Absturz

Strohi
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Absturz

Beitrag von Strohi »

War gestern beim Hausarzt, mein linkes Knie, in dem ich Arthrose habe, macht Schwierigkeiten. Diagnose: Reizung des Innenbandes; Therapie: drei Tage lang morgens und abends je eine Tablette "Diclo KD 75 akut" und tagsüber das Knie mit einer elastischen Binde unterstützen (Stabilität).

Die lange Wartezeit dort hat mir nicht gut getan, aber noch schrecklicher war, dass ich mit meiner Gefühlswelt wieder abgestürzt bin.

Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr als der 61-jährige Mann, der ich bin, sondern als, ich weiss nicht, 15/16-jähriger Bub, dumm, dick, hilflos.

Ich beobachtete die wenigen Mit-Patient:innen, die ebenfalls warten mussten, die waren alle dem Anschein nach, jünger als ich mit meinen 61 Jahren, und trotzdem fühlte ich mich denen gegenüber - obwohl niemand etwas von mir wollte, wir auch nicht miteinander gesprochen haben - hoffnungslos unterlegen.

Heute ist meine Stimmung unterirdisch schlecht, nein, sie ist ausgesprochen besch....n. Warum nur?
Meridian
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Re: Absturz

Beitrag von Meridian »

Beitrag gelöscht
Zuletzt geändert von Meridian am 11. Mai 2021, 14:24, insgesamt 1-mal geändert.
Bittermandel
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Re: Absturz

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Strohi

Du schreibst mir aus der Seele. Ich hatte gestern auch ein Erlebnis und danach fühlte ich mich wie ein 12jähriges Schulmädchen. Ich weiß dann nicht wie ich mich verhalten soll.

Eigentlich war es eine banale Situation. Ich traf gestern zufällig die zukünftige Schwiegermutter meiner Tochter. Ich habe sie gegerüßt und etwas Smalltalk gehalten. Ihre Reaktion war eigenartig. Danach hatte ich ein Telefonat mit meiner Tochter. Meine Ahnung war richtig das der Schwiegertochter keine Laune hat. Sie nörgelt über den Haushalt meiner Tochter und meinte letzte Woche ich hätte gefälligst zu erscheinen um zu helfen.

Hallo geht's eigentlich noch! Ich helfe meiner Tochter wo ich kann. Aber nach solchen Aktionen bin ich wie vor den Kopf geschlagen. Und mir fällt nichts gescheites ein. Gott sei Dank bin ich heute bei meiner Psychologin.

Ich bin baff wie schnell man aus dem Gleis kommt. Vielleicht spürst du bei anderen die unbewusste Ablehnung auch ohne Worte. Möglich wäre es.

Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen.

Liebe Grüße Bittermandel
Dora20
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Re: Absturz

Beitrag von Dora20 »

Hallo Strohi, hallo Bittermandel,

ich kann Euch sehr gut nachvollziehen.
Mir geht es ganz oft ähnlich.
Was bei dir passiert ist, Strohi, weiß ich nicht, kann ich nicht beurteilen.
Bei dir Bittermandel, ist es ja direkt nachvollziehbar.

Aber was Ihr beschreibt, kenne ich auch.
Auch ich nenne das schon seit Jahren "Abstürze".
Ich bin dann über Dinge, die mich getriggert haben, in einem anderen Zustand, Loch, hinter Mauer, nicht mehr "erreichbar"/ansprechbar, ohne Zugang zur Vernunft.

Mittlerweile nenne ich das "Traumata".
Es macht es nicht besser. Aber für mich erklärbar.
Ich werde durch bestimmte Situationen, Menschen, Konflikte.... getriggert und in einen "früheren" Zustand versetzt.
Viele kenne ich inzwischen (Abwertung, Ohnmacht, Einsamkeit).
Sicher nicht alles.
Was ich ein bisschen hilfreich finde, ist es jetzt schneller zu sehen, zu verstehen.
Ich komme schneller wieder da raus.
Und ein bisschen hoffe ich auch, noch für die Zukunft lernen zu können.
Denn wenn ich wirklich lernen könnte, nachzuspüren, dass das nicht Realität heute ist, kann ich mich vielleicht ein bisschen befreien!?

