Ich traue mich nicht zum Arzt
Verfasst: 2. Jul 2020, 19:57
Hallo erstmal.
Schon seit einiger Zeit geht es mir mental nicht mehr so gut und ich bekomme langsam und umso mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, das Gefühl, dass ich depressiv bin.
Ich fühle mich immer öfter einfach nur leer und ich spüre eine Art Druck in mir, der mich runter zieht, sobald ich allein bin. Es ist nicht so schlimm, dass ich daran denken würde mich selbst zu verletzen, aber oft, wenn ich mal einen schönen Tag habe und eigentlich glücklich sein müsste, dann fühle ich gar nichts. Ich frage mich nur warum ich nicht total gut drauf bin, aber es ist als hätte ich verlernt, wie man glücklich ist.
Ich denke einen großen Teil davon trägt meine Ausbildung bei, die ich absolut nicht ausstehen kann. Ich habe 2018 mein Abi gemacht und bin zur Zeit 20. Eigentlich will ich Animation studieren. Ich zeichne seitdem ich denken kann und bin auch nicht schlecht, aber die einzige staatliche Uni, die diesen Studiengang anbietet ist eine richtige Elite-Uni. Die nehmen nur maximal 10 Studenten im Jahr an. Mir wurde von den Professoren zwar schon mehrfach gesagt ich kann es schaffen, wenn ich jeden Tag zeichne, aber ich habe schon seit Jahren nicht mehr die Motivation, regelmäßig zu zeichnen. Jedes Mal wenn ich anfange merke ich wie weit mein Weg noch ist und verzweifle, auch wenn ich ganz genau weiß, dass weiter zu machen meine einzige Chance ist auf diese Uni zu kommen. Mittlerweile empfinde ich nicht mal mehr Freude daran. Ich schätze die wird von der Angst überschattet, dass ich es nicht schaffe.
Jedenfalls wurde ich beim ersten Mal nicht angenommen und habe dann eine Ausbildung in der örtlichen Stadtbibliothek angenommen. Abgesehen davon, dass meine Chefin mich hasst, weil sie vorher die Ausbilderin meiner Cousine an einer anderen Bibliothek war und die beiden sich nicht ausstehen konnten, sitze ich tagtäglich vor den stumpfsinnigsten Aufgaben die sich auch nur irgendjemand hätte ausdenken können. Oft sitze ich einfach nur rum und langweile mich, weil es für mich nichts zu tun gibt. Wenn ich dann nach Hause komme habe ich das Gefühl ich hätte den ganzen Tag nichts geleistet (was ja im Endeffekt auch so ist). Der Hintergedanke bei dieser Ausbildung ist, Geld für ein Studium zu sammeln und meine Fähigkeiten in den drei Jahren zu verbessern. Zumindest sind das meine Gedanken.
Meinen Eltern wäre es am liebsten, wenn ich für immer da bleiben würde. Ich verdiene gutes Geld für unsere Region, habe einen sicheren Job und die Chance, dass ich weg ziehe ist relativ gering. Sie glauben beide nicht daran, dass ich an der Uni angenommen werde und das zieht mich permanent runter.
Ich wohne noch Zuhause, was ein weiteres riesiges Problem für mich ist. Mein Vater hatte eine schwere Kindheit und hat sich (in meinen Augen) zu einem Narzissten entwickelt. Wir hatten sein sehr gutes Verhältnis als ich noch ein Kind war, aber umso älter ich wurde umso mehr habe ich gemerkt was für ein bitterer, respektloser, hasserfüllter Mensch er ist. Ich komme nicht damit klar, dass er rassistisch und homophob ist. Er ist so voller Hass und Negativität, dass man sich nicht mal mehr normal mit ihm unterhalten kann. Es endet immer in irgendeiner Tirade oder einer Predigt. Er lässt nicht mit sich diskutieren und verhält sich die meiste Zeit entweder wie ein komplettes Arschloch oder wie ein kleines Kind.
