Verhaltenstherapie

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MIA

Verhaltenstherapie

Beitrag von MIA »

Hallo Ihr alle! Hab noch nicht so viel hier im Forum geschrieben, finde es aber immer wieder interessant mitzulesen. Wie auch immer, nach einigen Monaten kann ich jetzt endlich wieder von mir sagen, dass es mir gut geht. Beruflich und privat läuft alles so, wie ich es mir vorstelle. Trotzdem... es ist schon häufiger noch ein echter Kraftakt, bestimmten ungesunden Verhaltensweisen von mir entgegenzusteuern. Ich frage mich, ob ich jemals wieder so unbeschwert wie all die "Normalen" und etwas weniger kopfgesteuert leben werde.Ich hab erst vot 2 1/2 Monaten mit einer Verhaltenstherapie angefangen, vielleicht bin ich auch zu ungeduldig... Ich würde gerne etwas über Eure Erfahrungen hören, wer hat schon mal eine Verhaltenstherapie gemacht, was hat es Euch gebracht, habt Ihr evt. auch das Gefühl etwas an Spontanität eingebüsst zu haben. Wie lange habt Ihr die Therapie gemacht? Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich mit der Therapie langsam nicht mehr von der Stelle komme, im Prinzip weiss ich nämlich auch ohne meinen Psychologen, welche Gedanken mich weiterbringen und welche nicht. Was mir hilft, das ist das Autogene Training, was ich gerade lerne. Ansonsten höre ich mir bestimmt 1/2 bis 3/4 der Zeit meiner Sitzungen die Lebensgeschichte meines Therapeuten an. Kennt Ihr solche Gedanken? Ich will mich irgendwie wieder motivieren, denn eigentlich ist es auch wieder ein beruhigendes Gefühl, dass ich weiss, dass da jemand ist, zu dem ich gehen kann, wenn Probleme auftauchen. Ich würde gerne etwas von Euren Erfahrungen hören. LG, Mia
Franziska Linkerhand

Verhaltenstherapie

Beitrag von Franziska Linkerhand »

Hallo Mia, habe schon einige Erfahrung mit Verhaltenstherapie. Mir hat es geholfen, aus dem akuten Loch herauszukommen. Für das weitere danach, wie geht es weiter etc. war es für mich nicht ausreichend, da die Lebensgeschichte, das Zurückliegende nur gestreift wurde. Nun mache ich wieder eine tiefenpyschologische Therapie, die mir persönlich glaube ich mir bringt. Was Deinen Therapeuten angeht, so meine ich er sollte sich etwas zurückhalten mit seiner eigenen Lebensgeschichte, denn im Vordergrund solltest Du stehen, denn es geht um Dich! Vielleicht solltest Du ihm das mal sagen oder an einen Wechsel denken. Wieviel Sitzungen hast Du denn noch? Ich hatte bereits mehrere Therapeut/innen und habe jetzt erst die richtige gefunden. Die richtige Gesprächsbasis sollte auch stimmen. Wenn Du noch spezielle Fragen haben solltest, so bin ich gerne bereit sie Dir zu beantworten. Viele Grüße Franzi
susan
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Verhaltenstherapie

Beitrag von susan »