Ich weiß nicht, ob es etwas in Euch anspricht.

Auf jeden Fall liebe Grüße und baldiges Herauskommen aus diesen Situationen, Strohi und Bittermandel.

Dora
Meridian
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Re: Absturz

Beitrag von Meridian »

Hallo Strohi,

ich habe dir eine PN geschickt.

LG, Meridian
Bittermandel
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Re: Absturz

Beitrag von Bittermandel »

Liebe Dora

Ja so fühlt sich das an. Meine Therapeutin hat mich ermuntert weiter Menschen zu meiden die mir nicht gut tun. Das gelingt nicht immer aber ich übe weiter. Und wir lernen besser auf uns zu achten. Vielleicht solche Situationen schneller wieder los zulassen. Eher positive Dinge bewusst wahrzunehmen. Es ist nicht immer einfach aber wir bleiben dran. Ich habe auch keine Lust mehr mich für mein Leben und meine Situation zu rechtfertigen. Ich muss lernen zu schweigen soll doch der andere Fragen oder es bleiben lassen.

Liebe Grüße Bittermandel
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Hallo,

sorry, aber konnte bisher noch nicht auf Eure Nachrichten reagieren; mein "Absturz" hat mich noch unter Kontrolle und macht mich - in Zusammenarbeit mit dem Wetter - nur müde und schlapp und besorgt mir Kopfschmerzen.

Ich schreibe so dald wie möglich.

Euch alles Liebe und Gute, strohi
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Hallo Meridian,

ich hab Dir - wegen Deiner PN - schon zwei PN-Antworten versucht zu schicken; diese Nachrichten werden jedoch nur im Postausgang gespeichert, jedoch nicht verschickt; warum und wieso, weiss ich nicht, und wenn ich diese Antworten aufrufe, komme ich nicht in den Text, sondern komme auf eine Seite, die so ähnlich aussieht wie diese hier ("Antwort erstellen"), nur dass es keine Möglichkeit gibt (nochmals) zu verschicken - da steht irgendwas mit "exportieren" usw..

So ist das eben, wenn ich, der aus dem letzten Jahrtausend /-hundert stammt, mit der modernen Technik des 21. Jh. "arbeiten" soll ...

Ich versuch's weiter auf einen "grünen Zweig" zu kommen, und kann nur hoffen, mir damit nicht den Ast abzusägen, auf dem ich sitze.

Bis dahin, liebe Grüsse, strohi
Meridian
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Re: Absturz

Beitrag von Meridian »

Hallo Strohi,

die Nachrichten sind bei mir angekommen, aber da steht bei beiden "wurde vom Autor gelöscht", ich kann sie also nicht lesen.
Wenn es für dich okay ist, kannst du mir auch hier antworten oder du machst nochmal einen neuen Versuch, aber nur, wenn du magst.
Es ist jetzt, glaube ich, wichtiger, dass du im Moment gut für dich sorgst.
Vielleicht ist der Ast, auf dem du sitzt, viel stabiler, als es für dich gerade den Anschein hat.

Liebe Grüße, Meridian
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe(r) Meridian,

hier der Text meiner ersten Reaktion auf Deine Nachricht, die ich nicht als PN verschicken konnte (warum auch immer). LG, strohi

"danke, dass Du mir geantwortet hast, und vielen Dank, dass Du mir so nett geantwortet hast.

Ich bin ja nicht unerfahren in Sachen Psyche, die Depression wurde 2011, eine Persönlichkeitsstörung (ängstlich-vermeidend, selbstunsicher sowie Akzentuierung in Richtung Zwang und Kontrollzwang) wurde 2014 festgestellt (erwerbsunfähig seit 2014), und seitdem erlebe ich dies - trotz ambulanter Psychotherapie seit 2012, Antidepressiva seit 2011 und mehrere Klinikaufenthalte seit 2012) - weitgehend unverändert als eine "Berg- und Talfahrt".

