Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

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freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von freebird »

Guten Tag Dr. Niedermeier,
Hallo an alle Forumaner,

vor einiger Zeit habe ich mal wegen meiner Depressionen in einer Klinik eine Therapie mit Schlafentzug gemacht.

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich bin um 3.00 Uhr morgens aufgewacht. Ich glaube in der Klinik wurde ich um 2.30 Uhr geweckt.
Ich hatte die Idee aus der Not eine Tugend zu machen und das einfach mal als eine Art Schlafentzug zu sehen. Ich habe mich das aber nicht getraut und bin dann um 4.30 Uhr wieder ins Bett und habe bis zum Weckerrasseln noch ein wenig geschlafen. Naja, ich bin ziemlich erschlagen aufgewacht und irgendwie war der Tag auch recht mühsam.

Ich erinnere mich, dass ich während des Schlafentzuges in der Klinik am Tag dann richtig vor Energie sprudelte.

Wäre das eigentlich o.k. gewesen, wenn ich meine unfreiwillige schlaflose Nacht zu einem Schlafentzug umgewandelt hätte?
Ich habe mal gelesen, dass man so etwas nicht ohne ärztliche Aufsicht/Betreuung (Klinik) machen sollte.

Ich würde mich über Eure Erfahrungen freuen und auch wenn Sie, Herr Dr. Niedermeier, was aus ärztlicher Sicht dazu sagen würden.
Ich möchte nichts tun, was am Ende mehr schadet als nützt.

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Highlander
Beiträge: 58
Registriert: 27. Jan 2005, 14:19

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Highlander »

Hallo Corinna,

Da ich von diesem Thema auch betroffen war/bin ist das posting etwas laenger geworden.
Ich war letztes Jahr auch 2 Monate in einer Psychiatrischen Klinik und habe dort auch einige Schlafentzuege gemacht und kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wenn es mit dem SE bei Dir in der Klinik geklappt hat und Du somit nicht zu den Depressiven gehoerst, bei denen der SE nicht den gewuenschten Erfolg bringt, wuerde ich an deiner Stelle keinen Grund sehen es daheim nicht auch mal zu probieren

Mir hat die Art, dass man um ca. 2.00 h geweckt wird und dann "durchmacht" sehr zugesagt. Es wurde auch versucht mich von 2.00 h bis 6.00 h zu lassen und den Rest wachzubleiben- hab's zwar durchgezogen wozu meiner Meinung auch eine Portion Selbstdisziplin gehoert, war aber nicht so toll. Bestimmt empfindet das aber auch nicht jeder gleich.

Private Schlafentzuege natuerlich nicht die nach einer durchfeierten Nacht) hab ich auch schon hinter mir und gute Erfahrungen damit gemacht.
Sogar ein totaler Schlafentzug nach dem ich am naechsten Tag erst recht an die FH gegangen bin war o.k. (sah' wahrscheinlich zwar ziemlich fertig aus, aber ich sagte meinen Bekannten ich haette schlecht geschlafen- war o.k.)

Darueber habe ich mich schon waehrend meiner Klinikzeit erkundigt und mittlerweile von mehreren Psychiatern gehoert, dass es nicht schaden kann und im Gegenteil sogar oft hilft wenn man grade psychisch wackelig ist, sofern Du auch schon gute Erfahrungen mit SE gemacht hast.
Mich hat ein SE nie getriggert, (schlechter draufgebracht als es vorher war).
Wie gesagt, da dies auch viele andere Depressive lesen werden muss ich hinzufuegen, dass ich Depressive erlebt habe, denen ein SE nicht gut tat- es ist bestimmt von Vorteil einen SE in einer Klinik schon mal ausprobiert zu haben, bevor man's auf eigen Faust ausprobiert.

Hier meine persoenlichen Schlafentzugstipps:

* Meiner Meinung nach ist es am praktikabelsten bis 2.00 - 3.00 h zu schlafen und dann wach zu bleiben. Man kann aber auch versuchen von 3.00 h - 7.00 h zu schlafen und dann wachbleiben- probieren geht auch hier wie so oft ueber studieren.
* "the day after" keine Minute schlafen- sonst war alles umsonst und nicht vor ~ 21.oo h in's Bett gehen um dann wenn moeglich nur 8-9 Stunden zu schlafen.
* was interessantes machen, lesen, video, MUSIK, gruenen Tee
* sich das Ganze so schoen wie moeglich gestalten, Duftkerzen etc.
* warum nicht nachts um 4.00 h noch 'nen Spaziergang an der frischen Luft machen.

Bei mir hat's die ersten paar mal daheim nach der Klinik auch nicht geklappt. 'Is schon besser wenn man jemanden zum snaken hat... .
Es funktioniert aber und das euphorische Gefuehl das "der Tritt in den Hintern vom Organismus" verursacht ist die Muehe alle mal wert.
Wuensch' Dir viel Erfolg, Kraft, Durchhaltevermoegen und gutes Gelingen beim naechsten mal.

