ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Bellasus
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ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Bellasus »

Hallo, hier gehts weiter

ich hätte ja nie gedacht, dass so viel Resonanz kommt auf dieses Thema und freue mich riesig! Ihr gebt mir das Gefühl, dass ich etwas zu sagen habe und nicht nur dummes Zeug von mir geben, ich kam mir in der Vergangenheit häufig so hohl und leer vor und wußte nichts zu sagen.

Eure letzten Beiträge sind so gehaltvoll, ich versuche mal meine Gedanken dazu zu sortieren:

Erstmal glaube ich auch, dass ich auf einem guten Weg bin, ich kämpfe dafür, MEINEN Weg gehen zu können und nicht den, den andere für gut halten. Meine Therapeutin hat mir gestern auch gesagt, dass sie ein gutes Gefühl hat, und von dieser Meinung mache ich mich nicht abhängig, sondern fühle mich bestätigt und das tut gut. Auch ihr gebt mir sehr viel Auftrieb, ich bin erstaunt, was ihr aus meinem Geschreibsel herauslest, solche Rückmeldungen habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht bekommen, und es tut mir unendlich gut - Danke, besonders Lee, Annette, Emily, ach einfach alle!

Antworten, Rückmeldungen, Resonanz bekommen bzw. Schweigen - der Mensch kann sprechen, und das will er auch. Und wenn man etwas zu jemandem sagt, möchte man natürlich zumindest wissen, ob es angekommen ist. Mein Ex hat oft gar nicht reagiert, wenn ich etwas gesagt habe. Da er schwerhörig ist, habe ich dann nachgefrat, ob er es gehört hat, und er wurde unwirsch - ich habe mich nicht respektiert gefühlt. Totschweigen - indem man wichtige Dinge nicht ausspricht, bekommen sie Macht, sie bohren im Unbewußten (das ist in meiner Familie ja mit dem Suizid meines Vaters geschehen), wegschweigen geht nicht. Nicht umsonst ist Isolierhaft so unerträglich, es macht den Menschen kaputt.

Trotzdem ist es ein Unterschied, wie man mit dem Schweigen des Gegenübers umgeht: Eine gesunde Reaktion ist es wahrscheinlich, nachzuhaken, warum er schweigt, bzw. zu überlegen, was der Grund sein könnte, der bei einem selbst, aber genausogut beim anderen liegen kann. Dann hat der das Problem, nicht man selbst. Dagegen sofort den Grund bei sich zu suchen, gar nicht auf die Idee zu kommen, dass es sowohl völlig harmlose Erklärungen ohne jede "Schuld" gibt oder dass eben der andere ein Problem hat, kommt mir als die typische depressive Reaktion vor. Das Selbstwertgefühl ist kaum noch da, ob nun durch Depri und/oder PS, man fühlt sich dann wirklich allein und verlassen.

Ich will leben - das ist im Moment die Basis für alles. D.h. ich will alles tun, um in ein selbstbestimmtes Leben zu finden, ich will mich nicht mehr in der Krankheit vergraben. Es ist eine Riesenaufgabe, ich versuche sie in viele kleine zu zerlegen (Huhu Susan - step by step). Bei diesen letzten Zeilen beginnt das Zittern sofort wieder, die Angst ist da, und ich hole mir Hilfe dafür, mit ihr umgehen zu lernen. Am größten ist die Angst, dass die Krankenkasse nicht mitspielt, ich weiß dass es nicht gut ausgeht, wenn sie mir Druck machen, bestenfalls gibt es nur böse Rückfälle. Ich hoffe dass sie nicht zu kurzsichtig denken.

Jetzt habe ich mich erstmal ausgepowert und schicke euch die allerherzlichsten Grüße,

Annette




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triste
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von triste »

hallo Annette,

ein gutes Thema, das Schweigen.
Mir geht gerade ein Licht auf beim Lesen Deines threads.
Ich habe Eltern, die schweigen, die den Kontakt abbrechen, wenn Ihnen was nicht passt. Und ich lebte vor Ausbruch meiner D. mit einem Mann zusammen, der nicht mit mir geredet hat. Er hat sich einfach komplett verweigert, wenn es um unangenehme Themen ging.
Ich habe ewig gekämpft um diese Beziehung, daß er mit mir redet, warum und was da schiefläuft: nix, keine Resonanz, völliger Rückzug.
Damals hab´ich das gar nicht so kapiert.
Heute, und auch gerade jetzt nochmal beim Lesen, ist mir klar, daß das ein unheimlich aggressives Verhalten ist.
Wahrscheinlich ist der erste Beweggrund des schweigenden Gegenübers Selbstschutz. Aber wenn jemand die Kommunikation verweigert, dann kann ihm der andere doch auch nichts wert sein, oder?
Ich glaube heute, daß das Verhalten meines Exmannes, neben anderem, zum Ausbruch der D. geführt hat.
Und für mich ist heute auch ganz klar, daß miteinander Reden die Basis für eine Beziehung ist, ob nun Freundschaft oder Liebesbeziehung oder die Beziehung zu sich selbst!

