definition und vielleicht dem allgemeinen Verständnis.

Ich persönlich sehe die Welt um mich herum teilweise schon auch als krank oder gestört an. Nur ist nicht jedes Individuum diesbezüglich diagnostiziert oder in adäquater Behandlung. Korreliert meine Erkrankung mit meiner Umwelt? Zum Teil schon. Macht mich einiges davon aggressiv? Ja, aber ich lasse es nicht an anderen aus, zumindest nicht an jemandem der nichts dafür kann. Sollte es doch mal passieren, (nur verbal) dann habe ich aber den Mut mich dafür zu entschuldigen. Konsequenzen die aus meinem Verhalten resultieren, muss ich aber auch wegstecken können.

Kurzum, suche ich Kranke oder Gestörte auf dieser Welt, kann ich bei A wie Anführer einer Nation anfangen und bei Z wie Zusammen spazieren gehen gegen Coronamaßnahmen aufhören und werde dabei garantiert fündig. Selbst wenn die Menschen, die ich als solche zu erkennen scheine, keine Diagnose haben.

Stolz auf meine Erkrankungen bin deswegen in keinem Fall.

VG Nachtmensch
Deprithomas
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Re: Störung

Beitrag von Deprithomas »

lieber Yussuf,

auch ich bin gestört, und viele Menschen sind auch gestört. So wie wir mit der Natur und den

Tieren umgehen. Als Altöko, der auch schon vor Atomkraftwerken stand, tut mir das echt

weh. Und ehrlich, manchmal fehlt mir die Hoffnung, das unsere Zerstörung unserer Erde auch

wieder ein Ende finden kann..................................................................

Trotzdem, was ich persönlich tun kann, möchte ich immer wieder versuchen zu tun.

Bin so viel ich kann mit dem Fahrrad unterwegs, das viele Auto fahren, geht mir auch auf den

Keks. Bin nur einmal in meinem Leben geflogen. Esse keine Tiere mehr, versuche nicht

so viel Müll zu machen. Trotzdem, perfekt bin ich da auch nicht. Vielleicht gibt es noch

Hoffnung, wenn jeder Mensch seinen Teil dazu beiträgt.


Ja wir Menschen mit Depression können sehr wütend und aggressiv sein. Weil wir unsere

Wut nicht mehr rauslassen, sondern in uns reinfressen. Mir hilft da viel Bewegung, meine

Wut rauslaufen . Seitdem bin ich nicht mehr ganz so aggressiv, echt...........................

Die meisten Suizide kommen aus den asiatischen Ländern. Wo jede Wut kulturell unterdrückt

werden muss, und man bei allem immer lächeln muss.

Auch in unserer Kultur gilt eine unbeherrschte Person als peinlich. Man schämt sich für seine

Ausraster, zu wenig Selbstkontrolle.

Wir sollten ehrlich sagen was uns bedrückt, es raus lassen. Statt wütend zu sein, zu schmollen,.

Mich einfach auch mal abgrenzen, wir müssen nicht jede Bitten erfüllen. Ja wir wollen

angenommen und geliebt werden, und tun dafür fast alles, nur um ein wenig Liebe und

Annahme zu bekommen.

Und so werden wir zu Marionetten, aber in uns ensteht ein großer Hass, eine große Wut,

gegen uns selbst und andere Menschen.

Frauen richten ihre Aggressionen eher nach innen, wir Männer schlagen gerne um uns.

Wut zu haben ist nicht schlimm, aber auf Dauer macht sie uns krank.

Nur wenn DU dich selbst von Herzen magst, kriegst du deine Wut, Ängste mehr in Griff.

Fange an Sport zu machen, lasse raus was dich ärgert............................


liebe Grüße,

Deprithomas
Deprithomas
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Re: Störung

Beitrag von Deprithomas »

Deprithomas hat geschrieben:lieber Yussuf,

auch ich bin gestört, und viele Menschen sind auch gestört. So wie wir mit der Natur und den

Tieren umgehen. Als Altöko, der auch schon vor Atomkraftwerken stand, tut mir das echt

weh. Und ehrlich, manchmal fehlt mir die Hoffnung, das unsere Zerstörung unserer Erde auch

wieder ein Ende finden kann..................................................................