Hallo Mia den richtigen Therapeuten zu finden, ist nicht einfach. Bei jeder Therapie stellt sich auch die Frage, was erwartest du, was willst du erreichen... Vertrauen spielt eine große Rolle und das Gefühl, das die Therapie dir etwas bringt. Ich mache seit 1 1/2 Jahren eine VT und es war und ist für mich eine wichtige, erkenntnisreiche Zeit. Ich habe nicht nach jeder Therapiestunde gemerkt, das sich etwas bewegt, oft war es so, das ich die "Wirkung" der Gespräche viel später bemerkte. Es gab auch Zeiten, da wühlten diese Gespräche so viel in mir auf, das ich mir nicht sicher war, ob es mir überhaupt etwas bringt, mir evtl. sogar schadet... Es braucht Zeit, bis Veränderungen möglich sind. Ich war oft nicht in der Lage, die Impulse, die die Therapeutin mir gab, in mein Denken und Handeln einzubauen. Es entstanden oft Fragen, auf die ich keine Antwort wußte. Diese offenen Fragen habe ich mir aufgeschrieben, und habe sie mit in die nächste Stunde genommen. Mit Hilfe der Therapie gelang es mir, "negative" Verhaltensmuster zu erkennen und in vielen Dingen anders zu reagieren als bisher. Das wiederum wirkte sich auf mein Umfeld, meine Familie... aus. Doch es war nicht immer so, das sich alle über diese Veränderungen freuten. Entscheidend war für mich jedoch, das ich mit dem neuen Verhalten besser fühlte. Es war ebenso wichtig, mich durch bei anderen entstehenden negativen Gefühle nicht runterziehen lassen. Es sind die Gefühle des ANDEREN und ich bin nicht dafür verantwortlich. Ich habe es auch nicht einmal erlebt, das die Therapeutin mir etwas von ihrer Lebensgeschichte erzählte. Es geht doch um MICH ... wenn der Therapeut eine Therapie benötigt, kann er sie beantragen ;-)) Du solltest das, was dir nicht gefällt unbedingt ansprechen!! Vielleicht kannst du dir auch die Frage beantworten, was du von der Therapie/ dem Therapeuten erwartest... Alles in allem ist Therapie ein hartes Stück Arbeit, für die man eine Riesenportion Geduld braucht :-) Lieber Gruß Susan


Captain Kirk
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Beitrag von Captain Kirk »

bit

Verhaltenstherapie

Beitrag von bit »

liebe sarah, ich sage hier noch mal in der kurzform, was ich woanders gerade lang und breit geschrieben habe. es wird geredet, gedacht, erklärt und interpretiert bei der therapie, aber nicht gefühlt..... deine oberfläche wird dadurch angekratzt - d.h. deine abwehr, deine barriere gegen den schmerz bekommt sprünge...... und plötzlich fühlst du in dir etwas..... aber dein fühlen bleibt in dir eingeperrt, das gefühl ungeliebt und wertlos zu sein wird nicht angetastet in der therapie..... ist es so ?? ist es das was du spürst ?? du musst an dieses gefühl im inneren, denke ich. wir alle müssen dahin..... sag deinem therapeuten, wohin DU willst, und wenn er mit dir nicht dahin gehen kann, dann suche den, der es tut..... bit
mia
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Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von mia »

Hallo Franzi, Susan, Captain...
Danke für Eure Antworten, ich hab leider 2 Tage mit der neuen Anmeldung im Forum zu kämpfen gehabt, deshalb melde ich mich erst jetzt. Nachdem ich Eure Postings gelesen hatte, war ich auch fest entschlossen, dass sich etwas an meiner Verhaltenstherapie ändern muss. Also hab ich vorgestern bei meinem Psychotherapeuten nochmal ergründen wollen, wie genau er sich den weiteren Verlauf der Therapie vorstellt. Ich sagte so in etwa, dass ich in unseren Gesprächen keine "Richtung" mehr entdecken könne.(Meine Erwartungen und Wünsche hatte ich bereits zu Beginn der Gespräche sehr konkret schriftlich ausgearbeitet). Leider hat mein Psychologe das etwas sehr persönlich genommen, ich merkte, dass er etwas sauer war, als er meinte, ich könne die Therapie jederzeit abbrechen, er hätte noch genügend andere Patienten... Noch hab ich mich nicht ganz dazu durchgerungen. Nun hab ich schon so viel Zeit investiert, bei einem neuem Therapeuten wäre es wahrscheinlich wieder ein zäher Anfang. Meine Unentschlossenheit gehört leider zu meinen grösseren Problemen;-)
Vielen Dank Euch allen nochmal
Mia
susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von susan »

Liebe mia

Ich kann mir gut vorstellen, das die Reaktion deines Therapeuten dich unsicher macht. Aber ich finde es sehr gut, das du ihn das gefragt hast. Immerhin geht es um dich und nicht darum, ob sich der Therapeut damit wohl fühlt und wenn du nicht mal mehr die "Richtung" erkennst, dann ist deine Frage mehr als berechtigt. Es ist wichtig, das du weißt, woran du bist.

Vielleicht ist es gut, wenn du all deine Probleme und Fragen aufschreibst und sie zur nächsten Therapiestunde mitnimmst... Wenn er dann wieder nur sagt "... er hätte noch genügend andere Patienten... ", dann ist es sicher die beste Entscheidung, dich von ihm zu trennen.

