Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo Miteinander,

zunächst einmal, DANKE für die Rückmeldungen.

Ich habe jetzt ein paar Wochen gebraucht, mit dem da entstandenen Gefühl der Kritik fertig zu werden.

So hatte ich das jedenfalls empfunden. Nach näherer Draufsicht rührt dies aber daher, dass ich für mich denke, ich bin für ALLES verantwortlich, schufte wie ein Ackergaul, darf mir jeden Scheiß von ihm anhören, werde oft respektlos behandelt bzw. verletzt, aber von der Therapie (möglicherweise Besserung) darf ich nichts erfahren.
Kombiniert mit der Info von ihm: sowohl die Psychiaterin als auch die Psychologin wären der Meinung, er habe keine Depression.

Ergo: ist ja alles in Butter (ich denke: wie lange soll das noch so weitergehen???) :(

Bezüglich des Testosteronmangels gibt es keine Veränderung. Ich werde ihn bitten, den Arzt bei seinem Termin am 30.06.23 dahingehend zu befragen…

Ich habe noch eine Frage an die Betroffenen:
In welchen Abständen haltet Ihr eine Therapiesitzung für erforderlich? Wöchentlich? Wann kann ich ggf. mit einer klitzekleinen Verbesserung rechnen?
Seine finden so ca. alle 2-3 Wochen statt.

Heute morgen hatte ich das erste Mal das Gefühl, ich könnte tatsächlich selbst erkranken.
Bin fix und fertig nach einem Wochenende mit mehr Erholung als gewöhnlich, aber war neidisch auf meinen Partner, der gefühlt nur Dinge getan hat, die ihm Spaß machen. Ja klar, ich mache ja alles, was keinen Spaß macht für ihn.
Ich empfinde Depression als sehr egoistisch.

Wie sehr wünsche ich mir eine normale Partnerschaft, ohne diese verdammte Dauerbelastung zurück. Ja, 3,5 Jahre sind eine verdammt lange Zeit.
Immer wieder denke ich, lässt der sich nur verwöhnen?
Ich hätte soooo gerne auch mal wieder einen Mann, dem ich meine Sorgen erzählen kann, an den ich mich anlehnen kann. Der mir hilft…

@axl2001
Die Putzfrau kommt am Freitag das erste Mal!
@MySun
Das von dir empfohlene Buch „Im Schatten der Depression: Was Angehörige durch schwere Zeiten tragen kann“ habe ich mir gekauft, zur Hälfte verschlungen und für super befunden, danke für den Tipp!

So, jetzt geht es mir besser! Danke fürs Lesen und freue mich über Antworten

Bis bald, Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von MySun »

Helgaline hat geschrieben: 26. Jun 2023, 13:22 Heute morgen hatte ich das erste Mal das Gefühl, ich könnte tatsächlich selbst erkranken.
Nimm Deine Gefühle ernst.
Du könntest Dir bei einem Psychologen einen einmaligen Gesprächstermin besorgen, und ihm schildern, wie es Dir mit Deinem Partner geht und welche Befürchtungen Du hast.

Liebe Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
DieNeue
Beiträge: 5343
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Ellen,

hm, das ist komisch, dass sowohl die Psychiaterin als auch die Psychotherapeutin sagen, er hätte keine Depression. Irgendeine Diagnose muss er ja haben, sonst könnten die das doch gar nicht abrechnen, oder? Vielleicht haben sie eine andere Diagnose gestellt, die ihm unangenehm ist?

Finde es super, dass du jetzt eine Putzfrau hast. Ich habe seit ein paar Wochen auch eine Haushaltshilfe. Am Anfang hat es mich sehr gestresst (mein ganzer Rhythmus kam durcheinander, man ist gezwungen vorher aufzuräumen, wildfremde Person in der Wohnung usw.) und ich war nach den ersten paar Malen kurz davor es wieder abzusagen. Aber ich hab durchgehalten und mittlerweile läuft es richtig gut. Es hat sich gut eingespielt und ich bin froh über die Hilfe. Ich hoffe, es läuft gut bei dir am Freitag und ist eine Unterstützung.

Zu der Therapie: Ich hatte immer wöchentliche Termine. Wann eine Besserung durch die Therapie eingesetzt hat, kann ich nicht sagen. Bei mir war die Besserung durch die Medikamente nach außen hin schneller sichtbar.

Ich kann mich MySun anschliesen: Nimm ernst, wenn du denkst, es geht dir schlechter. Beim Sozialpsychiatrischen Dienst kannst du auch als Angehörige Termine ausmachen. Depressionen von Familienangehörigen sind eh schon nervenzehrend, aber die Verschlossenheit deines Mannes macht es noch schwieriger. Da kannst du dir ruhig selber auch Unterstützung holen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Guten Morgen,

@DieNeue,
es ist NICHT so, dass er keine Diagnose hat, sondern er erzählt mir lediglich, dass sie das Beide gesagt haben.
Auf der Überweisung stand F 32.1 g, also mittelgradige depressive Episode, g steht für gesicherte Diagnose.

Nur ER akzeptiert dies nicht.

Ich bin der Meinung, dass er öfter zur Therapie muss, sonst ändert sich ja nie etwas.

