Erfahrungen mit Videotherapie?

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Phoenix2019
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Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Guten Abend zusammen,
ich habe ein zeitnahes Terminangebot für ein Erstgespräch von einem Therapeuten bekommen, der mir aber sofort mitgeteilt hat, dass er erstmal nur Videotherapie über eine von der kassenärztlichen Vereinigung anerkannte, sichere Plattform anbietet. Hat jemand von euch Erfahrungen damit, die er gern teilen möchte? Ich bin da ja etwas skeptisch, wegen Datenschutz und auch, weil ich mir Therapie auf Distanz nicht so richtig vorstellen kann, vor allem, wenn man sich noch gar nicht kennt. Oder soll ich das Erstgespräch erstmal wahrnehmen und dann schauen, ob er es mir wert ist?
Danke für euren Rat und viele Grüße!
Sul
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Sul »

Hallo Phoenix2019,
probiere es doch einfach aus, eine Erfahrung mehr. Ich persönlich brauche einen Menschen live vor mir. Aber wenn es diese Möglichkeit nicht gibt, dann erscheint mir Videotherapie als eine gute Alternative.
Viel Erfolg, Sul
Phoenix2019
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Sul,
danke für deine Nachricht. Ich denke, es liegt daran, dass er schon älter ist und daher wegen Corona besonders aufpassen möchte/ muss. Er ist aber eben auch erfahren und das ist mir wichtig.
Viele Grüße
Salvatore
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Salvatore »

Phoenix2019 hat geschrieben:Oder soll ich das Erstgespräch erstmal wahrnehmen und dann schauen, ob er es mir wert ist?
Was wäre denn gewonnen, wenn du das Erstgespräch nicht wahrnimmst? :roll:
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Phoenix2019
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Salvatore,
Zeit und Geld - ich will die Therapie selbst zahlen.
Viele Grüße!
Salvatore
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Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Salvatore »

Ah, okay, du betrachtest es wirtschaftlich. Dann stell's dir vor wie an der Börse. Wenn du eine Rendite erzielen willst, dann musst du investieren. Keine Investition = keine Rendite (aber auch kein Verlust). Wenn du jedoch investierst, gibt es keine Garantie für einen Gewinn. Kann auch sein, dass du mit einem Verlust rausgehst.

Du stellst im Prinzip die richtige Frage: Ist es dir das Risiko wert? In der Therapie, wie auch sonst zumeist im Leben, gibt es keine Garantien. Es funktioniert vor allem über die Beziehung zwischen Behandler:in und Patient:in. Dass die Videotherapie hierbei nicht optimal ist, erschließt sich von selbst. Aber auch wenn du diesen Therapeuten persönlich treffen würdest, dann wüsstest du genauso wenig vorher, ob es passt oder nicht, ob es das Geld wert ist oder nicht. Du weißt noch nicht, ob die angebotene Therapieform die richtige für dich ist oder eine andere besser wäre.

Es gibt Patient:innen, für die aufgrund ihrer Störung die Videotherapie sogar einfacher ist - schließlich ist das Therapiezimmer ggf. gefühlt auch irgendwie "Feindesland", das heimische Wohnzimmer hingegen kann Sicherheit geben. Für andere ist Videotherapie schlichtweg ungeeignet. Die meisten liegen irgendwo dazwischen: tja, geht schon, schöner wäre die Präsenz. Ich sehe für mich persönlich sowohl Vor- als auch Nachteile. Der lange Anfahrtsweg fiel weg - schön, das hat mich immer ganz schön geschlaucht. In meiner Wohlfühlatmosphäre bleiben zu können, fand ich auch schön. Diese Sache mit dem Bildschirm nicht. Aber das Gespräch an sich war spitze und wäre durch physische Präsenz nicht besser gewesen. Allerdings habe ich Therapieerfahrung und wusste genau, was ich wollte und brauchte.
Das Virus nimmt keine Rücksicht, auch nicht auf Psychotherapiepatienten und wir müssen damit irgendwie umgehen. Besser Videotherapie als keine Therapie, wenn du mich fragst.

