Depression und Zwangserkrankung

Strohi
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Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo, liebe Foristen,

bei mir wurde, zusätzlich zur Depression, auch eine Persönlichkeitsstörung (PS) festgestellt; es liegt eine "selbstunsichere bzw. ängstlich-vermeidende" Störung vor, der Zwang und Kontrollzwang ist eine Akzentuierung.

Bisher habe ich die Depri als Hauptkrankheit, die PS "nur" als Nebenkrankheit gesehen. Nun, nach einer intensiven Diskussion darüber mit meiner ambulanten Gesprächspsychotherapeutin muss ich das wohl korrigieren; die PS ist die stärker wirkende Krankheit, und sie verhindert wohl auch, dass die Depressionstherapie erfolgreich werden kann.

Abgesehen davon, dass mich dies verwirrt und orientierungslos gemacht hat - vor allem, weil darüber mit mir noch niemand so eingehend gesprochen hatte -, suche ich nun einen Ansatz, damit umgehen zu können, denn die Zwangserkrankung ist besteht aus vielen Aspekten.

Wer kennt sich da denn aus und könnte mir "auf die Sprünge" helfen?

Vielen Dank schon mal im Voraus!

LG, Strohi
DieNeue
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von DieNeue »

Hallo Strohi,

nur zum Verständnis...
hast du dann eine Zwangsstörung oder eine zwanghafte PS? Da besteht ja ein Unterschied. Oder ist das eine kombinierte PS mit abhängigen, selbstunsicheren und zwanghaften Anteilen?

Liebe Grüße,
DieNeue
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo DieNeue,

wenn ich das richtig verstanden habe - da bin ich mir nun aber wegen Deiner Fraage gar nicht mehr so sicher -, ist es eine kombinierte PS, wobei der "ängstlich-vermeidende" bzw. "selbstunsichere" Teil eine Persönlichkeitsstörung ist, während der Zwang und der Kontrollzwang als Akzentuierung - man nennt das wohl auch "Persönlichkeitsstil - vorliegt.

Aber, wie gesagt, durch die Frage bin ich nun unsicher geworden; kannst Du mir denn den Unterschied zwischen "Zwangsstörung", "zwanghafter PS" und "kombinierter PS" erklären? Oder mir einen Tipp geben, wo ich das nachlesen kann?

Danke für Deine Antwort,
liebe Grüsse, strohi
Katerle
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Katerle »

Hallo Strohi,

wie macht sich denn dein Zwang bemerkbar? Hatte auch mal die Diagnose ängstlich vermeidende, selbstunsichere PS erhalten.

LG Katerle
Gertrud Star
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihrs,

ich habe da ein Verständnisproblem.

Ich habe verstanden:
bei mir wurde, zusätzlich zur Depression, auch eine Persönlichkeitsstörung (PS) festgestellt; es liegt eine "selbstunsichere bzw. ängstlich-vermeidende" Störung vor, der Zwang und Kontrollzwang ist eine Akzentuierung.
Es liegt eine Depression vor.
Es liegt eine selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung vor.

Beim Rest bin ich mir unsicher:
Es liegt eine Akzentuierung vor in Richtung Zwang.
Wurde dazu etwas erklärt?
Denn im Internet sind 2 verschieden Erklärungen zu Akzentuierung vorhanden.
Die eine Erklärung setzt Persönlichkeitsakzentuierung und Persönlichkeitsstörung gleich, sollte also behandelt werden.
Die andere Erklärung geht davon aus, das eine Akzentuierung eher etwas mit deutlich ausgeprägten Wesenszügen zu tun hat, die allerdings im Bereich des Normalen liegen.

Dann wird da noch der Begriff Akzentuierung mal als Diagnose verwendet und mal als theoretischer Begriff eher in der Lehre.
Oh Mann, wer soll da durchblicken?

Falls es eher ein ausgeprägtes Wesensmerkmal ist, wäre die Marschrichtung eigentlich vorgegeben. Man müsste die PS therapieren mit den begleitenden Erkrankungen und sich auch mal mit (aber nicht schwerpunktmäßig) um die Wesenszüge kümmern.
Im anderen Fall wäre ich mir nicht sicher.
Das sagt mir jetzt meine Intuition.


https://theoriefinder.fandom.com/de/wik ... lichkeiten" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Die Akzentuierte Persönlichkeiten sind ein Begriff in der Psychologie und Psychiatrie. Die Klassifikation von akzentuierten Persönlichkeiten wurde u. a. von Karl Leonhard verwendet; in der heutigen Psychiatrie wird von Persönlichkeitsstörungen gesprochen, einige der Typen sind aber von Leonhard beschriebenen Persönlichkeitstypen ähnlich.

