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Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 30. Okt 2020, 12:19
von nicole72
Hallo zusammen,

ich habe mich in diesem Forum registriert, da ich auf einen Austausch hoffe. Mein bester Freund hat eine Depression, die sich in akuten Phasen vor allem in Verbindung mit extremen Wutausbrüchen und ausgeprägter verbaler Aggressivität äußert. Es folgen Zusammenbrüche mit Weinkrämpfen, Suizidgedanken usw.
Bevor ich weitere Einzelheiten beschreibe, möchte ich fragen, ob es hier jemanden gibt, der entweder selbst oder auch als Angehöriger entsprechende Erfahrungen hat.

Danke und viele Grüße
Nicole

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 30. Okt 2020, 14:02
von relative[0]
Hallo Nicole,

ich bin auch ziemlich neu hier im Forum und diskutiere zur Zeit auch in einem anderen Beitrag über Agressivität und in wie weit das mit Depression zusammenhängt.

Meine Frau hat vor einigen Jahren eine schwere Depression mit langen Klinikaufenthalten gehabt. Sie hat seitdem nicht mehr die für mich "typischen" Symptome einer Depression wie Traurigkeit, Antriebslosigkeit etc. aber sie ist unglaublich agressiv geworden.

Oft durch Kleinigkeiten ausgelöst (ich kopiere hier mal aus meinem anderen Beitrag) ...
... hält sie mir dann Dinge vor die teils über zehn Jahre zurück liegen. Sie wird meist sehr laut und die Ausbrüche und Monologe dauern gerne eine Stunde und länger. Wenn ich absolut gar nicht widerspreche (was mir wirklich schwer fällt) hört das dann irgendwann auf. Im Anschluss an einen solchen Ausbruch legt sie sich oft für den Rest des Tages ins Bett. Abends kommt sie vielleicht noch mal raus um eine Flasche (!) Wein zu trinken und dann geht sie wieder ins Bett. Sie ist dann so aufgebracht, dass es für mich keine Möglichkeit gibt die Wogen wieder zu glätten.
Sie wird sehr verletzend und beleidigend und hackt auf meinen Schwächen rum. Ergänzend dazu kann ich noch sagen, dass sie ganz selten (im Zeitraum von mehreren Jahren drei mal) so wütend auf mich war, dass Sie auf mich eingeschlagen hat. Und auch nur dann wenn ich ihr widersprochen habe oder auch mal provokant und unsachlich geworden bin (das muss ich zugeben, dass mir das passiert ist). Wie Du auch schreibst, bricht sie nach den Wutausbrüchen oft zusammen und weint lange.

Liebe Grüße

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 10. Nov 2020, 23:08
von Linabel
Hallo
Das tut mir sehr leid für dich.
Die Wutanfälle meines Partners kenne ich auch. Allerdings haben wir festgestellt das einige Antidepressiva eine starke Verschlechterung oder vermehrt Agressivität ausgelöst haben. Ist es bei euch auch so?

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 20:12
von nicole72
Hallo, ich weiß nicht, ob es mit den Medikamenten zusammenhängt. Bis vor ca. einem halben Jahr war es deutlich besser, aber im Zusammenhang mit der Corona Pandemie gab es scheinbar einen Engpass mit dem bisher verschriebenen Medikament. Ich weiß nur aus den Berichten meines Freundes, dass sein Psychiater ihm etwas anderes verschrieben hat. Allerdings weiß ich nicht, ob es ein komplettes anderes Präparat ist oder nur das eines anderen Herstellers. Da es sich in den letzten Wochen und Monaten so stark verschlechtert hat, habe ich ihn darauf angesprochen. Darauf erhalte ich jedoch nur die Antwort: " Wieso? Ist doch sowieso alles egal".
Gerne würde ich zum nächsten Termin beim Psychiater im Dezember mitgehen, um meine Sicht von außen darzustellen, da ich weiß, dass mein Freund bei jedem Termin lediglich sagt, dass alles "okay" ist. Bis jetzt ist jedoch noch nicht klar, ob mein Freund damit einverstanden ist und ob es im Zusammenhang mit Corona seitens der Praxis möglich ist.
Wie sind eure Erfahrungen mit den verschiedenen Medikamenten genau? Ich kenne mich damit nicht so gut aus.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 20:16
von Gido
Hi,
ich kann das, was hier zur Aggressivität beschrieben wurde, absolut bestätigen.
Wenn meine Frau "austickt", wird es unerträglich: Haarsträubende Vorwürfe, Beleidigungen, Kränkungen, Drohungen gegen mich und Personen aus meinem Umfeld. Sie hat sich eine Vergangenheit so konstruiert, in der ich / meine Familie / meine Freunde sie mies behandelt, unterdrückt , misshandelt ....
Auch ich halte mich still, um abzuwarten, bis sie sich wieder berühigt.
Manchmal schaffe ich es nicht, mich still zu halten und verteidige mich, aber das eskaliert nur weiter!
Das geht inzwischen meistens tagelang! Und wiederholt sich spätetestens alle zwei Wochen wieder!
Der Trigger für die Austicker kann alles Mögliche sein, sie bekommt ihre Tage und hat Schmerzen; sie ist müde und erschöpft; sie findet keinen Schlaf; sie hat Hunger und bekommt nicht rechtzeitig zu essen; oder sie misinterpretiert eine Sache...
Wenn sie normal ist, kann sie richtig normal und lieb sein, aber wehe ...

