Trotz und Entschlossenheit

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Wandervogel
Beiträge: 336
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Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

ich bin trotzig, wütend und entschlossen! :x

Ich habe jetzt seit 1 Jahr wieder mit meiner schweren Depression zu tun. Es gab auch mal neutrale Zeiten aber auch immer wieder richtig derbe Schübe mit Krankschreibungen.
Dann kommt noch meine GAS hinzu. :(

Meine Gesprächstherapie ist ausgelaufen und war auch nicht sehr ergiebig. Nun muss ich 2 Jahre warten bis ich eine neue Therapie beantragen kann. :(

Mein Arzt hat nichts besseres zu tun, als mich immer mal wieder krankzuschreiben, wenn es gar nicht mehr geht und Medikamente. :x

Nun habe ich mir noch mal einige Selbsthilfebücher gekauft. U.a. "Vor lauter Sorgen..." von Becker und Margraf. Da sind auch Online-Materialien drin.
Ich hatte schon das Buch "Ängste verstehen und überwinden" von Doris Wolf vor einiger Zeit gelesen, aber das hat mir gar nicht gefallen. Die Schreibe ist mir zu akademisch und hat mich überhaupt nicht zu den Übungen motiviert. Das neue Buch ist viel besser geschrieben und spricht mich total an. 8-)

Ich habe mich auch hier in einer Klinik meiner Stadt auf der Station für Psychosomatik und Psychotherapie angemeldet. In die Psychiatrie gehe ich nicht mehr. Die letzten beiden Male waren gruselig. :roll: :roll:

Nun habe ich 3 Wochen Urlaub und ich habe mir vorgenommen diese Zeit zu nutzen.

Ich stelle mir einfach vor, ich wäre schon in der Klinik. Ich erinnere mich noch an die Therapien.
Ergotherapie. Da werde ich mal wieder anfangen zu malen.

Bewegungstherpie. Mein Nordic-Walkin intensivieren, Wanderungen in der Umgebung machen, BPP-Gymnastik wieder aktivieren. 15 Min. Morgengymnastik nach dem Aufstehen. Vlt. bei schlechtem Wetter mal wieder ins Schwimmbad gehen.

Entspannungsverfahren Atemübungen und PME

Gut-tun und Aktivitäten In eine Ausstellung gehen, ein gutes Buch lesen, Rätseln, Skat lernen von Menne.

Und zu guter letzt natürlich, die Übungen aus dem Buch machen und mich intensiv um meine GAS kümmern.

Wenn das alles nicht wesentlich besser wird in den 3 Wochen, dann werde ich in die Klinik gehen.
Ich habe mich für nach dem Urlaub angemeldet. 8-)

Ich packe den Stier jetzt bei den Hörnern. :evil: Versuche mich selbst aus dem Sumpf zu ziehen. :?
Wenn ich keine Hilfe bekomme, werde ich mir eben selbst helfen müssen. :x

Ist eigentlich eine Stärke von mir. Musste mir schon als Kind in den schlimmsten Situationen selbst helfen. :x :P

Ich hoffe ich schaffe das und halte vor allen Dingen durch. :roll:

Liebe Grüße
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von mime »

Hallo Wandervogel,

manchmal können auch (positive) Energien durch solche Empfindungen, wie du sie in deiner Überschrift beschreibst, freigesetzt werden.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Kanalisieren deiner Wut in Dinge, die dir gut tun und der Erkrankung zumindest zeitweise ein Schnippchen zu schlagen und hoffe, dass es dir auch wieder besser geht im Laufe der Zeit. Eine Freundin von mir hat auch mit Angststörung zu tun, insofern kann ich mir ein bisschen vorstellen, wie einschränkend eine generalisierte Angststörung (=GAS, nehme ich an?) sein kann.

Dass du ggf. in eine Klinik gehen möchtest, klingt gut. Genau, manchmal müssen wir uns darauf besinnen, was wir schon geschafft haben bisher, um wieder neuen Mut zu schöpfen, weitere Schritte, die in Richtung Gesundung/Verbesserung der Lebensqualität zu gehen.

