Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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Gertrud Star
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gertrud Star »

Mir fällt gerade ein Buch dazu ein.
In diesem Buch https://www.psychosozial-verlag.de/2361" onclick="window.open(this.href);return false; gibt es ein gutes Nachwort über die Fehler in der Psychotherapie.

Grob gesagt geht es da um Themen:
1. Fehler bei Diagnostik und Anwendung von Therapien, und ob es überhaupt für die Störung eine Therapie gibt,
2. Bedingungen, unter denen Therapien stattfinden (beispielsweise zu wenig oder überlastetes Personal in Krankenhäusern)
3. Lebensumstände des Patienten, die Therapieerfolg im herkömmlichen Sinn unmöglich machen.
Die Passung zwischen Patient und Therapeut wurde auch aufgeführt.


Es geht also um weit mehr als das Können der Therapeuten und das Wollen des Patienten.
f32-axolotl
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von f32-axolotl »

Gartenkobold hat geschrieben:ist bei mir auch so. Mir wurde in der Therapie vermittelt, dass das F33.x aus dem F61 resultiert und dass die Arbeit an der Persönlichkeitsproblematik zur Besserung der Depression führt. Der Schlüssel zur Besserung der Depression ist die Therapie des F61 (ich weiß auch, aus welchen Teil-PS sich diese zusammensetzt) und nicht nur eine Diagnose um besser abrechnen zu können.
Ob das stimmt und welche spezialisierte Therapie mir hilft, fange ich gerade an herauszufinden... Vielleicht liegt es ja daran, dass PT bei Dir nicht funktioniert. Vielleicht war Deine Therapie bisher nicht optimal auf Dein Problem zugeschnitten.
Hallo Gartenkobold,

lege artis dürfte man F61 (oder überhaupt Persönlichkeitsstörungen) diagnostizieren, solange die Depression nicht behandelt ist, da die Depression die Bewertung der Persönlichkeit sehr schwierig macht. Letztlich war das bei mir eine auch nur einmalig genannte Diagnose, die mehrere Ärzte und Psychotherapeuten ausgeschlossen haben. Meiner Meinung passt es auch nicht, weil das, was dieses Arschloch von Oberarzt damals an meiner Persönlichkeit nicht passte, gar nicht "unverändlich" und "schon immer" so ist. Spricht also gar nicht für Persönlichkeitsstörungen - aber gibt halt 10€ pro Tag von der Krankenkasse.

Letztenlich wäre eine Persönlichkeitsstörung ja auch gar nicht heilbar. Man kann zwar mit PT versuchen, die Effekte etwas zu mildern. Aber schon von der Definition her wäre das etwas, was man eben nicht ändern kann.

Für mich also eine unpassende Diagnose meiner Meinung nach. Dafür sind die Depressionen in meinem Leben auch zu spät aufgetaucht.

f32
f32-axolotl
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von f32-axolotl »

Gertrud Star hat geschrieben:Mir fällt gerade ein Buch dazu ein.
In diesem Buch https://www.psychosozial-verlag.de/2361" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; gibt es ein gutes Nachwort über die Fehler in der Psychotherapie.
Hallo Gertrud,

danke für den Buchtipp. Das klingt interessant und auch relevant für mich. Immerhin war die Psychotherapie für mich ja selbst schon ein Stressor.

f32
Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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Gertrud Star
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gertrud Star »

Ebenfalls guten Morgen

Das von mir genannte Buch ist eine Beschreibung einer total falsch durchgeführten Psychonanalyse, durch die es der Patientin immer schlechter ging. Dies hat sie in dem Buch schriftlich aufgearbeitet. Theorie über Fehler in der Psychotherapie gibt es eigentlich nur am Ende des Buches im Nachwort von einem anderen Fachmann.
Das Buch gibt es auch über die Büchereien, meins kam damals aus einer Unibib am anderen Ende des Bundelandes.

Ich selber denke auch gerne in Einordnungskategorien.