Liebe Grüße,
auch an die schweigende Fraktion

Virginia
susan
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Virginia,

für meine Eltern war Schweigen Ausdruck der Unfähigkeit, sich mit sie betreffenden Konflikten und Problemen auseinanderzusetzen.
Es war wohl auch die Angst davor, die eigenen, verdrängten Gefühle, den eigenen Schmerz zu spüren - also eine Art Selbstschutz.

Schweigen, Nichtbeachtung, war in meiner Familie auch Mittel zur Bestrafung. Wenn man nicht "lieb" war, gab es auch keine Zuwendung. Das tat weh und es führte dazu, dass man die eigenen Bedürfnisse verleugnete und die ersehnte Zuwendung zu bekommen.

Für mich ist es heute noch schwierig, das Schweigen - aus welchem Grund auch immer - zu ertragen. Weil es mich an den Schmerz von damals erinnert, und ich war lange Zeit unfähig, das zu erkennen. Die Erkenntnis allein ist ein erster Schritt, mit dem Schweigen anders umzugehen.

Wie man selbst mit Konflikten umgeht, ob man sie totschweigt oder sich mit ihnen auseinandersetzt hängt viel davon ab, wie das Elternhaus es vorgelebt hat. Ein Umdenken und ein Anders-handeln ist nicht einfach, weil sich im Laufe der Jahre feste Verhaltensstrukturen gebildet haben. Mir ist es ein Trost, das erkannt zu haben, denn nur so kann sich auch etwas ändern.

Liebe Annette,
das "ich will leben" ist eine Entscheidung, die man treffen muss - vorher geht NICHTS. Ja, zum Leben, bedeutet auch, die Schattenseiten zu ertragen. Manchmal frage ich mich, ob ich viele Jahre überhaupt gelebt habe. Jetzt leben zu wollen, heißt für mich, das Leben neu zu definieren, das Wichtige vom Unwichtigen trennen, das Lebens-werte zu finden, die eigenen Grenzen zu erkennen und festzumachen und in erster Linie, mich und meine Gefühle ernst zu nehmen.

Liebe Grüße
Susan


Lee
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Hallo, ihr Lieben!

Was ihr zum Thema Schweigen schreibt, macht mich gerade sehr, sehr nachdenklich. Selbstschutz dachte ich auch - aber das Thema Aggression habe ich nicht damit in Verbindung gebracht. *Grübel, kratz...*

Annette, du gibst uns auch viel. Dadurch, dass wir deine Fortschritte miterleben, werden wir auch motiviert und bekommen das Gefühl, nicht ganz unbedeutend zu sein. Du gibst kein dummes Zeug von dir - ganz im Gegenteil. Zwischendurch immer mal wieder ordentlich Angst und Zweifel zu kriegen, ist doch völlig verständlich. Andere Menschen kriegen die nicht so heftig, weil sie nie über sich und ihr Leben nachdenken. Vielleicht hast du bislang mit Leuten gesprochen, die dich nicht verstehen konnten. (Ich kann dir deine Gedanken allerdings sehr gut nachfühlen, ich dachte ähnlich und lebe richtig auf, seitdem ich gemerkt habe, dass es viele Menschen gibt, die sich auch so den Kopf zerbrechen wie ich. )

Dein Thread hier ist geradezu vorbildlich für ein Selbsthilfeforum, weil du bereit bist, über dich nachzudenken, neue Standpunkte einzunehmen und anderen zuhörst. Ich fühl mich hier sauwohl, weil ein Echo kommt und niemand blockt: Ach, puh, das nützt ja sowieso alles nichts, da komme ich nie wieder heraus oder du spinnst, du lügst, du bist naiv etc. etc. Letzteres kenne ich auch von mir und möchte es ausdrücklich nicht "niedermachen" - es ist nur eben nicht wirklich hilfreich. Dampfablassen muss mal sein, es hilft auch kurzfristig, langfristig zementiert es aber die Depression, wenn nichts Neues nachkommt. Das ist nicht Sinn eines Selbsthilfeforums. Hugh.

