Beziehung zu erwachsenem Sohn

ArkosIstToll
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von ArkosIstToll »

Hallo Marion!

So wie du deine Situation beschreibst, stehst du ja von drei Seiten unter Druck!! Sohn, EX-Mann und dein Mann verliert auch langsam die Geduld. Da kann ich mir deine Verzweiflung sehr gut vorstellen. Wie ist denn das Verhältnis zu deinem Mann, mal von der Sache mit deinem Sohn abgesehen? Habt ihr eine gute Gesprächsbasis, ist er dir im Alltag eine Stütze und ein guter Gesprächspartner? Hast du eine Freundin oder einen Freund, mit der/dem du die Sache besprechen kannst? Ich kann dir nur von meiner Erfahrung erzählen, dass ich im Moment nicht mit meinem Mann über meine Ängste betreffs unserer Tochter spreche. (siehe meinen Beitrag vom 08.09)Wir haben eine gute Beziehung, aber bei diesem Thema hakt es zur Zeit, weil wir die Situation unterschiedlich einschätzen. Aber seitdem ich das akzeptiert habe und mir aber sage, dass es ja auch wieder besser werden kann, geht es mir besser. Allerdings ist es sehr wichtig für mich, dass ich Freunde habe, die wirklich zuhören und mir im Gespräch helfen, die Sache mit meiner Tochter innerlich zu bearbeiten. Hast du solche Freunde? Das ist sehr wichtig. Gut ist auf jeden Fall, dass du dich hier angemeldet hast, vielleicht hilft ja der eine oder andere Beitrag ein bisschen. Ich wünsch dir alles Gut und hoffe bald wieder was von dir zu hören.
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Hallo alle zusammen !
Ich habe seit Juli nichts mehr geschrieben, muss leider sagen, dass sich nicht alles so positiv entwickelt hat, wie es nach dem Gespräch mit der Psychologin erst aussah.
Mein Sohn kann dieses Gespräch nicht akzeptieren/verarbeiten. Es folgten wieder viele Telefonate um einige Punkte richtig zu stellen, zu erklären, zuzuhören etc.
Mein Mann konnte damit schlecht umgehen, hat alles als grossen Reinfall gesehen, nichts hätte sich geändert...
Ich dachte, dass es kleine Verbesserungen gab (Miete pünktlich bezahlen, weitere Bewerbungen), auch die Gespräche nahmen einen "milderen" Verlauf. Bis Anfang August : Anruf, Weinen, sehr aufgebracht, mein Mann versucht (wirklich) sein Bestes, hat aber regelrecht die Nase voll, immer wieder zu hören, dass die Psychologin jetzt an allem Schuld hätte. Daraufhin beschimpft ihn unser Sohn dermassen, dass mein Mann das Gespräch irgendwann kurz beendet und daraufhin beschliesst, erstmal eine Pause einzulegen. Keinen Kontakt mehr. Ich schliesse mich dieser Entscheidung an, denke, dass wir das vielleicht schon eher hätten machen sollen, anstatt immer alles zu akzeptieren und zu verzeihen...
Unser Sohn versucht mich weiterhin anzurufen, erst gehe ich nicht ran, dann doch wieder. Sage ihm, dass sein Vater keine Kraft mehr hat, dass wir auch an uns denken müssen (ich bin 56, mein Mann ist 72). Die Tage vergehen irgendwie, wir stehen ständig unter Spannung, warten auf den nächsten Anruf. Streitgespräche zwischen meinem Mann und mir kommen fast täglich vor. Das Thema Sohn wird immer wieder hervorgeholt. Unsere Meinungen sind immer noch in einigen Punkten unterschiedlich. Habe immer das Gefühl, dass da noch eine andere psychische Krankheit/Problem vorhanden ist, dass die Psychologin nicht die ganze Situation erkannt hat. Wenn ich sowas sage, explodiert mein Mann.
Das macht mich wiederum ärgerlich. Ich habe sonst nur meine Mutter und meinen Bruder mit denen ich darüber reden kann. D.h. in Grenzen ! Alles nur telefonisch (ich wohne in Frankreich). Meiner Mutter ist das Ganze zu problematisch und mein Bruder sagt im Grunde nur Sachen wie "du musst an Dich/Euch denken, lass ihn alleine klarkommen...
Diese gutgemeinten Ratschläge helfen mir überhaupt nicht, eher das Gegenteil.
Muss da an "Arkosisttoll" denken, ich bin auch diejenige in meiner Familie, die anscheinend "zu viel" über alles reden muss (und damit nervt).
Dann, Ende August, mein Sohn hat sich richtig bei seinem Vater entschuldigt, mein Mann gibt ihm wieder eine Chance, ist ja auch froh, dass vielleicht doch alles in die richtige Richtung geht...
Ich habe einige Gespräche, die relativ "normal" verlaufen, mein Sohn kann sehr witzig sein. Es tut mir einfach nur gut, wenn wir diese Art von Gesprächen haben, ich kann dann (in diesem Moment) eine Zukunft sehen etc...
Und dann kommt der Sonntagabend vor gut zwei Wochen. Anruf, Angstattacke (oder was auch immer), wir fahren so schnell wie es geht zu ihm. Die Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld, ein Stuhl ist kaputt, Scherben liegen auf dem Boden, Klamotten, Essensreste etc.
Wir sind schockiert, wissen eigentlich gar nicht, wie wir uns verhalten sollten ? Streng sein, tadeln, trösten ? Was macht man da ? Wir packen an und versuchen (wie immer) lieb zu sein... Es ist 22 Uhr, er hat noch nichts gegessen, also gehen wir runter zum nächsten Restaurant.
Ich sehe und höre im Hinterkopf die Psychologin, meinen Bruder - alle schütteln nur mit dem Kopf und sagen, so nicht !!!!
Aber wir können anscheinend nicht anders. Wieder wird das Thema "und wie geht es weiter" ? angeschnitten. Ich schlage meinen Arzt vor, dass es ohne ärztliche Hilfe so nicht weitergehen kann. Alles vergebens, er will das alles nicht. Er ist 26, ich kann ihn nicht zwingen. Der Wunsch dazu muss sowieso von ihm kommen, damit es was bringt, denke ich.
Es geht ihm also wieder ganz gut, wir fahren nach Hause.
Zwei Tage später abends höre ich eine Nachricht ab, die mir die Psychologin eine halbe Stunde vorher geschickt hatte. Mein Sohn ist in ihre Praxis gekommen und hätte sie bedroht ! Sie hätte ihm mit der Polizei drohen müssen, damit er die Praxis verlässt. Und jetzt würde sie Anzeige erstatten !
Wir konnten unseren Sohn sofort erreichen, er klang völlig normal, war fast überrascht, dass wir ganz durcheinander sind ! Ist sich jeglichen Konsequenzen überhaupt nicht bewusst ! Unglaublich.
Die Psychologin hat keine Anzeige erstattet, hat aber jeglichen Kontakt abgebrochen (zu mir).
Die ersten Tage nach seinem Handeln hatte unser Sohn richtig Angst (dass die Polizei zu ihm kommt) und mein Mann und ich haben uns gefragt, ob das jetzt "die kalte Dusche" war, die er braucht, um "umzudenken" ? Ich weiss es nicht. Seitdem hält er sich etwas zurück.
Wenn ich nichts von ihm höre, kann ich schon mal an anderes denken, abschalten etc (obwohl immer ein gewisser Kloss im Magen bleibt), wenn er sich meldet, ist die erste Reaktion immer mit Angst verbunden. Was mag jetzt kommen ...
Ich hoffe so sehr, dass er so schnell wie möglich eine Stelle findet, vielleicht eine, einen netten Kollegen hat ... und dass wir endlich mal wieder "nur" ans uns denken können.
Dieses vergangene Jahr hat Spuren hinterlassen. Ich nehme jetzt seit gut zwei Monaten leichte Antidepressiva (auch wenn ich das lange abgelehnt habe) und kann sagen, dass sie mir vielleicht insoweit helfen, nicht mehr ständig in Tränen auszubrechen. Ich kann etwas "klarer" denken.
Und, wie die "Muschelsammlerin" schrieb, bei der Fernbedienung auf "aus" drücken.
Aber es ist nicht einfach.

