Macht die Arbeit krank?

Mongolin
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Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo zusammen,
Ich bin hier neu im Forum und weiß vielleicht noch nicht so gut wie es funktioniert. Hab bisher viel im Forum gelesen und auch schon mal geantwortet auf Beiträge.
Aber ich möchte mich auch gerne vorstellen und mein aktuelles Problem ansprechen.
Ich habe seit ca. 30 Jahren Depressionen und auch schon eine Menge versucht. Therapie, Reha, AD. Aber nichts hilft wirklich, was mich echt ratlos macht. Im Moment befinde ich mich wieder mal in einer schweren depressiven Phase. Bim seit drei Wochen krank geschrieben.
Ich mache seit 30 Jahren einen Job, der mir eigentlich nicht gefällt, der aber gut bezahlt und sicher ist (Angestellte im öffentlichen Dienst).
Seit 2 Jahren bin ich in einer Führungsposition. Und damit ist es noch schwieriger geworden.
Jetzt bin ich 56 und denke, dass kann doch nicht so weitergehen. Mein Job trägt massiv zu meiner Depression bei, auch wenn er nicht die Ursache ist. Ich kann einfach nicht mehr funktionieren.
Vor 2 Wochen habe ich dann meinem Chef geschrieben, dass ich kündigen will. In einer totalen Tiefphase und nach ein paar Gläser Wein. Ganz bestimmt nicht die beste Idee. Zum Glück hat er erst einmal zurückgemeldet, dass ich mich krank schreiben lassen soll und erstmal Abstand gewinnen.
Aber ich habe echt das Gefühl, nicht mehr in den Job zurückzukehren zu können. Und ich habe dabei natürlich große Existenzängste. Mein Gott, habe ich in den letzten Wochen gerechnet, wie ich mit viel weniger Geld auskommen kann.
Aufgrund meiner Kindheit bin ich ein Mensch, dem Sicherheit sehr wichtig ist. Aber es ist eben nicht alles, wenn die Seele nur noch weint.
Wie es weitergehen soll und kann, weiß ich im Moment nicht.
Hat jemand von euch, die Erfahrung gemacht, aus dem Job auszusteigen und damit klar zu kommen?
LG Mongolin
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo,
Ich melde mich noch einmal, da ich gerade etwas fassungslos bin . Ich war einige Zeit bei einem Psychologen, der mich beruflich gecoacht hat. Da fand ich ihn sehr gut. So gut, dass ich ihn gefragt hatte, ob ich auch Therapie bei ihm machen kann. Da er eine Ausbildung in Traumatherapie hat, dachte ich es passt.
Jetzt hat er mich nach einer schweren Krise einfach fallen gelassen und die Therapie mehr oder weniger abgebrochen. Alles ok, aber gerade eine Mail von ihm erhalten, in der er meinte, ich würde ihm Vorwürfe machen. Hab ich gar nicht, nur eine Rückmeldung zur letzten Sitzung gegeben. Da war ich genervt, weil ich Hilfe suchte und nur er geredet hatte. Und dann mit einer neuen "Diagnose " um die Ecke kam. Borderline, und das passt m. E. So gar nicht. Wäre mir auch egal, aber deshalb war ich gar nicht da.
Ich finde es ein bisschen unverschämt von ihm. Ich habe hatte ihm berichtet, dass ich in meinem 20er ein bewegtes Leben hatte. Er schloss daraus, ich wäre ein " Partygirl " gewesen. War ich nicht, hab nur in Kneipen gejobbt, um meine Miete zu bezahlen.
Hallo, ich verstehe gar nichts mehr.
Weil ich "sprunghaft " wäre, sei ich nicht für eine Führungsposition geeignet. Vorher hat er mir ein halbes Jahr erzählt, wie gut geeignet ich sei.
Hab so die Schnauze voll von Therapeuten.
Echt ratlos. Traurig.
Lg Mongolin
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Guinivere,
Danke für deine Reaktion. Altersteilzeit kommt wohl noch nicht in Frage. Aber ich kann auch jetzt auf Teilzei
tarbeit wechseln. Ich habe nur das Problem, dass ich dann in die "Bedeutungslosigkeit " gehe. Wahrscheinlich kein echtes Problem. Bin es nur gewohnt, "wichtig " zu sein. War eigentlich kein Problem, bis mein toller Therapeut meinte, dann hätte ich sicher auch ein Problem. Glaube eigentlich nicht, hat mich trotzdem verunsichert.
Zu deiner geplanten Ausbildung zur Qi Gong Lehrerin, das ist doch nur verschoben, wenn ich dich richtig verstehe?
Ich habe auch immer wieder versucht, neue Wege zu gehen. Hab eine abgeschlossene Ausbildung als Tierheilpraktikerin gemacht. Aber danach nicht wirklich als solche gearbeitet. Das macht man oder zumindest ich nicht so einfach nebenbei.
Außerdem noch andere Ausbildungen mehr im spirituellen Bereich. Immer wenn ich da arbeite, geht es mir gut. Geld verdienen ich damit nicht.
Aber, vielleicht ist es jetzt Die Zeit umzudenken.
Für deine Herzenspläne wünsche ich dir Erfolg.
Da ich im Moment so einsam bin war es wohltuend eine Reaktion auf meinen Beitrag zu bekommen. Dann fühlt man sich nicht so ganz allein.
Danke und LG Mongolin
Katerle
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Katerle »

