Beziehung zu erwachsenem Sohn

Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Mein Sohn könnte so eine Alltagshilfe sicherlich auch gut brauchen....aber wenn man nicht mal einen Psychiater aufsuchen will, ja nicht mal das Gefühl hat, psychisch krank zu sein, ist das alles nicht realisierbar. Mein Sohn will immer mit allem alleine fertig werden,- aber es klappt nie. Er lernt auch grundsätzlich nicht aus seinen Fehlern und Misserfolgen, mag sich niemandem anvertrauen, kann keinerlei Hilfe von "Fremden" annehmen. Selbst zu seiner Schwester hat er so gut wie keinen Kontakt mehr. Ich glaube auch, dass er sich schämt, dass er nicht will, das jemand sein "Elend" sieht.
Selbst von mir nimmt er ja kaum Hilfe an....ich frage mich, was noch alles passieren muss, bevor er endlich einsieht, dass er so nicht weitermachen kann.
Das alles zerfrisst mich.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Chiemsee2021
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Chiemsee2021 »

Ich möchte mich auch ganz herzlich für Deinen Bericht bedanken, weil bei uns die Situation ganz ähnlich wie bei Delicat ist. Unser Sohn ist 19, lebt wieder zu Hause, weil er nach einem Jahr seine Ausbildung in einer anderen Stadt wegen Depression hat abbrechen müssen. Er beginnt jetzt gerade eine ambulante Therapie in einer Klinik (stationär will er nicht), aber das Zusammenleben hier ist wirklich schwierig. Behördenkram, Terminvereinbarung bekommt er oft nicht hin, außerdem kann er nicht mit Geld umgehen, und weil er nachts nicht schlafen kann, zockt er dann, was natürlich auch nicht wirklich hilft ...

Er und auch wir Eltern möchten, dass er auszieht und alleine lebt, aber eine eigene Wohnung oder eine normale WG wird er, so wie es ihm jetzt geht, nicht hinbekommen. Betreutes Wohnen möchte er nicht "Ich gehöre nicht zu den Bekloppten, das kann ich alles". Wir warten jetzt erst mal ab, was die Therapie bringt (das braucht ja auch Zeit), aber so eine Art Wohnen, wie Du es beschreibst, würde ihm vielleicht eher zusagen. Es ist schön, auch einmal ermutigende Berichte zu lesen.

Liebe Grüße

[quote="DieNeue"

Was den Auszug deines Sohns von Zuhause angeht, kann ich dir von mir erzählen.
Ich musste, nachdem ich mein Studium wegen den Depressionen abbrechen musste, auch wieder bei meinen Eltern einziehen. Da ich nicht gleich eine Wohnung gefunden habe (und eigentlich auch noch nicht fit genug dafür war) bin ich erstmal bei Ihnen geblieben. Das war zum einen eine Erleichterung, zum anderen hat es auch immer wieder zwischen uns geknallt. Meine Eltern hat es runtergezogen, wenn es mir nicht gut ging, und ich kam mir manchmal vor, als müsste ich auf rohen Eiern laufen, um nicht wieder irgendeine ungeschriebene Regel nicht einzuhalten. Nach ca. 1,5 Jahren bin ich dann in meine eigene Wohnung gezogen. Ich war damals echt nicht gut beeinander, konnte kaum alleine mehr einkaufen gehen, Auto fahren usw.
Deshalb (und um meine Eltern zu entlasten und mich besser von daheim abnabeln zu können) habe ich mir Hilfe durch das Ambulant betreute Einzelwohnen geholt. Da wohnt man nicht in einer betreuten WG, sondern in seiner eigenen Wohnung und es kommt regelmäßig (bei mir ca. 2h pro Woche) ein/e Sozialarbeiter/in vorbei, der/die mir im Alltag hilft, z.B. beim Einkaufen, Bürokratiekram, Struktur schaffen, stabilisierende Gespräche usw. Anders als bei einer rechtlichen Betreuung ist man immer noch für alles alleine verantwortlich und der Betreuer darf auch nichts für einen unterschreiben etc.

DieNeue[/quote]
MeinName
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MeinName »

Hallo liebe Muschelsammlerin,
hoffe, Dir geht es gut. Deine Gefuehle kenne ich nur zu gut und weiss, wovon Du sprichst. Tadle Dich bitte nicht dafuer, dass Du Dich auf diese Weise um Deinen Sohn sorgst, das ist doch menschlich. Einfach wegstecken, unterdruecken ect., funktioniert sowieso nicht. Manchmal beginne ich zu beten oder versuche meine Gedanken etwas zu ordnen, was mir hin und wieder gelingt, entspannt und hilft.

Herzlichen Gruss
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

MeinName hat geschrieben:Hallo liebe Muschelsammlerin,
hoffe, Dir geht es gut. Deine Gefuehle kenne ich nur zu gut und weiss, wovon Du sprichst. Tadle Dich bitte nicht dafuer, dass Du Dich auf diese Weise um Deinen Sohn sorgst, das ist doch menschlich. Einfach wegstecken, unterdruecken ect., funktioniert sowieso nicht. Manchmal beginne ich zu beten oder versuche meine Gedanken etwas zu ordnen, was mir hin und wieder gelingt, entspannt und hilft.