Letztlich kommt es auch darauf an, wie verzweifelt du bist. Eher nicht so? Dann gibt es noch die Option, weiterzusuchen - es gibt durchaus Therapeut:innen, die ihre Patient:innen noch persönlich empfangen, aber damit geht dann sicherlich weiter Zeit ins Land. Wenn du so bist wie die meisten, dann hast du vielleicht ohnehin schon viel zu lange gewartet und es alleine probiert, bis du dich zu einer Therapie entschlossen hast. Dann wäre es wiederum tendenziell unwirtschaftlicher, noch mehr Zeit verstreichen zu lassen.

Im Hinterkopf behalten: Therapie braucht Zeit. Vertrauen muss sich erst bilden, das geht nicht auf Kommando und das kann man nicht beschleunigen. Dein Gegenüber kennt dich nicht und weiß daher auch nicht schon jetzt, wohin die Reise geht; dies zu erarbeiten ist Teil der Therapie. Als Selbstzahler wirst du da richtig Kohle los.

Alles Gute für dich!
Salvatore
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Phoenix2019
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Lieber Salvatore,
danke für deine so ausführliche Antwort!:) Ja, es ist wirklich schwer, einen Therapieplatz zu bekommen und ja, deshalb dauert (mir) das Warten auch schon viel zu lang. Ich lote noch Alternativen aus, bin aber nun auch offen der Videotherapie gegenüber. Ich habe damit noch keine Erfahrungen und denke, dass sie für den einen passt und den anderen aben nicht oder weniger. Mal sehen, wie sie für mich passt. Ich sehe wie du Vor- und Nachteile. Dass man als Selbstfahrer eine Menge Geld investiert, ist mir bewusst, leider habe ich gerade aus verschiedenen Gründen (noch) keine Alternative.
Auch für dich alles Gute!
QuintEssenz
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Registriert: 26. Jan 2016, 22:30

Erfahrungen mit Videotherapie? JA!

Beitrag von QuintEssenz »

Hallo Phoenix2019,

ich habe seit Juni 2020 ausscließlich Videotherapie. Ich hätte auch die Alternative, die Sitzung vor Ort zu haben aber müßte 50 Minuten lang Maske tragen. Ich bevorziehe die Videotherapie, da ich nicht nur Maske (empfinde ich als sehr unagenehm so lange sie zu tragen) sondern Fahrzeit und -kosten erspare.
Allerdings kenne ich die Therapeutin seit Jahren und vielleicht fehlt es mir nicht so schwer.
Viel Erfolg!
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Quintessenz,
danke für deine Erfahrung! Ich denke auch, dass es auch Vorteile der Videotherapie gibt. Ich denke, sie könnte aber tatsächlich einfacher sein oder besser funktionieren, wenn man vorher face to face schon eine Beziehung aufgebaut hat. Das ist meine Sorge, denn nach dem Erstgespräch würde direkt die Videotherapie beginnen. Immerhin sieht man dann aber auch die Mimik, was ja mit Maske in Präsenz nicht der Fall wäre. Ich bin mal gespannt! Alles Gute!
Nachtmensch
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Nachtmensch »

Hallo Phoenix2019,

während des ersten Lockdowns hatte ich auch Videositzungen mit meiner Therapeutin. Leider gab es da öfter Probleme mit der Verbindung. Was aber irgendwie seltsam war, wenn es denn dann gut funktionierte, dass Ihr Gesicht so nah war und keine Körperhaltung zu erkennen war. Für mich war es auch befremdlich, Personen im Haushalt quasi aus dem Zimmer zu verbannen in dem ich am Rechner saß. Zuletzt war ich auch gehemmt, offen zu sprechen, wenn andere im Haus waren, was uns letztendlich dazu brachte die Sitzungen wieder vorort mit Maske zu machen. Dabei war aber die größte Herausforderung der ÖPNV.
Kurzum Covid hat die Therapie wirklich erschwert.

Hoffe für Dich passt es.

Viele Grüße
R.
Phoenix2019
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Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Nachtmensch,
vielen Dank für deinen Beitrag. Deine Erfahrungen klingen ja nicht sehr erfreulich. An die möglichen technischen Hürden habe ich auch schon gedacht. Innerhalb der Wohnung kann ich Privatsphäre sicherstellen, außerhalb der Wohnung leider nicht. Auch daran habe ich schon gedacht. Mangels Alternative wird mir aber wohl erstmal nichts anderes übrigbleiben. Ich nehme erstmal das Erstgespräch wahr und schaue dann weiter.
Alles Gute!
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Phoenix,

ich habe zwar keine Erfahrung mit Videotherapie, hatte allerdings eine ganze Zeit lang einen Gesprächspartner ausschließlich per Telefon und per Mail. Das hat sich einfach so ergeben, dass wir in Kontakt kamen und er mir sehr geholfen hat. Wir konnten uns beide darauf einstellen, weil wir das viele Telefonieren und Mailen ja kannten und praktizierten.