Auch bin ich inzwischen nicht mehr von der Paartherapie überzeugt, weil ich kaum Veränderung feststellen kann.
Wie auch, wenn seine Wahrnehmung so depressionsbedingt völlig anders ist als von einem gesunden Mann. Aus seiner Sicht verletzt er mich ja nicht, sondern sagt bloß etwas....Entschuldigungen gibt es daher nicht, da er ja nichts falsch gemacht hat. Dies werde ich dort beim nächsten Mal ansprechen.
Vorab schreibe ich dem Paartherapeuten, ob er sich einmal kundig machen kann, ob einer seiner Kollegen oder Kolleginnen sich mit dem Angehörigenthema auskennt und mit mir ggf. einen Termin vereinbaren kann.

Kleines Beispiel: gestern Abend waren wir auf einem Geschäftsessen. Als wir heimkamen, hat er keinen Parkplatz gefunden. Mein Auto stand in der Einfahrt.
Also: Schuld war ich, weil ich in der Einfahrt geparkt habe statt auf der Straße, um ihm den Platz freizuhalten, dass hätten wir doch schon einmal besprochen....ich fragte ihn, ob das jetzt ein Vorwurf wäre, JA.
Auf meinen zaghaften Einwand hin, dann hätte er mir das vor der Abfahrt ja noch einmal sagen können, bzw. mein Auto umparken kam nur, dann würde ich wieder sagen, er sage alles mehrmals...

Ohne Worte. Anschließend hat er seinen Druck los und tut, als wäre nix gewesen.

Bin sauer, hoffnungslos und werde noch mehr auf mich achten!

Dass du mit deiner Putzfrau zufrieden bist, freut mich sehr. Ich denke, bei mir wird es ähnlich sein. Bin über jede Hilfe dankbar.

Liebe Grüße
Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Kleines Beispiel: gestern Abend waren wir auf einem Geschäftsessen. Als wir heimkamen, hat er keinen Parkplatz gefunden. Mein Auto stand in der Einfahrt.
Also: Schuld war ich, weil ich in der Einfahrt geparkt habe statt auf der Straße, um ihm den Platz freizuhalten, dass hätten wir doch schon einmal besprochen....ich fragte ihn, ob das jetzt ein Vorwurf wäre, JA.
Auf meinen zaghaften Einwand hin, dann hätte er mir das vor der Abfahrt ja noch einmal sagen können, bzw. mein Auto umparken kam nur, dann würde ich wieder sagen, er sage alles mehrmals...
Ja, das kenne ich nur zu gut. Solche Sachen haben wir auch immer wieder, und das belastet mich sehr. Ich empfinde das als respektloses Verhalten, und das hat in meinen Augen auch nichts mit der Depression zu tun.
So Alltagsdinger kann ich im Regelfall gut schlucken.

Richtig ätzend wird es für mich, wenn wir unser "Haushaltsspiel" spielen, also ihre egoistischen Entscheidungen unter Tags dazu führen, dass dann Abends keine Paarzeit möglich ist, oder die Qualität sehr leidet. Dann kommt oft "aber du hilfst mir nicht im Haushalt" (was nicht stimmt), deswegen muss ich das *jetzt* machen. Sie sucht da so offensichtlich einen Schuldigen (mich), dass ich da schon ein richtiges Muster erkannt habe: Ich spreche etwas an das mich stört (z.b. dass ich gerne Abends mehr Quality-Paarzeit brauche, um mich in der Beziehung gut zu fühlen), und dann wird gerechtfertigt was das Zeug hält, und das Stochern in meinen (vermeintlichen und tatsächlichen) Fehlern geht los, damit dann ein Schuldiger (ich) heruasfällt. Ganz egal, ob das Thema mit dem Eigentlichen zu hatte oder nicht. Weil dann gibt es erstmal einen Schuldigen (nicht sie), d.h. der hat das Problem und sie muss nichts ändern.
Das ist so zermürbend. Und mehr Paarzeit (um im Beispiel zu bleiben) springt dann auch nicht raus.

Das geht so lange schon so. Es ändert sich nichts. Dieses ewige Hoffen auf Änderung kann einen richtiggehend fertigmachen.
Aber auch da gibt es einen eigenen kleinen Teufelskreis: Es gibt dann immer wieder auch Tage, wo sie das umsetzt und es sich richtig gut anfühlt (jetzt momentan z.B.). Aber es ist nie stabil und nie von Dauer.
DieNeue
Beiträge: 5343
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von DieNeue »

Hallo bvs,

was genau verstehst du denn unter Paarzeit bzw. Qualitytime?

