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Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 24. Sep 2004, 22:31
von Moppel
Hallo,ich bin sehr froh ,dieses Forum gefunden zu haben und freue mich auf eventuelle Hilfe.Am 15.07.2004 wurde bei mir ein depressives Erschöpfungssyndrom festgestellt.Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet,einen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie aufzusuchen und daher war ich etwas enttäuscht,als er mir einzig Cipralex als Medi verschrieb und mich entsprechend krankgeschrieben hat für 4 Wochen.Ich hätte mir schon gewüsncht,daß vielleicht etwas mehr mit Gesprächen gemacht wird und das Durcheinander in meinem Kopf zu klären.Ich bin ansonsten ein sehr Verstandsorientierter Mensch und immer offen für andere.Irgendwie habe ich im Moment aber echt Schwierigkeiten ,die Probleme der Menschen auf der Arbeit(ich arbeite in der Agentur für Arbeit als Vermittler) ,die Pflege meines kranken Vaters und die Betreuung meines 8jährigen Sohnes zu koordinieren.Fühle mich auf der einen Seite total antriebslos und auch völlig gereizt.Dann bin ich voll von Schuldgefühlen ,weil es mir ja eigentlich nicht schlecht geht.Manchmal könnte ich nur noch schreien,dann fühle ich mich wieder innerlich wie ausgebrannt.Das kann doch gar nicht sein,denn ich habe immer alle motiviert.Vor einem Jahr hatte ich einen Bruch der Brustwirbelsäule.In der entsprechenden Reha hat mir schon eine Pschologin gesagt,ich müsse durch die jahrelang verdrängten Probleme mal eine Psychotherapie machen.Das habe ich aber irgendwie nach hinten gestellt.Dann jetzt diese verfluchte Situation.Nun stehe ich echt vor dem Problem,daß ich nicht kapiere,warum mein Arzt mir "nur "Medikamente verschreibt und sagt,ich könnte ja mal wieder kommen,wenn es nicht besser wird.ich traue mich nicht zu fragen,ob man nicht noch Gespräche machen könnte,weil ich denke,wenn er das nicht anbietet,hält er das nicht für nötig!!!Diese ätzende Leere bekämpfe ich mit wahllosem Essen und Alkohol,das lindert im Moment,zieht mich dann aber immer weiter in den Teufelskreis.Kann mir jemand sagen,ob ich übertreibe und versuchen soll,irgendwie mit dem Alltag weiterzu vegetieren oder ob mein Wunsch,mich diesen komischen Gefühlen irgendwie zu stellen,vielleicht doch nicht ganz ungerechtfertigt ist.?Irgendwie weiß ich nicht mehr weiter.Habe jetzt auch noch große Mobbing-Probleme auf der Arbeit .Gestern habe ich mal wieder 1 Flasche Sekt nach der Arbeit getrunken.
Hilfe!!!!!!

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 25. Sep 2004, 12:26
von Emily
Hallo Moppel,

wenn ich lese, wie viele Aufgabenbereiche du parallel nebeneinander erfüllst, dann ist es nicht verwunderlich, dass du dich ausgebrannt und erschöpft fühlst: Familie, Berufsleben, Pflege des kranken Vaters - das sind alles äußerst anspruchsvolle Lebensbereiche. Auch wenn man das jahrelang alles topmäßig miteinander kombinieren konnte, kann man plötzlich an Punkte kommen, an denen das eben nicht mehr möglich ist. Ich glaube nicht, dass du mit deiner Klage wegen der Überforderung danebenliegst.

Ob der Arzt Therapiegespräche tatsächlich nicht für nötig hält, kann man nicht ohne weiteres beurteilen. Ich würde ihn an deiner Stelle darauf gezielt ansprechen und nachfragen. Das Medikament kann die Überforderung durch die verschiedenen komplexen Aufgabenbereiche auch nicht alleine lösen. Wenn du den Wunsch hast nach klärenden Gesprächen, ist das bestimmt schon ein guter Hinweis darauf, wie es für dich weitergehen könnte.

Gruß von
Emily

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 25. Sep 2004, 17:43
von Can
Hi Moppel,

kannst Du bitte ein wenig genauer beschreiben, wie sich so ein Erschöpfungssyndrom bemerkbar macht? Ich bin gerade in der ärztlichen Abklärung, ob ich selber eins habe.

