Müde

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Barbara 65
Beiträge: 2
Registriert: 3. Apr 2021, 22:17

Müde

Beitrag von Barbara 65 »

Hallo an alle
Mein Name ist Barbara und ich bin 55 Jahre alt. Ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung und Depressionen. Im Januar, diesen Jahres ist mein Vater gestorben und nun bin ich ganz alleine. Nun meine Frage: Ist es normal, dass man bei einer Depression immer müde ist und sich für alles regelrecht zwingen muss, um die nötigsten Arbeiten, wie Hausarbeit und solche Sachen machen zu können? Einfachste Sachen wie Bügeln oder Hausputz ist fast nicht mehr möglich, da mir einfach die Kraft fehlt. Behördliche Sachen sind ganz schwierig für mich
Geht es anderen Betroffenen auch so???
Einen schönen Abend wünscht
Barbara :hello:
Sunshine5678
Beiträge: 987
Registriert: 19. Nov 2019, 20:06

Re: Müde

Beitrag von Sunshine5678 »

Hallo Barbara,
Schön dass du hier bist und von dir erzählst.
Ich bin noch 4 Tage lang 54 Jahre alt und habe die Diagnose rezidiverende Depressionen seit 1,5 Jahren. Ich bin immer müde und könnte nur schlafen und habe zu nichts Lust bzw. die Kraft für belanglose Dinge wie Duschen, Haare waschen oder bisschen Haushalt.
Es sind viele hier die daran zu knabbern haben und tauschen sich im thread Unordnung und Erschöpfung aus.
LG Claudia
:hello:
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Müde

Beitrag von Strohi »

Hallo Barbara,

ich bin nun 61 Jahre alt, bekam die Diagnose schwere Depression Anfang 2011, und bin seitdem in fachärztlicher und therapeutischer Behandlung, nehme seit 2011 Antidepressiva und war auch schon einige Male stationär in Kliniken.

Das, was Du beschreibst, kenne ich sehr gut. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit sind - neben Anderem - die Hauptsymptome einer Depression. Du musst Dir insofern keine Sorgen machen, so gesehen ist alles normal bei Dir. Bei mir ist es so, dass ich nachts nofmal lang schlafe, aber an den allermeisten Tagen auch nachmittags noch zwei oder drei Stunden schlafen muss, weil ich ansonsten am Tisch einschlafe. Die Antriebs- und die Lustlosigkeit sind bei mir wellenartig, wobei die schlechten Teile weit in der Mehrzahl sind, die positiven in einer geringen Minderheit. Dagegen kannst Du mit "Hausmitteln" nichts ausrichten, auch hier gilt es, externe Hilfe zu organisieren (Stichwort: Haushaltshilfe und / oder Sozialhilfestelle).

Ich kann mir vorstellen, dass vor allem behördliche Sachen wegen des Todes Deines Vaters besonders schwer und schwierig für Dich sind - lass' Dir dabei helfen. Vielleicht gibt es bei Dir im Ort bzw. in der Stadt ein Rathaus, dort gibt's dann vielleicht auch das Sozialamt. Fuf dort einfach an, xchildere kurz Deine Situation und bitte um Hilfe. Wenn die dort nicht selbst helfen können, kennen die sicher eine Stelle innerhalb oder ausserhalb der Orts-/Stadtverwaltung, die helfen kann.

Ich wünsche Dir Liebes und Gutes, wenn Du Fragen hast, frage.
LG, strohi
Strohi
Beiträge: 388
Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Müde

Beitrag von Strohi »

... als Nachtrag: Depression ist der Wechsel vom täglichen Sprint in einen langen Marathonlauf. Gib und nimm Dir die Zeit, die Du brauchst (Du brauchst sie wirklich!!). Versuche, Arbeiten in kleine Teilschritte aufzuteilen; kleinere Arbeiten sind einfacher zu erledigen. Und was heute liegen bleibt (weil es liegen bleiben muss), kannst Du vielleicht morgen oder übermorgen erledigen.

LG, strohi
Faithful
Beiträge: 185
Registriert: 17. Mai 2020, 09:58

Re: Müde

Beitrag von Faithful »

Hallo Barbara,
das ständige müde sein kenne ich auch, heute zum Beispiel merke ich die Müdigkeit sehr stark.
DieNeue
Beiträge: 5455
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Müde

Beitrag von DieNeue »

Hallo Barbara,

ja, so eine Erschöpfung und Müdigkeit sind normal bei Depressionen. Ist auch mein Hauptproblem und geht schon seit Jahren so. Es wird ganz, ganz langsam besser, aber es gibt trotzdem immer wieder Schwankungen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Müde

Beitrag von Greta1962 »

Hallo!