Herzlichen Gruss
Danke Dir für den Zuspruch.
Ich tadle mich nicht dafür, dass ich mich sorge... Das "Sorgen" selbst ist für mich ein sehr schwieriger Zustand, da ich mich dann sehr schlecht fühle - hilflos und ängstlich.
Es beeinträchtigt mein Leben und nimmt zu viel Raum ein....ich kann dann phasenweise an nichts anderes mehr denken, kann nichts genießen und mich an nichts erfreuen.
Daher ist es für mich besser, wenn ich mir keine Sorgen mache.....nur weiß ich immer noch nicht, wie das gehen soll.
Gebetet habe ich früher....als Kind sehr oft.
Inzwischen ist mir der Glaube an einen barmherzigen Gott, der mich kleines Individuum sieht, abhanden gekommen. Schaut man sich die Welt an, so muss ein Gott, der diese geschaffen hat, doch ein Sadist sein. Er hätte doch uns Menschen gut und liebend erschaffen können.....aber wir sind,- im Schnitt -, echte Fehlkonstruktionen.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Liebe Muschelsammlerin (und alle anderen betroffenen Mütter),
Ich bin hier ebenfalls neu und habe diese gesamten Mitteilungen gelesen. Ich kann dich nur allzu gut verstehen ! Ich habe einen 25 jährigen Sohn (bald 26), der seit letzten Sommer in einer tiefen Depression steckt. Diese Depression hatte die letzten Jahre über schon "geschlummert" und ist dann richtig heftig im Sommer ausgebrochen. Der Grund dafür kommt von seiner meist überwiegenden Unzufriedenheit im Leben. Er hat Kunst studiert, Abschluss in Coronazeiten gemacht, keine Arbeit, keine Perspektiven, keine "richtigen Freunde", lebt alleine seit drei Jahren (schwieriges Aus mit seiner letzten Freundin). Wir, seine Eltern und seine Schwester, haben ein sehr inniges Verhältnis, leben alle in der gleichen Stadt und treffen uns regelmässig. Durch diese Nähe und das Miterleben mache ich mir ständig nur Sorgen, möchte helfen, weiss aber oft nicht wie eigentlich. Wir haben ihm die ersten Monate viel zugehört. Er hatte erhebliche Schwierigkeiten, dachte schizophren zu sein, wusste nicht mehr, wer er eigentlich ist etc. In dieser Zeit haben wir angefangen, professionnelle Hilfe zu suchen. Er hat mehrere Psychiater und Psychologen gesehen. Ein MRT vom Gehirn wurde gemacht. Die sämtlichen Ärzte haben nicht helfen können. Er hat kein Vertrauen, fühlt sich nicht wohl, sucht sich den nächsten Arzt oder Psychologen und es geht von vorne los ohne Resultate. So sind die Monate seit dem Sommer vergangen. Für mich wurde diese Belastung dann so schlimm, dass ich selbst zum ersten Mal zu einem Psychiater im Dezember gegangen bin. Die Gespräche dort tun mir ganz gut. Ich nehme seitdem ebenfalls ein leichtes Beruhigungsmittel um zumindest wieder besser schlafen zu können und ich weine nicht mehr so oft. Die jetzige Situation sieht so aus, dass er versucht, alleine mit seiner Depression fertig zu werden. Wir/ich wären so sehr beruhigter, wenn er eine seriöse ärztliche Behandlung hätte. Denn ich finde es nach wie vor so schwierig mit diesen Ängsten klarzukommen, z. B. dass er sich eventuell etwas antun könnte (wir haben darüber gesprochen und er hat gesagt, dass er schon daran gedacht hatte, aber er würde es nicht machen) oder einfach nur, dass ich mir vorstelle, dass er da alleine in seiner Wohnung sitzt und weint. Meine Familie macht sich natürlich auch Sorgen, aber irgendwie nicht ganz so stark. Es wird mir ständig dazu geraten "an mich zu denken" etc oder dass er doch schliesslich erwachsen ist und ich nicht immer für ihn da sein kann... Ich sehe es so aber einfach nicht. Ich denke ständig, dass ich "mehr" machen müsste, weiss aber weder was genau, noch wie. Mein Sohn kann sehr verschwiegen sein, gleichzeitig sieht man, dass er sich schlecht und traurig fühlt. Am Anfang wusste ich dann einfach nicht, wie ich mich verhalten soll, weil ich selbst dann in dieses Loch falle und traurig bin. Ich glaube, dass es ihm besser geht, bin mir aber nicht sicher, ob das stimmt oder ob er mich nicht mehr so belasten will (er weiss, dass ich selbst zum Psychiater gehe). Wie kann man mit diesen Ängsten, Sorgen sein eigenes Leben geniessen ? Pläne schmieden etc ? Mein Mann unterstützt mich soweit er kann, er ist wirklich verständnisvoll, möchte jetzt aber doch so langsam Grenzen setzen (zum Beispiel verreisen). Er ist der Meinung, dass unser Sohn weiss, dass wir für ihn da sind, dass wir aber auch an uns denken müssen. Ich wiederum denke eher, dass, wenn das Kind Hilfe braucht (egal welches Alter), dann muss ich (und möchte) als Mutter helfen. Gleichzeitig weiss ich, dass ich ihm nicht gut helfen kann, wenn es mir selbst nicht mehr gut geht. Also ein Teufelskreis. Vielen Dank für's (lange) Lesen und vielleicht Ratschläge ?
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Hallo Jupiter, vielen Dank für den schnellen Kommentar und die guten Wünsche :) Im Grunde weiss ich ja, dass die ganzen Ratschläge und auch die Haltung meines Mannes gut gemeint sind... Es ist nur so schwierig, diese dann auch ohne Schuldgefühle zu leben. Aber es hilft zumindest zu lesen, dass man nicht allein damit ist. LG ebenfalls
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Was mir am meisten zu schaffen macht, ist die Unsicherheit, wie ich eigentlich mit meinem Sohn umgehen soll.. Ich weiss einfach nicht, ob ich ihn jetzt anrufen oder eine sms schicken sollte oder lieber darauf warte, dass er sich meldet (z.B. es geht ihm gut und er hat einfach nur Lust auf einen Austausch, oder es geht ihm nicht gut und er möchte darüber reden). Wenn ich nichts tue, fühle ich mich schlecht und habe ein schlechtes Gewissen. Rufe ich jetzt aber an und weiss dann nicht, was ich sagen könnte, weil er verschlossen bleibt, wir beide aber wissen, dass es ihm nicht gut geht. Tja, das ist dann die Situation mit der ich nicht fertig werde. Ich weiss, dass er auf "was" wartet und dafür habe ich keine Energie mehr (z.B. nachfragen, ob er beim Arbeitsamt war, ob er ehemalige Freunde kontaktiert hat etc..oder eben die "einfache" Frage "wie geht es dir" ?
Wem geht es ähnlich so ? Wer hat so viele Gefühle für sein Kind, kann sie aber nicht richtig vermitteln ? (Oder denkt, sie nicht vermitteln zu können ?) Vielen Dank für's Lesen :)
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Vielen lieben Dank für diese passende Zusammenfassung. Genauso ist es. Nur habe ich immer Angst, dass er enttäuscht sein könnte von meinem/unserem Verhalten.
Aber ich arbeite daran und hoffe, bald besser damit umgehen zu können.
Einen schönen Sonntagabend
Seide
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Seide »