So, das war wieder viel zu ausschweifend, aber irgendwie schaffe ich es nicht kürzer ;)
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Sorgen über Sorgen:

Ich reiche Dir die Hände....bei mir sieht es ähnlich düster aus. Ich drücke Dich mal feste und versuche Dir ein wenig Trost zu spenden.

Die Fernbedienung funktioniert bei mir leider immer noch....nicht mehr so extrem, aber es reicht, um ständig zu bangen und zu hoffen, immer wieder eine Art Tritt in den Bauch zu bekommen, wenn mal wieder schlechte Nachrichten kommen ....und sie kommen zuverlässig.
Ich habe so die Nase voll davon und kann Deinen Mann sehr gut verstehen. Ich schwanke inzwischen zwischen Wut und Frust. Das alles fördert meine sowieso vorhandene Depression. Ohne Medikamente geht leider gerade nichts bei mir, auch Schlafen nur noch mit Mirtazapin.
Aber:
Ich schaffe es trotzdem oft , mich abzulenken, -das Wirksamste bei mir ist: Gartenarbeit,Handarbeiten,Radfahren,Freunde treffen und Malen.
Ich gönne mir Schönes, was mich erfreut.
Neue Strick-Wolle, den Pulli aus Kaschmir, den Besuch im Museum oder nur ein Schwätzchen mit einer Freundin im Cafe´....leider habe ich zu wenige Kontakte hier im direkten Umfeld. (Wo wohnst Du, liebe Sorgen über Sorgen? Vielleicht könnte man sich mal treffen?).

Ich gebe nicht auf, zu hoffen, auch wenn ich momentan sehr frustriert bin.
Vielleicht gibt es eine Lösung für alles, wie immer die auch aussehen mag. Nur ICH habe dabei nichts zu tun. Die Lösung seiner Probleme muss mein Sohn schon selbst finden. Manchmal such ich gedanklich noch nach solchen, ermahne mich dann aber immer: "Nicht (mehr) meine Aufgabe!"
Klar, es tut weh, ich bin oft traurig und auch die Frage, warum das alles so verfahren ist und woran das liegen könnte kommt immer noch ab und zu an die Oberfläche.....dabei ist das nun wirklich egal. Es änderte ja nichts.
Ich muss MEIN Leben leben.... in Höhen und in Tiefen. Die Tiefen , die mein Sohn durchleidet, kann und will ichnicht mehr mit ihm teilen. Die Last ist zu groß für mich und ich weiß ja längst, dass es auch niemandem hilft,- im Gegenteil..

Was hier passiert ist:

Die Monate der IBB-Ausbildung, die mein Sohn absolviert hat, waren vergebens. Er flog aus dem Praktikum bei einer Software-Firma. Angeblich völlig schuldlos. Kann sein, ...kann auch nicht sein.Ich habe da das Vertrauen in seine Wahrheitsliebe verloren.
Jetzt ist alles erstmal den Bach runter.
Eine neue Praktikumsstelle fand er so kurzfristig nicht. Wieder ein Jahr, welches völlig sinnlos vertan wurde.
Er ist jetzt 34 geworden....verhält sich aber häufig wie ein Kind.
Nach wie vor habe ich den Eindruck, dass er sehr inaktiv ist,- war er ja immer schon. Er behauptet aber das Gegenteil......er sei "verflucht" und das Unglück verfolge ihn, egal wie sehr er sich anstrengt und bemüht....nun ja.
Aber ich muss mit meinen Aussagen inzwischen vorsichtig sein, da unser Kontakt sehr oberflächlich geworden ist. Ich weiß im Prinzip gar nichts Genaues, da er uns aus allem ausschließt.
Wie seine Wohnung aussieht, möchte ich mir lieber nicht vorstellen.....ich vermute nichts Gutes.
Seit Wochen hat er sich auch nicht bei uns blicken lassen, einziger Kontakt ist über einen Messenger. Da kann man viel schreiben....
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Marion1952
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Hallo liebe Suchende 2,

ich habe deinen Beitrag gerade erst gelesen.
Vielen lieben Dank dafür!
Ich habe eine turbulente und recht belastende Woche hinter mir.
Mein Sohn hat am Montag die Möglichkeit in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen zu werden.
Ich werde dann versuchen etwas zur Ruhe zu kommen, meine Gedanken zu ordnen um dann einen verständlichen Text senden zu können.