Du schreibst, das du am Anfang der Therapie deine Erwartungen und Wünsche aufgeschrieben hast, hast du mit ihm schon mal darüber geredet oder ist er darauf gar nicht eingegangen?

Wünsche dir, das du eine Entscheidung treffen kannst, die DIR gut tut...

Lieber Gruß
Susan


Gochty
Beiträge: 4
Registriert: 23. Mär 2003, 16:31

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Gochty »

Hallo Mia
Auch ich kenne dieses Gefühl Habe meine Therapie aus dem Grund auch abgebrochen.
Gruß Ilona
Gochty
Beiträge: 4
Registriert: 23. Mär 2003, 16:31

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Gochty »

Captain Kirk
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Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Captain Kirk »

mia
Beiträge: 41
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Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von mia »

Hallo Susan,

Ja, ich hatte mit meinem Therapeuten ganz zu Anfang meine Erwartungen an eine Therapie besprochen, damals sagte er mir auch dass ich die möglichen Ziele sehr konkret und verständlich ausgearbeitet hätte. Jetzt geht es mir wieder so gut, dass meine damaligen Probleme grösstenteils verschwunden sind. Mein Selbstvertrauen ist grösser als je zuvor, trotzdem bin ich erst mal misstrauisch: ob auch wirklich alles so harmonisch bleibt? Mein Therapeut sagte mir, dass er sehr zuversichtlich sei, dass er es für eher unwahrscheinlich halte, dass ich nochmal in ein so tiefes Loch fallen würde. Trotzdem, es wäre ein Abbruch, wenn ich die Therapie jetzt beenden würde, meint er. Aber was ich momentan mir ihm bespreche, geht nicht übers alltägliche hinaus. Das sind Themen, über die ich auch mit Arbeitskollegen reden könnte. Ich weiss nicht was ich machen soll, ich will ja auch keine Probleme konstruieren. Zusätzlich verunsichert mich eine Bemerkung meines Psychiaters. Als ich ihn noch während meiner Depression auf eine Psychotherapie ansprach, sagte er nur, dass eine Verhaltenstherapie sicher noch niemandem geschadet hätte, doch vom Nutzen sei er nicht absolut überzeugt. Vom Konzept meines Psychotherapeuten, der Depressionen als Verarbeitungsstörungen versteht, hielt mein Psychiater auch nicht sehr viel.
Das einzige, was ich wirklich von meiner Depression mit Sicherheit weiss, ist, dass ich damals, wo alles so schlimm war, wahnsinnig überarbeitet war. Andere Gründe für die Depression sind in der Verhaltenstherapie bisher lediglich angeschnitten worden. Müsste ich da nicht schon etwas weiter sein?

Sind einfach zu viele Fragen... Danke, Susan, dass Du trotz all der Verwirrung, die ich hier stifte, immernoch geantwortet hast.
Liebe Grüsse,
Mia
monalisa
Beiträge: 200
Registriert: 22. Mär 2003, 09:00

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von monalisa »

Hallo Franzi,
da du schreibst, dass du schon einige Erfahrungen mit VT hast - vielleicht kennst du dich ja auch hier aus: Wenn eine VT nicht von der Krankenkasse bezahlt wird, kann ich das auch privat machen und bezahlen ? Wenn ja, hast du eine Ahnung, was so was kostet ? Es ist nicht so, dass ich zuviel Geld hätte, will aber evtl. zweigleisig fahren
Gruß
Nachttaube
Beiträge: 295
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Nachttaube »

Hallo Gabriele, natürlich kannst du Therapien auch selber bezahlen. Je nach Raffgier des Therapeuten kannst Du 30 - 50 Euro pro Sitzung latzen. Frage einfach mal bei dem Therapeuten an und wundere Dich, wie schnell Du einen freien Platz erhälst.

hallo an die anderen Lieben,
wie ich schon in anderen Postings angedeutet habe, stehe ich der Therapie auch eher skeptisch gegenüber. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass mir ein anderes Verhalten aufgepropft werden soll. Ich kann mit dem Therapeut auch gar nicht richtig über meine intimsten Sorgen und Wünsche reden (ich kann es ja noch nicht einmal bei mir Vertrauten Personen. So erzähle ich dem Therapeuten irgendetwas, nur um meine Sprachlosigkeit zu verbergen. Herje, ich wünsche mir häufig, nie so eine VT angefangen zu haben. Obwohl ich sehr gut weiß, dass ADs nichts lösen...
ich wünsche euch einen angenehmen Tag
Data