Vielleicht braucht deine Frau einfach mehr Zeit für sich alleine als du und nutzt dann ihre freie Zeit für sich.
Wie wärs, wenn ihr tatsächlich mal gemeinsam (!) putzt? Das ist auch Zeit miteinander, in der man sich auch unterhalten kann.
Wenn sie auf ihrem Standpunkt stehen bleibt, dass du ihr nicht hilfst, und du auf deinem Standpunkt, dass du mehr Paarzeit willst, wird sich nichts ändern. Einer von euch muss den ersten Schritt auf den anderen zu machen und sich selbst ändern. Nur dann wird der andere sich auch ändern können/müssen, weil sich in eurem Beziehungssystem etwas ändert.
Hast du schon mal was von den Fünf Sprachen der Liebe gehört? Ich finde dieses Konzept sehr hilfreich und es kann ein Weg sein sich und den Partner besser zu verstehen und so auch die Beziehung zueinander verbessern.
Laut diesem Konzept hat jeder Mensch eine andere "Sprache", durch die er sich geliebt fühlt und wie er anderen seine Liebe zeigt. Es gibt folgende Sprachen: Geschenke, Hilfsbereitschaft, Zweisamkeit, Lob & Anerkennung und Zärtlichkeit. Jeder Mensch hat seine eigene Sprache und die passen in einer Beziehung auch nicht immer zueinander. Jemand drückt z.B. seine Liebe aus, indem er dem Partner viele Geschenke macht. Dem Partner sind Geschenke aber vielleicht gar nicht wichtig, er fühlt sich stattdessen geliebt, wenn man ihm Anerkennung gibt. Auf Dauer kann das zu Problemen führen, wenn jeder dem anderen seine Liebe in genau der Sprache zeigt, die der andere nicht "spricht". Jeder bemüht sich, aber keiner fühlt sich hundertprozentig geliebt (und ärgert sich stattdessen vielleicht noch über den Anderen).
Allerdings kann man die Sprache des anderen auch lernen, wie eine Fremdsprache sozusagen, und sich bemühen, dem anderen auf seine Art zu zeigen, dass man ihn liebt, nicht nur auf die eigene. Genauso kann der andere auch lernen, zu verstehen, dass der andere seine Liebe auf seine eigene Art zeigt, auch wenn das bei einem selber nicht so deutlich ankommt.
Das kann man auf jede Beziehung anwenden, nicht nur auf Partnerschaften, sondern auch auf Eltern-Kind-Beziehungen, zu Großeltern, Freunde usw.
Wenn du Wert auf Qualityzeit legst, könnte deine Sprache z.B. Zweisamkeit sein. Wenn deine Frau sich beschwert, dass sie alles alleine machen muss, auch wenn du manchmal auch was machst, könnte ihre Sprache Hilfsbereitschaft sein und sie würde sich geliebter fühlen, wenn du ihr mehr und sichtbarer hilfst. Da knallen dann natürlich zwei Fremdsprachen zusammen und keiner ist zufrieden. Manchmal kann es auch sein, dass man seine Liebe in einer anderen Sprache zeigt als man sie empfängt.
Sich in der Hinsicht besser zu verstehen und lieben, kann man lernen. Allerdings braucht es einen, der den ersten Schritt macht. Wenn man dem anderen dann das Gefühl gibt, geliebt zu sein und derjenige sich wirklich mehr geliebt fühlt, wird derjenige auch von selber eher bereit sein, einen Schritt auf einen zu zu machen.
Aber wie gesagt: Einer muss zuerst den Schritt machen.
Ich finde es lohnt sich, das mal durchzudenken und auf sich anzuwenden, bevor man eine Beziehung aufgibt. Vielleicht redet man ja auch nur gewaltig aneinander vorbei. Es gibt übrigens auch etliche Bücher dazu, mit ähnlichem Inhalt, nur für verschiedene Beziehungsformen.

Vielleicht ist das ja eine Hilfe für euch.

Liebe Grüße,
DieNeue
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

was genau verstehst du denn unter Paarzeit bzw. Qualitytime?
Zeit, die man sich füreinander nimmt, die entspannt zusammen genutzt wird. Ganz konkret Zeit ohne den Alltag (zusammen putzen ist demnach keine Qualityzeit für mich).
Wie wärs, wenn ihr tatsächlich mal gemeinsam (!) putzt? Das ist auch Zeit miteinander, in der man sich auch unterhalten kann.
Findet alles statt. Aber egal, wie viel ich helfe, es findet sich immer noch etwas, was nicht passt.
Ich halte das inzwischen für eine Vermeidungsstrategie ihrerseits.
Hast du schon mal was von den Fünf Sprachen der Liebe gehört?
Ja. Ich habe das schon diverse male angeprochen und versucht damit zu arbeiten, schiebe das aber fast alleine an - wir haben aber mal abgeglichen und wissen daher, dass wir da etwas unterschiedlich ticken. Ich versuche das auch einzubauen.
Aber wie gesagt: Einer muss zuerst den Schritt machen.
Richtig, es hilft aber leider nicht, wenn der andere dann nicht mitgeht.
DieNeue
Beiträge: 5343
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von DieNeue »

@ bvs: Hm, das ist echt blöd. Hoffentlich kommt sie wenigstens dann in ihrer Therapie voran und es wirkt sich positiv auf euch aus.
bvs hat geschrieben: 7. Jul 2023, 15:31 Aber egal, wie viel ich helfe, es findet sich immer noch etwas, was nicht passt.
Ich halte das inzwischen für eine Vermeidungsstrategie ihrerseits.
Du meinst, dass sie lieber putzt, um nen Vorwand zu haben, mit dir keine Zeit verbringen zu müssen?
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Genau.
Bzw glaube ich, dass sie da an Glaubenssätze anstößt
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo Zusammen,
DieNeue hat geschrieben: 7. Jul 2023, 15:42 Du meinst, dass sie lieber putzt, um nen Vorwand zu haben, mit dir keine Zeit verbringen zu müssen?
Das kenne ich nur zu gut, mein Partner arbeitet gefühlt immer länger als er mMn müsste und verplant, wenn möglich, alle vorhandene Restzeit. Am Liebsten mit Anderen und mir...

Und das, obwohl vom Paartherapeuten feste Paarzeit angeordnet wurde.
Inzwischen habe ich darauf fast keine Lust mehr, weil mein Partner fast nicht spricht. Ich habe den Eindruck, er vermeidet alles, um nicht über seine Probleme und unsere Probleme sprechen zu müssen.

