Dissoziation in der Therapiestunde

Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Allegretto,

Danke für die ausführliche Antwort!

Und Hallo Strohi,

Ich glaube, die von dem anderen Planeten bin eher ich :)

Keine Sorge, ich kann das voll verstehen, dass die Fragen auftauchen und weiß, dass dieser Threat sich hier wahrscheinlich nicht einfach liest. Sorry dafür. Ich glaube tatsächlich, dass falls du mir im Alltag begegnen solltest, du vielleicht gar nicht glauben würdest, dass ich das hier schreibe. Na klar sind die Auswirkungen heftig und meine Situation gerade nicht leicht, aber ich kann immer noch in weiten Teilen funktionieren und gut durchs Leben kommen. Von gelegentlichen Ausfällen mal abgesehen :)

Allegretto hat ja schon einiges geschrieben. Dissoziationen sind eine natürliche Schutzfunktion der Psyche, um mit extremen Belastungen umzugehen. Wenn die Belastung einer Situation unerträglich erscheint, werden Gefühle beispielsweise abgespalten und man funktioniert nur noch. Die Verarbeitung erfolgt dann im Normalfall später. Man sisht das beispielsweise bei Unfallopfern oder Zeugen, die es dann selber beschreiben, dass sie in den Momenten einfach nur funktioniert haben und später erst zusammengebrochen sind. Problematisch wird es dann, wenn die Psyche keine Gelegenheit erhält, sich zu erholen und die Emotionen und das Trauma zu verarbeiten, weil beispielsweise Traumatisierungen häufig oder langanhaltend passieren. Dann kann sich die Dissoziation als Stressbewältigung automatisieren und tritt ab dann quasi unkontrollierbar auf. Und in unpassenden Momenten. Das ist dann die von Allegretto erwähnte pathologische Dissoziation. Man vermutet tatsächlich, dass es sich bei Dissoziationen um ein Relikt des Totstellreflexes handelt. Das hibt mir manchmal etwas Trost, das finde ich irgendwie niedlich :) aber so ist das mit dem Schutzmechanismus zu verstehen. Bewusst steuern kann ich das kein bisschen. Weder rein noch raus. Bei leichteren Zuständen gelingt es teilweise.

Wie fühlt sich das an? Schwer zu beschreiben. Allegretto hatte ja auch schon ein paar Beispiele. Vielleicht kennst du das, wenn man sehr müde ist und sich unterhält. Dann fühlt man sich manchmal wie weggetreten, kann gar nicht richtig zuhören und meist nur noch irgendwie antworten. Das ist rine leichte Form der Dissozation. Bei mir fühlt es sich oft an wie eine tiefe Trance. Oder tatsächlich als wäre ich unter einer Glasglocke. Oder ich kann mich plötzlich nur noch ganz langsam bewegen, obwohl mein Kopf ganz klar weiß, dass das Quatsch ist. Manchmal sind Geräusche verändert oder Körperteile fühlen sich fremd an. Und im schlimmsten Fall zieht einfach jemand den Stecker. Wie ohnmächtig ohne umfallen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen!

Liebe Grüße!

Ich hoffe, och konnte dir ein
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:45, insgesamt 1-mal geändert.
Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Liebe Gartenkobold, ja, im Stehen ist voll doof. Ich mag es eh irgendwie nicht, frei im Raum zu sein. Die nächste Stufe wäre dann auf einem Wackelbrett. Keine Ahnung, wie man sich da noch aufs Denken konzentrieren soll :) danke auf jeden Fall für den Zuspruch. Es muss irgendwie besser werden, das ist ja so kein Zustand!!

Amnesien habe ich zum Glück nur selten, abgesehen davon, dass mir meine Kindheit fehlt. Neulich habe ich mein Fahrrad verloren, weil ich mich partout nicht mehr erinnern konnte, wo ich am Vorabend war. Mein Freund wusste es zum Glück. Ich war einkaufen, offenbar dissoziiert. Den Einkauf habe ich aber problemlos auf die Reihe bekommen.