Dabei ist zu bemerken, dass Leonhards Typologie zwischen „Charakterzügen“ (demonstrativ, übernachhaltig, übergenau, ungesteuert) und „Temperamentzügen“ (stimmungslabil, dysthym, hyperthym, emotiv, überschwenglich, ängstlich) unterscheidet. Eine Person kann allerdings gleichzeitig mehrere Züge aufweisen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B ... %C3%B6rung" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung oder auch selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung (F60.6) ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorge bis hin zur Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein. Folgen davon sind andauernde Angespanntheit und Besorgtsein, der Lebensstil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen unterworfen. Teilweise sind Betroffene überempfindlich gegenüber Ablehnung oder Kritik.
https://de.wikipedia.org/wiki/Akzentuierung" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Persönlichkeitsakzentuierung, eine geringer ausgeprägte Form der Persönlichkeitsstörung (Psychiatrie, Psychologie)
https://www.psychiatrie.de/psychische-e ... ungen.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Die Übergänge zwischen einem akzentuierten persönlichen Stil und einer Persönlichkeitsstörung sind fließend.

Von einer Persönlichkeitsstörung wird erst dann gesprochen, wenn:
Und dann müssen noch anderes Sachen ausgeschlossen werden, die überhaupt das Vergeben von Diagnosen vehindern würden, biespielsweise stark/überwiegend umgebungsinduzierte Verhaltensweisen, Verhaltensweisen die von anderen Besonderheiten kommen, oder kulturelle Prägungen.

Hoffe, das wurde halbwegs sauber gemacht.

Nach der Lehre von oben wäre ich Typ pendantisch überkorrekt und gefühlsbetont. Also nix schlimmes, kann man einfach damit leben lernen.
Nach der Diagnostik in Richtung Persönlichkeitsstörung wäre wohl etwas in Richtung Unsicherheit /Ängstlichkeit angesagt. Das zusammen mit einer Besonderheit nicht psychiatrischer Art und dann noch kulturell anders geprägt.
Diese Herausforderung geht normalerweise kein Profi ein. Aber nur die entsprechende PS mit begleitender Depression dürfte machbar sein.

Oder wurde eine kombinierte PS festgestellt?
Gartenkobold
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Stohi,

wenn Du möchtest kannst Du das im ICD10 nachlesen. Die kombinierte PS ist ein F61. Die Anteile können unterschiedliche sein, alle PS sind möglich, jedoch überwiegt kein Anteil. Die anakastische (zwanghafte) PS wäre ein F60.5 und die ängstlich-vermeidende PS ein F60.6. In der Einleitung zu den PS im ICD 10 ist auch der Unterschied zwischen einer PS und einer einer Achse-I-Störung erklärt und auf Therapie.de ist auch recht viel zu den einzelnen PS (Achse-II-Störungen) und dem Unterschied zu Achse-I-Störungen (Zwangsstörung, Depression) nachzulesen. Oder einfach mal zu Achse-I- und Achse-II-Störungen googlen. Mir hat man auch erklärt, dass die Behandlung der PS (Achse-II) zur Verbesserung der Depression (Achse-I) führt. Ist halt alles sehr systematisch und ich hoffe, ich habe es richtig wieder gegeben. Wenn man selber drin steckt fühlt es sich ganz anders an...
Was eine Persönlichkeitsakzentuierung ist, wird auf Therapie.de ganz gut erklärt. Das ist der Übergang zur Normalität und nicht unbedingt pathologisch.

LG Gartenkobold
DieNeue
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von DieNeue »

Hallo Strohi,

weiß nicht, ob ich das richtig beschreiben kann.
Ich habe vor ein paar Jahren die Diagnose Kombinierte PS mit abhängigen, ängstlich-vermeidenden und zwanghaften Anteilen bekommen. Versuche grade auch herauszufinden, inwieweit da was zutrifft und was eigentlich die größeren Probleme macht.
So wie ich es verstanden habe, sind Persönlichkeitsstile einfach Charaktereigenschaften wie z.B. gewissenhaft, sorgfältig usw. Eine PS ist dann die Extremform so eines Persönlichkeitsstils, also wenn jemand so sorgfältig ist, dass er gar nicht mehr fertig wird mit seiner Arbeit, weil alles überkorrekt sein muss.
Eine Zwangsstörung ist, glaube ich, wenn man Dinge immer wiederholt machen muss und das tw. auch unsinnige Sachen sind wie z.B. nicht auf Ritzen im Gehweg treten, weil sonst irgendwas Schlimmes passiert, oder alles mögliche zählen, bevor man aus dem Haus geht. Es gibt dann wohl auch noch Zwangsgedanken, die sich einem aufdrängen können.