Herzliche Grüße an alle
Lee

P.S. Die Krankenkassen sind nicht so mächtig, wie sie tun. Immerhin gehst du zu ihnen als KUNDIN, nicht als Bittstellerin. Die Kliniken haben da so "ihre Mittel" und du selber hast auch Möglichkeiten, die Entscheidungen deiner Kasse zu beeinflussen. Schließlich bekommst du eine Einweisung und bist in Not - darüber kann sich eine Krankenkasse nicht so einfach hinwegsetzen. Du hast Rechte, die von den Gerichten auch anerkannt und dokumentiert sind. Krankenkassen handeln selten mit kaufmännischer Weitsicht, weil sie mit unökonomischen Jahresbudgets arbeiten, das stimmt wohl - aber das ist deren Problem. Wenn deine Kasse wirklich zickt (erstmal abwarten, Annette ), kriegst du hier im Forum, via Internet und über den sozialpsychiatrischen Dienst der Klinik jede Menge Tipps und Unterstützung. Das wollen wir doch erst mal sehen, wer hier wem nicht gewachsen ist!

P.S. Ich hatte heute ein sehr gutes Gespräch mit meinem Psychiater, der sich außer der Reihe viel Zeit genommen hat. Nun sehe ich die Geschichte mit meinem Ex-Therapeuten in einem anderen Licht und es geht mir wesentlich besser. Neue Perspektive: Der blöde Kerl!!! Erstmal ausruhen und Wunde lecken, dann neuer Anlauf, das Leben aufzunehmen!
Lee
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Kleiner Exkurs am Rande:

"Ein Mann, der eine ganze Masse
gezahlt hat in die Krankenkasse,
schickt jetzt die nötigen Papiere,
damit auch sie nun tut das ihre.

Jedoch, er kriegt nach läng'rer Zeit
statt baren Gelds nur den Bescheid:
Nach Paragraphen Ziffer X
bekomme vorerst er noch nix,
weil, siehe Ziffer Ypsilon,
man dies und das gestrichen schon,
so dass er nichts, laut Ziffer Z,
beanzuspruchen weiter hätt.

Hingegen heisst's nach Ziffer 1
dass er vermutlich übersah,
dass alle Kassen, selbst in Nöten,
den Beitrag leider stark erhöhten,
und dass man sich, mit gleichem Schreiben,
gezwungen sah, ihn einzutreiben.

Besagter Mann denkt krankenkässlich
in Zukunft ausgesprochen hässlich"

(E. Roth)
girasol
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von girasol »

Hallo Lee,

dein Satz "Andere Menschen kriegen die nicht so heftig, weil sie nie über sich und ihr Leben nachdenken." hat mich doch ziemlich empört. Es ist nicht ein "Vorrecht" der Depressiven über ihr Leben nachzudenken, vielleicht fangen die anderen ja bloß ein bischen früher an als wir. Ich denke, dass sehr viele Menschen über ihr Leben und ihren Lebensweg nachdenken. Sicherlich sind viele auch einfach mit dem zufrieden, was sie erlebt und erreicht haben. Wenn ich solche Sätze lese, dann fühlt sich das für mich an, dass wir "besser" sind in diesem Punkt im Vergleich zu den"Normalen". Und ich versuche alle Menschen als gleich zu betrachten.

Schönen Tag

Ciao Girasol
Lee
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Schön, dass du so tolerant bist, Elke. Gildet das auch für mich und meine Meinung?

Mit "andere Menschen" meinte ich nicht ALLE anderen Menschen - im Gegensatz zu "den Depressiven" (wer soll das sein?) - sondern "manche, weitere" im Vergleich zu Annettes Situation. Ich kenne Menschen, die zufrieden und glücklich sind und noch keinen Anlass hatten, sich und den Sinn des Lebens infrage zu stellen. Die leben "einfach" (meine beste Freundin z.B.). Und dann gibt es welche, die fallen in ein Loch, wenn sie in Rente gehen. Andere stellen sich und ihren bisherigen Lebensweg in Frage, wenn sie krank werden, wenn ein geliebter Mensch stirbt etc. etc. Und dann gibt es welche, Gesunde und Depressive, die reflektieren immer wieder. Warum auch immer. Und manche tun es eben nicht. Und? Jeder wie er will. Das war nur ein Beispiel. "Bessere Menschen" oder "die richtige Lebensführung" gibt es in meinem Wertesystem auch nicht. Da habe ich mich anscheinend mistverständlich ausgedrückt. Seufz!
girasol
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von girasol »

Hallo Lee,

war vielleicht ein bischen provokativ, aber das ist auch ein Teil des Lebens. Und glaube mir, ich hätte auch versucht darauf leicht sarkastisch zu reagieren. Ich wollte dir nicht wehtun damit und da ich anscheinend doch getan, möchhte ich mich auch bei dir entschuldigen, aber ich finde dieses "wir" und die anderen (nicht in dieser Breite wie du es gerade beschrieben hast) manchmal ein wenig einseitig. Vielleicht verbaut man sich dadurch auch den Kontakt zu anderen. Ich meine einen tieferen Zugang, weil es diese Unterscheidung einfach nicht mehr gibt im Kopf. Hach, ich weiß auch nicht.