Hallo Mongolin,

verstehe ich auch nicht, dass dein Therapeut die Therapie einfach abgebrochen hat.
Wenn es nicht mehr passt, dann nutze deine Krankschreibung, um dir einen anderen Therapeuten/in zu suchen. So schnell ist ja auch keiner zu finden, aber versuche es bitte weiter.

Dein Chef scheint ganz verständnisvoll zu sein.

Du merkst ja selbst, dass es dir nicht gut geht in deinem Job. Ausserdem hast du eine große Verantwortung, wenn du auch noch in einer Führungsposition bist. Da kann man auch schon an seine Grenzen kommen.

Als ich damals krank wurde, ging erstmal nichts mehr. Ich begab mich auf Empefehlung meines Arztes dann in die Klinik, weil es mir sehr schlecht ging, psychisch und physisch. Und auch ich hatte Existenzängste, ging auch zur Reha und weitere Klinikaufenthalte folgten und konnte auch nicht mehr in meinen Beruf zurückkehren. (schaffte ich nicht mehr)... Ausserdem hatte ich auch Kinder, um die ich mich kümmerte. Wurde berentet und kam/komme auch gut klar damit. Kann auch nur ehrenamtlich noch was machen, wenn möglich. Hatte auch was gefunden, nach längerer Zeit, aber seit Corona geht das nicht momentan. Klar ist man beruflich besser finanziell abgesichert, aber wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt, nützt dir das viele Geld dann auch nichts.
Vielleicht könnte dir nochmal ein weiterer Klinikaufenthalt weiterhelfen, da bekommst du eher professionelle Unterstützung.

Alles Gute und viel Kraft,
Katerle
Monchen12345
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Mongolin,

Bei mir kam vor 3 Jahren Einiges zusammen und ich hab mich kündigen lassen.Kurz: Ich war dem AG zu oft krank; der AG wollte aus meiner Tagesstelle eine Semikonti-Stelle machen; ich war aber nur wegen der Tageschichstelle in diese Abteilunv und den Standort gewechselt; langer Arbeitsweg mit dem ÖPNV, ca.1,5 Std eine Strecke, Arbeitsbeginn 6:00; 4-jährige Weiterbildung in der Abendschule im letzten halben Jahr, welche ich mit Schichtdienst nicht hätte beenden können;
Abendschule ging bis 21:00 Uhr, also max. 5 Std Schlaf pro Nacht plus Schlafstörungen; inzwischen weiß ich, dassces dort extrem viel Stress und Leistungsdruck aus Richtung Chefetage gab; Riesige Monitore, die mit roten und grünen Balken anzeigten wie die Leistung der Abteilung war, Bonus beim Erreichen der Zahlen ; Fehler führten sehr schnell zu Fehlergesprächen; chronische Unterbesetzung, usw.
Von daher: ja, Arbeit kann sehr krank machen. Ich war 10 Jahre in der Firma, hatte einen nicht ganz so schlechten Verdienst, aber es war auch nicht der öffentliche Dienst. Ich hab eine kleine Abfindung und 3 Monate Freistellung bekommen.
Ich bekam dann Krankengeld und Übergangsgeld. Ja, das war anstrengend, ich hatte im Monat schon deutlich weniger. Hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass es so lange dauert bis ich wieder arbeiten gehe. Geplant war ein halbes Jahr, dann wäre ich halt auch super mit der Abfindung als Aufstockung ausgekommen. Es wurden fast 1,5 Jahre...
Ich habe den Schritt der Kündigung nie bereut, trotz aller finanzieller Probleme. Aber meine Situation war auch eine andere. Ich war zu dem Zeitpunkt fast 20 Jahre jünger als du jetzt, ich stand kurz vor Abschluss einer Weiterbildung, deren Abschluss nem Bachelor gleichgestellt ist und bin damit ne relativ rar gesähte Fachkraft.
Ich arbeite jetzt seit 10 Monaten wieder in einem ganz normalen Job und auch erst seit diesen August in Vollzeit. Davor kam eine berufliche Reha.
Hab den Job einer Kollegin bekommen, die ihre Stunden reduziert hat. Die hatte ne ganze Zeit damit Probleme, dass sie nicht mehr alles mitbekommt und nur noch ein kleines Rädchen ist. Aber inzwischen kommt sie damit klar.