Zunächst hat mein Arzt das kategorisch abgelehnt mit der Begründung, Patienten die so eine Erschöpfungssyndrom hätten, könnten nicht mal mehr Autofahren etc. Mein Doc meinte, bei mir wäre es eine "normale" Depression (habe selber keine genaue Ahnung, wo da die Unterschiede in der medikamentösen Therapie sind bzw. ob es überhaupt welche gibt!)

Liegt das bei Dir vor, oder kannst Du noch selber PKW fahren, Einkaufen gehen, Haus putzen und all die anderen Dinge des täglichen Lebens?

Vielen Dank!

Gute Besserung...

Can

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 25. Sep 2004, 18:02
von Moppel
Lieber Can,

vielen Dank für Deine Zeilen.Bevor ich die Medikamente bekam ,hatte ich das Gefühl ,ich gleiche einem Dampfkessel,der jeden Moment platzt.Wenn ich morgens aufgewacht bin nach einer Nacht voller Schlafstörungen hatte ich riesengro0e Schwierigkeiten ,überhaupt ersteinmal in die Gänge zu kommen.Ich bin um 5.00h aufgestanden,um um 6.00h mit der ersten Tasse Kaffee am Tisch zu stehen.Ich finde,es hört sich lächerlich an,aber für mich war es eine komplette Wesensänderung.Irgendwann hat sich dann das geändert und ich habe das Gefühl gehabt,das ich auf einen inneren Startknopf drücke,der mich wie einen Roboter den ganzen Tag rotieren läßt.Kind zur Schule fertig machen,zur Arbeit fahren,sich beschimpfen lassen,Massenhaft Vorgänge von Leuten,die auf Arbeit und Geld warten,nach Hause fahren,Kind fertig machen ,gut gelaunt sein und ausgeglichen,Nachmittagsprogramm mit dem Kind,Opas Rezepte besorgen,den großen Garten erledigen und und und.Irgendwie habe ich das alles geschafft,aber wenn dann alles erledigt war,war ich total ausgebrannt und hatte das Gefühl,denn ganzen Tag neben mir zu stehen.Hat mich mein Mann dann angesprochen,hätte ich nur noch schreien können.Bei mir war und ist auch noch immer dieses Wechselbad zwischen totaler Unruhe und totaler Antriebslosigkeit.Als ich dann im Juli im Amt ausgerastet bin und dachte,ich schmeiße einfach alle Akten aus dem Fenster und gehe Brötchen verkaufen(ist sonst gar nicht mein Naturell,ich raste nie aus)hat mir mein Arzt Cipralex verschrieben und ab da verließ mich die innere Unruhe,aber ich bin völlig antriebslos.Habe ich meinen Sohn zur Schule gebracht,bin ich soo fertig,das ich heulen könnte.Die kleinsten Anstrengungen fallen mir schwer und ich weiß nicht mehr,wie ich das schaffen soll.
Im MOment habe ich mich nicht weiter krankschreiben lassen,weil ich dachte,das muß doch irgendwann wieder weitergehen.Aber auch die Arbeit fällt mir unsagbar schwer,manchmal habe ich das Gefühl,ich sitze neben mir und berate die Leute über Hartz IV.Nichts macht mir mehr Freude,gerade mal der Gedanke,abends gut zu essen und zu trinken(eigentlich haben ja Depressive keinen Hungen,aber ich könnte wirklich nur noch "fressen").Wer weiß,vielleicht habe ich das schon alles länger,denn ich habe in den letzten 8 Jahren auch 40 kg zugenommen.Bitte laß mich auch Deine weiteren Erfahrungen wissen und vielen Dank für Deine Zeilen.
Liebe Grüße
Petra

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 25. Sep 2004, 18:12
von Moppel
Liebe Emily,

ich möchte mich recht herzlich bei Dir bedanken für Deine netten Zeilen.