Trotzdem, was ich persönlich tun kann, möchte ich immer wieder versuchen zu tun.

Bin so viel ich kann mit dem Fahrrad unterwegs, das viele Auto fahren, geht mir auch auf den

Keks. Bin nur einmal in meinem Leben geflogen. Esse keine Tiere mehr, versuche nicht

so viel Müll zu machen. Trotzdem, perfekt bin ich da auch nicht. Vielleicht gibt es noch

Hoffnung, wenn jeder Mensch seinen Teil dazu beiträgt.


Ja wir Menschen mit Depression können sehr wütend und aggressiv sein. Weil wir unsere

Wut nicht mehr rauslassen, sondern in uns reinfressen. Mir hilft da viel Bewegung, meine

Wut rauslaufen . Seitdem bin ich nicht mehr ganz so aggressiv, echt...........................

Die meisten Suizide kommen aus den asiatischen Ländern. Wo jede Wut kulturell unterdrückt

werden muss, und man bei allem immer lächeln muss.

Auch in unserer Kultur gilt eine unbeherrschte Person als peinlich. Man schämt sich für seine

Ausraster, zu wenig Selbstkontrolle.

Wir sollten ehrlich sagen was uns bedrückt, es raus lassen. Statt wütend zu sein, zu schmollen,.

Mich einfach auch mal abgrenzen, wir müssen nicht jede Bitten erfüllen. Ja wir wollen

angenommen und geliebt werden, und tun dafür fast alles, nur um ein wenig Liebe und

Annahme zu bekommen.

Und so werden wir zu Marionetten, aber in uns ensteht ein großer Hass, eine große Wut,

gegen uns selbst und andere Menschen.

Frauen richten ihre Aggressionen eher nach innen, wir Männer schlagen gerne um uns.

Wut zu haben ist nicht schlimm, aber auf Dauer macht sie uns krank.

Nur wenn DU dich selbst von Herzen magst, kriegst du deine Wut, Ängste mehr in Griff.

Fange an Sport zu machen, lasse raus was dich ärgert............................


liebe Grüße,

Deprithomas
Yussuf
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Re: Störung

Beitrag von Yussuf »

Nachtmensch hat geschrieben: Depression ist eine Krankheit.
...
Stolz auf meine Erkrankungen bin deswegen in keinem Fall.
Ich sehe mein psychisches Befinden und Verhalten genau so wenig als krank / gestört an, wie das körperliche Fieber nach einem bakteriellen Infekt. Was da als krank bezeichnet wird, ist eine verdammt gesunde Reaktion des Immunsystems. Eine Unterdrückung des Temperaturanstiegs hätte den gegenteiligen Heileffekt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass in unseren Kulturbreiten kein Mangel an geistigen Infekten herrscht. Im Gegenteil. Woran es mangelt, ist ein Bewusstsein dafür bzw. Offenlegung desselbigen. Ich frage mich oft, wieviel Absicht (Verdrängung, Vertuschung) dahinter steckt.
Die Depression ist eine Abwehrreaktion und ein Signal, dass etwas mit dem Umfeld nicht stimmt. Ich gehe bei den hohen Fallzahlen nicht davon aus, dass es sich um eine weit verbreitete körperliche Degeneration handelt. Die Depression soll mich zwingen, meine Lebensweise genau anzuschauen und Änderungen in Betracht zu ziehen. Historische Parallelen zu Zeiten mit schlechten hygienischen Verhältnissen oder Luftverunreinigung zu Beginn der industriellen Revolution lassen sich doch unproblematisch ziehen, oder etwa nicht?
In Covid-Zeiten hört man oft, dass der Staat die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen hat. Warum gilt das nicht für psychische Leiden? Das geht doch schon viel länger.
Aurelia Belinda
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Re: Störung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Yussuf,

Der Staat schützt unsere Gesundheit wohl kaum, sondern versteckt sich hinter einer “Fassade“ und fördert sogar Leid! Das wird allerdings “schön seriös“ anders in die Öffentlichkeit getragen. Ziemlich verlogen würde ich sagen.