Aber dass es so über mich gekommen ist, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, das habe ich noch nicht oft erlebt ...

Aber Du hast recht, es sind ja auch verrückte Zeiten in denen wir leben, und bei mir kommt nun dazu, dass das Knie wieder angefangen hat (2015 wurde an beiden Knie Arghrose festgestellt), seit 2016 hatte ich Dank der orthopädischen Schuhe Ruhe davor ... - aber gut, jetzt ist es ja eine Reizung des Innenbandes (woher die kommt, ist mir schleierhaft).

Und dann steht mir am Samstag eine Trauerfeier bevor - der Onkel meiner Frau ist vor ungefähr drei Jahren gestorben, der Hund ist vor ungefähr drei Wochen gestorben und letzte Woche ist die Tante meiner Frau gestorben; für sie ist die Trauerfeier.

Zu dem Hund, einem schönen, süssen, kleinen, schwarzen Pudel hatte ich eine besondere Beziehung. In meiner Jugend war ich in den Sommerferien immer bei meinem Onkel auf dem Bauernhof, der hatte eben auch einen Hund, einen grossen Schäferhund, der sogar mir auf's Wort folgte. Dann hatte ich - viele Jahre später hier an meinem Wohnort - eine sehr unschöne Begegnung mit einem grossen Hund, der mich "gestellt" hat; seitdem bin ich Hunden aus dem Weg gegangen. Und dann dieser Pudel ... - den hatten wir, meine Frau und ich seit dem Tod des Onkels meiner Frau immer mal wieder hier bei uns, damit Frauchen in den Urlaub konnte. Das waren sehr schöne Zeiten ... - und wenn ich nun daran denke, dass ich am Samstag zur Trauerfeier fahre, an das Wohnhaus hinfahre und dann ... ja, bisher kam Tasso immer rausgerannt, hinter ihm Frauchen, dann folgte die Tochter (Cousine meiner Frau) mit ihrem Partner ... und am Samstag, weder Tasso noch Frauchen ... - Leben ist nicht leicht.

Wer hat mich denn eigentlich gefragt, ob ich auf diese Welt kommen und hier leben möchte?

Na ja, irgendwie geht auch das vorüber; ich muss was Angenehmes, Schönes am Sonntag oder am Anfang nächster Woche finden, und meine Gedanken da hin lenken (dieses, ich nenne es mal, "darüber hinweg denken" also über etwas Unangenehmes, Belastendes hinweg an etwas Angenehmes, Schönes denken hat schon öfter funktioniert)


Dir nochmals vielen Dank für Deine Worte.
Alles Liebe und Gute, strohi
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Hallo liebe(r) Meridian,

und hier der Text meiner zweiten Antwort-PN, die nicht rausging an Dich:

"Hallo liebe(r) Meridian,

ich hatte Dir gestern Abend noch auf die PN geantwortet; aus unerfindlichen Gründen hängt meine Antwort-PN bei mir noch im Postausgang. Warum die nicht verschickt wurde/wird, verstehd ich nicht.

Wenn ich in den Postausgang gehe, komme ich nicht auf meinen Antworttext, sondern nur auf ein "Formular" - es sieht so ähnlich aus, wie dieses hier ("Nachrichten erstellen"), aber ich kann weder neu abschicken noch löschen, und schon gar nicht den Inhalt aufrufen (dann könnte ich mir ja den Text wenigstens kopieren und ihn nochmals ganz neu verschicken, aber warum einfach, wenn es doch auch schwer geht).

Heute Nachmittag schreibe ich Dir nochmal meine Antwort als PN.

