Vollständige Genesung anstreben

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Philosophin
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Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Hallo zusammen,

ich suche Austausch mit Forumsmitgliedern, die trotz (jahrelanger) Depression eine vollständige Genesung anstreben.
Ich selbst leide seit ca. sieben Jahren unter der Erkrankung, bin aber überzeugt, dass Heilung möglich ist und kämpfe mich Schritt für Schritt in ein „normales“ Leben zurück. Die Depression hat mir in der Vergangenheit vieles genommen, das ich mir allmählich zurück erobere. Ab und zu gibt es Tiefs, vor allem, wenn die alltäglichen Anforderungen an mich steigen (z.B. Erhöhung der Arbeitsstunden). Trotzdem möchte ich auf keinen Fall aufgeben und ein Leben mit Depressionen dauerhaft akzeptieren.

In schlechten Phasen ist die Verlockung groß, die Depression gewinnen zu lassen, das Arbeiten sein zu lassen und Zukunftsträume aufzugeben, aber ich weiß, dass mich das auf Dauer noch unglücklicher machen würde.

Ich würde mich über einen Austausch mit Forumsteilnehmern freuen, die ebenfalls vollständige Genesung anstreben und hart dafür kämpfen. Vielleicht ist es möglich, sich gegenseitig zu motivieren und Tipps zu geben.

Liebe Grüße
Philosophin

P.S: Ich bitte inständig darum, dass dieser Thread nur von denjenigen genutzt wird, die an einer vollständigen Genesung festhalten und aktiv daran arbeiten. Danke!
saneu1955
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von saneu1955 »

Hallo, schon wieder ein Thread, wo aussortiert wird, finde ich sehr schade.

Saneu1955
DieNeue
Beiträge: 5351
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

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Zuletzt geändert von DieNeue am 19. Feb 2021, 20:53, insgesamt 2-mal geändert.
szegfue75
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Philosophin,
ich lese deinen neuen Thread und fühle mich angesprochen. Zu einem Teil zumindest. Also, ja, ich möchte vollständige Genesung. Und ja, ich bin eigentlich bereit alles dafür zu tun. "Eigentlich" weil ich jetzt nicht weiß, welche Schritte erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen. Aber der andere Teil von mir, sagt mir, dass ich hier nicht posten darf. Weil ich schon zu lange an Depressionen leide und zwar immer mal wieder bessere Zeiten habe, aber mich schon lange nicht mehr zu den Gewinnern im Leben zähle.
Trotz allem habe ich eine geregelte Arbeit (auch wenn ich gerade krank zu Hause bin wegen einer Erkältung) und mal wieder alles in Frage stelle. Aber ist das destruktiv? Und ja, woran machst du das fest, dass man gewillt ist vollständig zu genesen? Und die aktive Arbeit daran? Ähm, und ich habe auch einen Thread namens "Ein Thread zum Jammern" ins Leben gerufen. Ich dachte, es tut vielleicht mal ganz gut zu jammern und vielleicht auch eine Reaktion oder einen wohlgemeinten Rat zu bekommen oder zu geben? Gehört man dann nicht mehr hierher?
Obwohl ich jetzt zu Hause bin und im Bett liege, habe ich die guten Vorsätze im neuen Jahr nicht über Board geworfen. Ich ernähre mich trotzdem ganz gesund. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Den Hausputz hatte ich am Wochenende erledigt und werde es auch kommendes Wochenende erledigen. Und ich melde mich wahrscheinlich die Tage für einen VHS-Kurs an. Kreatives Schreiben und Autobiografisches Schreiben. Also, eigentlich bin ich trotzdem guter Dinge.
Alles andere, was ich mir im Leben wünsche, habe ich im Hinterkopf. Vielleicht nicht auf der To-Do-Liste, weil ich noch keinen Plan habe, wie ich das in die Tat umsetzen kann. Also, wer darf hier schreiben? Und wer nicht? Kannst du das konkreter formulieren?
LG, Szegfue
Zuletzt geändert von szegfue75 am 13. Jan 2021, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Gartenkobold
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Gartenkobold »

-
Zuletzt geändert von Gartenkobold am 11. Jun 2023, 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Katerle »