Deine Aussage, “die Depression soll mich zwingen meine Lebensbedingungen etc. zu überdenken und ggf. zu verändern....sehe ich ähnlich.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Gertrud Star
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Re: Störung

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,
lange Zeit meinte man ja, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Das stimmt nur zum Teil. Es gehören auch andere Dinge dazu, die der Betroffene nicht beeinflussen kann.
Meine Nichte drückte es vor kurzem mal so aus: Eine Depression ist eigentlich eine Reaktion auf das, was mit einem gemacht wurde (und wird). Denn der Mensch lebt ja nicht im luftleeren Raum.
Ganz langsam fangen jetzt jüngere wieder an auch so zu denken und nicht alles nur im Individuum verortet zu sehen. Ich bin sehr froh darüber. Auch wenn in meinem Leben das Ruder wohl eher nicht mehr herumzureißen sein wird.
Wenn man alles dem kranken Menschen zuschreibt, schreibt man ihm nämlich auch eine Schuld für seine Armut zu und auch krasses Verhalten von Familien, mangelnde und falsche staatliche Unterstützung und auch Talente werden zu Störungen umgedeutet, wenn auch manchmal auf sehr versteckte Weise. Dann besteht die Wahrscheinlichkeit, dass alles dem Menschen als Makel und Unwillen unterstellt wird.
Und ist er dann auch an der Welt erkrankt, wird ihm das dann erst recht aufs Brot geschmiert.
Als ob der Mensch zaubern könnte und der kranke arme umso besser.
Das ist neoliberales Denken, was in die Behandlungen zu sehr eingezogen ist.

Trotzdem allen ein schönes neues Jahr.
LG Gertrud
Aurelia Belinda
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Re: Störung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Gertrud,

Das ist interessant was du schreibst. Auch was deine Nichte sagt....was mit einem gemacht wird. Na ja, niemand ist ja vermutlich von Geburt an
Depressiv, es spielen eher verschiedene Faktoren, Umwelt, Umfeld etc. Eine große Rolle.

Und einfach mal seine Lebenssituation verändern ist leicht gesagt....Depression heisst ja u.a. auch...man kann eben nicht immer raus aus seiner Haut und “alles neu machen“...und Betroffene die das dennoch wagen, egal ob beruflich oder privat, sind nicht automatisch deshalb gefeit für Rückfällen. Ist also ein schwieriges Thema.
Viele Therapeuten oder anderes Fachpersonal tendieren schon auch oft zu “Veränderung“.
Sei es im Aussen, Beispiel Umfeld, oder in der Gedankenwelt.
Deshalb ist aber nicht jeder geheilt der etwaige Versuche macht, so komme ich zumindest zu der Erkenntnis, diese große Veränderungen bräuchte es gar nicht unbedingt, sondern ein Umdenken im allgemeinen.
Krankheiten egal in welcher Form ( geistig oder körperlich ) führen alleine durch ihre Folgen schon zu Veränderung.
Das schwierige ist wohl sodann die Gesellschaft, die nicht damit umzugehen weiss.
Deshalb finde ich es wichtiger auf die innere Fähigkeit und Balance zu schauen. Nicht nach großer Veränderung die eigentlich mehr andere erwarten...
Und diese Unterstellung dass ein Betroffener “nicht Willens genug ist“ wenn er kaum oder langsam voran kommt, oder angeblich zu schwach ist....ist einfach in den Köpfen so verankert....weil nicht jeder verstehen kann, dass der Mensch samt seinem Willen nur bedingt eingreifen kann. Es ist nun mal Fügung. Dem können wir uns nicht einfach widersetzen.
Auch nicht mit Gewalt erreichen. Insofern sollte vielleicht jeder einzelne schauen wie er selbst am besten mit diesem Manko Leben kann, am günstigsten ist es sich von anderen dabei gut abschirmen, weil diese oft zu viel Einfluss nehmen wollen.

Grüße an dich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Nachtmensch
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Re: Störung

Beitrag von Nachtmensch »

Yussuf hat geschrieben:
Nachtmensch hat geschrieben: Depression ist eine Krankheit.
...
Stolz auf meine Erkrankungen bin deswegen in keinem Fall.
Ich sehe mein psychisches Befinden und Verhalten genau so wenig als krank / gestört an, wie das körperliche Fieber nach einem bakteriellen Infekt. Was da als krank bezeichnet wird, ist eine verdammt gesunde Reaktion des Immunsystems..
Das mag für dich ja zutreffend sein. Dennoch finde ich es etwas zu kurz gedacht. Sowohl an Fieber, als auch an Depression sterben Menschen. Weil es eine gesunde Reaktion ist? Echt jetzt?