Liebe Grüße
Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo an Alle da Draußen! :)

Wieder einmal ein UPDATE…

@DieNeue, ich habe mir das von dir empfohlene Buch „5 Sprachen der Liebe“ angehört und finde, dass es durchaus Sinn macht. Aber ich glaube nicht, mit einem an Depressionen Erkrankten.
Hier ist mMn die Wahrnehmung ja komplett durcheinander.
Unsere Arten der Liebe (wir haben beide einen Test gemacht) sind tatsächlich ein wenig unterschiedlich. Ich versuche es trotzdem einmal umzusetzen….

Meine Verfassung, kurz gesagt: ich bin im Eimer.
Ich ertrage seine Verletzungen und Kritik nicht mehr, kann kaum noch den Mund halten und darüber hinwegsehen.

Noch ein paar Beispiele:
Ich mache seit Jahren fast den kompletten Haushalt alleine (und ich bin da schon sehr gründlich!)
Dazu durfte ich mir dann von ihm einmal anhören, ich würde ja nur OBERFLÄCHLICH putzen (seine persönlichen Standards sind extrem hoch, er kann sie aber selbst nicht einhalten- alles nur in seinem Kopf!)
Ich sehe das so: wer nicht hilft, darf nicht motzen.

Thema Nebenjob bei ihm (er ist selbständig); er hat mich bei sich angemeldet, ich mache da zugegebener Maßen nicht sehr viel, liegt aber auch daran, dass es ihm bisher nicht gelungen ist, mir überall Zugänge zu verschaffen, bzw. an seinem Kontrollzwang (nur er macht alles richtig).
Abgesehen davon hat er den positiven Effekt, dass ihm Kosten entstehen, die er steuerlich gegenrechnen kann.
Sehr gerne thematisiert er das vor Anderen, wo ich mich immer rechtfertigen muss und ich schäme mich dann.
Neuerdings hat er noch seinen Schwager angestellt, da wird er das sicher nicht machen…..

Thema drei: wir waren Motorrad fahren (angeblich Wellnesswochenende, jedoch ein Motorradwochenende daraus geworden). Ich fahre seit vielen Jahren selbst, er seit drei Jahren.
Sein fast komplettes Denken dreht sich ums MOPEDFAHREN. Aber auch hier: nichts kann ich richtig machen, fahre zu langsam, Stimmung gekippt. Bis dahin wurde mir von niemandem eine ähnliche Rückmeldung gegeben.
Vorwürfe…ja da fällt es schwer, noch Lust auf gemeinsame Ausfahrten zu entwickeln.

Zum Thema Libidoverlust:
Gerade habe ich von ihm per Whatsapp die Info erhalten habe, dass das Testogel nicht erhöht wird, obwohl er gerade mal so über dem unteren Normwert liegt. Nächster Test in einem halben Jahr!!

An unserem Intimleben hat sich trotz der Gabe seit 2 Monaten nichts geändert, Nähe und Sexualität sind so gut wie nicht vorhanden. Ganze 5 x in diesem Jahr. Und das schon seit mehreren Jahren.

Ich frage mich wieder einmal, WAS HABE ICH EIGENTLICH NOCH VON DIESER BEZIEHUNG?

Ich habe diese Themen jetzt per E-Mail an den Paartherapeuten geschrieben, ich weiß nicht, was und wie ich weiter vorgehen soll. Der nächste Termin ist am 26.07.23. Habe das Gefühl, es verändert sich nichts, bin am kapitulieren…dann werde ich auch die Paartherapie beenden.

Zum Thema Einzeltherapie:
Ich halte den Turnus seiner Einzeltherapie von alle 2-3 Wochen für eher kontraproduktiv. Das erscheint mir nicht sehr zielführend. Zumal ihm die Therapeutin nach seinen Angaben gesagt hat, dass er (trotz Diagnose auf der Überweisung) keine Depressionen hat.

Nächste Woche gehe ich zu einem Termin zu seiner Einzeltherapie mit und erhoffe mir da ein paar Antworten...

Ich würde mich freuen, wenn ein paar Ratschläge/Hilfestellungen/Feedbacks kämen…

Eine sehr verzweifelte Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo zusammen,

wow der ein oder anderen Text hätte von mir kommen können, weil es 1:1 genau meine Situation beschreibt.

Kurzer Einblick:
Ich bin mit meinem Partner seit fast 4 Jahren zusammen und wir vermuten durch den Stress seiner Selbständigkeit ausgelöst, hat er seit einem knappen Jahr eine deutlich erkennbare aber nicht diagnostiziert Depression.

Ich übernehme nahezu alles im Haushalt, weil er manchmal selbst die Kleinigkeiten nicht schafft. Kümmere mich um den Hund, Garten, Vollzeitjob und alles andere was noch zu tun ist. Blöderweise haben wir vor zwei Jahren ein weiteres Haus gekauft um es umzubauen und zu vermieten. Das steht auch jedes Wochenende auf meinem Programm. Dabei komme ich wirklich an meine Grenzen.
Wir als Paar existieren nicht mehr. Er schläft seit Monaten auf dem Sofa, macht sein Ding und ich stehe völlig alleine da.
Ab und zu gibt es Momente wo er sich entschuldigt, wegen der Baustelle, dass er mich alleine lässt und die Situation ist wie sie ist. Er weiß das er mich liebt, aber er fühlt nichts mehr. Weder Freude, Wut, nur Leere. Seine Hobbys interessieren ihn gar nicht mehr, wofür er früher gebrennt hat.
Es tut mir total weh ihm nicht helfen zu können. Habe mich bemüht Termine zu Gesprächen mit Therapeuten zu machen, dabei wäre ein Platz zur Gruppentherapie rum gekommen. Er fand die Idee ganz gut, aber er kann da nicht hin sagt er.

