Co-Depression

Duracellhaeschen
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Co-Depression

Beitrag von Duracellhaeschen »

Hallo liebe Leute.

Ein Thema das vielleicht einige von uns betrifft, die Co-Depression. Auch mich zieht die Situation mit meinem Partner immer mehr runter. Ein Jahr sind wir nun zusammen und ich wusste von seinem Leid, aber abgeschreckt hat mich das nicht da ich selbst lange unter Depressionen gelitten habe. Problem ist nur wenn man zu empathisch ist und man sich mit runter ziehen lässt. Oft könnte ich einfach nur heulen, fühle mich alleine gelassen von meinem Partner, Sex macht mir kaum noch Spaß und am liebsten würde ich weg laufen. Ich freue mich über jede Unternehmung mit ihm, aber oft liegt er einfach nur mit seinem Handy auf dem Sofa rum und schaut mich kaum an. Versteht mich nicht falsch, ich weiß wie schwer das für ihn ist und hoffe einfach darauf das er mir irgendwann wieder Aufmerksamkeit schenken kann, nur die Zeit bis es soweit ist, das Licht am Ende des Tunnels kann niemand von uns sehen. Darüber sprechen bringt auch nichts, das zieht ihn nur noch mehr runter und so rutsche ich immer mehr ab in eine Co-Depression. Wie sind eure Erfahrungen damit? Und was tut ihr dagegen?

Grüße an alle
Goldfisch16
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Re: Co-Depression

Beitrag von Goldfisch16 »

Hallo Duracellhäschen,

lese hier in diesem Forum seit geraumer Zeit mit und ich muss sagen, es hilft mir sehr mittlerweile und darum habe ich mich auch angemeldet, um hier zu antworten zu können.
Kurz zu meiner eigenen Situation: Mein Partner und ich (sind beide 50+) sind seit 4 Jahren ein Paar und wohnen auch seitdem zusammen in einem Haushalt. Ich habe von seiner Erkrankung (diagnostizierte mittelschwere Depression seit 8 Jahren) von Anfang an gewusst und es ist mir im ersten Jahr unseres Kennenlernens überhaupt nichts an seinem Verhalten aufgefallen.
Bis just zu dem Tag, als wir gemeinsam ins 90 Jahre alte Haus zogen, welches wir im Vorhinein über ein Jahr restauriert und renoviert hatten.
Noch am Tag des Umzugs zeigte sich seine düstere Seite und ich war entsetzt - auf solch ein krasses Verhalten mir gegenüber war ich überhaupt nicht vorbereitet.

Sorry, dies nur zur Einleitung, damit Du auch meine Situation einschätzen kannst....

Nun: Was mache ich in seiner düsteren Zeit, in seinen schweren Episoden?
Das Wichtigste ist, Dich selbst nicht aufzugeben und Dir Gutes zu tun - und das auch ständig.
Es ist unfassbar schwer, auch ich könnte oft nur weinen und weiß dann nicht weiter. Ich versuche, mich abzulenken und meine vier erwachsenen Kinder wissen auch um seine psychische Erkrankung. Ich treibe viel Sport, lese viel, höre Podcasts usw. Soziale persönliche Kontakte zu Freundinnen etc in dieser Zeit sind ja leider nicht möglich; da sollten sich irgendwie andere Lösungen finden.

Seit November letzten Jahres besuche ich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker - das hilft mir sehr und derzeit aufgrund der Corona-Epidemie tauschen wir Angehörige uns nun per WhatsApp aus und über FaceTime - das hilft auch sehr. Dazu kann ich Dir nur raten; Du könntest Dich auch an eine Frauenberatungsstelle in Deinem Wohnort wenden, sie bieten auch Gespräche an für Angehörige.

Ich hoffe, Dir zumindest ein wenig geholfen zu haben und wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft

LG
Empathie58
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Re: Co-Depression

Beitrag von Empathie58 »

Duracellhaeschen hat geschrieben:... Problem ist nur wenn man zu empathisch ist und man sich mit runter ziehen lässt. Oft könnte ich einfach nur heulen, fühle mich alleine gelassen von meinem Partner, Sex macht mir kaum noch Spaß und am liebsten würde ich weg laufen. ...
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Auf einer Fortbildung habe ich den treffenden Satz gehört: "Unsere größte Stärke oder Qualität [hier: die Empathie], einen Millimeter zu weit, wird zu unserer größten Schwäche."

Hilfreich ist für mich auch die Unterscheidung von Mitleid und Mitgefühl anhand des Bildes von einer Person, die in einen Brunnen gefallen ist und sich nicht allein befreien kann: Mitleid bedeutet hier, selbst auch in den Brunnen zu springen um zu helfen, Mitgefühl hingegen, oben zu bleiben, von dort Trost zu spenden und Hilfe zu organisieren, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Vielleicht klingt das für Dich sehr theoretisch. Mir helfen diese Bilder auch praktisch bei dem immer wiederkehrenden Versuch, meine (sehr stark ausgeprägte) Empathie "wohldosiert" einzusetzen: Ich kann anderen Menschen nur helfen, wenn ich zugleich bei mir bleibe und mich von deren Schicksal abgrenze. Gelingt mir das nicht, verliere ich mich. Dann kann ich nicht mehr helfen, sondern brauche selbst Hilfe, weil ich mich vom Außen abhängig gemacht habe.