Bin zwar noch 'ne Weile im Netz wuensche aber trotzdem schon mal ein schoenes Wochenende

Viele Gruesse
Pierre (ehem. nick german)
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Es hat vor einigen Jahren mal kritische Anmerkungen zum unbeaufsichtigeten Schlafentzug gegeben (war ein sehr kritischer Artikel im Spiegel)..aber ich finde es nicht schwierig, wenn man eh nicht schlafen kann, dann aufzustehen und etwas zu machen was einem in dieser Situation gut tut..
herzliche Grüsse
Dr. Niedermeier
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Captain Kirk »

Wie kommt das zustande, dass Schlafentzug hilfreich sein kann? Wirkt sich das
Nichtschlafen auf den Gehirnstoffwechsel aus? Wird während des Schlafens Serotonin "verbraucht" oder ist das ganze eher eine psychologische Methode?

Gruß
c.
Alina1
Beiträge: 418
Registriert: 29. Mär 2004, 14:08

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Alina1 »

Ich leide unter extremen Schlafstörungen,die mich schon fast zu unüberlegten Taten getrieben hätten!!!Das ist natürlich etwas anderes als ein freiwilliger,begrenzter Schlafentzug.Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen,dass es mich in den Wahnsinn treibt.Ich kann nicht mehr arbeiten und habe in diesen schlaflosen Phasen zu absolut nichts Lust.Leider sehe ich auch keinerlei positive Auswirkungen auf meine Depression.

LG,
Antje
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Captain Kirk »

Frage: <Wie kommt das zustande, dass Schlafentzug hilfreich sein kann? Wirkt sich das
Nichtschlafen auf den Gehirnstoffwechsel aus? Wird während des Schlafens Serotonin "verbraucht" oder ist das ganze eher eine psychologische Methode?>

Antwort:
Im Rahmen der Schlafforschung stellte man fest, dass die Zeit vom Einschlafen bis zur Rapid-Eye-Movement-Phase (REM-Phase, Tiefschlaf mit schnellen Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern) bei Depressiven kürzer als bei Gesunden ist. Diese Phasen treten zudem häufiger auf als beim Gesunden. Man vermutet, dass während der REM-Phasen vermehrt Serotonin und andere Botenstoffe verbraucht werden. Das führt dazu, dass die Betroffenen zu früh aufwachen und zu diesem Zeitpunkt ihr größtes Tief haben. Durch den Schlafentzug werden die REM-Phasen reduziert.
Eine durchwachte Nacht kann bei depressiven Patienten zu einer deutlichen Besserung der depressiven Verstimmung führen. Es wurde festgestellt, dass der Schlaf am Nachmittag und in der ersten Nachthälfte - im Gegensatz zu Schlaf am Morgen und in der zweiten Nachthälfte - die Depression nicht verstärkt.
Beim kompletten Schlafentzug wird der Patient die ganze Nacht wachgehalten, beim partiellen Schlafentzug wird er um ein oder zwei Uhr morgens geweckt. Die Behandlung kann nach ca. einer Woche wiederholt werden und hat keine Nebenwirkungen.
Schon ein kurzer Schlaf während des Schlafentzugs bzw. am Morgen danach hebt jedoch die Wirkung des ganzen Schlafentzugs auf. Die Betroffenen sollten daher komplett angezogen bleiben und sich nicht im Schlafzimmer aufhalten. Ruhepausen auf dem Bett sind ebenfalls nicht erlaubt.


aha. interessant.
gruß
c.
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Xenia »

Lieber Herr Dr. Niedermeier,

ich erinnere mich noch sehr gut an den Artikel und fand ihn eigentlich ziemlich doof, weil einseitig und diffamierend...

Aufzustehen und etwas zu tun ist m.E. auch sehr wichtig. Denn wenn man im Bett liegen bleibt, fördert man eh nur depressive Gedanken und Gefühle... Ist aber schon sehr schwer.

Grüße

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von freebird »

Hallo Forumaner
Sehr geehrter Herr Dr. Niedermeier,

Also den Artikel im Stern - oder war es Spiegel? - kenne ich nicht. Ich glaube es war mal ein Fernsehbericht, wenn ich mich recht entsinne auf N3.

@Dr. Niedermeyer:
Danke erst mal für die kurze Rückmeldung. Ich werde es halt einfach mal ausprobieren. Anstatt mich im Bett hin und her zu wälzen und abzuwarten, dass sich der Schlaf einstellt, mache ich einfach mal aus der Not ne Tugend.

@alle Forumaner:
Danke für die Mitteilung Eurer Erfahrungen. Dann probier ich es einfach mal.

Viele Grüße
Corinna
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Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Corinna,

der Schlafentzug hat insofern einen stimmungsaufhellenden Effekt, da dadurch das "Morgengrauen" nicht auftritt. Bei den meisten ist es ja so, dass die Depression morgens am schlimmsten ist.