An dieser Stelle klinke ich mich mal lieber aus der Diskussion aus.
Yussuf
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Re: Störung

Beitrag von Yussuf »

Nachtmensch hat geschrieben:Das mag für dich ja zutreffend sein. Dennoch finde ich es etwas zu kurz gedacht. Sowohl an Fieber, als auch an Depression sterben Menschen. Weil es eine gesunde Reaktion ist? Echt jetzt?
Ein befreundeter Arzt meinte - nicht unkorrekt - dass zu hohes und andauerndes Fieber sicherlich lebensgefährlich ist. Fraglich bleibt, ob man sich dann nicht zu lange und andauernd dem Infektionsherd ausgesetzt hat, anstatt das Weite zu suchen. Das kann ich als Laie nicht beurteilen.
Dass Depression tötet, war mir nicht bekannt. Ich ging bisher von einer willentlichen Beteiligung des Erkrankten aus. Diese Schlussfolgerung ziehe ich auch aus den Angeboten zur Hilfe (z.B. Seelsorge) im Falle akuter Krisen.
Deprithomas
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Re: Störung

Beitrag von Deprithomas »

lieber Yussuf,

ich bin dankbar in einem Land wie Deutschland zu leben. Es gibt hier echt viel Freiheit.......

Vielleicht schon zuviel Freiheit. ................................................................................

Der Staat ist nicht für unsere Depression nicht verantwortlich. DU hast die Freiheit ganz

anders zu leben. Auch ich habe diese Freiheit, nur kann ich sie in meiner Depression nicht

so nutzen. Ja ich wurde in meiner Kindheit missbraucht, wenig gefördert, wenig erzogen.

Das ist Scheiße.....Aber wenn ich mit einem Finger auf Menschen deute, die schuld sind,,

deuten drei Finger auf mich zurück...............................................................................

Das heißt, auch ich habe die Verantwortung, aus meinem Leben, trotzdem das Beste

zu machen. Selbst kann ich auch auf sehr hohem Niveau jammern. Aber bringt mir das Jammern

in meiner Depression etwas............Nein, es zieht mich nur noch mehr runter..................

Ich bin dankbar, das ich trotz meiner Depression einen Arbeitsplatz finden durfte, eine liebe

Frau, die mir zwei tolle Kinder geschenkt hat. Nein, es ist noch lange nicht alles gut.

Für mich gibt es noch sehr viel zu lernen. Am meisten lerne ich aus meinen eigenen Fehlern.


"ich habe gelernt im Leben zu lernen,

habe Gutes, aber auch viel Böses erlebt,

und irgendwann wollte ich nicht mehr leben,

weil ich keinen Sinn mehr im Leben sah,

Alles das Erlebte habe ich gespeichert in mir,

und es macht mich zu dem Menschen, der ich heute bin."


Und wenn wir keinen Sinn mehr in unserem Leben sehen, dann geben wir unserem

Leben einen Sinn,. Denn Leben ist nie sinnlos...............................................


liebe. leise Grüße
Aurelia Belinda
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Re: Störung

Beitrag von Aurelia Belinda »

@-Yussuf,
Mit dem Wort “willentlich“ das Ende herbeiführen wäre ich vorsichtig. Ich denke jeder hier im Forum kann sich ausmalen in welch einer Bredouille sich jemand befindet um diesen Schritt zu gehen,
Ich selbst habe einen Angehörigen auf diese schreckliche Weise verloren im letzten Jahr. Grauenvoll!!
Wie lange diese Menschen Qualen leiden, und wie stark die Ausweglosigkeit sein muss ( die ich mir durchaus auch vorstellen kann als lebst betroffene )....aber bitte!
Es kann und darf hier nie von “willentlich“ gesprochen werden. Ich bin mir sicher die schier nicht mehr auszuhaltende Verzweiflung, der Druck, die fehlende Hoffnung, Kraft, der Sinn, auch fehlende Hilfe von Aussen....All das führt wohl dazu, niemals aber ist es der eigene Wille. Davon bin ich zumindest überzeugt.

