Psychosomatische Reha
Verfasst: 11. Jun 2021, 00:12
Hallo, bin nach längerer Pause wieder hier aufgeschlagen....war 2017 zuletzt hier.
Ich möchte kurz berichten, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen ist und wie sehr mir eine psychosomatische Reha-Maßnahme geholfen hat.
2017 ging es mir ganz erbärmlich schlecht, damals war ich ganz unten im dunklen Loch und mental und körperlich am Ende. Ich nahm in folge ca. 1,5 Jahre AD´s , morgens Duloxetin, abends Doxepin.
Im Spätherbst 2017 fing ich eine Psychotherapie an, nachdem ich fast 6 Monate darauf gewartet hatte. Die Therapie war extrem hart für mich, meine Therapeutin hat mich sehr oft an meine Grenzen gebracht und ich war mehrfach kurz davor, abzubrechen.
Wir hatten viele Meinungsverschiedenheiten und ich musste mir sehr viele Dinge anhören, die ich als verletzend empfunden habe. Später meinte sie nur, sie habe mich so provozieren müssen, um überhaupt eine Reaktion zu erhalten.
Nun ja....nach einem Jahr habe ich jedenfalls damit aufgehört.
Es ging mir nur wenig besser, die Medikamente halfen mir, den Tag zu überstehen, nicht mehr.
2018 erkrankte mein Mann plötzlich schwer....Gehirnblutung. Er lag 5 Wochen auf der Intensivstation, zweimal fiel er ins Koma, ist aber glücklicherweise immer wieder aufgewacht. Danach 3 Monate Krankenhaus und Reha. Es war so unglaublich anstrengend für mich, ich lebte in ständiger Agst und kompletter Erschöpfung.
Mein Hausarzt hat dann Ende 2018 eine stationäre Reha empfohlen.....ich hatte aber monatelang keine Kraft, mich darum zu kümmern.
Erst 2019 im Winter stellte ich den Antrag, der 2020 pünktlich zu Corona-Beginn genehmigt wurde.Ich hatte mich im Vorfeld informiert und mir die Glotterbad-Klinik im Schwarzwald ausgesucht.Wie sich herausstellen sollte, eine gute Wahl!
Auch hier musste ich 6 Monate warten, bis endlich Ende September 2020 ein Platz frei war und ich fahren konnte.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie glücklich ich in den Zug gestiegen bin....ich wollte nur weg von zu Hause und ich erhoffte mir Hilfe und Zuwendung,- dass alle mir sagten, "wie kannst Du jetzt in so eine Klinik fahren" (wg.Corona) war mir total egal.Ich glaube, ich wäre auch hingefahren, wenn dort die Pest ausgebrochen wäre.
In der Klinik habe ich sehr vieles gelernt und ich hatte sehr großes Glück, was meinen Therapeuten und meine Tischgenossen anging. Da mein Therapeut sehr einflussreich in der Klinik war, bekam ich sehr viele gute Therapie-Angebote. Darunter war neben den Einzel-Therapiesitzungen auch die Kunsttherapie unglaublich toll. Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Selbsterkenntnis bringt und das kreative Arbeiten nebenbei auch regelrechte Glücksgefühle bei mir ausgelöst hat. Ich hatte Gruppensitzungen, die oft sehr aufwühlend waren. Manchmal wird der eigene Schmerz ganz klein, wenn man hört, was andere erleben und durchmachen müssen. Physiotherapie,Gerätetraining, Laufgruppe,Schwimmen,Wassergymnastik und Atemtherapie....all das half mir sehr bei meinen körperlichen Beschwerden. Selbsthypnose, Gruppe Essverhalten, Depressionsgruppe und nicht zuletzt die vielen tollen Gespräche mit Mitpatienten haben mir viele neue Denkweisen eröffnet und mich so sehr bereichert.
Schön war es auch, sich dreimal am Tag immer mit den gleichen Menschen an einen gedeckten Tisch zu setzen und sich an meist gutem Essen zu erfreuen. Wir haben unglaublich viel gelacht am Tisch, denn wir vier waren eine lustige Truppe. Das mag sich seltsam anhören, waren wir doch alle vier depressiv oder traumatisiert. Aber wir haben uns gegenseitig immer aufgebaut,getröstet, in den Arm genommen und ständig herumgewitzelt.....da blieb man nicht lange niedergedrückt, sondern lachte irgendwann mit.