Eine kombinierte PS ist, wenn man ein paar einzelne Symptome von verschiedenen PS hat, aber nicht alle. Ich dachte immer, "kombiniert" heißt, ich habe alle drei PS mit allen Symptomen, nur abgeschwächter, aber es ist wohl so, dass man nur einzelne Symptome hat, aber die halt nicht in abgeschwächter Form.
Also z.B. bin ich schon ziemlich perfektionistisch, aber geizig bin ich gar nicht (das wäre auch so eine Eigenschaft bei der zwanghaften PS).

Ich schick dir mal die Links, die ich mir in letzter Zeit dazu abgespeichert habe, vielleicht helfen die dir weiter:
https://www.neurologen-und-psychiater-i ... toerungen/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

https://www.median-kliniken.de/de/behan ... sstoerung/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/p ... 6rung-ocpd" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Bei den beiden letztgenannten Seiten stehen unten auch noch Links zu den anderen PS.

https://www.neurologen-und-psychiater-i ... rankungen/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Dann gibt es noch eine Video-Playlist von Casy Dinsing über PS mit sehr anschaulichen Beispielen: https://youtube.com/user/casydinsing" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Liebe Grüße,
DieNeue
Bauchtänzer
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Bauchtänzer »

Hallo Strohi,

schön mal wieder von dir zu hören!

Ich hoff jetzt mal du erinnerst dich an mich, wir haben uns seinerzeit mal in vershciedenen Threads ein wenig ausgetauscht. Ich hab ja auch den Stempel der PS, und zu deiner konkreten Frage kann ich dir aus dem Hut nix sagen, müsste ich auch ergooglen.

Ich war derjenige, der sich zu Beginn seiner Therapie jahrelang! wie irre mit (Fach-) Literatur beschäftigt hat, weil ich unbedingt die Fäden selbst in der Hand behalten wollte, den Therapieprozess verstehen wollte. Ich hab dem Therapeuten partout nicht vertrauen können.

Möchte dich daher mal fragen, wie´s denn generell so läuft in deiner Therapie. Wie ist euer Verhältnis? Vertraust DU ihr? Ist sie kompetent? Du warst doch damals auf der Schiene, dir einen Schematherapeuten suchen zu wollen, richtig? Was ist daraus geworden?

Dass die PS das Fundament und die Depression bei PS-geplagten Menschen darauf aufgesetzt ist, davon bin ich ziemlich überzeugt.

Wenn du magst, erzähl doch mal....

Grüsse vom Bauchtänzer


Edit: zum Abschnitt mit der Fachlit.: ich bin also sehr verkopft an die Sache rangegangen,- das hat mir in der Sache, also therap., nur wenig bis gar nicht weitergeholfen. Ich find allerdings die Beschäftigung mit der Psyche immer noch sehr interessant ;-)
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Danke, herzlichen Dank an Euch, die Ihr mir geantwortet habt - das finde ich ganz toll, super, und nychdem ich Eure Antworten zunächst einmal "überflogen" habe, habe ich den Eindruck, dass da viel Hilfreiches für mich von Euch geschrieben wurde.

Ich werfe jetzt Schritt für Schritt Eure Antworten nacheinander aufmerksam lesen und ggfs. darauf antworten.

Liebe Grüsse, strohi
Seide
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Seide »

Hallo
Vom 10 ten Lebensjahr bis vor kurzem, ich bin jetzt 69 J. Hatte ich einen ganz schlimmen Kontrollzwang.
Einen schlimmen Waschzwang habe ich immer noch.
Deshalb war ich schon sehr oft in Kliniken und mache seit vielen Jahren Therapien.
Heute lese ich das erste Mal Begriffe, die ich noch nie gehört oder irgendwo gelesen habe.
Ich werde den Thread weiter verfolgen und Eure Tipps mir genauer anschauen.
Für heute erstmal vielen Dank an Euch alle.
Eure treue Seide
Strohi
Beiträge: 388
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Seide,

ich finde es schon ein bisschen merkwürdig, was Du geschrieben hast. Aber, Du bist doch in (fach-) ärztlicher Behandlung, oder nicht? Und trotzdem kennst Du verschiedene Begriffe der Krankheit nicht?!?

Meiner Meinung nach biteten die Webseiten "zwaenge.de" und "vssp.de" gute Informationen, da kannst Du - zusätzlich zu den hier schon genannten Info.-Quellen - mal ein bisschen nachlesen.

Und ansonsten gilt: wer Fragen hat, muss fragen, denn sonst kann sie/er keine Antworten bekommen.
Also, scheue Dich bitte nicht, Deine Fragen zu stellen.

