Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Phiechen
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Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Phiechen »

Hallo ihr lieben Menschen da draußen :)

ich bin erst seit Kurzem Mitglied in diesem Forum und habe einige Beiträge stumm mit gelesen, Sophie, 24 - Depressionen seit meinem 17. Lebensjahr, psychisch erkrankte Mama mein ganzes Leben lang.
Ich möchte nun auch eine Frage in den virtuellen Raum werfen. Vorab schildere ich kurz meine Situation:

Seit Mitte September bahnte sich bei mir eine depressive Episode an und ich habe selbst erst Ende Februar gemerkt. Anfang März kam ich aufgrund einer schweren depressiven Episode ins Krankenhaus. Dort war ich vier Wochen und habe einiges aus meiner Kindheit erkennen und akzeptieren können. Teilweise begann ich schon einige Dinge aufzuarbeiten. Nun habe ich eine Psychotherapeutin, wo ich allerdings nur 2x im Monat hin kann. Ich bemühe mich jeden Tag achtsam und mit Selbstliebe zu starten (einen leckeren Tee, gesunden Frühstück, Yoga). Es fällt mir sehr schwer zu akzeptieren, dass meine Stimmung noch sehr stark schwankt, ich schlecht schlafe, mich Alpträume quälen und dadurch Kopf- und Nackenschmerzen ausgesetzt bin... meine Frage:

Wie schaffst du es, das Gelernte, das Positive in deinen Alltag zu integrieren? Deine Gedanken aus dem Negativen raus zu nehmen und positiver zu gestalten - umzudenken?

Vielen, lieben Dank für deine Antwort und ich wünsche einen schönen, sonnigen Tag! :hello:
Kirsten29
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Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Kirsten29 »

Hallo Phiechen,

schön, dass du hier bist :).

Ich finde es grundsätzlich erstmal toll, dass du dir Hilfe suchst. Ich empfinde das als eine wertvolle Fähigkeit, zumal du deine Situation dann nicht ganz allein mit dir selbst ausmachst.

Und ich kann deinen Wunsch gut verstehen. Hab trotzdem bitte Geduld und setze sich nicht noch selbst zusätzlich unter Druck. Vielleicht kennst du das Bild von der Autobahn und dem Trampelpfad aus deinem Klinikaufenthalt oder deiner Therapie. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es nicht leicht ist, die gedrückte Stimmung, die Antrieblosigkeit und entsprechenden Gedanken dazu auszuhalten. Mir hat das Schreiben sehr geholfen. Ins Tagebuch konnte ich offen und ehrlich alles hineinschreiben. Auch die Zweifel und Angst, ob es jemals besser wird. Heute zehre ich übrigens sehr von den Tagebüchern. Immer wenn ich sie sehe, wird mir bewusst, wie sehr ich damals Tag für Tag gekämpft habe.

Hier gibt es auch den schönen Thread zu den drei guten Dingen des Tages. Vielleicht ist das auch etwas für dich.

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

"Es gibt nur ein Muss: Du musst wissen, dass du nichts musst." (aus: "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte", J. Bucay)
Sul
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Sul »

Hallo Phiechen,
Du findest hier im Forum in älteren Beiträgen bestimmt auch Hilfreiches.
Und vielleicht könnte dich ein Online-Programm, z.B. Moodgym (anonym und wirklich empfehlenswert!) beim Üben im Alltag unterstützen. Und natürlich Geduld, Geduld.... Und eine Intensivierung der Psychotherapie. Gibt es Aussicht auf häufigere Termine, zumindest wöchentliche Termine?
MIr selbst hilft Struktur in Form von Arbeit und Terminen. Und natürlich Bewegung. Und dabei muss es sich um nichts Großartiges handeln. Es reicht schon ein Spaziergang durch die angrenzenden Straßen.
Viele Grüße, Sul
SunnyMerle
Beiträge: 82
Registriert: 31. Mär 2020, 17:00

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von SunnyMerle »

Hallo Phiechen,

süßer Nickname übrigens. Ein Spitzname?

Ich kann mich im großen und ganzen den anderen anschließen. Du stehst erst am Anfang deines Weges, der Vorschlag ein Tagebuch zu führen, ist eine tolle Idee. Aber wenn du, so wie ich kein Typ dafür bist, gibt es zwei Apps mit denen ich gute oder sehr gute Erfahrungen gesammelt habe.

Als erstes Dailio. Ich habe mir die Erweiterung dieser App geleistet... kann dir nicht einmal mehr sagen wie viel ich bezahlt habe. Irgendwas zwischen 5 oder 10 Euro, somit hatte ich mehr Möglichkeiten in der App und habe diese Finanzierung nie bereut.

Du kannst Stimmungen eintragen, fünf an der Zahl 5 sehr gut - 1 gar nicht gut. Diese Stimmungen kannst du noch eigene Texte hinzu fügen, ich empfand es immer sehr praktisch. Nachdem du also deine Stimmung eingetragen hast, fragt die App: "Was war heute los?" hier sind ein paar Buttons vor gegeben, können aber erweitert werden. Da ich die Erweiterung gekauft habe, kann ich sogar diese "Tätigkeiten" in Ordner packen. Einer heißt positiv, einer neutral, einer negativ und einer Arbeit (und ich habe Hausarbeit darin auf genommen :D).