Alles Gute dir.
VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Strohi
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Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Strohi »

Hey Wandervogel,

Dein Programm für den Urlaub klingt ja toll.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es klappt und Du es machen und umsetzen kannst!

Berichte uns einfach davon, vielleicht sogar in Form eines Tagebuchs (könnte vielleicht für Dich ein Ansporn sein, es anzupacken und durchzuhalten).

Liebe Grüsse und alles Gute
Strohi
Lavendel64
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Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Wandervogel,

ich habe in der Klinikzeit weitaus mehr gelernt, als in den Jahren ambulanter Therapie vorher. Die Zeit ist vielseitiger und intensiver. Daher : wenn Du die Chance hast, nutze sie.

Eigentlich wollte ich dir aber nur schreiben, dass das mit der Wartezeit zwar grundsätzlich richtig ist, es aber eine Möglichkeit gibt, weiterzumachen. Ein bestimmte Anzahl Termine (1 -2 pro Quartal) sind ohne weiteres möglich; ich weiß da leider nichts Genaues, vielleicht kann da jemand von den Mitlesern weiterhelfen.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Wandervogel
Beiträge: 336
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Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Ihr Lieben,

erst mal herzlichen Dank für Eure Rückmeldungen und Euer interesse.
Natürlich auch für den einen oder anderen Hinweis, den ich mal überdenken werde.

Ein Forum-Tagebuch klingt erst mal positiv. Ich weiß aber nicht ob das hier nicht vielleicht das Forum "sprengen" würde.

Liebe Grüße
Wandervogel
Beiträge: 336
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Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

Ich gebe dann doch mal einen kleinen Rapport ab.

Mal schauen wie so das Interesse und die Resonanz sind.

Also 1 Woche ist rum.

Morgens: 15 Minuten Frühsport, 15 Minuten Atemübung, kalt duschen.
Bringt mich gut von dunklen Gedanken weg.

Entspannung: 1 - 2 x tgl. PME mit Entspannungsprotokoll (Vorlage im o.g. Buch)
Ich bin tatsächlich erheblich ruhiger geworden. Merke auch über Tag immer wieder
wenn ich angspannt bin (Fäuste ballen z.B.) dann entspanne ich ganz bewußt.

Bewegung: Mehrere große Wanderungen unternommen. Bewegung tut mir gut. Kommt auch in
der Seele was in Bewegung.

Gut-tun und Aktivitäten: Tagesausflug nach Plön, ein schönes Buch angefangen zu lesen,
Kreuzworträtsel lösen.

Neues gelernt: Von Menne umgang mit Bildbearbeitungsprogramm gelernt.

Im Buch erarbeitet: Arbeitsblatt 1 = Sorgenthemen bewerten
Arbeitsblatt 2 = Symptome der Angst
Arbeitsblatt 3 = Vermeidung und Rückzug


Fazit: Mir geht es erheblich besser. Ich wache zwar immer noch früh auf, aber
nicht mehr mit Panik.

Das gute Wetter tat mir auch sehr gut und hat vieles leichter gemacht.
Nach verregneten Juli/August habe ich die Wärme und das Sonnenlicht
aufgesogen wie ein trockener Schwamm.

Das Bewußtmachen meiner Sorgenthemen, die Bewertung, mein
Verhalten dazu und welche Symptome meine Angst mit sich bringt, war
gut. Es aufzuschreiben, nicht nur im Kopf behandeln. Bringt einen
gewissen Abstand dazu und kann im inneren reifen.

Ich glaube ich bin auf einen guten Weg. Ich bin hoffnungsvoll. Mal sehen wohin mich das Buch noch bringt.