Wünsche Dir alles Gute! Liebe Grüsse, strohi
Strohi
Beiträge: 388
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Katerle,

bei mir wirkt sich das so aus, dass ich sehr schüchtern und gehemmt bin, was ich (rückblickend und mit dem Wissen aus meinen Klinikaufenthalten und Gesprächstherapien betrachtet) allerdings bislang "überspielt" habe. Das hat mich sehr viel Kraft und (Lebens-) Energie gekostet, denn mir wurde ja von klein auf in der Erziehung "beigebracht", dass ich zwar nichts wert bin, aber zu funktionieren habe, also bspw. gute Noten in der Schule erreiche, immer nett, höflich, freundlich bin, alles sauber und in Ordnung halten muss usw..

Da ich auch - zumindest danach, wie ich das Wollen und das Verhalten meiner erziehungsberechtigten Eltern eingeschätzt habe - keine Fehler machen durfte (mir wurde ja auch z.B. "zur Last gelegt", dass ich nicht normal sei, weil ich als Linkshänder auf die Welt gekommen bin und mich, auch nach dem Umlernen auf rechtshändig in der Schule - tapsig angestellt habe bei handwerklichen Aufgaben), habe ich mich zum Perfektionisten entwickelt, mit einer permananten Unzufriedenheit bezüglich des selbst Erledigten, was zu einer mehrmaligen Suche nach Fehlern geführt hat (was im Beruf, wo es auch um schnelle Erledigung von Kundenanfragen und Kundenwünschen ging, zu Problemen geführt hat; im Sinne von "Ihre Antworten an Kunden sind zwar allesamt gut, aber die Menge der erledigten Anfragen ist viel zu gering").

Das "keine-Fehler-machen-dürfen" hat auch dazu geführt, dass ich von manchen Arbeiten schon von vornherein "die Finger weg gelassen habe", mit der Folge, dass ich als "faul", "phlegmatisch" usw. bezeichnet wurde. Mehr fällt mir gerade nicht ein.

Aber ich habe mir, nachdem nun feststeht, dass ich mich mit diesen Aspekten meiner Krankheiten beschäftigen muss, vorgenommen, mal eine Liste zu schreiben, in der ich die Punkte sammle, die ich als Ausdruck meiner Krankheiten ansehe.

Deshalb, nimm dies einfach mal als Zwischenergebnis.

Liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Katerle,

kaum habe ich meine Antwort abgeschickt, ist mir noch was eingefallen:

Mein - in den Augen meines (handwerklich begabten) Vaters - ungenügendes Können im handwerklichen Bereich hat vermutlich bei mir zu dem unbewussten Gedanken geführt, dass ich dann wenigstens viel wissen müsse. Dies führte bei mir dazu, dass ich mir viele Bücher in den mich intetessierenden Bereichen Politik, Geschichte, Psychologie und Philosophie sowie fachbezogene Literatur (Lebensversicherung, betriebliche Altersvorsorge, Betriebsratsarbeit, Aufsichtsratsarbeit) gekauft habe (und dabei jede Menge Geld verwendet habe). Da ich jedoch auch hier Vieles von dem wenig tatsächlichen Gelesenen wirklich kapiert habe, blieb als Ergebnis für mich übrig: "aha, auch dies kann ich nicht, also bin ich doch minderwertig".

Das alles führte auch dazu, dass ich permanent "unter Strom" stand, also nicht "abschalten" konnte, was mir zusätzlich (Lebens-) Energie gekostet hat und mir in den Augen Anderer "Macken" beschert hat (nach dem Motto "was ist denn das für einer?"). Auch habe ich keine Fähigkeiten zu einer "normalen" Unterhaltung mit Anderen entwickelt, bei mir dreht sich immer alles themen- und sachbezogen um die Aspekte "Probleme" und "Problemlösungen", einfach mal miteinander "quatschen" und ein Beisammensein geht bei mir nicht.

Aus dem Verhalten meiner Mutter habe ich übernommen, dass ich Recht haben muss. Das ist mir erst 2014 während eines Klinikaufenthaltes bek einer Übung bewusst geworden - und hat mich damals in eine tiefe Krise geführt. Dieses "Recht haben müssen" hat wiederum rückblickend dazu geführt, dass ich damals in meiner Funktion als Vorsitzender des Betriebsrats sehr viele Fehler gemacht habe weil ich häufig gegenüber den anderen Betriebsratsmitgliedern ungeduldig und auch wütend-zornig war; und zwar vor allem dann, wenn sie - nach meiner Meinung - unvorbereitet in Sitzungen und Gespräche gekommen sind.