Ich finde diese App so wunderbar, da man hier über Tage... Wochen die Stimmungsverläufe beobachten kann, einfach den Punkt Statistik anklicken.

Geht die Stimmung zum Beispiel alle vier Wochen hinunter/hinauf? Als Frau ist klar, wo das dann hinführen könnte und dann ist es zusätzlich hilfreich, wenn man der Frauenärztin von solchen Beobachtungen berichten kann. Tatsache, so bin ich dahinter gestiegen das ich die Pille die ich nahm überhaupt nicht vertrug.

Als zweites Moodpath:
Ich probiere es jetzt erst seit gut 10 Tagen aus, es gefällt mir aber sehr gut.

Es stellt es solche Fragen wie: "Schläfst du mehr als sonst?" weiter mit diesem Beispiel, wenn man JA sagt, fragt das Programm wie sehr dich das belastet, hier bietet das Programm vier Abstufungen an, von es belastet mich gar nicht, bis es belastet mich sehr.
Dann fragt dich genau wie Dailio nach deiner Stimmung und hat auch hier fünf Abstufungen.
Dann kommt etwas interessantes, es fragt dich wie du dich fühlst.
Fühlst du dich fröhlich? Aktiv?
Fühlst du dich leer oder schuldig?
Außerdem sollst du hier morgens, mittags und abends eintragen wie es dir geht, es funktioniert nur wenn du online bist.
Tatsache ist, das ich diese GEFÜHLE bei Dailio übernommen habe, denn Moodpath kostet in der Erweiterung 24 Euro im Quartal... also alle drei Monate.
Aber ich werde diesen 14 Tage Test jetzt durchziehen und einmal sehen was es ausspuckt.

Sul hat geschrieben:Hallo Phiechen,
Du findest hier im Forum in älteren Beiträgen bestimmt auch Hilfreiches.
Und vielleicht könnte dich ein Online-Programm, z.B. Moodgym (anonym und wirklich empfehlenswert!) beim Üben im Alltag unterstützen... Viele Grüße, Sul
:o Das klingt gut, wird von mir auch gleich ausprobiert, danke für diesen Tipp.
We are all stories in the end, lets make a good one.
Phiechen
Beiträge: 4
Registriert: 25. Apr 2020, 09:31

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Phiechen »

Hallo ihr Lieben,

vielen, vielen, vielen Dank für eure Mutmach-Nachrichten!! Das hilft mir gerade sehr! Oft weiß ich nämlich nicht, was von meinen Gefühlen ok, normal oder die Depression ist... Eine Therapeutin habe ich seit 3 Wochen, momentan kann ich allerdings nur alle 14 Tage hin. Das ist mir zu wenig und das werde ich morgen auch ansprechen, 1x die Woche benötige ich momentan schon! Es passiert einfach noch so viel in mir.

Dankeschön für eure hilfreichen Tipps! Ich schreibe tatsächlich regelmäßig auf, was so in mir vor geht. Es hilft mir super! Zudem habe ich mit dem Malen und Ausmalen begonnen. Ich "zwinge" mich an manchen Tagen raus zu gehen. Wenn ich dann draußen bin, will ich gar nicht mehr zurück in meine Wohnung :) Und ich habe mir angewöhnt, jeden Tag Yin Yoga zu machen. Das sorgt für die richtige Balance .. immer mal wieder :D

Ich werde auf jeden Fall eine der Apps ausprobieren, danke! Und vielen Dank für euren lieben Worte!!

Sophie :) & ja, Phiechen ist mein Spitzname
Toromt
Beiträge: 13
Registriert: 27. Apr 2020, 08:05

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo erstmal
Ich bin hier neu und fast erschlagen.
Ich wurde 2012 nach einer schweren Depressionen blutig aus der Psychiatrie entlassen. Zum Glück habe ich sofort einen Therapeuten gefunden.
Aus der Klinik hat sich ein Stammtisch und kurze Zeit später eine Selbsthilfegruppe gegründet.
Diese Gruppe besteht bis heute. Nur in anderer Besetzung. Ich bin da sozusagen der Koordinator.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich viel mehr hätte aufschreiben sollen. Darum, bleibe bei den Aufschreibungen.
Aber die SHG hat mir sehr viel gebracht. Der Austausch mit Betroffenen die verstehen wovon ich spreche ist ganz wichtig. Auch wenn ich heute nicht mehr depressiv aber trotzdem noch Begleiterscheinungen zur Depression habe.
Kirsten29
Beiträge: 461
Registriert: 18. Apr 2020, 21:11

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Kirsten29 »

Liebe Sophie,

ich finde es toll, dass du so gut auf dich achtest. Ich drück dir die Daumen, dass es mit dem wöchentlichen Rhythmus für dich klappt!