Ciao Girasol
Bellasus
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Bellasus »

Liebe Alle,

wir tun uns gegenseitig gut – besser geht es doch gar nicht, oder?

@ Susan:
Seit Monaten höre ich von mehreren Seiten (nicht von meiner Therapeutin Gott sei Dank!), ich solle mich doch endlich für das Leben entscheiden – als ob das so wäre wie sich für eine Käsesorte entscheiden... Ich habe nur geblockt, konnte es nicht mehr hören, dachte die Entscheidung käme automatisch, wenn alles besser wird. JETZT weiß ich dass es wirklich so ist, ich weiß wofür ich das alles tue, vorher kam es mir vor, als sei alles für die Katz.

Bei euch wurde geschwiegen, bei uns gab es Krach, die Fetzen flogen – das Ergebnis ist das gleiche. Eben beim Lesen deines Postings dachte ich, was Eltern doch alles falsch machen können, mit wie viel Unfähigkeit Kinder erzogen werden, wie hilflos sich Eltern fühlen müssen, und mit welchen Wunden die Kinder ihr Leben bewältigen müssen. Das macht mich unendlich traurig. Warum funktionieren die Instinkte beim Menschen nicht mehr, dass er seinen Kindern hilft, lebensfähige Wesen zu werden? Irgendwann in der Evolution ist das wohl verlorengegangen.

@ Lee, Virginia:
Schweigen als Bestrafung ist sehr wirksam und eine subtile Form von Aggression. Mehr kann ich dazu jetzt gerade nicht denken.

Was die Krankenkasse angeht – ich wollte doch nicht mehr über ungelegte Eier grübeln! tu ich jetzt auch nicht mehr! Eugen Roth ist herrlich...

Lee, magst du uns erzählen, wie der Psychiater die Geschichte einordnet? Auf jeden Fall scheint er dir Druck genommen zu haben. Bist du eigentlich auf der Suche nach einem anderen Thera?

Morgen habe ich einen langen Tag, deshalb will ich jetzt langsam mal in die Heia.

Erholsame Nachtruhe und liebe Grüße
Annette

P.S. Habe offline geschrieben, die letzten Postings lasse ich mal außen vor.




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- Betroffene für Betroffene -
Thuja
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Thuja »

Liebe Annette!

Schön, daß man jetzt nicht mehr so lang laden muß, danke!
Das Eugen-Roth-Gedicht ist wirklich herrlich! Vor allem wenn man bedenkt, daß zwischen der Zeit, als er es schrieb, und heute, doch ein paar Jährchen liegen...
Als ich eben Dein Eingangsposting las, liebe Annette, und Du Dich da bedankst und einige Leute namentlich erwähnst... es sind ja inzwischen etliche Annettes hier... wen meintest Du denn da? Na, danach hast Du ja eh gesagt, alle...
Ich wünsch' Euch allen jetzt erst mal eine gute Nacht und lebendige positive Träume, in denen sich diese Alltagsprobleme NICHT widerspiegeln!

Liebe Grüße
Annette
Caroline1
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Virginia

Ich musste echt schlucken, als ich dein Posting las. Was du vom Schweigen deines Exmannes schreibst, hat mich schlagartig daran erinnert, was ich mit meinem erlebt habe . Und deine Schlussfolgerung ist sowas von wahr, schweigen ist Agression in höchster Potenz. Ich kann es heute noch immer manchmal nicht fassen, wieviel einfacher ( und schöner ) eine Beziehung zwischen Menschen ( auch zwischen Freunden, Bekannten, Kollegen usw ) sein kann, wenn miteinander geredet wird. Ich wurde teilweise so angeschwiegen, dass ich selber auch nur noch schwieg, und sowas ist dann wirklich tödlich. Da war das Forum tatsächlich ein 1. Schritt zur Besserung . Das Miteinanderreden musste ich teilweise ganz neu lernen.

Ganz liebe Grüße an dich ( ee schéine Bonjour ) von

Caroline
Lee
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Moin zusammen!