Hallo Ihr Lieben,
habt Ihr schon gemerkt, daß die TE-Eröffnerin nichts mehr geschrieben hat, seit dem 9. Januar . ?
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ich habe nichts dagegen, wenn man zum Thema "Beziehung zu erwachsenem Sohn" eigene Erfahrungen und Fragen hier im Thread postet. Nur zu....

Ich höre von vielen Müttern, die erwachsene Söhne haben, dass diese irgendwie nicht ihren Platz im Leben finden,- aus den verschiedensten Gründen. Gerade junge Männer scheinen oftmals irgendwie "lebensuntüchtig" zu sein. Ich hab mich schon oft gefragt, woran das wohl liegt.
Einen Grund sehe ich in unserer zunehmend anonymisierten und mediendurchseuchten Gesellschaft. Persönlicher Kontakt, Freundschaft, liebevolle Umarmung, miteinander von Angesicht zu Angesicht reden, die Gefühlsregungungen anderer vom Gesicht ablesen, einfach irgendwo zusammensitzen-teils schweigend und doch irgendwie "aufgehoben" .....das alles ist heute weniger geworden, weil wir nur noch durch diesen "Kasten" miteinander kommunizieren....tu ich ja auch gerade, am "großen Kasten". Ich sollte besser in einer Selbsthilfegruppe oder mit Freunden vorm Kamin sitzen. Aber die Freunde sitzen auch gerade vor einem Kasten, außerdem sind sie rar geworden....ich meine die echten Freunde, nicht die 367 die ich bei "f" habe und von denen ich auf 359 gut und gerne verzichten könnte.

Liebe "Sorgen über Sorgen"...ich weiß genau wie Du Dich fühlst....ich leide mit Dir.
Es gibt keine befriedigende Lösung. Sag Deinem Sohn, er kann Dich jederzeit besuchen, sag ihm er findet bei Dir ein offenes Ohr...dass Du ihn liebst weiß er sowieso. Wir müssen das irgendwie aushalten und wir müssen uns auch zurückhalten so gut es geht, denn wenn wir uns zu sehr einbringen, unsere Gedanken nur noch um dieses "Sorgenkind" kreisen, wird NICHTS besser!
Im Gegenteil! Du wirst auch krank ,- bist es ja schon -, Dein Sohn bekommt auch noch Schuldgefühle weil er ja dafür "gesorgt" hat, dass es der Mutter so schlecht geht.Also müssen wir in erster Linie unser Leben leben und nicht das unseres Kindes!
Soweit die Theorie....in der Praxis sieht es bei mir so aus, dass ich es nur zeitweise schaffe, mich zurückzunehmen, dass ich sehr oft an meinen Sohn denke,- zu oft.
Es hilft ihm aber gar nicht! Er muss sich selbst helfen!
Angst habe ich auch immer noch....es zieht mich herunter, ich bin machtlos dagegen.
Aber ich versuche jeden Tag mehr und mehr die Vernunft in den Vordergrund zu stellen und nicht die Emotionen....es ist aber sehr sehr schwer.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Liebe Muschelsammlerin, vielen Dank für diese Antwort.. die aus meinem Herzen kommen könnte. Ich kann da auch gar nichts weiter dazu schreiben, alles ist gesagt. Wenn es nur möglich wäre diese intelligente Theorie in die Tat umzusetzen.
Es geht uns besser. Seitdem ich wieder besser schlafe (wenn auch leider mit Hilfsmittel) bin ich morgens nicht mehr ganz und gar ein Wrack, das schon beim ersten Kaffee anfängt zu weinen. Und die wirklich starken Krisen, die im Sommer und Herbst waren, sind in diesem Mass nicht mehr passiert.
Bleibt dieser Klos im Magen.
Meine Besuche beim Psychiater (alle 2 Wochen) sind in Ordnung, aber auch nicht spektakulär. Aber ich denke, dass es wahrscheinlich seine Zeit braucht, ehe man wirkliche Erfolge verzeichnen kann.
Mit Freunden oder anderen Familienmitgliedern darüber reden, ist schon möglich. Aber irgendwann will man auch nicht mehr "damit nerven". Ich vergleiche das mit einer chronischen Krankheit. Am Anfang wird darüber gesprochen, Mitleid und Interesse gezeigt, aber dann reicht es auch irgendwann. Das hört sich jetzt ein bisschen bitter an :)
Ich versuche mir die guten Momente (die es gibt !) mehr bewusst zu machen. Und irgendwo habe ich gelesen, dass es sinnvoll ist, seine Sorgen bewusst an einem bestimmten Zeitpunkt zu bewältigen, d.h. "jetzt denke ich über das und das nach, und dann ist Schluss". Sehr bewusst. Theorie eben :) aber vielleicht gar nicht mal so dumm.
Viele liebe Grüsse (aus Frankreich :)
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

SorgenüberSorgen: Ich freue mich, dass Du etwas mit meinem Geschreibsel übereinstimmst....