Nimm' es nun einfach als "erweitertes Zwischenergebnis",
liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo DieNeue,

ja, so wie Du es beschreibst, sehe ich das zur Zeit auch (zumindest so lange, bis es irgendwoher neue Informationen, Erkenntnisse gibt).

Persönlichkeitsstile sind Charaktereigenschaften eines Menschen; sind diese sehr ausgeprägt,gehen also über das Normale, das Übliche hinaus spricht man von Akzentuierung(en), und in der Extremform (mit Krankheitswert) können daraus Persönlichkeitsstörungen werden.

Ich glaube, irgendwo mal gelesen zu haben, dass die Betroffenen darunter auch leiden, weil sie zwar wissen, dass es z.B. unsinnig ist bestimmte Tätigkeiten x-mal zu machen, aber sie kommen nicht los davon, müssen es durch den inneren Drang immer wieder ausführen.

Vielen Dank auch für Deine Info.-Quellen, die ich nacheinander lesen werde.

Es ist schon ein irrer Wahnsinn, was ein Gehirn mit einem anstellen kann!?! Mir drängt sich dieser Satz irgendwie auf.

Liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Gertrud Star,

als die Persönlichkeitsstörung (PS) festgestellt wurde, habe ich dazu sehr wenig erfahren.

Durch meine Therapiegespräche in der Akut-Klinik, in der ich 2014 war, hatte meine Bezugstherapeutin dort den Verdacht, dass zusätzlich zur Depression eine weitere Krankheit vorliegen könnte; wir vereinbarten, dass ich Fragebogen ausfüllen werde, die dann von einem fachkundigen Kollegen einer anderen Abteilung ausgewertet würden.
Als Ergebnis wurde mir nur mitgeteilt, dass bei mir eine PS vkrliegen würde. Als Hinweise sozusagen "mit auf den Heimweg" sagte sie mir noch, dass ich zwar kein Borderliner sei - das betonte sie mehrfach -, dass aber meine Symptome in diese Richtung gehen würden, ich solle mir doch ein Buch darüber kaufen und es lesen, sicher könne mir meine Therapeutin zu Hause, bei der ich in ambulanter Gesprächstherapie war, gut weiterhelfen.

Als ich wieder zu Hause war, traf mich bei meinem ersten Termin bei meiner Therapeutin zunächst einmal der Schock; der Praxisinhaber sagte mir, sie sei krank geworden, könne die Therapie nicht weiterführen, er hätte in seiner Praxis keinen personellen Ersatz, weshalb ich mir einen neuen Therapieplatz woanders suchen müsse. Dadurch, durch die anschliessend lange und auch nicht reibungslose Suche nach einem neuen Therapieplatz und auch dadurch, dass ich die PS im Vergleich mit der Depression als nachrangige Krankheit angesehen habe, trat das Thema "PS" bei mir immer weiter in den Hintergrund.

Erst 2018 kam es für kurze Zeit wieder "auf den Tisch", nämlich bei einem sehr intensiven Gespräch mit meiner - zwischenzeitlich dritten - Therapeutin, in dessen Verlauf wir auch auf die Frage kamen, warum denn bei mir die Depressions-Therapie fast gar nicht helfen und zu Veränderungen führen würde; ich äusserte den Verdacht, dass das an der "stiefmütterlich behandelten" PS liegen könne, die mit der Depression sehr stark verwoben und vernetzt sei und beide Krankheiten in mir sehr stark verankert wären. Da sie mir in der darauffolgenden Sitzung mitteilte, sie würde in absehbarer Zeit ihre Praxis auflösen und in Rente gehen, versank die PS wieder im Unbewussten.

Nun, bei meiner vierten Therapeutin (seit 2012) wurde die PS wieder Thema, weil wir wiederum über die Therapie, ihre weitete Entwicklung und die zu erreichenden Ziele sprachen. Mir fiel dann die Diagnose von 2014 ein, und ich fragte die Klinik mit einer Mail, ob sie mir denn Unterlagen über die damalige Untersuchung und das Ergebnis zuschicken könne; dies wurde als nicht nötig bezeichnet und abgeblockt.

Um trotzdem weiter machen zu können haben wir dann eben die Fragebogen, die ich bei Therapiebeginn (Okt. 2018) ausgefüllt habe, zu Rate gezogen. Als Ergebnis hielten wir fest, dass bei mir als PS eine selbstunsichere, ängstlich-vermeidende PS und eine Akzentuierung in Richtung "Zwang" und "Kontrollzwang" vorliegt. Sie erklärte mir diesen Unterschied so: die PS sei eine feststehende Diagnose mit Krankheitswert während die Akzentuierung mehr sei als nur eine normale Charaktereigenschaft, es aber noch nicht so stark ausgeprägt sei, dass man von einer Diagnose mit Krankheitswert sprechen könne/sprechen müsse.