Meine Mutter hat sich daran adaptiert indem sie mir von klein auf beigebracht hat, die Klappe zu halten und bloß niemals Kritik an einem Erwachsenen zu üben. Das gilt übrigens auch für sie. Keiner meiner Eltern sieht mich als einen ebenbürtigen Gesprächspartner. Ich habe versucht mit meiner Mutter über meine Gefühle zu sprechen, aber sie hat weniger Interesse daran wie es mir geht. Ihr geht es meistens nur darum, dass ich Leistung erbringe und mich anderen unterordne, immer schön höflich bin, nie Streit anfange etc.
Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich mich nicht traue, zu einem Arzt zu gehen. Wenn ich ihr davon erzählen müsste, dann würde sie mich entweder gar nicht ernst nehmen oder, wenn ich noch mehr Pech habe, so ernst, dass sich mein Leben von da an um nichts anderes mehr drehen würde. Sie würde sich dann noch mehr über mich stellen und versuchen, mein Leben unter Kontrolle zu bekommen. Meinem Vater würde ich noch weniger davon erzählen wollen. Ich kann vor ihm weder Gefühle, noch irgendeine Art von Schwäche zeigen, weil er dann sofort damit anfängt so mit mir umzugehen als wäre ich sechs Jahre alt und geistig behindert. Ich habe kein vertrauensvolles Verhältnis zu ihm und er ist auch viel zu stolz als dass das jemals der Fall sein könnte.
Meine Mutter hat extrem Angst davor, dass ich irgendwann ausziehe und sie mit meinem Vater und ihrer kaputten Ehe alleine im Haus ist. Alle sagen mir, dass es Geldverschwendung wäre, mir jetzt eine eigene Wohnung zu suchen, was ich auch einsehe. Ich werde noch über zwei Jahre Zuhause sitzen und so lange optimistisch und motiviert zu bleiben ist fast unmöglich. Ich war letztes Jahr für zwei Monate nicht Zuhause weil ich ein Praktikum an besagter Uni gemacht habe. In dieser Zeit ist mir aufgefallen wie eine negative Umgebung einen runter ziehen kann. Ich hatte schon fast Angst davor, wieder nach Hause zurück zu müssen. Eigentlich weiß ich ja, dass ich einfach nur durch halten muss. Irgendwann wird alles wieder besser, aber momentan habe ich keine Motivation für irgendwas.
Mit etwa vierzehn hatte ich schon mal eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging. Ich hatte toxische Freunde und war sehr wütend in dieser Zeit. Ich habe oft daran gedacht, mir was anzutun. Nie ernsthaft. Ich wollte nicht mich verletzen, sondern die Menschen die mir weh getan haben. Meine Eltern und meine Freunde. Ich wollte, dass es ihnen Leid tut.
Als ich dann den Freundeskreis gewechselt habe ging es mir eine Zeit lang besser. Aber inzwischen habe ich keinen Kontakt mehr zu den Freunden die ich in der Schulzeit regelmäßig gesehen habe. Nach dem Abi haben wir uns vielleicht noch ein, zwei mal getroffen und ich bin dankbar für die Zeit die wir hatten. Aber inzwischen haben diese Leute neue Freunde und ein neues Leben.
In meinem Ausbildungsbetrieb gibt es leider nur einen einzigen anderen Azubi und der ist sehr damit beschäftigt es allen recht zu machen. Ich hatte nie so wirklich eine beste Freundin die für mich da war. Meine beste Freundin lebt sehr weit weg und deswegen hatten wir nie ein so enges Verhältnis, dass ich ihr alles erzählt hätte. Wenn ich bei meinen Eltern jammere, dann geben sie mir das Gefühl ich muss das alles ab können. Ich erzähle ab und zu meinem Freund wenn es mir schlecht geht. Aber er erzählt leider selbst nie was von seinen Problemen, deswegen habe ich immer das Gefühl ich bin die einzige die ständig nur rum jammert.
Oh Gott, war das jetzt viel.
Also wenn irgendjemand Tipps für mich hat, ich wäre sehr dankbar. Ich weiß nicht wie ernst die ganze Situation ist, deswegen würde ich nur sehr ungern zu einem Arzt. Allerdings weiß ich auch nicht, ob das nicht vielleicht unvermeidlich ist.