Bis dann, alles Gute, strohi
Meridian
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Re: Absturz

Beitrag von Meridian »

Hallo Strohi,

danke für deine ausführliche Antwort, die Depression begleitet dich ja tatsächlich schon ziemlich lange und trotzdem hat dich der plötzliche Absturz wohl ziemlich kalt erwischt.
Ich finde es aber, nach dem, was du erzählst von der bevorstehenden Trauerfeier, den vielen Erinnerungen, die dadurch hochkommen, noch viel verständlicher, dass der Absturz gerade jetzt erfolgt und ich kann mich nur wiederholen: Sei nachsichtiger mit dir. Du gehörst ja auch zu einer Generation, die als Kind wahrscheinlich eher verinnerlicht hat, dass Gefühle nicht so wichtig sind, Hauptsache, man funktioniert.
Ich weiß natürlich nicht, ob das auf dich zutrifft, der Gedanke kam mir nur so beim Lesen deines ersten Beitrags.
Es sind sehr schöne Erinnerungen, die du mit deinen Verwandten verbindest (und den Hunden, die ja auch mit zur Familie gehören) und ihr habt viele gute Zeiten zusammen gehabt, vielleicht "tragen" oder begleiten dich diese Erinnerungen auch ein Stück weit durch die Trauerfeier und du kannst deine Gefühle zulassen.
Und ich wünsche dir, dass du danach etwas findest, was dir gut tut und beim "darüber hinweg denken" hilft.

LG, Meridian
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Hallo Meridian,

Ja, ich gehöre als im Juli 1959 Geborener auch zu der Generation, die verinnerlicht hat - mir wurde es von meiner Mutter mit dem Ruf "das soll dir in Fleisch und Blut übergehen" reingeprügelt - das Gefühle unwichtig, das Funktionieren über Allem steht ("was sollen denn die Anderen von uns denken"); wegen jedem kleinen Vergehen (ich hatte nie - um nur das mal als Beispiel zu nennen - mit der Polizei zu tun, ich musste in 10 Jahren Schule nicht ein Mal nachsitzen, bekam keinen Eintrag in's Klassenbuch und musste auch nie - als Strafe des Hausmeisters - den Schulhof von Papier reinigen) gab es Strafen der Eltern (am Schlimmsten waren die Schläge und die Prügel von meiner Mutter, gleich danach das Haareschneiden auf die beim US-Militär oder bei der Wehrmacht erlaubte Länge (mit der Zeit wusste die ganze Schulklasse, die Parallelklasse und die Meisten anderen Schüler:innen, dass ich wieder etwas "verbrochen" hatte; damals hattdn die Jungs lange Haare) und darauf folgte das Lächerlichmachen von mir bei Anderen, weil ich als geborener Linkshänder, der in der Schule auf rechts umtrainiert wurde, in den Augen meiner Eltern mich blöd anstellte, wenn ich Werkzeug in der Hand hatte ("oh Bub, bring dich aber nicht um damit", oder ähnlich).
Oh je, ich wollte doch nur eine kurze Schnellantwort schreiben ... - sorry.

LG, strohi
Meridian
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Re: Absturz

Beitrag von Meridian »

Hallo Strohi,

ich weiß jetzt, was du meinst mit der PN, die im Postausgang hängenbleibt, ist mir auch gerade passiert mit meiner Antwort auf deine PN.
Deshalb hier nur kurz: Ich habe den Eindruck, das entwickelt sich gerade zu einem Dialog zwischen uns und die PN machen es noch komplizierter und verhindern vielleicht, dass andere noch mitlesen und du auch Antworten von anderen erhältst.
Sorry nochmal, dass ich das ausgelöst habe durch die Löschung meines ersten Beitrags.
Ich habe nicht ganz verstanden, ob du zur Zeit noch in ambulanter Therapie bist, aber ich denke, dass es unglaublich schwierig (oder unmöglich?) ist, so eine Geschichte mit tiefsitzenden Verletzungen ohne gute therapeutische Begleitung zu verarbeiten.
Das ganze Paket schleppt man sonst weiter mit sich rum und die Geschichte holt einen dann
immer wieder ein, auch in Form von gefühlsmäßigen Abstürzen, wie bei dir in der Praxis des Orthopäden.
Ich halte mich jetzt etwas zurück und hoffe, dass hier auch noch andere schreiben.