Ich liebe ihn wirklich sehr, oft bin ich darüber selber erschrocken, da es mir gegenüber keine Wertschätzung gibt, manchmal wie ihr es auch beschrieben habt eher Kritik, ich niemanden habe wo ich mich anlehnen kann. Der mit mir dummes Zeug macht, lacht und zusammen hält.
Ich vermisse den Mann den ich kennengelernt habe, der alles andere war, als das was er jetzt ist.

Ich merke, dass es mir immer schwerer fällt ihm zu vertrauen. Auch wenn ich mich viel über die Krankheit informiere ihn zu seinem Leid viel Frage, weil ich es einfach verstehen möchte, kann ich nicht unterscheiden, ob gerade die Krankheit reagiert, oder ob er sich als Person vielleicht total verändert hat.
Ich bin leider ein sehr Harmonie bedürftiger Mensch und Augenhöhe ist mir wichtig. Auch Dinge die nicht existieren durch die Depression. Das bringt mich manchmal um den Verstand, weil ich es einfach nicht nachvollziehen kann.

Durch diesen Willen nicht aufzugeben wachse ich sehr über mich hinaus. Lerne viel auch über mich selber und Beziehungen, muss dafür aber auch viel schlucken und die Fassade aufrecht halten.
Genau wie viele hier frage ich mich auch, was ist denn nur mit mir?
Diesen Ratschläge, tu dir was gutes, mach mal was nur für dich, kann ich nicht mehr hören.
Aktuell sitze ich in Österreich mit meiner Familie im Urlaub. Mein Partner ist zuhause geblieben, das ist besser für ihn bei dem Trouble hier. Ich kann einfach nicht abschalten, vermisse ihn und bin froh wenn die Woche vorbei ist. Gleichzeitig habe ich Angst, dass wenn ich Heim komme, meine Sachen packen kann, weil er ja nun Ruhe hat. Kein Hund der mit ihm spielen will, keine Freundin die Fragen stellt oder einfach nur da ist. Manchmal ist alleine das schon zu viel. Vielleicht sagt die Krankheit in ihm, dass ist es was ich möchte.

Jetzt habe ich schon so viel geschrieben, aber noch gar nicht alles gesagt. Noch eine vielleicht wichtige Sache. Im Frühjahr, hat er seine Selbständigkeit reduziert und eine Festanstellung angenommen, um Struktur und mehr Planbarkeit zu haben. Der Job macht ihm total Spaß und er geht gerne dort hin. Leider sind seine zwei Kollegen unterste Schublade und mobben ihn. Dadurch geht er natürlich nicht mehr gerne hin. Er hat noch zwei Monate Probezeit. Wir haben hin und her überlegt, durchhalten, abbrechen oder was ist die Lösung, damit man nicht nachher im Strudel abwärts sitzt. Alles nicht so einfach, aber das wissen wir alle.

Ratschläge kann ich leider keine geben, weil ich selber ratlos bin. Das Patentrezept gibt es glaube ich nicht, auch wenn sich die Betroffenen so ähnlich verhalten.
Jedoch einen ganz großen Respekt an euch ihr leistet enorm viel! ❤️
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von MySun »

Hallo Mrs_Twix,
Willkommen im Forum,

ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf das Thema -- Partnerschaft und Depression - vom 12. Mai 2023, 11:22 hinweisen.

viewtopic.php?t=44469

Alles Gute und liebe Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
o_Tara_o
Beiträge: 7
Registriert: 5. Aug 2023, 08:19

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von o_Tara_o »

Liebe Ellen, ich verstehe dich sehr gut, auch wenn ich "erst" etwa 1 Jahr mitkämpfe.
Helgaline hat geschrieben: 17. Jul 2023, 12:22
Ich frage mich wieder einmal, WAS HABE ICH EIGENTLICH NOCH VON DIESER BEZIEHUNG?
Wie geht es dir? Bewegt sich etwas?

Vielen Dank für dein Engagement hier deine Erfahrungen zu teilen.

Herzliche Grüße, Tara
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von MySun »

Helgaline hat geschrieben: 17. Jul 2023, 12:22 Ich frage mich wieder einmal, WAS HABE ICH EIGENTLICH NOCH VON DIESER BEZIEHUNG?
Hallo Ellen,
Hast Du eine Antwort auf Deine Frage finden können?
Helgaline hat geschrieben: 17. Jul 2023, 12:22 Meine Verfassung, kurz gesagt: ich bin im Eimer.
Ich ertrage seine Verletzungen und Kritik nicht mehr, kann kaum noch den Mund halten und darüber hinwegsehen.
Könntest Du Dir vorstellen liebe Ellen, eine längere Auszeit zu nehmen?
Du brauchst vielleicht ein bisschen Abstand von Deinem Partner, um Kräfte zu schöpfen und um Deine Gedanken zu klären.
Du könntest Dir z. B. die Frage stellen, wie viel Kraft Du noch aufbringen kannst und möchtest,
um mit Deinem Partner weiterhin zusammenzuleben, weil Du es möchtest, weil Du ihn (noch) liebst.
Wenn Eure Gemeinschaft nur noch ein täglicher „Kampf“ ist, wird Eure Liebe zueinander nur schwer überleben können.