Auch wenn es jetzt doof klingt, ich denke fast für nen kompletten beruflichen Neuanfang bist du zu alt. Es sein denn du wagst die Selbstständigkeit. Womit auch immer.

Kannst du nicht den Bereich/die Stelle wechseln?

Würde auch sagen, für länger krank schreiben lassen. Erstmal sollte es dir wieder besser gehen und dann kannst du berufliche Perspektiven entwickeln.

Zum Verhalten deines Therapeuten fällt mich auch nichts mehr ein. Unglaublich ist das.

Alles Gute für dich, Monchen
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo, jetzt hatte ich zu allen Reaktionen, die mich gefreut haben, si viel geschrieben. Jetzt gab es ein technisches Programm und alles ist weg.
Frust. Melde mich später.
LG Mongolin
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo zusammen,
ich habe mich über eure Reaktionen und Erfahrungen gefreut und hatte wie gesagt gestern geantwortet, dann gab es ein technisches Problem und alles war weg. Toll!
@ Katerle Hast du deinen Job ganz aufgegeben? Ja und ein Klinik Aufenthalt ist geplant. Muss mich aber noch aufraffen, den Antrag zu stellen. War schon zwei mal in einer psychosomatischen Klinik. War aber ehrlich gesagt, nicht so toll. Aber die Krankenkasse wird mich eh dazu auffordern, einen Antrag zu stellen.

@ Guinivere. Also ich denke ich muss im Job nicht "wichtig " sein. Dieses Fass hat mein Therapeut aufgemacht.

@Monchen was du zu deinem früheren Job geschrieben hast, klingt ja furchtbar. Das hätte ich nie so lange ausgehalten. Und ich finde es schrecklich, dass man so mit Menschen im Arbeitsleben umgeht.

