Arbeit und Depression - Arbeit als Chance??

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Cést ca
Beiträge: 8
Registriert: 11. Aug 2019, 12:42

Arbeit und Depression - Arbeit als Chance??

Beitrag von Cést ca »

Ich habe nun die 50 knapp überschritten, war so endlich "gefangen" (aber zugleich auch strukturiert) in dem Käfig aus : 3 Kinder (13-22J) alleine erziehen, schwerbehinderten Vater pflegen und Full-Time-Job im sozial-medizinischen Bereich. Das alles habe ich dermaßen penibel und "überambitioniert" gewuppt, daß ich irgendwann einfach nicht mehr konnte.- Dieses merkte merkwürdigerweise nicht ICH zunächst, sondern meine Umgebung: Ich wog beispielsweise in den schlimmsten Zeiten kaum 50kg bei 180cm, sah schlecht aus.(Anmerkung: Ich verspürte kaum noch Hunger, brauchte offenbar nicht viel Schlaf...die Arbeit hat mich euphorisiert). Ich denke, daß irgendwo die Sucht in mir steckt, "gebraucht zu werden"...…...ich definiere mich quasi darüber...….mein Selbstwertgefühl korreliert direkt mit dem Grad an "Gebrauchtwerden".

Nun lebe ich in (befristeter) Berufsunfähigkeit, alleine im Haus mit meiner jüngsten Tochter. Nachdem die beiden ältesten zum Studium das mütterliche Nest verlassen haben, wurde alles noch viel schlimmer...….und diesmal ist es mir bewußt, wie depressiv ich bin: Ich weise alle typischen Stigmata auf, bemühe mich für meine kleine Tochter aber sehr um "Normalität" und gute Laune. (Nur mit der Unternehmungslust...….das bekomme ich noch nicht ganz hin...….)


Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, und bin zu dem Schluß gekommen, daß es ohne Job (diesmal "niedrigschwellig") einfach nicht geht. Man/ ich sitzt einfach Zuviel herum und grübelt, während das Leben irgendwie an einem vorbeizieht.

Mir ist klar, daß der Schuß auch nach hinten losgehen kann...………….aber offenbar benötige ich den "Druck" durch den Beruf, um strukturiert zu leben...….und das macht zumindest mich glücklicher...……..(und damit wohl auch meine Tochter.)

Weiß jemand, wer einem (außer dem Arbeitsamt...….da war ich schon) auf diesem Weg weiterhelfen kann???? Angemerkt sei, daß ich inzwischen auch über einen Schwerbehindertenausweis verfüge, auch wegen eines chron. Schmerzsyndroms aufgrund einer inkompletten Wirbelsäuleneinengung (was ich jedoch dank REHA-Maßnahmen und ggf. Schmerzmedikation vollständig im Griff habe).

Ich lebe im Kreis Steinfurt, gibt es dort vielleicht jemanden mit vergleichbarer Symptomatik?????( Und Plänen?)

LG Karin
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Arbeit und Depression - Arbeit als Chance??

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Karin,

erstmal beeindruckt es mich, wie reflektiert du bist. Dass ich am "Helfer-Syndrom" litt und extreme Ansprüche an mich und die Welt hatte, war mir lange gar nicht bewusst. Das war für mich normal.

Was mich sehr berührt, ist das Verhältnis zwischen deiner Jüngsten und dir. Glaubst du wirklich, sie spürt nicht, dass du im Herzen nicht ganz glücklich bist? Wovor möchtest du sie schützen?

Du klingst für mich etwas so, als würdest du vor dir selbst weglaufen wollen (das ist mein persönlicher Eindruck). Du schreibst ja, von welchen Erkrankungen du betroffen bist. Und das Leben umgibt dich die ganze Zeit, es zieht nicht an dir vorbei.

Es ist deine eigene Entscheidung, wieder arbeiten gehen zu wollen bzw. die Belastung wieder zu erhöhen. Aber tust du dir selbst damit einen Gefallen?

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Novvi
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Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Arbeit und Depression - Arbeit als Chance??

Beitrag von Novvi »

Hallo Karin,

Das mit dem arbeiten kann ich gut verstehen. Mir ist es auch wichtig,eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden. Wichtig ist jedoch,dass du dich nicht dadurch defenierst.

Könntest du dir vorstellen, mit einem Ehrenamt zu beginnen und zu schauen,ob das gut klappt? Jetzt in der Corona Zeit denke ich an die Tafel...vielleicht fällt dir auch was anderes ein. Oder ein 450 euro Job kann man als Rentnerin auch machen. Allerdings wird das dann auf die Aufstockung von der Grundsicherung angerechnet,falls du sie bekommst.

LG,Novvi
Novvi
Beiträge: 55
Registriert: 11. Apr 2020, 21:01

Re: Arbeit und Depression - Arbeit als Chance??

Beitrag von Novvi »

Ich sehe gerade, du bist berufsunfähig, nicht bereitet, dann verstehe ich nicht,warum das Arbeitsamt dich da nicht berät. Als Schwerbehinderte müsstest du eigentlich einen Berater für Schwerbehinderte bekommen. Gibt es etwas was du dir beruflich vorstellen kannst als Alternative zu deinem Beruf?
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