Wenn ich darüber nachdenke, was ich damals vor 30 Jahren eigentlich gebraucht hätte, wird mir fast schwindlig. Es hätte ein Entschuldungsverfahren gebraucht, Lebenshilfe und nebenbei Behandlung. Dabei hätte es schon auch im Depression und Unsicherheit gehen müssen. Außerdem hätte ich raus aus dem Job gehört und eine neue Ausbildung gebraucht, aufgrund finanzieller Umstände schon vor dem 30. Lebensjahr. Der Anfang hätte bei Entschuldung sein müssen. Voraussetzung für das weitere Vorgehen hätte auch ein Intelligenztest sein müssen, der niemals gemacht wurde.
Irgendwie wurden da der "lebenstechnich richtigen" Einordnungskategorie gar keine Bedeutung beigemessen und den Krankheitsdiagnosen viel zu viel. Dann wurde sich beim Patienten genau darüber beschwert. :roll:

Heute würde es darum gehen, wie ich ein verhunztes Leben unter erschwerten Bedingungen (Gesundheit, Isolation, Sozialhilfe) nun altersbdingt noch halbwegs verträglich rum bekommen kann.

Störungen hin oder her.

Schönes WE euch
Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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f32-axolotl
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von f32-axolotl »

Gartenkobold hat geschrieben: Keine Ahnung was der Oberarzt in der Klinik damit bezwecken wollte... meinst Du echt es ging um 10 €/Tag?
Ja, das denke ich schon. Es ist allgemein bekannt, dass auf seiner Station fast jeder eine PS hatte. Klar sind es nur wenige Euro pro Patient und Tag. Aber bei 30 Patienten auf der Station und 365 Tagen im Jahr ... da ist man schnell bei 50.000€ - 100.000€ im Jahr (je nachdem, wie oft man das einfach mit dazu schreibt). Dafür kann man dann eine bis anderthalb Schwestern mehr beschäftigen.

f32
Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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DieNeue
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr Lieben,

interessantes Thema, das ihr da habt, mit den PS. Ich habe in der Klinik 2014 auch zusätzlich eine kombinierte PS mit drei verschiedenen Anteilen diagnostiziert bekommen. Hab damals auch die Anteile nachvollziehen können, aber mittlerweile habe ich den Eindruck, das ein Teil gar nicht mehr so ist, finde mich da gar nicht mehr wieder. Deswegen will ich beim nächsten Termin mal mit meinem Psychiater darüber sprechen, ob diese Diagnose überhaupt (noch) Gültigkeit hat und wie er mich da sieht. Bei einem anderen Teil habe ich eher das Gefühl, es macht mir mehr Probleme als die Depression selbst.

Wie wurde denn die PS bei euch diagnostiziert? Ich habe damals einen Fragebogen am PC ausfüllen müssen. Nachdem der Klinikaufenthalt nicht so gut gelaufen ist, habe ich jetzt mal meine Patientenakte angefordert, vielleicht verstehe ich dann besser, was da los war. Irgendwie muss ich das Thema nochmal anpacken, sonst kann ich eine neue Therapie vergessen, die ich gerne machen möchte, denn ich fahre irgendwie immer noch die Krallen aus, wenn ich mir vorstelle, ich muss mich wieder auf einen Therapeuten einlassen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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Gartenkobold
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Gartenkobold »

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f32-axolotl
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Hansemaxx,

das sehe ich komplett anders.

Man kann nicht einfach das Gegenteil nehmen von dem, was einem das Leben schlecht macht, und das Leben wird gut. Wie sollte das gehen? Die Gegenteile wären: "Ich hatte keine manipulative narzisstische Mutter, die mich auf Leistung gedrillt hat.", "Ich arbeite nicht.", "Ich habe wieder Freunde an den Dingen, die mir früher Spaß gemacht haben."

Satz 1 ist einfach falsch. Ich hatte diese Vergangenheit, ich kann sie nicht ändern. Was soll "loslassen" bedeuten? Ich habe den Kontakt mit meiner Mutter vor Jahren beendet. Das hat mir zwar einen Stressor genommen, aber nicht meine Vergangenheit geändert. Der Schaden ist angerichtet, auch wenn ich mich jetzt vor neuem Schaden bewahre.
Satz 2 ist einfach nicht umsetzbar. Ich brauche Geld um Miete, Essen und schöne Dinge zu bezahlen. Dafür muss ich arbeiten, zumindest noch 35 Jahre lang.
Satz 3 ist wünschenswert. Aber ich weiß nicht, wie. Und die Therapeuten konnten mir auch nicht sagen, wie, nur dass ich es probieren soll.