Auch wenn ich immer noch glaube,daß ich das doch alles mit links schaffen müßte und diesen EInbruch jetzt nicht akzeptieren kann,tut es mir doch sehr gut zu wissen,daß ich vielleicht doch nicht so ein Weichei bin wie ich denke.Zumindest ist das jemand,der die Schwierigkeiten eventuell auch bei sich sehen würde.
Ich fühle mich irgendwie schuldig für alles.
Wenn ich im Amt Leute vor mir sitzen habe,dann denke ich immer,daß es mir doch eigentlich nicht schlecht geht und ich keinen Grund habe zu stöhnen.Ich habe einen lieben Mann,eine Arbeit und einen gesunden Sohn,der gut in der Schule mitkommt,ich habe ein Haus gebaut,ein wenig Geld,wenn auch keine Reichtümer und keinen Krebs!Also,warum stöhne ich???Warum fühle ich mich so niedergeschlagen,daß ich schon wieder heulen könnte?Aber ich kann ja noch nicht einmal heulen,die Gefühle sind wie tot und ich komme mir vor wie eine leblose Hülle.
Dann fallen mir die Mobbing Attacken auf der Arbeit ein, und diese ständigen rhetorischen Kämpfe und und und.Ich weiß auch nicht mehr,was ich wie denken soll ,aber ich bin sehr froh,Dich gefunden zu haben.Als ich gestern um 15.00h dachte,das der Tag schon zu Ende sei,wie müde ich war,habe ich ersteinmal bei meinem Facharzt angerufen und mir für nächsten Freitag einen Termin geholt.
Heute habe ich schon wieder überlegt,was ich dem überhaupt sagen soll.Ich kann doch nicht immer sagen,ich fühle mich schlecht und habe die und die Schmerzen!!!
Mal schauen,vielleicht hats ja auch alles keinen Sinn.
Dir möchte ich jedenfalls herzlich danken für Deine lieben Zeilen.
Paß gut auf Dich auf

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 25. Sep 2004, 21:03
von Emily
Liebe Petra,

wenn du nicht weißt, was du dem Arzt sagen sollst, dann drucke dir den Thread aus und nimm die Texte einfach mit in die Praxis. Aus deinen Postings hört man doch deutlich den Stress heraus, dem du ausgesetzt bist.

Was einen oft auch deprimieren kann, ist die fehlende Aussicht auf Erleichterung von dem Stress. Man sieht nicht ohne weiteres die Möglichkeiten, wo und wie man eingreifen und reduzieren kann. Man denkt auch, das müsste man doch irgendwie alles schaffen, aber auf die Dauer geht das nicht. Wenn man ausgepowert ist, muss man vielleicht umdenken und neustrukturieren lernen. Das klingt einfach und logisch, ist aber äußerst schwierig. Gewohnte Denk- und Handlungsbahnen zu verlassen oder zu verändern, ist eine komplizierte und komplexe Aufgabe, die man nicht von heute auf morgen lösen kann. Dafür braucht man u.U. auch gezielte Hilfe, wie eben z.B. durch einen Therapeuten. Sicher, es gibt bestimmt Menschen, denen es noch viel schlechter geht, als das jetzt bei dir der Fall ist. Aber kann es das Ziel sein, sich dahin zu bewegen, dass es einem noch schlechter geht? Wem ist damit geholfen?

Lieber Gruß von
Emily

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 26. Sep 2004, 18:16
von Moppel
Liebe Emily,

ich danke Dir für Deine netten Worte.
Weiß wirklich noch nicht,was ich am Freitag machen werden.Ich habe heute einen echt schlechten Tag,habt den ganzen Tag versucht,hier ins Forum zu kommen,hatte immer einen ungültigen Benutzernamen.Mein Mann und mein Kind waren heute nicht da und ich hatte vor,jede Menge im Haushalt zu schaffen.Statt dessen habe ich im Bett gelegen und geheult,gezittert und habe überhaupt keinen Antrieb.Allein der Gedanke an die Anforderungen in der nächsten Woche macht mir schon Angst und ich weiß nicht,wie ich diese betäuben soll.
Sorry Emily,ich wollte mich jetzt gar nicht bei Dir ausheulen.
Wollte mich eigentlich für Deine Vorschläge und lieben Worte bedanken.

Schönen Abend noch

Moppel

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 26. Sep 2004, 19:33
von Lora
Liebe Petra!
Oh Petra ich kann Dich verstehen,
Deine Zeilen könnten von mir sein. Genauso bis auf ein paar kleine Abweichungen war bzw. ist es bei mir auch. Auf alle Fälle möchte ich Dir dringend raten einen guten Arzt aufzusuchen, der Dich ggf. auch länger krankschreibt und die Problematik erkennt.