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Data »

Heute habe ich auch wieder so dieses Gefühl, daß alles total sinnlos ist. Medikamente sind schon ganz ok, aber diesen ganzen Scheibenhonig mit Therapie usw....ich weiß auch nicht... Ich möchte jemandem begegnen, der mir sagt: Das und das ist Ihr Problem, Sie müssen es so und so machen, dann läuft es wieder. Wenn ich mir vorstelle, jahrelang zu einer eventuell nutzlosen Therapie zu gehen, kriege ich Lust, total aufzugeben.

Aber wahrscheinlich geht es mir einfach noch zu gut. Immer noch zu wenig Handlungsbedarf.

Manchmal denke ich auch, ach, was soll der ganze Mist, warum kann ich nicht einfach plötzlich tot umfallen, ich habe keinen Bock, das ganze Leben lang zu kämpfen. Ich habe keinen Bock mehr, mir Sorgen zu machen - wofür denn? Ich will einfach nur schön leben oder gar nicht.

Aber vor allem kotze ich mich selbst so an... Mir geht es eigentlich gut, aber ich bin so ein verdammt faules Schwein, so verantwortungslos, so undiszipliniert. Es wäre einfach sinnvoll, wenn ich nicht auf der Welt wäre. Ich bin nicht zufrieden im Leben, bringe aber auch niemandem Nutzen. Vor allem habe ich keinen Bock, mich irgendwie anzustrengen, ich möchte den ganzen Tag nur noch vor mich hingammeln und Sachen tun, die mir Spaß machen. Es klingt total beschissen, ich weiß... Jeder möchte am liebsten nur die Sachen machen, zu denen er Lust hat. Aber warum fällt es mir so schwer, diszipliniert zu arbeiten? (Mit "Arbeit" meine ich immer etwas, was ich nicht gern tue, sonst wäre es ja keine Arbeit). Die Antwort könnte sein: Ich bin es mir selbst nicht wert. Ich weiß nicht, warum ich mich für mich anstrengen und überwinden soll. Normalerweise müßte ich einfach von der Welt verschwinden. Dann wäre ich zwar vermutlich auch nicht glücklich, aber ich könnte endlich nach Herzenslust faul sein.

Von mir aus will ich auch irgendwas ändern, aber auch dabei ist das Problem, daß es keine Mühe machen und mir nicht unangenehm sein darf, weil ich es dann schon wieder nicht tun werde. Ich bin zu allem zu faul. Zu faul zu arbeiten, zu faul zu denken, zu faul zu leben.

Vielleicht könnte mir hier mal jemand nicht verletzend, aber ehrlich sagen, daß es so einfach nicht geht im Leben? Daß es normal ist, daß man sich jeden Tag zwingen muß? Daß ich irgendwie nur ein verwöhnter Sack bin, dem es noch zu gut geht? oder dem es deshalb nicht gut geht, gerade weil er ein fauler Sack ist? Könnte mir mal bitte jemand sagen, worin im Leben der Sinn liegt? Oder wie man im Leben trotzdem zufrieden wird, auch wenn sich der ganze Lebenstraum in keinster Weise erfüllt hat? Oder vielleicht könnten mir ein paar andere zustimmen und bestätigen, daß es irgendwie doch alles für den Arsch ist? Daß das Leben im Prinzip sinnlos ist und der einzige Sinn darin besteht, es sich selbst so angenehm wie möglich zu machen?
Versteht ihr, ich möchte einfach davonlaufen, ganz weit weg, irgendwo hin, wo mich niemand findet. Wo das Leben simpel ist.

Ach, alles blöder Träumerei. Wie kann ich mich denn mal selbst unter Druck setzen? Wie kriege ich es hin, daß ich so arbeiten kann wie jeder "normale" andere? Wie lerne ich Disziplin?