Versuchen wir die positiven Dinge in den Focus zu rücken, versuchen wir im Hier und Jetzt alles Gute zu genießen, versuchen wir loszulassen!

Ich drück uns Müttern mal die Daumen.
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Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Kleines Update.....so wie es aussieht, geht es meinem Sohn ein wenig besser. Eine Therapie macht er aber nach wie vor nicht.Wenigstens kann er die Ausbildung anscheinend weitermachen. Das ist für ihn sehr wichtig. Auch dass er dadurch einen geregelten Tagesablauf hat, ist sehr gut. Leider braucht er aber nach wie vor immer "Druck" von außen, um etwas zu schaffen. Von selbst passiert immer noch sehr wenig. Ob sich das wohl jemals ändern wird?
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Hallo liebe Muschelsammlerin (und alle anderen Betroffenen).
Ebenfalls ein Update, wenn auch ein gewaltiges... Letzte Meldung war im Februar, was ist seitdem nicht alles passiert. Ich hatte die Sitzungen mit der Psychiaterin abgebrochen, kam irgendwie überhaupt nicht weiter. Habe daraufhin eine Psychologin regelmässig besucht (eine gute Stunde pro Woche) und so die ganzen letzten Jahre so gut es geht zu erzählen. Und dann natürlich die letzen Monate (d.h. fast Jahr mittlerweile). Meinem Sohn ging es nach wie vor nicht richtig besser, dazu kamen dann immer mehr Anschuldigungen uns gegenüber, alte Sachen wurden deformiert, neue kamen hinzu. Wenn es bei einem Besuch eine Stunde ganz nett sein konnte, schwappte die Stimmung dann immer irgendwann plötzlich um (bei ihm) und alles gerade gewonnene, war weg, existierte nicht mehr. Und immer diese totale depressive Körperhaltung, die auf uns allen wie ein Kloss liegt.
Muttertag war die reinste Hölle (geplanter Spaziergang im Wald - um ihm etwas Gutes zu tun...) war so schlimm (hinter uns gut dreissig Meter betrübt alleine gehen, auf alle Versuche, ihn aufzumuntern oder sogar direkt sagen "was betrübt Dich" ? etc kein Erfolg. Zum Schluss Fiasko im Auto auf der Rückfahrt, Familie total überfordert, die Schwester versteht ihn einfach nicht "wie kannst Du das mit Mama heute machen..." und dann unwahrscheinliches Anschreien und Weinen von uns drei (nur mein Mann ist ruhig geblieben - hatte Angst, dass wir uns tätlich angreifen würden (!!).
Nach ungefähr 15 Stunden mit der neuen Psychologin, akzeptiert mein Sohn mich zu begleiten. Wir haben insgesamt vier Stunden zusammen mit ihr. Danach habe ich eine private Stunde mit ihr und das Urteil kommt ! Nach diesen vielen Stunden Reden über die Situation und dann das Kennenlernen von ihm etc ist sie sich ihrer Analyse sehr sicher : mein Sohn leidet nicht an einer Depression, sondern will einfach nicht erwachsen werden. Keine Verantwortung übernehmen, nie Schuld haben, Symptome finden oder erfinden, um mich zu "erweichen", Manipulationsspiele (bewusst oder unbewusst), keine Empathie meinem Kummer gegenüber, praktisch auf Kosten der Eltern leben und eine Art psychologischen Terror installieren. Die Liste ist lang und tut sehr weh. (siehe auch "Peter Pan Syndrom")
Aber, denn es gibt natürlich auch ein aber ! liegt die Schuld nicht nur bei ihm. Ich sehe jetzt ganz genau, dass ich einfach die grenzenlose liebende Mutterrolle haben wollte, die, die sich um alles kümmert (um eben gebraucht zu werden), die, die nie Kritik ausübt. Oder die, die denkt, dass Liebe allein ausreicht, ein Kind erwachsen werden zu lassen. Viele Fehler.
Im irrtümlichen Denken ihm damit nur Freude zu bereiten, eine super enge Beziehung zu haben usw, habe ich (oder eigentlich wir die Eltern, denn der Vater hat im grossen und ganzen genauso gehandelt) ihm damit kein Geschenk gemacht.
Jetzt geht es darum, daran zu arbeiten und dieses Viertel abzuschliessen um endlich "normal" zu werden. Meine Aufgabe besteht darin, viel "autoritärer" zu werden, mich nicht mehr an der Nase herumführen zu lassen, nicht alles glauben, was er sagt und ihn praktisch "alleine zu Recht kommen lassen" um sich endlich bewusst zu werden, dass nur er sein eigenes Leben bestimmen und aufbauen kann.
Diese "Analyse" hat er noch nicht gehört, ich hoffe, dass er morgen beim diesbezüglichen Gespräch bei der Psychologin erscheinen wird... Denn, ich weiss, dass ich zu Beginn auf jeden Fall die Stütze einer professionellen Hilfe brauchen werde.
Warum habe ich das jetzt alles aufgeschrieben ? In der Hoffnung vielleicht anderen Müttern, Eltern eine Denkanstoss geliefert zu haben : "vielleicht ist es ja gar keine Depression ?" Und ich kann nur empfehlen, den Mut den Schritt zu einer Gruppentherapie - oder nur einige gemeinsame Gespräche mit einer psychologischen Hilfsperson zu haben.
Heute bin ich auf der einen Seite etwas erleichtert, bin aber sehr angespannt und nervös bezüglich des morgigen Gesprächs und halte an der Hoffnung fest, dass jetzt endlich der tiefsitzende Problempunkt gelöst werden kann.
Einen schönen Sonntag und Sommer an alle :)
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Erstmal wünsche ich Euch, das das Gespräch bei der Psychologin zu einem für alle zielführenden Wegweiser wird und nicht irgendwie aus dem Ruder läuft.
Vieles , was Du über Deine Erziehungsfehler schreibst, ist mir genauso passiert....ich habe auch viel zu wenig Autorität gezeigt, war immer die Verzeihende und die, die alles wieder gerade gebogen hat, was der Sohn an Mist verzapft hatte.
Peter-Pan-Syndrom....sehr interessant! Einige der Sympthome treffen auch auf meinen Sohn zu....aber einige auch nicht. Er ist zum Beispiel sehr empathisch und inzwischen auch einigermaßen pflichtbewusst.
Dein Sohn ist noch einiges jünger als meiner, zu der Zeit habe ich ihn auch noch dauernd materiell und auch moralisch unterstützt und er taumelte durchs Leben ohne irgendetwas gescheit zu Ende zu bringen. Für Euch ist es jetzt an der Zeit, etwas Abstand zueinander zu gewinnen, Du musst an Dich und Deine Bedürfnisse denken und ihn auch mal auf die Nase fallen lassen...er steht schon wieder auf!
Ich hab das leider alles viel zu spät gemacht und meinem Sohn damit sehr geschadet.
Bis heute kann er nicht mit Geld umgehen, schiebt Unangenehmes gerne vor sich her und hat Schwierigkeiten Vertrauen zu Menschen zu fassen.
Ich kann das alles nicht ungeschehen machen, halte mich aber seit gut einem halben Jahr endlich aus allem raus und lasse ihn machen.
Wir sehen uns selten, maximal zweimal im Monat und ich frage auch nicht mehr, ob dieses oder jenes klappt und ob er dieses oder jenes (Wichtige) erledigt hat. Geht mich nix mehr an.
Was ich aber seit kurzem doch wieder mache, ist eine kleine materielle Unterstützung für Lebensmittel, die Preise sind so dermaßen gestiegen, dass man sich von Hartz4 kaum vernünftig ernähren kann.
Er fordert das aber niemals ein, ich schlage meist vor, mal zusammen einkaufen zu gehen.

