Wie im Notfall verhalten?

Tara80
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Registriert: 19. Jul 2020, 20:46

Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von Tara80 »

Wenn Du damit Probleme hast, musst Du es mit ihr im nächsten Gespräch offen zum Thema machen. Ist ein bisschen schwierig, mich erstens in deine Situation hineinzuversetzen und zweitens zu überlegen, wie es mir an Deiner Stelle dann ginge. Du bist unsicher und hast Fragen. Die kannst Du nur mit deiner Therapeutin klären. Und dann ein eigenes Gefühl dafür entwickeln, wie Du auf ihre Antworten reagieren willst und kannst.

Eine andere Frage an Dich wäre, ob Du damit leben könntest, für Krisensituationen weitere Ansprechpartner zu haben (Telefonseelsorge, Krisentelefon, Freunde). Muss sich denn alles nur in der einen Therapeutin bündeln? Ich finde, damit lastest Du ihr vielleicht auch ein bisschen viel auf, verteil doch deine Anliegen einfach auf mehrere Ansprechpartner. So bist Du auch weniger abhängig und weniger anfällig für Störungen.

LG, Tara
Meise

Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von Meise »

Ich bin zwar ganz frisch hier, wage es aber trotzdem meine Gedanken zu dem Thema zu äußern.
Wenn ich richtig verstanden habe, geht es um den Fall einer Akutsituation, in der es gefährlich werden kann.
Ich kann gut verstehen, dass deine Therapeutin da nicht die erste Ansprechpartnerin sein möchte - und das hat gar nichts mit dir zu tun.
Wie du schon gesagt hattest, kannst du (und auch ihre anderen PatientInnen) nicht wissen, wann so eine Situation eintritt und was deine Therapeutin da gerade macht und wann sie frühestens regieren kann.
Ich stelle mir das ganz schwierig vor, zB sie steht im Supermarkt, womöglich ihre Kinder dabei oä. und dann kommt so ein dringender Anruf ...wie, wann soll sie da reagieren? Auch wenn du schreibst, du erwartest keinen direkten Rückruf - allein die Tatsache, dass sie nun weiss wie schlecht es dir geht, dass du dir evtl. etwas antust, wird sie gedanklich beschäftigen und wahrscheinlich belasten, da sie ja handlungsunfähig ist gerade und nicht abchecken kann wie schlimm es um dich steht.

Ich kenne es von meinem Therapeuten so, dass ich ihm auf Band sprechen kann, wenn es mir schlecht geht und ich eine frühere Sitzung brauche als die geplante. Das gilt aber nicht für eine akute Situation.

Da ist ganz klar: ab in die Klinik oder Polizei oder Freunde, die das regeln.

Hast du denn mit deiner Therapeutin besprochen wen du anrufen sollst, wenn es dir so schlecht geht? Oder habt Ihr nur darüber gesprochen ob du sie anrufen kannst?

Ich kann gut verstehen, dass es dir schwerfällt das Thema nochmal mit ihr anzusprechen...trotzdem, das scheint deine Beziehung zu ihr zu belasten und sollte deswegen geklärt werden.
agentcooper
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von agentcooper »

Vielleicht noch zum Hintergrund: Ich musste ihr versprechen, dass ich ihr sage, wenn ich konkrete Gedanken/Pläne für Suizid entwickle. Aber das soll dann wie gesagt bis zur nächsten Sitzung immer warten, so hieß es zunächst. Und daraufhin kam mir ja der Gedanke, dass das glaub ich schwierig werden könnte für mich.

Ich habe nicht vor, mir was anzutun, ich denke nur manchmal, dass es besser wäre in verzweifelten Situationen.
Und in solchen Situationen, wenn sie schlimmer ausgeprägt sind, würde es mir halt Sicherheit geben, wenn ich wüsste, ich könnte mich ausnahmsweise (!!!) auch außerhalb der Therapie ihr mitteilen und kleine Unterstützung erhalten.
@Meise: Ich glaube, es geht eher in diese Richtung:
"Ich kenne es von meinem Therapeuten so, dass ich ihm auf Band sprechen kann, wenn es mir schlecht geht und ich eine frühere Sitzung brauche als die geplante. Das gilt aber nicht für eine akute Situation."
Ich habe ansonsten das Gefühl, dass es ihr doch irgendwie egal ist, was mit mir passiert und dass ich bei temporär größeren Problemen somit fallen gelassen / allein gelassen werde - so wie von vielen Menschen zuvor eben auch. Und ich möchte solche Beziehungen - egal welcher Natur - nicht mehr haben. Dass diese Angst real ist, merke ich an verschiedenen Dingen (Rückzug z.B.).

Die Gründe, die es für die Ablehnung solcher Notfall-Telefonate/SMS/Mails gibt, kann ich nachvollziehen. Nur hat sie mir das eben nicht gesagt, sodass ich nur vermuten kann, warum etwas nicht geht (bei mir). Dass das auch ein Thema von mir ist, dass ich solche Neins zu sehr auf mich beziehe, ist mir gleichermaßen auch bewusst und natürlich könnte die weitere Therapie gut daran anknüpfen.
Meridian
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von Meridian »

Es ist wichtig, solche Dinge direkt mit der Therapeutin (am besten in der folgenden Stunde) zu klären.
Die Therapeutin kann nicht ahnen, wie es dir geht und was in dir vorgeht, wenn du es ihr nicht sagst.
Sie sollte auf jeden Fall erfahren, wie wichtig dir eine Notfallregelung ist und dass du auch die Gründe wissen willst, falls sie das generell nicht anbieten kann oder will (was dann aber ganz sicher nichts mit dir persönlich zu tun hat).
Du schreibst ja selbst, dass u.a. mangelndes Vertrauen, fehlende Sicherheit und die Angst davor enttäuscht zu werden, der Grund für dein Verhalten und deine Vermutungen sind, aber genau das sind doch Themen für die Therapie.