@ Girasol: Auch tschuldigung, bitte. Ich bin arg angefressen zurzeit, daher meine Reaktion. Hatte nichts mit dir zu tun.

@ Virginia, Susan und Caroline: Genau so habe ich das auch erlebt. Schluck! Nicht nur mit meinen Eltern, ich wiederhole dieses Muster immer noch: Ich suche mir unbewusst Menschen aus, die mich im Konfliktfall anschweigen - und bin außer mir, wenn sie's dann tun... Ob Schweigen auch geringe Wertschätzung ausdrückt, weiß ich nicht so recht. Das ist vielleicht zu grundsätzlich gedacht. Ich glaube, es ist auch ein großer Teil Hilflosig- oder Rücksichtslosigkeit dabei. In vielen Beziehungen gerät der Respekt voreinander in Vergessenheit. Wenn man dann aber innehält, schätzt man den Angeschwiegenen doch.

@ Annette:
Hi! Mein Püschiater hat mir die Defizite auf beiden Seiten aufgezeigt und die Grenzen der Beziehung Verhaltenstherapeut-Patient erklärt. In diesem Lichte betrachtet, hat "er" die Grenzen der Beziehung überschritten und nicht erkannt, welche tiefere Bedeutung die Beziehung für mich hatte. Und ich hatte zuviel Angst, ihn während der Therapie darauf anzusprechen. Erst jetzt ist mir klar geworden, wie sehr ich alte Verhaltensweisen wiederhole und welche Bedeutung das alles für mich hat. Vielleicht konnte ich das auch erst jetzt erkennen, nachdem die Eisdecke aus Angst und Depression entfernt ist. Letzteres ist meinem Therapeuten zumindest sehr gut gelungen. Ich bin weitgehend symptomfrei. Nun kommt die eigentliche Arbeit. Ich möchte mich auf jeden Fall mit meinen Problemen auseinandersetzen und mich endlich dem Leben stellen, aber ob ich mich noch einmal auf eine neue Therapie einlasse, weiß ich noch nicht. Das Schweigen und Nicht-Reagieren meines Ex-Therapeuten hat eine ganz alte, sehr tiefe Wunde aufgerissen und die Gefühle, die plötzlich daraus hervorsprudeln, sind überwältigend. Vielleicht ist deine Angst in ihrer machtvollen Intensität meiner jetzigen Wut ähnlich. Ich bin voller Wut und Verzweiflung und fühl mich wie ein Ping-Pong-Ball: Manchmal möchte ich den Therapeuten anschreien, schütteln und schlagen, dann wieder möchte ich mich töten. Beides sind natürlich nur Phantasien und kommen in der Realität nicht in Frage. Sicher ist aber auch, dass ich nicht noch einmal an diesen Klippenrand geführt werden und dann zusehen möchte, wie "mein" Therapeut aus "Selbstschutz" Unfallflucht begeht. Kurz, ich muss erst mal aus der Opferhaltung raus und weiß noch nicht, wie ich das anstellen soll. Ich hab daher ein Buch über Wut gerafft, schürfe brummend darin herum und versuche außerdem, die Aggressionen sportelnd abzubauen.

Liebe Grüße,
ich hoffe, Annette hat ihren Super-Langtag gut überstanden,

Lee
susan
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

die Entscheidung, (wieder) leben zu wollen muss von innen kommen. Jeglicher Druck von außen macht es nur schlimmer. Wenn andere etwas von uns verlangen, was für uns nicht "stimmig" ist, bedeutet das, dass sie oft gar nicht erkennen, wie schwer diese Entscheidung im grunde für uns ist.

Wenn man keinen Funken Lebensenergie in sich spürt, dann fällt es schwer, DAS Leben zu nennen. Wenn jegliche Kraft fehlt, um auch nur kleinste Schritte zu gehen, dann scheint alles hoffnungslos und man glaubt nicht mehr an das "Morgen". Gutgemeinte Ratschläge helfen dann erst recht nicht, in erster Linie ist es unser Körper, unsere Seele, die uns Signale senden, ob was geht oder nicht.

Ich wünsche dir und allen hier immer wieder einen guten, inneren Berater!

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von susan »

Hallo Lee und alle hier,

anhaltende "Schweigsamkeit" in einer Beziehung kann auch bedeuten, dass jegliche Art von Kommunikation unmöglich geworden ist. Die "gemeinsame Sprache" verstummt, was bleibt, ist oft Rat- und Hilflosigkeit. Es ist nicht einfach, Wege zu finden, die ein Miteinander wieder ermöglichen.

