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Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 12. Aug 2020, 18:50
von Rosa7
Hallo zusammen,

war hier jemand schonmal in der Situation, dass sich der Partner etwas an tun wollte oder ihr euch zumindest nicht mehr sicher ward, dass euer Partner sich nicht selbst verletzt?

Mein Partner steckt seit Monaten in einem schweren Tief, zeitweise wurde es besser, dann wieder schlechter. Er steht zwar auf x Wartelisten für eine Therapieplatz und nimmt Medikamente, aber die zeigen bisher keine Wirkung. Er fing an sich immer weiter selbst zu isolieren. Dann kam es zwischen uns zum Streit, weil eine anstehende Feier von Freunden eine extreme Drucksituation in ihm ausgelöst hat. Immer wenn er sich in einem solchen Zustand befindet -ich würde es schon fast als unzurechnungsfähig bezeichnen, weil er nur noch in seinen Gedanken feststeckt- geht er mich psychisch an. Sagt, dass er nicht gut für ihn bin, dass ich ohne ihn glücklicher wäre, in der beschrieben Situation kamen neue Dinge dazu. Er sagte er hat Angst vor mir, will mich nie mehr wieder sehen, ich wäre ein gemeiner Mensch und er wäre mir nicht gewachsen. Ich weißt nicht warum ich so lange zugehört habe, bis ich das Gespräch beendet habe. Er kam danach zu mir -es scheint ihn aus seinen Gedanken raus zu bringen, wenn ich weine und er merkt, dass er mir offensichtlich sehr weh getan hat. Ich habe zu dem Zeitpunkt mit meiner Mutter telefoniert, er hat eine Zeit lang zugehört und hat dann die Kontrolle verloren, ich vermute, weil meine Mutter am Telefon sagte, ich solle mich vllt. besser von ihm distanzieren, weil er mir nicht gut tut, vllt. lag es aber auch daran, dass er gehört hat wie ich meiner Mutter erzähle wie schlecht es mir gerade geht. Er ist in die Küche und hat sich ein Messer aus der Schublade geholt, war völlig im Wahn und wollte sich selbst verletzen. Ich konnte ihm das Messer abnehmen und bin mir nicht sicher, ob er sich wirklich was angetan hätte, aber, dass ich mir darüber nicht mehr sicher sein kann, ob er sich etwas an tut oder nicht sagt eigentlich schon vieles. Er hat danach die Notfallseelsorge angerufen und möchte sich nicht zwangseinweisen, was ich in gewissem Maße auch verstehen kann. Nach einem Gespräch mit seinem Hausarzt und einem Mitarbeiter einer psychatrischen Klinik, möchte er eine stationäre Behandlung und steht auch da auf der Warteliste. Er wird allerdings voraussichtlich mindestens zwei Wochen warten müssen, ggf. sogar bis zu einem Monat bis ein Bett frei wird. Ich weiß die beiden Ärzte hätte ihn nicht gehen lassen, hätten sie bedenken gehabt, aber ich mache mir jetzt ständig Sorgen, kriege urplötzlich Panik und Herzrasen, meine Hände zittern und ich kann mich nicht mehr konzentrieren, weil ich Angst habe, dass er sich doch etwas antut. Meistens passiert das, weil er sich längere Zeit nicht meldet. Die Ärzte haben ihm geraten den Kontakt zu mir erstmal ab zu brechen, weil er die Kontrolle in einer Situation mit mir verloren hat. Ich weiß gerade einfach nicht mehr weiter und habe ständig Angst uninformiert zurück zu bleiben und nie wieder etwas von ihm zu hören.

Falls ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt oder Ratschläge für meine Situation habt, wäre ich euch sehr dankbar!

Viele Grüße
Rosa

Re: Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 14. Aug 2020, 12:24
von FrequentFlyer
Hallo Rosa7!

Erfahrungen diesbezüglich habe ich keine gemacht und vorab, du hast mein tiefstes Mitgefühl.

