Charakter oder die Depressionen?

[Duracellhaeschen]

Hallo erst mal,

ich bin neu hier und dachte ich starte mal ein neues Thema. Mich würde es mal interessieren wie ihr mit euren Partnern umgeht da es mir echt schwer fällt zu unterscheiden ob mein Lebensgefährte einfach so ist,oder das von seinen Depressionen kommt.
Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen und er sagte mir gleich zu Anfang das er unter Depressionen leiden würde. Da ich selbst lange Zeit darunter litt,war das für mich kein Grund keine Beziehung mit ihm anzufangen. Die ersten 2 Monate waren einfach wundervoll,klar wir waren verliebt,er hat sich echt bemüht,mir ständig Aufmerksamkeit geschenkt und einfach so wie ich mir das von einem Mann immer vorgestellt habe. Wir zogen ziemlich schnell zusammen,da er über 300 km weit weg wohnte,er freute sich riesig darüber das ich für ihn da bin und fühlte sich genau so wie ich endlich Zuhause. Aber leider ändert sich nach 2 Monaten ganz schleichend alles. Er fragte mich nicht mehr nach meinem Wohlbefinden,hing fast nur noch am Handy,Sex fühlte sich an als wäre es eine lästige Pflicht und überhaupt dufte ich für alles ständig auf ihn zu gehen. So ist es bis heute geblieben,sagen darf ich nichts,dann ist er schnell in sich gekehrt und spricht den ganzen Tag nicht mehr. Ich bin echt verzweifelt,woher weiß ich ob er einfach so ist oder es an den Depressionen liegt? Es kommt kein nettes Wort mehr,wenn wir mit meinen Kindern weg fahren und es ihm zu viel wird,dann geht er wortlos weg. Ich liebe diesen Mann über alles,aber es bringt mich echt an meine Grenzen zumal ich mit meinen 3 Kindern schon genug zu tun habe. Ich fühle mich einsam und im Stich gelassen,denn ich bin immer für ihn da und er kann oder will vielleicht manchmal einfach nicht? Reden mag er generell nicht über Probleme oder Gefühle,er würde nichts fühlen heißt es dann nur. Aber kann das sein das die Verliebtheit aus ihm einen völlig anderen Menschen machte oder liegt es an den Depressionen das er mir kaum noch etwas entgegen bringt?

Liebe Grüße an alle

[vierUhrdreißig]

Hallo Duracellhaeschen,
(Über den Namen musste ich schmunzeln )

also aus mir hat die Verliebtheit keine völlig andere Person gemacht. Ich weiß, mein Rat ist vielleicht etwas naiv, weil ich in einer sehr gesunden Beziehung lebe. Nur kann von hier aus niemand sagen, wie dein Partner ist und was davon durch die Depression kommt: Du solltest ihn einfach fragen und offen mit ihm darüber sprechen, dass dich das belastet.
Außerdem kann ich dir den Tipp geben, auf dich selbst zu achten. Du kannst ihn nur unterstützen - dagegen vorgehen muss er selbst. Mir kam noch der Gedanke: Selbst wenn dieses Verhalten durch die Depression kommt, ist das nur eine Erklärung und keine Entschuldigung. Nur weil jemand krank ist heißt das nicht, dass er immer und zu jeder Zeit alle behandeln kann, wie er will, ohne Konsequenzen dafür zu erhalten. Wenn es von der Depression kommt ist er in der Verantwortung - in seinen Möglichkeiten - etwas dagegen zu tun.

Viele Grüße, halb 5

[FrequentFlyer]

Hallo Duracellhaeschen!

Ob Charaktereigenschaft oder Depression – letztlich geht es ja eher darum ob es ein Dauerzustand ist oder nicht.
Vielleicht findest du Antworten indem du andere Fragen stellst. Fragen nach seiner Persönlichkeit, seiner Sicht von Beziehung, seine Vergangenheit in anderen Beziehungen. Ich könnte mir vorstellen das du durch Fragen, die in diese Richtung zielen, eher eine Antwort bekommst.
Ich wünsche dir viel Glück.