Danke schon mal.
Schon seit einiger Zeit geht es mir mental nicht mehr so gut und ich bekomme langsam und umso mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, das Gefühl, dass ich depressiv bin.
Ich fühle mich immer öfter einfach nur leer und ich spüre eine Art Druck in mir, der mich runter zieht, sobald ich allein bin. Es ist nicht so schlimm, dass ich daran denken würde mich selbst zu verletzen, aber oft, wenn ich mal einen schönen Tag habe und eigentlich glücklich sein müsste, dann fühle ich gar nichts. Ich frage mich nur warum ich nicht total gut drauf bin, aber es ist als hätte ich verlernt, wie man glücklich ist.
Ich denke einen großen Teil davon trägt meine Ausbildung bei, die ich absolut nicht ausstehen kann. Ich habe 2018 mein Abi gemacht und bin zur Zeit 20. Eigentlich will ich Animation studieren. Ich zeichne seitdem ich denken kann und bin auch nicht schlecht, aber die einzige staatliche Uni, die diesen Studiengang anbietet ist eine richtige Elite-Uni. Die nehmen nur maximal 10 Studenten im Jahr an. Mir wurde von den Professoren zwar schon mehrfach gesagt ich kann es schaffen, wenn ich jeden Tag zeichne, aber ich habe schon seit Jahren nicht mehr die Motivation, regelmäßig zu zeichnen. Jedes Mal wenn ich anfange merke ich wie weit mein Weg noch ist und verzweifle, auch wenn ich ganz genau weiß, dass weiter zu machen meine einzige Chance ist auf diese Uni zu kommen. Mittlerweile empfinde ich nicht mal mehr Freude daran. Ich schätze die wird von der Angst überschattet, dass ich es nicht schaffe.
Jedenfalls wurde ich beim ersten Mal nicht angenommen und habe dann eine Ausbildung in der örtlichen Stadtbibliothek angenommen. Abgesehen davon, dass meine Chefin mich hasst, weil sie vorher die Ausbilderin meiner Cousine an einer anderen Bibliothek war und die beiden sich nicht ausstehen konnten, sitze ich tagtäglich vor den stumpfsinnigsten Aufgaben die sich auch nur irgendjemand hätte ausdenken können. Oft sitze ich einfach nur rum und langweile mich, weil es für mich nichts zu tun gibt. Wenn ich dann nach Hause komme habe ich das Gefühl ich hätte den ganzen Tag nichts geleistet (was ja im Endeffekt auch so ist). Der Hintergedanke bei dieser Ausbildung ist, Geld für ein Studium zu sammeln und meine Fähigkeiten in den drei Jahren zu verbessern. Zumindest sind das meine Gedanken.
Meinen Eltern wäre es am liebsten, wenn ich für immer da bleiben würde. Ich verdiene gutes Geld für unsere Region, habe einen sicheren Job und die Chance, dass ich weg ziehe ist relativ gering. Sie glauben beide nicht daran, dass ich an der Uni angenommen werde und das zieht mich permanent runter.
Ich wohne noch Zuhause, was ein weiteres riesiges Problem für mich ist. Mein Vater hatte eine schwere Kindheit und hat sich (in meinen Augen) zu einem Narzissten entwickelt. Wir hatten sein sehr gutes Verhältnis als ich noch ein Kind war, aber umso älter ich wurde umso mehr habe ich gemerkt was für ein bitterer, respektloser, hasserfüllter Mensch er ist. Ich komme nicht damit klar, dass er rassistisch und homophob ist. Er ist so voller Hass und Negativität, dass man sich nicht mal mehr normal mit ihm unterhalten kann. Es endet immer in irgendeiner Tirade oder einer Predigt. Er lässt nicht mit sich diskutieren und verhält sich die meiste Zeit entweder wie ein komplettes Arschloch oder wie ein kleines Kind.