Beim Fieber oder sonstigen Bedrohlichen Geschichten wäre es ja dann ähnlich, da könnte man dann auch gleich jedem selbst die Schuld geben weil man vielleicht nicht rechtzeitig reagiert hat, Gegenmassnahmen ergriffen hat,könnte man dann auch willentlich nennen....schwierig so zu denken.

Aber apropos Wille...Betroffenen wird oft mal vorgeworfen sie können doch alles selbst steuern, also Gedanken mit eigenem Willen.
Tja, dem ist eben nicht so!

Abendliche Grüße, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Yussuf
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Re: Störung

Beitrag von Yussuf »

Nachtmensch hat geschrieben:An dieser Stelle klinke ich mich mal lieber aus der Diskussion aus.
Das ist schade, Nachtmensch. Ich schätze Deine Kommentare bzw. Erwiderungen zu meinen Ansichten.
Wie soll man sonst zu Einsichten oder einer gepflegten Streitkultur bzw. zu echten Lösungen finden, wenn nicht im Austausch?

Magst Du Deine Entscheidung nicht überdenken, bitte? Ich - und Andere wahrscheinlich auch - würde es sehr begrüßen.
Nachtmensch hat geschrieben:So lange man nicht von irgend einer Institution versorgt werden will, muss man sich ja nicht als krank identifizieren. Will man es aber, muss man mit den Termini des ICD für die eigene Erkrankung leben. Soviel zur Definition und vielleicht dem allgemeinen Verständnis.
Geht es Dir darum: um Versorgung?
Mir nicht. Mir geht es um Befreiung - sowohl von Versorgung als auch von Krankheit.
Wenn ich etwas Materielles fordern wollte, dann wäre es Schmerzensgeld. Ich wäre dann kein Bittsteller, sondern Ankläger.
Yussuf
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Re: Störung

Beitrag von Yussuf »

Aurelia Belinda hat geschrieben:Der Staat schützt unsere Gesundheit wohl kaum, sondern versteckt sich hinter einer “Fassade“ und fördert sogar Leid! Das wird allerdings “schön seriös“ anders in die Öffentlichkeit getragen. Ziemlich verlogen würde ich sagen.
So funktioniert das: Man stempelt diejenigen als krank und gestört ab, die sich nicht glücklich mit den Gegebenheiten abfinden können oder sich anpassen wollen. Und man überträgt ihnen allein die Verantwortung / Schuld am Unglück.
Ich kann es einfach nicht lassen (*1): Ich versetze mich grad gedanklich in die Zeit 1933 - 1945. Wäre man da auch so mit uns umgegangen? Und wie schauen wir heute auf die Unglücklichen von damals? Wer genau war da "gestört"? Die Mehrheit, wie mir scheint.
Und was hat sich seitdem hier geändert? Wenig. Der Anstrich - Fassade, wie Aurelia bereits erkannte - ist neu. Schönfärberei ist - neben Verlogenheit und (Selbst)Betrug - ein weiteres, alt-gedientes Kennzeichen unseres kulturellen Umfelds.

(*1 Warum sollte ich auch? Mein ganzes Leben hat man mir eingetrichtert, Mißstand frühzeitig zur Sprache zu bringen. Und die Aufklärung trug mir auf, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen und nicht einfach alles nachzuplappern, was einem von der Mehrheit untergeschoben wird. Die Gehirnwäsche lässt grüßen.)
MeinName
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Re: Störung

Beitrag von MeinName »

Grüß Dich, hallo Yussuf!

Es gibt drei Wege, die Du wählen kannst: auf das Außen reagieren, agieren oder ignorieren. Der Ausweg, aus all den Verstrickungen und Irrwegen, kann ein vierter Weg nach innen sein. Und hier wird es erst interessant, denn damit bist Du höchstpersönlich gemeint. Blickst Du mit einem, zwei oder mit drei Augen in die Welt? Siehst überwiegend Schlimmes oder auch Gutes? Läßt Du zu, dass Dir von außen her die Welt, Umwelt ect. Angst einflößen, übernimmst Bilder und Meinungen von anderen Menschen? Diese Fragen stelle ich mir selber, welchen Einfluß all das Drumherum, die Katastrophenmeldungen, das Laute und Vorherrschende auf mich hat. Was macht das aus, mit und in mir? Spontan antworte ich, ich will das nicht.