Ich wünsche Euch viel Kraft und alles Liebe
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

Hallo Zusammen, :hello:

@Mrs_Twix,
Respekt haben wir sicher alle verdient, auch du! Danke, dass du das geschrieben hast, es hat mir jedenfalls gutgetan. :oops:

Ein Patentrezept gibt es tatsächlich nicht, aber was mir inzwischen klargeworden ist, ist, dass es ohne Behandlung (Medis und/oder Therapie) keine Verbesserung gibt. Auch wenn im Internet zu lesen ist, dass eine Depression irgendwann einmal vorübergeht. Auch die dortigen Angaben zur Dauer von bis zu ein paar Monaten (kann ja sein) auch sehr variabel sind. Bei uns sind es bereits mehrere Jahre durchgängig.

@o_Tara_o,
auch bei dir muss ich mich bedanken, dass du mein Engagement so hervorgehoben hast. Ich mache das sehr gerne. Für mich ist es eine Art Tagebuch (schreibe ich sonst nicht und auch nicht so gerne). Ich freue mich sehr darüber, dass mein Thread so häufig gelesen wird und auch so viele Antworten etc. kommen. Sehr schön fände ich, wenn er euch anderen Angehörigen in irgendeiner Weise weiterhilft.
Letztlich müssen wir ja alle einen Weg finden, wie wir mit dieser Situation umgehen können. Und was mir inzwischen klargeworden ist. Depression ist keine vorübergehende Erkrankung, sie wird IMMER Teil meiner Beziehung sein.

@MySun,
danke, dass du dich immer wieder in meinem Thread „einloggst“, das ist sehr bereichernd.

So, Stand der Dinge:

Paartherapie: in dem Termin beim Paartherapeuten war ja meine Time-line (meine persönliche Entwicklung ab der Kindheit bis heute = warum bin ich so, wie ich heute bin, kurz und wahrscheinlich unprofessionell erklärt) vorgesehen, dies wollte ich jedoch nicht, da mir ja die anderen Themen wichtig waren. Nun ja, letztlich kam es weder zu dem Einen noch zu dem Anderen, aaaaaaaaaber:
Er hat ein „Spiel“ gemacht, bei dem man auch einem Körbchen ein Teil herausnehmen musste, dass man mit einer positiven Eigenschaft des Partners in Verbindung bringt und das dann auch erklärt. Das hat bei meinem Partner wieder zu Tränen geführt. Daran sehe ich dann, wie selbstunsicher er doch ist.

Einzeltherapie vom Partner: ich habe einen sehr guten Eindruck von seiner Therapeutin, zielstrebig, etwas unnachgiebig (wenn er ausschweift), einfühlsam und hat ganz klar erkannt, dass Depressionen vorliegen (mein Eindruck). Sie ist für weitere Paargespräche, was ich sehr begrüße. Der Turnus der Sitzungen wird sich verändern, sobald sie wieder mehr arbeitet. Bis dato sind mindestens 24 Sitzungen möglich.
Mein Partner hat auf Ihre Frage hin, warum er sich so gegen das Wort Depression wehrt, bei ihr gesagt, dass er dann das Gefühl hätte, verloren zu haben. Er kämpft dagegen an. AHA!
Ein weiter Aha-Effekt war für mich, dass sie mich fragte, in welchem Zeitraum nach der Klinik ich ihn kennengelernt habe; dass war knapp 6 Wochen danach.
Sie hat mir dann an einem Flipchart verdeutlicht, dass es bekannt ist, das Patienten nach einer Klinikphase ein deutliches Hoch erleben würden, heißt: so wie ich ihn kennen-und lieben gelernt habe, bekomme ich ihn wohl nicht mehr zurück.

Nach der Therapiestunde hatten wir ein wirklich sehr gutes Gespräch, in dem er sich mir gegenüber auch einmal öffnen konnte. Ich wiederum hatte die Möglichkeit, einige unausgesprochenen Dinge anzusprechen.

Des Weiteren waren wir im Urlaub, wirklich sehr erholsam. Er hat sich auch sehr viel Mühe gegeben. Es kam auch zu 2x Intimitäten.

Zu diesem Thema habe ich jetzt mal eine ganz konkrete Frage in die Runde:

Warum schreibt kaum jemand über Libidoverlust, fehlende Sexualität?
Ist das kein Thema?
Oder zu schambesetzt?
Oder vielen nicht so wichtig?

Alles in Allem bin ich im Moment zuversichtlich gestimmt (abhängig von seinem Befinden!?), sehe mal wieder Licht am Horizont. Mal sehen, wie lange…

Meine persönlichen Ziele wie Qigong, Sport und SHG verliere ich nicht aus den Augen. 8-)

Ich wünsche euch/uns weiterhin viel Kraft und Energie, alles Liebe

Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von SalsaSasa »

Hallo Ellen,

zu deiner Frage bezüglich Libidoverlust, kann ich nur sagen wie es bei mir so ist.

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht wirklich Lust auf Sex, weil ich kaum eine Verbindung zu meinem Partner spüre, weil er mich so auf Abstand hält und mich abblockt und von sich stößt. Bislang hatte mein Partner solche Phasen immer nur für ein, zwei Wochen. Zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Jetzt wohnen wir zusammen und seine aktuelle Phase geht nun bald einen Monat. Ich habe also keine Erfahrung damit, wie es ist wenn das so lange ist wie bei dir, aber in meinem Fall weiß ich auch jetzt schon, dass selbst wenn diese Phase vorüber ist ich nicht gleich wieder Lust habe auf Sex. Denn zum einen kostet mich die Situation sehr viel Kraft und zum anderen brauche ich auch erst wieder Zeit um die Verbindung und das Vertrauen zu ihm aufzubauen.

