Warum kommt die Depression - mit oder ohne Grund ?

[Rika1975]

Hallo Ihr Lieben!
Da ich schon fast 20 Jahre an Depressionen leide stelle ich mir ganz oft die Frage warum es dazu kommt - gibt es Auslöser (Gedanken, Ereignisse...), geht es auch einfach so völlig ohne Grund wieder los...wie ist das bei Euch denn so, welche Erfahrungen habt Ihr gemacht ?

[Lottalike]

Hallo Rika,

bei mir kommt die Depression eindeutig, wenn ich nicht genug auf mich acht gebe, wenn ich zu viel arbeite, mich überlaste und alles wichtiger empfinde als mich selbst.
Jetzt lerne ich gerade mehr auf mich zu hören...

Wann kommt sie denn bei dir? Welche Ansätze hast du?

[Rika1975]

Bei mir geht's auch häufig damit los, wenn ich wieder zuviel nach Anderen und zu wenig nach mir geschaut habe...darüber hinaus habe ich extreme Verlustängste und Bemerkungen meines Partners in diese Richtung können sehr schlimm sein. Beginnen tut die Depression IMMER mit einem ganz arg schlimmen Bauchgefühl welches mich völlig lähmt und ausser Betrieb setzt... Erst wenn dieses Gefühl wieder weg ist funktioniere ich wieder und das kann Monate dauern...Im letzten Jahr hatte mir ma die Emmett-Therapie geholfen aber aufgrund Corona wird das momentan kaum angeboten. Auch ich versuche tagtäglich mehr auf mich zu achten aber es gelingt mir häufig nicht und dann ist es meißt schon zu spät...

[popori]

Hallo Rika,

bei mir kommt die Depression gerne mal in Schüben. Auslöser sind bei mir oft Bemerkungen meines Partners oder Freunden/Familie/Arbeitskollegen etc. Am Meisten habe ich mit meinem Selbstwertgefühl zu kämpfen und dann geht die Spirale meist sehr schnell los. Bei mir beginnt es immer mit einem Druck im Brustbereich und dann fühle ich mich oft sehr kraftlos. Meine Therapeutin hat es mir so erklärt, dass diese Auslöser zu einem Film in meinem Kopf führen, der in der Regel nichts mit der Realität zu tun hat. Im November letzten Jahres hat ein Auslöser dazu geführt, dass ich mich sehr lange sehr schlecht gefühlt habe.
Irgendwann habe ich für mich erkannt, dass nicht der Auslöser der eigentliche Grund war, weshalb es mir so schlecht ging, sondern es sich nur um einen Trigger für meine Depression gehandelt hat, die die eigentliche Ursache für meine negativen Gefühle war. Dadurch konnte ich dann selbst diesen Film in meinem Kopf stoppen und es ging mir danach tatsächlich wieder besser. Wenn ich den Film mal nicht direkt stoppen kann, hilft es mir mit meinem Partner darüber zu reden oder meine Gedanken aufzuschreiben und sie zu analysieren.

[Rika1975]

Hallo Popori und danke für Deinen Beitrag. Ja, das Selbstwertgefühl ist auch bei mir ein grosses Problem...und DICH macht dieses Brustgefühl auch kraftlos? Bei mir ist das dann so extrem, dass ich wirklich tagelang nicht aufstehn, nichts machen und mich um nichts kümmern kann - selbst telefonieren ist nicht möglich...wie konntest Du den Film denn stoppen ? Mein Film geht immer auf den Banküberfall bei dem ich dabei war zurück...genau diese Machtlosgefühle werden durch Trigger ausgelöst und dann stecke ich oft monatelang in der Depression...bin echt dankbar für jeden kleinen Ratschlag, da ich seit fast 20 Jahren auf der Suche nach einer Lösung bin, leider ohne Erfolg - es passiert immer wieder... Die Trigger sind unterschiedlichster Art - abwertende Äusserungen z. B. meines Partners, Ängste, Schreckmomente,...egal ob Hypnose, Traumatherapie, jahrelange Psychotherapie, Verhaltenstherapie, EKT's, sämtliche Medikamente Kreuz und quer...nichts hilft auf Dauer...manchma bin ich wirklich am Ende meiner Kräfte, weil ich mich immer wieder von ganz unten rauskämpfen muss, aber einen anderen Weg gibt es leider noch nicht für mich oder ich habe ihn noch nicht gefunden...liebe Grüsse Rika.