Krass, dass die Therapeuten das bei dir nicht einordnen konnten. Das ist echt bitter, vor allem, wenn man sich schon mit so blöden Phänomenen auseinandersetzen muss. Meine hat im Erstgespräch direkt gesagt, dass das Dissoziationen sind, als ich ihr erzählt habe, dass ich manchmal auf der Straße stehe und sich alles fremd anfühlt und ich überhaupt nicht weiß, was ich da mache, während ich gleichzeitig ganz genau weiß, dass das meine Straße ist und och gerade meine Kinder von der Kita abhole. Aber ich glaube, in der ambulanten Psychotherapie ist das Thema nicht soo präsent.
Ich habe heute gelesen, dass in der dbt Dissoziationen in der Therapiestunde als fehlende Mitarbeit gewertet werden. Das verstehe ich überhaupt nicht. Ich mache das doch nicht freiwillig?
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Allegretto,

danke für Deine ausführliche, informative und interessante Antwort.

Ich musste sie mehrmals lesen, um sie wenigstens ansatzweise und ein Stück weit zu verstehen; was allerdings nicht an Dir bzw. Deiner Antwort liegt, sondern seine alleinige Ursache in meiner zur Zeit mal wieder ausgeprägten Konzentrationsschwierigkeit hat, hinzu kommt, dass ich mich mit den Hirntätigkeiten wie z.B. der Assoziation überhaupt nicht auskenne (das ist absolutes Neuland für mich; kannst Du mir den etwas als Einstiegsliteratur empfehlen?).

In Amazon schreiben einige, dass das von Dir genannte Buch gut zu lesen sei, andere wiederum meinen, dass es, vor allem wegen der vielen fremdsprachlichen Fachbegriffen und der vielen Abkürzungen sehr schwer zu lesen und zu verstehen sei - wie ist denn Deine Meinung dazu?

Ich habe neulich das Buch von Tom Holmes über die Persönlichkeitsanteile gelesen; allerdings ohne nachhaltigen Gewinn für mich, weil ich - wegen meiner Konzentrationsschwierigkeiten - nur immer kleine Textteile lesen konnte und ich - wegen meiner Erinnerungsprobleme - schon nicht mehr weiss, was ich da gelesen habe. Es ist für mich fürchterlich, grauenhaft ... - ich habe früher immer gerne und viel gelesen (zu 99,9% Fach- und Sachbücher), und jetzt wo ich durch die Erwerbsunfähigkeit Zeit habe, fällt mir das Lesen wegen der genannten Schwierigkeiten und Probleme sdhr schwer (was mich zusätzlich nicht nur irritiert, sondern ziemlich belastet, ist, dass ich auch erhebliche Probleme mit dem Erinnern an das habe, was zeitlich (lange) vor dem akuten Ausbruch meiner psych. Krankheiten liegt, z.B. Sachverhalte der betrieblichen Altersvorsorge, mit denen ich in meinem ganzen Berufsleben intensiv zu tun hatte, oder ich wusste früher bspw. ohne Nachdenken, welche Stadt die Hauptstadt dieses oder jenes Landes ist, und wer dort Regierungschef:in war; aber, das ist nahezu alles weg - das ist so schlimm, dass meine Frau mich schon zu einem ärztl. Demenztest geschickt hat, der allerdings keinerlei Anzeichen dafür erbracht hat).

Liebe Grüsse, und herzlichen Dank im Voraus, Strohi
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Marleo,
hallo Gartenkobold,

danke für Eure Beschreibungen, die mir gut helfen, dies zu verstehen.

Und ich dachte bisher immer, dass das Wahnsinn sei, was mein Gehirn mit mir macht, aber irgendwie habe ich den (falschen? richtigen?) Eindruck, dass meine Depression und meine Persönlichkeitsstörung noch vergleichsweise harmlos sind, obwohl sie mich fast irre an mir selbst werden lassen.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch, und auch Dir, Allegretto, alles Liebe und Gute, und dass es für Euch irgendwie erträglich werden bzw. sein möge.