Nochmals vielen Dank
Marion
ArkosIstToll
Beiträge: 4
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von ArkosIstToll »

Hallo ihr alle!

Uff, das sind ja ganz schön extreme Dinge, die ihr da durch macht!! Bei mir ist es nicht so heftig, aber ich glaube, es gibt einen roten Faden, der sich durch alle Beiträge zieht. Wir wollen und müssen uns abgrenzen, aber es ist so schwer. Wir lieben ja unsere Kinder und fühlen uns auch verantwortlich. Wie sollen wir uns verhalten? Versuchen zu unterstützen, nett sein, streng sein, sich zurückziehen?

Liebe SorgenüberSorgen, du schreibst,dass du Antidepressiva nimmst. Das heißt also, du gehst zu einem Psychologen, dass du das verschrieben bekommst? Machst du auch Therapie? Ich finde, so wie du deine Situation beschreibst, hört es sich an, als ob du das nicht alleine bewältigen könntest. Dein Sohn ist bestimmt nicht einfach nur "verwöhnt", wie die Psychologin meinte. Auf jeden Fall ist die Situation sehr extrem für dich, ich finde zu extrrem. Das kannst du nicht alleine stemmen. Kannst du nicht versuchen, mit deinem Mann gemeinsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Denn es ist ja auch sehr wichtig für dein Wohlergehen, dass du mit deinem Mann zusammen eine gemeinsame Basis findest. Dass ihr gemeinsam eine Strategie fahrt und eure Beziehung nicht von dem Problem "Sohn" aufgefressen wird.
Und das ist der zweite rote Faden, den ich hier immer wieder entdecke: Die Beziehung zu unseren Partnern und das Kommunikationsproblem.

Liebe Muschelsammlerin, ich sehr, dass du gerade auch online bist. Wie geht es dir gerade? Dein Beitrag tut mir in der Seele weh. Es ist wirklich traurig, wie du resignieren musst, weil die Situation dir keinen Ausweg zeigt, und wie du aber doch die Hoffnung nicht aufgibst. Ob wohl die Frage, warum das alles so ist, wie es ist, je für dich beantwortet werden kann? Aber so, wie du deine Situation beschreibst, scheint das im Moment nicht das Wichtigste zu sein. Für dich steht wohl die Trauer im Vordergrund, deinem Kind nicht helfen zu können, machtlos und seinem Verhalten ausgeliefert zu sein.

Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, bald wieder von euch zu hören. Auch von dir, Marion.

Tschüs, bis bald
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

ArkosIstTroll:

Wie es mir geht? Mal schlecht, mal etwas besser als schlecht....
...da ich es immer noch nicht schaffe, meine Emotionen zu kontrollieren.....auch mit AD nicht.
Mir ist es nicht egal, dass mein Sohn nichts zu Ende bringen kann, immer wieder schlechte Erfahrungen machen muss, in Armut lebt und null Erfolgserlebnisse hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob er selbst schuld daran ist oder nicht. Ihm geht es schlecht und dann leide ich quasi automatisch mit.
Nur sind diese Abstürze dank der Pillen nicht mehr ganz so tief und dauern auch nicht mehr ganz so lang. Aber sie kommen mit jeder Hiobsbotschaft wieder.
Therapie ist für mich auch keine großartige Hilfe gewesen, jedenfalls nicht in diesem Bereich. Mutterliebe kann man nicht wegtherapieren....jedenfalls bei mir nicht.
Auch weiß mein Verstand sehr genau, dass ich mir mit diesem Mitleiden das (sowieso nur noch relativ kurze) Leben vermiese und mein Leiden niemandem gut tut....trotzdem kann ich es nicht abstellen.
Es kotzt mich an, ich will es nicht und doch ist es immer wieder das gleiche Dilemma.
Ich fühle mich ausgeliefert.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
SorgenüberSorgen
Beiträge: 10
Registriert: 22. Jan 2022, 19:49

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Hallo an alle !