Die Klinik hat sich gemeldet. Werde in der 40. KW aufgenommen. Weiß aber nicht, ob ich da noch hin will. Ich habe mir eine gute Tagesroutine erarbeitet. Die würde ja wieder abreißen und mir würde eine Routine aufgedrück werden durch den Klinikalltag. Außerdem geht es mir ja schon viel besser. Vielleicht kann ich ja eine privaten Langtermin bei meinem Doc machen, wenn ich Fragen habe oder irgendwie stecken bleibe - oder bei meiner Thera. Muss ich halt mal in den sauren Apfel beissen.

So. Ein bisschen Tagebucheintrag.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute,

krame das Thema noch mal wieder nach oben :lol:

Die Resonanz war ja eher durchwachsen, was ich sehr schade finde. :)

Ist ja jetzt schon eine Weile wieder ins Land gezogen. Und ich berichte mal den Stand der Dinge.
Vielleicht interessiert's ja jemanden. ;) 8-)

In die Klinik bin ich nicht gegangen. Wollte es doch noch mal ambulant und selbst versuchen. Dachte mir: "Bin ja ein großes Mädchen...krieg ich schon hin." ;) 8-)
Allerdings hängt die Einweisung noch an der Pinwand. :) Man weiß ja nie :!: :?:

Ich habe jetzt viele Übungen aus dem besagten Buch gemacht.

Die PMR hilft echt. :o Hätte ich nicht gedacht.
Ich mache sie täglich. Habe ich fest in den Tag eingeplant.

Ich habe jeden Morgen meine Atemübung (mind. 15 Min.), kalt geduscht (puh...hat Überwindung gekostet :lol: ) und 15 Min. Powergymnastik.
Hat gegen die Angstzustände echt nach einer Weile Wunder bewirkt. 8-)

Ich habe konsequent ein Sorgentagebuch geführt. Am Anfang dachte ich, dass die Sorgen noch mehr werden...neue dazu kommen...ich von Hölzchen zum Stöckchen komme. :) Dann habe ich gelesen, dass das am Anfang normal ist. :roll: Und es wurde dann langsam besser.

Nun schreibe ich schreibe ich meine Sorgengeschichten. Und da merke ich beim Schreiben, dass ich mich quasi leer schreibe und die Dinge auf einmal kleiner werden als sie sind. :oops:

Nun ja, dass Buch scheint mir ein echter Glücksgriff für mich gewesen zu sein.

Falls es jemanden interessiert, hier noch mal die Daten:

"Vor lauter Sorgen..." von Becker und Margraf
Beltz-Verlag
ISBN: 9783621284028

Ich wache jetzt morgens nicht mehr auf, mit dem Gefühl gleich eine Herzinfarkt zu erleiden und der große schwarze Vogel am Bettende bleibt auch da wo er ist. :lol: 8-)

So, nun mache ich mich wieder ans "Sorgengeschichten" schreiben und dann gehts auf vor den Fernseher zur Gymnastik (You-Tube). Sport hilft auch.

Leider nicht gegen meine Heißhungerattaken auf Süßes. :roll: . Nun ja ist eine andere Baustelle. ;)

Ich hoffe es bleibt so, oder wird sogar noch besser.

Liebe Grüße :hello:
DieNeue
Beiträge: 5383
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von DieNeue »

Hallo Wandervogel,

das hört sich super an! Echt gut, wie du das durchziehst und dass es dir hilft.

Liebe Grüße,
DieNeue
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Neue,

danke für Dein Posting.

Ich dachte ja, dass ich den einen oder anderen für den Weg begeistern könnte und zum Mitmachen kriegen würde.

Dem ist nicht so...schade eigentlich...aber so ist´s halt.

Liebe Grüße
marcopol

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von marcopol »

Hallo Wandervogel,

beim Stöbern in diesem Forum komme ich auf Deine Zeilen. Erlaube mir bitte, dass ich spontan reagiere: Ich habe subjektiv überhaupt nicht den Eindruck es mit einem depressiven Menschen zu tun zu haben.
Das heißt nicht, dass Du es nicht wärest.
Aber Deine Zeilen "klingen" so aktiv, aufmunternd, lebendig. Recht sportlich zumal.