Ich war bis 10.07.2003!! nie krank, habe immer funktioniert, war in einem sehr stressreichen Beruf und hatte nebenbei noch 2 Töchter. An diesem besagten 10.07.2003 hat der Körper für mich entschieden und seither bin ich im Krankenstand. Ich habe mich anfangs bzw. auch oft heute noch sehr schwer getan mit der Krankheit, ich kämpfe oftmals sogar immer noch dagegen. War sogar vor kurzem für 4 Wochen zur Reha.
In welcher Gegend wohnst Du denn event. wie ich in München? Suche Dir auf alle Fälle einen sehr kompetenten Arzt. Wenn Du mehr von mir erfahren möchtest oder ich Dir irgendwie helfen kann, wir können auch gerne privat mailen. Meine email-Adresse ist hinterlegt.
Also ich wünsche Dir derweil alles Gute und liebe Grüße
Gabi

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 28. Sep 2004, 14:17
von Moppel
Liebe Gaby,

vielen Dank für Deine netten Zeilen.Sie haben sehr mein Interesse geweckt und ich habe Dir auch eine private Mail geschickt.
Es tut mir gut zu wissen,daß es Dich gibt.
Heute ist wieder so ein Tag,an dem ich am liebsten sofort meinenArzt anrufenwürde.
Aber was soll er schon machen?
Ich könnte so heulen.Bin vorhin von der Arbeit gekommen ,hab dort auch nicht alles so geschafft wie ich wollte-und jetzt wartet noch mein Zweitjob-mein Sohn!Der ist so lieb und macht mir eigentlich keine Probleme,aber ich habe immer das Gefühl,keinem gerecht zu werden!
Irgendwie graut mir vor dem Tag!
Aber ich will Dich hier gar nicht volllabern und rumstöhnen!
Schließlich geht es Dir wahrscheinlich viel schlechter!

Ich würde mich freuen,mal wieder von Dir zu hören!
Liebe Grüße
Petra

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 28. Sep 2004, 14:17
von Moppel
Liebe Gaby,

vielen Dank für Deine netten Zeilen.Sie haben sehr mein Interesse geweckt und ich habe Dir auch eine private Mail geschickt.
Es tut mir gut zu wissen,daß es Dich gibt.
Heute ist wieder so ein Tag,an dem ich am liebsten sofort meinenArzt anrufenwürde.
Aber was soll er schon machen?
Ich könnte so heulen.Bin vorhin von der Arbeit gekommen ,hab dort auch nicht alles so geschafft wie ich wollte-und jetzt wartet noch mein Zweitjob-mein Sohn!Der ist so lieb und macht mir eigentlich keine Probleme,aber ich habe immer das Gefühl,keinem gerecht zu werden!
Irgendwie graut mir vor dem Tag!
Aber ich will Dich hier gar nicht volllabern und rumstöhnen!
Schließlich geht es Dir wahrscheinlich viel schlechter!

Ich würde mich freuen,mal wieder von Dir zu hören!
Liebe Grüße
Petra

Re: Depressives Erschöpfungssyndrom

Verfasst: 28. Sep 2004, 14:17
von Moppel
Liebe Gaby,

vielen Dank für Deine netten Zeilen.Sie haben sehr mein Interesse geweckt und ich habe Dir auch eine private Mail geschickt.
Es tut mir gut zu wissen,daß es Dich gibt.
Heute ist wieder so ein Tag,an dem ich am liebsten sofort meinenArzt anrufenwürde.
Aber was soll er schon machen?
Ich könnte so heulen.Bin vorhin von der Arbeit gekommen ,hab dort auch nicht alles so geschafft wie ich wollte-und jetzt wartet noch mein Zweitjob-mein Sohn!Der ist so lieb und macht mir eigentlich keine Probleme,aber ich habe immer das Gefühl,keinem gerecht zu werden!
Irgendwie graut mir vor dem Tag!
Aber ich will Dich hier gar nicht volllabern und rumstöhnen!
Schließlich geht es Dir wahrscheinlich viel schlechter!

Ich würde mich freuen,mal wieder von Dir zu hören!
Liebe Grüße
Petra