Ich hab übrigens alles ab meiner Entlassung aufgehoben und in einen großen Ordner geheftet. Von den täglichen Anspannungsprotokollen, über Gemaltes bis zu kleinen Notizzetteln meiner Therapeutin. Ich hab zum Beispiel auch mein "erstes hässlich ausgemaltes Mandala" aufgehoben :). Ich setzte mich damals selbst bei solchen Dingen so massiv selbst unter Druck und mein Perfektionismus kannte keine Grenze. Weil ich glaubte, das Mandala in perfekter Farbabstimmung ausmalen zu "müssen", wurde es einfach furchtbar :). Wie sich etwas später herausstellte, steckte vor allem meine Kindheitsangst vor Fehlern und Erniedrigung dahinter. Heute schmunzel ich, wenn ich es sehe. Gleichzeitig ist es für mich auch eine Art Warnschild vor den extremen Ansprüchen. Das wollte ich noch ergänzen.

Liebe Grüße
Kirsten
Der Schatz liegt hinter dem Drachen.

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JoRMK
Beiträge: 3
Registriert: 24. Apr 2020, 22:06

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von JoRMK »

Hallo Phiechen, zunächst einmal finde ich es super, dass Du bereits in jungen Jahren eine "erste Hilfe" erhalten hast und vor allem, dass Du sie auch annimmst.

Deine Stimmungsschwankungen kann ich sehr gut nachvollziehen und auch die unterschiedlichen Phasen bzw. das "späte Erkennen". Mir hat es am meisten geholfen, wenn ich "meine Phasen" angenommen und akzeptiert habe, als eine Folge von erlebten (negativen) Dingen und vielleicht auch vererbten Eigenschaften. So blöd es sich anhört, aber ich versuche mir in ganz negativen Zeiten einfach Bilder vorzustellen - wo wäre ich jetzt gerne, was würde mir jetzt gerade gut tun, was macht mir Spaß oder was bringt mich zum Lachen? Es hilft nicht immer, aber sehr oft.

Auch hilft es Dir vielleicht zu wissen, dass es längere Zeit dauern kann, bis man Erlerntes im Alltag umsetzen kann. Vieles was man mir in Sitzungen mitgegeben hat, kann ich auch heute noch nicht ohne Probleme umsetzen - wäre auch komisch, da man in seiner Kindheit in Gewohnheiten einfach geprägt wird.

Klasse finde ich, dass Du bereits schöne Dinge in Deinen Alltag integrierst und auch weißt, wann sie Dir helfen. Du machst es am Morgen, bei mir ist es am Abend (bin ein Nachtmensch :D ). Damit weißt Du schon viel mehr und reagierst auch schon viel mehr als viele andere Menschen, die sich negative Stimmungen über lange Zeit nicht eingestehen wollen oder es im schlimmsten Fall sogar als Schwäche betrachten.

Versuche auch mal die Online-Module hier und versuche bewusst die momentanen negativen Berichte und Nachrichten etwas auszublenden. Nach meinem ersten erneuten Tief habe ich mich beispielsweise aus den sozialen Medien zurückgezogen konsumiere Nachrichten nur noch selektiv.

Weiterhin alles Liebe und Gute! :D
avelarte
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Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von avelarte »

Toromt hat geschrieben:Ich wurde 2012 nach einer schweren Depressionen blutig aus der Psychiatrie entlassen.
Wie ist denn das zu verstehen?

Besten Gruß
avelarte
------------

Ein Optimist denkt genauso einseitig wie ein Pessimist, nur lebt er froher. (A. Lassen)
Toromt
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo avelarte
So nennen wir es weil die Wunden in der Seele immer noch nicht geschlossen sind. Die Rückfallgefahr ist immer noch sehr groß. Die Klinik kann es nicht schaffen dich zu heilen. Sie vermitteln dir Werkzeuge die du für dich einsetzen kannst.
Ohne eiserne Disziplin wäre ich spätestens nach drei Monaten auf der geschlossenen gelandet.
Es hat sich gelohnt. Seit 2012 kein Klinikaufenthalt notwendig gewesen und die Rückfallgefahr sehr gering.
avelarte
Beiträge: 290
Registriert: 3. Nov 2008, 12:30

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von avelarte »

Dankeschön für die Erklärung und weiterhin viel Kraft!
------------

Ein Optimist denkt genauso einseitig wie ein Pessimist, nur lebt er froher. (A. Lassen)
Aurelia Belinda
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo avelarte,
Ich hatte auch überlegt ob das wörtlich, oder sinnhaft gemeint war.