Ich kann verstehen das man in solch einer Situation vor allem versucht ohne Schaden heraus zu kommen und deshalb sehr nach dem Willen des Betroffenen handelt. Ich bin mir aber nicht sicher ob dies wirklich der beste Weg ist. Wahrscheinlich bedingt durch meine berufliche Sozialisation, würde ich immer den Weg Sicherheit zuerst gehen. Natürlich muss sich ein Partner auf dich verlassen und vertrauen können - auch in so einem Fall. Das heißt aber nicht das man ausschließlich nach dem Willen des Betroffenen handelt, sondern gerade aus der Verantwortung heraus in seinem Sinne in einer Ausnahmesituation. Kurzum, ich bin der Meinung, dass man in solch einer Situation besser auf eine Einweisung besteht. Übrigens meiner Meinung nach auch völlig unabhängig davon inwieweit es ernst gemeint war oder wie es Ärzte Stunden später im Nachgang beurteilen - Sie waren nicht dabei und bekommen dann nur noch gefilterte Informationen. Da steht bei mir der Grundsatz Sicherheit zuerst im Vordergrund - alles was potentiell gefährlich ist, kann in einer Katastrophe enden.
Ich finde das jetzt auch nicht schlimm so wie du es gelöst hast. Von außen Betrachtet, so wie ich es tue, kann man immer schlau daher reden. Von daher verzeih mir.
Wenn ihr in der Zukunft wieder Kontakt habt, was ich euch wünsche, dann kannst du dir einen Plan machen, wie du handeln wirst, sollte es nochmal zu so einer Situation kommen. Da ihr, wenn ihr wieder zusammen kommt, über den Vorfall reden müsst, könnt ihr vielleicht sogar gemeinsam einen Plan erarbeiten.

Mit der gedanklichen Beschäftigung mit deinem "Fall" habe ich mich Positioniert, sollte ich in eine ähnliche Lage kommen und bin für mich zu der Einsicht gekommen, dass das bestehen auf einer Einweisung ein großer "Liebesbeweis" sein kann. Hoffentlich kann man das dann auch dem Betroffenen vermitteln.

LG

Re: Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 23. Aug 2020, 12:25
von Peter1
Hallo Rosa
Auch ich stand auf der Warteliste einer Klinik. Als ich meiner Betreuerin von meinen Suizid Gedanken erzählte, überredete sie mich zu einer Einweisung über die Notaufnahme. Ich ging freiwillig in die Klinik, mit dem Gedanken, sie jederzeit verlassen zu können.
Wenn dein Partner selbst verletzende Gedanken hat, sollte er sich in der Notaufnahme der Klinik melden, oder seinen Psychiater darüber informieren.

Alles Gute und Schöne Peter

Re: Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 24. Aug 2020, 13:43
von Rosa7
Hallo zusammen,

