Allein - trotz Partner und Familie

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ElMedusa296
Beiträge: 10
Registriert: 12. Feb 2020, 12:55

Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von ElMedusa296 »

Hallo Zusammen.
Ich bin neu im Forum und möchte gleich mal was loswerden.
Kurzum, ich bin schon seit längerer Zeit depressiv. Könnte echt nicht sagen wann das offiziell losgegangen ist.
Mit meinem Mann bin ich 12,5 Jahre zusammen, seit 7,5 verheiratet. Also er kennt meine "Phasen" schon gut. Nun haben wir aber auch 2 Kinder mit fast 5 und 3 Jahren. Irgendwann kam der Moment in dem mir wirklich alles zu viel wurde und ich mit meinen Kindern in die Klinik ging um wieder auf Spur zu kommen. Dort hatten wir auch ein Paargespräch. Bei diesem Gespräch stellten wir fest das wir immer weniger kommunizieren miteinander. Vorallem Mein Mann spricht nie von sich oder was ihn beschäftigt /stört /ärgert usw. Gut, viele würden sagen, er ist ja auch ein Mann. Aber er hat mir versprochen daran zu arbeiten, notfalls auch mit Hilfe. Das ist nicht wirklich passiert. Es ging paar Wochen gut. Mittlerweile sind wir wieder an der selben Stelle. Er hat Angst irgendwas zu sagen, damit ich es nicht falsch verstehe. Wenn ich eine Phase habe, nimmt er es vielleicht zur Kenntnis, aber umschifft die Problematik um sich nicht selber rein zu reiten. Versteh ich auch irgendwo. Aber er hatte mir ja versprochen das er sich notfalls auch helfen lassen würde. Dann habe ich ihm auch mal angeboten (nochmal) zur Paar Beratung zu gehen. Hielt er nicht für notwendig. Ich fühle mich von meinem Mann allein gelassen und total unverstanden. Und ich weiß nicht was ich dagegen unternehmen könnte. Ich habe das Gefühl das alles an mir hängt. Ich bin depressiv, er kommt nicht klar also meine Schuld. Ich habe Angst das irgendwann der große Knall kommt und er entweder geht oder selber einknickt. Kennt das jemand?
Ich lese von einigen die sich Sorgen machen um ihr depressiven Angehörigen. Und was sie tun sollen. Bei meinem Mann hab ich das Gefühl es stresst ihn zu sehr wenn er sich damit befasst das es mir nicht gut geht.
Hat jemand eine Idee wie ich damit umgehen könnte?
Dazu möchte ich noch die "restliche" Familie erwähnen, meine Eltern geschieden mit neuen Partnern und selber Probleme. Meine Geschwister ebenfalls. Meine Schwiegereltern, zwar im Nebenhaus, aber ziemlich unverständig diesbezüglich. Dadurch fühle ich mich extrem abhängig von meinem Mann. Wohin soll ich denn gehen, wenn es mir schlecht geht... Zum Thema Therapie, musste kürzlich den Therapeuten wechseln und bin jetzt nicht mehr bei Einzeltherapie, sondern bei einer Gruppentherapie. In diese habe ich mich noch nicht so rein finden können...

Ich Freu mich über Ideen und Gedanken dazu. Vielleicht ist ja was für mich dabei.
Danke!
Im Licht des Glaubens bin ich stark, standhaft und beharrlich, im Licht des Glaubens hoffe ich: Das lässt mich nicht schwach werden auf dem Weg, und ohne dieses Licht ginge ich in der Finsternis.
-Hl. Katharina v. Siena
Herculaneum
Beiträge: 149
Registriert: 18. Mai 2019, 20:16

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von Herculaneum »

Moinsen ElMedusa296

Willkommen im Forum.

Tja, was kann ich dir antworten.
Erstmal durchatmen.
Das hilft immer.
Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.
Und schlimmstenfalls - Die Toten werden erst nach der Schlacht gezählt.

Ich kann deine Situation nach vollziehen.
Leicht ist es nicht.
Aber es bringt dich auch nicht weiter diese Situation ständig zu "kauen".

Das dein Mann die Phasen von dir "umschifft" liegt an seiner Unsicherheit.
Kaum ein gesunder Partner kann das "fühlen" was wir in diesen Situationen an Bombenhagel der Depri aushalten müssen.
Und wie schwer es ist doch alles aufrecht zu erhalten.