Ich habe es in der Beziehung zu meinem Mann erlebt, dass er durch die Entwicklung, die ich durch die Krankheit mitgemacht habe, eine Phase der Unsicherheit und der Ratlosigkeit gab. Wir sprachen sehr wenig miteinander, was auch daran lag, dass ich mich viel mit der Krankheit und damit mit mir auseinandersetzte, und er sein Leben weiterlebte.

Das entfernte uns für einige Zeit voneinander und wir hatten kaum Hoffnung, wieder zueinander zu finden. Es hat sich viel verändert, wir waren auch zur Paartherapie und es ist jetzt so, dass er vieles versteht, was mit mir während der schlimmsten Zeit der Depression passierte.

Ich bin jetzt auch offener ihm gegenüber, nehme an seinem Leben mehr teil. Das Verständnis füreinander hat zugenommen und ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

Ich sehe das Schweigen anderer nicht grundsätzlich als Zeichen von Ablehnung an. Oft ist es die eigene Unfähigkeit, eine andere Möglichkeit der Problemlösung zu finden.

Hi Caro ganz lieben Gruß an dich an dieser Stelle!! Denke noch oft an unsere Zeit im Forum - gerade DIESES Thema betreffend...

Liebe Grüße
Susan


Lee
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Susan, da hast du natürlich Recht, Schweigen muss nicht immer Ablehnung bedeuten.

Ich sehe darin immer gleich Psychoterror - was sicher nur selten der Realität entspricht...

LG
Lee
Emily
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Emily »

Schweigen kann auch daraus resultieren, dass die Dramatik der Dinge, die sich ereignen, einen sprachlos macht.
Und Schweigen kann auch daraus resultieren, dass man Angst davor hat, mit jedem falschen Wort die Dinge noch schlimmer zu machen, als sie schon sind.

Emily
Bellasus
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Bellasus »

Ihr Lieben,

ich bin heute und gestern auch schon ausgesprochen K.O., bin so voll mit den Ereignissen der letzten Wochen, dass ich rein gar nicht mehr denken kann und auch körperlich voll durchhänge.

Gestern war ein schöner Tag. Das erste Mal seit Monaten war ich wieder von morgens bis abends unterwegs (8.00-21.30), erst bei meiner Freundin und ihren 3 kleinen Kindern und nachmittags/abends die Therapiegruppe (1x/Monat). Da habe ich dann meine Grenze erreicht, habe mich weitgehend ausgeklinkt, weil ich wirklich leer war und mir die Hitzewallungen ein deutliches Zeichen gegeben haben: Stop, mehr geht nicht. Habe dann ein bißchen auf dem Sofa gelegen.

Heute war ich den halben Tag sehr zittrig, absolut erschöpft, das hatte ich dann doch nicht erwartet, aber ok. Jetzt gehts wieder. Aber um auf eure wirklich super spannenden Betrachtungen einzugehen bin ich wirklich nicht mehr in der Lage.

Gestern abend habe ich noch meine Gefühle aufgeschrieben, setze das mal kommentarlos hier rein:
>>>Ich bekomme so viel Unterstützung, Menschen zeigen mir, dass sie mich mögen, dass sie an mich glauben, eine innige Umarmung von einer Freundin, Hilfsangebote von vielen Seiten – all das tut mir unglaublich gut, es fällt mir langsam leichter, es anzunehmen, zu glauben dass sie es wirklich so meinen. Es ist jedoch immer die leise Stimme dabei: Warum mögen sie mich eigentlich? Habe ich irgendetwas an mir, weswegen man mich mögen könnte? Nichts, dass ich leiste, kann, schaffe, sondern was MICH ausmacht?<<<
>>>Und was bleibt übrig, wenn mich mal keiner mag? Bin ich dann noch? Ich mag mich nicht. Ich habe keinen Bezug zu mir, nicht mit dem Herzen, sage nicht laut und vernehmlich JA zu mir.<<<

Mehr, wenn ich wieder fitter bin,
bis bald
Annette

P.S. Annette(Thuja): Dich natürlich!




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Thuja
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Thuja »

Liebe Annette!