Im Moment krieg ich gar nichts auf die Reihe. Bin jetzt schon fast 4 Wochen krank geschrieben und es ist noch gar nichts passiert. Soll heißen, ich kann mich nicht aufraffen, überhaupt irgendwas anzugehen. Hab hier im Forum zum Thema Unordnung bereits geschrieben, dass ich nicht mal aufräumen kann und letzte Woche fast nur im Bett war. Konnte nicht mal zum Arzt, um meine AU abzuholen.
Und dann lese ich hier im Forum, wozu ihr euch alles trotz Depressionen aufraffen könnt und denke, warum schaffst du selbst nicht die kleinsten Dinge?
Wenn ich dann noch an meine Kollegen/ Mitarbeiter denke, die durch meine Krankheit nun viel Mehrarbeit haben und wichtige Entscheidungen anstehen, z.B sollte ich jetzt ein Einstellungsgespäch führen, ist es ganz aus.
Ich habe ja schon lange Depressionen und habe immer wieder zeitweise einen Weg raus gefunden. Jetzt habe ich den Eindruck, dass ich nicht mehr kämpfen kann und im Moment auch nicht will.
Aber ich weiß, dass ich mich aufraffen muss, denn von alleine ändert sich ja nichts.
Ich denke immer, ab morgen. Völliger Blödsinn, ich weiß.
Ach, ich bin einfach nur traurig.
Danke an alle.
LG Mongolin
Reiseonkel87
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Mongolin,
willkommen bei uns im Forum. Ich bin zwar erst 33, aber ich habe bzgl. Job eine ähnliche Situation gehabt. Ich habe eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann gemacht und erfolgreich abgeschlossen. Nach der Ausbildung bin ich aus dem Betrieb ausgeschieden und bin am Flughafen Hamburg gewesen. Das war eine neue Aufgabe und spannend zugleich. Aber über die Jahre war ich mehr Arbeitslos als alles andere. Der Lebenslauf wurde länger und länger. Selbst bin ich auch in andere Städte gezogen. Von Lübeck nach Rostock, dann nach Itzehoe, wieder zurück nach Lübeck, dann später mal für 5 Monate nach Hamburg (Pendeln war mir zu blöd auf Dauer). Aber es kam wie es kommen sollte. Arbeitslos. Ich liebe diesen Job ungemein. Zwischendurch war ich 2x bei der Post als Zusteller. Aber das war je nur 3 Monate, aber lieber so als daheim und Arbeitslos. Auch hatte ich im Callcenter gearbeitet. Nach der Reha und mit der Hoffnung auf eine Umschulung, bin ich dann doch wieder im Reisebüro gelandet. Diesmal aber für Geschäftsreisen. Das hält jetzt seit 2017 an. Ich bin glücklich. Aber Corona macht es gerade wieder alles unnötig kompliziert. Dieser Job ist schlicht nicht Krisensicher. Aber der Gedanke, dass man den Job nicht mehr länger machen kann/möchte, wächst seit Monaten. Ähnlich wie bei Dir, ist mir eine Art Sicherheit sehr wichtig. Ich war finanziell und Seelisch schon am Boden, immer wieder hochgekämpft. Ich befinde mich zwar in Kurzarbeit gerade und am Anfang war es gut, ein wenig mehr Freizeit zu haben und einen klaren Kopf zu bekommen. Aber jetzt kreisen die Gedanken. Die Finanzen, wie lange können wir auf diesem Level leben. Wir kommen klar, keine Frage. Aber wenn zb. Ein Kind kommt, wird es sehr eng und wir wollen nicht unbedingt vom Staat abhängig sein.
Das Du erstmal Krankgeschrieben bist, ist erstmal ein richtiger Schritt. Runterfahren, klaren Kopf bekommen. Binde die Familie mit ein, teile die Gedanken und die Sorgen. In der Coronakrise ist es schwer an einen neuen Job zu kommen. Ich hatte auch vergeblich versucht einen Minijob zu suchen. So dass man finanziell das gleiche hat, wie vor der Krise, aber das ist eben nicht so einfach. Mach deinen Chef doch den Vorschlag, dass Du über einen Zeitraum X eine Arbeitszeitreduzierung haben möchtest. Klar ist das auch eine finanzielle Geschichte nachher, aber man ist im Job. Du schriebst öffentlicher Dienst, bist denn auch beamtet? Ich weiss von meiner Schwiegermutter das Sie vorzeitig in den Ruhestand geschickt worden ist, allerdings vor zwei Jahre. War zu dem Zeitpunkt jünger als Du jetzt. Vielleicht wäre das für Dich auch eine Alternative. Möglichkeiten gibt es viele. Wichtig ist, dass Du diese Phase überstehst. Kein Job der Welt ist wertvoller als deine eigene Gesundheit.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo Reideonkel, danke für deine Reaktion. Und toll, wie du dich immer wieder beruflich neu orientiert hast.
Corona und Reisebüro, na das ist im Moment echt schwierig. Ich drücke die Daumen, dass dein Unternehmen die Krise übersteht!
Ich bin zwar keine Beamtin, aber öffentlicher Dienst ist schon sicher.Ja, ich kann auf eine andere Stelle, auch in Teilzeitarbeit und darauf wird es sicherlich hinauslaufen. Kann mir aber im Moment gar nichts vorstellen.
Und ich weiß, dass ich mit dieser beruflichen Situation noch einigermaßen privilegiert bin
Ja, die lieben Existenzängste, von denen du ja auch schreibst. Ich versuche die bei mir zwar immer zu rationalisieren, aber die Gefühle sind anders.
Ich habe auch noch eine Tochter im der Ausbildung, die wir finanziell unterstützen und das ist mir sehr wichtig. Ich möchte einfach nur, dass es ihr gut geht. Sie ist zum Glück relativ "unbeschadet" durch Die Zeit mit mir gekommen, denn ich denke eine immer wieder depressive Mutter ist auch für ein Kind ein hartes Stück Brot. Zum Glück hat sie einen tollen Papa.

Ich wünsche dir, dass du gut durch die corona Zeit kommst.

Es tut mir gut, mich hier im Forum auszutauschen, weil ich im Moment nicht in der Lage bin, mich mit Freunden zu treffen oder zu telefonieren . Selbst das ist mir im Moment zuviel wenn dann nich ein verstännisloses " was ist denn mit dir los" oder ein gut gemeintes "Kopf hoch" kommt, könnte ich schreien.
LG Mongolin
Reiseonkel87
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Mongolin,
sehr gerne dafür nicht. Ja, Du sagst es, die Touristik geht gerade den Bach runter (mal wieder). Aber es freut mich das bei Dir was in Aussicht ist. Irgendwie wird man das schon meistern. Bei mir ist zzt eher nicht Arbeit das Problem, eher die liebe Familie und generell das Umfeld. Kann Dich gut verstehen, das mit dem Freunde treffen. Kann ich ein Lied von singen.

Beste grüße von der Küste
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Traktorfahrer
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Traktorfahrer »

Kommt darauf an. Wenn es Arbeit ist die dir keinen Spaß macht. Ist das definitiv nicht gesund
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Lieber reideonkel, was nervt denn gerade an Familie?
Lg Mongolin
Katerle
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Katerle »