So ist das zumindest bei mir. Kann mir aber auch vorstellen, dass viele über dieses intime Thema einfach nicht öffentlich reden wollen.

Liebe Grüße,
Sasa
o_Tara_o
Beiträge: 7
Registriert: 5. Aug 2023, 08:19

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von o_Tara_o »

Hallo Ellen,
Für mich ist Sex im Moment gar nicht wichtig. Wir haben viele Berührungen und Zärtlichkeiten.
Mir ist es viel wichtiger, dass wir aneinander gekuschelt einschlafen können. Dass wir einander umarmen und festhalten.
Ich glaube, wenn die dunklen Schatten verfliegen, dann kommt das wieder von alleine.

Ich haben in den letzten Monaten gelernt, dass es nichts bringt, in meinem "Tempo" meine Themen durchziehen zu wollen. Manches macht er zwar mit, aber letztlich mit genau dem Gefühl: "mitgemacht" zu haben und nicht selbst Akteur und Gestalter gewesen zu sein. Das ist kontraproduktiv.
Während ich dachte, ich helfe ihm mit Aktivitäten, wie mit einem Sprungbrett, fühlte er sich immer wertloser, weil alles von mir kam, nichts von ihm. I

Herzliche Grüße, Tara
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Sexualität ist hier kein Thema aktuell (seit Wochen so gut wie gar nicht, und das halbe Jahr davor ist es schnell sehr wenig geworden)
Das fehlt mir sehr. Wirklich sehr. Es ist für mich eine der Säulen, die eine Beziehung ausmachen und das gibt mir sehr zu zweifeln. Ich fühle mich oft ungeliebt deswegen, und es ist doch auch eine schöne Möglichkeit, Nähe herzustellen und in der Beziehung zu erhalten.

Ich habe manchmal auch den Eindruck, ich werde hingehalten und sex/erotik wird als Werkzeug gegen mich verwendet.
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von MySun »

Hallo,
mein Partner hatte mit der Einnahme eines AD (vor einigen Jahren)verschiedene Nebenwirkungen gehabt, auch sexuelle Störungen (Libidoverlust). Nach kurzer Einnahmezeit hat er das Medikament, auf eigenen Wunsch, wieder abgesetzt und die ambulante Therapie ohne AD fortgesetzt.
Als Einschlafhilfe nimmt er jetzt, am späten Abend, nur noch Euvegal 500mg und Mirtazapin 3,5mg.
Die 3,5mg Mirtazapin möchte er jetzt auch noch ganz absetzen.

Trotz der psychischen Erkrankung meines Partners sind wir beide recht kommunikationsfreudig und haben auch ein erfülltes Liebesleben.
LG MySun

Sexualität und Intimität bei depressiven Erkrankungen

Sexuelle Bedürfnisse und Intimität beeinflussen die Lebensqualität von depressiven Patienten genauso wie die der Allgemeinbevölkerung.
Trotz der hohen Prävalenz depressiver Störungen wird dieser Aspekt aus unterschiedlichen Gründen oft zu wenig beachtet.
Besonders häufig sind Störungen der Libido bei depressiven Frauen wie Männern, es kann jedoch die ganze Bandbreite sexuellen Erlebens betroffen sein. Neben biologischen, psychologischen und partnerschaftlichen Ursachen für sexuelle Probleme ist insbesondere die pharmakologische Behandlung affektiver Störungen oft selbst Teil des Problems. Verschiedene medikamentöse und adjuvante Strategien können hier erfolgreich eingesetzt werden.

Nicht immer lassen sich sexuelle Nebenwirkungen, sexuelle Störungen oder Partnerschaftskonflikte vollständig verhindern.
Dennoch sind ein offener und ehrlicher Kommunikationsstil und eine gründliche Prüfung von möglichen Vorgehensweisen, um dieses zusätzliche Leiden depressiver Patienten zu lindern, möglich. Nicht zuletzt ist eine weitere Erforschung des sexuellen Erlebens und der Intimität im Rahmen von Depressionen dringend erforderlich.
https://www.thieme-connect.com/products ... -1637-9009
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Trotz der psychischen Erkrankung meines Partners sind wir beide recht kommunikationsfreudig und haben auch ein erfülltes Liebesleben.
Ich denke auch, dass das zusammenhängt. Es freut mich für dich, dass dieser Aspekt bei euch funktioniert. Ich wünsche mir das auch, es würde uns ein gutes Stück mehr Richtung "normal" bringen und es für mich erleichtern.
Wie anderswo schon von jemandem geschrieben wurde: Was habe ich denn noch von dieser Beziehung? Das sind oft Fragen, die mir in den Kopf kommen, fast täglich inzwischen.
Und ich gebe dir recht: Eine gute Kommunikation ist so immens wichtig, generell in Beziehung, ich würde sogar sagen, es ist *das* Powerwerkzeug schlechthin, und damit bekommt man alles hin (zumindest hat man eine ehrliche Chance drauf). Aber dazu braucht es zwei, es reicht einer, um das nicht stattfinden zu lassen. Das macht micht ungemein wütend.
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo bvs,

deine Wut kenne ich. Ich denke mir oft, merkt er nicht das beide etwas für die Beziehung tun müssen, damit es läuft?
Leider ist das auch der Depression geschuldet. Mein Partner hat oft ganz klare Momente, wo ich fast vom Stuhl falle bei dem was er sagt. Dass er manche Dinge einfach gar nicht merkt. Auch die Nähe die mir so fehlt, er denkt sich dann, warum will sie mich denm jetzt drücken und empfindet das als erdrückend.