Liebe Grüsse, Strohi
Allegretto
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Allegretto »

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Zuletzt geändert von Allegretto am 25. Jul 2021, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Lieber Strohi,

Vielen Dank für deine Anteilnahme. Das wollte ich eigentlich nach deinem ersten Beitrag schon schreiben. Ich weiß nicht, ob man wirklich psychische Erkrankungen in ihren Auswirkungen vergleichen kann bzw. Ob das nötig ist. Im Endeffekt zählt das subjektive Leid, oder? Dissoziationen sind lästig und krass, aber im Grunde ungefährlich. Abgesehen davon, dass man sich ständig blamiert :). Depressionen sind nicht ungefährlich.
Mich persönlich belasten die Dissoziationen etwas mehr, die werden aber auch wiederum durch die Depressionen verstärkt.
Ich glaube auch nicht, dass es für dich gewinnbringend ist, Literatur dazu zu lesen. Es ist glaube ich schwer zu verstehen, wenn man nicht selber betroffen ist. Es gibt einen Podcast von Jung und Freudlos zu dem Thema, der ist ganz informativ. Da merkt man auch, dass selbst Fachleute bei dem Thema etwas ins Schwimmen kommen. YouTube hat auch einiges zu bieten, wenn man es wirklich wissen will.du kannst aber natürlich auch einfach hier weiter fragen!
Ich habe noch einen kleinen Wunsch: können wir Triggerwarnungen benutzen, wenn wir Traumata benennen? Das wäre super, danke euch!
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Allegro,

danke für Deine Antwort.

Ja, bei mir geht es um eine mittelgradig bis schwere Depression, die Anfang 2011 festgestellt wurde, und - wie sich im Laufe der Therapie wegen der Depri während einer Behandlung in einer Akutklinik 2014 herausgestellt hat - auch um eine Persönlichkeitsstörung.
Ich habe bis 2020 der PS keine Beachtung geschenkt, sie "links liegen lassen", auch weil (wie ich das heute sehe) mir die PS nicht erläutert wurde. Mir wurde damals nur gesagt, man habe eine PS festgestellt, es wäre für mich gut und hilfreich, wenn ich mich ein bisschen mit dem Thema Borderline beschäftigen würde, denn ich sei zwar kein Borderliner, aber meine PS ginge tendenziell in diese Richtung.

Als ich von der Behandlung nach Hause zurück kam, wurde ich anlässlich meiner ersten Therapiestunde danach vom Inhaber der Praxis darüber informiert, dass meine Therapeutin krankheitshalber ausgeschieden sei, er nicht für einen Ersatz sorgen könne, weshalb ich mir einen neuen Therapieplatz suchen müsse. Ich war damals wie vor den Kopf geschlagen, und rätselte, was mit meiner Therapeutin wohl passiert sein müsse (sehr viel später erfuhr ich, dass sie eine schwere Schwangerschaft liegend verbringen musste; sie umgezogen war und irgendwo weit weg eine eigene Praxis aufgemacht hat); und ich beschäftigte mich damit, einen neuen Therapieplatz zu finden (was mir nach sechs Monaten dann auch gelungen ist; allerdings bei einer Therapeutin, die zum einen nicht gut deutsch gesprochen hat, und zum anderen eher mit zwei anderen Themen gedanklich zu tun hatte, nämlich die Versorgung ihres Kindes, sie war alleinerziehend, und ihre Weiterbildung zur Fachärztin; als sie die Abschlussprüfung im Herbst 2015 erfolgreich abgelegt hatte, schied sie aus der Praxis aus, zog um und machte eine eigene Praxis auf; mit ihr konnte ich nicht über die Diagnose PS und den in diesem Punkt irgendwie komisch formulierten Entlassbericht reden; danach suchte ich wieder einen Therapieplatz was das restliche Jahr 2015 und das ganze Jahr 2016 erfolglos war; im November ging ich in eine Reha, die mich sehr stark an den Gedanken eines Suizides heranführte, so dass ich nicht nach Hause, sondern in die nächstgelegene Psychiatrie entlassen wurde, wo ich drei Tage in der geschlossenen Abteilung, anschliessend fünf Wochen in der offenen Abteilung und danach vier Wochen in der psychosomatisch-psychotherapeutischen Abteilung war; der Erfolg bestand darin, dass - als ich nach ungefähr 15 Wochen wieder nach Hause kam - ich psychisch-seelisch auf dem Stand vor der Reha im November war).