Ich habe auch Angst davor, zu einem Therapeuten zu gehen, weil ich ihm sagen müßte: "Also wissen Sie was, mir geht es eigentlich verdammt gut. Ich bin nur eine total faule Sau und habe keinen Bock zum arbeiten." Dann sagt der entweder: "Sie sind ja ein total schwerer Fall, ja, sie müssen sofort in eine Klinik! Hier haben sie eine Euro-Palette Trevilor, die müssen Sie schlucken bis heute abend. Anschließend nehmen wir ihnen das Gehirn raus und ersetzen es durch Sägespäne. Das dauert alles ziemlich genau bis zu ihrem Lebensende, aber dann haben wir es geschafft." Oder er wird sagen: "Ja, wissen Sie, das haben sie genau richtig erkannt. Sie sind wirklich nur ein elend faules Schwein, sonst nichts. Tut mir leid, aber dann müssen Sie auch mit den Folgen leben. Kommen Sie wieder, wenn es ihnen wirklich schlecht geht." Beides will ich mir ersparen.

Also, was soll ich tun? Endlich doch mal anfangen zu arbeiten, die ganze Psycho-Scheiße vergessen, merken, daß das Leben im Hier und Jetzt stattfindet, das der Weg das Ziel ist? Mann, ich habe so einen Haufen Arbeit vor mir (vor allem, weil ich auch die letzten Wochen so gefaulenzt habe), daß ich jetzt schon genau weiß, ich schaffe das nicht... Aber wenn ich nicht daran denken müßte, daß ich das nicht schaffe, sondern es mir einfach egal wäre, dann würde ich wenigstens ein bißchen was schaffen... ja, denn eigentlich finde ich meinen Job nicht so schlecht, aber ich laufe immer weg. Vor allem. Woher kommt das nur??? Das will ich wissen, aber ich will dafür nicht jahrelang in eine Therapie gehen und mich auf eine speckige Couch legen und mit imaginären Personen reden müssen. Ich möchte einfach mit jemandem reden können, der sein Handwerk versteht, der mich weder total verurteilt noch mich mit Banalitäten langweilt. Dem es ein bißchen gegeben ist, mich zu verstehen und den richtigen Ton zu finden. Der sich nicht von mir manipulieren läßt, sondern der durch meine Fassade durchblicken kann. Der mich motivieren kann, der irgendie unmerklich meine Leistungsreserven wieder freilegt. Aber natürlich sollte dieser ganze Kram nicht Jahre dauern und natürlich sollte das morgen losgehen mit der Therapie. Ja, ich weiß, alles Utopie. Alles Quark. Sollte ich vielleicht Kabaretist werden? Schreibt man Kabarettist eigentlich mit zwei “T”s? Oder mit dreien? Kabarettist, so ein Schwachsinn, viel zu viel Denkarbeit. Infrage käme noch Gärtner, Busfahrer, Kindererzieher, Wärter im Frauenknast. Wenn ich mich doch wenigstens dazu entschließen könn... Ja, das schlimmste ist immer, Entscheidungen zu treffen, das hasse ich am meisten.

Sorry, das ich euch hier mit solchen Nebensächlichkeiten die Ohren abkaue, aber vielleicht konnte der eine oder die andere wenigstens drüber lachen. Oder gibt es noch mehr solche Faulheitsdepris wie mich? Oder vielleicht gar GEHEILTE faule Säcke, die jetzt vor Fleiß und Motivation kaum noch gehen können? Geheilte undisziplinierte Tagediebe, die jetzt ihren Rhythmus minutengenau einhalten, immer pünktlich sind, nicht mehr nachdenken, was ist, wenn sie die Arbeit nicht schaffen, sondern einfach loslegen? Die bei der Arbeit nicht mehr darüber nachdenken, ob es denn Spaß macht, sondern die einfach arbeiten, weil es ihr Job ist? Gibt es hier so jemanden? Oder besteht für mich keine Hoffnung mehr, werde ich irgendwann unter der Brücke enden, täglich nur noch das eine Ziel im Kopf habend, möglichst besoffen zu sein?

Danke fürs Lesen. Und viele Grüße an alle!

