Wenn man es akzeptieren muss und es einem das Herz bricht

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Unwissend
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Registriert: 20. Apr 2020, 13:28

Wenn man es akzeptieren muss und es einem das Herz bricht

Beitrag von Unwissend »

Ich habe hier schon mal geschrieben und möchte noch etwas Abschliessendes sagen.

Es geht um meine Eltern, 74 und 73, beide depressiv, wobei mein Vater es nicht weiss. Seit über 2 Jahren versuche ich die beiden dazu zu bewegen, dass sie sich mehr bewegen, damit sie ihre Mobilität aufrechterhalten. Mein Vater macht pro Tag höchstens1000 Schritte, das ist einfach zu wenig (ca. 500 Meter). Daher wird er immer schwächer und läuft immer schlechter, er hat kaum noch Muskeln. Meine Mutter sitzt auch am liebsten auf ihrem Stuhl und geht nicht nach draussen an die frische Luft.

Nun ja, ich habe so viel versucht und wenn ich dann was sage, wird meine Mutter auf eine Art und Weise frech und lässt dann Worte raus, die kein normaler Mensch sagt, sie hat tausend Ausreden, warum sie nicht an die frische Luft geht, es sei zu kalt, zu windig, zu heiss, zu stürmisch, zu regnerisch und dies das ganze Jahr. Ich habe letzte Woche einen Tagesplan für meinen Vater erstellt, damit er wiedereine Tagesstruktur erhält, sich mehr bewegt, er hat ihn kaum eingehalten.

Ich habe jetzt so viel gekämpft in der Hoffnung, dass meine Eltern sich mehr bewegen, aber es war alles für nichts, sie wollen nicht. Ich ertrage auch die dummen Antworten meiner Mutter nicht mehr, die Ausreden, die Tonalität, wenn ich sie erinnere, sich mehr zu bewegen, sich draussen im Garten aufzuhalten wegen der frischen Luft.

Ich gebe auf, ich will diese Konfrontationen nicht mehr, sie rauben mir meine Kraft, sie nerven mich, sie verletzen mich. Ich bin jetzt soweit es zu akzeptieren, dass für meinen Vater das Ende naht, weil er nur noch rumsitzen will und ich akzeptiere es, dass meine Mutter lieber den ganzen Tag im Haus verbringt als mal draussen sich auf dem Gartenstuhl die frische Luft reinzuziehen.

Ich bin einfach sehr, sehr traurig, dass meine Eltern mit nur 73 und 74 einen solch körperlichen Zerfall haben, nur weil sie irgendwann mal die Motivation verloren haben, sich zu bewegen. Natürlich ist das denn Depressionen zuzuschreiben, aber jeder Mensch hat doch noch eine Eigenverantwortung. Ich hätte so gerne noch was von meinen Eltern, sie gerne noch an meiner Seite aber ich muss akzeptieren, dass ich sie nicht retten kann, dass all meine Versuche im Sand verlaufen und man Menschen nicht ändern kann.

Das Schlimmste für mich ist, nicht helfen zu können und es nicht zu verstehen, warum man jetzt nicht einfach nochmals versucht etwas gegen den körperlichen Zerfall zu machen. Ich habe das Gefühl, es wäre so einfach, aber sie wollen nicht.

Kann mich jemand verstehen, dass mein Aufgeben für mich mehr als traurig ist?
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Wenn man es akzeptieren muss und es einem das Herz brich

Beitrag von Sybilix »

Hallo Unwissend,

ich habe deine anderen Posts nicht gelesen - aber diesen.

Ich kann verstehen dass Du traurig bist.
Andererseits sind deine Eltern, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand, mündige Menschen mit eigener Entscheidung. Sehr oft würden wir anders als andere handeln, wie auch andere anders für uns handeln würden.
Es ist auch sehr gut nachvollziehbar, dass Du dir nur das Beste für die beiden wünschst.

Dass Du dich zurückziehst, liegt auf der Hand - an einem gewissen Punkt musst Du eingestehen, das deine Kraft vom Kampf gegen Windmühlen aufgebraucht ist und Rückzug eine Art Selbstschutz ist. Es würde nichts bringen sich selbst aufzuopfern.

Von daher - alles richtig gemacht. Alles versucht, aber zur rechten Zeit die Reißleine ziehen.

Ich wünsche dir viel Kraft. Vielleicht kommt irgendein Ereignis daher und die beiden haben selbst die Einsicht und ändern etwas - wer weiß.

Alles Gute,
Sybilix
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