Dadurch vergass ich die PS-Diagnose und kümmerte mich wieder um die Depri (vom Klinikum aus hatte ich einen neuen Therapieplatz gefunden; nach ungefähr 18 Monaten informierte meine Therapeutin mich, dass sie altershalber ihre Praxis schliessen und in Rente gehe, ich könne bei ihrer Nachfolgerin weiter machen; dort war natürlich erst das Kennen lernen und Vertrauen aufbauen sowie meine bisherige Entwicklung von Kindheit und Jugend bis heute vorrangig).

Durch meine Unzufriedenheit mit der bislang gefühlt eher erfolglosen Therapie begann ich im Februar diesen Jahres zu suchen, woran das liegen könne, und ich fand im Entlassbericht die Diagnose PS. Ich schrieb die Akutklinik, in der 2014 diese Diagnose gestellt wurde an und fragte, ob sie mir denn an Hand der damaligen Unterlagen etwas Näheres zu der Diagnose sagen könnten. Dies war erfolglos. Meine Therapeutin bot mir daraufhin an, die Ergebnisse der Fragebögen, die ich am Anfang der Therapie bei ihr beantwortet hatte, anzuschauen.

Heraus kam dabei, dass ich eine ängstlich-vermeidende, selbstunsichere Persönlichkeitsstörung mit einer Akzentuierung in Zwang und Kontrollzwang habe. Mit "ängstlich-vermeidend, selbstunsicher" habe ich keine Probleme - soll heissen: das habe ich aus meinem Verhalten schon gewusst -, aber Zwang und Kontrollzwang traf mich, so als wäre ich gegen eine Wand geknallt. Vor allem wegen ihrer Erklärungen, was denn Zwang und Kontrollzwang heisse und welche Auswirkungen das auf das Verhalten habe.

Beide psychischen Krankheiten - so sehe ich das heute und rückblickend - trage ich seit meiner Kindheit und Jugend in mir, sie wurden vom Erziehungsstil meiner Eltern, vor allem meiner Mutter verursacht; sie schlummerten in mir und beeinflussten unbewusst mein Denken, Fühlen und Verhalten. Durch den Führungsstil in dem Unternehmen, in dem ich von 1982 bis zu meiner Arbeitsunfähigkeit mit anschliessender Erwerbsunfähigkeit 2013 gearbeitet habe, wurde der Erziehungsstil meiner Eltern (ohne die schlagenden, strafenden und offen diskriminierenden Aspekte) reinszeniert und für mich noch fester in mir verankert; auch meine Erlebnisse im Betriebsrat, in den ich 1990 zum ersten Mal gewählt (und im Gremium zum Vorsitzenden gewählt wurde) und bis zu meinem Ausscheiden aus dem Unternehmen 2013 immer wieder gewählt wurde, waren auf Grund des Verhaltens der anderen 10 Mitglieder für mich eher so, dass sie meine Krankheiten nicht gewollt und unbewusst verstärkt haben.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut für mich ist, mich mit der Dissoziation zu beschäftigen, und ich kann nicht erkennen, ob mir dies helfen könnte, aber ich spüre in mir eine starke Neugierde, ein Hingezogen-Werden zu diesem Thema.