Meine Mutter hat sich daran adaptiert indem sie mir von klein auf beigebracht hat, die Klappe zu halten und bloß niemals Kritik an einem Erwachsenen zu üben. Das gilt übrigens auch für sie. Keiner meiner Eltern sieht mich als einen ebenbürtigen Gesprächspartner. Ich habe versucht mit meiner Mutter über meine Gefühle zu sprechen, aber sie hat weniger Interesse daran wie es mir geht. Ihr geht es meistens nur darum, dass ich Leistung erbringe und mich anderen unterordne, immer schön höflich bin, nie Streit anfange etc.
Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich mich nicht traue, zu einem Arzt zu gehen. Wenn ich ihr davon erzählen müsste, dann würde sie mich entweder gar nicht ernst nehmen oder, wenn ich noch mehr Pech habe, so ernst, dass sich mein Leben von da an um nichts anderes mehr drehen würde. Sie würde sich dann noch mehr über mich stellen und versuchen, mein Leben unter Kontrolle zu bekommen. Meinem Vater würde ich noch weniger davon erzählen wollen. Ich kann vor ihm weder Gefühle, noch irgendeine Art von Schwäche zeigen, weil er dann sofort damit anfängt so mit mir umzugehen als wäre ich sechs Jahre alt und geistig behindert. Ich habe kein vertrauensvolles Verhältnis zu ihm und er ist auch viel zu stolz als dass das jemals der Fall sein könnte.
Meine Mutter hat extrem Angst davor, dass ich irgendwann ausziehe und sie mit meinem Vater und ihrer kaputten Ehe alleine im Haus ist. Alle sagen mir, dass es Geldverschwendung wäre, mir jetzt eine eigene Wohnung zu suchen, was ich auch einsehe. Ich werde noch über zwei Jahre Zuhause sitzen und so lange optimistisch und motiviert zu bleiben ist fast unmöglich. Ich war letztes Jahr für zwei Monate nicht Zuhause weil ich ein Praktikum an besagter Uni gemacht habe. In dieser Zeit ist mir aufgefallen wie eine negative Umgebung einen runter ziehen kann. Ich hatte schon fast Angst davor, wieder nach Hause zurück zu müssen. Eigentlich weiß ich ja, dass ich einfach nur durch halten muss. Irgendwann wird alles wieder besser, aber momentan habe ich keine Motivation für irgendwas.
Mit etwa vierzehn hatte ich schon mal eine Phase, in der es mir sehr schlecht ging. Ich hatte toxische Freunde und war sehr wütend in dieser Zeit. Ich habe oft daran gedacht, mir was anzutun. Nie ernsthaft. Ich wollte nicht mich verletzen, sondern die Menschen die mir weh getan haben. Meine Eltern und meine Freunde. Ich wollte, dass es ihnen Leid tut.
Als ich dann den Freundeskreis gewechselt habe ging es mir eine Zeit lang besser. Aber inzwischen habe ich keinen Kontakt mehr zu den Freunden die ich in der Schulzeit regelmäßig gesehen habe. Nach dem Abi haben wir uns vielleicht noch ein, zwei mal getroffen und ich bin dankbar für die Zeit die wir hatten. Aber inzwischen haben diese Leute neue Freunde und ein neues Leben.
In meinem Ausbildungsbetrieb gibt es leider nur einen einzigen anderen Azubi und der ist sehr damit beschäftigt es allen recht zu machen. Ich hatte nie so wirklich eine beste Freundin die für mich da war. Meine beste Freundin lebt sehr weit weg und deswegen hatten wir nie ein so enges Verhältnis, dass ich ihr alles erzählt hätte. Wenn ich bei meinen Eltern jammere, dann geben sie mir das Gefühl ich muss das alles ab können. Ich erzähle ab und zu meinem Freund wenn es mir schlecht geht. Aber er erzählt leider selbst nie was von seinen Problemen, deswegen habe ich immer das Gefühl ich bin die einzige die ständig nur rum jammert.
Oh Gott, war das jetzt viel.
Also wenn irgendjemand Tipps für mich hat, ich wäre sehr dankbar. Ich weiß nicht wie ernst die ganze Situation ist, deswegen würde ich nur sehr ungern zu einem Arzt. Allerdings weiß ich auch nicht, ob das nicht vielleicht unvermeidlich ist.
Danke schon mal.