Selbsthilfe ist bei jeder Krankheit wichtig. Bei der komplexen Psyche umso mehr.
Eine Klinik aus der man “nicht geheilt“ entlassen wird, wo gibt's denn so was ( Ironisch gemeint )
In meinem näheren Umfeld geht man nämlich davon aus:
Man geht zum Arzt oder Klinik, und hinterher ist man doch gefälligst selbstverständlich geheilt und wieder voll leistungsfähig. Sonst sind doch die Tabletten und Ärzte umsonst??!!
Kranke Kosten doch Geld. :-(

Stellt euch mal vor, man würde in eine SHG gehen, und schwups ist man geheilt, Schwachsinn!

grüsse, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Toromt
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo Aurelia
Ich habe gelernt nur wirklich Interessierte und nicht Neugierige etwas zu erzählen. Den Unterschied wird man an der Anzahl der ungewollten Tipps und Bewertungen erkennen.
Schockierend war für mich nach meiner Klinik festzustellen wie mein Umfeld mit meiner Krankheit umgeht. Es wurde zumindest erwartet dass ich gestresst und abgehetzt erscheine und während meiner Wiedereingliederung volle Leistung erbringe.
Ich habe mir meine Gesprächspartner ausgesucht und die die mir nicht guttun auch schon mal gegen die Wand laufen zu lassen.
Zuweilen wurden mir psychologische Tricks unterstellt wenn das Gespräch im Beisein von Vorgesetzten nicht wie erwartet verlief.
Echte Unterstützung musste ich mir neu suchen.
Aurelia Belinda
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Toromt,
Im beruflichen habe ich da auch viel kurioses, fast unmenschliches erlebt.
Auch bei meinem Mann der sehr lange um den Arbeitsplatz gekämpft hat.
Von den Angehörigen darf und kann man nicht erwarten dass es verstanden wird. Das ist okay, akzeptiere ich, habe gelernt damit umzugehen.
Aber die ewigen Erniedrigungen, Abwertungen müßen nicht sein.
Aber wie heisst es so schön “denn sie wissen nicht was sie tun“....

Erwartungen habe ich komplett runter geschraubt, ist gesünder. Es lebt sich besser damit.

Du bist ja ganz neu hier
Willkommen also in der Runde.
Wünsche dir hilfreichen Austausch.

Es grüsst dich, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Toromt
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo Aurelia
Ich erwarte nicht viel von den Menschen ohne Erkrankung. Auch wenn sie mich nicht akzeptieren wollen, so kann ich wenigstens Respekt erwarten.
Ich habe sehr viel gelernt. Auch auf verletzende Fragen nicht zu antworten sondern die Frage zurückzugeben.
Traurig finde ich dass sogenannte Vertrauenspersonen diese Bezeichnung oftmals nicht verdienen.
Ich komme mit meinem neuen Leben sehr gut zurecht und wenn ich etwas ändern möchte so liegt es an mir dies in Angriff zu nehmen.
Liebe Grüße hier in die Runde
Toromt
Aurelia Belinda
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen Toromt,

Deine Einstellung ist sehr nah an meiner angesiedelt.
Natürlich gab es Zeiten in denen Kritik, Abwertung, egal ob beruflich oder vom Umfeld, unerträglich war.
Heute gebe ich ähnlich wie du den Ball zurück, oder schweige, das setzt dem Gegenüber am meisten zu.
Aber ich wunder mich halt noch immer,
Dass man oft von “Nichts ahnenden“ über die Krankheit definiert wird, auch über Leistung. Zu wenig, gleich nichts wert.

Die Zeiten aber, in denen ich mich komplett von so was runter ziehen lasse, sind passe'....wer bin ich denn.
Auch hege ich keinen Groll gegen solche Fieslinge. Das schadet einem nur.
Wie du richtig sagst, es hat was mit Achtung und Respekt zu tun.
Selbst in unserer SHG wurde nach und nach gewertet und es kamen unterschwellige Vorwürfe....nichts für mich. GsD ist das Kapitel erledigt!
Zuerst hatte ich da schon zu knabbern,
Weil es vorher eine gute Stütze war, und es gepasst hat, ähnliche Probleme wie Jobverlust, Rente.
Aber am Ende Unverständnis.
War aber keine Depri Gruppe sondern Schmerzgruppe. Psychisch belastet waren jedoch einige, es war eine kleine familiäre Gruppe....Aber zu viel Enttäuschung. Nicht gut für die Stimmung und der Gründer wollte immer “zu viel Aufmerksamkeit“ und hat uns menschlich enttäuscht, wir hatten ehrenamtliche Stunden rein gesteckt, mit Freude.
Erzähle nur kurz weil du auch von SHG geschrieben hattest.

Ein Mensch gehört erst mal gewürdigt, unabhängig von “Leistung im Sinne des Kranken kapitalistischen Systems“.
Ohne Urteil und ohne Bewertung.
Leid und Schmerz den ich nicht kenne, habe ich auch nicht zu beurteilen oder zu kritisieren und schon gar nicht klein reden, was oft gemacht wird.

Korrekt! Vertrauenspersonen schieben leider manchmal eine ruhige Kugel, anstatt sich zu engagieren.
Musste ich auch erleben.
Du sagst, du kommst jetzt gut soweit klar. Was hatte dich bewogen dich hier anzumelden?