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 20:24
von nicole72
Ja, genau so erlebe ich es auch. Es gibt die banalsten Auslöser und dann ist es, als ob sich ein Schalter umlegt und es sich um eine vollkommen andere Person handelt. Vom liebsten und einfühlsamstem Menschen zu einer tobenden Furie! Das "Stillhalten" ist nach meiner bisherigen Erfahrung die einzige Möglichkeit, allerdings kaum erträglich und unglaublich Kräfte zehrend...immer wieder denke ich, dass es doch so nicht hinnehmbar ist bei allem Verständnis für die Erkrankung.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 20:57
von pummy
"Mein bester Freund hat eine Depression, die sich in akuten Phasen vor allem in Verbindung mit extremen Wutausbrüchen und ausgeprägter verbaler Aggressivität äußert. Es folgen Zusammenbrüche mit Weinkrämpfen, Suizidgedanken usw."

Eins zu eins ich. Bis vor wenigen Wochen. Ich bin seit ein paar Monaten in Therapie und bekomme Escitalopram. Seitdem werden die Wutausbrüche weniger und/oder gedämpfter. Aber wegen Kleinigkeiten ausrasten, Sachen vorhalten, die Beziehung in Frage stellen, meinen Freund beschimpfen, aggressiv werden, stundenlang. Meinem Freund sagen, er solle besser Schluss machen, weil ich kacke bin Und es nie besser wird, heulen, mich selbst beschimpfen, mir den Tod wünschen, ihm was besseres wünschen. Diese ewige Wut, die man nicht kontrollieren kann. Die plötzlich einfach da ist, wegen nichts.

Ich lerne momentan in der Therapie woher sie kommt, welche Gefühle da eigentlich dahinter stecken, diese Gefühle zu erkennen. (Klappt nicht immer, Rückfälle gibts genug.)

Ist dein Freund bei einem Psychiater oder bei einem Psychologen? Macht er schon länger Therapie oder gerade erst angefangen?
Es ist schwierig Tips zu geben. Moch hat jedes Verhalten mehr aufgeregt. Bei mir war es wichtig, daas ich mir Hilfe suche, ich denke, sonst wär meine Beziehung kaputt gegangen (wundere mich eh, dass er es so lange schon mitgemacht hatte, ohne dass er gegangen ist)

Meine Diagnose war Double Depression. Seit Kindheitstagen wohl schon immer. Was mich zuerst erstaunt hatte, weil ich fest der Überzeugung war, dass ich irgendeine Persönlichkeitsstörung hab, komplett einen an der Waffel.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 21:35
von ßßßß
ich kopiermal aus einem anderen thread

jetzt rate mal warum ich singel bin und auch bleiben werde.
auch wenn die symptomatik etwas anders ist.
es gibt für das was du beschreibst das lable männliche depression ein fr lehmkühler(?) ist da aktiv einfach mal die suchmaschine anwerfen.

in ergänzund ich glaube die heißt möller-lehmkühler oder so ähnlich.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 11. Nov 2020, 22:03
von nicole72
Hallo zusammen, danke für eure Rückmeldungen! Mein Freund ist bei einem Psychiater, eine Therapie macht er jedoch nicht. Er hatte vor einigen Jahren nach einem Klinikaufenthalt zwar eine begonnen, diese jedoch abgebrochen, da sie ihm "nichts gebracht" habe. Den Tipp mit Escitalopram werde ich (falls möglich) mit ihm besprechen, für seinen nächsten Termin beim Psychiater.
Auch werde ich die Suchmaschine anwerfen und mich bezüglich eurer Tipps informieren.
Danke euch auf jeden Fall, fühle mich nicht mehr so alleine mit allem!