[Herculaneum]

Moinsen

Ich schmeiß mal meinen geistigen Müll zu diesem Thema hier rein.

Also, bei mir kommt es auch immer nice zu einer Depri.
Ich spüre es aber auch im Vorfeld.
Eigentlich so als wenn man in einer Grube steht und es langsam von unten her mit Teer füllt.
Du spürst förmlich das Aufsteigen und weißt auch das DU nicht fliehen kannst.

Aber...es ist eben nur eine Empfindung die dein Gehirn dir "vorspielt".

Klingt komisch, ist aber so.

Naja, leider sind ja alle Depressionen verschieden und auch jeder reagiert anders auf einen Deprischub.
Also bin ich wohl relativ nutzlos dir etwas positives dazu schreiben zu können.

Ich habe mich mit meiner Depri "arrangiert".
Ich weiß sie kommt und geht.
Und wenn sie zu "Besuch" ist, verurteile ich die Situation nicht.
Ich bin dann eben beschäftigt mit etwas, das andere nicht verstehen können.

Und letzt endlich hast du ja schon alles durch was Behandlung usw. angeht.
Eigentlich "allwissend" was Depri angeht.

Aber...DU bist ein Mensch der existiert.
Du atmest, du lebst.
Und auch wenn es jetzt etwas provokant klingt und jemand dich mal wieder "gestresst" hat, geh aufs Klo und scheiß drauf.

Liebe Grüße und alles Gute für dich

Holgi
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Cogito Ergo Sum !

[SCHLAPS]

Hallo Rika, Du must dir bewust werden, Du bist krank und nicht verrückt. Du gehst in ein Krankenhaus und nicht in die Klappse. Bei mir ist der Auslöser verschieden, aber sehr häfftig, was immer einen mehr wöchigen Klinikaufendhalt erfordert. Ich werde sehr ruhig, handle wie ein Zompie oder wie ferngesteuert. Meine Wut oder Aggresitionen richten sich immer gegen Leute, die mich mobben oder schikanieren. Ist aber kein Vorteil, ich möchte eigendlich keinem Menschen etwas antuen. Reitzdarm, Kopfschmerzen, Gicht, usw. insgesamt 29 chronische Leiden, die abwechselnd auftretten.Was mich aufbaut sind ruhige Gespräche mit meiner Frau oder anderen Menschen. Manche Leute verstehe ich sofort, auch wenn sie nicht meine Sprache sprechen und die Unchristen verstehe ich fast nie. Warum weis ich nicht! Ist einfach so. Mache nur Dinge die Dir helfen. Essen, Trinken(keinen Alkohol), Hobbys, einfach Spass haben. Lieber eine schlechtbezahlte Arbeit, aber dafür ein sehr gutes Betriebsklima. Wie in Norwegen, erst zusammen gemütlich das Frühstück genissen und dann mit Lust und Laune arbeiten. Stess ist für uns tötlich,so wie für einige Corona. Seit achtsam und streichelt eure Seele.

[Lavendel64]

Hallo Rika,

ich erkläre es mir so: es gibt Schübe, da kennt man die Auslöser. Man spürt vorher die Überlastung, man weiß, dass ein Ereignis oder bestimmte Worte nahe gehen ... und man kann gegen die Reaktion kaum etwas tun. Ich versuche mir dann zu sagen: Hej, was ist denn tatsächlich passiert - also die Emotionen auf die Fakten herunterzubrechen. Ist oft abmildernd.

Und dann gibt es die "unerklärlichen" Schübe. In meiner Vorstellung liegt die Ursache dann in meinem "Parallelprogramm", dem Unterbewusstsein. Auch dort wird ja laufend verarbeitet und auch da kann - unbewusst - eine Überlastung entstehen. Auf die der Körper mit Erschöpfung und Angstgedanken reagiert.