Gute Nacht, Aurelia
Zuletzt geändert von Aurelia Belinda am 1. Mai 2020, 04:05, insgesamt 1-mal geändert.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Toromt
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Registriert: 27. Apr 2020, 08:05

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo Aurelia
Zum Glück bin ich der Koordinator der SHG. Wenn es total aus dem Ruder laufen sollte suche ich eine neue geeignete Gruppe. Stand tatsächlich schon einmal zur Debatte. Klare Regeln sind wichtig und sollten eingehalten werden. Alle sind gleich. Zugegeben, mind. Einer oder Eine sollte eine gewisse Koordination übernehmen. Wenn ich keinen Rat mehr weiß, wenn ich mich an einen Koordinationsverein. Dort helfe ich ab und an aus und kann mich mit anderen SHG-Obermokeln austauschen.
Warum ich hier bin? Ich suche nach Lösungen für meine restlichen Probleme oder kann evtl mit meinen Erfahrungen etwas beitragen. So wie mir geholfen wurde.
Ich hatte schwere Zeiten in denen ich niemanden zum Austausch bereitstand.
Von daher gebe ich gerne jetzt etwas zurück.
Aurelia Belinda
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Toromt,

Danke für deine Rückmeldung.
Okay, du sagst deine restlichen Probleme....wie sehen die denn aus?
Hab nochmal kurz deinen ersten Post gelesen. Das blutige Entlassen wie du sagst, ist ja im Prinzip Gang und Gebe.
Niemand der halbwegs vernünftig ist, glaubt bei so einer Erkrankung an schnelle Heilung!?!?

Gut dass du da schnell Anschluss an den Stammtisch gefunden hast und sich eine SHG gebildet hat die jetzt aber in anderer Besetzung ist.
Es ist löblich dass Leute wie du da die Koordination übernehmen.

Bei uns gibt's da viele Anlaufstellen, da wird man auch super unterstützt von Pädagogen. Überhaupt gibt's bei uns ganz viele Angebote für psychisch Kranke.
Es mangelt nicht an Angeboten.

Durch die große Enttäuschung bin ich aber jetzt noch vorsichtiger.
Mein Motto heisst sowieso, traue niemanden ausser dir selbst. :-)
Da weiss man was man hat, kleiner Scherz.
Es war mir zwar nicht neu, ich wusste dass Menschen sehr kompliziert sein können, aber da sind wie wohl auf die Schnauze gefallen.
Das würde jetzt den Rahmen sprengen, da könnte ich ein ganzes Buch erzählen was wir da erlebt haben in den 5 Jahren.
Aber man lernt nie aus, man lernt aus Fehlern....Ich erkenne keinen bei uns direkt. Nur indirekt. Man hat zu arg vertraut....
Obwohl man wusste, neue Menschen, Achtung Gefahr....Das positive hat erst mal so Lust auf mehr gemacht.
Ich bin aber sehr dankbar für die Jahre obwohl ich das alles lieber nicht erlebt hätte.
Bei einigen Workshops und Vorträgen, oder auch SHG Regionaltreffen hat man halt dann auch von anderen Gruppen erfahren, dass es LEIDER überall Schwierigkeiten gibt.
Somit hab ich beschlossen, ja nichts persönlich nehmen, kommt bei anderen auch vor.
Wie viele Leute seid ihr aktuell?
Kommen da öfter neue dazu?

Mal weg von SHG.
Was hat dir ausser diesem Stammtisch seinerzeit noch geholfen nach der Klinik....dein Umfeld war ja nicht gerade hilfreich.
Welche Art von Therapie hattest du denn, weil du meinst du hattest Glück damals gleich eine gefunden zu haben.
Am Anfang war ich ziemlich alleine da gestanden mit “meinem Talent“, viel wurde ausprobiert, nichts hat gewirkt, das Umfeld dachte, das gibt sich wieder....ist nur eine MACKE oder Marotte, und ich wäre zu faul.
Im Job ständig gescheitert oder wegen langer AU ( Operationen ) entlassen.
Ein Scherbenhaufen um mich, und einen kranken Mann zu Hause.
Habe dann bis zur Therapie viel meine Hausärztin mit Fragen und Ängsten belagert. Und vieles hinterfragt, mein Leben, die Planung der Zukunft, dann finanzielle Sorgen.
Mich später viel mit mir, der Ursache beschäftigt.
Alles natürlich erst als ich aus dem sehr, sehr gefährlichen Medikamenten Cocktail Abstand hatte, und wieder halbwegs denken konnte.
Nimmst du Tabletten?
Vielleicht hast du Lust zu antworten.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Toromt
Beiträge: 13
Registriert: 27. Apr 2020, 08:05