Hallo liebe Muschelsammlerin,
Vielen Dank für die letzte Antwort ... und dem Trost !
Ich habe seitdem nochmals die vielen Nachrichten hier durchgelesen. Um was geht es ? Um zu viel Mutterliebe ? Probleme der Kinder, die wir meistern möchten (wie, als sie noch klein waren) ? Alles zu tun, um eine gute innige Beziehung zu haben ?
Die Theorie wäre jetzt, dass man sein eigenes Leben dabei nicht vergessen darf, dass jeder Mensch im Grunde für sich verantwortlich ist etc...
Also, alles vergebens, wenn man mit dieser Theorie nicht klarkommt und alles nur noch schwierig ist.
Und da fange ich jetzt langsam an, anders zu versuchen dieses Thema/Problem zu sehen.
Meine Tochter sagte mir mal, dass, wenn sie ihren Bruder zufällig abends in der Stadt trifft (in einem Café, Bar etc) kann er absolut "normal" sein, tanzen, mit Leuten quatschen etc...
Was ich damit sagen will, ist, dass ein Tag viele Stunden hat und wenn man sich vielleicht eine ganze Woche oder länger nicht gesehen hat, dann gab es in dieser Zeitspanne ganz bestimmt einige Stunden in denen es ihm gut ging !
Ich habe (fast) immer nur die negativen Phasen mitgekriegt, da die mir erzählt werden.
Mit selbst geht es auch nicht immer gut. Ich habe arg mit den Wechseljahren zu tun, schlafe (schlafen ??) sehr schlecht, habe ständig Hitzewallungen und viele andere Symptome. Man sieht es mir aber nicht unbedingt an und ich will damit auch nicht immer nerven oder belasten.
Anders also mein Sohn. Was im Grunde ja auch richtig ist. (Keiner sollte seinen Kummer nur für sich behalten). Aber wenn man dann als Mutter nicht damit umgehen kann, weil man sein Kind ja nur glücklich sehen möchte... dann MUSS man umdenken. D.h. daran denken, dass er auch gute Momente hat, die ich aber nicht mitkriege. Und dass wir im Prinzip alle gute und schlechte Tage haben.
Wenn ich jetzt natürlich denke, dass er nur schlechte Tage hat, dann habe ich ein Problem, denn das bedeutet, dass ich sogar Schuldgefühle habe, wenn es mir gut geht, oder sich meine Gedanken nicht um ihn drehen !
Macht das jetzt irgendwie Sinn ? Ich hoffe :)
Wenn seine Wohnung wie ein Schlachtfeld aussieht, ok es ist seine Wohnung, dann fahre ich einfach nicht mehr hin.
Ich versuche zu relativieren, alles kann sich ändern.
Leider fehlt mir "die gute Freundin", die zuhören könnte, die bestens selbst Mutter ist...
(Muschelsammlerin, ich wohne in Marseille :) , bin schon seit über 30 Jahren in Frankreich). Treffen gerne, aber wahrscheinlich sehr kompliziert :))
Heute ist ein guter Tag, denn mein Sohn hatte zwei Vorstellungsgespräche und es sieht so aus, als ob es geklappt hätte ! Ich bin noch skeptisch, will mich nicht zu früh freuen, aber ich bleibe optimistisch.
Und ich finde dieses Prinzip mit der "Fernbedienung" wirklich gut und treffend !! Habe schon einige Male geschafft, "Nein" zu sagen :) Danke für's Teilen und ich wünsche dir nur das beste ! Liebe Grüsse

Hallo Arkosisttoll,
Vielen Dank für deine Worte ! Ja, ich hatte gut zwei Monate die Hilfe einer Psychiaterin. Das hatte mir leider gar nichts gebracht, weil sie mich nur hat erzählen lassen, fast nie ein Denkanstoss oder was auch immer... Dann gut zwei Monaten Pause und Neuanfang mit einer Psychologin. Da dann, viele lange Gespräche mit dem beschriebenen Ergebnis. Bin mir jetzt im Nachhinein nicht 100% sicher, ob es sinnvoll war oder nicht. Die AD verschreibt mir mein Hausarzt.
Therapie oder nicht, keine Ahnung. Was mir immer gut tat, war einfach eine Person zu haben, die zuhören kann und wo ich wirklich das Gefühl haben kann, verstanden werden zu können. Deshalb meine Präsenz hier im Forum. Auch wenn es mir schwer fällt, flüssig darüber zu schreiben. Erzählen ist einfacher :)
Und ich bin wirklich froh, dass die Kommunikation mit meinem Mann über unseren Sohn jetzt irgendwie besser läuft. Nicht immer, aber besser. Das allein macht vieles schon einfacher. Meine Hartnäckigkeit hat was gebracht :)

Danke für's Teilen und ich wünsche alles Gute ! Liebe Grüsse
Marion1952
Beiträge: 10
Registriert: 28. Jul 2022, 16:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Hallo an alle,

ihr habt alle euer "Riesenpaket" zu tragen und jeder leidet auf seine individuelle Art.
Ich hoffe, dass ich meine Probleme auch so strukturiert darlegen kann wie ihr. Bei mir herrscht im Kopf aktuell ein ziemliches Durcheinander.
Mein Sohn wird am kommenden Donnerstag stationär in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen.
Er hätte bereits gestern (Montag) in einer anderen Klinik aufgenommen werden können, hat sich dann aber für die vielleicht bessere (wer kann das schon beurteilen) entschieden.
Bis Sonntag Abend war mein Mann recht geduldig. Dann ist er ausgerastet und hat meinen Sohn nur noch als Irren und Durchgeknallten beschimpft und uns beide aufgefordert uns zu verpissen.
Mein Sohn und ich sind daraufhin zur Wohnung meines Sohnes gefahren, ich wollte meinen Sohn dieser Situation nicht weiter aussetzen.
Ich war sehr aufgebracht, warum das noch am Vorabend des anstehenden Klinikaufenthaltes?
Mein Mann hatte Alkohol getrunken, aber das entschuldigt auch nicht sein Verhalten. Das Alkoholproblem meines Mannes (es besteht schon länger) macht alles noch schwieriger.

Mein Sohn war bisher im öffentlichen Dienst tätig. Er hat bereits im letzten Jahr eine Wiedereingliederungsmaßnahme mitgemacht und hätte im August eine neue Arbeitsstelle antreten können. Durch die Erkrankung ist es nicht dazu gekommen. Er macht sich große Sorgen
(neben vielen anderen Sorgen!!!) dass er beim Amtsarzt antreten muss und möglicherweise aus dem öffentlichen Dienst entlassen wird.
Ansprechpartner für all seine Sorgen bin ich, mehrmals am Tag telefonisch.
Die praktischen Dinge kann ich alle regeln. Die vielen Arzt/Klinikrechnungen muss man im Auge behalten. Zahlt die private Versicherung bzw. die Beihilfe. Aber was wird bei Entlassung aus dem öffentlichen Dienst , kein Geld , die private Krankenversicherung kann dann nicht bezahlt werden.
Häufen sich dann Schulden auf wegen der Arzt/Klinikrechnungen, wenn die private KV und die Beihilfe nicht mehr zahlt?