Das könnte vielleicht daher kommen, dass ich mich beim Lesen daran erinnert habe dass ich früher, also vor 2011 (= Diagnose Depression und Beginn der Behandlung), ab und zu - wie ich es genannt habe - "Aussetzer" hatte. Wenn es darum ging, mich stressende, tief bewegende, mir höchst unangenehme Gespräche mit persönlichen Inhalten führen zu müssen, vor allem, in denen ich etwas mir Peinliches offenbaren musste, konnte ich mich zum einen danach nicht mehr an das Ge- und Besprochene erinnern (wenn's nicht ganz so schlimm war, konnte ich noch kleine Bruchstücke erinnern), und zum Anderen hatte ich das Gefühl, dass das Gespräch irgendwie "zerhackt" verlaufen sein musste, ungefähr so, als ob eine Schallplatte immer und immer wieder das Gleiche abspielte (also nicht ganze Lieder, sondern nur extrem kurze Teile von Liedern, wie wenn ein Kratzer auf der Platte ist, worüber die Nadel nicht hinweg kommt).

Uups, jetzt hat wieder meine Neigung durchgeschlagen, in epischer Breite und Tiefe zu schreiben, was meine Antwort lang und länger gemacht hat. Sorry.

Liebe Grüsse
Strohi
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Liebe Marleo,

es tut mir sehr Leid, wenn eine Nachricht von mir Dich zusätzlich belastet hat; das lag und liegt keinesfalls in meiner Absicht. Ich bitte Dich, mir zu entschuldigen, dass ich unbewusst unachtsam und ohne Rücksicht geschrieben haben sollte.

Der Wahrheit halber möchte ich jedoch auch erwähnen, dass ich bei meiner Frage zur Vorsicht geraten habe, und dass ich in meiner zweiten Antwort nun nicht, auch jetzt noch nicht erkennen kann, was da belastet haben könnte.

Egal, auf mein Erkennen kommt es nicht an, sondern darauf, wie meine Nachricht bei Dir angekommen ist. Dass sie solch eine Wirkung hat, tut mir nun sehr Leid.

Und natürlich hast Du uneingeschränkt Recht, man soll und kann psychische Krankheiten und ihre Auswirkungen nicht miteinander vergleichen, weil es einzig auf das subjektive Empfinden, auf das subjektive Leid ankommt.

Warum ich so neugierig auf das, was hier im Thread diskutiert wurde, bin, erklärt Dir vielleicht das, was ich Allegro im letzten längeren Absatz hinsichtlich meiner "Aussetzer" geschrieben habe.

Ich wünsche Dir Gutes und Liebes, Strohi
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Marleo,

Deine Nachricht von 15:45 kam bei mir an, während ich die Nachricht an Allegro schrieb, die ich um 17:11 fertig und gleich abgeschickt hatte.

Erst danach sah und las ich Deine Nachricht von 15:45.

Dies nur zur Klarstellung, und der Bitte um Befriedung.

LG, Strohi
Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Strohi,
meine letzte Antwort wurde irgendwie verschluckt. Mach dir bitte keine Sorgen, ich meinte nicht dich. Es ging mir eher auch darum, präventiv nochmal darauf hinzuweisen, da der Verlauf hier gerade eine solche Richtung nahm. Ich habe deine Warnung gesehen und gewertschätzt. Grundsätzlich bin ich zumindest auch gerade relativ stabil.

Ich gehe davon aus, dass du leichte dissoziative Symptome hattest in deiner Therapie, das kommt relativ häufig vor, wie oben als Alltagsphänomen beschrieben und ohne Krankheitswert. Von dissoziativer Störung spricht man im Grunde erst dann, wenn das Alltagsleben beeinträchtigt wird.

Liebe Grüße!
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Liebe Gartenkobold, du glaubst gar nicht, was mir deine Anwesenheit hier gerade bedeutet. Im Alltag kann man das ja niemandem erzählen und es tut so gut, jemanden zu "kennen", der es selbst erlebt hat!

Tatsächlich sehe ich es ähnlich wie du. Anfangs ist da Unbehagen bzw. Ich war am Anfang wirklich schockiert bzw fast schon traumatisiert durch die ersten Anfälle. Jetzt habe ich viel gelesen und bin mittlerweile voll auf Lösungsorientierung. Das muss ganz dringend aufhören und das ist tatsächlich harte Arbeit. Spannungsregulation kann ich tatsächlich gar nicht und das ist das große Manko.