Hallo Philosophin,

ehrlich gesagt verstehe ich diese ganze Ausgrenzerei hier auch nicht.
Und selbst wenn ich eine vollständige Genesung anstrebe, muss ich der Realität ins Auge schauen, dass ich sie nie erlangen werde, aufgrund körperlicher und psychischer Beeinträchtigungen.
Dennoch habe ich mir vieles zurückerobert und kämpfe auch immer noch, was mir im Laufe der Jahre verlorengegangen war, aufrund früherer schmerzhafter Erfahrungen und auch später. (Da kam vieles zusammen). Trotz allem schaue ich weiter nach vorn und habe auch nicht vor aufzugeben. Ganz im Gegenteil, trotz Rückschläge war ich immer wieder aufgestanden und bleibe auch heute weiter bei meinem selbstfürsorglichen Wegen und wünsche mir einfach nur, dass ich immer wieder auf meine innerlichen Kräfte zurückgreifen kann, wenn weitere neue Herausforderungen anstehen.

LG Katerle
Sul
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Sul »

Hallo Philosophin,

mich würde interessieren, was du unter "vollständiger Genesung" verstehst? Und was ist "Heilung" für dich?

Ich arbeite momentan daran, dass ich meinen Resilienzbereich vergrößere, meinen Fokus auf mehr Lebensfreude und -qualität richte. Aber ich könnte für mich nicht sagen, wann ich mich als "geheilt" bezeichnen würde. Dabei arbeite ich Vollzeit und meist sehr gerne. Bin ich dann schon "geheilt"?

Viele Fragen, viele Grüße, Sul
Philosophin
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten. Ich glaube, ich muss mein Anliegen nochmal besser präzisieren. Es geht mir nicht darum, jemanden aus böswilliger Absicht auszuschließen, aber ich wünsche mir einen Austausch mit Betroffenen, die sich auf einem ähnlichen "Level" befinden und bereits einen gewissen Grad an Funktionalität im Alltag zurückerlangen konnten.

Viel dreht sich im Forum um die Themen: Morgens aufstehen, Körperpflege, Haushalt, Bewegung, Tagesstruktur...

Das sind nicht mehr meine Themenbereiche und ich könnte mir vorstellen, dass es anderen hier ähnlich geht.

Mir geht es eher darum, einen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden und Ziele zu erreichen, die vor der Erkrankung bestanden haben (z.B. Ausbildung, Studium, finanzielle Selbstständigkeit), aber durch die Depression (vorübergehend) unmöglich zu erreichen schienen.

Solche Ziele mit den Zielen "Morgens aus dem Bett kommen", "Ordnung halten" o.Ä. zu vermischen, finde ich einfach nicht sinnvoll und hilfreich, ohne dass eine böswillige Absicht oder Wertung dahinter steht.

Dann gibt es noch Betroffene, die immer wieder beklagen, wie schlecht es ihnen geht und was sie alles nicht können, ohne ins Handeln zu kommen. Die aufgeben, bevor sie überhaupt angefangen haben, egal um welches Ziel es geht. Das ist auch ein Weg, aber einer, den ich auf keinen Fall gehen möchte und der mich persönlich abschreckt. Diese Haltung finde ich nicht gerade förderlich und eher demotivierend für die, die um Erreichung ihrer Ziele kämpfen.

Deshalb finde ich, dass eine Trennung der Themenbereiche nach Zielsetzungen und aktuellem
Gesundheitsstand sinnvoll sein kann.

Ich hoffe, dass ist jetzt etwas verständlicher geworden.

LG Philosophin
Philosophin
Beiträge: 375
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

@Sul: Für mich bedeutet Genesung, dass ich belastbar genug bin, meinen Lebensunterhalt vollständig selbst zu verdienen, dass ich Ziele erreichen kann, die ich mir vor der Erkrankung gesetzt hatte, resilienter bin, weniger Leere fühle, besser schlafen kann, ein breiteres Gefühlsspektrum auch in belastenden Lebensphasen empfinden kann. Das wäre schön, wenn ich das Schritt für Schritt erreichen könnte, und daran arbeite ich.
saneu1955
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Philisophin, ehrlich gesagt, fühle ich mich durch deine Ausführungen abgewertet und ausgegrenzt.

Niemand kann dir vorher sagen, ob du die Depression wirklich überwunden hast. Es ehrt dich sehr, wenn du im Moment schon weiter bist, allerdings geht es einem Großteil hier nicht so. Das heisst aber keinesfalls, dass nicht jeder hier versucht, mit der Depression zurecht zu kommen und alles daran setzt, dass es ihm wieder besser geht.