Diese Welt, sie ist, wie sie ist und der Mensch dazu. Lerne jeden Menschen auf seine Einzigartigkeit hin kennen, wir sind Originale. Ja, es gibt Probleme, was den Umweltschutz betrifft. Werde daher ein guter Gärtner und Hüter von Mama Erde. Es ist einfacher als oft dargestellt. Was unsere Zeit und Geschehen betrifft, ob Politik und Gesellschaft, bleib bei Dir und nimm wahr, was Du intuitiv spürst, vertraue auf Deine Stimme. Sei gut zu Dir. Damit bist Du Dir und der Mitwelt ein guter Freund. Im Sufitum kennt man den Weg des Herzens und in den Veden wird von Bhakti gesprochen.... Es gibt für jeden Menschen Wege des Heils. Hamideh
Sul
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Re: Störung

Beitrag von Sul »

Ich versetze mich grad gedanklich in die Zeit 1933 - 1945. Wäre man da auch so mit uns umgegangen?
???
Ich finde diese Vergleiche mit den Opfern der NS-Diktatur vollkommen daneben!!!
Sind wir jetzt im Querdenker-Thread???

Sul

PS Mich persönlich hat es sehr weitergebracht, als ich die Verantwortung für mein Leben nicht irgendwelchen "Anderen", dem "Staat" etc zugeschoben habe, sondern sie selbst übernommen habe. Natürlich lebe ich nicht im luftleeren Raum. Der Konzeption des ICFs liegt ein bio-psycho-soziales Modell zu Grunde.
MeinName
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Re: Störung

Beitrag von MeinName »

Hallo Sul,
jeder sollte hier den Freiraum haben, aus seinem Herzen heraus zu schreiben. Ja, er darf sich an eine Vergangenheit erinnert wissen, und sei es ein Funke von Inspiration, und Fragen stellen. Es darf sein und ist nichts daran auszusetzen. Lassen wir einander so gelten, wie wir sind, wenn nicht hier, wo sonst? Kreuz und quer gedacht, kann zu Loesungen fuehren, die auf linearen Denkwegen nie moeglich sind.
marcopol

Re: Störung

Beitrag von marcopol »

Yussuf hat geschrieben: So funktioniert das: Man stempelt diejenigen als krank und gestört ab, die sich nicht glücklich mit den Gegebenheiten abfinden können oder sich anpassen wollen. Und man überträgt ihnen allein die Verantwortung / Schuld am Unglück.
Ich kann es einfach nicht lassen (*1): Ich versetze mich grad gedanklich in die Zeit 1933 - 1945. Wäre man da auch so mit uns umgegangen? (.........) Die Gehirnwäsche lässt grüßen.)
Bin ich komplett anderer Meinung.
Als "Störung" wird im medizinischen Sinne heute ein suboptimales psychisches Leistungsvermögen deswegen bezeichnet, weil man eben nicht mehr Menschen abstempeln möchte.
Das war z.b. in der Nazizeit und lange danach anders, weswegen ich den Hinweis darauf überflüssig halte.

In der Geschichte der Psychiatrie hat sich einiges getan. Man ist längst nicht mehr bei olle Freud stehen geblieben und kennt diverse Abstufungen der Leistungseinschränkung auf psychiatrischem bzw. psychologischem Gebiet. Auch die Erforschung von passenden Medikamenten und in der Hirnforschung hat sich wesentlich verbessert.

Es nützt Betroffenen auch wenig, nur auf die Außenwelt und ihren jeweiligen Regimen bzw. Politik zu schauen. Es ist uns klar, dass unsere Umwelt und die vorherrschenden Lebensbedingungen uns auch krank machen kann. Aber Schuldzuweisungen nützen hier nichts, sie nützen niemandem ganz persönlich. Es bringt einen 0,0 weiter.

Wichtig ist, zu erkennen, dass jeder Krankheitsverlauf auch eine Art Weg ist. Und der Weg sollte der einer Heilung sein.
Deprithomas
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Registriert: 17. Mai 2020, 20:34

Re: Störung

Beitrag von Deprithomas »

lieber Yussuf,

jetzt sind wir hier unterschiedlicher Meinung. Aber das ist auch normal. Jeder Mensch erlebt

seine Depression, sein Leben irgendwie anders...........................................................