Dieses Lachen jeden Tag, die Geselligkeit, die Vertrautheit....all das vermisse ich immer noch sehr! Ich kam nach 6 Wochen als ein ganz anderer Mensch nach Hause! Leider in eine Realität, die es mir sehr schwer machte, das Erlernte fortzuführen und die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ich brauche ja nicht erklären, was ich alles nicht machen konnte,- man könnte es auch so formulieren,- es ging gar nichts.
Deshalb bin ich inzwischen, nach 7 Monaten erzwungener Isolation auch wieder etwas depressiv und antriebsschwach....die erworbene Resilenz konnte ich nicht bis heute halten. Es fehlte ja an allem, nichts ging mehr.
Nun hoffe ich, dass sich unser Leben wieder halbwegs normalisiert und ich demnächst die Kunst-Gruppentherapie, die Wassergymnastik, den Reha-Sport und meine zwei Hobby-Gruppen wieder besuchen kann.
Ich kann Euch so eine Reha wirklich sehr empfehlen! Allerdings gehört wohl auch etwas Glück dazu, auf die richtigen Therapeuten und Mitpatienten zu treffen. Das Glottertal und seine Natur möchte ich zum Schluss auch noch erwähnen....niemals zuvor habe ich so tolle Waldspaziergänge in einmaliger Landschaft gemacht! Meist ging ich allein, ich habe diese Stille um mich herum geliebt, den Duft der Nadelbäume, das einmalige Farbenspiel des "Indian Summers" ....und Glück mit dem Wetter hatte ich auch! Fast den ganzen Oktober konnte man im Shirt oder mit leichter Jacke draußen herumlaufen....ich war richtig braungebrannt. Ich schäztze ich hatte nicht mehr als sechs oder sieben Regentage.
Dieser Bericht soll Euch anregen und ermutigen, auch eine Reha zu machen.....traut Euch , es kann sich lohnen!
Ich möchte kurz berichten, wie es mir in der Zwischenzeit ergangen ist und wie sehr mir eine psychosomatische Reha-Maßnahme geholfen hat.
2017 ging es mir ganz erbärmlich schlecht, damals war ich ganz unten im dunklen Loch und mental und körperlich am Ende. Ich nahm in folge ca. 1,5 Jahre AD´s , morgens Duloxetin, abends Doxepin.
Im Spätherbst 2017 fing ich eine Psychotherapie an, nachdem ich fast 6 Monate darauf gewartet hatte. Die Therapie war extrem hart für mich, meine Therapeutin hat mich sehr oft an meine Grenzen gebracht und ich war mehrfach kurz davor, abzubrechen.
Wir hatten viele Meinungsverschiedenheiten und ich musste mir sehr viele Dinge anhören, die ich als verletzend empfunden habe. Später meinte sie nur, sie habe mich so provozieren müssen, um überhaupt eine Reaktion zu erhalten.
Nun ja....nach einem Jahr habe ich jedenfalls damit aufgehört.
Es ging mir nur wenig besser, die Medikamente halfen mir, den Tag zu überstehen, nicht mehr.
2018 erkrankte mein Mann plötzlich schwer....Gehirnblutung. Er lag 5 Wochen auf der Intensivstation, zweimal fiel er ins Koma, ist aber glücklicherweise immer wieder aufgewacht. Danach 3 Monate Krankenhaus und Reha. Es war so unglaublich anstrengend für mich, ich lebte in ständiger Agst und kompletter Erschöpfung.
Mein Hausarzt hat dann Ende 2018 eine stationäre Reha empfohlen.....ich hatte aber monatelang keine Kraft, mich darum zu kümmern.
Erst 2019 im Winter stellte ich den Antrag, der 2020 pünktlich zu Corona-Beginn genehmigt wurde.Ich hatte mich im Vorfeld informiert und mir die Glotterbad-Klinik im Schwarzwald ausgesucht.Wie sich herausstellen sollte, eine gute Wahl!