Und diejenigen, die meinen, keine Depression mehr zu haben, besuchen dann dieses Forum meist auch nicht mehr.

Was mich ärgert ist, dass du hier aussortierst, ebenso könntest du anderen Hinweise geben, wie du es geschafft hast, soweit zu kommen.

Ich für mich muss damit leben, dass meine Depressionen chronisch sind, hinzu kommen noch viele physische Erkrankungen, ich muss auch altwrsmässig nicht mehr arbeiten, deswegen aale ich mich aber nicht darin, jeder Tag ist aufs Neue ein Kampf für mich und wenn ich dies nicht auf mich nehmen würde, wäre ich nicht mehr hier.

Deine Art, diesen Thread so zu führen, wie du es gern möchtest, triggern mich ungemein, ich komme mir vor, als ob ich nicht das Recht hätte, hier meine Meinung kund zu tun.

Saneu1955
Insa40
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Insa40 »

Hallo zusammen,

das erinnert mich stark an den Thread, der erst vor ein paar Tagen geschlossen wurde.

@Philosophin wenn Du sinngemäß schreibst „aber bitte nur die, die.....“ ist das , zumindest meiner Meinung nach, wieder eine Art Provokation, die nicht nur zu Ausgegrenzt-fühlen führen kann, sondern auch zu Widerspruch, Diskussion und evtl bösen Worten führen kann, so dass der Thread wieder geschlossen wird.

Warum möchtest Du Dir soz. sehenden Auges Deinen Thread schon zerschiessen (lassen)?
Eine etwas andere Formulierung vorab würde das doch ändern können.

Just my two cents :-)
Salvatore
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Salvatore »

Kann man nicht einfach anerkennen, dass unterschiedliche Depressionspatient:innen an unterschiedlichen Ausprägungen der Depression mit unterschiedlichem Hintergrund leiden, was unterschiedliches Vorgehen erfordert und dass es vielleicht nicht hilfreich ist, wenn absolut jede:r bei absolut jedem ein Wörtchen mitreden möchte?

Dies wertet überhaupt niemanden anderes ab und es grenzt niemanden aus. Es ist doch absolut sinnvoll, eine gewisse thematische Trennung vorzunehmen: im Jammerthread möchte man vielleicht nicht unbedingt User, die das Leben voll abfeiern. Im Kaminzimmer möchte man nicht unbedingt einen aufgeheizten Diskurs. Chronisch Depressive möchten nicht von Episodikern dauernd hören "JEDE Depression geht vorbei, IMMER".
Bedürfnisse können unterschiedlich sein und auch wenn Menschen im fortgeschrittenen Alter sicherlich viel Gutes zu sagen haben, kann es den Moment geben, wo ein:e 20-jährige:r sich vielleicht auch gerne einfach mal mit Gleichaltrigen austauschen möchte. Und umgekehrt möchten sich 60-Jährige nicht unbedingt immer was von 20-Jährigen erklären lassen...? Oder wenn man zurück in den Beruf will, dann mit anderen Menschen, die auch zurück in den Beruf wollen. Oder wenn man die Hoffnung hat, jemals die Depression hinter sich zu lassen, dann mit anderen Menschen, die auch die Hoffnung haben, jemals die Depression hinter sich zu lassen.
Wenn Angehörige in diesem Unterforum posten, werden sie doch auch auf das Angehörigen-Unterforum verwiesen?

Dieses Forum bietet doch für unendlich viele verschiedene Anliegen einen Platz...? Warum ist das Abwertung und Ausgrenzung, wenn Philosophin auch ihren Platz beansprucht? Ist in der Formulierung des Titels und im Eingangsposting ungeschickt, aber doch in der Erklärung wie ich finde nachvollziehbar:
Philosophin hat geschrieben:Mir geht es eher darum, einen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden und Ziele zu erreichen, die vor der Erkrankung bestanden haben (z.B. Ausbildung, Studium, finanzielle Selbstständigkeit), aber durch die Depression (vorübergehend) unmöglich zu erreichen schienen.