Ja Mongolin, hatte meinen Job ganz aufgeben müssen. Musste mir ja selbst erstmal eingestehen, dass es nicht mehr ging... Ich war überhaupt nicht mehr belastbar..., keine Kraft mehr...
Aber später fand ich dann ne leichte Tätigkeit für ein paar wenige Stunden, die mich auch erfüllte. und zwar mit jungen Leuten, die auch physische und psychische Beeinträchtigungen hatten, denen geholfen wurde, eine Ausbildung zu machen und ich hatte dort die Möglichkeit, mit ein paar von ihnen kreativ was zu machen, also mitzuhelfen. Ist aber jetzt nicht mehr möglich zur Zeit. LG Katerle
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Katerle,
Danke für deine Nachricht. Es macht mir Mut hören, dass jemand seinen Job aufgegeben hat und trotzdem klar kommt. Bei mir kommen ja die Existenzängste dazu, obwohl ich verheiratet bin und mein Mann verdient. Aber, das hat auch mit meiner Unabhängigkeit zu tun. Ich muss immer wissen, das ich (auch) finanziell alleine klar komme.
Ich glaube, ich bin unglücklich in meinem Job, weil ich das zum Teil so sinnlos finde. Ich förder z.B. Existenzgründungen und wenn ich dann sehe, dass jeder nur eine neue App entwickeln will, die die Welt nicht braucht, macht mich das ratlos.
Du arbeitest also ehrenamtlich. Das finde ich toll.kann ich mir auch gut vorstellen, wenn ich mal wieder auf den Beinen bin.
Ich mag Tiere, Natur. Bin ja auch ausgebildete Tierheilpraktikerin und könnte mir vorstellen, ehrenamtlich in einem Tierheim zu arbeiten. Dann habe ich noch eine Ausbildung in Kräuterheilkunde. Könnte also ehrenamtlich mit Menschen durch die Wiesen streifen und ihnen das vergessene Kräuterwissen näher bringen.
Hab auch eine Ausbildung in schamanischen Heilmethoden. Da hab ich auch gearbeitet für Freunde mit gutem Erfolg.
Tja,und jetzt krieg ich gar nichts mehr auf die Reihe. Und das bin ich auch.
Liebe Grüße Mongolin
Katerle
Beiträge: 11259
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Katerle »

Gerne Mongolin.

ja solche Existenzängste hatte ich auch, war ich ja damals auch finanziel unabhängig und verheiratet. Aber ich war auch schon in eine Situation geraten, da hatte ich gar kein Geld mehr und wurde auch unterdrückt... Ich hatte auch noch nie ein Problem, mit weniger auszukommen, aber das ging halt einfach zu weit...
Naja zur Zeit mache ich nichts ehrenamtlich, aber ich hatte zwischendurch mal wieder nachgehakt.
Mein Job hatte mir damals sehr viel Freude gemacht, ich war KS.
Ich glaube, da wäre ich auch unglücklich in deinem Job.
Na da hast du doch gute Chancen später ehrenamtlich, wenn du ausgebildete Tierheilpraktikerin bist.
Das klingt ja echt interessant, mit Menschen durch die Wiesen streifen und ihnen das Kräuterwissen näher zu bringen, da wäre ich auch gerne mit dabei, wenn es sowas bei uns geben würde. so kommst du auch unter Leute und bist gleichzeitig in der Natur.
Ja ich hatte damals leider auch nichts mehr auf die Reihe gekriegt, aber inzwischen ist das gottseidank besser. Auch wenn nicht jeder Tag gleich ist. Und das wird bei dir sicher auch wieder besser werden, es braucht halt nur alles seine Zeit und auch Geduld. LG
Mongolin
Beiträge: 345
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo Katerle, gerne streife ich mit dir durch die Wiese. Erstmal nur virtuell.
Jetzt ist Zeit um Wurzeln zu sammeln, z. B. Baldrian.
Dann können wir besser schlafen.
Danke dir.
Lg Mongolin
Zarra
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Zarra »

Liebe Mongolin,

ich habe seit langer Zeit mal wieder im Forum gelesen. Bin u.a. an Deinem Thread hängengeblieben.

... u.a. auch an diesen Zeilen von Dir:
Mein Job trägt massiv zu meiner Depression bei, auch wenn er nicht die Ursache ist.
obwohl ich verheiratet bin und mein Mann verdient. Aber, das hat auch mit meiner Unabhängigkeit zu tun. Ich muss immer wissen, das ich (auch) finanziell alleine klar komme.
Ich selbst bin noch 57 und arbeite seit einigen Jahren nur noch 50 % und beziehe eine teilweise (halbe) Erwerbsminderungsrente. Und mein "Job" war und ist auch nicht so befriedigend, wie ich mir das wohl mal gewünscht hätte, wenn er auch einen guten Kompromiß darstellt/e. - Ich lebe allerdings allein und habe auch keinen Partner oder Familie, so daß das finanzielle "Alleine Klarkommen" kein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit ist.

Auch wenn es hart klingt: Ich denke, man kann nicht alles haben; erst recht nicht, wenn stärkere Krankheit mit im Spiel ist. Irgendwelche Abstriche wird man wohl machen müssen. ... natürlich vielleicht möglichst solche, die einem nach dem ersten Schlucken vielleicht leichter fallen.