LG, Meridian
Gertrud Star
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Re: Absturz

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Strohi,
das hast du ganz schön was durch. Ich denke, da bleibt etwas hängen und kommt immer mal wieder.
Vielleicht hat das nur am Rande mit der Orthopädenpraxis zu tun.
Das mit den Unterlegenheitsgefühlen kenne ich auch nur zu gut.
Das ist nur ein Gefühl.
Strohi, hast du momentan irgendeine professionelle Unterstützung?
Gruß Gertrud
momadome
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Re: Absturz

Beitrag von momadome »

Hallo Strohi,

Vieles von dem, was du schreibst, kann ich gut nachfühlen. Bin Jahrgang 1960 und kenne das stetige darauf achten, was die Leute denken könnten. Das nach außen etwas darstellen.

Das es Gefühle gibt und man diese beachten sollte, das wurde konsequent abtrainiert. Ich kann mich auch beim besten Willen an kein liebevolles in den Arm nehmen aus meiner Kindheit erinnern. Dafür hat meine Mutter voller Stolz erzählt, dass sie mir mit dem Kochlöffel auf die Finger geschlagen hat, weil ich Daumenlutscher war. Und sie würde heute noch nicht verstehen, was daran schlecht gewesen sein sollte.

Ich habe eine tiefenpsychologische Therapie gemacht und das hat mir im Umgang mit den Auslösern meiner Depression gut geholfen. Zu verstehen, woher meine Reaktionen kommen. Sie zuzulassen und auszuhalten. Und zu lernen in Zukunft immer schneller zu erkennen, was mich triggert und dann bewusst damit umzugehen, nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein.

Liebe Grüße Jojoma
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Hallo Gertrud,

ja, ich nehme seit die Depression festgestellt (Anfang 2011) wurde Antidepressiva, ich mache seit 2012 zwar durchgängig, jedoch nicht bei der gleichen Therapeutin Gesprächstherapie (Verhaltenstherapie; auch, weil ich hier im Großraum Stuttgart trotz allerlei Bemühungen keinen Therapieplatz bei einer Therapeutin, einem Therapeuten bekommen habe, die/der tiefenpsych. Therapie macht) und ich war seit 2012 bis heute in drei Reha-Kliniken, einer Akut-Klinik, einer Psychiatrie - sowohl kurzzeitig geschlossen, danach ungefähr fünf Wochen offen - und ein Mal in der Tagesklinik; ausserdem bin ich in fachärztlicher Behandlung und Betreuung.

Ich bin jetzt bei der vierten Therapeutin; die erste verliess nach 2,5 Jahren die Praxis, zog Weiters weg und machte sich dort selbständig, bei der zweiten war es nach ungefähr einem Jahr das gleiche, und die dritte ging nach knapp zwei Jahren in Rente. Komischerweise fühle ich mich bei Therapeutinnen wohler und besser aufgehoben und kann mich dort so öffnen, wie ich es bei einem Therapeuten nicht hinbekommen würde (sagt mein Bauchgefühl).

Nur, das alles hat - mit Ausnahme der Tabletten - wenn überhaupt nur winzig wenig geholfen (mein Hausarzt würde nun einwenden, dass ich das nicht wissen könne, weil ich ja nicht wüsste, wie es mir ohne ginge). Die Wirkung der Tabletten bemerke ich nun; seit 2017 nehme ich Escitalopram 20 mg, im Mai 2020 haben wir, auf meinen Wunsch hin, begonnen, das Escitalopram langsam stufenweise zu vermindern (bin gerade noch bei 5 mg, habe nur noch Tabletten für wenige Tage, dann wird es zu Ende sein), als Ersatz nehme ich Tianeurax. Die Folge davon ist, dass von Mai bis Oktober letzten Jahres meine Wahrnehmung von Gefühlen ganz langsam zurückgekehrt ist, auch die sex. Lust (was mir jedoch Probleme macht).

Du siehst, von dieser Seite aus gesehen ist es okay. (Fortsetzung folgt)
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe Gertrud,

ich hatte versprochen, meine Antwort von 12:04 Uhr fortzusetzen.