Eine Therapeutin sagte mal zu mir: "Es ist keine Depression, es ist eine Überforderung", ist in meinem Fall auch völlig richtig, denn im allgemeinen bin ich nach einigen Tagen wieder im normalen Modus. Eine Episode bedeutet für mich, dass sie länger anhält, ich nicht mehr arbeitsfähig bin und definitiv therapeutische Hilfe brauche.

Aber egal wie: es geht vorbei. Daraus ziehe ich Positives und die Sicherheit wenn es mal wieder bergab geht.
LG Lavendel

[Katerle]

Nun, ich weiß inzwischen, wieviel ich mir zumuten kann und das schützt mich vor einer neuen Episode. Versuche auch weiterhin auf mich zu achten und auch das zu tun, was mir guttut. LG

[Leni2]

Hallo Rika,

ich habe auch schon seit 20 Jahren immer wieder Depressionen. Bei mir gibt es auch verschiedene Trigger als Auslöser, vor allem auch die dunkle Jahreszeit. Ich frage mich auch, was die Depression für einen Sinn macht. Ich habe immer gedacht, wenn ich Therapie mache und an mir arbeite, dann wird es irgendwann besser, aber im Moment habe ich wieder einen schweren Schub und alles, was ich gelernt habe, scheint weg zu sein. Vielleicht bleibt es einfach so für den Rest meines Lebens. Üerforderung könnte auch ein Grund sein, denn ich habe drei Kinder und kann mich nicht ausruhen und muss mich immer verstellen. Heute z.B. kamen mir immer die Tränen, sobald ich allein war, aber wenn die Kinder kamen musste ich sofort wieder ein Lächeln aufsetzen.

[Lavendel64]

Hallo Leni, warum kannst du dich mit drei Kindern nicht ausruhen? Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber auch Kinder können lernen, Dich in bestimmten Situationen in Ruhe zu lassen. Sie möchten ja manchmal auch allein spielen

Ist natürlich - ohne die Situation zu kennen - -immer schwer zu beurteilen, aber gibt es nicht eine Möglichkeit, die Kinder auch mal zu Freunden zu geben, damit Du echte "Ich-Zeit" hast?

LG Lavendel

[Leni2]

Hallo Lavendel,
vielleicht liegt es auch an mir, dass ich mir einfach nicht genug Zeit für mich nehme. Ich funktioniere dann bloß und kann mir ganz schlecht eine Pause nehmen. Ich habe eh schon immer so ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht so gut funktioniere. Mir fällt es dann so schwer, zu sagen, dass ich krank bin und besonders viel Ruhe brauche.
Ich werde da mal drauf achten, danke.
Viele Grüße
Lena

[Empathie58]

Hallo Rika,

habe ich es richtig verstanden, dass Du einen Banküberfall miterleben musstest? Das ist heftig. Ich habe fast zehn Jahre lang ehrenamtlich Opfer von Straftaten betreut. Darunter war auch ein Mann, der als Kunde in einen Banküberfall hineingeraten und als Geisel genommen worden war.

Das Gefühl, hilflos ausgeliefert zu sein und keine Selbstwirksamkeit mehr zu spüren, ist schlimm und für mich absolut nachvollziehbar. So ein Erlebnis kommt aus heiterem Himmel und kann auch große Wut darüber hervorrufen, dass ein anderer Mensch rücksichtslos Deine Grenzen massiv verletzt hat. Der Täter ist in Deine Intimsphäre eingedrungen, hat Dich Deines Sicherheitsgefühls beraubt.

Ich finde es sehr wichtig, dass Du Dich aus der Opferrolle befreien kannst. Je länger Du darin feststeckst, desto schwerer wird es für Dich, wieder ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen.

Dass Du seit fast 20 Jahren auf der Suche nach einer Lösung bist, hat mich sehr berührt. Du schreibst, dass Dir nichts auf Dauer geholfen habe.