Data
byte
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Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von byte »

lieber data,

hast du schon wieder ein tief ???
du nimmst doch auch fluoxetin, oder ??
mir hat der doc erklärt, dass starke schwankungen ein zeichen dafür seien, dass es wirkt. hmhm....
ich bekam aber mit 30 mg fluoxetin noch immer nicht mehr antrieb und fühlte mich auch noch immer unter druck. dafür hatte ich aber starke nebenwirkungen (durchfall, 6kg abgenommen in 3 wochen).
die neue ärztin meinte, dass ich schlecht darauf anspreche und hat die dosis reduziert und mir ein zweites ad + neuroleptikum dazu verordnet. damit ging es mir sehr schnell besser, ich habe wieder mehr antrieb und freude an dem, was ich tue und der druck auf der brust und die angstgefühle sind weg.
allerdings bin ich am frühen abend schon sehr müde.
jedenfalls spricht wohl jeder mensch anders auf ad's an, und du solltest vielleicht mal mit deinem arzt drüber reden.

lieber data, dass du dir wünscht, es käme einer der deine probleme mit einem schlag löst, verstehe ich gut. ging mir auch so. aber so einfach geht es wohl nicht. wir können die verantwortung für unser leben nicht einfach jemand anderem aufs auge drücken und sagen "da mach du". die haben wir schon selbst und wir müssen IN UNS selbst heil werden. das kann kein anderer für uns....

wir können uns hilfe suchen und lernen, diese hilfe auch anzunehmen.
aber gesunden müssen wir selbst in uns drinnen.
es ist eine illusion, dass ein anderer einen gesund machen kann. nicht nur bei depressionen, sondern auch bei anderen krankheiten kommt es ganz entscheidend auf den willen und die mitarbeit an und dass man selbst heil werden will.
die menschen, die wirklich krebs besiegen, schaffen das nur indem sie ihre innere einstellung zum leben, zu ihren werten und zu sich selbst ändern. darum ist krebs wohl so oft unheilbar....

deinen sinn für dein leben kannst nur du selbst finden, den kann dir keiner sagen.
warum du dir selbst nicht genug wert bist ?? das ist die eine frage, die du und vermutlich wir alle beantworten müssen.
wofür leben wir, wenn nicht für uns ? wie können wir einen sinn finden, wenn wir nicht einmal unseren eigenen sinn begreifen ?
wir haben gelernt, unsere daseinsberechtigung von anderen abhängig zu machen - indem wir tüchtig, fleissig, erfolgreich, angepasst, hilfsbereit, lieb und nett sind, damit wir liebe und anerkennung bekommen.

was hat uns glauben gemacht, unser wahres ich, wir so wie wir sind, sei nicht liebenswert ??????
dies ist (für mich zumindest) die kernfrage. und wenn ich darauf eine antwort gefunden habe, werde ich mich hoffentlich so annehmen und lieben können, wie ich wirklich bin und nicht mehr eine möglichst perfekte maske tragen, die ich der welt zeige.
darauf hoffe ich !!!!

und fleiss, disziplin, minutengenauigkeit und zu funktionieren ist vielleicht nicht das erstrebenswerteste auf gottes erdboden, oder ? das ist die vermeintliche idealvorstellung eines tüchtigen menschen mit der wir anerkennung ernten.
geht es dir wirklich darum ?? auch locker und faul zu sein it ein talent, solange man es nicht nur ist. alles was man nur ist, was ins extrem oder ins fanatische geht, ist vielleicht nicht erstrebenswert. vielleicht ist das ziel den goldenen mittelweg zu finden, und die gegensätze zu vereinen ??????
um dann im einklang mit uns selbst zu sein, egal wie wir sind.....

ich hoffe, ich habe dir jetzt stoff zum nachdenken gegeben und du kletterst schleunigst aus diesem loch wieder raus.
das du das kannst, hast du ja schon oft genug bewiesen.
ich wünsche dir alles liebe,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
geborgenheit
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Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von geborgenheit »

Lieber Data

es ist nie nutzlos, sich selber zu suchen! Aber es ist schade, sich aufzugeben und nur noch mit Alkohol oder was auch immer zu betäuben.

Manchmal wäre es wirklich schön, es nähme uns Jemand an der Hand und würde uns ein Stück des Weges begleiten, bis wir wieder alleine gehen können. Da spielt es keine Rolle, ob Du diesen Wunsch als Mann hast. (In einem anderen Thread schriebst Du, dass Du als Mann nicht anlehnen darfst...) Aber Handkerum denke ich, dass dieser jemand nie wissen kann, was für uns in diesem Moment die richtige Entscheidung ist. Und von daher ist es wieder gut, wenn man diese Orientierungslosigkeit aushalten muss und selber Wege daraus finden muss. Denn dann ist es Dein Weg und nicht eine Vorschrift von irgendjemandem!