Nach meiner Vermutung haben mir die Klinikbehandlungen und hat mir die ambulante Gesprächstherapie bisher nicht geholfen, weil ich auch eine durch die elterliche Erziehung verursachte Störung der Persönlichkeitsentwicklung habe; ich bin ängstlich-vermeidend und selbstunsicher und habe eine Tendenz zum Zwang und zum Kontrollzwang.

Diese Persönlichkeitsstörung wurde erst 2014 erkannt und festgestellt (die Diagnose Depression stammt von Anfang 2011), in der Folge jedoch eher nicht beachtet, weder von meinem Facharzt und meiner Therapeutinnen noch von mir. Das Thema kam nun erst kürzlich wieder "auf den Tisch", vor allem weil ich nach einem Grund bzw. nach Gründen suchte, weshalb mir die Therapien bislang nicht oder höchstens sehr wenig geholfen haben. Ich sage es mal so (ob das von der Theorie der Psychologie her gesehen so stimmt, weiss ich (noch) nicht, aber meine Gedanken gehen in diese Richtung), alles was ich tun sollte, um die Depression zu bessern, wird von den Symptomen der Persönlichkeitsstörung gehemmt oder blockiert.

Wenn Du Fragen hast frage einfach.

Liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe Gertrud,

ich hatte versprochen, meine Antwort von 12:04 Uhr fortzusetzen.

Nach meiner Vermutung haben mir die Klinikbehandlungen und hat mir die ambulante Gesprächstherapie bisher nicht geholfen, weil ich auch eine durch die elterliche Erziehung verursachte Störung der Persönlichkeitsentwicklung habe; ich bin ängstlich-vermeidend und selbstunsicher und habe eine Tendenz zum Zwang und zum Kontrollzwang.

Diese Persönlichkeitsstörung wurde erst 2014 erkannt und festgestellt (die Diagnose Depression stammt von Anfang 2011), in der Folge jedoch eher nicht beachtet, weder von meinem Facharzt und meiner Therapeutinnen noch von mir. Das Thema kam nun erst kürzlich wieder "auf den Tisch", vor allem weil ich nach einem Grund bzw. nach Gründen suchte, weshalb mir die Therapien bislang nicht oder höchstens sehr wenig geholfen haben. Ich sage es mal so (ob das von der Theorie der Psychologie her gesehen so stimmt, weiss ich (noch) nicht, aber meine Gedanken gehen in diese Richtung), alles was ich tun sollte, um die Depression zu bessern, wird von den Symptomen der Persönlichkeitsstörung gehemmt oder blockiert.

Wenn Du Fragen hast frage einfach.

Liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe Gertrud,

obwohl mein Tablet "ewig" lang angezeigt hat, dass er meine Nachricht versendet, und ich dann etwas genervt aufgegeben habe und "ausgestiegen" bin, wurde dann meine Fortsetzung doch noch abgeschickt - und dann gleich zwei Mal! Das verstehe wer will, ich kapiere es nicht. Egal. Wichtig ist letztendlich, dass die Nachricht verschickt wurde.

LG, strohe
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe Jojoma,

da haben wir dann sehr ähnliche Erfahrungen machen müssen.

An eine liebevolle Geste für mich (oder zwischen meinen Eltern) kann ich mich auch nicht erinnern. Meine Mutter erzählte nach aussen hin nur immer, wie liebevoll sie ihre Kinder erzogen hat (ich habe einen fünf Jahre jüngeren Bruder, der - auch als ich den Kontakt reduzierte und dann auch einstellte, fest an der Seite unserer Mutter war; durch die "zwangsweise" Beschäftigung mit unserer Mutter im vorletzten Jahr als sie nicht ansprechbar und offenbar bewusstlos von der Polizei und dem Rettungsdienst aus ihrer Wohnung geholt wurde, nachdem Nachbarn sie vermisst hatten, dann in's Krankenhaus eingeliefert und von dort in's Altenpflegeheim gebracht wurde und deshalb Bürokratie erledigt, die Wohnung ausgeräumt werden musste, haben wir wieder Kontakt zueinander; dabei stellte sich heraus, dass meine Mutter ihr Wesen auch an ihm "ausgetobt" hat, er psychische Probleme bekam, den Kontakt abbrach und eine Therapie gemacht hat.)