Kann man das nicht lesen und sich sagen: alles klar, ich bin raus aus dem Arbeitsleben, weder mit Ausbildung noch Studium habe ich noch was am Hut, finanziell ist die Sache bei mir auch in die Bahnen gelenkt - betrifft mich demnach nicht, dann lese ich in diesem Thread nicht mit und dafür in all den anderen, wo ich mich aber angesprochen fühle? Ohne dass es zwingend als Kritik verstanden wird? Wenn Patient:innen ihren Weg ohne Medikamente gehen möchten, dann heißt das doch auch nicht unbedingt, dass mein Weg MIT Medikamenten falsch ist und das hat nichts damit zu tun, ob ich es vielleicht auch gerne lieber ohne hätte?
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malu60
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von malu60 »

editiert.......würde auch liebend gerne gesund werden....
Als Rentner kann ich in diesem Thread nicht hilfreich sein habe andere Themen
um ein lebenswertes Leben im Alter,geht es bei mir
Mein Beitrag war nicht passend,daher habe ich ihn gelöscht,sorry.l.G.malu
Zuletzt geändert von malu60 am 13. Jan 2021, 22:13, insgesamt 4-mal geändert.
Leben ist mehr
Philosophin
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Herzlichen Dank Salvatore! Genauso wie du es beschreibst, sehe ich das.
Da mir das Thema sehr wichtig ist, bitte ich darum, den Thread Inhalt zu akzeptieren und meine Bitte zu respektieren.

Liebe Grüße
Philosophin
Salvatore
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Salvatore »

malu60 hat geschrieben:Ich finde,dass wir hier,Du,liebe Philosophin, meines Wissens auch,in tiefer Verzweiflung Hilfe suchen
Ich bin nicht in tiefer Verzweiflung und ich suche keine Hilfe - ich möchte mich austauschen und mein Wissen und meine Erfahrung an diejenigen weitergeben, die sich im Stadium der hilfesuchenden Verzweiflung befinden, in dem ich mich auch mal befunden habe bloß jetzt nicht mehr, weil glücklicherweise das eine oder andere an Therapie seine Wirkung entfaltet hat.
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SophsFirebird
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von SophsFirebird »

Ich muss mich Salvatore anschließen, Philosophin hat ja niemanden ausgeschlossen, Vielleicht nur unglücklich formuliert. In einen Thread für Venlafaxin schreibe ich ja auch nicht über Quetiapin und fühle mich ausgeschlossen, Dafür gibt es ja andere Threads.

Philosophin, mich würde brennend interessieren wie du dein jetziges Level geschafft hast. Ich bin seit einem Jahr krank und arbeitsunfähig, mein größtes Ziel ist aber wieder die Arbeit. Ich weiß, dass ich in nächster Zeit nicht vollzeitig arbeiten kann, aber vielleicht irgendwann wieder. Wie bist du an deinen jetzigen Punkt gekommen und wie lange hat das ca gedauert? Hast du eine Therapie gemacht? Nimmst du Medikamente?
Philosophin
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Liebe malu60,

der Begriff "Verzweiflung" ist für mich zu hart gewählt und trifft auf mich momentan nicht zu. Ich bin aber ratlos, was z.B. das Thema Arbeiten mit Depressionen betrifft. Welche Strategien gibt es, um in schlechten Phasen einen 8 Stunden Dienst zu überstehen? Wie viel Zeit soll ich mir einräumen, um mich daran zu gewöhnen? Wann ist eine Krankmeldung angemessen? Wie kann ich in der Freizeit schneller abschalten?

Das sind Fragen, die mich momentan sehr beschäftigen und ich denke, dass sie hier in dieses Forum passen. Wenn du der Meinung bist, dass das Forum nur für tief verzweifelte Erkrankte ist, dann nimmst du übrigens auch eine Ausgrenzung vor.

Vielleicht hat nun jemand die Güte, zum eigentlichen Thema zurückzukehren und mag etwas über seine Erfahrungen hinsichtlich der Problematik "Arbeiten mit Depressionen" schreiben.

Genau wie Salvatore bin ich gerne bereit, meine Erfahrungen an diejenigen weiterzugeben, denen es gerade noch sehr schlecht geht.

Liebe Grüße
Philosophin
SophsFirebird
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von SophsFirebird »

Philosophin, arbeitest du derzeit in der Wiedereingliederung? Klingt für mich danach. Ich denke, dass es hilfreich ist, Zumindest hilft mir das derzeit, sich erstmal ein niedrigeres Ziel zu stecken? Ich meine damit, dass wenn du merken solltest, dass zum Beispiel 6 Stunden für dich vollkommen ausreichend sind, du vielleicht bei dieser Stundenzahl bleiben solltest. Wenn man befristet seine Arbeitszeit verkürzt, ist es ja auch möglich, wieder nach oben zu gehen. Zudem finde ich es sehr hilfreich, Achtsamkeitsübungen in seinen Alltag einzubauen, mit denen kannst du vielleicht gut Erspüren, wann es für dich reicht. Machst du denn noch eine Zherapie zur Zeit?
Insa40
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Insa40 »

Schade, genau so sollte es nicht laufen.