Kannst Du damit etwas anfangen?
Lotti70
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Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

Hallo Goldfisch,
in deinem Beitrag lese Ich meine eigene Geschichte. Tragisch genug. Trotzdem stelle ich mir immer wieder die Frage warum gibt es keine Ratgeber für die Angehörige? Ich meine nicht, wie man als Angehöriger mit dem Betroffenen umgehen soll, sondern wie wir selbst mit der Zurückweisung und unserem eigenen Gefühlschaos umgehen? Hin und hergerissen zwischen lieben des Menschen und hassen der Depression. Wann ist der Punkt gekommen “es ist genug “, zu sagen? Nirgendwo lese ich darüber, wie kann ich meinen Partner trotzdem lieben, wenn die Depression in voll im Griff hat?Wohin mit der aufgestauten Wut und den eigenen Bedürfnissen? Man legt seine Bedürfnisse ja nicht einfach an der Eingangstüre ab, weil der Partner im Tief steckt.
Wie geht ihr damit um?
Für mich ist es schrecklich, meinen Partner nur noch liegend mit dem Handy in der Hand anzutreffen. Auch die Hygiene lässt zu wünschen übrig.
Vielleicht bekomme ich hier ein paar neue Ansätze.
Duracellhaeschen
Beiträge: 25
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Re: Co-Depression

Beitrag von Duracellhaeschen »

Ja das ist auch mein Problem, wie soll man den Partner so lieben? Ich fühle mich oft ungeliebt, nicht mehr begehrenswert und als wenn ich meinem Partner egal wäre. Ich bettel manchmal schon förmlich um Aufmerksamkeit nur kommt selten was zurück, dabei muss ich immer daran denken wie ich mich gefühlt habe als ich Depressionen hatte und mir alles aufn Keks ging. Dann versuche ich mich zu bremsen aus Angst er könnte irgendwann genug von mir habe und mich verlassen, andererseits möchte man in dieser Situation auch nicht alleine gelassen werden und so ist es ein ganz schmales Brett auf dem man läuft nie wissend was in diesem Augenblick gerade richtig oder falsch ist. Ich weiß nur manchmal nicht wie lange diese Situation für mich tragbar ist, denn wollen wir alle denn nicht einfach nur glücklich sein?
Lotti70
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Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

Ja, einfach glücklich sein. Durchs Leben tanzen, Freude haben, die gemeinsame Zeit nutzen. Als “Nicht-Betroffener” fragst du dich jeden Tag, was ist so schwer daran, wenn man sich gerne hat?
Je älter ich werde, desto häufiger frage ich mich ob ich dieses gemeinsame Leben mit den langen dunklen Phasen weiter leben möchte, oder ob es besser ist alleine und ohne Co-Depression zu leben.Wird es mit zunehmendem Alter schlimmer oder ist meine Wahrnehmung eine andere?
Je länger sich mein Partner im “Paralleluniversum “ aufhält, desto mehr habe ich das Gefühl, dass mir die ganze Beziehung entgleitet.
Das frustriert mich sehr. Ich möchte Spaß haben, das Leben spüren, glücklich sein.
Goldfisch16
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Re: Co-Depression

Beitrag von Goldfisch16 »

GuMo,

@ Lotti70: genau so erlebe und empfinde ich es auch; es könnten meine Zeilen sein.
Auch ich habe das Gefühl, ständig um Zuneigung, Empathie und Aufmerksamkeit "betteln" zu müssen - und dennoch kommt viel zu wenig oder auch gar nichts zurück....

Auch ich stelle mir immer wieder die Frage, ob es das ist, was ich mir von unserer Partnerschaft gewünscht habe, ob und wie lange ich dies überhaupt noch so will....

Was ich gerne noch in diesem Forum fragen möchte: Wie ist das bei Euch mit Gesprächen mit eurem Partner, könnt ihr diese überhaupt führen? Hierbei meine ich nicht Gespräche übers Alltagsgeschehen, banale Dinge usw. Wie reagiert euer Partner, wenn es tiefer geht, die Partnerschaft und Gefühlsebene betrifft, das eigene Empfinden und Erleben der Zweisamkeit, das Ausdrücken von Gefühlen für den anderen? Das genau ist es, was ich so unendlich vermisse. Immer wieder muss ich erleben, dass dies einfach nicht möglich ist, er abblockt und oftmals sogar aggressiv darauf reagiert.....

In seinen Episoden sind selbst Nichtigkeiten und winzige Kleinigkeiten der Auseinandersetzung "riesengroß" und lassen ihn an unserer Partnerschaft zweifeln; seine Sicht auf die Situation ist immer "schwarz".....

Wenn er dann aus seinem "schwarzen Loch" wieder empor kommt, erhellt sich alles. Er ist dann wieder der Mensch, in den ich mich vor vier Jahren verliebt habe, ist umgänglich, liebenswert und zugewandt. Doch leider halten diese guten Phasen nicht lange an; meist handelt es sich um zwei Wochen und dann gleitet er wieder ab.....