Jetzt wünsche ich Dir, daß Du Dich erst mal richtig erholen kannst (wie wär's mit einer heißen Badewanne und danach einem duftendem Körperöl) - einfach so für Dich, Dir was Gutes zu tun!
Hm, Du hast tatsächlich MICH gemeint, kann ich fast nicht glauben... *freu*. Als ich das gelesen hatte, war mir sofort "klar", das kann ich nicht sein... wispernde Stimme von der Seite "vielleicht doch??? - NACHFRAGEN!"
Du kennst das ja auch:
Es ist jedoch immer die leise Stimme dabei: Warum mögen sie mich eigentlich? Habe ich irgendetwas an mir, weswegen man mich mögen könnte? Nichts, dass ich leiste, kann, schaffe, sondern was MICH ausmacht?
Das war grad' ein "live"-Beispiel dafür, herrje...
Warum ist es so selbstverständlich für uns, uns nicht gemeint/übergangen/ungeliebt etc. zu fühlen und wenn es definitiv nicht so IST, warum fällt es uns dann soooo schwer, das dann wenigstens ANZUNEHMEN!!!
Och je, es bleibt noch sooo viel "Arbeit" an mir selbst, wird einfach nicht weniger... (oder werd' ich bloß aufmerksamer darauf???)

Liebe Annette, ich wünsch' Dir jetzt erst mal eine ganz erholsame Nacht und sende Dir ganz viele liebe Grüße!!

Eine lächelnde Annette
Lee
Beiträge: 1074
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Moin, ihr Lieben,

ich glaub, dadurch, dass man's nicht annehmen kann, das Gemochtwerden, tut man demjenigen, der es signalisiert, weh. Auch wenn man es nicht direkt sagt, kommt es rüber. Und das hat dann u.U. die Folge, dass der andere tatsächlich ungeduldig und sauer wird...

Annette Bellasus: Keiner ist sauer, wenn du hier nicht täglich schreibst! Mach langsam und hör auf deine Bedürfnisse.

Herzliche Grüße an alle
Lee
butterfly7
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von butterfly7 »

hi Annette oder Nette,
(allein) Sein, oder nicht (einsam) Sein,
das ist hier die Frage..................
wie geht es dir?
sei lieb umarmt
dust
triste
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Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von triste »

Liebe Caro, Susan, Annette, Lee....

erstmal, bevor ich es vergesse, an Annette:
Die Entscheidung f ü r das Leben ist der Wendepunkt zwischen Kranksein und Gesundwerden.
Ich habe es so erlebt, wie von Euch beschrieben und heute hilft es mir, wenn ich mal wieder ein Tief habe, mir zu sagen: Ich kämpfe! Ich weiß, daß es irgendwann aufhört ! Und ich will überleben!
Ich glaube aber auch, daß das erst geht, wenn die schlimmste Zeit vorüber ist, denn dazu braucht es die Fähigkeit, zu hoffen und Optimismus. Beides ist in der Depression bekanntlich weg.

Deine Erschöpfung nach einem "aktiven" Tag kenne ich auch so gut! Ich hatte das noch ein halbes, 3/4 Jahr nach der ersten Besserung. Heute weiß ich, daß das noch Restsymptome der D. waren, die sich erst langsam zurückzieht.
Also weiterhin schön auf die Erholung achten!

Liebe Caro,
der Vorteil von unserem Erleben mit schweigenden Partnern ist, daß uns die elementare Bedeutung von Kommunikation klargeworden ist. (Wenn es auch die Beziehung und die Gesundheit gekostet hat...).
Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm und bin heute noch sauer, daß er mich so hat auflaufen lassen. Und er tut mir leid, daß er so weiterlebt, immer auf der Flucht vor Konfrontation!
Der nächste Mann muß reden können. So viel steht fest.
Ganz lieben Dank für die schönen Grüße auf Letzeburgisch, ich kann sie leider nur auf Berlinerisch zurückgeben:
Mach et jut, wa!
Virginia


Liebe Susan,

wenn man weint, bettelt, schreit und ruhig bittet, daß das Gegenüber doch bitte mit einem reden soll, weil etwas schiefläuft, weil sonst die Beziehung kaputtgeht.
Und wenn sich das ein Jahr lang so hinzieht. Und das Gegenüber dann trotzdem nicht redet,
dann ist das ein Akt von Aggression und
Respektlosigkeit, die ihresgleichen sucht.
Klar, jemand der schweigt, tut dies aus Unvermögen und Angst.
Aber wenn der einstmals geliebte Mensch unter diesem Schweigen zugrunde geht, müßte man sich dann nicht überwinden können und anfangen zu reden?
Ich habe heute kein Verständnis mehr für Schweiger! Sollen sie doch schweigend alles mit sich selbst abmachen. Aber ohne mich! Dafür ist mir meine Restlebenszeit zu kurz.