Wie oft hieß es im Forum schon, dass man doch bei Threads, die nicht zu einem passen, einfach nicht lesen soll.
Klappt aber nicht.

Aber was soll’s, ich bin hier raus.

Liebe Grüße
Philosophin
Beiträge: 375
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Philosophin »

Hallo SophsFirebird,

Danke für deine Worte und deine Frage!

Ich war aufgrund meiner Depression und extremer Versagensängste mehrere Jahre komplett arbeitsunfähig. Ein stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik vor 2 ½ Jahren hat mir geholfen, wieder etwas Mut zu fassen und mich meiner Angst zu stellen. Erst ging es nur darum, den Theorieunterricht in der Fahrschule zu besuchen, was für mich damals eine riesen Herausforderung dargestellt hat. Kurze Zeit später habe ich angefangen, einen Hilfsjob anzunehmen, den ich erst nur 2-3 Stunden am Tag ausgeübt habe. Durch die Arbeit konnte ich mich wieder als selbstwirksam erleben und habe viel Dankbarkeit erfahren. Das hat mir Auftrieb gegeben und ich habe mich in der Fahrschule an die ersten Praxisstunden gewagt. Irgendwann ist es mir gelungen, meinen Führerschein zu machen und ich habe beschlossen, mich an eine erste Ausbildung zu wagen. Auch das hat funktioniert und seitdem teste ich kontinuierlich aus, was geht und wie ich das nächst höhere Ziel erreichen kann.

Daneben bin ich aber auch mehrmals umgezogen, war in mehreren Kliniken, habe alle anerkannten Therapieverfahren durchprobiert, den Kontakt zu einem Teil meiner Familie abgebrochen, einen Rechtsstreit erfolgreich zu Ende gebracht und (sehr hilfreich) eine Körperpsychotherapie begonnen.

Ich glaube, ich habe wirklich alle Kräfte aufgeboten, um gegen die Depression anzugehen und mit ihr zu leben („mit ihr zu leben“ immer mit dem Vorsatz, ihr kein dauerhaftes Wohnrecht zu gestatten). Es gab so viele verdammt verzweifelte Tage und dunkle Nächte. Vielleicht war ein bisschen Glück dabei, dass immer dann, wenn ich fast aufgeben wollte, ein Mensch daher kam, der mich wieder aufgefangen hat.

Ich gehe in winzig kleinen Schritten voran und muss mich immer wieder in Demut und Dankbarkeit üben, aber der Weg scheint bisher erfolgreich zu sein.

Neulich las ich über den amerikanischen Triathleten Chris Nikic. Er ist der erste Mensch mit Down Syndrom der einen Ironman absolviert hat. In seinem Zimmer hängt eine riesige Tafel, auf der er jeden Tag festhält, was er geschafft hat, wie viel er trainiert hat und wo er hin möchte. Ich habe seine Idee übernommen und finde seine Geschichte sehr inspirierend.

Psychopharmaka nehme ich keine, da ich diese nicht vertragen habe.

Liebe Grüße
Philosophin

P.S: Zurzeit arbeite ich in Teilzeit mit dem Ziel, die Stunden zu erhöhen. Ich strebe eine weitere, dreijährige Ausbildung an und hoffe, dass ich bis September fit genug dafür bin.
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

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Zuletzt geändert von DieNeue am 19. Feb 2021, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
szegfue75
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von szegfue75 »

@DieNeue du hast gerade sehr Veles so geschrieben, wie ich es auch empfinde. Vor allem, dass man sich in diesem Thread unsicher fühlt und nicht weiß, wer genau gemeint ist, der hier nicht schreiben soll.

Ich arbeite auch ganz normal 35 Stunden in der Woche, habe 2 Berufe erlernt. Bin vor 17 Jahren alleine in eine Großstadt gezogen und lebe in einer schönen 2-Zimmer-Altbauwohnung zur Miete. Nur diese Woche bin ich krank zu Hause und fühle mich etwas schäbig. Aber ich hatte letzten Freitag eine Grippeschutzimpfung aufgenommen und war den Tag davor wegen eines Alarms bei der Arbeit 1 Stunde in der Kälte gestanden. Und seit es Corona gibt wird man doch sowieso gleich blöd angesehen, wenn man sich mit Erkältungssymptomen ins Büro traut..