LG

[Duracellhaeschen]

Hallo,

lieben Dank für eure Antworten. Gefragt habe ich ihn schon wie er so ist in einer Beziehung, nur leider macht er viele Dinge dann doch einfach anders. Ein Beispiel: er meinte er wäre der jenige der bei einem Streit jedes mal versuchen würde alles wieder gut zu machen, aber er kommt nie an,im Gegenteil er redet dann nicht mehr mit mir bis ich zu ihm komme. Aber vielleicht kommt das tatsächlich von den schlechten Erfahrungen die er in seinen letzten Beziehungen gemacht hat?! Ich versuche mal einen guten Moment abzupassen um mit ihm zu sprechen.

Grüße

[Animallover]

Ich (ebenfalls Depressionen) kann nur sagen das es es mir oft so schwerfällt, unangenehme Dinge zu klären. Ich verdränge extrem. Außerdem habe ich Angst vor Eskalation. Ich hatte vor vielen Jahren sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Sobald mich da etwas triggert bin ich wie in einer Art Starre. Vielleicht ist das bei deinem Freund auch manchmal so. Und ich frage mich oft selbst was bin ich und was ist die Depression. Ich weiß es nicht. Ich denke er weiß es selbst auch nicht. Wie wir Dinge gerne tun würden und sie letztendlich tun sind oftmals zwei Paar Schuhe.

Was du über sein Verhalten schreibst erinnert mich an vielen Stellen an mich. Und genau die Dinge werden in meiner Beziehung ebenfalls kritisiert - berechtigt definitiv!

[Kathinka2]

Hallo, Duracellhäschen,
Wie Dir ergeht es mir in meiner Beziehung auch. Exakt so. Aber ich habe vorher schon meinen Mann jahrelang anders kennengelernt, deshalb habe ich ihn geheiratet und so immer geliebt.Wir waren sehr verliebt und es hat aus uns nur bessere Menschen gemacht!!Dann kam die Depression und änderte ihn komplett in einen Menschen, den ich mir so nie ausgesucht hätte- aber ich weiß heute, dass die Krankheit ihn so gemacht hat- wie Animallover es auch beschreibt. Es ist, wie in anderen Beiträgen schon erwähnt, eine schrecklich egoistische Krankheit, aber ich bin mir sicher, dass es keine Charakterschwäche ist, sondern eben die Krankheit.
Und zwischendurch kommt MEIN Mann auch wieder kurz zum Vorschein und daran halte ich mich derzeit fest.
Ich wünsche Dir viel Kraft!
Kathinka

[Animallover]

Und glaub mir Kathinka, für den Depressiven ist es manchmal so niederschmetternd, dass man das Gefühl hat man hat „sich“ selbst verloren. Manchmal suche ich auch nach meinem eigentlichen Ich. In Phasen in denen es da ist, freue ich mich. In depressiven Episoden bringt es mich manchmal zum weinen. Ich bin mir ziemlich sicher das es deiner besseren Hälfte auch oft so geht. Depressionen sind wirklich eine einschneidende Veränderung. Es tut mir vor allem weh, wenn mein Gegenüber weint und unter Tränen sagt „wo bist du“. Das ist heftig!
Ich finde es toll, dass du nicht gleich aufgibst!

[Duracellhaeschen]

Hallo ihr Lieben,

erst mal danke für die lieben Worte und aufmunternden Beiträge. Auch ich klammere mich sehr an den Menschen den ich kennen und lieben gelernt habe und natürlich an die schönen Momente. In den schlechten Phasen fällt mir das leider nur sehr schwer da ich dann oft das Gefühl habe das er keine Lust mehr auf mich hat und ich sowieso alles falsch mache und sage. Wenn wenigsten in den guten Phasen mal was nettes kommen würde, aber das ist so selten geworden das ich befürchte mein Freund hat bald die Nase voll von mir. Naja wer weiß, vielleicht ist das mittlerweile auch einfach meine Einbildung und meine Verlustangst. Ich kämpfe weiter und hoffe das irgendwann Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.

Liebe Grüße an alle