Liebe Sorgen über Sorgen, bleibe stark, lass Dich nicht "einwickeln" .....wenn man genau hinhört und -sieht, merkt man ja als Mutter, ob man angelogen wird....ich merke es fast immer und habe nur ewig lange die Augen davor verschlossen und gehofft, dass ich mich täusche.
Aber inzwischen mach ich mir nichts mehr vor.
Das tut einerseits unglaublich weh, andererseits erleichtert es auch irgendwie.
Ich wünsche Dir Seelenfrieden und eine gute Portion Egoismus!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Vielen Dank für diese schnelle Antwort. Das hat mich sehr gefreut.
Der letzte Montag hat also wirklich stattgefunden ! Morgens noch Gespräch mit dem Sohn, der es nicht nützlich findet, dieses Gespräch zu haben. Als ich sage "sogar dein Vater wird dieses Mal mit dabei sein, denn es ist ihm wichtig" hört mein Sohn auf und sagt schliesslich zu.
Wir treffen uns dort, die Situation ist schon ungewöhnlich, drei Sessel vor der Psychologin, alle nervös.
Die vorgebrachte Analyse der Psychologin ist sehr klar, sie nimmt kein Blatt vor dem Mund, Wörter wie "Manipulator" oder "von Eltern profitieren" werden gesagt. Gleichzeitig lenkt sie die Analyse in einen bewusst positiven und/oder erklärenden Weg für ihn. D.h. sie erklärt ihm, dass er für sie nicht "depressiv" sondern "mit den herkömmlichen Anforderungen des Erwachsenseins noch nicht zurecht komme" was aber "nichts Aussergewöhnliches sei" in Anbetracht der jetzigen Zeit, seiner Studienwahl (Kunst) etc... Ich finde, dass sie es ganz geschickt macht. Sie motiviert ihn, gibt Denkanstösse wie er vielleicht etwas ändern könnte etc.
Mein Sohn ist sichtlich überrascht und gestresst. Also habe ich sofort die typischen Reflexe, ich will ihn schützen und stelle selbst schon wieder fast in Frage, was sie da sagt...
So tief sitzen Verhaltensweisen. Selbst jetzt beim Schreiben sehe ich ja, wie schnell ich meine Gefühle oder das Gesagte schon wieder in Frage stelle. Aber ich denke, dass sie grösstenteils recht hatte.
Ich finde es sehr positiv, dass mein Mann mich wirklich begleitet hat. Ich habe das Gefühl, dass wir so endlich wieder "gemeinsam" dabei sind.
Nach einer guten Stunde stehen wir zu dritt wieder auf der Strasse. Es folgt ein Kaffee nebenan. Mein Sohn ist sehr schweigsam, man sieht ihm an, wie er nur an die eben gehörten Sätze denkt. Ist ja nur nachvollziehbar ! Wer möchte schon als "Manipulator" bezeichnet werden !
Aber ich glaube, dass es nötig war, um ihn aus seiner Torpur heraus zu holen.
Spät am Dienstagabend ruft er mich an, weinend, wie sie das nur sagen konnte, er wäre nicht so, er würde sich entschuldigen, es war doch nur der letzte Monat so schwierig für ihn, und dann "ich hänge so an dir, Mama"...
Wir haben also wieder das alte "Spiel" vor uns. Normalerweise hätte ich dann irgendwann auch angefangen zu weinen.. Jetzt versuche ich meine Verhaltensart zu korrigieren, bleibe ruhig, erkläre noch ein bisschen, aber keine mehr sich im Kreis drehende Gespräche, die ellenlang dauern konnten.
Er hatte am gleichen Tag noch seine letzte Miete bezahlt, hatte zwei Bewerbungsschreiben abgeschickt... Das ist kein Zufall, also hoffe ich, dass es in diesem Sinn jetzt weiter gehen wird.
Natürlich wahrscheinlich nicht von heute auf morgen, aber so nach und nach.
Was die finanzielle Unterstützung angeht. Ich gebe dir absolut recht, die Preise sind unwahrscheinlich angestiegen ! Diesen Aspekt der Psychologin, den sie sehr betont hatte von wegen "Sie liegen ihren Eltern auf der Tasche..." hatte mir so nicht unbedingt gefallen. Ich fand das sehr hart. Verstehe aber auch wieder, warum sie es sagt. (Antrieb eine Stelle zu finden, um geregelte Arbeitszeiten zu haben, soziale Kontakte zu finden etc...um endlich wieder aus diesem fast zweijährigen Nichtstun/Unwohlsein zu entkommen ).
Du schreibst "wir sehen uns selten, maximal zweimal im Monat". Ich finde das gar nicht so selten. Das ist doch ein guter Rhythmus. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung :)