Leider tritt dadurch nur kurzfristige Besserung auf. Aber immerhin etwas - eine kleine Pause - und Hoffnung auf Besserung schöpfen

Viele Grüße
Edeltraud
dorisbrenn
Beiträge: 3
Registriert: 25. Okt 2004, 10:28

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von dorisbrenn »

Hallo Corinna,
ich bin brandneu hier, habe jedoch schon oft
Schlafentzug gemacht.Ich fühle mich am Tag
darauf wie neu gebohren.Bei jeder Form bleibe ich ununterbrochen sowohl während der
Nacht,als auch am Folgetag wach.Ein kurzes
Einnicken gefährdet den Erfolg.Auch nachzulesen in www.dr-Mueck.de Depression Schlafenzug.Ich habe jedenfalls gute Erfolge,dies hält aber meist nur ein Tag an.
Ich werde noch mehr Info bringen.
Grüsse Heinz
corinna schrieb:
> Guten Tag Dr. Niedermeier,
> Hallo an alle Forumaner,
>
> vor einiger Zeit habe ich mal wegen meiner Depressionen in einer Klinik eine Therapie mit Schlafentzug gemacht.
>
> Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich bin um 3.00 Uhr morgens aufgewacht. Ich glaube in der Klinik wurde ich um 2.30 Uhr geweckt.
> Ich hatte die Idee aus der Not eine Tugend zu machen und das einfach mal als eine Art Schlafentzug zu sehen. Ich habe mich das aber nicht getraut und bin dann um 4.30 Uhr wieder ins Bett und habe bis zum Weckerrasseln noch ein wenig geschlafen. Naja, ich bin ziemlich erschlagen aufgewacht und irgendwie war der Tag auch recht mühsam.
>
> Ich erinnere mich, dass ich während des Schlafentzuges in der Klinik am Tag dann richtig vor Energie sprudelte.
>
> Wäre das eigentlich o.k. gewesen, wenn ich meine unfreiwillige schlaflose Nacht zu einem Schlafentzug umgewandelt hätte?
> Ich habe mal gelesen, dass man so etwas nicht ohne ärztliche Aufsicht/Betreuung (Klinik) machen sollte.
>
> Ich würde mich über Eure Erfahrungen freuen und auch wenn Sie, Herr Dr. Niedermeier, was aus ärztlicher Sicht dazu sagen würden.
> Ich möchte nichts tun, was am Ende mehr schadet als nützt.
>
> Liebe Grüße
> Corinna
dorisbrenn
Beiträge: 3
Registriert: 25. Okt 2004, 10:28

Re: Schlafentzug -> Frage an den Doc und an andere mit Erfahrungen

Beitrag von dorisbrenn »

Hallo Corinna,
ich bin brandneu hier, habe jedoch schon oft
Schlafentzug gemacht.Ich fühle mich am Tag
darauf wie neu gebohren.Bei jeder Form bleibe ich ununterbrochen sowohl während der
Nacht,als auch am Folgetag wach.Ein kurzes
Einnicken gefährdet den Erfolg.Auch nachzulesen in www.dr-Mueck.de Depression Schlafenzug.Ich habe jedenfalls gute Erfolge,dies hält aber meist nur ein Tag an.
Ich werde noch mehr Info bringen.
Grüsse Heinz
corinna schrieb:
> Guten Tag Dr. Niedermeier,
> Hallo an alle Forumaner,
>
> vor einiger Zeit habe ich mal wegen meiner Depressionen in einer Klinik eine Therapie mit Schlafentzug gemacht.
>
> Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich bin um 3.00 Uhr morgens aufgewacht. Ich glaube in der Klinik wurde ich um 2.30 Uhr geweckt.
> Ich hatte die Idee aus der Not eine Tugend zu machen und das einfach mal als eine Art Schlafentzug zu sehen. Ich habe mich das aber nicht getraut und bin dann um 4.30 Uhr wieder ins Bett und habe bis zum Weckerrasseln noch ein wenig geschlafen. Naja, ich bin ziemlich erschlagen aufgewacht und irgendwie war der Tag auch recht mühsam.
>
> Ich erinnere mich, dass ich während des Schlafentzuges in der Klinik am Tag dann richtig vor Energie sprudelte.
>
> Wäre das eigentlich o.k. gewesen, wenn ich meine unfreiwillige schlaflose Nacht zu einem Schlafentzug umgewandelt hätte?
> Ich habe mal gelesen, dass man so etwas nicht ohne ärztliche Aufsicht/Betreuung (Klinik) machen sollte.
>
> Ich würde mich über Eure Erfahrungen freuen und auch wenn Sie, Herr Dr. Niedermeier, was aus ärztlicher Sicht dazu sagen würden.
> Ich möchte nichts tun, was am Ende mehr schadet als nützt.
>
> Liebe Grüße
> Corinna
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