Die PS allgemein sei bei mir vor allem deshalb entstanden, weil ich in meinem Elternhaus, vor allem durch die äusserst strengen Erziehungsmethoden nicht gelernt habe (und auch nicht lernen konnte) Gefühle wahrzunehmen, sie zu akzeptieren und mit ihnen umzugehen.

Alles Weitere, was vor allem DieNeue hier geschrieben hat mit "kombinierter PS" usw. usw. habe ich bisher noch nicht gelesen/gehört, das ist Neuland für mich.

Liebe Grüsse, strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Gartenkobold,

ich danke Dir für diese wichtigen Hinweise auf weitere Informationsquellen.

Ich erinnere mich dunkel, dass ich mal das, was im Entlassbericht 2014 zur PS steht, versucht habe, über GOOGLE näher zu beleuchten und überhaupt mal zu verstehen.

Das, was damals (2014) erfolglos verlief, könnte nun durch Deine Such-Hinweise doch noch erfolgreich werden.

Lidebe Grüsse, strohi
Gartenkobold
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Strohi,

ich habe selber noch einmal nachgeschaut und auf Therapie.de ist ziemlich gut der Unterschied zwischen Persönlichkeitsakzentuierung in Richtung Zwang und einer Zwangsstörung erklärt. Du findest den Text im Kapitel über die zwanghafte PS. Auch die anderen PS und ihre Therapiemöglichkeiten sind dort gut erklärt. Die Homepage kenne ich, weil ich eine kombinierte PS (F61) habe. Mein Weg zur Diagnose war nicht so steinig wie Deiner. Meine zweite Therapeutin hatte es recht schnell raus und die Diagnose der kombinierten PS ist schwerer zu stellen. Aus diesem Grund, wirkt bei mir die "normale" Depressionsbehandlung nur bis zu einem gewissen Punkt (ich kriege einen relativ einfachen Alltag, der keine großen Anstrengungen beinhaltet halbwegs hin, brauche keine Betreuung...) aber so wirklich besser wird es nicht. Auch Medikamente sind nicht so wirksam, was wohl typisch ist. Ich habe den Hinweis erhalten, dass mir nur mit einer spezialisierten Therapie, die auf die PS ausgelegt ist, langfristig geholfen werden kann. Als Therapiemethoden wurden mir Schematherapie und dbt genannt. Bei mir gings ziemlich schnell mit der Diagnose. Kognitiv kann dem auch zustimmen und alles nachvollziehen. Emotional - Ich will so einen Mist nicht haben!- wäre es für mich wohl nötig ein bisschen an der (radikalen) Akzeptanz zu arbeiten. Nun ja, wenn ich mit Ningeln fertig bin. Ich finde es gut, dass Du Dich so mit Deiner Diagnose anfreunden kannst.

LG Gartenkobold
Katerle
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Katerle »

Danke Strohi. Da kommt bei dir auch vieles zusammen. Werde mir das nochmal in Ruhe durchlesen, weil meine Konzentration nicht so gut ist.

LG Katerle
Gertrud Star
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo ihr,

wenn das Kriterium für eine Persönlichkeitsstörung ist, dass diese spätestens bis 21 Jahren sich ausgebildet haben muss, dann dürfte ich keine haben.
Naja und der Rest ist bei mir schwer genug festzustellen, das sind teils Sachen, die in überhaupt keins der diagnostischen Kategorien fallen.

Strohi, das hat ja bei dir ganz schön lange gedauert mit der Feststellung und ist auch oft wegen äußerer Umstände unter gegangen.
Da die PS bei dir die mit der Unsicherheit und dem Vermeiden ist, müsste eigentlich das vorrangig angegangen werden.

Bei mir wären es auch Unsicherheit, aber ansonsten auch Depression, zuviel machen und zuwenig für mich, und auch die mir eigene Gründlichkeit, von der ich öfter Abstriche machen müsste. Traumatisierungen gibt es auch einige, die passen aber in keine diagnostische Kategorie, dashalb glaubt mir das immer keiner. Dazu kommt mittlerweile das Alter und die Folgen jahrzehntelanger Krankheit dazu und jahrzehntelanger Armut.
Eine verbesserte finanzielle und Lebenssituation wäre auch nötig, ist aber wahrscheinlich jetzt nicht mehr herstellbar.

Und ob ich in meinem Alter mir noch neue Diagnostik antuen muss oder ob es reicht, mit dem alten Mist klarzukommen, da bin ich mir noch nicht einig.