Ich finde es gut, hier ab und zu auch mal Literatur auszutauschen.
Vor "Doris Wolf" würde ich eher warnen wollen. Ich habe mir mal ein Buch von ihr gekauft und habe schnell gemerkt, dass ihre Art eher auf das Absahnen zielgerichtet ist.
Das meint, dass sie einen (immer größer werdenden) "Markt" von Ratgebern in Buchform abzielt und doch eher vordergründig geschrieben ist, sodass es sich gut verkauft. Warum manche Leute meinen das nötig zu haben, obwohl sie mit ihren Praxen, Patient:innen und evtl. Vortragsreihen doch schon ein gutes Einkommen haben, hat sich mir nie ganz erschlossen.

Für mich persönlich ist es da interessanter ein Fachbuch zu lesen und zu erforschen, z.b. was im Gehirn so alles passiert, was Psychoanalyse und Traumatologie ist, Handbuch der Psychiatrie (schon benannt) - oder eben Gedichte und Erzählungen, z.b. vom Psychoanalyse - Verehrer Hermann Hesse. Auch gut: Biographien!

Doch jedem(r) das Seine/Ihre.

Liebe Grüße
marcopol
Zwilling2
Beiträge: 26
Registriert: 7. Sep 2021, 12:52

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Zwilling2 »

@marcopol
Kann das sein,dass du in den ganzen Büchern den Begriff Empathie nicht
verstanden hast?
(natürlich nur mein persönliche spontane eindruck)

Zwilling
Max_
Beiträge: 583
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Max_ »

Hallo Wandervogel,

danke für dein Update! Das klingt gut, du kommst voran und ziehst dich offensichtlich am eigenen Schopf aus dem Sumpf.

Ich ticke da irgendwie ähnlich, probiere auch ganz viel selbst, um die Erkrankung immer wieder zu überwinden. Meine Morgenroutine ähnelt deiner sehr, und sich überwinden, Wandern zu gehen, ist sowieso das Beste. Danach fühle ich mich immer besser, zufriedener... man hat was erlebt.

Zur Entspannung fange ich geradewieder mit AT an, das hat mir früher schon sehr geholfen. Und einfache Atemübungen zwischendurch mit Breath Ball, kennst du die App?

Schönes Wochenende (Wanderung?),
Max
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Wandervogel »

Hallo Max, :hello:

Danke für Dein Posting. :)


Also, ich leide an einer schweren rezidivierenden Depression. Was aber nicht heißt, dass es auch mal gute Phasen gibt. ;)

Ich habe hier auch einige Threads geschrieben, als es mir nicht so gut ging.

Nun ja, ich versuche mich immer mal wieder am eigenen Schopf herauszuziehen. Bin so erzogen.
Mein Vater sagte immer: "Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott." Nun zum Teil, aber wirklich nur zum Teil, hatte er recht.
Es gibt aber auch Phasen, wo ich wirklich Hilfe von außen brauche. Dann hole ich sie mir auch.
Ansonsten sehe ich das auch als meine Stärke an. Musste ich aber auch erst lernen zu kapieren in der Therapie.

Ja, der Nickname ist bei mir Programm. Immer wenn das Wetter es zulässt gehen Menne und ich wandern.

Liebe Grüße
Max_
Beiträge: 583
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Trotz und Entschlossenheit

Beitrag von Max_ »

Ja, es gibt Situationen, da ist man einfach auf umfassende Hilfe von Außen angewiesen, und Selbsthilfe ist nicht mehr möglich. Bei mir war das im Frühjahr so, nach einem langen Corona-Winter in Isolation. Seitdem geht es aber wieder bergauf und ich konnte einiges Positives etablieren, natürlich auch mit schwierigen Phasen. Unterstützt werde ich wöchentlich von einer VTin, die richtig gut ist und mir eine große Hilfe ist.
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