Du argumentierst, als wäre ich psychisch gesund. Das bin ich offenbar nicht. Es sind nur Glückskekssprüche. "Mach was aus deinem Leben" und "Du bist für dein verkorkstes Leben alleine verantwortlich" sind keine Handlungsanweisungen.

f32
Suchende2
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Suchende2 »

Guten Morgen f32,

ich kann Hansemaxx nur zustimmen. Leider kann ich es nicht so gut in Worte fassen, wie Hansemaxx.
Zum Loslassen kann ich Dir ein Beispiel aus meiner Erfahrung berichten.
Mit meinem Vater hatten weder meine Geschwister noch ich für lange Jahre Kontakt. Das war definitiv besser so für uns. Trotzdem hatten wir nicht komplett losgelassen. Wir haben damit lediglich dafür gesorgt, daß nicht weitere schwerwiegende Verletzungen dazukommen konnten. Es war der Anfang vom Loslassen. Für mich ging der Loslassenprozess weiter, als er verstarb und letztes Jahr in der Klinik kam nochmals einiges, was er ungutes gemacht hat, hoch. Ich kann sagen, daß ich jetzt im Loslassenprozess einen ganzen Schritt weiter bin. Das, was er gemacht hat, wird unser Leben immer beeinflussen, aber ich kann immer besser damit umgehen und somit bin ich mir bewusster, wo er überall "Einfluss" hat / hatte und kann jetzt zum Teil anders reagieren und dadurch mache ich andere, bessere Erfahrungen. Diese besseren Erfahrungen sind gut für mich und stabilisieren mich. Ich weiß noch nicht, wie der weitere Loslassenprozess verläuft. Aber ich vertraue darauf, daß er zur richtigen Zeit weitergeht, wenn ich dazu bereit bin. Ich hoffe, daß ich dann bereit bin, den nächsten Schritt zu sehen.
Niemand kann Dir sagen, wie man "Loslässt". Dieser Weg ist für jeden individuell. Von Therapeuten gibt es Angebote auf diesem Weg. Diese kann man ausprobieren oder es sein lassen. Wenn sie nichts für einen sind, dann schaut man, warum es aktuell nichts für einen ist. Oder um es mit meiner Therapeutin zu sagen (wenn ich sage, das ist nichts für mich): "Frau X, es ist nur zur Zeit nichts für Sie."

Ich wünsche Dir, daß Du für Dich den richtigen Weg findest.
Unsere Verletzungen werden immer da sein und uns auch prägen. Aber wir können uns auf den schwierigen Weg machen und bleiben, auf der Suche nach besseren Wegen für uns.

Alles Gute,
Suchende
Sul
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Sul »

Guten Morgen f32 und MitleserInnen,

ich möchte mich meinen Vorschreibern anschließen.

Ich hatte leider auch eine sehr destruktive, unberechenbare und dominante Mutter, die ihr Umfeld regelrecht terrorisierte, auch sehr narzisstisch war, Borderline-Anteile hatte. Ich habe lange darüber in Therapien geredet und geredet. Ich kam aber nicht wirklich los von dieser Mutter, obwohl ich den Kontakt abgebrochen hatte. Es wurde erst anders, als ich ressourcenorientierte Therapie machte, von den Problemen der Vergangenheit wegging, die Vergangenheit zwar akzeptierte, aber nach dem Guten im Hier und Jetzt Ausschau hielt. Auch erkannte ich, dass ich es nun selbst war, die mich "terrorisierte", unter Druck setzte, Fehler nicht verzieh, Leistung verlangte, perfektionistisch war etc. Es waren Minischritte zur Gesundung bzw. ich arbeite immer noch daran, erwische mich immer wieder, dass ich in alte Muster abrutsche. Besonders in Umbruchzeiten, Krisen, Stresssituationen etc.

Für mich war es auch ein wichtiger Punkt, dass ich die Verantwortung für mein Leben und mein Wohlergehen übernahm. Lange hoffte ich auf Wiedergutmachung, z.B. durch einen Therapeuten, andere Menschen, die Welt, wenn schon die Mutter so unzureichend war. Ich glaube, ich war eine sehr schwierige Patientin, weil ich so auf die Wiedergutmachung und Hilfe von außen beharrte.

Heute fühle ich mich viel wohler in meinem Leben als vor 25 Jahren, als ich mich auf den Weg machte. Es lohnt sich!!!