Und ich weiß nicht ob eine Paartherapie wirklich so das Ei des Kolumbus ist.

Ich denke er grenzt es aus, das du eine Erkrankung hast die man nicht sieht.
Einzig dein Verhalten und deine Worte geben einen Einblick in deine Gefühlswelt.
Und die kommt nun mal unverständlich für gesunde Menschen rüber.

Was die restliche Familie angeht, muss ich dir leider sagen das sie dich einen Scheiß interessieren sollte.
Es geht um dich, eure Kinder und deinen Mann.

Such ein Gespräch mit ihm.
Klar und deutlich was du empfindest und wie sich dein Leben anfühlt wenn du eine Phase hast.
Und lass ihn auch zu Wort kommen.
Das ist ganz wichtig.
Gebt euch beiden Respekt.
Keiner ist schwach und keiner ist stark in diesem Gespräch.

Es ist eine neutrale Bewertung der Situation und wie man sich dem anderen gegenüber fühlt wenn es so ist wie es ist.

Reden auf gleicher Augenhöhe.

Versucht es doch einfach.

Liebe Grüße

Holgi
.......................................................
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von Sul »

Hallo ElMedusa296,
vielleicht ist es eine Möglichkeit erst einmal zu akzeptieren, dass dein Mann zur Zeit nicht will oder nicht kann. Mehr Drängen führt doch eher zu mehr Rückzug von seiner Seite.
Hast du Freundinnen, mit denen du dich austauschen kannst?
Und eine Gruppentherapie klingt gut. Die Meinung unvoreingenommener Dritter hören. Und vielleicht sogar wertvolle Tipps und Rückmeldungen bekommen.
Viele Grüße, Sul
ElMedusa296
Beiträge: 10
Registriert: 12. Feb 2020, 12:55

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von ElMedusa296 »

Hallo Zusammen.
Danke an alle die geschrieben haben. Es hat mir wieder etwas Mut gemacht. Ich hab einfach glaub ich oft Angst, ihn zu vergraulen.

Reden ist immer so eine Sache bei uns. Ich rede, er hört zu und sieht mich an wie ein Auto. Aber er redet nie von sich, was es in ihm auslöst. Und ich weiß nicht wie ich besser mit ihm umgehen kann, wenn ich nicht mal weiß wie er sich fühlt. Blöde Situation irgendwie. Echt schwierig. Aber ihr habt ja recht, reden ist der Schlüssel.

Ja die Situationen in denen ich in eine Depri Phase rutsche sind immer unterschiedlich, meist wegen Kleinigkeiten. Ich bekomme grundsätzlich immer viele gut gemeinte Ratschläge, die mir das Gefühl geben ich kann NICHTS richtig. Es gibt immer jemanden der es besser weiß oder kann. Oder es eben anders machen würde. Für mich bedeutet das immer, wenn ich es anders mache und es schief läuft, kommt ein "hab ich doch gesagt".