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 12. Nov 2020, 11:33
von Gido
Hallo Nicole,
weiß Ihr Mann, wenn er im normalen bzw. netten Zustand ist, darüber Bescheid, wie er ist, wenn er Wutausbruch hat?

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 12. Nov 2020, 12:03
von nicole72
Wir sind ja "nur" Freunde, also kein Paar. Ich habe aktuell sehr stark das Gefühl, dass er es nicht weiß. Es scheint mir so, dass es ihm überhaupt nicht bewusst ist, wie sich seine Ausbrüche ( momentan fast wöchentlich für 1-3 Tage andauernd) auch auf sein Umfeld bzw. mich auswirken.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 2. Dez 2020, 08:48
von Remu
Hallo,

ich kenne ebenfalls diese Wutphasen oder "Aussetzer", wie ich sie nenne, bei meinem Mann. Ewige Monologe, die ganze Welt beschimpfen, alle Menschen sind schlecht usw. Mich persönlich hat er aber noch nie angegriffen. Durch diese Phasen hat mein Mann in den letzten 3 Jahren allerdings sehr viele Leute vor den Kopf gestoßen, die aller- allermeisten haben sich nicht die Mühe gemacht, nach dem Warum oder überhaupt zu fragen, was los ist. Sie haben sich pikiert abgewandt, die Kontakte existieren nicht mehr. Nur sehr sehr wenige schauen hinter die Fassade und fragen mal nach.

Sind diese Beleidigungen, Vergangenes vorwerfen usw. eher frauentypisch? Reagieren Männer in diesen Wutphasen anders? Ich habe diese Unterschiede, wie ihr sie beschreibt, noch nicht bewusst erlebt. Kann man überhaupt verallgemeinern?

Mein Mann ist sein Leben lang ein wahrer Verdrängungsexperte gewesen, meine Vermutung ist, dass durch die Therapie, die eben die Vergangenheit unter die Lupe nimmt, diese Wutausbrüche stückchenweise und damit quasi kontrolliert geschehen. Wenn man das so ausdrücken kann. Der ganze angestaute Groll, Zorn, Haß kommt nach und nach hoch und will nur noch raus. In diesen Momenten ist mir mein Mann völlig fremd, reagiert wie ein Roboter, so wie es viele von euch auch beschreiben. Sein Blick ist in eine ganz andere Welt gerichtet. Es hat ein bißchen gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich gar nicht gemeint bin. Dazu musste ich ihm aber während des Ausrasters in die Augen gucken, bin allerdings etwas zurückgewichen, um Abstand zu gewinnen. Inzwischen habe ich begriffen, dass in dieser Wutphase alle Worte aus meinem Mann herauswollen und nur so sprudeln, das ganze dauert vielleicht 10 bis 15 Minuten, dann versinkt er wieder in Schweigen. Wird es zu heftig und schmerzhaft, lasse ich ihn einfach stehen. Erst dann merkt er, dass er sich wohl irgendwie verletzend verhalten hat. Ihm ist sein Verhalten meistens nicht bewußt, und das ist mehr als erschreckend. Je nach Situation nehme ich ihn aber auch mal einfach nur in die Arme, was manchmal Mut kostet, weil ich nicht weiß, wie er reagiert. Was ich als großen Fortschritt verzeichne ist, dass wir später am Tag noch über die Situation reden können. Dann erst kann ich vorsichtig fragen, was ihn so hat aufbrausen lassen. Irgendein Stichwort oder eine Formulierung. Er kann es aber nicht festmachen, er weiß dann nur, dass alles in seinem Kopf herumwirbelt und diese Kurzschlüsse wie Blitze für ihn auszumachen sind. Er kann nicht konkret sagen, was genau seine Gedanken waren oder sind.

Kann ein Betroffener überhaupt jemals genau beschreiben, wie es in seinem Kopf aussieht? Hat jemand von euch Erfahrungen dazu? Ich frage meinen Mann oft, welche Farben gerade in seinem Kopf aktiv sind, keine Ahnung, warum ich nun genau auf Farben gekommen bin. Aber es ist doch so, dass mein Mann sagen kann, welche Farben genau gerade herumwirbeln und in welcher Geschwindigkeit. Das muss ganz ganz schlimm sein für alle Betroffenen. Durch Medikamente hat das Karussell bei meinem Mann etwas an Fahrt verloren, es hängt aber doch mit den Themen zusammen, die in den Sitzung behandelt werden.

