Weiss nicht mehr weiter?

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Mongolin
Beiträge: 345
Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Mongolin »

Hallo, ich war schon vor einiger Zeit hier im Forum unterwegs. In den letzten Monaten nur gelesen. Mach mal ein neues Thema auf, weil ich nicht mehr weiter weiß.
Nach einer Krise im Herbst war ich 3 Monate krank geschrieben und seit Januar arbeite ich wieder.
Im Moment hab ich Urlaub. Sitz nur rum und kann mich zu nichts aufraffen. Merke, dass ich wieder einmal in eine Krise driften und weiß nicht mehr weiter.
Depression habe ich seit 30 Jahren und eigentlich hilft nichts. Therapie. Ja eine vor 20 Jahren war mal gut. Danach einige erfolglose Versuche. AD habe ich jetzt nach 10 Jahren abgesetzt. Es hat auch nicht mehr gewirkt.
Zwei mal reha in den letzten Jahren, war auch nicht nachhaltig.
Ich weiß nicht mehr, was mir helfen kann und ich bin auch so müde,mich immer wieder auf die Suche zu machen

Ich bin völlig ratlos, aber auch energielos. Fühl irgendwie gar nichts mehr. Klar alles typisch für die depression, aber was hilft mir das Wissen?
Mein Leben hab ich nach außen immer irgendwie auf die Reihe bekommen. Hochschulabschluss trotz depression und Suizidversuch in jungen Jahren. Heirat und ein wunderbares Kind, das jetzt erwachsen ist und seinen Weg geht. Ein sicherer Job, den ich nicht mag. Ein kleines Häuschen im grünen.
Und trotzdem ist da immer nur leere.
Was tut man, wenn man nicht mehr an hilfe und Besserung glauben kann?
Liebe Grüße Mongolin
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Reve »

Hallo Mangolin,

ich lese hauptsächlich mit. Letztendlich auch zur Strukturerhaltung. Und zu festen Zeiten.

Und das wäre schon das (mein) Stichwort: Struktur. Es hilft alles nichts. Das Rumhängen macht es meiner Meinung und Erfahrung zumindest „nicht besser“.

Es gibt viele, die mit diesen rezidivierenden Zuständen zu tun haben. Manche oft nur kurz. Ich z. B. auch gerne am Sonntagabend… nach einem Feiertag…

Jetzt ist es wohl der Urlaub bei dir. Veränderung…
Auch der ungeliebte Job, kann man da was ändern?

Leere, die gehört gefüllt, die Frage ist nur mit was?
Bei mir sind es oft Aktionen, die nicht länger als 20 min. dauern sollten. Dann verliere ich die Lust. Habe viele Hobbys, die manchmal anstrengend sind und zu denen ich dann überhaupt keine Lust habe. Aber ich machs trotzdem und das Gefühl danach ist toll.
Wie jetzt beispielsweise Naturkosmetik selbst rühren. Heute muss ich Reinigungsmilch machen, die ist aus. Damit ich mehr Lust habe, habe ich die 2 Kisten mit den Substanzen schon raufgeholt, Rezept rausgesucht… das Rühren dann geht schnell an sich… sich so immer ein bisschen selbst zu überlisten, kann helfen. Oder auch zu belohnen nach getaner Arbeit. Und Vorfreude ist dann auch oft da... (auf die Belohnung).

Zur Zeit ist allerdings auch Melancholiewetter (ist irgendwie immer um diese Jahreszeit) und die allgemeinen Umstände machen es auch nicht besser.
Aber bald wird es warm, dann schwül, und so geht das immer weiter.

Gäbe es nicht doch klitzekleine Lichtblicke. Was im Garten ansäen, schauen wie es wächst.. .eine neue Duftrose… irgendeine Kleinigkeit, die den Kreislauf unterbrechen kann?

Wünsche dir gute Besserung und einen schönen Austausch.
Carin
Mongolin
Beiträge: 345
Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Carin, danke für deine Antwort.
Du hast sicher Recht, dass Rückzug nicht hilft.
Aber, wenn es so dunkel in mir ist, habe ich einfach keine Energie, was zu machen.
Vielleicht ist es richtig, dich dann zu etwas zu zwingen . Ich weiß es nicht.
Liebe Grüße Mongolin
Suchende2
Beiträge: 1219
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Mongolin,

es tut mir leid zu lesen, daß es Dir so schlecht geht.