Auch hier musste ich 6 Monate warten, bis endlich Ende September 2020 ein Platz frei war und ich fahren konnte.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie glücklich ich in den Zug gestiegen bin....ich wollte nur weg von zu Hause und ich erhoffte mir Hilfe und Zuwendung,- dass alle mir sagten, "wie kannst Du jetzt in so eine Klinik fahren" (wg.Corona) war mir total egal.Ich glaube, ich wäre auch hingefahren, wenn dort die Pest ausgebrochen wäre.
In der Klinik habe ich sehr vieles gelernt und ich hatte sehr großes Glück, was meinen Therapeuten und meine Tischgenossen anging. Da mein Therapeut sehr einflussreich in der Klinik war, bekam ich sehr viele gute Therapie-Angebote. Darunter war neben den Einzel-Therapiesitzungen auch die Kunsttherapie unglaublich toll. Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Selbsterkenntnis bringt und das kreative Arbeiten nebenbei auch regelrechte Glücksgefühle bei mir ausgelöst hat. Ich hatte Gruppensitzungen, die oft sehr aufwühlend waren. Manchmal wird der eigene Schmerz ganz klein, wenn man hört, was andere erleben und durchmachen müssen. Physiotherapie,Gerätetraining, Laufgruppe,Schwimmen,Wassergymnastik und Atemtherapie....all das half mir sehr bei meinen körperlichen Beschwerden. Selbsthypnose, Gruppe Essverhalten, Depressionsgruppe und nicht zuletzt die vielen tollen Gespräche mit Mitpatienten haben mir viele neue Denkweisen eröffnet und mich so sehr bereichert.
Schön war es auch, sich dreimal am Tag immer mit den gleichen Menschen an einen gedeckten Tisch zu setzen und sich an meist gutem Essen zu erfreuen. Wir haben unglaublich viel gelacht am Tisch, denn wir vier waren eine lustige Truppe. Das mag sich seltsam anhören, waren wir doch alle vier depressiv oder traumatisiert. Aber wir haben uns gegenseitig immer aufgebaut,getröstet, in den Arm genommen und ständig herumgewitzelt.....da blieb man nicht lange niedergedrückt, sondern lachte irgendwann mit.
Dieses Lachen jeden Tag, die Geselligkeit, die Vertrautheit....all das vermisse ich immer noch sehr! Ich kam nach 6 Wochen als ein ganz anderer Mensch nach Hause! Leider in eine Realität, die es mir sehr schwer machte, das Erlernte fortzuführen und die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Ich brauche ja nicht erklären, was ich alles nicht machen konnte,- man könnte es auch so formulieren,- es ging gar nichts.
Deshalb bin ich inzwischen, nach 7 Monaten erzwungener Isolation auch wieder etwas depressiv und antriebsschwach....die erworbene Resilenz konnte ich nicht bis heute halten. Es fehlte ja an allem, nichts ging mehr.
Nun hoffe ich, dass sich unser Leben wieder halbwegs normalisiert und ich demnächst die Kunst-Gruppentherapie, die Wassergymnastik, den Reha-Sport und meine zwei Hobby-Gruppen wieder besuchen kann.
Ich kann Euch so eine Reha wirklich sehr empfehlen! Allerdings gehört wohl auch etwas Glück dazu, auf die richtigen Therapeuten und Mitpatienten zu treffen. Das Glottertal und seine Natur möchte ich zum Schluss auch noch erwähnen....niemals zuvor habe ich so tolle Waldspaziergänge in einmaliger Landschaft gemacht! Meist ging ich allein, ich habe diese Stille um mich herum geliebt, den Duft der Nadelbäume, das einmalige Farbenspiel des "Indian Summers" ....und Glück mit dem Wetter hatte ich auch! Fast den ganzen Oktober konnte man im Shirt oder mit leichter Jacke draußen herumlaufen....ich war richtig braungebrannt. Ich schäztze ich hatte nicht mehr als sechs oder sieben Regentage.
Dieser Bericht soll Euch anregen und ermutigen, auch eine Reha zu machen.....traut Euch , es kann sich lohnen!