LG an alle
Lotti70
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Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

@Golfisch
auch ich kenne es zu genüge, dass ich keine Wertschätzung erhalten bzw alles sofort in Frage gestellt wird. Im Grunde ist keine Auseinandersetzung möglich ohne dass die Partnerschaft angezweifelt wird. Natürlich habe ich in solchen Situationen immer zu wenig Verständnis für das “schwarze Loch” in dem er sich befindet.
Eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist überhaupt nicht mehr möglich.
Über Gefühle sprechen ....undenkbar. Er fühlt nix, sagt er.
Manchmal könnte ich total ausflippen . Wenn’s mir mal schlecht geht und ich eine starke Schulter zum Anlehnen brauche kommen Sätze wie:” Ich kann dir das nicht geben, wie hast das den früher gemacht, als es mich noch nicht gab?”

Welche Frau möchte sowas hören?
Hier kämpfen bei mir Engel und Teufel miteinander.
Teufel: warum tust du dir das an? Es ist seine Krankheit, nicht deine.
Lauf und lebe ....alleine aber lebe.
Engel: ihm geht es nicht gut, kannst ihn nicht hängen lassen . Er
hat sich den Sch... nicht ausgesucht...eigentlich ist er ja ganz anders...

Ihr kennt das sicher auch alle.
Trotzdem vertrete ich die Meinung, man kann nicht alles auf die Depression schieben.
Ein liebes Wort, ein Danke oder eine Umarmung sollte auch im Tief drin sein.
Es tut gut, sich hier alles mal von der Seele zu schreiben.
Es tut gut zu wissen, es lesen Menschen, die mich verstehen.
Danke dafür.
Duracellhaeschen
Beiträge: 25
Registriert: 16. Feb 2020, 10:34

Re: Co-Depression

Beitrag von Duracellhaeschen »

Über Gefühle sprechen, das wäre toll dann könnte man sich besser darauf einstellen. Aber in der Regel ist sprechen über solche Dinge nicht möglich, da muss mein Partner schon einen guten Tag haben. Eine starke Schulter zum anlehnen hätte ich auch gerne, klar an guten Tagen kommt er tatsächlich auch mal an und fragt was ich habe wenn es mir schlecht geht, aber in der Regel werde ich einfach ignoriert sogar wenn ich weine. Da streiten sich wirklich Engel und Teufel nur mag ich die Hoffnung nicht aufgeben das er irgendwann wieder nur mein Traummann und nicht auch noch mein Alptraummann ist. Ich denke immer das ich es ja auch aus den Depressionen raus geschafft habe, aber wer gibt einem die Garantie dafür das es bei anderen auch einfach so funktioniert oder ob man als Angehöriger nicht irgendwann daran kaputt geht?
Lotti70
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Registriert: 31. Mär 2020, 20:03

Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

Guten Morgen ihr Lieben,

es ist Frühling und die Sonne scheint. Das erste positive des Tages.
@Duracellhäsche: ich bin voll bei dir, was den Alptraummann betrifft.
Wir lernen den aufmerksamen liebevollen Mann kennen, dann kommt die Depression und zurück bleibt ein Mensch dem wir gerne alle Liebe geben möchten, der sich selbst, bzw unsere positive Motivation mit ihm diese Zeit zu bewältigen völlig aus den Augen verloren hat.
Was mich irritiert ist ,dass die Aufmerksamkeit für das Handy kein Problem ist, die Aufmerksamkeit für die Partnerin Druck darstellt.
Ich habe beschlossen nicht mehr der Sklave seiner Krankheit zu sein.
Bin selbst gespannt wie es sich entwickelt. Wenn ich etwas unternehmen möchte werde ich das tun. Wenn ich Freunde einladen möchte auch..,( Freunde hab ich lange nicht eingeladen, weil es mir irgendwie auch unangenehm war, einen unrasierten, in Jogginghose rumliegenden , am Handy spielenden Freund zu haben).
Ich weiß, das klingt egoistisch und so , als würde ich nicht zu ihm stehen. INein im Gegenteil ich mache das jetzt über Monate /Jahre mit und jetzt bin ich an dem Punkt wo “Verständnis “ einfach mal ausverkauft ist. Ich muss nach mir schauen, sonst geh ich kaputt.
Wir alle brauchen Menschen die uns Wertschätzen.
Wir als Angehörige sind nicht verpflichtet uns tagein tagaus mit dem Thema Depression auseinanderzusetzen. Wir haben ein Recht auf Spaß auch wenn der Partner krank ist. SEINE KRANKHEIT!!!
Ich wünsche euch einen tollen sonnigen Tag .
LG
Duracellhaeschen
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Registriert: 16. Feb 2020, 10:34

Re: Co-Depression

Beitrag von Duracellhaeschen »

Halli Hallo

@Lotti70 du hast Recht, wir müssen nach uns schauen. Meine Angst ist nur das man sich dann irgendwann auseinander lebt oder jemand kommt der einem die Aufmerksamkeit und Wertschätzung gibt die einem immer wieder fehlt. Ich wüsste nicht was ich dann tun würde, zumal ich meinen Partner erst ein Jahr kenne und nur 2 Monate diesen super aufmerksamen und mir zugewandten Menschen hatte. Dann kam die Depressionen wieder und ich war am Boden zerstört. Ich würde ihm niemals fremd gehen, aber man fragt sich schon manchmal ob es nicht besser mit jemand anderem wäre? Nur wer weiß was der dann so mit sich bringt? Bleibt nur hoffen und sich mit etwas anderen als seiner Beziehung beschäftigen, entweder es wird oder eben nicht. Gehen wir einfach raus, haben Spaß und feiern uns selbst. Wir haben es verdient
Goldfisch16
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Registriert: 18. Feb 2020, 14:19

Re: Co-Depression

Beitrag von Goldfisch16 »

@Duracellhäschen
@Lotti70:

Bin immer wieder erstaunt, wie sich doch unsere Geschichten ähneln und mir tut es unendlich gut, mich mit Euch austauschen zu dürfen.