Gruß Gertrud
Bauchtänzer
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Bauchtänzer »

Gertrud Star hat geschrieben: Und ob ich in meinem Alter mir noch neue Diagnostik antuen muss oder ob es reicht, mit dem alten Mist klarzukommen, da bin ich mir noch nicht einig.
Das mit dem Alter finde ich einen wichtigen Punkt, Gertrud. Hat bei mir Jahre gedauert mit therap. Begleitung, bis ich so richtig realisieren konnte, wie alt an Lebensjahren ich geworden bin. Ganz schön alt.

Ich lass meine Therapie noch gemächlich weiterlaufen, im Schnitt so alle 3, 4 Wochen - sie beschäftigt mich immer noch viel zwischen den Stunden, aber Hoffnung auf grosse Veränderung habe ich nicht mehr. Ich glaub, ich wär zufrieden, wenn ich mich von den (vermeintlichen) Urteilen der Anderen unabhängiger machen könnte. Jedenfalls beschäftige ich mich gedanklich weit mehr mit den Anderen als die sich mit mir. Eine lästige Eigenart - vielleicht ist das mit Zwängen ja ähnlich?

Ich hab mir vorgenommen, mich auf das machbar Schöne in meinem Restleben zu konzentrieren, und fest daran zu arbeiten, mich mit meiner blamablen Unvollkommenheit und "Schlechtheit" abzufinden.
Strohi
Beiträge: 388
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Bauchtänzer,

ja klar erinnere ich mich an Dich - nur nicht an Einzelheiten, weil meine Erinnerung wegen der Depression und der Antidepressiva schlechter geworden ist.

Bei mir in der Therapie läuft's ganz gut, ich habe auch das Gefühl, dass meine Therapeutin kompetent ist, und nach meiner Einschätzung haben wir auch ein gutes, stabiles und vertrauensvolles Arbeitsverhältnis.

Die Suche nach einer Therapeutin, einem Therapeuten habe ich nicht weitergeführt, sondern anstatt dessen mit ihr über die Schematherapie gesprochen; sie kennt die Schematherapie, hat auch Erfahrungen damit und wir haben uns so vereinbart, dass sie ohne Weiteres Elemente und Aspekte der Schematherapie einfliessen lässt und anwendet, wenn sie es für angebracht und notwendig erachtet.

Wir haben nun seit Mitte letzten Jahres einen vierwöchigen Rhythmus; das ist manchmal zu lang, manchmal zu kurz. Wenn's zu lang ist (aie z.B. als wir über die PS gesprochen hatten, da wäre ein schnellerer Termin gut und auch nötig gewesen), können wir keinen weiteren Termin einfügen, dazu ist ihr Terminkalender zu voll.

Ich habe im Herbst 2019 meinen Psychiater darauf angesprochen, ob es denn alternative Antidepressiva für mich gäbe, ich wäre gerne etwas "wacher", "munterer". Wir haben daraufhin im Mai 2020 vereinbart, dass ich das Präparat "Tianeurax" 10 mg zunächst zusätzlich nehme, dafür aber "Escitalopram", 20 mg, sehr langsam reduziere; da komme ich jetzt dann in den Bereich der 0,5 mg.
Dadurch bin ich nun schon, ungefähr seit Novembet 2020 tatsächlich etwas munterer, etwas mehr im Leben, ich nehme meine Gefühle wieder stärker wahr, nur -leider- kam damit auch die sexuelle Lust, die seit 2012 als Nebenwirkung der seither eingenommenen Antidepressiva "abgedreht", "ausgeschaltet" war, wieder zurück; das ist einerseits zwar gut, andererseits aber auch problematisch, weil mir zum einen dadurch wieder sehr bewusst wird, dass ich mit der Erektion Probleme habe, und bei mir zum anderen dadurch auch wieder andere Fragen kochkommen (Du erinnerst Dich vielleicht, dass ich in den 1980er- und 1990er-Jahren sehr oft im Bordell, also untreu, war und meine Frau betrogen habe. Beides belastet mich nun wieder zusätzlich.

Diese zusätzliche Belastung und nun auch noch das bewusste Hinzukommen der PS macht mir das Leben gerade eben wieder schwer. Aber da dürfte es keinen anderen Weg geben, da muss ich wohl versuchen, irgendwie durchzukommen.

Heute habe ich - auf Grund des Diabetes vorzeitig - meine erste Corona-Schutzimpfung bekommen, so dass wenigstens das auf gutem Weg zu sein scheint.

Wie geht's Dir denn was hast Du in der Zwischenzeit gemacht?

Liebe Grüsse
Strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hi Katerle,

ja les' das in aller Ruhe durch, und melde Dich einfach, wenn Du Fragen hast, Du weisst doch: in der Ruhe liegt die Kraft.