Wir haben alle unsere Bedürfnisse. Da sind wir uns einig.

Befürfnis nach Essen und Trinken, Nahrung, Bedürfnisse nach Liebe und Annahme,

Bedürfnis nach einem Sinn im Leben.


Nur, um diese Bedürfnisse zu stillen, gehen wir Menschen unsere eigenen Wege. Und wir dürfen

unsere eigenen Weg gehen. Und müssen uns nicht streiten, welcher Weg der Beste ist.


Essen, ich ernähre mich schon seit vielen Jahren vegetarisch. Weil ich Tiere mag, und aus

gesundheitlichen Gründen.


Liebe und Annahme. Selbst bin ich für Treue in meiner Beziehung. Andere leben ihre

Sexualität freier aus.........

Sinn im Leben. manche glauben an Gott, Buddha, Mohammed, andere Götter.........

Du schreibst, du bist "evangelikal" Das war ich auch mal. Aber ein früherer bekannter Missionar

hat einmal in großer Runde geredet "ein Christ bekommt keine Depression."

Und alle haben zugestimmt. Und ich war plötzlich der Außenseiter...................................

Glaube nach wie vor an Gott, aber zu den ganz Frommen gehe ich nicht mehr. Da darf mein

Hund auch nicht mit.......................


Seither lebe ich so zu leben mit meiner Depression, so wie ich es am Besten kann, das ist

für mich am besten. Natürlich lese ich gerne wie andere Menschen mit ihrer Depri umgehen,

um zu lernen. Letztendlich muss ich aber so leben, wie es für mich am Besten ist.


viele liebe Grüße an dich.......................
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1667
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Re: Störung

Beitrag von Anne Blume »

Hallo von der Moderation,
ich möchte hier gerne kurz auf Suls Einwand eingehen bzw. auf die Erwiderung von MeinName.
Die Debatte in diesem Thread ist, insbesondere auch durch die getroffene zeitliche Spanne, sehr, sehr breit aufgemacht. Das bietet naturgemäß mindestens eine Tonne Stolpersteine aufgrund möglicher Auslegungen, persönlicher Ansichten, Einstellungen etc. pp.
Hier hilft in meinen Augen nur besonders sensibles Diskutieren und Argumentieren aller Beteiligter. "Jeden so annehmen, wie er ist" impliziert für mich auch annehmen, dass sich bei "globalen Aussagen" Unbehagen einstellen kann. Im konkreten Fall hier lautet meine Empfehlung, die Dinge lieber konkret und etwas kleiner zu benennen. Das wäre der Diskussion sehr dienlich.

Herzliche Grüße
Anne Blume
MeinName
Beiträge: 65
Registriert: 9. Nov 2021, 08:50

Re: Störung

Beitrag von MeinName »

Guten Morgen,

manchmal beginnen Diskussionen weitlaeufig, global und muenden dann im Konkreten, Alltaeglichen und umgekehrt, ein Pendeln von Gedanken und Gefuehlen. Der Mensch ist mehrschichtig, erlebt konkret seinen Alltag mit all den Huerden, Buerden und Freuden. Gleichzeitig ueberfluten Informationen und weltweite Ereignisse den Menschen. Auch das ist konkret, ganz ausblenden gelingt bedingt, gerade der medialen Allgegenwaertigkeit wegen. Junge Menschen fuerchten sich vor dem Klimawandel und anderen Schreckensmeldungen. Die Summe der Informationen macht etwas mit den Menschen, so oder so. Ein guter Umgang mit globalen Ereignissen, die wir akzeptieren muessen, waere der Schluessel dazu. Schon das Regionale, Persoenliche ueberfordert gelegentlich und bringt uns an unsere eigenen Grenzen. Daher Grenzen stecken, die micht uebertreten werden duerfen.

Eine Depression durchkreuzt den Alltag, Beruf, Ziele und vieles andere mehr, das fordert Alles von uns. Ein an Depressionen erkrankter Mensch lebt aber auch mitten in der Welt. Das macht es nicht einfacher...