Das wird man alles regeln müssen. Noch fühle ich mich dazu in der Lage, aber leider habe ich irgendwie das Gefühl, ich stehe erst am Anfang eines sehr schwierigen Weges.
Am schlimmsten ist es, wenn mein Sohn bei mir ist und man sieht wie sehr er leidet.

Ihr kennt das alles.
Kennt Mutterliebe keinen Selbstschutz?

Marion
MySun
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Hallo liebe Marion,
es ist eine gute Nachricht für Deinen Sohn, dass er bereits in der nächsten Woche in die Klinik fahren kann.

Noch hat der Amtsarzt keine Entscheidung getroffen, und noch ist er nicht aus dem öffentlichen Dienst ausgeschieden. Die Versicherung zahlt jetzt noch.

Wenn Dein Sohn in der nächsten Woche in der Klinik ist, wird er dem dortigen Sozialdienst seine Sorgen und Befürchtungen schildern können. Er kann auch danach fragen, wie sein zukünftiges Versicherungsverhältnis, im Falle einer Kündigung, aussehen könnte, ohne dass er sich hoch verschulden muss. Dein Sohn wird in der Klinik sicherlich eine unterstützende Beratungen bekommen, sodass die Last seiner Sorgen ein wenig geringer wird.

Versuche Deinen Sohn so gut es geht zu beruhigen. Es werden sich sicher Lösungen finden lassen.

Wenn du unsicher bist, solltest auch du Dir Hilfe suchen. Der Sozialpsychiatrische Dienst ist eine mögliche Anlaufstelle.
Am schlimmsten ist es, wenn mein Sohn bei mir ist und man sieht wie sehr er leidet.
Behalte deine Selbstfürsorge im Blick.
Achte auf deine Belastungsgrenzen.
Du brauchst regelmäßig Zeiten für dich, in denen du wieder Kraft schöpfen kannst.
Die Balance zwischen der Fürsorge für deinen Sohn – und zwischen deiner Selbstfürsorge darfst du nicht aus dem Blick verlieren.

Ich wünsche Dir viel Kraft
und eine geruhsame Nacht
LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Marion1952
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Hallo My Sun,

Behalte deine Selbstfürsorge im Blick.
Achte auf deine Belastungsgrenzen.
Du brauchst regelmäßig Zeiten für dich, in denen du wieder Kraft schöpfen kannst.
Die Balance zwischen der Fürsorge für deinen Sohn – und zwischen deiner Selbstfürsorge darfst du nicht aus dem Blick verlieren.

Das ist mir wohl bewusst, aber mit der Umsetzung hapert es noch sehr.

Seit Donnerstag ist mein Sohn in der Klinik (Uniklinik im Ruhrgebiet). Kein Aufenthaltsraum, kein gemeinsames Essen möglich, jeder für sich in seinem Zimmer, Kontaktmöglichkeiten nahezu ausgeschlossen, Besuchsmöglichkeiten nur außerhalb der Klinik. Dort kommt das Track System zum Einsatz, keine strikte Trennung zwischen den einzelnen Stationen. Die ganz schweren Fälle zu sehen, damit muss man auch erst einmal klarkommen. Die vorherige Klinik war dagegen eine "Wellnessoase".

Ich hoffe, dass die mediz./theraph. Behandlung engagiert durchgeführt wird und mein Sohn die Klinik nicht vorzeitig verlässt. Wir sollten froh sein, dass es mit der stationären Aufnahme so schnell geklappt hat.

Welche Klinikerfahrungen habt ihr gemacht?

Liebe Grüße
Marion
Marion1952
Beiträge: 10
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Ein kurzer Nachtrag:
Ich habe (blöderweise???) das Buch gelesen: Unglück auf Rezept, Die Anti-Depressiva-Lüge und ihre Folgen.

Das hat mich sehr verunsichert. Hinzu kommt, dass meine beiden Ehemänner in der Pharmazie gearbeitet haben und man dadurch einen Einblick (nicht immer positiv) in Bewerbungsstrategien, die sogenannten plazierten Studien usw. erhalten hat. Trotzdem habe ich meinen Sohn darin bestärkt in die Klinik zu gehen.
Ich glaube, er hat es nur mir zuliebe getan. Er weiß, dass er Hilfe benötigt, aber er bemüht sich nicht wirklich um seine Genesung. Meine Sicht, vielleicht ist er gar nicht in der Lage dazu beizutragen.
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Behalte deine Selbstfürsorge im Blick.
Achte auf deine Belastungsgrenzen.
Du brauchst regelmäßig Zeiten für dich, in denen du wieder Kraft schöpfen kannst.
Die Balance zwischen der Fürsorge für deinen Sohn – und zwischen deiner Selbstfürsorge darfst du nicht aus dem Blick verlieren.

Das ist mir wohl bewusst, aber mit der Umsetzung hapert es noch sehr.
Hallo Marion,
Ja, ihr könnt froh darüber sein, dass er so schnell einen Platz in der Klinik bekommen hat.
Du hast richtig entschieden, deinen Sohn dahingehend zu unterstützen, dass ein Klinikaufenthalt für ihn richtig und wichtig ist.
Es bleibt jetzt abzuwarten, wie und ob sich dein Sohn auf die klinische Therapie einlassen kann.

Mein Partner war in einer Klinik, da hätte ich ihn nach den ersten 14 Tagen besuchen können.
Er wollte es allerdings nicht. Er wollte während des gesamten sechswöchigen Klinikaufenthaltes keinen Besuch erhalten.
Er wollte sich ganz auf seine Therapie konzentrieren.
Ich habe in den sechs Wochen seines Klinikaufenthalts viel für mich getan.
Ich habe viel über Selbstfürsorge gelesen, lernen und auch verinnerlichen können.