Bei uns war es so, dass im ersten Jahr unseres Kennenlernens (er zog bereits nach zwei Monaten zu mir) er überhaupt keinerlei Symptome einer Depression aufwies; ich habe wirklich absolut nichts an seinem Verhalten bemerkt - was für mich heute noch rätselhaft bleibt.... Es gab in dieser Zeit lediglich einen Situation, wo er (für mich jedenfalls) unverhältnismäßig schroff reagiert hat. Ich kam eines Abends vom Dienst recht spät nach Hause, weil ich noch einen Arzttermin hatte, den ich ihm aber mitgeteilt habe. Darüber war er ziemlich erbost und hat sich mir gegenüber völlig beleidigt (würde fast sagen: zickig) verhalten, was mich auch wenig verwunderte....Das blieb aber zumindest in diesem ersten Jahr das einzige Mal!

Erst beim Umzug ins Haus gingen die Probleme los; wir mussten noch viele Dinge, die das Haus anbelangten, absprechen und das war nicht einfach mit ihm. Er akzeptierte einfach keine andere Meinung; ein konstruktiver Austausch war äußerst schwierig bis gar nicht möglich. Und so steigerte es sich allmählich von Streit zu Streit bis hin zur Eskalation.
Diese heftigen Streits entstanden leider immer wieder auch in unseren Urlauben; vor zwei Jahren hat er mich nach der ersten Nacht im fremden Hotel einfach "verlassen" und den nächsten Flieger nach Hause genommen. Habe dann allerdings nach reiflicher Überlegung entschieden, dass ich die restliche Woche dort vor Ort bleibe, um mir meinen Urlaub zu gönnen und mich zu entspannen - wofür er eigentlich ja auch gedacht war.

Was den "Alptraummann" angeht: Für mich ist es ganz klar, dass ich, sollte unsere Beziehung irgendwann und irgendwie nicht mehr tragbar sein, keine weitere und erneute Partnerschaft eingehen werde - dann bin ich sozusagen mit dem Thema "durch".....

Wünsche allen ein schönes und entspanntes Wochenende
und LG
Waldkauz
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Registriert: 29. Mär 2020, 16:06

Re: Co-Depression

Beitrag von Waldkauz »

Ich Sitze im selben Boot. Habe mich bewusst entschieden an der Beziehung fest zu halten. Wir sind 25Jahre zusammen. Ein ewiges auf und ab. Das Verständnis für die Erkrankung und dem damit verbundenen Verhalten ist zwar gewachsen. Trotzdem ist es so schwer dran zu bleiben. Immer wieder nicht jedes Wort persönlich nehmen, gerade wenn es sehr aggressiv und ablehnend klingt. Immer wieder. Was genau ist meine Verantwortung?
Sorge macht mir die belastete Beziehung zu den Kindern. 16 und 21. Ich sorge zwar gut für mich und fühl mich trotz dem schlecht. Emotionale Achterbahn. Und gerade in dieser (Corona) Zeit mit Doppel Looping.
FrequentFlyer
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Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Co-Depression

Beitrag von FrequentFlyer »

Goldfisch16 hat geschrieben:
Was den "Alptraummann" angeht: Für mich ist es ganz klar, dass ich, sollte unsere Beziehung irgendwann und irgendwie nicht mehr tragbar sein, keine weitere und erneute Partnerschaft eingehen werde - dann bin ich sozusagen mit dem Thema "durch".....
Hallo ihr Lieben!

@Goldfisch16: Ich befürchte dieses Thema wird nie „durch“ sein – es wird uns bis in die letzten Stunden begleiten – man kann es einfach nicht ausschwitzen ;-)


Ich benutze den Begriff der Co-Depression völlig anders – etwa so wie der Begriff des Co-Alkoholikers. Es geht nicht darum wie sehr unser Partner uns runter zieht mit ihrer Depression, sondern inwieweit wir mit unserem Verhalten der Krankheit dienen, behilflich sind, verheimlichen, auffangen. Es ist nicht unsere Krankheit und wir sind nicht der Therapeut unserer Partner. Depressionen sind nicht unser Päckchen, sondern das Päckchen das unsere Partner tragen müssen. Ich glaube darüber sollten wir Angehörige uns immer im klaren sein. Liebe lässt keine Knochen zusammen wachsen, heilt keine Depressionen. Es hat in meinem Fall lange gedauert bis ich dieses gesehen habe. Immer wieder habe ich mich einwickeln lassen. Ein Kennzeichen der Krankheit meiner Freundin ist, dass sie sich selbst nach einem Suizidversuch als geheilt ansieht. Sie hat eine Therapie gemacht und damit ist das Thema für sie beendet. Allerdings gibt es bei ihr immer wieder abgegrenzte depressive Episoden mit all den typischen Symptomen. Derzeit steckt sie mal wieder in solch einer Episode. Und da ich sie ja mittlerweile schon lange und gut kenne, habe ich die vorausgehende Aura schon spüren können – über Nacht wird wirklich alles auf die Zukunft gerichtete einen negativen Ausgang haben. Dann dauert es noch ein paar Tage und dann wird auch die Beziehung unter dem Aspekt gesehen, das dies nicht gut gehen kann. Und ich habe in letzter Zeit dann immer eine Grenze gezogen – lass mich in Ruhe damit. Gerne warte ich auf der anderen Seite des Tunnels, bin aber im Tunnel nicht für sie da. Das mag vielleicht nicht wirklich gefühlvoll klingen – aber es hilft mir jetzt schon das zweite mal gut durch diese Zeit zu kommen. Und mag sein das ich mir das auch einrede – aber ihr hilft es auch. Sie kann sich ohne Rücksicht auf mich, ohne sich bedrängt zu fühlen, aus dem Loch befreien und wir beide freuen uns wenn sie wieder raus ist – hoffentlich. Eine Garantie gibt es hier auch nicht.