An meinem Seelenfrieden arbeite ich .. und am Egoismus auch :)
Ich wünsche dir das ebenfalls !
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Na, das ist doch alles ganz gut abgelaufen....dass er erstmal alles von sich weist ist verständlich...bei meinem Sohn denke ich oft, dass er gar nicht realisiert, wie sehr er mich mit seinem Verhalten manipuliert hat....es war wirklich eine Art Mechanismus...auch bei mir. Mein Psychiater in der Reha nannte diesen Mechanismus "Fernbedienung"....also mein Sohn drückt das Knöpfchen und ich schalte um, reagiere mit emotionalem Überschwang und mit dem Öffnen des Portemonaies.
Ich fand diesen Vergleich ganz passend.
Er sagte dann nocjh: "Nehmen sie ihrem Sohn diese Fernbedienung weg!"
Das versuche ich gerade. Ich bete und hoffe, dass mein Sohn diese Ausbildung zu Ende bringt und dann endlich selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen kann. Und wenn nicht, müssen wir Eltern auch nicht immer einspringen....vielleicht ist die Not auch mal ein guter Lehrmeister.
Ans Arbeiten ist mein Sohn jetzt schon gekommen, er beklagt sich ständig , wie schrecklich es auf der Praktikumsstelle ist und was für einen bescheuerten Chef er hat.....ich schweige dazu und denke: "Daran musst Du Dich wohl gewöhnen!" Arbeit ist nunmal meist nicht bequem und man muss tun, was verlangt wird. Eine ganz neue Erfahrung. Bis jetzt hält er durch.
Seelenfrieden habe ich zumindest teilweise bereits erreicht, aber wenn man mich um etwas bittet, sage ich immer noch ständig "JA"...auch wenn ich manchmal lieber "NEIN" sagen würde.
Alles Gute für Euch!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
ArkosIstToll
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von ArkosIstToll »

Hallo liebe Muschelsammlerin und alle anderen!

Ich bin ganz neu hier und nehme überhaupt zum ersten mal an so einem Forum teil. Eure Beiträge habe ich alle gelesen und muss sagen, dass mir vieles bekannt vorkommt und ich bin froh auf diese Seite gestoßen zu sein. Besonders die letzten Beiträge von euch, Muschelsammlerin und SorgenüberSorgen, finde ich sehr interessant, weil auch ich an einem Punkt bin, wo ich mir denke, ich muss mehr Selbstständigkeit fordern, mich besser abgrenzen und akzeptieren, dass ich mich von den Fehlern, die mein Kind (meiner Meinung nach) macht, nicht so deprimieren lassen sollte.
Mein Sohn ist 29 und leidet schon seit der Schulzeit periodisch unter Depressionen. Ein angefangenes Studium hat er nicht geschafft, lebt seit 10 Jahren in in Berlin (Ich mit meinem Mann und unserer Tochter leben in Griechenland)und hält sich mit verschiedenen Jobs über Wasser. In Berlin hat er jahrelang eine Psychoanalyse gemacht, die hat auch geholfen, weil er z..B.gelernt hat, seine Gefühle mitzuteilen. Vor ca. 3 Jahren hat er uns mitgeteilt, dass er sich nicht wirklich als Mann fühlt, sie (ab jetzt also sage ich SIE) ist nicht-binär, das heißt, will sich keinem Geschlecht 100% zuordnen. Diese Trans-Identität hat es ihr auf jeden Fall sehr erschwert, ihren Platz in der Welt zu finden, sie hat sich immer fremd auf dieser Welt gefühlt. Nun dachte ich, es würde alles besser, nachdem sie sich uns geoutet hat. Aber leider war es nicht so. Immernoch schafft sich sich dauernd selbst Probleme, indem sie sich nicht rechtzeitig um Behördenkram kümmert und dauernd die Arbeitgeber wechselt, wenns schwierig wird. Gerade jetzt, vor kurzem hat sie wieder gekündigt und ist auf Arbeitssuche, und diesmal bin ich an einem Punkt wo ich langsam die Hoffnung aufgebe, dass das beruflich nochmal was wird. Bei dieser Firma war sie meiner Meinung nach gut aufgehoben, denn die waren offen und unterstützend, sowohl, was die Depression betrifft als auch ihr Transsein. Als vor ca. 2 Jahren ihre Analyse zu Ende ging hat ihr die Therapeutin empfohlen eine Verhaltenstherapie zu machen, um den Alltag besser in den Griff zu kriegen. Leider hat sie sich die ganze Zeit nicht drum gekümmert, aber jetzt, wo sie ja bald eine weniger anstrengende Arbeit haben wird, wird sie sich dahinterklemmen, meint sie. Ich habe aber Angst, dass das auch wieder nichts wird.