Beispiel: mein kleinerer Sohn beansprucht mich immer sehr. Und wenn ich mit den Kids allein bin, dann, empfinde ich jedenfalls so, kommt der ältere immer zu kurz. Also dachte ich mir, intensiv Zeit mit dem Großen und eine Fahrt nach Wien zu Verwandtschaft. Einfach um ihn zu bestärken, Mama nimmt sich auch Zeit für dich. "okay wenn du meinst das du das schaffst, mit ihm allein dort", "was willst denn mit ihm in Wien", "und was ist mit deinem Kleineren, das ist doch unfair"... Okay. Habs trotzdem durchgezogen. Freitag hin, Samstag bin ich krank geworden, also könnte ich nicht so wie ich wollte, und er fing an sich zu langweilen und rum zu pampen. Nachmittags gings besser, wir waren in der Kinderoper, das gefiel ihm, und einkaufen danach ging dann auch. Sonntag, war nur ein Spaziergang möglich. Außerdem war besagte Verwandtschaft auch irgendwie gestresst. Nach dem Mittagessen sind wir wieder zurück gefahren.
Montag bin ich zum Arzt und bekam Antibiotika. Hab dann meine Schwiegermama gefragt ob sie mir die Jungs von der Kita abholen könnte. Dann bekam ich folgendes zu hören "ja war ja wohl nix in Wien. Er war pampig und hat Sachen kaputt gemacht, hat die Verwandtschaft erzählt. Deswegen hab ich dir ja auch gesagt, das du mit ihm nicht nach Wien fahren brauchst bevor er 12 geworden ist"... Andere würden sagen, hör nicht drauf usw. Aber ich fühlte mich mies. Ich bin krank, habe versucht ihm etwas Zeit zu widmen, die Verwandte war genervt von uns, und im Nachhinein hätte er noch was kaputt gemacht. Sie hatte, in meinen Augen, Recht behalten. Alles was ich im Sinn hatte ging nach hinten los. Alles war falsch. Und ich fühlte mich total verunsichert. Grundsätzlich werde ich oft von meiner Schwiegermama und meinen Mann verunsichert. Ohne das sie es merken. Und wenn ich es versuche auszudrücken, geht erst recht nix mehr.
Freunde von mir sind selber gut beschäftigt mit neuen Beziehungen, Kindern usw. Außerdem verstehen sie es auch oft nicht, warum mich solche Kleinigkeiten so runter ziehen.
Meine Eltern und Geschwister brauch ich glaub ich nimmer erwähnen. Das ist leider auch keine Adresse für mich. Bleibt nur Therapie und Selbsthilfegruppe... Keine Ahnung ob das verständlich war, was mich um treibt. Aber trotzdem Danke, wenn ihr bis hier fertig gelesen habt :)
Im Licht des Glaubens bin ich stark, standhaft und beharrlich, im Licht des Glaubens hoffe ich: Das lässt mich nicht schwach werden auf dem Weg, und ohne dieses Licht ginge ich in der Finsternis.
-Hl. Katharina v. Siena
DieNeue
Beiträge: 5513
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von DieNeue »

Hallo ElMedusa296,

ja, ich finds absolut verständlich, was du geschrieben hast.
Selbst wenn es für andere Kleinigkeiten sind, diese summieren sich ja auch mit der Zeit.
ElMedusa296 hat geschrieben: Ich bekomme grundsätzlich immer viele gut gemeinte Ratschläge, die mir das Gefühl geben ich kann NICHTS richtig. Es gibt immer jemanden der es besser weiß oder kann. Oder es eben anders machen würde. Für mich bedeutet das immer, wenn ich es anders mache und es schief läuft, kommt ein "hab ich doch gesagt".
[...]
Grundsätzlich werde ich oft von meiner Schwiegermama und meinen Mann verunsichert. Ohne das sie es merken. Und wenn ich es versuche auszudrücken, geht erst recht nix mehr.
Du hast ja geschrieben, dass du eine Gruppentherapie machst. Ich finde, dieses Thema für eine Gruppentherapie sehr geeignet (zumindest die Gruppentherapie, die ich kenne). Du kannst ja genau das Beispiel mit der Fahrt nehmen, und bekommst dann die Sichtweisen und Hilfe der anderen Teilnehmer, das ist manchmal ganz hilfreich.

Die Aussage von deiner Schwiegermutter, du solltest erst mit ihm dorthin fahren, wenn er 12 ist... find ich etwas absurd ;) Als präpubertärer Teenager ist er vielleicht mindestens genauso pampig ;) und kaputt machen kann er mit 12 auch was. Soll er denn wirklich 7 Jahre lang seine Verwandten nicht besuchen, nur weil irgendwas schief laufen könnte?
Aber kann ich verstehen, dass solche Sprüche erstmal verunsichern.

Du hast auf jeden Fall nicht alles falsch gemacht. Die Kinderoper hat ihm gefallen und einkaufen wart ihr auch. Dass du krank geworden bist, dafür kannst du ja auch nichts. Und selbst wenn dein Sohn es insgesamt nicht so toll fand - er hat's auf jeden Fall überlebt und wird dadurch keinen riesen Schaden zurückbehalten.

Das mit dem Reden bei deinem Mann ist echt krass... da könnte ich auch nicht damit umgehen, wenn jemand einen so anschweigt und nicht von selbst was sagt.

Vielleicht hilft dir bei der Gesamtsituation das Konzept der "fünf Sprachen der Liebe". Habe das hier schon öfter mal empfohlen, weil ich finde, dass man damit das Handeln anderer Menschen manchmal besser einschätzen lernt. Kann sein, dass dein Mann keinen Wert auf Anerkennung legt, du aber schon, und er dir aber auf andere Art und Weise zeigt, dass er dich liebt. Kannst ja mal googeln.