Es geht ja nicht jeder Therapeut bei mir, und wir wohnen sehr weit auseinander, mehr als 500km. Was uns beiden fehlte, war der Augenkontakt, aber das war kein großes Hindernis. Wir sind dann auf Gesprächsthemen gekommen, die dringend notwendig wurden und teils gerade deshalb, weil wir eben nur mit Telefon und Mail kommunizierten (Berührung und co), oder die sehr schwierig und für mich extrem belastend waren. Letzteres war möglich, weil wir meistens samstag abend telefonierten, und ich dann gleich geschlafen habe - anders wäre das nicht auszuhalten gewesen. Auch das zeitliche Zerstückeln von Dingen im Mail war wegen der Belastung für mich hilfreich gewesen.
Nebenbei ein Becks Blue, ein Käffchen oder Tee aus dem heimischen Küchenschrank oder das letzte Stückchen Nascherei oder Obst - alles kein Thema. Und sehr von Vorteil war, dass es piepegal ist, wie man aussieht.

Mir ist schon klar, dass kein Therapeut so arbeitet. Wollte nur mal zeigen, dass auch Anderes geht als das Gewohnte.
Ich würde das als extrem hilfreiche Peergespräche einordnen, wo kein Therapeut mehr durchkam, er aber schon.

Hätte es die heutige Möglichkeit der Videotherapie für mich früher gegeben und auch bei mir daheim leistungsähigerere PC-Ausstattung, wäre das für mich viel sinnvoller gewesen. Auch für die Therapeuten ist das ja zusätzlich eine Möglichkeit, auch mit Leuten in weiterer Entfernung, auch im Ausland, Therapie durchzuführen - oder mit Leuten, die daheim fest hängen wegen Immobilität oder Quarantäne, oder sonstigen Dingen wie kranken Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.

Und was mir noch fehlte, war gelegentlich auch mal Berührung, und zum Schluss eine Umarmung. Aber man kann nicht alles haben, das andere war wichtiger.

Achso, ich lebe alleine und das Aussperren von Leuten war nicht nötig. Allerdings ist das Haus sehr hellhörig, und da mussten wir etwas aufpassen. Man führt dann das Gespräch nicht unbedingt über dem Schlafzimmer der Nachbarn, neben der Wohnungstür oder bei in der Nähe geöffnetem Fenster (kann man bei Hitze ja sich das am weitesten in der Wohnung entfernte Fenster aussuchen für Frischluft).
Einmal in einem der heißen Hochsommer hatte ich beim Telefonieren mal alle Fenster noch offen nach Mitternacht. Der Mensch hat mich so zum Lachen gebracht, dass dann die Nachbarin von unter mir Sturm geklingelt hat und sich so heftig beschwert hat, dass garantiert die halbe Nachbarschaft dann endgültig wach war. Aber was solls, kommt auch mal vor.
Normale Therapiezeiten sind nicht so spät, dass sowas weg fällt, wenn nicht irgendein Nachbar vielleicht gerade Nachtschicht hat oder einen ausgiebigen Mittagsschlaf hält.

So mal meine Erfahrung und Gedanken dazu, vielleicht hilfts ja.

Wünsche ein gutes Erstgespräch, da wirst du merken, ob das etwas für dich ist.
Gruß Gertrud
Phoenix2019
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Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Gertrud,
danke für deine Erfahrungen! Du listet ja wiederum viele positive Aspekte auf. Das Erstgespräch findet ja von Angesicht zu Angesicht statt, mal sehen, wie es dann weitergeht. Aber ich werde der Videotherapie eine Chance geben - Hoffe nur, dass ich das technisch hinbekomme;)
Alles Gute!
Frankk
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Registriert: 24. Mai 2020, 12:53

Re: Erfahrungen mit Videotherapie?

Beitrag von Frankk »

Videokonferenzen sind gewöhnungsbedürftig aber wenn die Beteiligten kommunizieren möchten, dann geht es - ob für Therapie, für die Arbeit, für die Eröffnung eines Bankkonto oder um mit Freunde zu sprechen.
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