Ich habe das weiter oben erwähnte Bild vor mir, von einem Partner der auf dem Sofa sitzt und nur in sein Handy starrt – ich kenne dieses Bild von meiner Freundin, die allerdings kein Handy in der Hand hat, sondern einfach nur die Wand gegenüber anstarrt. Aus Erfahrung weiß ich, dass man stundenlang auf diese Person einreden kann, mit wirklich guten Argumenten... die Reaktion wird maximal ein Schulterzucken sein. Ich lasse es mittlerweile. Meine Freundin ist 52 Jahre alt und wenn sie für sich das anstarren einen Wand gut findet, dann ist das eben so. Ich werde mich bestimmt nicht daneben setzen und ich werde bestimmt nicht mehr dagegen reden.

Ich habe in diesem Thread auch einiges über Empathie gelesen. Dazu möchte ich nur folgendes sagen, da meiner Meinung nach viele Menschen Empathie völlig falsch verstehen. Empathie ist nicht die Eigenschaft die Emotionen anderer mitzufühlen, sondern nachvollziehen zu können und entsprechend reagieren zu können. Wenn jemand trauert beispielsweise, nicht einfach mit zu trauern, sondern angemessen auf den Trauernden zu reagieren. Wenn ich empathisch auf meine Freundin während einer Episode reagiere, dann heißt dies nicht, mich mit runter ziehen zu lassen, sondern das tun was sie in solch einer Situation eigentlich immer möchte: In Ruhe gelassen werden.
In meinen Augen wird ganz oft der Fehler gemacht, seine eigene emotionale Welt auf einen Anderen zu übertragen. Das ist aber nicht empathisch, das ist teilweise übergriffig. Also, meine Freundin auf dem Sofa die Wand anstarrend, ist aus ihrer Sicht „glücklich“. Ich kann es rational nicht verstehen, empathisch kann ich es erfassen und lass sie halt in Ruhe.

LG
Lotti70
Beiträge: 8
Registriert: 31. Mär 2020, 20:03

Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

@frequentflyer
Ich finde deinen Blickwinkel wirklich gut. Und bin dabei auch in diese Richtung zu gehen. Wie gehst du mit Enttäuschung ,Zurückweisung und Wut um? Kannst du das immer im Griff behalten?
lg
Anxiety-Eye
Beiträge: 1
Registriert: 29. Mär 2020, 22:38

Re: Co-Depression

Beitrag von Anxiety-Eye »

Hallo ihr Lieben,

Ohne dass ich euch kenne, habt ihr mir in den letzten Tagen soooo viel gegeben. Dafür möchte ich euch danke sagen. Ich dachte, ich bin alleine auf der Welt.
Ich dachte, ich sei die einzige , die abgelehnt wird.
Ich dachte, ich sei die Einzige, die immer an allem Schuld ist
Ich dachte, ich sei die Einzige die offenbar aus tiefstem Herzen von ihrem Mann gehasst wird
Ich dachte, ich sei die Einzige, die wertlos ist.

Und auf einmal sehe ich: hey! Vielleicht liegt es tatsächlich nicht an mir! Es gibt ja andere, die genauso abgelehnt werden von ihrem Partner, obwohl sie mal einen wundervollen Menschen an ihrer Seite hatten.
Ich habe viele Freunde und Bekannte, aber mit niemanden kann ich reden, weil ich sonst das Gefühl habe, ich würde ihn verraten und hintergehen.
Freunde, die nie mit Depressionen in Berührung kamen, können es halt nicht nachvollziehen...

Mittlerweile habe ich mich selber in psychologische Behandlung begeben. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich mal war. Es vergeht kein Tag ohne Tränen, Seit vielen Monaten.

Ich wollte einfach nur mal Danke sagen, dass ihr von euren Empfindungen geschrieben habt, es ist mir eine große Hilfe. Ich würde mich freuen, wenn wir uns weiterhin etwas austauschen können, alleine mit der Therapie schaffe ich es nicht !

Ganz viele Grüße , haltet durch
Lotti70
Beiträge: 8
Registriert: 31. Mär 2020, 20:03

Re: Co-Depression

Beitrag von Lotti70 »

Guten Morgen,
auch ich bin sehr dankbar, euch für den Austausch hier zu sein.
Ich habe ein bisschen Angst vor dem langen Osterwochenende.
Wie geht ihr damit um, wenn man sich irgendwie gar nicht ausklinken kann?
LG
Goldfisch16
Beiträge: 5
Registriert: 18. Feb 2020, 14:19

Re: Co-Depression

Beitrag von Goldfisch16 »

Hallo Ihr Lieben,
@Lotti70:

dies bereitet mir in der Tat auch einige Sorgen. Allerdings bin ich ab heute für zwei Wochen wieder im Büro; man geht sich zumindest tagsüber erstmal aus dem Weg. Aber auch die Zeit des Homeoffice verlief, zumindest in großen Teilen - recht unproblematisch. Anfangs war es sogar überaus harmonisch; dies änderte sich dann leider allmählich in der zweiten Woche.