Ich denke jeder ist häufiger oder weniger häufig an dem Punkt, an dem man komplett mutlos ist und nicht weiterweiß. Leider gibt es für diese Situation kein Patentrezept. Das was einem vielleicht letztes Mal guttat funktioniert dieses Mal nicht. Das was bei jemanden anderes wunderbar hilft, funktioniert bei einem nicht.

Ich kann Dir leider keinen Tipp geben. Aber ich bin mir sicher, daß wir hier alle mit Dir fühlen.
Du hast vieles im Leben geschafft, auf das Du stolz sein kannst.
Wie sieht es aus, kannst Du Dich beruflich verändern?
Was möchtest Du wirklich beruflich machen und wie kannst Du das umsetzen?
Auch wenn Dir zur Zeit die Energie fehlt, vielleicht hast Du aber zwischendurch Momente, in denen Du darüber nachdenken kannst.
Was tut Dir gut?
Was erreicht Dich zur Zeit?
Sei gut zu Dir!

Alles Gute,
Suchende
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Reve »

Liebe Mongolin,

ja, wenn es so dunkel ist, wirds sehr schwierig.

Kannst du nicht einen Termin beim Arzt ausmachen, schon mal telefonisch vorfühlen, wann es ginge. Die Dringlichkeit klarmachen. Oft hiflt dann doch das Gepräch und vielleicht ist mal wieder was Medikamentöses angebracht, bis die Energie wieder mehr kommt und es heller wird oder therapeutische Gespräche. Oder beides. Oft ist es ja ein Zusammenspiel von Vielem.

Ganz gute Besscherung schon mal!
Carin
Windwolke
Beiträge: 188
Registriert: 6. Mai 2021, 11:02

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Windwolke »

Hallo Mongolin,

ja, ganz viele fühlen mit dir. Denn ganz vielen geht es ganz genauso wie dir. Da heißt es durchhalten und einiges umsetzen, auch wenn es schwerfällt.

Ganz wichtig finde ich Tagesstruktur. Von einigen Klinikaufenthalten weiß ich, dass dies die wichtigste Basis in diesen ganz dunklen Zeiten ist. Auch wenn es noch so schwerfällt, ist es wichtig aufzustehen und Aufgaben zu erfüllen. Ich mache mir immer am Abend vorher einen Stundenplan, was ich auf jeden Fall erledigen will, damit daheim kein Chaos entsteht. Das kann nur eine kleine Aufgabe sein, nach der ich mich wieder ausruhe. Oder wenn ich spüre, dass ich raus muss, um Leben zu spüren, dann einfach nur mit der Aufgabe, mich auf schöne Kleinigkeiten zu konzentrieren, an denen Menschen oft Freude haben, wie z. B. ein Blümchen, Vogelgesang etc.

Die Gedankenhygiene ist sehr wichtig für mich. Ich darf meine Negativgedanken nicht spinnen und darin versinken. Ich weiß, dass sie Ausdruck meiner Depression sind und nichts über die Realität aussagen, auch wenn sie sich sehr real anfühlen. Ich habe mir ein Achtsamkeitstraining als Buch mit CD gekauft und habe sogar an einem Kurs teilgenommen. Meditation ist Konzentration auf unterschiedliche Dinge. Das hilft gegen das schwarze Negativgrübeln. Denn dieses zieht ja immer weiter in die Krise hinein.

Ganz wichtig sind für mich hilfreiche, ermutigende Gespräche. Deshalb mache ich inzwischen mehr oder weniger dauern mit langen oder ganz kurzen Pausen, je nach Schwere der Krankheit, Gesprächstherapie. Das tut mir sehr gut. Das für mich Wichtigste, das ich durch Psychotherapie gelernt habe, ist die Selbstannahme. Ich kann mich inzwischen selbst annehmen, so wie ich bin. Wenn ich schwer depressiv bin, muss mein Mann mich öfters daran erinnern, aber ich versuche immer, immer wieder, dorthin zurückzufinden.

Eine ganz wichtige Säule sind für mich Antidepressiva. Denn inzwischen weiß ich, dass sie mir helfen, nicht so tief abzustürzen, dass ich in die Klinik muss. Das habe ich einmal gemacht, weil ich dachte, mir geht es sowieso nicht gut, also hilft das Medikament nicht. Es war ein Trugschluss. Hätte ich sie weitergenommen oder mich auf ein anderes Medikament umstellen lassen, wäre mir der schwere Absturz nicht passiert.