Seid alle herzlich gegrüßt, ich wünsche jedem von euch viel viel Kraft.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 5. Dez 2020, 10:39
von Katerle
Hallo Nicole,

bevor ich damsls den Zusammenbruch hatte wurde mit mir schon nicht gut umgegangen und ich erfuhr nur Unzufriedenheit und NUR Kritik, durch ihn und seine M. und ich musste seine Aggressionen verbal ertragen unsw...
Als ich dann noch berentet war, weil ich nicht mehr belastbar war und ich schlecht so wieder in mein Arbeitsleben zurückkehren konnte, musste ich weiterhin noch so einiges ertragen von ihnen und ich fühlte mich total in die A. gedrängt. Durch meine Therapie und auch Klinikaufenthalte traute ich mir dann besser zu, wieder meine Meinung zu sagen. Und das führte dann auch mal zu einem Ganz heftigen Streit, weil ich dann auch mal deutlciher wurde und wohl auch in Wut geriet, was allerdings fatale Folgen für mich hatte..., auch als wir später erneut nochmal in Streit gerieten und ich dann in ein anderes Zimmer ging...
Jedenfalls irgenwann trennte ich mich dann räumlich und es hatte sich auch einiges verbessert, nur manchmal gbt er halt noch so verletzende Äusserungen von sich. Ansonsten hat er aber auch gute Seiten und ich wurde auch immer wieder bestärkt durch meine Therapeutin, meine Meinung zu sagen, wenn er mal wieder solche Äusserungen macht und das gelingt mir auch schon viel besser. Es kam auch nicht wieder zu so nem heftigen Streit.

Alles Gute und ganz viel Kraft,
Katerle

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 16. Dez 2020, 17:33
von Philomena
Guten Abend,
habe zufällig eure Berichte gelesen. Ich bin eine Frau und habe sehr lange Zeit an Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen und Aggressionen gelitten. Der Arzt sprach von Borderlineanteilen. Durch Medis sind diese "Anteile" verschwunden, die Depression blieb. Diese Ausbrüche sind ein Horror; sie überfielen mich, ich konnte nicht ausweichen, verlor die Selbstkontrolle. Ich spürte nur totalen Hass und Wut. Der Quell diesen Übels war eine tiefe innere Verweiflung und eine trostlose innere Leere. Es ist alles dunkel in einem. Das Opfer - meist der Partner oder die Partnerin - leidet extrem und ich verstehe gut, dass diese irgendwann keine Kraft mehr haben und "uns" verlassen. Schlimm ist, dass, wenn es uns wieder besser geht, uns klar wird, was da abgelaufen ist und dann - so war es bei mir - folgt der totale Zusammenbruch. Ich fühlte mich Sklave meiner Krankheit. Ich dachte, lieber habe ich eine schwere körperliche Erkrankung, da leide meistens nur ich und tue dem anderen nicht weh.
Also, alle die ähnliche Symptome zeigen, holt euch Hilfe und wartet nicht auf eine Besserung. Lasst euch helfen und zeigt Verständnis für euren Partner. Nehmt ihn mit zum Arzt und sprecht offen über diese Krankheit. Medis halfen mir sehr gut! Leider habe ich dies zu spät erkannt und meine Lieben verloren.
Philomena

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 18. Dez 2020, 13:32
von Remu
@Philomena: es tut mir in der Seele weh, was du schreibst. Fühl dich unbekannterweise ganz doll gedrückt.
Es hilft mir als Angehörige, besser zu verstehen. Ich habe schon manches Mal gedacht, dass mein Mann bei seinen Ausbrüchen so viel Zorn zeigt, ganz oft Ablehnung, Feindseligkeit und eben auch Hass. So, wie du den Ursprung beschreibst, scheint es bei meinem Mann zu sein. Es muss schrecklich sein, diese Dämonen in sich zu haben, und ich bin sehr stolz auf alle, die den Mut haben, sich Hilfe zu holen. Wirklich! Das ist ein enormer Schritt!
Ja, es stimmt, irgendwann hat man als Partner/in kaum oder keine Kraft mehr. Ich war auch schon an dem Punkt, wo ich verstanden habe, warum manche ihren Partner verlassen. Für mich selbst kam das nie wirklich in Frage, auch wenn der Gedanke an Trennung vielleicht sogar automatisch auftaucht. Mir sagte eine nicht mal gute Bekannte: also, das wäre mir zu anstrengend, ich würde mich trennen. ... Ja gut, kann sie dann ja machen, sollte sie mal in einer solchen Lage sein. Das ist dann ihre Entscheidung, nicht meine.
Philomena, hattest du denn jemanden, der mit dir zum Arzt gegangen ist? Oder ist das jetzt ein guter Rat von dir an die Angehörigen? Ich habe das nicht ganz verstanden. Vielleicht magst du ja erzählen. Und darf ich fragen, warum du deine Lieben verloren hast? Das hat mich sehr mitgenommen, das zu lesen.