Mittlerweile ist auch er wieder in seinem "Tunnel" - nur mit anderer Ausprägung als sonst üblich. Normale Gespräche sind möglich, nur Zuwendung und körperliche Nähe fehlen absolut und lässt er nicht zu.
Trotz allem bin ich zuversichtlich, dass wir Ostern eine gute Zeit verbringen werden - es gibt sehr viel in unserem noch nicht fertig gestellten Garten zu tun und so ist er zumindest ein Stück weit beschäftigt. Für Zeiten schlechten Wetters (die Ostertage sind leider regnerisch vorhergesagt) habe ich noch einen Plan B, der sich dann hoffentlich einsetzen lässt....
Ansonsten schaue ich auf mich, gehe joggen, lese viel und räume Dinge auf, zu denen ich sonst nicht komme.....

Euch allen wünsche ich frohe und harmonische Ostertage
mit lieben Grüßen
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Co-Depression

Beitrag von FrequentFlyer »

Lotti70 hat geschrieben:@frequentflyer
Wie gehst du mit Enttäuschung ,Zurückweisung und Wut um? Kannst du das immer im Griff behalten?
lg
Hi Lotti70!

Ach, so einfach ist das auch nicht. Wobei ich schon das Gefühl habe das es immer besser wird. Einfach aus Erfahrung heraus das es immer wieder gut gegangen ist und da ihr Krankheitsbild dadurch gekennzeichnet ist, dass es sehr in sich abgeschlossene Episoden sind. Die haben einfach eine Ende. Das macht vieles leichter. Und, was es wahrscheinlich auch noch leichter macht ist, dass wir getrennt leben, keine gemeinsamen Kinder haben und es keinerlei Abhängigkeiten zwischen uns gibt. Während ihrer Episoden sehe ich mich als Single. So auch derzeit. Wir haben im Moment Kontakt, aber es ist keine Nähe vorhanden. Die aktuelle Corona Krise hat darauf durchaus einen Einfluss – im positiven übrigens. Das wir uns derzeit nicht sehen können, kann wunderbar von ihr mit der Vorsicht vor gegenseitiger Ansteckung begründet werden. Die Beziehung kann derzeit sozusagen auf Eis gelegt werden ohne das es einer emotionalen Begründung braucht – praktisch.

Also, die Gefühle von Enttäuschung, Zurückweisung und Wut kenne ich mittlerweile eher weniger. Es ist eher so ein Gefühl von: Oh Mann, nicht schon wieder.
Vielleicht spielt aber auch eine große Rolle bei mir wie ich Beziehungen überhaupt sehe. Letztlich glaube ich schon das jeder für sich selbst verantwortlich ist und diese muss man auch wahrnehmen. Beruflich zum Beispiel sieht es bei mir derzeit total mau aus. Es kann sein, dass ich letzte Woche meinen letzten Flug durchgeführt habe. Ohne Blumen am Ende, denn die äußeren Umstände waren schon komisch genug. Meine Erwartungshaltung an eine Partnerin in solch einer Situation ist bei mir auch relativ gering – was soll sie schon ändern können? Jede andere Partnerin hätte auch eigene Probleme derzeit. Und meine Probleme sind eher gering denn ich bin abgesichert.
Andersherum: Wenn ich Paare sehe, die in den gleichen Funktionsjacken herumlaufen.... uff, niemals möchte ich so enden ;-) Eine Partnerin möchte ich nie als ein Teil von mir sehen – das wird langweilig.

LG
Grüne_Palme
Beiträge: 11
Registriert: 18. Mär 2020, 19:01

Re: Co-Depression

Beitrag von Grüne_Palme »

Hallo zusammen,

Der Beitrag ist zwar schon was älter aber ich hoffe es liest trotzdem noch jemand! Ich wollte mich auch vorab einmal kurz bedanken für eure Offenheit - wie schon so oft geäußert wurde tut es einfach so gut zu lesen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist.