Aber gut, ich bin nicht in der Ausbildung und die Schwermut begleitet mich schon fast mein ganzes Leben lang.

Außerdem habe ich in anderen Bereichen Defizite. Dafür haben andere Betroffene hier mehrere Kinder groß gezogen und leben in einer intakten Partnerschaft und sind erwerbstätig. Auch das ist erstrebenswert und alles andere als leicht.

Und noch ein aber: manchmal ist weniger mehr. Ich halte es nicht für richtig, wenn man sich zu sehr unter Druck setzt. Denn das kann ganz schnell nach hinten los gehen und am Ende macht man gar nichts. Aber auch da gibt es natürlich Unterschiede bei den Menschen.

So, jetzt habe ich genug von meinem Senf dazu gegeben und klinke mich aus. Ich respektiere die Threaderstellerin. Es hat nur anfänglich für Unsicherheiten gesorgt.
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Salvatore
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von Salvatore »

DieNeue hat geschrieben:Beziehst du dich auf irgendwen bestimmtes hier? ;) Klar, man will niemanden konkretes ansprechen, aber: Ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich bei solchen Pauschalvorwürfen immer gleich mit angesprochen, selbst wenn es mich vielleicht gar nicht betrifft
Warum? Wenn es dich nicht betrifft, kannst du doch eigentlich nicht gemeint sein? Und trotzdem fühlst du dich angesprochen?
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SophsFirebird
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von SophsFirebird »

Liebe Philosophin, Danke für deinen Einblick. Du hast einen unglaublichen Weg hinter dir, da kannst du total stolz auf dich sein. Der Gedanke der da mir kam: Du weisßt schon sehr genau, wie du mit dir und deinen Bedürfnissen umgehen kannst. Und du scheinst zu wissen, was dir gut tut und was dir hilft. Oder irre ich mich?

Meine Depression ist erst letztes Jahr diagnostiziert worden, ich leide aber schon mein ganzes Leben drunter. Ich habe eine Ausbildung abgeschlossen und ein Studium absolviert. Mir ging es oft sehr schlecht und ich wollte einfach die Ausbildung/Studium abbrechen. Letztlich habe ich es nicht getan, weil ich wissen wollte, wie es ist, wenn ich es geschafft habe. Vielleicht kann dir dieser Punkt helfen? Die Motivation zu erleben, ein weiteren schritt gegangen zu sein. Der Krankheit nicht noch mehr Raum zu geben. Ich finde, du hast schon wundervolle Dinge geschafft. Fühlst du dich denn bereit, die Stunde zu erhöhen? Könntest du das denn vorrübergehen tun und wenn es nicht passt, wieder auf Teilzeit zurückzugehen? Hast du da einen Chef mit dem du das besprechen kannst?

Zudem denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass du auf dich achtest und deine Grenzen zu wahren. Wenn es nicht klappt, war es wohl nicht der richtige Zeitpunkt. Mir hilft tatsächlich, alles sehr langsam anzugehen. Ich bin sehr ungeduldig, gerade mit mir. Ich habe aber gelernt, dass es besser ist, langsam voran zu gehen und zu spüren, ob es sich gut anfühlt.

Ich hoffe du kannst mit meinen Zeilen etwas anfangen. Bei mir dauert es noch ein bisschen, bis ich wieder arbeiten kann (trotz dieser Krankheit), erst absolviere ich noch eine berufliche Reha.
DieNeue
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Re: Vollständige Genesung anstreben

Beitrag von DieNeue »

@ Salvatore:
Salvatore hat geschrieben:
DieNeue hat geschrieben:Beziehst du dich auf irgendwen bestimmtes hier? ;) Klar, man will niemanden konkretes ansprechen, aber: Ich muss ehrlich sagen, ich fühle mich bei solchen Pauschalvorwürfen immer gleich mit angesprochen, selbst wenn es mich vielleicht gar nicht betrifft
Warum? Wenn es dich nicht betrifft, kannst du doch eigentlich nicht gemeint sein? Und trotzdem fühlst du dich angesprochen?
Ich schrieb "vielleicht".
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