Wie geht es weiter?

Antworten
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Wie geht es weiter?

Beitrag von Lisa Marie »

Ich versuche mal in Worte zu fassen wie meine aktuelle Situation ist. Ich lese häufig still mit,beteilige mich aber nicht am Austausch. Nun ist es so, dass meine Situation in den letzten Monaten immer belastender geworden ist und ich mich sehr einsam fühle. Deshalb schreibe ich jetzt mal.
Ich bin seit über 20 Jahren in einem Betrieb tätig und jetzt soll ich gehen weil meine Leistungskurve nach unten geht und ich Fehler mache. Ich bin jetzt 60 Jahre alt und man bietet mir eine geringe Abfindung an. Ich war mit der Höhe der Abfindung nicht einverstanden. Daraufhin sagte der Chef im letzten Gespräch, dass ab jetzt genau dokumentiert werden soll was ich mache und bei Fehlern eine Abmahnung geschrieben werden soll. Daraufhin habe ivh mich krankschreiben lassen und habe einen Rechtsanwalt aufgesucht. Mein grosses Problem ist im Moment, dass ich mit der freien Zeit jetzt nicht umgehen kann. Stattdessen versinke ich in der tiefer werdenden Depression. Ich bin nicht fähig meinen Tag zu strukturieren. Ich schaffe es nicht z.B. aufzuräumen oder sonst etwas im Haushalt zu machen. Ab und zu treffe ich mich mit einer Freundin zum wandern. Aber ansonsten hänge ich vor dem Fernseher ab und fühle mich sehr einsam. Besonders morgens ist es schlimm. Das Morgentief ist sehr stark und lähmend. Teilweise bekomme ich Panikattacken. Ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Ich fühle mich so hoffnungslos.
Liebe Grüsse

Lisa Marie
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Lisa Marie »

Hallo Schlafmütz,

Danke für Deine Antwort. Ja. Ich habe einen Therapeuten und wir arbeiten an dem Thema.
Der Rechtsanwalt wartet im Moment auf die Kostenübernahme durch meine Rechtsschutzversicherung dann will er mit meinem Chef sprechen. Der Betriebsrat ist mehr dem Arbeitgeber zugetan und fragte mich nur ob ich jemand habe mit dem ich sprechen kann. Diese Reaktion habe ich nicht verstanden.
Das grösste Problem ist im Moment mit dem starken Morgentief umzugehen und irgendwie sinnvoll den Tag zu strukturieren und nicht einfach liegen zu bleiben. Ich weiss einfach mit meiner Zeit nichts anzufangen. Die Arbeit ist für mich immer unglaublich wichtig gewesen.
Liebe Grüsse

Lisa Marie
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Lisa Marie »

Lieber Schlafmütz,

Danke für Deine Nachricht und Deine Anregungen. Leider ist genau das das Problem. Es gibt viel was ich tun könnte aber ich kann mich zu nichts aufraffen und stattdessen falle ich tiefer in die Depression und habe das Gefühl, dass ich völlig einsam bin und gar nichts dagegen tun kann. Und die Depression wird immer stärker.
Liebe Grüsse
Lisa Marie
Liebe Grüsse

Lisa Marie
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Camille »

Liebe Lisa Marie,

ich habe gestern an dich gedacht - es ist wieder Weihnachtszeit und ich habe mich an unseren Austausch erinnert - vor 2 Jahren war das, auch um Weihnachten herum.
Ich habe an dich gedacht - und mir überlegt, wie es Dir gerade geht.
Und nun lese ich von Dir und ich weiß nicht, was ich sagen soll - das ist einfach nicht gerecht. Das hast du NICHT verdient. Und WER könnte dem Druck stand halten ohne "Fehler" zu machen, wenn einem gedroht wird, dass auf jeden "Fehler" eine Abmahnung und schlussendlich eine Entlassung folgen soll. Da fehlen mir die Worte.

Ich verstehe dich so gut, wenn du schreibst, dass Dir deine Arbeit so wichtig ist - Dir Halt und Stabilität gibt. Mir geht es da genauso. "Daseinsberechtigung" nenne ich es für mich- Arbeiten dürfen nimmt mir etwas den inneren Druck und das Gefühl "nichts wert zu sein". Eine instabile Lösung.

Ach Lisa Marie - ich weiß nicht, was ich Dir schreiben soll - alles erscheint mir platt.
Hast du noch deine Freundinnen? Könnte das etwas für dich sein, dass du für die ein oder andere einkaufst - und Dir eine abends zum Essen einlädst.
Könnte dich das motivieren morgens aufzustehen?
Oder für eine alte /kranke Nachbarin - Nachbarn?
Oder ist der Schmerz und die Wut zu groß?