Ich wurde gestern von meinem Freund verlassen. Wir kennen uns jetzt knapp 2 Jahre und ich wusste von Beginn an, dass er mit sich selbst zu kämpfen hat. Das hat mich aber nicht abgeschreckt, weil ich mich tatsächlich einfach bedingungslos in ihn verliebt habe! Das ist ein Gefühl, was immer noch anhält, weil er für mich der tollste Mensch der Welt ist.
Er weiß, dass er depressiv ist aber er will sich nicht helfen lassen. Bisher hat er sich in seinen schlechten Phasen immer zurückgezogen und entweder ausreden erfunden weshalb wir uns nicht sehen können (Kopfschmerzen, etc) oder er hat gesagt er hat schlechte Laune, er ist wütend auf die Welt und er will es nicht an mir auslassen.
Immer wenn wir uns allerdings gesehen haben war alles so schön - wir haben gemeinsam Pläne gemacht, wollten zusammen ziehen und einfach zusammen das Leben genießen.
Seit einigen Wochen hat er sich dann aber öfter zurück gezogen und mich auch viel weniger an sich herangelassen. Bis er mir dann sagte, dass er nicht glücklich ist. Er sei lieber alleine und merkt wie mich das belastet.
Ich habe es immer respektiert wenn er Rückzug brauchte..
Gestern allerdings habe ich mich gefühlt als hätte ich mit einem Menschen gesprochen den ich gar nicht kenne. Er war so eisig kalt mir gegenüber, das habe ich so noch nie an ihm gesehen. Er sagte er fühlt nichts, er kann nichts fühlen und alles ist ihm gleichgültig. Genau so "fühlt" er für mich. Er hat mich quasi als dumm und naiv dargestellt dass ich geduldig darauf warten würde, dass er mir meine Gefühle erwidern könnte.
Nun, es mag ja auch einfach sein, dass seine Gefühle nachgelassen haben oder sich nicht so entwickeln konnten wie meine - das kommt ja auch in normalen Beziehungen ganz einfach vor. Aber ich kann euch nicht sagen, wie es mich gestern aus der Fassung gebracht hat diesen Mensch vor mir zu sehen, den ich nicht wiedererkannt habe..
Ich habe jeden einzelnen Beitrag gelesen und habe so gut wie in jedem davon meinen Freund (Ex Freund :-() wiedererkannt.

Ich bin jetzt so rastlos, am Boden zerstört, weil er nicht nachvollziehen kann wieso ich ihn bedingungslos liebe, und weil er mir gestern so gegenüber getreten ist. Ich kann nicht wahrhaben dass es vorbei sein soll und habe die ganze Zeit die Befürchtung, dass es nur aus seiner Depression heraus passiert ist..

Was soll ich tun? Gut zureden bringt bei ihm auch nichts, die Erfahrung hatten von euch auch einige gemacht.. Er findet 100 Argumente die dagegen sprechen.

So blöd und vermutlich tatsächlich naiv sich das anhört. Ich bin nicht bereit ihn aufzugeben und ich will trotzdem dass er weiß dass ich für ihn da bin. Auch wenn er mir gestern sagte ich sei ihm egal.

Fällt es mir einfach nur so schwer es wahrzuhabdn dass ich ihm möglicherweise tatsächlich egal bin? Oder ist es möglich dass er eventuell nicht ganz bei sich war?

Ich würde mich über eine Antwort freuen, evtl war schon einmal jemand in einer ähnlichen Situation!

LG M
Lucien
Beiträge: 50
Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Co-Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo Grüne_Palme,

mein Freund ist vor ein paar Wochen kommentarlos abgetaucht. Gerechnet hatte ich damit schon länger, da er sich in den letzten Monaten aufgrund von körperlichen Beschwerden (müde, Kopfweh, Magen, Schlafstörungen etc.) immer mehr zurückgezogen hat. Von einem Tag auf den anderen war er dann einfach „weg“, er wollte mir eigentlich noch sagen, wann wir uns in den nächsten Tagen treffen wollen, aber er hat sich dann nicht gemeldet. Es gab keinen Streit oder ähnliches. Allerdings auch keine kurze Erklärung oder eine Trennung wie von deinem Freund. Auch wenn man das kommentarlose Abtauchen natürlich auch als eine Trennung werten könnte.

Vielleicht hat er sich kommentarlos aus der Beziehung herausgeschlichen, weil er es auf einmal doch nicht mehr so schön fand, wie er immer gesagt hat, vielleicht hat er auch ein Problem. In den letzten Wochen vermutete ich eher zweiteres. Aber wissen tue ich es nicht, es gibt meines Wissens nach auch keine Diagnose, bzw. wenn, dann hat er es mir nicht gesagt.

Wir haben seitdem nur noch sporadisch sowas wie „Kontakt“ über whatsapp. So „zwei Wort“ Botschaften halt. Die Aktion vor ein paar Wochen habe ich nicht weiter kommentiert. Sicherlich hätte ich von ihm eine Stellungnahme einfordern können, aber ich habe da für mich persönlich keinen besonderen Mehrwert gesehen. Wenn er die Beziehung nicht mehr will, wird er mir vielleicht irgendwas erzählen, was ich glauben kann oder nicht und wenn er ein Problem hat, wird er mir wahrscheinlich zum derzeitigen Zeitpunkt keine Erklärung geben können, sonst hätte er es wohl gemacht. Sonst konnten wir auch immer gut miteinander reden. Im Moment sieht es so aus, als wenn er nicht reden will (oder eventuell auch nicht kann?), und so schweige ich einerseits mit ihm, lebe aber auf der anderen Seite mein Leben weiter.

Wie du siehst, Ich mache also in dieser Situation nicht viel. Wenn er sich mal meldet, bekommt er eine Antwort, hin und wieder schicke ich ihm eine kurze Nachricht. Aus seinen Nachrichten geht nicht hervor, dass er derzeit mehr Kontakt mit mir möchte, aber ganz lassen kann er es irgendwie auch nicht und so passe mich dem an. Von meiner Seite aus besteht die Bereitschaft, mit ihm darüber zu reden, aber aufdrängen tue ich mich ihm nicht, weil es meiner Meinung nach nichts bringen würde.