Auch nachdem ich den Kontakt zu ihr ganz abgebrochen hatte, schickte sie jährlich zu meinem Geburtstag eine Karte, worin sie ausnahmslos immer betonte, wie liebevoll sie mich doch erzogen hätte; manchmal ergänzt um den Hinweis, dass sie mich nie geschlagen habe, immer nur das Beste für mich wollte, mich immer unterstützt habe ... - und einmal "spielte" sie ihr teuflisches Spiel sogar mit der Krankheit meiner Frau.

Es ist gut und es freut mich, dass Dir die tiefenpsychologische Therapie gut geholfen hat.

Mir hat einmal ein Psychiater/Psychologe bei einem Bewerbungsgespräch um einen Therapieplatz in einem Krankenhaus gesagt, es käme gar nicht darauf an, ob die Therapie nun links (= Verhaltenstherapie) oder rechts (= Tiefenpsychologie) herum um den Felsbrocken (= psychische Krankheit des Patienten), der da für den Patienten auf dessen Lebensweg liege, führe, wichtig sei nur, dass sie ihn drumherum führe und ihm ein gutes Leben ermögliche. Damals habe ich ihm das geglaubt, ich fand es eine gute Erklärung - nur, zwischenzeitlich zweifle ich daran. - Wie siehst Du das denn? Was hat Dir denn in Deiner Therapie geholfen wie konntest Du den "Knoten lösen"?

Dir alles Gute, liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Absturz

Beitrag von Strohi »

Liebe Bittermandel, liebe Dora,

zunächst: vielen Dank, dass Ihr (mir) geantwortet habt; danach: bitte entschuldigt, dass ich bislang noch nicht darauf reagiert habe (manchmal, nicht nur, aber auf jeden Fall dann, wenn mich noch was Anderes beschäftigt, wie zur Zeit die morgige Trauerfeier, verliere ich schnell den Überblick, und muss dann sozusagen mit Verzögerung "nacharbeiten".

Einerseits bin ich ja froh, dass es Euch auch so oder so ähnlich geht; dann bin ich nicht alleine, und ich weiss dadurch auch, dass ich nicht auf einem Weg in's verrückt werden oder in's verrückt sein bin. Anderseits tut es mir natürlich Leid, dass Ihr auch mit so einem Sch..ß belastet seid.

Ja, es ist schon irre, wie schnell man "aus der Bahn geworfen" werden kann, und durch welch' geringe Anlässe und Ursachen. Es ist, das denke ich immer wieder, schon ein Wahnsinn, was der Kopf mit einem anstellen kann ...

Konntest Du, Bittermandel, mit Deiner Therapeutin darüber reden?

Ja, Dora, wenn es etwas gibt, was die Behandlungen und Therapien bei mir verändert/verbessert haben, dann ist es die Möglichkeit, wenigstens im Nachhinein, im Rückblick mir selbst erklären zu können, was denn nun in dieser konkreten Situation los war. Du beschreibst das mit dem anderen Zustand, in dem wir dann sind, wenn wir abstürzen, wenn wir getriggert wurden, wenn das Trauma zuschlägt, sehr gut. So geht's mir zumindest auch.

Es hilft nur eines: wenn wir "hingefallen" sind, aufstehen, Krone wieder richten und weitergehen; nicht verzagen, sondern weitergehen.

Liebe Grüsse, strohi
Dora20
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Re: Absturz

Beitrag von Dora20 »

Lieber Strohi, liebe alle hier,

du musst dich für nichts entschuldigen, wenn es dir schlecht geht!
Danke trotzdem, dass du uns noch angeschrieben hast. Es könnte ja auch sein, dass man dich einfach gar nicht erreicht hat.