Ich schicke Dir ganz viele liebe Grüße
Camille
Henric007
Beiträge: 7
Registriert: 8. Nov 2020, 16:31

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Henric007 »

Hallo Lisa Marie,

ich empfinde deine Situation als ganz schlimm. Denn ich kenne es auch mit dem Morgentief und mit der beruflichen Situation, dass man quasi rausgemobbt wird. Aber Du bist arbeitsrechtlich im Recht, Dein Antwalt wird/muss Dir helfen.

Aber ... Du bist ein wertvoller Mensch, der für andere wichtig ist/sein kann. Die User die Deinen Post kommentiert haben, haben Recht: Versuche ... (ich weiß aus Erfahrung, verdammt schwierig ... ) etwas zu finden, was Dir Freude macht.

Bei mir hat es auch sehr lange gedauert, bis ich einen Weg gefunden habe, mich selbst ein wenig aus dem Sumpf der Depression zu ziehen.

Jeder hat einen anderen Weg. Bei mir war es mit vielen anderen Puzzelteilchen der Satz, den ich mir auf den Tisch gelegt habe (ich kannte ihn, aber es hat Jahre gedauert, bis er zu mir durchgedrungen ist) :

Das Leben ist schön, wenn nicht, muss ich den Blickwinkel darauf ändern.


Lass Dich nicht entmutigen.

Alles Liebe und Gute für Dich.
Henric007
szegfue75
Beiträge: 484
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von szegfue75 »

Mein Beitrag wurde doppelt gepostet, daher habe ich diesen hier gelöscht.
Zuletzt geändert von szegfue75 am 21. Dez 2020, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
szegfue75
Beiträge: 484
Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Lisa Marie,

ich habe gerade deinen Thread gelesen und möchte dir gerne schreiben..

Denn mir ist es vor 2 Jahren ähnlich gegangen. Mein Teamleiter hat mich bei einem Mitarbeitergespräch vor die Wahl gestellt. Wobei es nur eine Option gab von Anfang an: Ich solle mir überlegen, ob ich weiterhin dort arbeiten möchte. Der Grund: Es wird sich das Arbeitsumfeld ändern und man traut mir das eigentlich nicht zu. Man gab mir den Rat, mich beraten zu lassen.

Und so wurde ich Mitglied bei verdi und bekam eine Rechtsberatung. In der Rechtsberatung stellte sich heraus, dass ich wirklich keine Wahl habe. Die Rechtsberatung gab mir Tipps, wie ich einen Vergleich aushandele und was ich verlangen könnte. 2 anstrengende Monate folgten, in denen es Gespräche gab und ich meine Forderungen verhandeln konnte. Allerdings lief das nicht so gut. Nach 2 Monaten meldete sich die Personalabteilung und mir wurde tatsächlich die Summe angeboten, die mir die Rechtsberatung genannt hatte. Es waren dann noch ein paar anstrengende Wochen, aber als ich die Kündigung unterschrieben hatte, wurde ich freigestellt.

Es war trotzdem keine schöne Zeit. Ich habe mich "ausgemustert" gefühlt. Genau ein Jahr war ich arbeitslos. Finanziell ging es mir nicht schlecht, da ich ja diese Abfindung erhalten hatte. Aber ich wollte das Geld auf die Seite legen und schnell zurück ins Arbeitsleben.

Ich hatte in der Arbeitslosigkeit auch oft Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen. Aber manchmal gelang es dann doch. Und auch jetzt ist es manchmal an den Wochenenden so, dass ich den ganzen Tag im Bett bleibe. Ich mag das nicht. Und häufig hatte ich auch einiges geplant gehabt. Aber der Schweinehund war stärker.. und ich sagte alles ab.
Manchmal, wenn ich dieses Rumhängen nicht verurteile, passiert es, dass ich doch früher oder später aus dem Bett komme. Samstags habe ich mir jetzt angewöhnt, früh aufzustehen und zum Bäcker zugehen. Danach klappt es sogar manchmal, dass ich an einer Zoom-Yoga-Stunde teilnehme. Und wenn ich richtig gut bin, schaffe ich es noch zu putzen.

Hast du schon mal über einen Hund nachgedacht? Ich würde mir so gerne einen anschaffen. Dann müsste ich jeden Morgen mit ihm raus.

Die Tatsache, dass es manchmal klappt, an Wochenenden aktiv zu sein, gibt mir ein zufriedenes Gefühl. Dann ist es nicht so schlimm, dass ich das nächste Wochenende wieder nur rumhänge. Selbstakzeptanz hilft dabei.

Das du wandern gehst, finde ich richtig klasse. Ab und zu mache ich das auch. Über Facebook habe ich eine Wandergruppe gefunden, die regelmäßig Wanderungen posten. Dort kann man sich unverbindlich anschließen oder selbst eine Wanderung anbieten. Vielleicht wäre das ja auch etwas für dich?