LG
Grüne_Palme
Beiträge: 11
Registriert: 18. Mär 2020, 19:01

Re: Co-Depression

Beitrag von Grüne_Palme »

Hallo Lucien,

vielen Dank für deine Antwort. Das hört sich bei dir nach einer schwierigen Situation an und ich bewundere dich, dass du einen Weg gefunden hast damit umzugehen. So weit bin ich leider noch nicht..

Bei uns war es aber auch nie so schlimm, dass er einfach abgetaucht ist. Er hatte mir wie gesagt immer eine Ausrede geliefert und nach einer Woche maximal ging es dann auch wieder. Er hatte eine sehr schwierige Kindheit und hat mir dann wenn wir uns gesehen haben offenbart wie manches ihn manchmal 'triggert' und er einfach wütend ist und einen Hass entwickelt und in solchen Momenten einfach auch mit sich selbst absolut nicht im Reinen ist und lieber alleine ist. Ich habe immer zugehört und er war dafür sehr dankbar - hat mir oft gesagt, wie froh er ist mich zu haben und dass ich die erste bin, der er jemals solche persönlichen Dinge erzählt.
Daher passt für mich einfach einiges nicht zusammen und ich versuche die ganze Zeit für mich eine Erklärung zu finden, wieso er mich nun so extrem von sich stößt, obwohl ich eigentlich das einzige war was ihm wirklich viel bedeutet hat. :(

Vorgestern in unserem Gespräch war er so düster und so kalt, so habe ich ihn noch nie gesehen - als hätte ich eine fremde Person vor mir.. Ich war von allem was er mir gestern an den Kopf geworfen habe so wütend und verletzt, dass ich ihn am Ende unseres Spaziergangs wortwörtlich im Regen stehen lassen habe.. :( Er schrieb mir dann abends und sagte er würde trotzdem weiterhin Kontakt mit mir wollen. Ich weiß gerade einfach gar nicht wie mir geschieht, weil ich vorgestern aus allen Wolken gefallen bin. Alles was er mir in dem Gespräch gesagt hat, passte gar nicht mit dem zusammen, wie er mir sonst gegenüber war. Dh. ich weiß und wusste immer, dass er eine andere Seite an sich hat, aber er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass er das mit mir zusammen ein Stück weit hinter sich lassen kann - als würde ich sein Leben aufhellen, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.

Ich vermisse ihn jetzt schon so sehr und frage mich die ganze Zeit was er wohl macht und ob es ihm wirklich alles so gleichgültig ist wie er sagte .. oder ob er sich gerade einfach in seinem persönlichen Gewitter befindet und das auch wieder vorüberzieht?
Der Starke
Beiträge: 2
Registriert: 16. Dez 2019, 10:09

Re: Co-Depression

Beitrag von Der Starke »

Ich habe nun 18 Monate gegen diese von Euch beschriebene Kälte, Ablehnung, Gefühlslosigkeit gekämpft. Meine Frau hat seit letzter Woche einen neuen Job und ist seit der Kündigung der alten Arbeitsstelle ein neuer Mensch. Die Gefühle, die Nähe, die Liebe sind wieder da. Es fühlt sich für mich irgendwie nicht real an. Es ist verrückt und kaum zu verstehen, was eine psychische Erkrankung anrichten kann. Wir hatten gestern Hochzeitstag und haben einen wunderschönen Tag zusammen verbracht. Vor ein paar Wochen völlig undenkbar.
Lucien
Beiträge: 50
Registriert: 5. Dez 2019, 10:43

Re: Co-Depression

Beitrag von Lucien »

Hallo Grüne_Palme,

das mit den "Ausreden" hatten wir vorher auch. Wobei ich nicht denke, dass es Ausreden waren, sondern es ihm schon tatsächlich nicht gut gegangen ist. Daher hatte ich das eher als Begründungen empfunden, warum er sich nicht, oder nur kurz treffen wollte. Beim letzten Telefonat wußte ich dann, dass es das jetzt war. Er klang da so seltsam, dass ich mir klar war, dass jetzt Schicht im Schacht ist und hatte beschlossen, dass ich es für den Fall, dass meine Ahnung eintritt, dann auch gut sein lasse und nicht darauf rumreiten werde. Er hat halt nicht ausdrücklich Schluss gemacht wie dein Freund, das ist wohl der Unterschied. Aber im Ergebnis das gleiche.

Weißt du, es ist jetzt so wie es ist. Ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es mir noch so sehr wünsche. Also muss ich es akzeptieren oder mich selber aus der Gleichung nehmen, wenn ich das nicht will oder kann. Viele Antworten auf deine Fragen wird dir erst die Zeit geben. Du kannst warten (mit ungewissem Ausgang) oder dich neu orientieren. Entscheiden musst du letzten Endes für dich und dein Leben. Was dir gut tut. Es darf nicht das Ergebnis sein, das am Ende dein Leben dahin geht und du krank wirst.

LG
halo1621
Beiträge: 19
Registriert: 15. Sep 2023, 19:26

Re: Co-Depression

Beitrag von halo1621 »

Wow, ich bin erstaunt, wie sehr sich Menschen mit dieser Krankheit ähneln...
Vielen Dank für eure Geschichten und Gedanken.
Wie oft dachte ich, dass es an mir liegt, dass er sich so verhält, mittlerweile weiß ich, dass es einfach nur an ihm bzw der Krankheit liegt.
Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt, das hilft mir in meiner Trauer und Wut.
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