Danke für den Austausch und viele Grüße, Sul
Meridian
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Meridian »

Hallo zusammen und vor allem @ Hansemaxx

manchen deiner Sätze kann ich sofort zustimmen (dass man als Erwachsener selbst die Verantwortung für das eigene seelische Befinden trägt z.B.), aber wenn dann Sätze folgen, die mit: Lerne....beginnen und von Verzeihen und Demut die Rede ist, dann geht das für mich auch zu sehr in Richtung Glückskekssprüche.
Das ist für mich zu sehr von oben herab im Sinne von: Mach es so, wie ich dir sage und dann kannst du auch zu den "Erleuchteten" gehören ....
Natürlich ist das Leben ein lebenslanger Lernprozess, der aber für jeden unterschiedlich verläuft, so wie eben auch jeder unterschiedliche Startbedingungen hatte und mit bestimmten Prägungen klarkommen muss.
Und dann dauert es unter Umständen auch mal Jahre, in denen ich immer wieder Therapieversuche mache, die aber scheitern, bis ich dann vielleicht in der x ten Therapie an den Punkt komme, an dem mir klar wird, dass sich nichts verändern wird, wenn ich nichts verändere.
Und selbst dann bleibt es ein unglaublich mühsamer und sehr schwieriger Prozess.
Wenn ich die Hilfe nicht mehr hauptsächlich im Außen suche und mir erlaube, dass es mir gutgehen darf, dann habe ich schon viel geschafft.

LG, Meridian
DieNeue
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von DieNeue »

Hallo Hansemaxx,
Hansemaxx hat geschrieben: ich möchte noch einen Nachtrag zu Deiner Antwort liefern. Meine "Glückskekssprüche" scheinen Dich offenbar zu erreichen, was erklärt wie Du reagierst :D :)
Sorry, aber wenn ich solche Sätze höre, könnte ich nur kotzen. Das ist der Denkfehler, den viele Leute vom Fach machen: Ich sage was, der Patient ist genervt davon, also muss er genau an der Stelle ein tiefsitzendes Problem haben. Dass der Patient vielleicht einfach nur genervt ist von den Aussagen, weil die Aussagen einfach blöd sind, auf die Idee kommen manche Fachleute nicht.

Hast du selbst Depressionen oder irgendeine andere psychische Krankheit? Hast du selber schon mal eine Therapie gemacht?

Du schreibst in einem anderen Thread über dich selbst auf die Frage, ob du vom Fach bist:
Hansemaxx hat geschrieben:yep - bin ich 

Ich studiere und "treibe" mich hier nebenbei rum. Wo wenn nicht hier kann ich was lernen?
Dies ist ein Diskussionsforum und für mich eine gute Basis zum Austausch. Es interessiert mich, warum der Mensch so reagiert, wie er reagiert  und deshalb bin ich in vielen Themen einfach nur stiller Leser.

Es liegt mir fern jemanden zu sagen was er tun soll, damit es ihm (meiner Meinung nach) gut geht. Vielmehr möchte ich Alternativen ins Gespräch bringen. Die Reaktionen hierauf helfen mir direkt in meinem Studium weiter.
Das steht in krassem Gegensatz dazu:
Hansemaxx hat geschrieben: Meine Handlungsempfehlung wäre diese, begib Dich in eine Therapie (gerne auch zu einem Deiner bisherigen Kontakte), mach Dir Notizen bezüglich Deiner Erwartungen, die Du an eine Therapie stellst und kommuniziere Deine Vorstellungen zu Beginn der Therapie deutlich.
Lerne demütig und dankbar zu sein, lerne zu verzeihen, lerne loslassen, lerne Dich selbst zu akzeptieren .... Das Leben ist ein nie endender Lernprozess."
Und das ist nur ein Teil deiner "Handlungsempfehlungen", mit denen du sehr wohl sagst, was der andere tun soll.

Ganz ehrlich: Bevor du anderen zur Demut rätst, solltest du lieber bei dir selbst anfangen! Wenn du hier was lernen willst, dann lies mit und lerne von uns, stell Fragen zur Krankheit und zum Umgang damit, frage, was uns im Umgang mit Fachleuten hilft oder warum wir wann wie reagieren usw. usf.
Aber mach deine Anfängerfehler bitte woanders und spiel dich bitte nicht als derjenige auf, der weiß, wie Depressive ticken, und meint hier Reaktionen aus Leuten rauskitzeln zu müssen.
Das hier ist ein Selbsthilfeforum für Betroffene und Angehörige und kein Versuchslabor für angehende Psychiater, Psychotherapeuten etc.!