bitte entschuldigt die späte Rückmeldung, in den letzten Tagen ist viel passiert. Mittlerweile sehe ich es auch so wie du Frequent Flyer, ich hätte ihn zu einer Einweisung überreden sollen. Ich weiß nicht warum ich es nicht getan habe, da ist ja Liebe, ich konnte ihn aus irgendeinem Grund nicht gegen seinen Willen zur Einweisung bewegen. Mittlerweile kam es wieder zu einer solchen Situation, nicht selbstverletztend aber in der Intention gleich. Er versucht seit Ende Mai, dass ich mich von ihm trenne, weil ich etwas besseres verdienen würde als ihn und ohne ihn glücklich wäre. In seinem Kopf ergibt das wohl gerade alles Sinn, ich habe das Gefühl ich hätte schon damals seinen Gedanken zustimmen sollen und Abstand von ihm suchen. Stattdessen habe ich ihm in jeder dieser Situationen gesagt, er solle keine Entscheidung für mich treffen, sich wenn dann selbst trennen, ich würde gehen wenn ich merke, dass es mir zu viel ist, aber auch, dass ich ihn liebe und das mit ihm durchstehen möchte. Das hat auch in Teilen gut geklappt, ich denke es war gut, dass ich in manchen Situationen da war, er immer mit mir reden konnte und irgendwie habe ich es bis dato auch immer geschafft ihn aus diesen Wahn-Szenarien raus zu bringen, in denen er nur noch in seinen Gedanken war und sich angegriffen fühlte. Er war dann gar nicht mehr er selbst, ist er auch gar nicht mehr. Seine Stimme ist grundsätzlich ganz verändert und in solchen Wahn-Situationen sind seine Augen anders. Er erinnert sich da rückblickend nie ganz daran was passiert ist, vllt. ist das auch eine Schutzreaktion, ich empfinde es mittlerweile aber als gefährlich, weil er so an andere ein verzerrtes Bild davon weitergibt was passiert ist. In seinem Kopf ist das vermutlich wirklich so.
Am Freitag bin ich dann durch Zufall in ihn in der Stadt reingerannt. Er hatte eine mir unbekannte Frau an seiner Seite. Zuerst hat er sie nur als Freundin bezeichnet, die ihm gut zuhört, dann hat er irgendwann angefangen zu zittern und ab da war sie seine neue Freundin, die er bereits im März kennen lernte und mit der er seit dem Tag im Mai, als er mich das erste Mal dazu bringen wollte mich von ihm zu trennen zusammen sei. Ich weiß gar nicht mehr was ich denken sollte, ich hätte in der Situation einfach gehen sollen, er hat sich unglaublich in rage geredet, sagte er würde mich nicht mehr lieben, das mit der anderen wäre etwas ernstes, er hätte Angst vor mir, käme mit meiner Art nicht zurecht und hätte schon im Mai mit mir Schluss machen wollen. Er wurde immer aggressiver, war gar nicht mehr richtig da, schrie mich an und versuchte mich mit Gewalt aus seinem Hausflur zu zerren. Es tut mir leid, dass das hier so lange wird, aber ich muss mir das gerade mal von der Seele schreiben. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter und bin zutiefst verletzt, wegen dieser Frau, nicht mal wegen der Möglichkeit, dass er mich betrügt, sondern, weil er sich jemand anderen zum reden gesucht hat, dem er sich anvertraut. Ich habe mich danach das erste Mal an seine beste Freundin gewandt, deren Nummer er mir ganz am Anfang für einen Notfall gegeben hat, da kam dann raus, dass die beiden keinen Kontakt mehr haben, seit dem besagten ersten Versuch von ihm mich im Mai los zu werden. Er hatte ihr damals geschrieben, dass er sich von mir getrennt hat, danach hatten die beiden keinen Kontakt mehr. Mir hatte er gesagt sie würden regelmäßig telefonieren, er beschrieb mir die Telefonate im Detail, aber es scheint so als hätte er seit Mai jeden Menschen weggestoßen, der ihm Nahe steht. Es ist niemand mehr übrig, nur die neue Frau und eine gemeinsame Freundin, die er noch vor Wochen als blöd bezeichnete und zu mir sagte, sie sei überhaupt keine Freundin, weil er ihr egal wäre. Ich mache mir jetzt starke Sorgen, eben, weil er niemanden mehr zulässt, der ihn kennt, sondern nur noch Menschen, die er oberflächlich kennt, ich vermute er kann ihnen gegenüber offener sein oder bekommt mehr das zu hören was sein Kopf braucht. Ich empfinde das allerdings als extrem gefährlich, da erst durch die gemeinsame Freundin raus kam, dass er die Geschichte mit dem Messer völlig verzerrt, ich habe einfach Angst, dass er niemandem mehr sagt was wirklich in ihm vorgeht und er sich irgendwann etwas an tut. Ich weiß auch nicht mehr was ich machen soll, vllt. habt ihr ja einen Rat. Seine beste Freundin weiß jetzt bescheid, die gemeinsame Freundin auch, ihr habe ich auch von dem Telefonat mit seiner besten Freundin erzählt, dass er darüber lügt mit wem er redet, wie sich rausstellt auch rückblickend auf eigentlich gute Phasen. Ich denke noch darüber nach seinen Hausarzt in Kenntnis zu setzen, wie er sich verhält und, dass ich mir starke Sorgen mache, dass er sich etwas antut, mehr kann ich dann nicht mehr tun. Den Kontakt zu mir wird er nicht zulassen, ich werde ihm vermutlich weiter vereinzelt Postkarten schreiben, damit er zumindest weiß, dass das noch jemand ist. In der Vergangenheit kam das positiv bei ihm an, ich hoffe auch, dass es jetzt nicht zu viel Druck erzeugt.
In der Zwischenzeit zermartere ich mir den Kopf was da eigentlich passiert ist, ich kann irgendwie nicht damit aufhören. Ich weiß er hat vermutlich allen erzählt, dass er sich im Mai von mir getrennt hat, aber wir hatten danach ja noch Kontakt, persönlich, übers Handy. Er hat mir auch gesagt, dass er mich liebt, mehrfach, auch von sich aus. Hat Treffen zugestimmt, mich selber kontaktiert und auch Köperkontakt zugelassen, bis hin zu Küssen. Kurz vor der Geschichte mit dem Messer hatte er sogar einen guten Tag, wir haben uns zum Essen verabredet, geredet, er kam aus seinem Tief hervor, hat irgendwann sogar gelacht und mich innig geküsst. Kann es wirklich sein, dass er mich nicht mehr liebt? Dass er eine neue Freundin hat, die zwar niemand kennt, er aber vorgibt es sei ernst mit ihr? Kann ein Mensch, der offensichtlich depressiv ist, bis Nachmittags im Bett sitzt, ständig überall einfach anfängt zu weinen wirklich in genau dieser Zeit jemand neues kennen gelernt haben und mit der Person eine Beziehung führen? Er hat ja auch noch alle Sachen, die er von mir hat, nichts hat er entsorgt. Ein Geschenk von mir steht immer noch in seiner Wohnung, direkt daneben hat er Kuscheltier, was er in seinen depressiven Phasen immer braucht (er hat es von seinem verstorbenen Vater und für ihn ist es das wichtigste) aufgebaut, das hat er bisher noch nie gemacht. Warum sollten meine Sachen direkt neben diesem Kuscheltier stehen, wenn er mich nicht mehr liebt? Ich weiß gar nicht mehr was ich denken soll, wie ich da selber erstmal rauskommen soll. Ich liebe ihn, vermutlich gerade zu viel und sehe selbst gar nicht so richtig was er mir da angetan hat und habe einfach Angst, dass er sich zu spät Hilfe sucht. Habt ihr vllt. ein paar aufbauende Worte für mich?