Liebe Grüße,
DieNeue
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von Katerle »

Hallo Medusa,

bleib weiter bei deinem Weg mit Therapie und Selbsthilfegruppe und lasse dich von Schwiegermama und Mann nicht verunsichern. (ist nicht einfach, aber zu schaffen, sich davon nicht runterziehen zu lassen.

Versuche mit deinem Mann zu reden und lasse ihn auch zu Wort kommen liebe- und respektvoll. Was wünschst du dir von ihm, was er von dir? Sag ihm, dass du dich von ihm alleingelassen fühlst und unverstanden.

Mach dir keine Schuldgefühle, weil du krank bist. Auch für Angehörige ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen, wenn der Partner/Partnerin erkrankt ist. Meist sind sie mit der Situatiom selbst überfordert. Ansonsten weiter im Gespräch bleiben.

Mach dich von der Abhängigkeit von deinem Mann frei, indem du wieder selbst Verantwortung für dein Leben übernimmst. Suche weiter nach einen Therapeuten, der Einzeltherpie anbietet. In die Selbsthilfegruppe kannst du ja weitergehen, auch wenn du in Einzeltherapie bist.

Alles Gute bei deinem Weg,
Katerle
zickenbert
Beiträge: 30
Registriert: 12. Apr 2016, 11:49

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von zickenbert »

Hallo, ich muss jetzt auch mal was dazu sagen.
Ich finde es eine super Idee, dass du mit deinem grossen mal weg gefahren bist. Bei mir ist es auch so, dass der jüngste sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und so versuche ich immer wieder auch mal mit der Großen, 6Jahre, allein was zu machen. Du hast nichts falsch gemacht. Und selbst wenn er sich wegen Erkrankung etwas gelangweilt hat, so war dies nicht die ganze Zeit und ihr konntet dennoch was unternehmen. Er wird sich daran lange erinnern, dass Mama auch mal nur für ihn da war.
Ich bin selbst Papa und ich glaube Dein Mann ist einfach mit der Depression überfordert. Er weiß sich nicht zu helfen. Und so wie du deine Schwiegereltern beschreibst, würde er ähnlich erzogen wie ich. Es fällt ihm extrem schwer sich zu öffnen. Das klappt dann auch beim Psychologen sehr schwer bis garnicht. Ich glaube es wird nur helfen dran zu bleiben und mit ihm in wirklich ruhigen Minuten deine Psyche zu erklären. Dennoch wird er es nur schwer verstehen können oder umgekehrt sich deswegen mehr öffnen. Er hat richtig Angst sich zu öffnen und das hat nichts mit dir zu tun. Das war seine Erziehung
ElMedusa296
Beiträge: 10
Registriert: 12. Feb 2020, 12:55

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von ElMedusa296 »

Nochmal Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für Euren Zuspruch. Allein das hat mir wieder Mut gemacht. Es ist zwar noch nicht zu einer Aussprache mit meinem Mann gekommen, aber er merkt wohl das es mir nicht so gut ging die letzten Tage.
Ich habe meine Fühler ausgestreckt nach Gleichgesinnten, hier, in Facebook, vor Ort. Das hat mir die letzten Tage sehr geholfen. Zu wissen ich bin eben nicht allein damit.
Ich hoffe einfach auf eine Lösung meinen Mann betreffend und auf die Möglichkeit ein gutes Gespräch mit ihm führen zu können.
Nochmal Danke fürs Mut machen :)

Liebe Grüße, ElMedusa
Im Licht des Glaubens bin ich stark, standhaft und beharrlich, im Licht des Glaubens hoffe ich: Das lässt mich nicht schwach werden auf dem Weg, und ohne dieses Licht ginge ich in der Finsternis.
-Hl. Katharina v. Siena
Mick_aus_L
Beiträge: 15
Registriert: 3. Feb 2020, 06:10

Re: Allein - trotz Partner und Familie

Beitrag von Mick_aus_L »

Hallo an alle,

es ist schon komisch wie sehr ich mich in den Beiträgen hier wiederfinden kann. Angefangen bei den Auslösern einer Episode bis hin zu den Gedanken und Verhaltensweisen sehe ich immer wieder das es mir nicht allein so geht und ich ja scheinbar doch nicht Schuld an meiner beschis..... Situation bin.
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