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Guten Feiertag Aurelia
Du hast ja einen ganzen Sack voller Fragen.
Mein Motto war immer, ich möchte nie wieder so werden wie ich war. Dann würde ich wieder vor der Depression stehen.
Meine restlichen Einschränkungen sind morgentliche Schwäche. Ich kann nicht länger als eine Stunde eine Tätigkeit ausführen. Dafür bekomme ich nachmittags genau das Gegenteil. Viel Antrieb, viel Energie bis spät in die Nacht. Manchmal auch die Nacht durch. Nicht gut, Schlaf ist wichtig. Wenn ich schlafe bekomme ich mehrmals nach zwei Stunden schwere Migräne die immer eine Stunde anhält. Wahrscheinlich psychosomatisch.
Meine Medikamente habe ich in Absprache vor einem Jahr ausgeschlichen. Dadurch konnte ich halbwegs einer Weiterbildung folgen. Interessant ist mich jetzt erstmals ohne Medikamente zu erleben. Eine neue Herausforderung.
Durch meine Persönlichkeitsstörung habe ich wenig Vertrauen. Ich zwinge mich jetzt dazu auch Menschen zu vertrauen.
Ist schwierig, es gibt immer mal Rückschläge.
Mir hat hat nach meiner Klinik geholfen Achtsamkeit in meinen Tagesablauf zu integrieren und täglich neue auszuprobieren. Selbst den Weg zur Arbeit ändere ich regelmäßig "Neue Wege gehen".
Ich habe mir übrigens ein neues Motto gesetzt: Glaube nicht alles was du denkst. Ein Motto was mir untersagt wurde an meinen Arbeitsplatz in Form eines kleinen Zettels zu platzieren. Kollegen hielten das nicht aus.

Nun zu "meiner" geliebten Gruppe.
Wir treffen uns, vor Corona, wöchentlich. Wir sind maximal 10 Mitglieder die, nach einer Klärung, auch regelmäßig kommen.
Es gibt zwei Gründungsmitglieder, zwei die ein Jahr später zu uns gekommen sind und der Rest bleibt zwei bis drei Jahre.

Ich kämpfe täglich mein Leben geordnet wahrzunehmen. Es gibt immer neue Erkenntnisse und auch Rückschläge. Ich bin spannungsfrei und frei von Depressionen. Das ist schon sehr viel.
An Therapien hatte ich den Klassiker, die Verhaltenstherapie. Über zwei Jahre.
Danach auf Empfehlung über vier Jahre Tiefenpsychologie. Leider kam ich dort nicht weiter und habe sie letztes Jahr beendet.
Liebe Grüße
Toromt
SunnyMerle
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Registriert: 31. Mär 2020, 17:00

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von SunnyMerle »

@ Phienchen:
Als ich meiner Tochter Sophie vorschlug sie so zu nennen.... du hättest ihr entsetztes Gesicht sehen müssen. Die erste Frage war "Wieso?" als ich ihr sagte, das könnte ein Spitzname für sie sein, argumentierte sie. "Nein, ich finde es lustiger wenn Papa mich Sopho nennt."

XD fand ich irgendwie niedlich

@Sul:
Mega DANKESCHÖN für den Vorschlag von Moodgym, tolles Programm, ich denke ich werde es sogar meiner Mum weiter empfehlen, vielleicht bekommt sie sogar dafür Punkte, sie ist nämlich bei der AOK. XD
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Aurelia Belinda
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Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu an Toromt,

Vielen Dank für deine Rückmeldung, freut mich.
Interessant was du so erzählst.
Ja, mit Achtsamkeit, alles bewusst erleben und verinnerlichen, und auch bei großem Sturm gelassen bleiben ist gar noch so einfach, aber auch mein Weg.
Ich bin viel in Gedanken beschäftigt um weiter zu kommen, stabil zu bleiben.

Das ist ja kurios, du änderst sogar den Weg zur Arbeit, coole Idee.
Wäre mir aber zu anstrengend....
Alles was vom üblichen “abweicht“ ist für mich eine Herausforderung.
Und der Hammer dabei ist, in meinem Leben ist alles planmäßig durcheinander geraten, die Pläne wurden entweder immer verschoben, neu angeglichen, oder verworfen was nicht zentral wichtig war.

Ich mag die Beständigkeit, alles am selben Platz, selbe Wege, und und.
Wenn im Supermarkt wieder mal umgeräumt wird, zack, bin ich überfordert!

Dabei liebe ich aber auch Abwechslungen, die müssen aber nicht groß sein...
Es muss jetzt nicht der besondere Urlaub sein, oder ein schickes Auto, oder ständig ausgehen. Diese Zeiten hatte ich und zehre davon wann immer es mir schlecht geht.
Ich sehe vor mir die tollen Momente des Erlebten und die Stimmung und Gerüche dazu. Ich schwelge gern in solchen Erinnerungen, natürlich auch mal mit Wehmut. Aber ich bin mir bewusst, dass es immer wieder neue Abschnitte im Leben gibt, auch immer wieder neue Herausforderung. Egal ob man gesund oder krank ist. Deshalb bin ich immer gewappnet, eine neue Ära zu beginnen.
Wichtig dabei ist mir, meine STABILE UNTERLAGE, mein Anker. Eine gewisse Harmonie um mich herum.

Vieles ist von äußeren Einflüssen abhängig. Auch die Tatsache wie es uns geht, wieviel Hoffnung und Zuversicht wir haben und ob wir an uns glauben.
Aber auch von unserem inneren Kern und unserem Naturell.
Wir werden nicht geboren mit Fehlern und Schwächen, sondern die werden und oft eingepflanzt von anderen, und wenn man Nicht vorsichtig genug ist, glaubt man daran.
Deshalb ist es wichtig manchmal nicht nach links u. rechts zu schauen.
Sondern auch auf seinen eigenen Instinkt zu vertrauen...