Ich würde mich sehr freuen, von dir zu lesen. Fühl dich nochmal umarmt.

Remu

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 18. Dez 2020, 18:24
von Philomena
Liebe Remu,

in erster Linie sollen meine Zeilen bzw. meine Geschichte eine Warnung an alle sein, so bald als möglich bei einem guten Psychiater vorstellig zu werden und sich Medikamente verschreiben zu lassen. (natürlich nur, wenn es so schlimm läuft wie bei mir damals und ich die Kontrolle über mich und mein Verhalten verloren hatte) Wer nichts tut läuft Gefahr, dass auch der Partner (so wie es bei mir war) psychisch krank wird und einfach nicht mehr kann, z. B. dadurch auch arbeitsunfähig wird. Bei mir ist ja alles eskaliert und ein weiter so war unmöglich. Wohnung, Arbeit sowie den Partner verlieren, dann in die Psychiatrie, wo ich eigentlich nicht hingehörte. (Auch nach Meinung des dortigen Arztes!)Es war Horror! Danach war es kurzzeitig etwas besser, doch es dauerte nicht lange und das Spiel begann von vorn. Gott sei Dank hat mir meine neue Chefin, die meine Geschichte etwas kannte, "gedroht", jetzt endlich zum Psychiater zu gehen, Tabletten zu nehmen, ansonsten wäre eine Anstellung mit diesen Ausrastern unmöglich. Das meinte sie aber nicht böse. Im Gegenteil, sie hat mich noch rechtzeitig "aufgeweckt". Ich behielt die Arbeit und wie du weißt, ich bin jetzt eigentlich beschwerdefrei und es geht mir gut.

Philomena

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 20. Dez 2020, 19:56
von nicole72
Danke für Eure Beiträge und Eure Offenheit. Vor allem die Schilderungen der selbst Betroffenen spiegeln genau das wieder, was ich miterlebe. Vor kurzem habe ich in einer besseren Phase meines Freundes ein offenes Gespräch mit ihm geführt, vor allem da wir planen, im neuen Jahr als WG zusammen zu ziehen. Ich habe ihm alle meine Gefühle, Sorgen und Ängste geschildert und er hat mir beschrieben, dass er seine heftigen Wutausbrüche nicht steuern und kontrollieren kann, nicht weiß, warum manches Mal ein bestimmter Auslöser solch heftige Aggressionen auslöst und ein anderes Mal nicht. Vor einigen Tagen waren wir gemeinsam bei seinem Psychiater, die Dosierung seiner Medikamente wurde erhöht - leider lehnt er weiterhin einen neuen Versuch der Psychotherapie ab. Nun ist gerade wieder eine schlechte Phase, seit 2 Tagen abwechselnd Zorn, verbale Aggressivität, dann wieder Rückzug, Weinen, Suizidäußerungen. Sein Psychiater hat ihm ein stärkeres Stand by Medikament speziell für die Ausbruchsmomente verschrieben, nur ist es leider vollkommen unmöglich, ihm in den entsprechenden Momenten die Einnahme nahezulegen. Es ist kein Vordringen zu ihm möglich, wenn er in seinen hasserfüllten Schimpftiraden überhaupt wahrnimmt, angesprochen zu werden, gibt es höchstens eine Antwort wie: "Wieso? Was willst Du? Ist doch sowieso alles egal". Heute sind mir Geduld und Verständnis ausgegangen, habe ihm gesagt, dass ich das alles nicht mehr hören kann. Meine Kraft ist momentan erschöpft.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 26. Dez 2020, 15:39
von Bella123456789
Hab das Thema grade gefunden.

Mein Freund ist auch so. Hab mich letztes Mal gewehrt und gesagt, dass unter diesen Umständen nur Trennung bleibt. Ich habe wieder revidiert und meine Zuneigung und Unterstützung für ihn ausgesprochen, er war einigermaßen zugänglich, aber wollte er wollte nicht mehr reden und dann bin ich gegangen. Hab ihm mehrere Nachrichten zur Versöhnung geschickt. (4 insgesamt in 3 Wochen.) Aber er ignoriert mich jetzt seit 3 Wochen.

