Multiple Sklerose und Depression/PTBS

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Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Multiple Sklerose und Depression/PTBS

Beitrag von Strohi »

Hallo Roderick Usher,

Ich kann verstehen, dass Dich dies alles äusserst schwer belastet, mitnimmt, "aus der Bahn wirft", den Boden unter den Füßen wegzieht ... - nur, versuche, so gut es geht, Dir klar und bewusst zu machen, dass Du nicht diese Krankheiten bist, sie Dein Leben zwar verändern (werden), aber sie nicht Dein Leben sind. Soll heissen, es gibt neben den Krankheiten noch anderes für Dich (wenn Du es - mit der Zeit, also nicht jetzt sofort gleich, sondern mit einiger zeitlichen Distanz zur Diagnose, dann, wenn sich der Schrecken und die Gefühle deswegen "gelegt" hat - zulässt und akzeptierst.

Dieses Andere wird natürlich von den Krankheiten beeinflusst, weil Dﹰu z.B. auf Deine Müdigkeit (die oft kommt, so, als habe Dir jemand "den Stecker gezogen", also die Energie geklaut) Rücksicht nehmen musst, aber wenn Du dies mit einplanst, kannst Du noch immer Dein Leben leben.

Ich selbst habe eine mittelgradige bis schwere Depression und eine Persönlichkeitsstörung ("ängstlich-vermeidend, selbstunsicher") und eine Akzentuierung ("Zwang und Kontrollzwang"); bei meiner Fﹰrau wurde vor Jahren MS diagnostiziert (auch keine Lähmungserscheinungen, aber Probleme mit dem Spüren vor allem in einem Bein, leichte kognitive Schwierigkeiten).

Beide "kämpfen" wir mit der Müdigkeit und der schnellen Erschöpfung ("Fatigue"), wobei meine Frau nach einem zusätzlichen Schlaf von im Schnitt ungefähr einer Stunde wieder fitter ist als ich, ich brauche einen zusätzlichen Schlaf von im Schnitt ungefähr zweieinhalb Stunden.

Wie sollst Du mit den Diagnosen umgehen? Versuche, es zu akzeptieren, dass das Leben anders weiter geht. Zunächst einmal lass' es sacken, nimm' Dir die Zeit, die Du dafür brauchst. Meiner Frau wurde damals in der Klinik vom Arzt gesagt, dass bei aller Unsicherheit bei einer Prognose über den weiteren Verlauf der Krankheit (weil sie so unterschiedlich sind wird sie auch "die Krankheit der tausend Gesichter genannt") die Statistiken doch zeigen würden, dass mit einem eher milderen Verlauf dann zu rechnen sei, wenn die Krankheit erst ab ungefähr 40 Jahren auftritt.

Bist Du wegen der psychischischen Krankheiten in ärztlicher und therapeutischer Behandlung? Bist Du wegen der MS bei einem Neurologen, der sich damit auskennt (!), in Behandlung?

Ich schreibe Dir später nochmal.

Liebe Grüsse und beste Wünsche, Strohi
Sunshine5678
Beiträge: 985
Registriert: 19. Nov 2019, 20:06

Re: Multiple Sklerose und Depression/PTBS

Beitrag von Sunshine5678 »

Hallo,

Ich habe kein MS aber lange in einer Pharmafirma gearbeitet die sich auf MS spezialisiert hat und es gibt gute Medikamente, die dich bei der MS unterstützen und helfen können.
Vielleicht hilft dir dieser Gedanke.
LG Claudia
:hello:
Novvi
Beiträge: 55
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Multiple Sklerose und Depression/PTBS

Beitrag von Novvi »

Guten tag,
Mein mann hat ms, ich derzeit leichte depression und eine halbseiten làhmung. Er ist schnell erschòpft und macht alles deutlich langsamer, bei mir ist das nur in aktuten phasen so. Er hat probleme mit gleichgewicht und langes laufen (ich hauptsàchlich mit gleichgewicht und meiner hand). Vor etwa mehereren jahren hat er sich, auf ein damals neues ms medikament einstellen lassen, was anfangs in den ersten 4 wochen nebenwirkungen hatte(wurden auch vorrausgesagt). Danach keine nebenwirkungen mehr und er hatte seitdem keine großen schùbe.