Liebe Grüße an dich!
Virginia
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von butterfly7 »

liebe Viginia,
wie recht du doch hast.
die einzige (vermeintlich)" große liebe"
nach dem tod meines mannes soll mir gestohlen bleiben.........
warum dauert die verarbeitung nur so lange
bei mir????????
ich brauche heute noch einen kräftigen
tritt in den *********, um an meine papiere
zu gehen u.a.v.m.
tretet heftig zu, vielleicht rappele ich mich dann auf.
liebe grüße
dust
und @all
butterfly7
Beiträge: 842
Registriert: 8. Jul 2004, 17:35

Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von butterfly7 »


los jetzt,
warte drauf...............
Bellasus
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Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Bellasus »

Na, Dust, hast du es auch ohne Tritt geschafft? Ich bringe es jedenfalls nicht übers Herz dich zu treten nach deinen vielen Umarmungen! Aber bitte bitte nicht Nette o.ä. nennen, ich hasse es! Danke!

@Annette: Eine Badewanne habe ich nicht, aber ein kuscheliges Bett, wo ich heute nachmittag schön 2 Stunden geschlummert habe, nachdem die Nacht nicht so erholsam war. Ich möchte am liebsten tagelang schlafen, aber wenn ich abends ins Bett gehe, kommt die Unruhe hoch (und ein paar Tränen).

Doch, es wird weniger mit der Arbeit, manche Dinge die schon bearbeitet sind, werden irgendwann selbstverständlich, so daß man sie gar nicht mehr wahrnimmt im Gegensatz zu vorher, wo sie belastet haben. Und mit jedem gelösten Thema taucht eben ein neues auf, das jetzt "dran" ist. Ich hoffe erst mal auf eine Zeit, wo sich nicht mehr alles auf einmal in den Vordergrund drängt. Schön dass du lächeln kannst!

@Lee: Ja, da stimme ich dir zu, so etwas haben mir andere sogar schon gesagt. Sie bemühen sich, geben mir viel, und ich verschließe mich, blocke ab - ich habe großes Glück, dass sie sich nicht zurückgezogen haben. Langsam ändert sich das jetzt, weil ich viel offener mit meinen Empfindungen umgehe.

Ein bißchen schlechtes Gewissen habe ich schon wenn ich nicht auf euch eingehe, dabei finde ich diesen Austausch so genial! Jetzt wollte ich eigentlich auch nur kurz hallo sagen, aber nun fällt mir doch etwas ein. Außerdem: Ich habe in den letzten Tagen versucht, mich mal weniger mit der Depri und meinen großen Themen zu beschäftigen. Tagsüber geht das ganz gut, aber dafür kommt es dann abends hoch, da rotieren dann die Gedanken und nix ist mit schlafen. Dann denke ich doch lieber tagsüber nach.

@Virginia und alle: Ja, es ist wirklich so, mit dieser Entscheidung ändert sich alles. Für mich war es auch so schlimm, weil mir nie bewußt war, dass es eine ganz tiefsitzende Frage war, ob ich leben will. Das hat erst in der Klinik den Weg ins Bewußtsein gefunden, und es war ein haarsträubender Kampf, es zuzulassen. Da wußte ich erst, wie schlecht es mir tatsächlich geht, und das war das schlimmste was ich bisher überhaupt erlebt habe.

Wenn es mir jetzt nicht gutgeht, gerate ich nicht mehr in diese Abgründe, es bekommt eine andere Qualität, ist nicht mehr existentiell, auch wenn es manchmal noch durchklingt. Virginia, schön dass es dir in schlechten Zeiten hilft, dass du weißt: Du willst!

Das Thema Schweigen ist mir jetzt zu anstrengend, aber bestimmt ist es besser zu sagen, warum man nichts sagen möchte, als dass man gar nichts sagt. Vielleicht kann das der Anfang sein, wieder ins Gespräch zu kommen.

Ich wünsche euch allen, dass ihr mit euch selbst und mit den wichtigen Mitmenschen im Gespräch bleibt!

Liebste Grüße
Annette




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Lee
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Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: ICH WILL LEBEN - Wer noch?

Beitrag von Lee »

Hi Annette,

sag mal, was mir zu dem Thema "Ich will leben" gerade noch einfällt:

Hast du dein Leben jemals an andere geknüpft? Nach dem Motto: Ohne jene oder jenen kann ich nicht über-leben? Wenn ja, wie hast du das überwunden, und magst ein wenig erzählen? Empfindest du das "Ich will leben" eigentlich als doppelte Hürde, wenn man bedenkt, dass du Depri und PS überwinden möchtest? Alle Achtung!

Ich denke gerade zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich ohne jemanden nicht leben kann. Merkwürdiger Zustand, das.

@Butterfly-Dust:

Hat Luhmann nicht auch etwas übers Schweigen geschrieben? Hast das gelesen und ist es empfehlenswert?

LG an alle
Lee
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