Andererseits gibt es super innige Momente, wo wir die Welt um uns herum vergessen.
Es ist so ein auf und ab was für mich sehr kräftezehrend ist. Warum auch immer ist der Optimismus bei mir schnell wieder in den Starrtlöchern und die Enttäuschung dann wieder umso größer.

Wie ist denn euer Alltag so? Macht jeder seins und wenn der/die Betroffene es zulässt, macht ihr gemeinsam etwas?
Bringen euch Selbsthilfegruppen etwas?
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Warum auch immer ist der Optimismus bei mir schnell wieder in den Starrtlöchern und die Enttäuschung dann wieder umso größer.
In Hoffen bin ich auch weltmeister und das mit dem auf und ab ist echt wirklich schwer und aufreibend.
Wie ist denn euer Alltag so? Macht jeder seins und wenn der/die Betroffene es zulässt, macht ihr gemeinsam etwas?
Bringen euch Selbsthilfegruppen etwas?
Ja so in etwa…
Was mir auch oft das Gefühl gibt, nichts bestimmen zu können.
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von Helgaline »

:) Hallo Zusammen,

mal wieder ein Update, obwohl ich mir schon vorgenommen hatte, hier nicht mehr zu schreiben, weil ich ja offensichtlich VOLLKOMMEN falsch liege mit meiner Vermutung einer Depression:

Am Donnerstag hatten wir Paartherapie. Eigentlich sollten wir handschriftlich notieren, wofür wir gegenseitig dankbar sind. Hab ich gemacht. Er hat es nicht notiert und auch nicht gesagt, wofür er dankbar ist, sondern was er an mir schätzt. (Ich kann goldig sein, hilfsbereit, am liebsten hat er mich, wenn ich eher wie eine Frau bin, nicht so resolut, sage ich mal). Er soll jetzt als Strafarbeit einen Brief mit diesem Inhalt an mich schreiben. Abwarten.
Er hat schon Recht, ich bin inzwischen eher hart geworden…ich schätze das so ein, dass das aus den vielen Verletzungen resultiert. Bin ja permanent in Hab-Acht-Stellung. Schade eigentlich.

Zur Paartherapie ansonsten: es lief aus dem Ruder. Ich hatte mir ja (nach Rücksprache mit seiner Schwester) vorgenommen, ihn zu bitten, bei seiner Therapeutin bezgl. ADHS nachzufragen. Oha, Antwort: dann mache ich das halt auch noch….Quintessenz: er versteht gar nicht, wie ich auf die Idee komme, dass er Depressionen oder ADHS haben könnte. Aber er akzeptiert, dass ich das denke und zur SHG gehe!!!

Das alles gipfelte darin, dass unser Therapeut dann sagte, er käme ihm weder depressiv noch wie ein ADHSler vor. Was soll ich da noch dazu sagen?

Wie ich denn auf diese Idee käme: ich habe dann angeführt, dass sein Verhalten darauf hindeute. Beispiel: Haushalt den ich überwiegend mache und mir dann noch sagen lassen muss, ich putze oberflächlich etc. , dass dies eine von vielen Respektlosigkeiten sei. Daraufhin explodierte mein Partner und musste sogar den Raum verlassen. Er würde nicht respektlos mit mir umgehen. Okay.

Ich habe auch nach den Einschätzungen zu den Fortschritten nach 1,2 Jahren gefragt. Mein Partner meinte, es gäbe welche und der Therapeut meinte, dass dauert eben.
Wir haben somit wieder einen Termin in 5 Wochen.

Dann wurden wir abgefragt, was wir uns vorstellen könnten, als kleines Ritual einmal wöchentlich einzuführen.
Mein Vorschlag: 10 Minuten in der Woche reden (wie es einem geht etc.) ohne Handy und Ablenkung. Oh, dann schlug mein Partner vor, dass doch während einer Zigarettenpause (die wir ja sowieso machen) zu erledigen…oder aber Sonntag, da müsse er nicht arbeiten. Weil Samstag will ich ja immer was im Haus tun !?!?!?!? Will??? Muss, oder?

Sein Vorschlag: beim Kommunizieren vorher über die Wortwahl nachdenken… ergo: kein Ritual. Bereitschaft, konstruktiv etwas zu etablieren? Nein.

Ansonsten sprach mich der Therapeut an, dass man ja auch co-depressiv werden kann und mein Partner meinte dann, er habe ja auch schon vorgeschlagen, dass ich in Therapie gehen soll…ok. Habe ich jetzt Depressionen? Ich persönlich denke nicht.

Was mir aus meiner Sicht bleibt, ist mich tatsächlich nur noch um mich zu kümmern und das habe ich auch so kommuniziert. Habe gesagt, jeder kümmert sich ab sofort um seine Probleme und Punkt.
Ich wünsche mir selbst die Kraft, das umzusetzen. Bin sehr frustriert. Ich werde jetzt Grenzen setzen und auch öfter Nein sagen statt ja. Erst in mich reinhören, dann nach Gefühl antworten. Weil, ich muss anerkennen, dass er gesund ist, dann muss er halt lernen, sich auch so zu benehmen!
Nicht mein to-do.

Was sagt ihr dazu?

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Entschuldigung....und was ist mit uns!?!?

Beitrag von bvs »

Bei sich bleiben ist einerseits sehr schwer (für mich zumindest), andererseits das einzig richtige.
Er kann ja sehr gern kooperieren und dann wird das auch was schönes. Aber wenn er nicht kooperiert? Das spricht doch dann auch für sich.
Antworten