Ich merke gerade, wie mich das Lesen hier anstrengt und wie ich mich sehr stark konzentrieren muss. Die Kommunikation mit mehreren Antwortenden verursacht bei mir ein Gefühl der Orientierungslosigkeit ... ganz komisch. Ich hab irgendwie das Gefühl, keine Übersicht zu haben, und demzufolge noch nicht auf alle "Zuschriften" reagiert zu haben.

Wie geht's Dir denn so?

LG, strohi
Strohi
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Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Gartenkobold,

das mit dem mit der Diagnose anfreunden, das ist auch bei mir nicht so.

Ich habe zum Beispiel das Problem beim Diabetes; ich nehme zwar die mir verordneten Tabletten regelmässig und spritze mich auch einmal wöchentlich (kein Insulin, sondern ein Wirkstoff, der die Produktion von körpereigenem Insulin anstossen soll), aber ich merke schon deutlich, dass ich den Diabetes nicht so recht ernst nehme. Beispielsweise die Vorgabe, alle zwei Wochen an zwei Tagen den Blutzucker zu messen - und zwar dann morgens nüchtern, 90 Minuten nach dem Frühstück und vor dem Abendessen - das klappt nicht. Oder die Tablette zum Abendessen zu nehmen, das klappt auch nicht regelmässig. Oder am Ende eines Quartals vom Hausarzt ein Blutbild erstellen zu lassen, das klappt nur ab und zu.

Und die PS habe ich ja bis zu dem Gespräch mit meiner Therapeutin vor nunmehr ca 6 Wochen auch verdrängt; wie sehr ich sie verdrängt habe, merkte ich daran, wie es mich belastet hat (und immer noch belastet), sie in's Bewusstsein gehoben zu bekommen (eben durch das Gespräch). Ich fühlte und fühle mich da als ob ich wieder ganz am Anfang stehen würde. Wie ich das sozusagen wieder "in die Reihe bekomme", kann ich Dir noch nicht sagen.

Was heisst denn in Deiner Antwort "Dingeln"? Es steht in den letzten Zeilen Deines Textes.

Liebe Grüsse, strohi
Gartenkobold
Beiträge: 2053
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Strohi,

ich wollte Ningeln schreiben. Ningeln = Jammern, Hadern, Unleidlich sein.

Ja Diabetes ist bestimmt nicht einfach zu akzeptieren. Ich habe Zöliakie = Sprue und darf nichts essen indem sich Getreide befindet. Die Diagnose habe ich vor 10 Jahren erhalten und mir gehts gut damit. Da habe ich nicht so gejammert, wie bei der PS und komme gut damit klar. Ich vermisse ab und zu ein anständiges Bier (das ist leider Gerste drin = Getreide). Es gibt Alternativen, glutenfreies Bier, doch das schmeckt wie Spülwasser!
Ich weiß auch nicht, was mich an der Diagnose PS so stört, vielleicht weil damit ein Großteil meines Denkens, meiner Gefühle, meiner Ziele im Leben... als krankhaft eingestuft werden und ich mich ständig fragen muss, bin ich es die da handelt und fühlt oder ist es meine Krankheit. Was an mir ist überhaupt "normal" und gesund?

Meine ehemalige Therapeutin hat mir Schematherapie vorgeschlagen. Nun ist sie im Berufsverbot und hat die Praxis geschlossen. Ich könnte aber eine Tagesklinik besuchen, die hauptsächlich mit Schematherapie arbeitet und versuche mich gerade mit dem Gedanken anzufreunden.

Hat Dir Schematherapie geholfen?

LG Gartenkobold
Strohi
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Registriert: 17. Mai 2015, 22:45

Re: Depression und Zwangserkrankung

Beitrag von Strohi »

Hallo Gartenkobold,

ich hatte noch keine ausgesprochene Schematherapie, deshalb kann ich da nichts zu sagen; meine Therapeutin möchte nur, wenn sie es für hilfreich hält, Elemente davon übernehmen.

Ich habe mich mal lesend damit beschäftigt; es ist meiner Meinung nach ähnlich wie "das Kind in Dir" und Ähnliches mehr ein Modell, mit dem auch bildhaft gearbeitet werden kann, nach dem Motto, wer sich ein Bild machen kann, kann dann auch besser damit umgehen.

Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, welches Modell verwendet wird, es muss nur stimmig sein und vom Patienten angenommen werden. Viel wichtiger ist das Verhältnis zwischen Therapeutin/Therapeuten und Patientin/Patienten. Wenn da ein "echtes" Vertrauensverhältnis besteht, ist die Therapie auf dem richtigen Weg.

LG, strohi
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