Bei mir ging vor ein paar Jahren auch nach Reha gar nichts mehr Richtung 100 % oder auch nur 80 % Arbeiten. Und ich habe mich auch danach nicht so erholt, wie ich mir das gewünscht und teils auch vorgestellt hatte.

Du sagst für mich klar, daß Deine Arbeit nicht die einzige Ursache oder überhaupt die Ursache ist (so war das bei mir auch). Daß die Arbeit und bestimmte Umstände aber als superguter Katalysator wirken, ist eine leicht andere Geschichte. Das heißt für mich, daß Du zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht depressionsfrei sein wirst, wenn Du Deine jetzige Arbeit aufgibst. Der andere und wichtigere Punkt erscheint mir, wie Du mit der Depression oder Depressionsanlage im Hintergrund möglichst gut arbeiten und leben kannst. ... wahrscheinlich nicht mit Deiner jetzigen 100-%-Stelle, so wie Du klingst. Und so hart auch das klingt: Vielleicht lebst Du insgesamt (!!) ruhiger und angenehmer, wenn Du die Führungsposition wieder aufgibst? Manchmal bedarf es vieler Kleinigkeiten, die aber zusammenwirken, damit man wieder ein besseres Lebensgefühl bekommt. Einfach mal gesponnen: Führungsposition weg (nicht, weil Du es nicht kannst, sondern weil Du ohne sie besser lebst!), vielleicht auch noch etwas die Arbeitszeit reduzieren und nebenher Kräuterwanderungen o.ä. am Wochenende anbieten? (Meine Beobachtung sagt: Kräuterwissen u.ä.: Als Zubrot u.U. gut, aber nicht für mehr.)

Ja, vermutlich würdest Du wie jeder in Deiner Lage daran knabbern, an "Bedeutung" zu verlieren (Anerkennung, Wichtigkeit, Aufmerksamkeit, ...). Ohne die Stelle zu wechseln, sondern nur durch einen Wechsel innerhalb (ergab sich durch die 50-%-Tätigkeit, ich hatte aber auch schon Jahre vorher von der vorigen Tätigkeit wieder weg wollen, die mir durch gewisse Qualifikatione mehr zugefallen als von mir ausgewählt war) und Nicht-mehr-gefragt-Werden, aber auch mal Nein-Sagen (denn beim Ja-Sagen war es immer eine Aufgabe zusätzlich zur eh anfallenden Arbeit, sozusagen nebenbei, auch wenn das nebenbei nicht zu machen war), war das bei mir durchaus auch so. Die Frage ist immer, was man dafür gewinnt - und es lohnt sich meines Erachtens durchaus, den Blick darauf zu richten, um nicht in Gejammer und Wehklagen auszubrechen.

LG, Zarra
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Zarra, danke für deine Reaktion. Du hast Recht, man kann nicht alles haben. Mir ist das wichtigste aktuell auf die Füße zu kommen und dann eine für mich tragfähige Lösung zu finden.denn da hast du auch Recht, mit meiner Depression muss ich wohl erst mal leben.
Ich kann mir auch eine halbe Stelle vorstellen.
Eine Frage hätte ich mal. Wie ging das mit der halben Erwerbsminderungsrente?
Ich finde das irgendwie schwer, wie jemand beurteilen will, dass ich nur noch maximal 6 Stunden täglich arbeiten kann und nicht 7,bei letzterem bekäme ich ja keine Erwerbsminderung.
Und Kräuter wandern, nein davon kann man nicht leben, das ist mir klar.
Ich komme nur nicht mehr zu den Dingen, die mir eigentlich Spaß machen. In den letzten Jahren nur Job und abends kaputt vor die Glotze oder ne Flasche Wein aufmachen.
So kann es für mich nicht weitergehen.
Hab gerade von meinem Team einen tollen Blumenstrauß bekommen. Da musste ich fast heulen und wollte am liebsten sofort wieder in meinen Job zurück.
Ach Mensch ist das ein Gedankenkarussell.
Lg Mongolin
Zarra
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Zarra »

Liebe Mongolin,

wie man dies begutachtet, kann ich Dir auch nicht sagen. Ich war davor in einer Klinik (Reha), es war für mich irgendwie anders als bei früheren Klinik-Aufenthalten, ich konnte vom Gefühl her nicht so gut profitieren, vor allem blieb meine enorme Erschöpfbarkeit; es wurde dann dort thematisiert, doch da mir keiner genauer sagen konnte, wie das bei einer Halb-Rente laufen könnte (und ich auch Angst hatte!), habe ich mich für eine versuchte stufenweise Wiedereingliederung entschieden (so ähnlich wurde das auch im Abschlußbericht festgehalten), und da war dann bei der entsprechenden Stundensteigerung schnell klar, daß das so nicht ging, so daß ich die Wiedereingliederung abgebrochen habe. Im nachhinein muß ich sagen, daß die folgenden Wochen, in denen ich einfach nur komplett krankgeschrieben war (keine Ahnung, ob es auch eine andere Möglichkeit gegeben hätte; doch meinen Vertrag wollte ich wegen sonst wegfallenden Ansprüchen nicht ändern), mir sehr, sehr gut taten. Es folgte dann eine Begutachtung. Ich habe einfach nur wahrheitsgemäß geantwortet. - Reha vor Rente gilt auf alle Fälle, wenn es nicht absolut klar ist.