LG, Meridian
Zuletzt geändert von Meridian am 22. Jul 2020, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
Meise

Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von Meise »

@agentcooper

dann hast du doch klar, was du von ihr willst und kannst das nochmal äußern, das ist doch prima.
Um festzustellen ob sie dich genauso missverstanden hat wie zB. ich, hilft nur ansprechen, denke ich.

Wenn du es nicht tust fühlst du dich immer abgelehnt, wobei das nur auf deiner Interpretation ihres Verhaltens beruht. Das belastet die Therapie doch bestimmt sehr und das wäre doch sehr schade, wenn es hier nur um schief gelaufene Kommunikation geht.

Ich hoffe du schaffst es, mit ihr darüber zu sprechen.
LG
agentcooper
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von agentcooper »

Danke für eure Antworten. Ja, ich werde das definitiv nochmal ansprechen.
agentcooper
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von agentcooper »

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch gar kein Update zu dem Thema gegeben habe. Das möchte ich hiermit nachholen: Im Prinzip wurde das von uns beiden nochmal angesprochen. Allerdings habe ich eine Sitzung lang pausiert, weil ich Zeit zum Nachdenken brauchte.

Auf einmal hieß es dann, sie würde es verstehen, warum ich das wollen würde und dass sie das mit so einer Notfall-SMS ja auch mit anderen Patienten machen würde. Gut, dachte ich, sie hat sich auch nochmal Gedanken drüber gemacht und wollte es geklärt haben. Das ist doch eine gute Sache.

Im Nachhinein finde ich aber immer mehr Ungereimtheiten daran. Wenn sie das mit jedem Patient so handhabt, warum hat sie mir gegenüber dann beim ersten Ansprechen auf so eine SMS so zurückhaltend/ablehend reagiert, als wäre so etwas noch nie vorher bei anderen Patienten passiert? Woher der plötzliche Sinneswandel? Zudem habe ich auch nochmals betont, dass es eher eine Option für mich darstellt, also alleine das Wissen, ich könnte schreiben, mir auch schon hilft und dass ich sie garantiert nicht zutexten würde. Als ich dann zum Abschluss des klärenden Gesprächs nochmal zur Sicherheit gefragt habe, ob ich denn wirklich schreiben könnte, hat sie wieder etwas gezögert mit einem klaren Ja. Und im Urlaub solle ich ihr sowieso nicht schreiben, weil sie dann ja eh nicht antworten kann (als ob ich das nicht wüsste).

Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie nicht wirklich ehrlich mit mir ist und das mit der SMS doch nur dahin gesagt ist, aber im Ernstfall nicht wirklich gewollt ist. Ich habe schon zu Beginn der Therapie klar gemacht, dass ich nicht in irgendeiner Weise manipuliert werden möchte mit "Psychospielchen", d.h. dass mir quasi nur was gesagt wird zur Beruhigung, aber diese Worte sind dann eigentlich nichts wert. Im Sinne von: Ich soll nur glauben, dass es so oder so ist, danach geht's mir schon besser. Dann würde ich mir nämlich selbst was vormachen und genau das möchte ich so gut es geht verhindern. Ich habe in früheren "Beziehungen" leider auch zu viel geglaubt, weil es so für mich besser war und dann zu spät gemerkt, dass hinter all den schönen Worten nichts steckte bzw. die Taten dazu nicht zusammen passten. Darüber hinaus komme ich mir dann vor, als würde man mich für blöd verkaufen, als ob ich nicht spüren könnte, wenn irgendwas unstimmig ist.

Um nochmal zu betonen: Ich möchte ihr ja gerne glauben und ihr vertrauen, da ich sie durchaus sympathisch und kompetent finde. Aber ich kann einfach nicht, u.a. aus den eben geannten Gründen.
Meridian
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von Meridian »

Möglicherweise handhabt sie das ja tatsächlich nicht in allen Fallen gleich, sondern schaut sehr genau, welcher Patent das von sich aus anspricht, wie wichtig das für den Patienten ist, welche Verpflichtung ergibt sich daraus für sie, kann und will sie das leisten usw.
Ich denke. es gibt mehrere Gründe, warum sie sich so verhält, wenn es um dieses Thema geht und auch ein Therapeut kann und darf ja seine Meinung mal ändern (also in diesem Fall erst zögern und dann doch zustimmen).
Aber du kannst davon ausgehen, dass, wenn sie dir die Handy Nr. gibt, du im Notfall auch eine SMS schreiben könntest.
Du hast also das, was du wolltest.
Natürlich kannst du das dann trotzdem wieder hinterfragen, also immer wieder neue Gründe
finden, warum du ihr eigentlich doch nicht vertrauen kannst.
Ich kenne das ja von mir selbst auch, aber, wie gesagt, dieses immer wieder neue Fehler suchen, ist sicher nicht hilfreich für eine gute therapeutische Zusammenarbeit.
Was jetzt nicht heißt, total unkritisch alles akzeptieren, was der Therapeut sagt oder tut, es bedeutet eher, im Gespräch bleiben, Unstimmigkeiten ansprechen und versuchen zu klären.
Und dich dann irgendwann entscheiden: Vertraust du ihr grundsätzlich oder eben nicht.
Eine Garantie, dass das Vertrauen auch gerechtfertigt ist, wirst du nicht bekommen.

LG, Meridian
agentcooper
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Re: Wie im Notfall verhalten?

Beitrag von agentcooper »

Das stimmt, ich suche krampfhaft nach weiteren Gründen, ihr nicht trauen zu können.
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