Müdigkeit ist eines meiner Hauptprobleme. Ich kann mich erinnern, dass ich das schon vor 30 Jahren hatte - da fingen die Depressionen vermutlich schon langsam schleichend an.

Müdigkeit raubt einem so vieles, man hat das Gefühl, man lebt nur ein halbes Leben oder weniger. Wenn ich sehe, was andere so machen - wie agil die sind - dann werde ich richtig neidisch. Meine 82 jährige Nachbarin klagte neulich, sie wäre neuerdings so "kaputt", dass sie sich nachmittags mal hinlegen müsse ... das würde sie ja gar nicht kennen ... ! Dazu fällt mir dann gar nix mehr ein.

Bei mir ist nicht das Hinlegen die Unterbrechung - sondern wenn ich was tue - mein Bett/Sofa ist mein Hauptaufenthaltsort.

Das schlimme bei mir ist auch, dass Schlaf nie erholsam ist. Ich wache genau so müde auf wie ich eingeschlafen bin.
Aber oft schlafe ich eh schlecht ... wache oft auf .. liege nachts wach ... was die Tagesmüdigkeit natürlich noch verschlimmert.

Bis vor einiger Zeit habe ich noch halbtags gearbeitet. Da bin ich oft mittags nach hause gekommen - habe die Katze versorgt und bin dann aufs Sofa gefallen ... so, wie ich war. Ich wollte mich umziehen ... aber dazu hätte ich ins 1. OG gemusst ... das ging aber stundenlang nicht, weil ich so erschossen war. Oder ich wollte Wäsche einstecken. Das nahm ich mir mittags vor und konnte es erst Stunden später tun.

Manchmal denke ich, man gewöhnt sich irgendwie auch bis zu einem gewissen Maße daran - und weiß gar nicht mehr, wie ein "normale" Leben geht. Müdigkeit raubt so viel Lebensfreude, weil man auch keine Kraft mehr für positive Sachen hat - wie Ausflüge, Urlaub, Besuche, Hobbys, Sport - das ist alles anstrengend. Aber man braucht doch irgendwie einen positiven Ausgleich!?

ich fühle mich jedenfalls wie 90.
Körperlich und mental.
Müde und alt.
Und ich bin erst 57 .
Liebe Grüße von ..... Greta
Bittermandel
Beiträge: 2346
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Müde

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Barbara

Herzlich Willkommen im Forum.

Wie du siehst ist die Müdigkeit ein großes Problem. Da bleibt vieles auf der Strecke und ja das Gefühl nur halb am Leben teilzunehmen ist bei vielen so. Wir müssen halt oft uns der Krankheit beugen. Es kommen auch stabile Phasen. Ich habe gelernt auf meine Bedürfnisse zu achten. Ich schlafe Mittags und ich brauche das. Danach bin ich wieder fit. Und zur Zeit auch stabil aber ich achte sehr auf meinen Rhythmus.
Außerdem nehme Antidepressiva und zum Schlafen ein Neuroleptikum. Da ich schwere Depressionen habe komme ich ohne Medikamente nicht klar. Ich werde auch nichts absetzen weil das prompt in die Hose geht.

Ich würde dir empfehlen zum Psychiater zu gehen und mit ihm über ein passendes Medikament sprechen. Am Anfang kann es sein das die Pillen müde machen und dann kommt der Antrieb. Manche haben eine Aversion gegen Psychopillen aber die Depression ist eine quälende Erkrankung und mit den Medikamenten kann man gut leben. Auch eine Psychotherapie wäre sehr angebracht in deiner Situation.

Liebe Grüße Bittermandel
Gartenkobold
Beiträge: 2060
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Müde

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Barbara,

bei mir ist die Müdigkeit auch schon seit Jahren ein Problem. Ich brauche immer Streichhölzer für die Augen.
Manchmal ist es Abends so schlimm, dass ich es noch nicht mal schaffe mir die Zähne zu putzen. Somit kenne ich die Schilderung von Greta, sich aufs Sofa zu hauen, so wie man ist. Schuhe aus schaffe ich noch, mehr nicht.
Ich habe auch andere Erkrankungen, darunter Zöliakie. Dadurch hatte ich einen schweren Eisen-, Vitamin B12- und Vitamin D-Mangel. Die Substitution von all den Mangelerscheinungen hat mir schon sehr geholfen und alle 2-3 Jahre lasse ich die Werte durch den Hausarzt kontrollieren (zahle das selber). Meist kommt die Müdigkeit durch die Depression, ich bin immer noch müde, doch es lohnt sich auch die körperliche Seite abzuklären, darunter auch die Schilddrüsen-Werte.

LG Gartenkobold
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