Mein Mann versteht nicht wirklich, warum ich mir Sorgen mache und es macht mich traurig, dass ich mit ihm nicht darüber sprechen kann. Das ist überhaupt die Sache: die Kommunikation. Ich habe das Gefühl, dass ich immer nerve mit meinem Bedürfnis, zu reden. Mein Mann und sie sind sich da sehr ähnlich und ich habe dauernd die Position der Nervensäge inne. Und das ist der Punkt, der mich bim Lesen eurer Beiträge sehr angesprochen hat. Vielleicht muss man es einfach akzeptieren, dass man nichts weiter machen kann, als zu signalisieren: Ich bis da, wenn du es willst. Aus dieser blöden Rolle, dauernd abzufragen "Hast du das, hast du jenes erledigt..." muss ich mich befreien. Was du beschreibst, Sorgenübersorgen, dass du lernen musst, Grenzen aufzuzeigen und Selbstständigkeit einzufordern, hat bei mir was ausgelöst. Ich finde es toll, dass ihr diesen Weg eingeschlagen habt und du kannst froh und stolz sein, dass ihr euch als Familie dem Problem stellt. Ich fand übrigens auch die Beiträge von deprithomas und Delikat sehr gut, denn es ist wichtig auch mal die andere Seite zu hören.
ArkosIstToll
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von ArkosIstToll »

Ich habe gerade nochmal deinen letzten Beitrag gelesen, Muschelsammlerin. Wenn ich dran denke, wie du angefangen hast, mit deinem ersten Beitrag und wie du dich jetzt anhörst, kann ich sagen, ihr habt einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht!! Alle Achtung! Jeder ist in seiner Familie in einem System eingebunden und manchmal sind die eingeübten Muster ungesund. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie du diese Muster langsam aufbrichst. Weiter so. Wenn du JA sagen willst, da wo du NEIN sagen müsstest, dann erinnere dich daran, dass gerade das der springende Punkt ist und dass du letztendlich euch beiden hilfst, wenn ein NEIN aus deinem Mund kommt. Wie hat sich eigentlich das Verhältnis zu deinem Mann in der Zwischenzeit gestaltet und wie findet er die die Entwicklung?
Marion1952
Beiträge: 10
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Beziehung zu erwachsenem Sohn

zu o. Thema hatte ich mich hier gestern bereits kurz vorgestellt, habe meinen Beitrag aber nicht gefunden. Ich bin das erste Mal in einem Forum und mit der Anwendung nicht so vertraut
( bin schon im Rentenalter).
Ich hoffe, dass es nun klappt.
Eine Rückmeldung wäre nett.
Vielen Dank
Marion1952
Beiträge: 10
Registriert: 28. Jul 2022, 16:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Ich habe meinen Fehler gefunden!

Ich bin ebenfalls Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Er leidet unter starken Depressionen und Angststörungen.
Die letzten 6 Wochen hat er in einer psychiatrischen Klinik verbracht.
Aufgrund seiner Angststörung (extremes hineinsteigern in körperliche Beschwerden, eine von mehreren Angststörungen) wurde ihm erlaubt
einige physische Symptome in anderen Kliniken abklären zu lassen.
Das wurde ihm aktuell nicht mehr ermöglicht, er hat sich zur Abklärung gestern
in einer Klinik stationär aufnehmen lassen und wurde aufgrund dessen in der psychiatrischen Klinik entlassen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten aber wie soll es weiter gehen........?????????

Ich habe hier mehrere Beiträge gelesen und weiß auch, dass ich auf mich selbst achten muss um meinem Sohn weiterhin beistehen zu können.
Wir haben beide ein sehr gutes Verhältnis und ich war in gewisser Weise "stolz" wenn er mir seine Probleme anvertraut und auch um Rat gefragt hat (wenn dann auch anders umgesetzt hat). Inzwischen denke ich anders. Vielleicht habe ich ihm damit nichts Gutes getan!???
Es fällt mir sehr schwer jetzt irgendwelche Grenzen zu ziehen, was sollte ich sagen und was lieber nicht?
In seiner Not hat sich mein Sohn am Freitag Abend einem Freund anvertraut. Ich kenne den genauen Wortlaut nicht aber für den Freund war das Gespräch wohl so beunruhigend, dass er die Polizei angerufen hat (der Freund konnte mich tel. nicht erreichen). Mein Sohn befand sich im Haus seines Vaters (mein Exmann) und die Polizei soll 1-2 Stunden vor dem Haus gestanden haben (Aussage Ex). Gestern Abend sprach mein EX auf meinen AB:
Veranlasse dass die Ärzte im Krankenhaus ihn in die geschlossene Psychiatrie einweisen.
Ich hab die Schnauze voll und werde ihn auch nicht mehr besuchen.