Viele Grüße
Rosa

Re: Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 31. Aug 2020, 13:14
von Rosa7
Hallo Jupiter,

für mich sind diese Dinge auch sehr wichtig, ich habe auch nicht geglaubt, dass er mir gegenüber unehrlich ist. Mir ist mittlerweile klar, dass unsere Kommunikation seit Beginn der Depression in die falsche Richtung läuft. Manchmal habe und hatte ich das Gefühl, er ist mehr damit beschäftigt mich und andere weg zu stoßen, als seine Krankheit zu akzeptieren und an zu gehen, ob er wirklich Hilfe sucht oder möchte? Keine Ahnung. Ich hätte vllt. von Anfang an klarer sein müssen und ihm sagen, er müsse sich professionelle Hilfe suchen, anstatt immer zu zu hören. Versteh mich nicht falsch, ich halte reden und zuhören nach wie vor für sinnvoll, solange von beiden Seiten ehrlich, aber mir ist auch klar geworden, dass das nichts an der Depression ändert, da muss jemand vom Fach ran. Deshalb verstehe ich die neue Frau auch nach wie vor nicht, sie ist das Puzzleteil, das für mich keinen Sinn ergibt. Dass sie ihm auch nicht helfen wird, indem sie gut zuhört ist mir bewusst, sie kann ihn da auch nicht rausholen. Trotzdem die Frage was macht sie in dem Konstrukt? Dass ich mir den Kopf darüber zermartere ist mir bewusst, dass man Chaos und Depression nicht analysieren kann auch, sein Verhalten macht keinen Sinn ist total konfus, warum also darüber nachdenken? Keine Ahnung, ich kann es nicht wirklich abstellen, ständig ist da diese Angst, dass er mich wirklich betrügt, wirklich nicht mehr liebt. Ich habe sogar Angst durch die Stadt zu laufen, weil ich befürchte nochmal in die beiden rein zu rennen, dass sie in einem Kaffee sitzen, eine glückliche Beziehung führen und und und ... Mir ist eigentlich bewusst, dass er das gerade nicht kann. Ich weiß er verbringt den Großteil des Tages im Bett, bekommt seinen Alltag und die Arbeit nur schwer bis gar nicht auf die Reihe, wie soll da eine glückliche neue Beziehung Platz haben? Ich weiß ja nicht mal, ob er mich tatsächlich betrügt, mir widerstrebt es, seinen Aussagen im Wahn zu glauben, weil ich weiß, dass er zurzeit sehr viel lügt, aber nichtsdestotrotz war sie an diesem Abend da und auch in seiner Wohnung. Das meine ich mit zu viel Liebe, ich habe ständig die Hoffnung, dass wir noch eine Chance haben, dabei will ich die Beziehung so wie sie vorher war eigentlich auch nicht, sondern nur, sollte sich die Kommunikation zwischen uns ändern.

Viele Grüße
Rosa

Re: Angst, dass der Partner sich etwas an tut

Verfasst: 31. Aug 2020, 13:16
von Rosa7
Wenn ich das hier so lese was ich alles geschrieben habe, dann kommt es mir auch alles einfach nur noch konfus vor.