Du sprichst das Vertrauen an.
Ist es durch viele Enttäuschungen dass dir dieses fehlt oder nicht so ausgeprägt ist. Oder liegt die Problematik noch tiefer verwurzelt.??

Das alles hast du in deinem Therapien weitgehendst bearbeitet.
Das heisst natürlich nicht dass man geheilt ist, sondern weiter auf sich acht geben muss, neue Strategien üben muss, und immer wieder nach neuen Wegen suchen muss. Es liest sich so, als ist dein Weg momentan ziemlich eben, ohne großen Ängste? Oder täusche ich mich....
Du arbeitest wieder, was machst du beruflich wenn ich fragen darf?
In die SHG bist du auch eingebunden.
Bist du momentan zufrieden so wie es läuft? Sorry, viele Fragen, zwinker....
Wenn's dir zu viel wird, einfach bescheid geben.

Soviel erst mal,
Danke für den aufschlussreichen Bericht nochmal.
So ähnlich stelle ich mir guten Austausch vor.
Vielleicht lese ich noch mehr von dir.

Es grüßt dich Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Aurelia Belinda
Beiträge: 7913
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Aurelia Belinda hat geschrieben:Huhu an Toromt,

Vielen Dank für deine Rückmeldung, freut mich.
Interessant was du so erzählst.
Ja, mit Achtsamkeit, alles bewusst erleben und verinnerlichen, und auch bei großem Sturm gelassen bleiben ist gar noch so einfach, aber auch mein Weg.
Ich bin viel in Gedanken beschäftigt um weiter zu kommen, stabil zu bleiben.

Das ist ja kurios, du änderst sogar den Weg zur Arbeit, coole Idee.
Wäre mir aber zu anstrengend....
Alles was vom üblichen “abweicht“ ist für mich eine Herausforderung.
Und der Hammer dabei ist, in meinem Leben ist alles planmäßig durcheinander geraten, die Pläne wurden entweder immer verschoben, neu angeglichen, oder verworfen was nicht zentral wichtig war.

Ich mag die Beständigkeit, alles am selben Platz, selbe Wege, und und.
Wenn im Supermarkt wieder mal umgeräumt wird, zack, bin ich überfordert!

Dabei liebe ich aber auch Abwechslungen, die müssen aber nicht groß sein...
Es muss jetzt nicht der besondere Urlaub sein, oder ein schickes Auto, oder ständig ausgehen. Diese Zeiten hatte ich und zehre davon wann immer es mir schlecht geht.
Ich sehe vor mir die tollen Momente des Erlebten und die Stimmung und Gerüche dazu. Ich schwelge gern in solchen Erinnerungen, natürlich auch mal mit Wehmut. Aber ich bin mir bewusst, dass es immer wieder neue Abschnitte im Leben gibt, auch immer wieder neue Herausforderung. Egal ob man gesund oder krank ist. Deshalb bin ich immer gewappnet, eine neue Ära zu beginnen.
Wichtig dabei ist mir, meine STABILE UNTERLAGE, mein Anker. Eine gewisse Harmonie um mich herum.

Vieles ist von äußeren Einflüssen abhängig. Auch die Tatsache wie es uns geht, wieviel Hoffnung und Zuversicht wir haben und ob wir an uns glauben.
Aber auch von unserem inneren Kern und unserem Naturell.
Wir werden nicht geboren mit Fehlern und Schwächen, sondern die werden uns oft eingepflanzt von anderen, und wenn man Nicht vorsichtig genug ist, glaubt man daran.
Deshalb ist es wichtig manchmal nicht nach links u. rechts zu schauen.
Sondern auch auf seinen eigenen Instinkt zu vertrauen...

Du sprichst das Vertrauen an.
Ist es durch viele Enttäuschungen dass dir dieses fehlt oder nicht so ausgeprägt ist. Oder liegt die Problematik noch tiefer verwurzelt.??

Das alles hast du in deinem Therapien weitgehendst bearbeitet.
Das heisst natürlich nicht dass man geheilt ist, sondern weiter auf sich acht geben muss, neue Strategien üben muss, und immer wieder nach neuen Wegen suchen muss. Es liest sich so, als ist dein Weg momentan ziemlich eben, ohne großen Ängste? Oder täusche ich mich....
Du arbeitest wieder, was machst du beruflich wenn ich fragen darf?
In die SHG bist du auch eingebunden.
Bist du momentan zufrieden so wie es läuft? Sorry, viele Fragen, zwinker....
Wenn's dir zu viel wird, einfach bescheid geben.

Du probierst es ganz ohne Medikamente....warum nicht.
Habe ich auch mal gemacht aber durch Dauerbelastung im privaten und beruflichen dann leider einen Zusammenbruch gehabt, Klinik, wieder Tabletten, allerdings erst ab da “die für MICH optimale Medikation.
Vorher die Jahre kann ich in die Tonne kloppen, waren furchtbar!