Seit heute bin ich im Urlaub und tadaa, nur zwei dissoziative Anfälle. Vielleicht kann ich mich jetzt erstmal erholen.

Invalidierung stehtb auf meiner "Liste" übrigens auch mit drauf.

Liebe Grüße und allen einen schönen Abend!
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Gartenkobold,

jetzt fällt mir aber ein sehr grosser Stein vom Herzen: nach meiner (richtigen? falschen?) Wahrnehmung hatten wir anfänglich einen guten Kontakt, der dann jedoch abgeebbt ist; als ich dann gelesen habe, dass Du mir zwar geantwortet hast, aber ohne Anrede und eher irgendwie fachlich-kalt, habe ich gedacht "Oh je, was hab' ich nur angestellt, dass sie sich so verhält?". Ich hatte jedoch nicht den Mut, bei Dir zu fragen, weil ich befÜrchtete, mit einer Frage die Situation noch weiter zu verschärfen.

Als ich nun in Deiner Antwort den Satz "... aber jetzt liegt der Schwerpunkt eher auf dem Machen, der Anwendung von Skills (auch geistige) ..." gelesen habe, musste ich schmunzeln, weil er mich an einen Satz erinnert, den meine Frau schon mehrfach gesagt hat, nämlich ich hätte wahrscheinlich das nötige theoretische Wissen, könne oder würde es jedoch leider nicht anwenden bzw. umsetzen. So ähnlich hat sich neulich auch meine Therapeutin geäussert.
Nur, mir fehlt es eben doch, obwohl ich über Depression sehr viel, über die PS eher weniger gelesen habe, weshalb ich Dich bitte, mir hier oder woanders zu schreiben, was Du denn machst, welche (auch geistigen) Skills Du anwendest. Ich glaube und gehe davon aus, dass es sehr wertvoll für mich wäre und mir sehr helfen würde.

Herzlichen Dank im Voraus und Dir eine gute Nacht und einen schönen Sonntag.

Liebe Grüsse, Strohi
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo Marleo,

puuh,mda bin ich jetzt aber froh über Deine Antwort, weil mich Deine Nachricht (15.54) sehr getroffen hat und betroffen gemacht hat. Danke für Deine Klarstellung!

Und danke, dass Du mir auch auf meine "Aussetzer", die übrigens nicht in der Therapie, sondern lange Zeit vor der Depri-Diagnose und vor Beginn der Behandlung der Depri passiert sind (1980er-, 1990er- und 2000er-Jahre), geantwortet hast.

Ja, die Möglichkeit der Berentung sollte nie aus den Augen verloren werden, auch wenn sie so etwas wie die letzte Möglichkeit ist.

Ich wünsche Dir einen schönen und vor allem entlastenden, entspannenden Urlaub mit viel Sonne, gutem Wetter und allem, was sonst noch für Dich dazu gehört.

Liebe Grüsse,
Strohi
Allegretto
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Allegretto »

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Zuletzt geändert von Allegretto am 25. Jul 2021, 23:01, insgesamt 1-mal geändert.
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Liebe Allegretto,

danke für Deine nette Antwort, über die ich mich sehd freue.

Ich finde es - auch als konkretes Lehrbeispiel für mich - sehr interessant und hilfreich, was Du mir über Deine Vorgehensweise bezüglich Deiner Selbstanteile geschrieben hast; das interessiert mich so stark, weil ich immer mit dem selbstkritisierenden Gedanken herum laufe, dass ich das alles nicht kapiere und deshalb nicht für mich nutzen kann, und deswegen auch von meinen ganzen Therapien und vom allem Gelesenen nichts habe, nicht profitiere und noch immer als ein blinder, unwissender Suchender durch die Welt laufe (siehe auch meine Nachricht an Gartenkobold hier im Thread, 27.06.2021, 00:13, zweiter Absatz).

Deswegen muss ich mich nun auch selbst bremsen, denn am Liebsten wüsste ich nun alles (!) bis in's allerkleinste (!!) Detail von Dir, wie Du das genau und konkret gemacht hast (und auch von Gartenkobold wegen der Skills) - aber ich kann Euch beide ja nicht ausquetschen bis keine Info mehr aus Euch heraus kommt, obwohl mir schon der Sinn danach steht.