Es wäre anmaßend von mir, Dir jetzt eine Patentlösung präsentieren zu wollen. Eine solche kenne ich nicht, und es gibt sie vermutlich auch nicht.

Möglicherweise ist Dein Leidensdruck inzwischen so groß, dass Du auch alternativen Heilmethoden gegenüber aufgeschlossen bist. Dazu gebe ich Dir eine kleine Anregung, eine Möglichkeit, die Du in Deiner Aufzählung nicht oder zumindest nicht ausdrücklich erwähnt hast, nämlich eine psychokinesiologische Behandlung. Ich habe damit gute Erfolge erzielt.

Unabhängig davon, ob Du Dich dafür erwärmen kannst, wünsche ich Dir von Herzen ganz viel Kraft für und Erfolg auf dem Weg, der vor Dir liegt.

Liebe, mitfühlende Grüße,
Empathie58

[Angel76]

Hallo zusammen,

ich bin noch ganz neu dabei und wenn ich einige Beiträge so lese, kommen mir meine Probleme fast nichtig vor. Natürlich sind sie es für mich nicht aber im Vergleich... da geht es mir ja noch fast gut. Wirklich heftig, was einige so durchmachen müssen.
Bevor ich dieses Forum entdeckte, war mir überhaupt nicht bewusst, wie viele Menschen an Depressionen leiden und vor allem auch wie schwer. Man steht also nicht alleine da und ich würde mich sehr über einen Austausch freuen.


Ich hatte schon immer mit mangelndem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu kämpfen. Auch fühle ich mich schnell überfordert, will aber allem gerecht werden, setzte mich selbst sehr unter Druck. Auch habe ich aufgrund von Enttäuschungen ein Problem damit, anderen Menschen wirklich zu vertrauen, nehme vieles sehr persönlich und das macht mich dann sehr traurig. Ich sorge mich viel und sehe in allem immer gleich den Supergau, was mich dann lähmt. Kann mich nicht erinnern, dass ich jemals wirklich glücklich und befreit war.
Immer steht schon das nächste "Problem" parat, über das ich nachgrübeln muss. Ich steigere mich teilweise so da hinein, dass es für mich schon real ist.

Es gibt also viele Auslöser bei mir und die Gründe verstehen wohl die meisten nicht.
Vergangenes Jahr z. B. habe ich jemanden meine Gefühle für ihn mitgeteilt. Leider erwiedert er sie nicht, was mich schon in ein tiefes Loch hat fallen lassen. Ich komme nach wie vor nicht damit klar, habe immer noch die Gefühle für diese Person. Eigentlich sollte ich ihm aus dem Weg gehen, aber auf der Arbeit begegnen wir uns ab und zu. Wir können uns so wunderbar unterhalten, sind total auf einer Wellenlänge. Ich frage mich immer wieder, was ich hätte anders machen sollen und was an mir so schei... ist. Dann wurde auch noch meine Mutter schwer krank und ist zur Zeit in Kurzzeitpflege. Sie kann nicht mehr zu Hause leben, allerdings ist alles noch in der Schwebe wegen vollstationären Aufenthalt usw. Das hat mich dann so richtig aus der Bahn geworfen, ich war und bin total überfordert mit allem und den Ängsten vor dem, was noch auf mich zukomment bzw. könnte. In meinem Kopf sind diese Horrorszenarien natürlich schon real. Ich habe furchtbare Angst, etwas nicht richtig zu machen und dadurch ein Nachteil für meine Mutter entsteht. Und Angst, sie als letzte aus meiner Familie auch noch zu verlieren.

Bei mir ist es übrigens auch so, dass ich so einen "Druck" auf dem Brustbein spüre, dann kommt so eine Angst hoch und oft muss ich dann einfach weinen. Ich fühle mich dann so schrecklich allein mit allem.

Jetzt habe ich Euch ganz schön zugetextet, vielleicht passt mein Beitrag auch nicht so ganz hier her.
Es tut trotzdem gut, es sich einmal von der Seele zu schreiben.

Schönen Tag noch!
Angel