LG, Zarra
Zarra
Beiträge: 5734
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Zarra »

Liebe Mongolin,

noch als Nachtrag:

Was Du sicher weißt: In akutem Zustand denkt man oft "falsch". - Ich weiß nicht, wie das bei Dir ist, doch bei mir waren dann meist akute und sich steigernde Schlafstörungen (... mit allen möglichen Folgen) das "Knock-out". - Also: Nichts überstürzen, vor allem wenn es weitreichende Entscheidungen sind.

Ferner könnte es sich vielleicht lohnen, genauer zu schauen, was Dich an Deinem Job am meisten streßt: die Dauer des Arbeitens, fehlende oder zu kurze Pausen, bestimmte Arbeiten, bestimmte Konstellationen, ... etc. etc.

LG, Zarra
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Zarra,
Ja ich überlege schon seit langem, was mich an meiner Arbeit "krank" macht.
Ich glaube, es sind bei mir die Strukturen. Öffentlicher Dienst. Hierarchisch. Termindruck. Mit der Führungsposition immer für alles verantwortlich zu sein. Planungen , an denen viele Menschen hängen. Letzteres nehme ich sehr ernst.
Nein, ich werde und kann zur Zeit keine Entscheidungen , beruflich, treffen.
Ich bin nur so gerührt über mein Team, die mich zurück haben wollen.
Ich habe den Schritt gewagt, meinen Mitarbeitern mitzuteilen, dass ich schon lange an Depressionen leide.
Ich habe mal eine Frage, arbeitest du nun Teilzeit. Und ist das besser als vorher? Mit 50 % kann ich nicht in meinen alten Job zurück.
Ich habe Angst, dass ich mit einer halben Stelle auf einem anderen Job in meinem Unternehmen auch nicht klar komme.
Warst du vor deiner Rückkehr länger krank geschrieben?
Musst ja nicht antworten, wenn zu indiskret.
Ich suche halt nur Möglichkeiten.
Liebe Grüße Mongolin
Mongolin
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Zarra,
Ja ich überlege schon seit langem, was mich an meiner Arbeit "krank" macht.
Ich glaube, es sind bei mir die Strukturen. Öffentlicher Dienst. Hierarchisch. Termindruck. Mit der Führungsposition immer für alles verantwortlich zu sein. Planungen , an denen viele Menschen hängen. Letzteres nehme ich sehr ernst.
Nein, ich werde und kann zur Zeit keine Entscheidungen , beruflich, treffen.
Ich bin nur so gerührt über mein Team, die mich zurück haben wollen.
Ich habe den Schritt gewagt, meinen Mitarbeitern mitzuteilen, dass ich schon lange an Depressionen leide.
Ich habe mal eine Frage, arbeitest du nun Teilzeit. Und ist das besser als vorher? Mit 50 % kann ich nicht in meinen alten Job zurück.
Ich habe Angst, dass ich mit einer halben Stelle auf einem anderen Job in meinem Unternehmen auch nicht klar komme.
Warst du vor deiner Rückkehr länger krank geschrieben?
Musst ja nicht antworten, wenn zu indiskret.
Ich suche halt nur Möglichkeiten.
Liebe Grüße Mongolin
Zarra
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Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Zarra »

Liebe Mongolin,

ja, bei mir hat die Reduzierung auf 50 % (und ein veränderter Tätigkeitsbereich) deutlich etwas gebracht. Da gesundheitlich die enorme Erschöpfung im Vordergrund stand, hätte ein reiner Tätigkeitswechsel bei mir nicht gereicht. Ich merke auch jetzt noch, daß ich viel "leere Zeit" brauche - ... also ich mache jetzt nicht gerade viele private Unternehmungen, die man als solche bezeichnen kann. Ich kann mir halt auch etwas mehr Zeit für die Dinge lassen - das nimmt Druck raus, mit dem ich eben immer weniger klar kam.

Bei der alten Tätigkeit war es aber auch so, daß mir plötzlich aus reiner formaler Zuständigkeit immer neue Aufgaben zufielen - durchaus interessante Sachen, doch wenn das neben dem "Alltagsgeschäft" erledigt werden soll bzw. dieses nicht leiden soll, wußte ich nicht woher ich die Kapazitäten nehmen sollte. Es war einfach nur nervig, vor allem auch weil da keinerlei Unterstützung oder auch nur Gesehen-Werden (!) von Vorgesetzten kam.