Hat jemand eine Idee was ich noch tun könnte?

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 08:27
von Becks855
Guten Morgen,

Ich kann dir nur einen guten Rat geben. Achte auch auf dich. Dies ist mein persönlicher Rat. Guck, dass es dir gut geht. Es ist niemandem geholfen, wenn es dir schlecht geht. Zu schnell steckt man da drin, dass man sich nur noch darauf fokussiert, man sich selbst vergisst und plötzlich ist man selbst ausgebrannt. Alles Liebe

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 09:59
von Bella123456789
Danke Becks.

Ich achte sehr auf mich. Aber es quält mich nichts zu wissen. Mein Partner ist super schlecht drauf und in Behandlung.
Diese bösen Worte passen nicht zu ihm und mich so in der Luft hängen zu lassen auch nicht. Er hat seit vier Wochen auf keine Nachricht von mir reagiert. Das macht mir Angst.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 10:25
von Mountainbiker
Bella123456789 hat geschrieben:Hab das Thema grade gefunden.

Mein Freund ist auch so. Hab mich letztes Mal gewehrt und gesagt, dass unter diesen Umständen nur Trennung bleibt. Ich habe wieder revidiert und meine Zuneigung und Unterstützung für ihn ausgesprochen, er war einigermaßen zugänglich, aber wollte er wollte nicht mehr reden und dann bin ich gegangen. Hab ihm mehrere Nachrichten zur Versöhnung geschickt. (4 insgesamt in 3 Wochen.) Aber er ignoriert mich jetzt seit 3 Wochen.

Hat jemand eine Idee was ich noch tun könnte?
Was für dich am besten ist!
Geh deinen Weg, was sicher nicht einfach ist, aber sicher richtig. Lass ihm die Zeit die er braucht und wenn es auch weh tut, dich braucht er scheinbar momentan nicht. Oder es ist ihm nicht klar, dass er dich braucht. Dann braucht er aber die Zeit, sich darüber klar zu werden.

Er ist krank, nicht du, also versuche alles, dass du nicht darüber auch krank wirst. Du bist nicht verantwortlich für seine Krankheit, sein Zustand - mach dir das immer wieder klar. Lebe nun dein Leben, geh deinen Weg. Vielleicht habt ihr Glück und ihr begegnet euch ein weiteres mal auf eurem Weg. Vielleicht in kürze, vielleicht braucht es seine Zeit. Möglich ist auch, was halt schmerzhaft ist, dass sich die Wege nie wieder treffen. Mit all diesen Möglichkeiten solltest du dich auseinander setzten, ohne zu sehr zu warten, ohne ständig mit deinen Gedanken um ihn zu kreisen.

Hans Kruppa sagte mal (kann es nicht genau aber der Sinn ist hier wichtig)
Nur wer es schafft die Wartezeit angenehm zu gestalten, für den kommt auch das Glück am ehesten.

Ich wünsche dir dass es bald kommt.

Der Mountainbiker

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 12:29
von Bella123456789
Lieber Mountainbiker.

Danke für deine Rückmeldung.
Er nannte mich im Streit noch die Liebe seines Lebens.
Eine Trennung kommt eigentlich nicht in Frage, war nur in dem Moment so überfordert.

Er ist in Behandlung und hat denke ich den Kopf auch voll von anderen Sachen.

Ich hab gelesen, dass man dem depressiven immer wieder Kontakt anbieten soll. Weiß aber nicht, ob das richtig ist.

Funkstille durch mich fühlt sich falsch an.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 12:57
von Mountainbiker
Hallo,
höre einfach darauf, was dein Herz dir sagt, dann machst du sicher nichts falsch. Wenn dann was schief geht, brauchst du dir keine Vorwürfe machen, wenn alles wieder gut wird, umso besser. Ich drücke euch jedenfalls feste die Daumen.

Aufgeben ist keine Option, siehe meine Signatur :hello:
Der Mountainbiker

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 13:23
von Bella123456789
Danke dir.

Ich möchte nicht egoistisch sein. Also nur, weil es mir gut tut ihm zu schreiben, möchte ich ihn nicht unter Druck setzen oder ihm noch mehr das Gefühl geben eine Belastung oder Patient zu sein.

Re: Depression in Verbindung mit Wutausbrüchen

Verfasst: 1. Jan 2021, 19:35
von Mountainbiker
Das nicht, aber du kannst ab und zu zeigen, ich bin noch da.