Soviel erst mal,
Danke für den aufschlussreichen Bericht nochmal.
So ähnlich stelle ich mir guten Austausch vor.
Vielleicht lese ich noch mehr von dir.

Es grüßt dich Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Aurelia Belinda
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Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Aurelia Belinda »

Uuups! was ist denn da Passiert?
Ich lass es einfach so stehen.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Katerle
Beiträge: 11266
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Katerle »

Hallo Phiechen,

schön, dass du dich hier angemeldet hast.
anerkennenswert, dass du schon einiges in der Klinik hast aufarbeiten können. Und nun geht es ambulant weiter und ja, bei mir war das auch so, dass ich so zweimal im Monat in der Therapie war/bin.
Also aus der Klinik schon, konnte ich auch schon einiges für mich mitnehmen, was aber nicht gleich sofort zu Hause umsetzbar war. Zum Beispiel hatte ich gespürt, dass mir die Entspannungsübungen ganz gutgetan hatten und so fing ich an, diese auch in meinem Alltag zu integrieren. Oder mir auch Pausen zu gönnen. Fing dann auch an, daheim mit dem Tagebuchschreiben, weil ich dachte, dass ich auch so meine Gedanken und Gefühle unabhängig von der Therapie zum Ausdruck bringen konnte. Was mir ebenfalls guttut, das hin- und wieder anzuwenden.
Sport hatte ich auch gemacht und auch heute ist das für mich wichtig. Hatte aber auch zwischendurch mal ne Phase, wo das alles schlief und das war auch von meinen Stimmungen mit abhängig. Bin auch gerne kreativ und schreibe mir täglich in meinen Kalender, was ich machen möchte, also was mir guttut. So kann ich dann auch sehen, was ich für mich erreicht habe. Nicht jeder Tag ist gleich, aber selbst wenn es mal nicht so läuft, mache ich am nächsten Tag weiter oder auch mal nichts. Jeder Tag ist für mich ein neuer Anfang und ein Geschenk.

Durch regelmäßiges Üben habe ich es geschafft, meine Gedanken positiver zu gestalten. Mir helfen auch Sätze, wie: "Ganz ruhig, das geht alles vorüber" oder "Ich schaffe das" oder "Ich bin stark, A. gelichgültig", um einiges zu nennen.

Wünsche dir auch einen recht angenehmen Tag, weiterhin viel Kraft und das du es schaffst, das Gelernte in deinen Alltag zu integrieren. Mit regelmäßiger Übung wird das.

Alles Gute,
Katerle
Toromt
Beiträge: 13
Registriert: 27. Apr 2020, 08:05

Re: Wie geht es nun weiter? Hilfe zur Selbsthilfe bitte!

Beitrag von Toromt »

Hallo Aurelia
Danke für deine Nachricht.

Neue Wege zu gehen ist meist sinnbildlich gemeint. Natürlich auch die Laterne linksherum statt rechtsherum zu umgehen.
Die meisten Dinge die ich nicht schaffe sehe ich als eine Herausforderung.
Alles negativ wahrzunehmen ist ein Teil von Depressionen. Darum für mich positiv nach vorne.
Alte Vorlieben werfe ich nicht unbedingt über Bord. Ich versuche dem ganzen einen neuen Sinn zu geben.
Ich baue mir ein gewisses seelisches Polster für eventuelle künftige Problemstellungen.
Immer mehr erkenne ich warum ich Aufgaben in gewisser Weise erledige.
Ich bin mit der Kriegsenkelproblematik behaftet. Nicht nur dass ich funktional erzogen wurde, ich habe in sehr jungen Jahren noch einiges draufgepackt. Mir Genuss versagt und Gefühle abgespaltet.
Dazu gehört ein übersteigertes Misstrauen. Bis zum 15.Lebensjahr mit der Angst vor der Stasi aufzuwachsen hat vieles zerstört. Ich versuche momentan viel mit meinem inneren Kind zu arbeiten. Mit einem Coach ist es mir schon teilweise gelungen. Eine Erfahrung die mich unglaublich berührt hat.
Arbeit ist derzeit mein großes Problem.
Corona hat mir mitten im Anlauf die Beine weggezogen. Alle Bewerbungen sind auf Eis gelegt.
Ich habe nicht gelernt zufrieden zu sein. Habe viel erreicht aber keine Freude am Erreichten. Vorfreude gibt mir Befriedigung, Erfolge beschämen mich.

Ich spüre dass ich sehr viel Wärme benötige. Leider ist das momentan aus verschiedenen Gründen nicht zu erlangen.

Ich habe mir nie erlaubt zu scheitern. Darum werde ich nicht aufgeben an mir zu arbeiten.
Nie wieder möchte ich mich mit schlechten Gedanken erleben. Im Zweifel habe ich meine Notfallmedikation.
Dank dir nochmals für dein Feedback.
Liebe Grüße von Toromt
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