Dir geht es heute wieder schlecht. Du siehst den Sinn dieser Strapazen nicht. Und Du fragst Dich, wozu das Alles. Es gab auch in meinem Leben immer wieder solche Punkte. Und ich merke, dass sich viele dieser Punkte im Nachhinein als sinnvoll erweisen. (Nicht aufschreien jetzt!) Wenn man mitten drin steckt, kann man das nicht spüren und auch nicht glauben. Aber dieses Tief will Dir ein Stück von Dir zeigen. Was es ist und warum es so schmerzhaft sein muss, ist jetzt noch nicht klar.

Du schreibst, dass Arbeit für Dich etwas ist, das Pflicht ist und keine Freude macht. Dem möchte ich widersprechen. Klar, in jedem Job gibt es Bereiche, die man nicht gerne tut. Aber grundsätzlich sollte man doch einen Job machen, der befriedigt und nicht nur lästig ist. Schliesslich arbeiten wir den Hauptteil unseres Lebens.

Vielleicht stellst Du zu hohe Anforderungen an Dich und Du kannst diesen nur entgehen, wenn Du faul bist? Ich kenne Faulheit auch sehr gut, leider. Und zwar immer in Bereichen, in denen ich innerlich nicht dabei bin. In den Bereichen, die ich innerlich mitlebe ist Faulheit kein Thema. Vielleicht müsstest Du Dir wieder vermehrt Bereiche suchen, bei denen Du innerlich gefragt bist?

Deine Vorstellungen von einer Therapie kann ich so nicht unterschreiben. Wenn Du zu einem Therapeuten gehst und sagst, dass es Dir gut geht, dann stimmt das so nicht. Offensichtlich leidest Du unter Deinem Verhalten. Und zwar so sehr, dass Du am liebsten Tot umfallen würdest. (was ich sehr schade finden würde!) Also ist es eine Lüge vor Dir selber, dass es Dir so gut geht. Ich glaube kaum, dass Dein Hirn ausgewechselt werden muss. Davor müsstest Du keine Angst haben, genau so wenig, wie ich glaube, dass man Dich einfach auslacht und weg schickt.

Dein Lebenstraum, der im Moment nicht erfüllt ist, schmerzt. Das ist mir ganz klar. Gibt es keine Möglichkeit für Dich, einen neuen Lebenstraum zu finden. Indem Du den vergangenen verpassten Möglichkeiten nachtrauerst, verbaust Du Dir die Möglichkeit, neue Ziele zu finden.

Ich verstehe, dass Du weglaufen möchtest. Einfach mal zur Ruhe kommen möchtest. Aber wenn Du weg läufst, dann läufst Du letztendlich vor Dir selber weg. Und Du bist immer dort, wohin Du fliehst. Also ist es besser, wenn Du beginnst, Schritt für Schritt zu schauen, wie Du Dein Leben leben willst und kannst. Dich Dir selber stellen und es mit Dir aufnehmen!

Nun, ich will mal schliessen. Schliesslich habe ich die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gegessen Hmm...

Ich hoffe, dass Du Wege findest, dieses Tief auszuhalten und hoffe, dass es auch Wege gibt, aus diesem Tief auszubrechen.

Liebe Grüsse
Geborgenheit
monalisa
Beiträge: 200
Registriert: 22. Mär 2003, 09:00

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von monalisa »

..danke...

schon gut
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von maggy »

Hallo Data,

...ja, doch, ich konnte herzlich zu diversen Passagen in Deinem Posting lachen. Vor ein paar Jahren hätte es von mir sein können.

Also erstmal...was ist denn Dein Lebenstraum und warum willst Du zufrieden sein, wenn er sich noch nicht erfüllt hat?

Vielleicht liegt es ja daran:
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschlossen haben, daraus zu erwachen.
Falls Du immer noch träumst, kann das also nichts werden mit der Erfüllung.