Zum Thema Anti-Depressiva gibt es viele wissenschaftliche Beiträge und Bücher zu lesen. Und ich schätze, es gibt mindestens noch mal so viele persönliche Erfahrungen und Meinungen über Medikamente für psychisch erkrankte Menschen.
Es ist mindestens ein Dschungel an Informationen, durch den sich jeder nach seinem eigenem Geschmack und Möglichkeiten durcharbeiten muss.
Mein Mann hat mit der Einnahme von "Antis" keine "erfreulichen Erfahrungen" gemacht. Und beim Absetzen hatte er auch große Probleme. Das einzige Medikament, welches er regelmäßig zum Schlafen einnimmt, ist das Mirtazapin in der Dosierung 7,5 mg als Einschlafhilfe.

Lass dich zum Thema ADs nicht zu sehr verunsichern. Versuche möglichst viele seriöse Informationen zu finden, um dir selbst mehr Klarheit zu verschaffen.

Es gibt hier im Bereich Literatur, Film und Fernsehen eine Nachricht von Winfried,
mit dem Hinweis auf eine Sendung mit dem Titel Tabletten gegen Depressionen – helfen Antidepressiva?

Alles Gute für Euch
LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

SorgenüberSorgen hat geschrieben:
.......Und da fange ich jetzt langsam an, anders zu versuchen dieses Thema/Problem zu sehen.
Meine Tochter sagte mir mal, dass, wenn sie ihren Bruder zufällig abends in der Stadt trifft (in einem Café, Bar etc) kann er absolut "normal" sein, tanzen, mit Leuten quatschen etc...
Was ich damit sagen will, ist, dass ein Tag viele Stunden hat und wenn man sich vielleicht eine ganze Woche oder länger nicht gesehen hat, dann gab es in dieser Zeitspanne ganz bestimmt einige Stunden in denen es ihm gut ging !
Ich habe (fast) immer nur die negativen Phasen mitgekriegt, da die mir erzählt werden..... Aber wenn man dann als Mutter nicht damit umgehen kann, weil man sein Kind ja nur glücklich sehen möchte... dann MUSS man umdenken. D.h. daran denken, dass er auch gute Momente hat, die ich aber nicht mitkriege. Und dass wir im Prinzip alle gute und schlechte Tage haben.
Wenn ich jetzt natürlich denke, dass er nur schlechte Tage hat, dann habe ich ein Problem, denn das bedeutet, dass ich sogar Schuldgefühle habe, wenn es mir gut geht, oder sich meine
Wenn seine Wohnung wie ein Schlachtfeld aussieht, ok es ist seine Wohnung, dann fahre ich einfach nicht mehr hin.
Ich versuche zu relativieren, alles kann sich ändern.
Liebe SüS,
das ist ein wirklich guter Ansatz, finde ich. Auch ich denke oft, dass ich ,- vor allem im vergangenen Jahr-, sehr viel "Gejammer" anhören musste, weil auch mein Sohn seine Probleme und seinen Kummer mit jemandem teilen musste und im Prinzip hat er nur mich. Mit seinem einzigen guten Freund redet er nie über so etwas....da wird ehr Oberflächliches bequatscht, Bier getrunken oder an Konsolen "gedaddelt". Das Depressive und Sorgenvolle bleibt da unausgesprochen und ich glaube, dass sein Freund nicht mal davon weiß.
Ich versuche immer wieder, nicht ständig gebetsmühlenartig zu rekapitulieren, dass es meinem Sohn ja so schlecht geht, er leidet oder einsam ist. Das ist er sicherlich öfter, aber wenn ich dauernd solche Gedanken habe, hilft es ihm gar nicht und mir schadet es. Ich verdränge dann diese Gedanken.Und vielleicht hat auch er gute Tage und findet sein Leben zeitweise nicht so miserabel....ich weiß es nicht und ich will nicht darüber nachdenken.

Schade, Marseille ist doch etwas weit, um nur mal einen Kaffee zu trinken und sich über nicht sehr angepasste und unglückliche/kranke Söhne zu unterhalten....leider.

Marion: Deine Situation ist natürlich noch bedrückender....da dein Sohn psychisch noch einiges instabiler zu sein scheint, als meiner. Wenigstens kann er professionelle Hilfe annehmen und ist erstmal gut untergebracht. Dass er Existenzängste hat, kann man ihm nicht verdenken....es ist ja allgemein eine schwierige Zeit und alles erscheint unsicher und wenig optimistisch.
Aber er muss zuerst an seine Gesundheit denken , alles andere wird sich sicher klären. Ich drücke Euch die Daumen, dass sich alles zum Guten entwickelt und ihr unbeschadet aus dieser Krise herauskommt.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Marion1952
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Wenigstens kann er professionelle Hilfe annehmen und ist erstmal gut untergebracht.

Vielen Dank für eure Nachrichten.
Auf meine Frage nach euren Klinikerfahren habe ich nichts erfahren.
Ich hoffe die waren nicht alle negativ, ein bisschen Hoffnung ist so wichtig.
Mein Sohn würde die Klinik am liebsten verlassen. Noch konnte ich etwas Einfluss auf ihn ausüben das nicht zu tun, habe aber immer betont es ist seine Entscheidung. Nach dem ersten Therapiegespräch hörte ich von ihm nur Negatives: viel zu seicht, ja ich verstehe sie Herr...., nichts konstruktives.


Neulich erzählte mir eine Krankenschwester, die mit depressiven Menschen zu tun hat, dass die Erkrankten
gerne irgendwelche Geschichten erzählen. Um bewusst etwas zu verschleiern oder fehlendes rationales Denken? Ich merke , dass ich gewisse Aussagen anzweifle, sage mir dann wieder, bei den engsten Angehörigen kann und sollte er doch offen sein, mir muss er nichts vormachen.

Marion
MySun
Beiträge: 538
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Marion1952 hat geschrieben:Auf meine Frage nach euren Klinikerfahren habe ich nichts erfahren.
Ich hoffe die waren nicht alle negativ, ein bisschen Hoffnung ist so wichtig.
Mein Sohn würde die Klinik am liebsten verlassen. Noch konnte ich etwas Einfluss auf ihn ausüben...
Nein, negative Erfahrungen hat mein Partner nicht erfahren müssen. Ein Klinikaufenthalt ist natürlich kein Vergnügen, aber dass sollte auch niemand erwarten.