Viele Grüße,
DieNeue
Tara84
Beiträge: 53
Registriert: 22. Dez 2019, 17:15

Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Tara84 »

Liebe Foristen,

hier scheint sich leider wieder ein Selbstläufer zu entwickeln.

Sachliche Beiträge ermutigen zu unreflektierten, emotionalen Beiträgen.

@DieNeue: du scheinst bei allem, was zum Thema Therapieerfolg bzw. Misserfolg geschrieben wird, schnell auszurasten und dich persönlich angegriffen zu fühlen.


Für mich liest es sich, als ob diese Themen dich triggern und du die anderen Foristen als Stellvertreter deiner projizierten Wut angehst.

Völlig zurecht erwähnst du, dass dies hier ein Selbsthilfeforum ist. Ergänzend möchte ich, dass dies einen angemessenen Umgangston voraussetzt.

Impulsivität bringt uns meines Erachtens nach nicht weiter.

Beste Grüße
Tara
Sul
Beiträge: 438
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Sul »

Tara84 hat geschrieben:Für mich liest es sich, als ob diese Themen dich triggern und du die anderen Foristen als Stellvertreter deiner projizierten Wut angehst.
Hallo Tara84,
Projektion hin, Projektion her, ich fände es sinnvoller von sich selbst zu berichten statt zu interpretieren. Ich habe nicht den Eindruck, dass irgendjemand Wut auf mich projiziert. Aber auf mich wirkt es so, als ob du von dem Beitrag von DieNeue sehr angetriggert bist.

Hallo Hansemaxx,
ich fand einige Beiträge von dir sehr erfrischend. Aber vielleicht magst du mehr von deinen eigenen Erfahrungen berichten anstatt "vom Fach" (Student?) heraus Handlungsanweisungen zu geben.

Hallo f32,
fandest du etwas hilfreich für dich?

Viele Grüße, Sul
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1651
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Anne Blume »

Liebe Forianer:innen,

die Wortwahl war jetzt nicht von der Sorte "feine, englische.."
Tatsächlich kann ich mir aber vorstellen, was hier passiert ist. Deshalb klarstellende Worte der Moderation hierzu.
Ein fachlicher Hintergrund ist keinesfalls ein Ausschlusskriterium dafür, hier zu schreiben. Wenn Forianer:innen den haben, müssen sie ihn hier auch nicht verbergen. Das wäre ja absurd. Und jetzt kommt das große Aber. Das ist hier kein "ask the doctor"-Forum und das sollte auch bitte nicht erwartet werden. Und wir bieten hier auch keine AiP oder PiP-Stellen an. Es ist tatsächlich ein Selbsthilfeforum für Betroffene und Angehörige. Wir bitten um dringende Beachtung der Forenregeln. Das können wir hier keinesfalls genehmigen.

Viele Grüße
Anne Blume
DieNeue
Beiträge: 5257
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von DieNeue »

Hallo Tara,

meine Antwort ist vielleicht emotional, aber unreflektiert ist sie mit Sicherheit nicht. Ich weiß, warum ich so reagiere. Aber das hat nichts mit Therapieerfolg oder -misserfolg generell zu tun, sondern eher mit (unbewusst) "manipulativem" Verhalten.
Es sind zwei Sachen, die Hansemaxx hier macht:
Zum einen widerspricht er sich selbst, indem er sagt, er will niemandem Ratschläge geben, verteilt aber in jedem Thread trotzdem ständig sehr konkrete Ratschläge.
Zum anderen sieht er den Widerspruch von f32 gleich als Beleg, dass er auf der richtigen Spur ist, anstatt zu überlegen, ob vielleicht seine Ratschläge in Form von Kalendersprüchen und Allgemeinplätzen doch nicht ganz so gut sind.

Ich habe mit beiden Verhaltensweisen in einer Klinik sehr, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Drei Monate lang widersprüchliches Verhalten und wenn ich was dagegen gesagt habe, wurde ich nicht ernstgenommen, da das ja alles krank war. So lief dann die komplette Behandlung in die völlig falsche Richtung. Nach der Klinik hatte ich mehr Probleme als vorher und habe Jahre gebraucht, um das einigermaßen wieder hinzukriegen. Es macht mir teilweise immer noch zu schaffen und ich weiß auch noch nicht, wie ich damit und mit meiner Wut klarkommen soll, wenn man sich nicht an Therapeuten wenden kann, weil genau die das Problem auslösen.