Die Welt, mit all den lauten Stimmen und schlechtes Gewissen einfloessend, vor der Tuere stehenlassen, ist Selbstschutz! Denn aendern koennen wir sowieso nichts. Im eigenen Haus gibt es genuegend Herausforderungen.


Sensibel mit "regionalen und globalen" Themen umgehen, eine hohe Kunst. Vor allem dem Gespraechspartner sensibel begegnen, ist eine noch hoehere, edle Kunst. Ein Dialog endet oftmals schon zu Beginn, wenn es persoenliche Angriffe und eine abwertende Haltung ersichtlich wird. Wer mag sich da noch oeffnen oder Vertrauen schenken? Es geht aber auch anders, man muss nur wollen.
Aurelia Belinda
Beiträge: 7834
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Störung

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo,

Das Zitat von Hesse gefällt mir auch gut.
Aus Erfahrung kann ich dem auch beipflichten.
Hat man sich selbst gefunden,
Ist es auch nicht mehr unbedingt wichtig, dass die so genannte Mehrheit der Gesellschaft mit dem Strom schwimmt. Man wird auch gelassener. Menschen die ausschliesslich mit dem Strom schwimmen, sich nur einfügen und anpassen werden in jedem Fall nie erfahren wer sie wirklich sind.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Deprithomas
Beiträge: 709
Registriert: 17. Mai 2020, 20:34

Re: Störung

Beitrag von Deprithomas »

hallo,

ich merke mehr und mehr wie wir unterschiedlich denken, leben, handeln.

Unsere Grundbedürfnisse nach Liebe, Annahme, Essen und Trinken, Sexualität, Sinn im Leben.

die sind alle gleich.

Doch wir leben sie unterschiedlich. Von daher kommen auch die verschiedenen unter-

schiedlichen Lebenseinstellungen.....................................................................

Und oft entsteht da auch Streit, wer lebt mir der Depri am besten, hat die besten Argumente.....

Mir wird immer bewusst, wenn ich mich selbst von Herzen annehmen kann, kann ich

auch andere Meinungen annehmen und stehen lassen.................auch wenn ich nicht immer

der gleichen Meinung bin. Dann muss ich mich nicht mehr beweisen, das ich alles viel

besser mache.

Mein Therapeut hat mir einmal gesagt, er kann mir nur Hilfe zur Selbsthilfe geben, helfen,

mich selbst lieben, das kann ich nur selbst. Das war seine beste Aussage für mich.......


liebe, leise Grüße,

Deprithomas
marcopol

Re: Störung

Beitrag von marcopol »

Jupiter19 hat geschrieben:
26. Nov 2021, 15:54 Positive Sprüche Zitat von Yussuf:
"Wer nicht in diese Welt zu passen scheint, ist nahe daran, sich selbst zu finden"
Hermann Hesse
Als alter Hesse-Fan möchte ich hierzu anmerken, dass Hesse in einer Zeit lebte, wo die Psychoanalyse durch Freud auf dem "Vormarsch" war und "Selbstfindung" en vogue wurde.
Das dauert ja bis heute an.

"Außenseiter" zu sein bedeutet m.E. allerdings nicht unbedingt, dass man sich "selbst finden" könnte. Ich glaube, erst im Miteinander und im eingebettet sein in soziale Gefüge erkennt man sich selbst. Natürlich gehört gelegentliches abgeschieden sein wohl dazu.

Dann fällt mir spontan noch ein, Jesus, der sagte "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" ....

Irgendwie kann ich mich damit identifizieren :)

(Aber das ist ja alles Off Topic, ooooder.?.....)

Herzliche Grüße
Yussuf
Beiträge: 40
Registriert: 2. Dez 2018, 16:43

Re: Störung

Beitrag von Yussuf »

Habe gestern "Samadhi Film, 2017 – "Maya, die Illusion des Selbst" entdeckt.
Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=CHxxl1Z80So" onclick="window.open(this.href);return false;
Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=jWWrsjcFg8E" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich kann ja seit einiger Zeit den Medien hier (materielle Kultur) nichts mehr abgewinnen. Ja, es gruselt mich geradezu. Der Film schenkt mir etwas "Beruhigung", eigenartigerweise.
Antworten