Wenn dein Sohn meint, dass die Gespräche bisher zu seicht und nicht konstruktiv waren, dann sollte er es seinem Arzt sagen. Es wird wenig nützlich für ihn sein, wenn er nur mit dir über seine Unzufriedenheit spricht. Vielleicht könnte er dem Arzt sogar einen Hinweis geben, was ihn stört. Jedes Gespräch wird willkommen sein.
Marion1952 hat geschrieben:...dass die Erkrankten gerne irgendwelche Geschichten erzählen.
Das kann gut sein.
Marion1952 hat geschrieben:bei den engsten Angehörigen kann und sollte er doch offen sein, mir muss er nichts vormachen.
Das wünschen wir uns natürlich, aber kannst du in den Kopf deines Sohnes schauen? Kannst du wirklich wissen und herausfinden, was er jetzt möchte.?
Vielleicht ist er nicht bereit für die Therapie. Es kann natürlich auch so sein, dass der Therapeut, noch nicht den rechten "Zugang" zu deinem Sohn gefunden hat. Dein Sohn ist ja auch erst seit einer Woche in der Klink. Ich habe gehört und erfahren, dass die ersten zwei Wochen des Klinikaufenthaltes die schwierigsten wären, danach tritt bei den meisten Patienten eine gewisse Gewohnheit in den Klinikablauf ein.

LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
SorgenüberSorgen
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von SorgenüberSorgen »

Hallo Muschelsammlerin,
ich schreibe erst jetzt, weil ich leider die letzte Nachricht irgendwie übersehen hatte..

"Schade, Marseille ist doch etwas weit, um nur mal einen Kaffee zu trinken und sich über nicht sehr angepasste und unglückliche/kranke Söhne zu unterhalten....leider."

Ja leider, das ist sowieso ein Problem für mich. Einfach zu weit weg von Familie und ehemalige "richtige" Freunde.
Aber egal, zumindest gibt es dieses Forum.

Mein Sohn hat eine Stelle (seit fast zwei Wochen), erstmals nur zur Vertretung, könnte aber verlängert werden. Aber, es wäre ja auch zu schön, wenn es kein aber geben würde... Die Kollegen (3) sind eher "blöd", der Chef ebenso ! Ich warte eigentlich nur auf den nächsten Anruf und die Mitteilung, dass er kündigt.
Er könnte sich in der Zwischenzeit weiterhin woanders bewerben, es gab eine interessante Anzeige. Er zieht es aber vor, keinen Stress zu haben, lieber diesen Job machen, wenn auch unglücklich.

Wir haben uns am Sontag gesehen, netter Waldspaziergang. Die erste gute Stunde nur kurz angebunden, hängende Schultern, finsterer Blick... Dann kommt immer die Wende, er "blüht" auf. Das Gespräch wird angenehm. Aber auch nur, weil ich alles versuche, damit es so kommt. Es ist anstrengend und ich merke, dass ich immer weniger Lust dazu habe.

Die Geschichte mit der Psychologin ist immer noch präsent. Er hat eine unwahrscheinliche Wut auf sie und ist von uns enttäuscht, weil wir "ihn nicht beschützt haben". Wir hätten ihn "nicht verteidigt", sondern hätten dieser Frau vertraut, statt ihm.
Also versuche ich wieder zu erklären, warum man zu diesem Punkt gekommen ist, warum wir in einer Sackgasse gesteckt haben (und immer noch stecken).

Vor zwei Tagen wieder ein Anruf, wieder diese Vorwürfe (wir würden ihm nicht zuhören !) und da hatte ich keine Geduld mehr !! Ich glaube, die Worte sind da einfach so rausgesprudelt bei mir... Ich habe ihm wörtlich gesagt, dass ich die Schnauze voll habe, dass ich alles hören kann, aber nicht, dass ich ihm nicht zuhören würde. Dass ich seit über einem Jahr so gut wie alles nur noch um ihn drehen würde, dass alle Familienmitglieder einbezogen wären, dass ich über ihn mit egal wem sprechen würde, um Ratschläge zu bekommen etc.
Auch wenn es befreiend für mich war, habe ich anschliessend gleich wieder angefangen zu grübeln, ob ich da nicht zu weit gegangen bin. Aber ich glaube nicht. Das war nötig.

Mal sehen, wie es jetzt weiter geht.
Zumindest ist es für mich leichter mit einer gewissen "Wut" zu leben, als mit dieser ständigen tiefen Traurigkeit.
Liebe Muschelsammlerin, ich hoffe, dass es dir gut geht. Ich versuche mich ebenso wie du mit "schönen" Momenten abzulenken. Ich male ebenfalls. Leider habe ich keinen Garten, aber ich habe das Meer praktisch fast vor der Tür und Spaziergänge tun immer gut.

Was Antidepressiva angeht : ich war immer dagegen (wahrscheinlich zu viele schlechte Artikel gelesen), dachte immer, dass kann man alleine schaffen, keine Chemie etc. Aber ich muss jetzt zugeben, dass mir meine Dosis anscheinend wirklich hilft. Ohne Nebenwirkungen (ich nehme eine kleine Dosis 10mg Seroplex).
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

SüS: Ach, das ist alles schwierig.....ich denke aber, Du machst es richtig.Lass Dich nicht runterziehen und werf die Fernbedienung ins Meer (ich beneide Dich, denn auch ich liebe das Meer und das Mittelmeer besonders).
Wut habe ich auch schon so oft in mir gehabt, wenn mal wieder alles schief ging und mein Sohn natürlich absolut schuldlos war.....bei ihm sind es auch immer die anderen (blöder Chef, dumme Kollegen usw.) oder das Schicksal, das Pech oder gar der "Fluch" der angeblich auf ihm liegt....
Ich bin aber inzwischen nicht mehr gewillt, das zu glauben. Bisher habe ich diese innere Wut nicht so richtig rausgelassen, in letzter Zeit war ich zwar häufig sehr "sachlich" und habe wenig "Mitleid" gezeigt....immerhin.
Inzwischen sehen wir uns nicht mehr oft und wenn, reden wir fast nur Oberflächliches.Von mir aus - was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ich will sowieso garnichts mehr wissen.

