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Depressiver Rückzug

Verfasst: 21. Nov 2020, 20:28
von Baldriane
Hallo zusammen,

ich merke gerade beim Schreiben, wie schwer es mir fällt, mich auszudrücken. Ich bin sehr unsicher, dass ich alles so fühlen "darf", wie ich es tue, und das mir das keiner absprechen wird. Dieses Jahr war nicht leicht für mich und ich hatte öfter den Eindruck, alleine zu sein und nicht gesehen zu werden. Ich habe auch gehört, dass ich übertreibe oder sehr empfindlich wäre. Momentan bin ich ziemlich isoliert und kann mich kaum einer Person öffnen (meine Therapeutin ausgenommen), leide darunter auch sehr. Ich bin deshalb schnell wütend und verletzt. Ich habe dafür keine Lösung, denn ohne Kontakte ziehe ich mich immer weiter zurück und mein Frust wird immer größer, aber wenn ich mich verabrede, gibt es ein so großes Potential, verletzt und enttäuscht zu werden. Wie geht ihr damit um?

Viele Grüße

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 21. Nov 2020, 20:36
von Matthias 31
Hallo liebe Baldriane,

das ist ja nicht schön wie es dir geht, mir geht es leider genau so, hatte leider viele Freunde deren wahres Gesicht erst viel zu spät erkannt habe. Und ganz ehrlich du bist da NICHT empfindlich und du übertreibst auch nicht da das sehr viele Menschen verletzt. Ich würde mich freuen mich mit dir auszutauschen wenn du magst.

Liebe Grüße
Matthias

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 21. Nov 2020, 21:10
von Baldriane
Danke für deine Antwort! Ja, wir können uns gerne austauschen. Wie gehst du denn damit um?

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 22. Nov 2020, 10:37
von buggybeast
Liebe baldriane
Ich kann mich da nur anschließen. Übertreiben, empfindlich sein, isoliert, wütend, verletzt, all das kenne ich und ist doch für uns depressive leider ein ganz normales Empfinden. Was du über dein Fühlen schreibst, keiner darf dir deine Gefühle vorschreiben. Deine Gefühle gehören ganz allein dir.
Wenn du selber denkst, dass du empfindlicher als andere bist, dann bist du vielleicht auch hochsensibel. Kannst ja gern mal die große Suchmaschine nach hochsensibilität durchsuchen. Nach den einschlägigen Tests gehöre ich selber auf jeden Fall auch dazu. Wichtig ist, das ist keine Krankheit, sondern ein Charakterzug. An sich etwas besonderes. Leider kann ich für mich nur feststellen, dass gerade dieser Charakterzug prädestiniert ist für eine Depression.

LG buggybeast

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 22. Nov 2020, 18:10
von Baldriane
Hallo Buggybeast,

danke auch für deinen Beitrag. Hast du die Erfahrung gemacht, es ist gut, diese Gefühle auch zu adressieren? Also über Wut und Verletzung zu sprechen?

Ich nehme an, dass ich hochsensibel bin und merke, dass die Empfindsamkeit sogar zunimmt. Mittlerweile reagiere ich z.B. auch stark auf Gerüche, Lärm, usw. Ich habe den Eindruck, dass ich das früher besser kompensieren konnte. Außerdem versuche ich mehr meinem Bauchgefühl zu vertrauen, wenn ich merke, dass sich z.B. was in einer Beziehung komisch anfühlt.

Wenn es allgemein als "Superkraft" anerkannt wäre, wäre es es bestimmt leichter, HSP als was Besonderes anzusehen. Leider wird es ja oft als überempfindlich nach dem Motto "stell dich nicht so an" bewertet.

Viele Grüße
Baldriane

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 23. Nov 2020, 09:59
von [mausi]
Guten Tag Baldriane,

was du beschreibst, kenne ich auch nur zu gut. Oft tut es mir leid, dass ich zu überempfindlich reagiere. Dann denk ich mir, dass der Gegenüber das ja gar nicht so gemeint hatte und ich merke, dass meine Nerven kurz vorm Reißen sind. Seit ein paar Tagen habe ich auch wieder das Gefühl mich zurück zu ziehen, da ich Angst habe verletzt zu werden, etwas falsch zu machen oder dass es mir einfach zu viel ist. Zu viele Reize, zu sehr den Schein wahre, dass alles in Ordnung ist, zu viel Angst innerlich, zu wenig Nerven. Ich denke jedoch, dass Rückzug nicht immer die richtige Lösung ist. Vielleicht einfach nur ruhiger angehen. Aber ganz entziehen ist meiner Meinung nach zu riskant. Man könnte sich leicht dieses Verhaltensmuster angewöhnen und sich komplett einigeln. Versuche mit vertrauten Personen über deine Empfindungen zu sprechen, das hilft. Auch sind dämpfende Medikamente eine gute Hilfe. Sprich mit einem Arzt darüber.

Ich wünsche dir viel Energie und Muse.

Liebe Grüße
mausi

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 28. Nov 2020, 18:19
von Baldriane
Guten Abend mausi,

ich verstehe, was du meinst. Nach einer langen Zeit des Rückzugs kann es schwerer sein, wieder anzuknüpfen und in Kontakt zu gehen. Das Einigeln ist mir schon sehr vertraut, nicht immer so sichtbar nach außen, sondern öfter auch durch eine innere Distanz. Kennst du das?

Ich habe jahrelang dämpfende Medikamente genommen und sie haben mir geholfen, negativ empfundene Gefühle abzufedern, auf Dauer hat mir aber vor allem Freude und Begeisterung gefehlt. Ich schließe nicht aus, dass ich sie mal wieder brauche, möchte es erstmal aber weiter ohne probieren.

Danke für deine guten Wünsche!

Lieber Gruß
Baldriane

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 28. Nov 2020, 18:38
von ßßßß
nur als Einwurf depressiver Rückzug ist was anderes.
Das was ihr hier beschreibt hat was mit Selbstbild/Fremdbild usw zu tun.

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 28. Nov 2020, 19:03
von Baldriane
@ßßßß Was ist für dich der Unterschied?

Re: Depressiver Rückzug

Verfasst: 29. Nov 2020, 10:30
von ßßßß
@baldriane
pn