Liebe Grüsse, und einen schönen restlichen Sonn(en)tag, Strohi
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Liebe Gartenkobold,

ich muss es einfach so wie ich es gerade fühle auch schreiben: Du bist ein Goldstück!!

Mit Deinem Hinweis auf die Skills, mit denen Du Dich nun (wieder) intensiv beschäftigst, hast Du mir die Türe aufgestossen und mich sozusagen von Fesseln befreit!
Je mehr ich nun im Internet über die Skills lese, desto mehr wird mir deutlich, was ich bisher verpasst habe, und was ich nun tun kann.

Natürlich habe ich über die hilfreiche Arbeit mit Skills in meinen Behandlungen in den Reha-Kliniken und in der Akutklinik gehört; da dies - jedenfalls für mich - immer nur oberflächlich in Vorträgen "gestreift" wurde, aber es nie vertieft wurde und wir in den Therapiestunden auch nicht damit gearbeitet haben, blieb das bei mir nicht sitzen, ich verlor es aus den Augen, die Erinnerung speicherte es nicht und erinnerte mich auch nicht daran - es ging für mich verloren.

Bis Du es jetzt "ausgegraben" und vom Staub der Jahrhunderte befreit hast!

Herzlichen Dank dafür!!

Liebe Grüsse
Strohi
Gertrud Star
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Strohi,
für die Achtsamkeits und Skills-Sachen gibt es auch Übungsgruppen. Vielleicht findet sich eine in deiner Nähe, spätestens nach der zweiten Impfung :) Dann kommste auch mal ins Üben und hörst und liest nicht nur davon.
Gruß Gertrud

natürlich auch Gruß an die anderen.
Marleo84
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Marleo84 »

Liebe Gartenkobold,

Ich würde dieses Thema hier auch gerne bald beenden, ich glaube, es ist alles gesagt. Vielleicht ist es auch nur stellvertretend für meinen Wunsch, dir Dissoziationen bald zu beenden. Ich wollte nur sagen, dass ich dich bewundere und mich sehr freue dafür, dass du einen guten Weg gefunden hast, deine Anspannung zu regulieren. Ich pendel irgendwie immer im höchsten Bereich und bin dann durch Skills irgendwie nicht mehr erreichbar. Ich kann zwar zum Beispiel auf der Arbeit gut funktionieren, aber sobald ich das Büro verlasse zittere ich am ganzen Körper und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Und dann braucht mich nur noch jemand anstupsen, dann bin ich schon weg. Ich muss glaube ich einfach schon viel früher ansetzen, um irgendwie diese krasse Anspannung in den Griff zu kriegen. Weil wenn man in dieser Hochspannung einmal drin hängt, helfen die Skills irgendwie auch nicht mehr. Geschweige denn, dass man da irgendwie über Auslöser etc nachzudenken braucht.

Ich freue mich für dich! Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag mit Kichen und Freundin und Hund!

Liebe Grüße!
Gartenkobold
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Gartenkobold »

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Zuletzt geändert von Gartenkobold am 3. Mai 2022, 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
Strohi
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Re: Dissoziation in der Therapiestunde

Beitrag von Strohi »

Hallo, liebe Marleo,

ich hoffe, dass nicht der von mir begonnene Aspekt "was ist eine Dissoziation usw.?" ursächlich ist für Deine Überlegung, das Thema hier zu beenden.

Wenn dem so wäre, würden mir das sehr Leid tun, denn ich wollte keinesfalls stören, und deshalb sage ich Dir zu, in die Rolle des "stillen Mitlesers" zu gehen, wenn Dir das helfen würde, Dein Gespräch mit Gartenkobold ungestört weiter zu führen (mein Eindruck ist nämlich, dass Euch beiden, also Gartenkobold und Dir, das gut tut).

Schreib' mir einfach und ohne Scheu und Hemmung, wie Du es möchtest.

Liebe Grüsse
Strohi
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