Mir geht es momentan nicht gut, diesmal einfach so, ohne neue Hiobsbotschaften.
Meine Depression liebt den Herbst und noch mehr den Winter....ich kann diese winterliche Dunkelheit absolut nicht mehr vertragen.
Schön dass Dir das AD hilft, mir hilft es auch ....ein bisschen....
Bleib gesund und gelassen!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Marion1952
Beiträge: 10
Registriert: 28. Jul 2022, 16:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Zumindest ist es für mich leichter mit einer gewissen "Wut" zu leben, als mit dieser ständigen tiefen Traurigkeit.

Ich bin zur Zeit sehr verzweifelt!
Gestern hatte ich auch diese Gefühle Wut/tiefe Traurigkeit und Verzweiflung und ebenfalls das Gefühl, dass es mit einer gewissen Wut etwas einfacher durchzustehen ist.
Mein Sohn kam unverhofft bei uns vorbei (er durfte eine Nacht außerhalb der Klinik verbringen). Er stand in der Tür, drückte mich und sagte, dass er mich lieb hat: ich musste dir das noch einmal sagen, ich gehe jetzt wieder. Ein Abschied ??? Ich habe ihn davon abgehalten wieder zu gehen. Es folgten dann wieder die üblichen Gespräche über seine katastrophalen Sorgen, Existenzangst und vor allem die beschädigte Schulter, die nie wieder in Ordnung kommen wird. Er zeigte mir im Internet wie man aussehen wird wenn die Schulter nicht mehr funktionsfähig wird. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das nicht mehr hören will, er solle das ärztlich abklären lassen und dann wird man weiter sehen. Er saß mir gegenüber mit einem süffisanten Lächeln, starrte mich nur an und sagte Mama du wirst sehen, dass ich recht habe. Ich werde gar nichts mehr machen lassen, mich nur noch ins Bett legen und nichts mehr essen.
Mein Mann ist dann ausgerastet und sagte ihm, dass er gehen solle, er kann das nicht mehr ertragen. Mein Sohn ist dann zu seinem Vater gefahren. Ober er heute in die Klinik zurückgeht, ich weiß es nicht.

Es ist schon ein gewaltiger Spagat, zwischen der Fürsorge um den Sohn und das Verständnis bei meinem nicht zu überstrapazieren.
Sollte man auch einmal ausrasten und dem Sohn kräftig die Meinung sagen?
Eigentlich eine überflüssige Frage, ich habe das Gefühl, dass nichts mehr bei ihm ankommt.
Ich bin zur Zeit absolut ratlos.

Marion
MySun
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von MySun »

Marion1952 hat geschrieben:Sollte man auch einmal ausrasten und dem Sohn kräftig die Meinung sagen?
Eigentlich eine überflüssige Frage, ich habe das Gefühl, dass nichts mehr bei ihm ankommt.
Ich bin zur Zeit absolut ratlos.
Hallo Marion , du hast mein aufrichtiges Mitgefühl.
Ich bin mir sicher, dass einmal Ausrasten und Meinung sagen, nicht zu einer Veränderung führen wird, die Du Dir wünschst.
Ich würde versuchen den Arzt in der Klinik zu erreichen, und um ein Gespräch bitten.
Natürlich nur wenn auch dein Sohn mit diesem Gespräch einverstanden ist.

Ein aufklärendes Arztgespräch, in dieser oder in ähnlicher Situation, wäre mir sehr wichtig,
denn wir sind an der Erkrankung unserer Angehörigen immer auch mitbeteiligt.
Und oft können wir allein, den schwierigen Situationen, nur hilflos gegenüber stehen .
Darum sind aufklärende Gespräche und Beratungen für alle Beteiligten besonders wichtig und notwendig, dass sollte niemand vergessen.

Alles Gute und LG MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Marion1952
Beiträge: 10
Registriert: 28. Jul 2022, 16:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Marion1952 »

Vielen Dank My Sun!

Ich hatte mir bereits vorgenommen einen Gesprächstermin mit dem behandelnden Arzt in der Klinik zu erhalten, sofern mein Sohn gestern wieder in Klinik gegangen ist, was mir aktuell nicht bekannt ist.

Liebe Grüße
Marion
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Da bin ich wieder. Wieder ganz unten im Tal. Nichts hat sich geändert....außer vielleicht, dass ich meinen Sohn noch seltener sehe.
Ich schaffe das einfach emotional nicht mehr....seine reine Gegenwart macht mich teilweise krank, im wahrsten Sinne des Wortes.
Bei unserer letzten Begegnung hatte ich eine Art Panikattacke und mein Mann musste mich nach kurzer Zeit nach Hause fahren (wir wollten auf dem Weihnachtsmarkt einen "netten" Abend verbringen)....mir aber ging es von Minute zu Minute schlechter....Schwindel, Herzklopfen,Übelkeit.

Weihnachten habe ich auch ehr gelitten als genossen....innerlich. Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen.
Die Depression ist mal wieder ganz heftig da...es zeichnete sich schon Ende Oktober ab.
Meine Psychiaterin hat mir nun eine Einweisung zur Tagesklinik gegeben.Hab da auch bereits angerufen, aber auch dort dauert es 3 Monate, bis man einen Platz bekommt.
Nehme seit drei Wochen Sertralin mit sehr belastenden Nebenwirkungen.
Es ist aber wohl nicht allein die belastende Beziehung zu meinem Sohn, die mich so krank macht. In mir ist seit langem irgendetwas "kaputt"...so fühle ich mich wenigstens. Ich habe die Hoffnung, nochmal ganz von dieser Krankheit wegzukommen , schon fast aufgegeben...
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
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