Deine Familiengeschichte ist ja wirklich heftig, kein Wunder, dass du einen Haufen Symptome entwickelt hast.
"Verrückt werden" ist ja Ausdruck davon, dass die Realität so schlimm ist, dass man sich besser in eine falsche, innere, verbarrikadierte, schizophrene oder was auch immer, Welt verzieht, weil alles besser ist als die Realität.
Sehr schade und sehr traurig.
Aber immerhin scheinst du seit langem eine Frau zu haben samt Familie und Hund...
Das sind doch schon ganz schöne Realitäten!

Ich bin grade selbst nicht gut drauf.
Absturz wäre jetzt nicht das richtige Wort.
Eher die Verzweiflung den Übergang aus altem Trauma zu ein bisschen mehr "erwachsener" Realität nicht zu finden.

Liebe Gertrud, wenn du hier reinschaust:
Ich habe mit meinem Therapeuten gesprochen.
Aber er versteht mich einfach nicht. Ich glaube, er ist einfach zu gesund.
Er stellt sich das ein bisschen leicht vor.
Jetzt fangen Sie mal ein Ehrenamt an, kommen Sie in Schwingung mit Menschen.
Puh, wenn das immer so leicht wäre!!

Also Strohi, überstehe erstmal die Trauerfeier gut, ich denke, da kannst du dein "Kindgefühl" wegstecken. Ist eine ganz andere Situation, oder?

Und danach machst du und wir alle hier weiter mit dem Versuch, aus diesen blöden Kindsituationen und -reaktionen rauszukommen.

Alles Liebe, Dora
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: Absturz

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Strohi und Dora, und auch die anderen.

Die alten Erziehungsmethoden kenne ich ja auch noch, bin Mitte der 60er Jahre geboren. Aber auch Jüngere kennen diese noch, weil die Leute meiner Generation oft auch noch so handeln.

Solche Gewaltanwendungen kenne ich persönlich fast gar nicht, aber es wurde oft genug damit gedroht. Das reichte auch schon, um einzuschüchtern.

Ich denke, dass solche "Behandlungen" durchaus ihre negativen Folgen zur Genüge haben für die, die es erleiden müssen.
Ich denke auch, dass die Erlebnisse körperlich und gefühlsmäßig abgespeichert sind, und wenn zuviel Stress kommt, dass dann der Körper sich irgendwie bemerkbar macht und man sich auch zu sehr gestresst fühlt.
Wenn man dann einmal verstanden hat, dass es momentan etwas viel ist, kann man es irgendwie wieder händeln, wenn auch nicht garantiert blitzartig schnell.

Strohi, bei dir ist ja momentan auch viel los. Ich bin da auch etwas überfragt. Denn soviel so heftige Gewalt kenne ich nicht. Ich wünsche dir, dass du bald wieder etwas zur Ruhe und in die Spur kommst mit den alten Geschichten.

Dora, die Reaktion verstehe ich nicht ganz, Ehrenamt soll helfen. Kann sein, muss aber nicht.
Wie geht der Therapeut allgemein bei seinen Patienten mit dem Thema Trauma um? Hast du den mal gegoogelt? Manchmal gibts ja Bewertungen.

Gruß Gertrud
Dora20
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Re: Absturz

Beitrag von Dora20 »

Liebe Gertrud,

ich weiß nicht, ob der thread hierfür der richtige ist.
Aber tatsächlich weiß ich nicht, ob er Erfahrung mit Trauma hat.
Hatte ich ihn nie gefragt.
Er hat Schwachpunkte. Aber bisher habe ich halt gedacht, okay, wer nicht. Und manche Sachen kann er gut. Und er ist nett, freundlich.


Aber vielleicht kann ich alle hier fragen, habt Ihr Eure Therapeut*innen gefragt, ob sie sich mit Trauma auskennen?

Vielleicht könnt Ihr Erfahrungen dazu mitteilen, auch ob sie einen speziellen Umgang, Angebote... damit hatten, ist ja vielleicht für Strohi auch interessant.

Liebe Grüße an alle, keine Abstürze!
Dora
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