Es ist sicherlich hart,neben einer bekannten diagnose noch eine weitere zu bekommen und dann auch noch eine die man aus der familie kennt. Ms ist ja die krankheit der tausend gesichter. Es muss also nicht so sein, dass du die selben symtome wie dein vater bekommst und es gibt neue medis. Gibt es reha mòglichkeiten bei doppeldiagnosen?
Ich wùnsche dir viel kraft und einen guten neurologen.
Liebe grùße,
Novvi
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Multiple Sklerose und Depression/PTBS

Beitrag von Strohi »

Hallo,

wenn ich das richtig einschätze und überblicke, läuft es darauf hinaus, dass Du Medikamente bekommen wirst (entweder in Form von Tabletten oder Spritzen), mit dem Dein Immunsystem herunter reguliert wird. Denn nach allem, was die Wissenschaft bisher weiss, ist ja das Immunsystem der "Übeltäter" bei dieser Autoimmunerkrankung.

Meine Frau war sich mit dem Krankenhausarzt, dem Hausarzt und dem Facharzt zunächst einig, keine das Immunsystem herunter fahrenden Medikamente zu nehmen, weil die Symptome, wegen derer sie vom Hausarzt in die Klinik eingewiesen wurde (und wo dann die Diagnose nach den entsprechenden Untersuchungen gestellt wurde), ja auch einmalig sein können. Dann folgten jedoch innerhalb von drei, vier Monaten zwei Schübe, wodurch die Ärzte zur Medikamentenbehandlungen rieten und meine Frau diesen Rat annahm; seitdem spritzt sie sich alle zwei Tage eine Dosis Betaferon selbst. Bisher hatte sie keine weiteren Schübe (allerdings hatten wir die Krankheit damals noch nicht vollumfänglich verstanden - wir sind davon ausgegangen, dass sich weitere Einschränkungen/Behinderungen nur durch Schübe ergeben; durch eine Fortbildung bei der Selbsthilfe-Organisation (bundesweit: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft DMSG, in Baden-Württemberg: AMSEL - Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V.) bekamen wir dann mit, dass sich - vorübergehende oder dauerhafte - Verschlechterungen auch ohne weitere Schübe ergeben können).

Ich hoffe, lieber Roderick Usher, dass Du einen Termin bei einem auf MS spezialisierten Neurologen hast - das ist bei dieser speziellen Krankheit mit ihren sehr spezifischen Auswirkungen unbedingt nötig und erforderlich.

Da Du nun seit Januar 2020 arbeitsunfähig krank bist, stellt sich - weil ja der Anspruch auf Krankengeld in absehbarer Zeit enden dürfte - auch die Frage, wie es weiter geht (dazu hattest Du ja auch schon in einem anderen Thread geschrieben). Meine damalige Info, dass Du einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt haben musst, bevor Du Arbeitslosengeld (bitte unbedingt beachten: Antrag auf ALG1 nicht (!!) wegen Arbeitslosigkeit, sondern nur (!!) weil beim Ende des KG-Anspruchs über Deine Erwerbsfähigkeit noch nicht entschieden wurde) beantragen kannst, war leider falsch; richtig ist, dass Du den ALG-Antrag auch stellen kannst ohne dass bereits ein Rentenantrag gestellt wurde.
Bitte frage, wenn Du dazu (oder zu Anderem) Fragen hast.

Alles Liebe und Gute für Dich, Strohi
avelarte
Beiträge: 290
Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Multiple Sklerose und Depression/PTBS

Beitrag von avelarte »

Hallo Roderick Usher,

ich habe eine rezidivierende Depression und eine (zum Glück noch leichte) MS. Bis jetzt hatte ich einen Schub 2017, der sich in Form von Sehstörungen am linken Auge äußerte. Dass es ein MS-Schub war, weiß ich aber erst seit 2019.

Kleine Einschränkungen habe ich schon seit ca. 10 Jahren, weiß aber jetzt erst, dass sie auf die MS zurückzuführen sind. So habe ich beispielsweise beim Fahrradfahren Probleme, die Balance zu halten, und beim Klavierspielen sind die Finger nicht mehr ganz so beweglich. Außerdem hat die Kraft im Arm nachgelassen, so dass ich beim Volleyball, was ich früher sehr gern gespielt habe, den Ball bei der Angabe nicht mehr übers Netz bekomme. Ich fühle mich insgesamt durch die MS aber nicht eingeschränkt und brauche auch noch keine speziellen Medikamente.

Der Arzt in der neurologischen Klinik, in der 2019 die Diagnose gestellt wurde, meinte aber, ich brauche keine großen Ängste zu haben, im Rollstuhl zu landen, weil die MS, wenn sie im späteren Lebensalter auftritt (ich bin "Baujahr" 1956), meist wesentlich milder verläuft als eine MS mit Beginn im jüngeren Alter.

Wenn Du spezielle Fragen hast, kannst Du Dich gern an mich wenden.

VG
avelarte
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Ein Optimist denkt genauso einseitig wie ein Pessimist, nur lebt er froher. (A. Lassen)
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