Wenn Hansemaxx so interessiert daran ist, wie "Depressive" auf sein Verhalten reagieren, kann er ruhig auch mal sehen, was das auslöst. Seine zukünftigen Klienten/Patienten werden auch emotional reagieren, und nicht immer alles schön sachlich formulieren.
Klar, man muss nicht im jedem Widerspruch, den Fachleute von sich geben, gleich Manipulation o.ä. sehen und sie zum Feind erheben, ich denke, vieles ist den Leuten einfach nicht bewusst.
Aber es nervt mich, wenn ein Psychiatrie-/Psychologie-Student hier (unbewusst) das gleiche abzieht. So ein Verhalten kann einfach fatale Folgen haben. Nachdem er sich in mehreren Beiträgen so widersprüchlich und von oben herab geäußert hat, wurde mir das einfach zu viel des Guten.
Tara84 hat geschrieben: Impulsivität bringt uns meines Erachtens nach nicht weiter.
Kann sie aber manchmal schon, weil da meistens die Knackpunkte liegen. Aber, wie gesagt, sind es halt nicht immer automatisch die Knackpunkte des Betroffenen. Zu Interaktion gehören schließlich immer zwei.
Im Übrigen bin ich hier auf keine anderen Foristen wütend, falls dich das beruhigt. Ich wüsste auch nicht wieso, es geht hier ja nur um Hansemaxx Antwort.

Liebe Grüße,
DieNeue
Zuletzt geändert von DieNeue am 5. Mai 2021, 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
Tara84
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Tara84 »

Sul hat geschrieben:
Tara84 hat geschrieben:Für mich liest es sich, als ob diese Themen dich triggern und du die anderen Foristen als Stellvertreter deiner projizierten Wut angehst.
Hallo Tara84,
Projektion hin, Projektion her, ich fände es sinnvoller von sich selbst zu berichten statt zu interpretieren. Ich habe nicht den Eindruck, dass irgendjemand Wut auf mich projiziert. Aber auf mich wirkt es so, als ob du von dem Beitrag von DieNeue sehr angetriggert bist.

Hallo Hansemaxx,
ich fand einige Beiträge von dir sehr erfrischend. Aber vielleicht magst du mehr von deinen eigenen Erfahrungen berichten anstatt "vom Fach" (Student?) heraus Handlungsanweisungen zu geben.

Hallo f32,
fandest du etwas hilfreich für dich?

Viele Grüße, Sul
Hallo Sul,

du hast mir mit deinem Beitrag einen Spiegel vorgehalten. Dafür danke ich dir. In der Tat muss ich vor meiner eigenen Tür kehren. Impulsivität ist ein Trigger für mich. Das muss ich mir eingestehen.

Deinem zweiten Punkt bezüglich des Interpretierens stimme ich auch zu. Letzten Endes hat jede:r seine/ihre Erfahrungen und kann demnach nur seinen/ihren Weg beschreiben.

Ende September letzten Jahres habe ich die vierte, ambulante Psychotherapie beendet. Vorausgegangen sind dem nahezu 20 Jahre, in denen ich dreimal in einer Tagesklinik war, einmal in einer psychosomatischen Reha. Oft war ich "therapiemüde", habe sogar an meiner Therapiefähigkeit gezweifelt. Mein Psychiater, der mich über 10 Jahre kennt, hat mich immer wieder ermutigt, mir therapeutische Hilfe zu suchen. Geholfen hat mir letzten Endes Schematherapie sowie die Radikale Akzeptanz der Therapieform ACT.

Mir hat dies sehr geholfen und mir einiges, was in anderen Therapien unbeantwortet blieb, im Nachhinein beantwortet.

Beste Grüße
Tara



Beste Grüße
Tara
Tara84
Beiträge: 53
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von Tara84 »

DieNeue hat geschrieben:Hallo Tara,

meine Antwort ist vielleicht emotional, aber unreflektiert ist sie mit Sicherheit nicht. Ich weiß, warum ich so reagiere. Aber das hat nichts mit Therapieerfolg oder -misserfolg generell zu tun, sondern eher mit (unbewusst) "manipulativem" Verhalten.
Es sind zwei Sachen, die Hansemaxx hier macht:
Zum einen widerspricht er sich selbst, indem er sagt, er will niemandem Ratschläge geben, verteilt aber in jedem Thread trotzdem ständig sehr konkrete Ratschläge.
Zum anderen sieht er den Widerspruch von f32 gleich als Beleg, dass er auf der richtigen Spur ist, anstatt zu überlegen, ob vielleicht seine Ratschläge in Form von Kalendersprüchen und Allgemeinplätzen doch nicht ganz so gut sind.