Zum Sinn des Lebens hier eine kurze Geschichte von René Egli und seinem Buch "Das Lol²a-Prinzip:
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Der Sinn des Lebens

Es gibt Menschen, die befinden sich seit Jahren auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Dazu hat mir einmal eine Frau eine wunderbare Begebenheit erzählt, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Und das ging so:
Eine Bekannte von ihr rauchte Haschisch. Als diese Frau in einem „erhöhten“ Zustand war, hatte sie eine Erleuchtung. Sie fühlte: jetzt wußte sie alles. Sie wußte, was der Sinn des Lebens ist. Um diese Erkenntnis auf keinen Fall wieder zu vergessen, lief sie in die Küche und notierte auf einem Blatt Papier die Erleuchtung.
Daraufhin ging sie wieder zurück ins Schlafzimmer. Als die Wirkung der Droge verschwunden war, wollte sie nachsehen, was sie vorher in der Küche aufgeschrieben hatte. Sie ging also wieder in die Küche, fand das Blatt Papier, und las:

„Ich sitze in der Küche und schreibe.“

Bestimmt können sie sich den erstaunten Gesichtsausdruck der Dame vorstellen. Das also ist der Sinn des Lebens!?

Soweit die Geschichte.
„Ich sitze in der Küche und schreibe“ heißt nichts anderes als Leben im Hier-und-Jetzt. Und es ist dasselbe, das die Zen-Buddhisten wie folgt ausdrücken:
Wenn ich esse, dann esse ich;
wenn ich trinke, dann trinke ich;
wenn ich lese, dann lese ich;
etc.etc...

Leben im Hier-und-Jetzt!

Sie sehen: es braucht keine Drogen, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Das Leben ist ja so einfach – sofern wir uns auf das Wesentliche besinnen.
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Was bitte ist denn daran sinnlos, wenn ich mir das Leben so einfach wie möglich mache. Ich bin überzeugt davon, dass das Leben sehr einfach ist...solange ich es mir nicht kompliziert mache.

Dass Du einfach davonlaufen willst, ganz weit weg, kann ich gut verstehen (kenne ich nämlich), dahin wo Dich niemand findet...o.k., das Problem ist nur: egal wohin Du läufst...Du nimmst Dich immer mit und Du wirst Dich finden.

Ja, das schlimmste ist immer, Entscheidungen zu treffen, das hasse ich am meisten...schreibst Du.
Für mich war das Buch "Die Entscheidung liegt bei Dir!" von Reinhard K. Sprenger ein wunder-voller Wegweiser.

Übrigens ich sah mich auch mehrfach im Geiste unter irgendeiner Isarbrücke linker Pfeiler...oder so, ich kann Dir versichern, das, worauf Du Deine Aufmerksamkeit richtest, das wächst.
Also...wie und wo willst Du leben? Es ist sinn-voll Deine Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

Alles Liebe
von
Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Franzi
Beiträge: 191
Registriert: 1. Apr 2003, 12:10

Re: Verhaltenstherapie

Beitrag von Franzi »

Hallo Gabriele,

da kann ich Dir leider auch nicht weiterhelfen. Da ich die VT von der Krankenkasse bezahlt bekommen habe. Aber sicher kannst Du sie auch privat bezahlen. Da mußt die/den Therapeuten am besten, um einen Kostenvoranschlag bitten.

Aber warum sollte in Deinem Fall die Krankenkasse nicht bezahlen?

Ich glaube mittlerweile auch, daß es nicht so sehr an der Form der Therapie sondern an den Therapeuten liegt. Erst nach Jahren bin ich jetzt erst bei einer Therapeutin gelandet, bei der ich zum ersten Mal das Gefühl habe, daß es wirklich etwas bringt. Sie versteht meine Art zu reden und die Zeit reicht aus. Sonst hatte ich immer das Gefühl die Sitzung ist wieder um und ich habe immer noch nicht das sagen können, was ich eigentlich wollte. Auch hatte ich oft Therapeuten, die sich immer nur alles anhörten, aber von denen nie Rückfragen kamen oder die mir mit Floskeln bzw. Sachen aus Lehrbüchern kamen, die in meinem Fall absolut fehl am Platz waren.

Was nützt mir ein Bogen mit über 100 Beschäftigungen, von denen u.a. Segeln und andere Sachen angegeben waren. In der akuten Phase, im tiefen Loch bringt einen so etwas nicht die Spur weiter. Dann enthielt diese merkwürdige Aktivitätenliste, von denen ich welche auswählen sollte, auch noch so merkwürdige Vorschläge wie andere Leute provozieren oder Nacktputzen oder obszöne Reden halten. Da kommt man/frau sich doch einfach nur verarscht vor, oder?

Grüße
Franzi
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