Meine Ärzte hatten es nicht so mit wirklich langen Krankschreibungen. Also bin ich eher immer wieder durch einzelne Fehltage aufgefallen, weil ich nicht mehr konnte (... und ich muß leider gestehen, daß ich selbst erstaunt war, auf wieviele sich das dann sumiert hatte). Ich hatte dann die Reha beantragt, die lang war. Dann die versuchte und abgebrochene stufenweise Wiedereingliederung, während der man ja auch noch krankgeschrieben ist. Dann habe ich die teilweise Erwerbsminderungsrente beantragt und war weiterhin krankgeschrieben. Summa summarum habe ich damals über ein halbes Jahr gefehlt.

Es fällt mir mit der Halbtagstätigkeit (und dem anderen Aufgabengebiet, das abgegrenzter ist) deutlich leichter, mich nicht für alles mögliche verantwortlich zu FÜHLEN. Das ist wohl u.U. auch eine Aufgabe für viele Depressive. Und ich bin da immer noch dran. Denn natürlich würde das Ideal oftmals etwas anderes von mir wollen. ... doch warum ich, wenn es z.B. vier andere, die es genauso betrifft, auch nicht tun?!? Solche Fragen haben mir oft geholfen. Ich muß nicht engagierter als meine KollegInnen sein (die alle nicht als unengagiert gelten) - zumal die Anerkennung eigentlich auch nicht da war. Das könnte natürlich mit ein Unterschied sein, daß Du durchaus Anerkennung bekommst, was das "Sich-Abwenden" oder einfach nur mal nicht "Hier!" schreien, einfach den Mund halten und abwarten, schwieriger macht.

Doch damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe den Schritt nie bereut. Ich hatte aber eigentlich auch keine Alternative, denn das "so weiter" ging nicht mehr. Und es war gefühlsmäßig auch nicht immer einfach; ich habe schon auch ab und zu geschluckt, als ich für etwas nicht (!) gefragt wurde, - mußte dann aber zugeben, daß es mir Streß erspart hat, daß ich ohne das doch eigentlich auch ganz gut lebe.

Da Du ja auch schon lange Zeit mit Depressionen kämpfst: Wie war es denn bei anderen stärkeren depressiven Krisen bei Dir: Was hat Dir geholfen? Wie bist Du wieder mehr auf die Beine gekommen? Läßt sich da etwas übertragen oder schlußfolgern?

LG, Zarra
Mongolin
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Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Liebe Zarra,
Danke für deine Antwort. Hilft.
Ja, ich bin auch so eine, die neben ihrem Job, Alltagsgeschäft, nicht nein sagt und auch in guten Zeiten, nich kreative Ideen hat, die dann mehr Arbeit bedeuten. Der Sache wegen.
Aber jetzt kann ich nicht mehr.
Wenn du dann eine Mail bekommst von Mitarbeitern, dass sie finden, dass du eine tolle "Chefin " bist, rührt mich das zu Tränen. Di schreibst, du hast keine Wertschätzung vom Chef bekommen. Ja, dass kenne ich . Man hat ja auch als Führung immer noch einen über sich.
Ich bin gerade so traurig. Keinen Plan.
Was mich früher raus gebracht hat aus solchen Phasen? Verantwortung für meine Tochter. Die ist jetzt erwachsen. Hytte mir vorgenommen, bis zu ihrem 18 . Irgendwie zu überleben. Jetzt ist sie 26 studiert gerade in Rom.
Wenigstens das hab ich geschafft.
Und ich bin so ein steh auf Frauchen.
Leider klappt das im Moment gar nicht.
Du schreibst, du warst ein halbes Jahr krank geschrieben finde ich eigentlich nicht lange. Ich war schon letztes Jahr 4 Monate krank geschrieben. Irgendwann bin ich einfach wieder zur Arbeit.
Aber vielleicht ist diese Kraft jetzt aufgezehrt.
Weiß auch nicht. Bin nur müde.trinke dann leider auch.
Lg Mongolin
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Zarra »

Liebe Mongolin,

meist ist es ja doch eine Mischung von verschiedenen Sachen, inkl. des Faktors Zeit, der einen irgendwie "rausbringt", macht, daß es zumindest besser wird.

Dennoch war ich beim Lesen an dem "für meine Tochter" hängengeblieben. Denn: Dann ist es jetzt vielleicht an der Zeit, daß Du es FÜR DICH tust. - Ich weiß durchaus, daß das schwieriger ist, und daß das sehr vielen Depressiven schwerfällt; trotzdem kann auch das mit ein Steinchen sein, das etwas bewegt.

LG, Zarra
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