Ich habe mit beiden Verhaltensweisen in einer Klinik sehr, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Drei Monate lang widersprüchliches Verhalten und wenn ich was dagegen gesagt habe, wurde ich nicht ernstgenommen, da das ja alles krank war. So lief dann die komplette Behandlung in die völlig falsche Richtung. Nach der Klinik hatte ich mehr Probleme als vorher und habe Jahre gebraucht, um das einigermaßen wieder hinzukriegen. Es macht mir teilweise immer noch zu schaffen und ich weiß auch noch nicht, wie ich damit und mit meiner Wut klarkommen soll, wenn man sich nicht an Therapeuten wenden kann, weil genau die das Problem auslösen.

Wenn Hansemaxx so interessiert daran ist, wie "Depressive" auf sein Verhalten reagieren, kann er ruhig auch mal sehen, was das auslöst. Seine zukünftigen Klienten/Patienten werden auch emotional reagieren, und nicht immer alles schön sachlich formulieren.
Klar, man muss nicht im jedem Widerspruch, den Fachleute von sich geben, gleich Manipulation o.ä. sehen und sie zum Feind erheben, ich denke, vieles ist den Leuten einfach nicht bewusst.
Aber es nervt mich, wenn ein Psychiatrie-/Psychologie-Student hier (unbewusst) das gleiche abzieht. Nachdem er sich in mehreren Beiträgen so widersprüchlich und von oben herab geäußert hat, wurde mir das einfach zu viel des Guten.
Tara84 hat geschrieben: Impulsivität bringt uns meines Erachtens nach nicht weiter.
Kann sie aber manchmal schon, weil da meistens die Knackpunkte liegen. Aber, wie gesagt, sind es halt nicht immer automatisch die Knackpunkte des Betroffenen. Zu Interaktion gehören schließlich immer zwei.
Im Übrigen bin ich hier auf keine anderen Foristen wütend, falls dich das beruhigt. Ich wüsste auch nicht wieso, es geht hier ja nur um Hansemaxx Antwort.

Liebe Grüße,
DieNeue
Liebe DieNeue,

danke für deine Zeilen. Schlecht Klinkerfahrungen habe ich glücklicherweise nicht. Es schickt mich zu lesen, dass ein Aufenthalt, der der Genesung bzw. Besserung dienen soll, eine Verschlechterung hervorruft. Es tut mir leid, dass du eine solche Erfahrung machen musstest. Gerade an einem geschützten Ort. Insofern sehe ich deinen Beitrag, welcher meine Antwort zur Folge hatte, in einem anderen Licht.

Vor einigen Jahren hatte ich, in einem ambulanten Therapieserting ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich war am Zweifeln und Verzweifeln. Insbesondere an mir selbst. Wusste zum Teil nicht mehr, von Freund und Feind zu unterscheiden.

Es hat sehr lange gedauert, bis mein Vertrauen in Therapeuten und vor allem in mich selbst wiederhergestellt war.

Beste Grüße
Tara
DieNeue
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Re: Warum Psychotherapie nicht funktioniert

Beitrag von DieNeue »

Hallo Tara,

vielen Dank für deine Antwort und auch für die an Sul. Jetzt kann ich deine Reaktion auch besser einordnen.
Tara84 hat geschrieben: Ich war am Zweifeln und Verzweifeln. Insbesondere an mir selbst. Wusste zum Teil nicht mehr, von Freund und Feind zu unterscheiden
Mir ging es ähnlich. Ich wusste nicht mehr, wem ich was glauben sollte, konnte das Verhalten anderer und mein eigenes nicht mehr einschätzen. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich andere Leute richtig verstehe, ob ich überhaupt irgendwas richtig verstehe usw.
Tara84 hat geschrieben: Es hat sehr lange gedauert, bis mein Vertrauen in Therapeuten und vor allem in mich selbst wiederhergestellt war.
Wie hast du denn das gemacht, dass du wieder zu diesem Punkt gekommen bist?

Liebe Grüße,
DieNeue
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