Liebe Grüße,
Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Lisa Marie »

Hallo Miteinander,

@Canille. Hallo Camille. Es ist schön von Dir zu hören. Ist es schon 2 Jahre her, dass wir voneinander gehört haben? Kaum zu glauben. Ich hoffe, dass es Dir einigermassen gut geht.
Ich habe meine Freundinnen noch und wir wandern im Moment relativ häufig miteinander. Viel kann man im Moment ja nicht machen. Kulturell läuft ja im Moment nichts. Aber Deinen Vorschlag auch mal eine Freundin zum essen einzuladen werde ich aufnehmen.
@Henric007. Danke für Deine Worte. Du hast recht. Manchmal muss man den Blickwinkel ändern. Das vergesse ich immer wieder. Und in der Depression ist der Blickwinkel auch sehr eingeschränkt.
@Szegfue75. Verdi hat mir auch schon sehr geholfen. Ich hoffe, dass mir das bei den Verhandlungen mit dem Arbeitgeber gut hilft.
Ich habe auch schon daran gedacht mir einen Hund zuzulegen. Ich weiss nur einfach nicht ob ich es schaffe mich gut um ihn zu kümmern. Ich traue es mir nicht zu.

Es hat mir jetzt geholfen von Euch zu lesen und zu schreiben. Meine Panik ist im Moment etwas unter Kontrolle. Ich hoffe, dass Panik und Depression heute so schwach bleiben wie im Moment.
Ich danke Euch und wünsche allen einen guten Tag
Liebe Grüsse Lisa Marie
Liebe Grüsse

Lisa Marie
QuintEssenz
Beiträge: 53
Registriert: 26. Jan 2016, 22:30

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von QuintEssenz »

Hallo Lisa Marie,

ich finde sehr unschön und ungerecht deine berufliche Situation. Ich bin der Meinung, du hast richtig mit dem Krankschreiben gemacht. Wiederum kenne ich es sehr gut von mir, das das-nicht-arbeiten zu gehen, einen großen Druck auf mich macht und ich ständig mich mit den Anderen vergleiche und komme zur Ergebnis ich sei schlechter daran. Das ist wie eine Spirale die mich immer mehr runterzieht.

Ich kenne ebenso sehr gut diese lähmende Antrieblosigkeit, vor allem den Morgentief, die als Symptom vieler Depressionen gilt. Was ich mach in solcher Situation ist, mir einen Wecker spätestens 8 Stunden nach der Ins-Bett-gehe-Zeit aufzustellen. Wenn ich lange zum Einschlafen benötige, stehe ich auf und stelle den Wecker für entsprechend später ein. In der Regel liege ich schon lange wach all der Wecker klingelt. Du kannst sonst dich von einer Freundin anrufen lassen, damit du bis zum Telefon gehst und aufstehst.

Viele Grüße mit dem ein Schritt-nach-vorne-Wunsch.

QuinteEssenz
ßßßß

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von ßßßß »

@lisa marie

sprich mit deiner KK
bei der Barmer 'pro mind' bei der tk nennen die das 'depressionschoach' sind genau für solches strukturieren und begleiten gemacht.
Lisa Marie
Beiträge: 74
Registriert: 27. Dez 2017, 20:45

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von Lisa Marie »

Hallo,

@ßßßß, danke für die Information. Von einem Depressionscoach habe ich noch nichts gehört. Da werde ich mich erkundigen.

@QuintEssenz, danke für Deinen Beitrag und Deinen Rat. Für mich ist die morgendliche Antriebslosigkeit im Moment am schlimmsten. Ich werde es mit dem Wecker versuchen. Ich habe festgestellt, dass es mir nicht gut tut wenn ich einfach ohne Wecker solange schlafe wie ich kann. Wobei das auch nicht solange ist. Dann ist es etwa 8.30 Uhr. Wenn ich dann aufwache fühle ich mich etwas wirr im Kopf. Für mich ist es besser gegen 7 Uhr aufzuwachen. Den Schlaf auf 8 Stunden zu beschränken ist auf jeden Fall einen Versuch wert.

Liebe Grüße Lisa Marie
Liebe Grüsse

Lisa Marie
rosakirsi
Beiträge: 24
Registriert: 16. Nov 2020, 16:22

Re: Wie geht es weiter?

Beitrag von rosakirsi »

Hallo Lisa Marie,
ich kenne das Gefühl der bleiernen Lähmung am Morgen nur zu gut. ich kann dir leider kein Rezept dafür anbieten, denn alles was so gesagt wurde, hilft mir nicht. Die bleierne Decke ist zu schwer. Ich habe sogar meine Familie früher ausgetrickst. Kind für die Schule fertig gemacht, Mann aus dem Haus und ruckzuck wieder ins Bett.
das einzige, was mir wieder Struktur und einen „normalen“ Tagesablauf beigebracht war einmal die Tagesklinik und ein paar Jahre später nochmal ein Klinikaufenthalt. Da musste ich aufstehen.
Jetzt bin ich auch wieder im Tief, habe aber meinen Mann im Homeoffice und meine Tochter mit Homeuni da. Da hab ich keine Chance im Bett zu bleiben.
viele Grüße
rosakirsi
Antworten