Du darfst auf jeden Fall Hoffnung haben, wenn du an dir arbeitest, einfach damit es dir ganz langsam, aber sicher besser geht. Mit o.g. Ideen bin ich gut gerüstet, auch wenn ich mich nach jeder Depression wundere, dass ich die wieder durchgestanden habe. Depression ist immer schlimm, wenn man drinsteckt. Aber es gibt Hilfe. Man muss sich halt leider aufraffen und tun, was man kann, um Hilfe zu finden und sich selbst zu helfen.

Tagesklinik ist auch eine super Idee!!! Ein Hausarztbesuch wäre ein guter Schritt dahin...

Alles Liebe und Gute!
Aurelia Belinda
Beiträge: 7877
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Aurelia Belinda »

@-Mongolin
Du hast eine PN
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Sul
Beiträge: 440
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Sul »

Liebe Mongolin,

wie geht es Dir jetzt?

Rückschläge gehören für mich einfach dazu.
Und es wird auch wieder anders!
Aber ich kenne es gut, wenn alles gut läuft und plötzlich ist da wieder ein Loch und Dunkelheit. Bei mir ging dann meist eine Überforderung voraus, physisch (z.B. Schlafmangel) oder emotional. Aber Loch bleibt Loch. Und fast jedes Mal bin ich wieder sicher, dass es nie mehr anders wird. Und es wurde jedes Mal wieder besser.

Ich kann mich erinnern, dass du eine Tanztherapie begonnen hast. Bist du da noch dran?

Alles Gute und viele Grüße, Sul
Petra 1000
Beiträge: 15
Registriert: 21. Mai 2021, 07:56

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Petra 1000 »

Liebe Mongolin!
Ich schreibe jetzt das zweite Mal in diesem Forum. Mir geht es genau wie dir. Ich bin total erstaunt, dass ich es schaffe hier zu lesen und auch noch zu schreiben. Ich bin 51 und habe seit frühester Kindheit Depression, Zyklothymia( wie manisch depressiv nur schwächer dafür aber ständig wechselnd),generalisierte Angststörung und ADHS. Vor zwei Jahren war ich ein halbes Jahr in der Klinik. Seitdem ging es nict mehr hoch. Nun bin ich in Rente weil ich die leichtesten Arbeiten nicht mehr geschafft habe. Die Idee den Tag zu strukturieren ist auf jeden Fall wichtig und ich habe es auch einige Monate durchgezogen. Im Moment hänge ich jede Minute nur in den Seilen aber halt. Wenn ich es schaffe mich aufzuraffen zu schreiben ist vielleicht doch noch nicht alles verloren.
Ich nutze jetzt den Tatendrang um Staub zu wischen. Mit MUSIK.
Bis später Petra1000
Mongolin
Beiträge: 345
Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Re: Weiss nicht mehr weiter?

Beitrag von Mongolin »

Hallo zusammen,
Vielen Dank für eure Antworten.
Ja, es geht weiterhin nicht gut und ich kann mich echt nicht aufraffen, mir Hilfe von außen zu holen, weil mir zur Zeit einfach der Glauben daran fehlt.
Im Moment schaff ich mehr schlecht als recht meinen Job im Homeoffice, mehr nicht.
Ich habe vor zwei Monaten meinem Arbeitgeber mitgeteilt, dass ich meine jetzige Stelle aufgegeben will und nur noch teilzeit ohne führungsverantwortung arbeiten will. Das hat man mir auch zugesagt, aber wann das was wird , steht in den Sternen.
Ich weiß, dass ich damit beruflich trotzdem privilegiert bin, da man mir eine Stelle, irgendwann, anbieten wird.
Am liebsten würde ich mich wieder krank schreiben lassen, aber irgendwie ist mir das auch unangenehm.
Ichweiß, ich jammer hier rum ohne mich am Schopf zu packen und mich aus dem Loch zu ziehen.
Aber ich bin so müde und mutlos. Schau mir von außen zu und kann es nicht fassen, dass ich mich so hängen lass
Ich finde einfach nicht den Punkt wieder aufzustehen.
Sorry für mein Gejammer und trotzdem Dank für eure Ermutigung.
Mongolin
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