Mein jetziger Ehemann verliert auch inzwischen die Geduld und hat sich gestern sehr heftig geäußert. Es ist inzwischen ein ständiges Abwägen, wieviel Zeit darf ich aufwenden um meinem Sohn beizustehen ohne dass ich Ärger mit meinem Mann bekomme.
Ich bin im Moment ziemlich verzweifelt.
MySun
Beiträge: 542
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Herzlich willkommen Marion,

Es ist schwer, das Leid eines geliebten Menschen zu erleben, und die eigene Hilflosigkeit, angesichts der großen Herausforderung, zu fühlen.
Das Angebot der Sozialpsychiatrischen Dienste kann da sehr hilfreich sein.
Wichtig für mich war, dass ich mir meine Hilflosigkeit eingestehen konnte, und meine Sorgen und Nöte jemandem mitteilen konnte, in der Hoffnung, erforderliche Hilfen zu bekommen.

Und ich musste lernen, mit meinen eigenen Kraftressourcen achtsam umzugehen, um selbst weiterhin gesund zu bleiben.

Ich habe gelesen, dass "eine Zwangseinweisung immer als letztes Mittel der Wahl gilt, wenn alle anderen Interventionsversuche gescheitert sind."

https://www.ppm-online.org/pflegestanda ... inweisung/" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich wünsche dir viel Kraft
Herzliche Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Marion1952
Beiträge: 10
Registriert: 28. Jul 2022, 16:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Hallo MySun,

vielen Dank für deine Nachricht!
Gute Ratschläge wie: versuche doch dein negatives Gedankenkarussel abzuschalten indem du dich mit anderen Dingen ablenkst werden oder können von dem Erkrankten nicht angenommen werden.
Wenn man sich selber in einer so sorgenvollen Situation befindet merkt man erst, dass es nicht so einfach ist.
Liebe Grüße
Marion
MySun
Beiträge: 542
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Liebe Marion,
unerwünschte Gedanken lassen sich leider nicht so einfach abstellen.
Meine Sorgen und Ängste lassen sich nicht einfach dadurch verscheuchen, indem ich mich mit anderen Dingen beschäftige.
Sie sind immer da. Sie sind beharrlich, ob laut und deutlich, oder leise und kaum wahrnehmbar. Sie sind immer da, also auch dann, wenn ich sie nicht bewusst wahrnehme. Sie leben und wirken auch im Unbewussten fort....., bis ich mich um sie kümmere, bis ich mich um mich kümmere.

Wenn du es nicht schaffen kannst, dich genügend um dich zu kümmern, dann kannst du dich an deinen Hausarzt, dem SpDi oder an einen Psychologen wenden, und um Unterstützung bitten.
Niemand darf sich in seiner Verzweiflung alleine gelassen fühlen.

Ich wünsche Die alles Liebe
Herzliche Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Suchende2
Beiträge: 1218
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Marion,

willkommen im Forum.
Ich schreibe als Betroffene.
Das wichtigste ist, daß Du auf Deine eigenen Grenzen achtest und Dir für Dich Hilfe suchst.

In der Akutklinik hatten wir in der Gruppe auch eine Mitpatientin, die an Hypochondrie litt und die Klinik recht schnell auf eigenem Wunsch wieder verlassen hat, da sie nicht alle gewünschten Untersuchungen erhielt. Es war für uns alle schwierig zu sehen, wie sie zum einen wußte und es auch benannte, an Hypochondrie zu leiden, wie sie sich in Symptome hineinsteigerte, es für sie fast den ganzen Tag kein anderes Gesprächsthema gab und sie es trotz ärztlicher Versorgung (aber halt nicht alle gewünschten "Maschinenuntersuchungen und Fachärzte) nicht aushielt. Wieviel schwerer muß es dann für Eltern sein, das eigene Kind so zu sehen.
Aber, Dein Sohn ist erwachsen und so schmerzhaft es auch für Dich ist, Du musst seine Entscheidungen akzeptieren. Er ist für sich selbstverantwortlich und trifft seine eigenen Entscheidungen.

Auch gegen Deinen Ex-Mann solltest Du Dich lernen besser abzugrenzen.
Wenn er der Meinung ist, daß Euer Sohn auf eine geschlossene Abteilung gehört, kann er sich gerne darum kümmern. Er kann Dich auch um Hilfe dabei bitten, aber er muß auch mit einem Nein von Dir leben und der von der beschriebene Ton ist nicht in Ordnung!

Du benötigst ganz viel Kraft auf Deinem Weg in der Begleitung Deines Sohnes.
Sehe zu, daß diese Begleitung Dich nicht 24 Stunden am Tag beschäftigt. Dann wirst Du die Kraft verlieren. Hole Dir Hilfe, wenn Du es alleine nicht schaffst und spreche mit Deinem jetzigen Mann, wie Ihr das Problem gemeinsam löst. Was brauchst Du an Unterstützung, was kann und will er Dir davon geben (ohne seine eigenen Grenzen zu überschreiten)? Was für Kraftquellen könnt Ihr gemeinsam nutzen (z.B. gemeinsame Unternehmungen)?

Passe gut auf Dich auf!

Alles Gute,
Suchende
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