Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

danke, dass du darauf auch nochmal eingehst.
Die erste Therapie war kognitive VT und es gab schon Ziele, in dem Sinn, dass sie mich anfangs gefragt hat, was ich denn erreichen möchte und darum ging es dann auch irgendwie, aber das war alles sehr diffus und ich wusste nie, auf was sie eigentlich genau hinaus will.
Aber es lag ganz sicher nicht nur an ihr, ich habe damals noch nicht erkannt (vielleicht auch nicht erkennen wollen), dass es mich langfristig nicht weiterbringt, nur zu lernen, wie ich mit den Symptomen umgehen kann.
Vielleicht hatte ich auch schon eine Ahnung davon, wie es sein würde, wenn ich mich an die Ursachen meiner Probleme herantraue, also nochmal wirklich weit in die Vergangenheit zurückgehe.
Und jetzt, wo ich einen Grund kenne, wo das aufgelöst wurde, spüre ich keine Erleichterung, sondern es überwältigt mich geradezu.
Ich weiß nicht, ob der Therapeut so ein Vertrauen in meine Fähigkeit hat, mit diesem Wissen jetzt umgehen zu können, ich jedenfalls habe dieses Vertrauen im Moment nicht.
Weil du gefragt hattest, der Termin ist morgen und das ist auch gut so.
Ich hoffe. du kannst das schöne Wetter und den Pfingstmontag noch genießen.
LG, Meridian
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Sonnenschein,

ich denke, es ist oft so, dass man annimmt, man hat etwas bearbeitet, hat es besser verstanden und kann es für den Moment so stehenlassen und dann gibt es einen Auslöser und schon ist das Gefühl wieder da und es ist schmerzhaft.
Mime hat in einer Antwort an mich geschrieben, dass das in der Therapie viel Zeit braucht, es wird nicht reichen, das einmal zu besprechen und dann ändert sich alles, vielleicht ist es auch so, dass manches
immer schmerzhaft bleiben wird, aber eben so, dass man damit umgehen kann, dass es einen nicht jedes Mal wieder so herunterzieht.
Kannst du denn generell mit deinen Eltern darüber sprechen, hast du ein gutes Verhältnis zu ihnen?
Du musst nicht darauf eingehen, wenn du nicht magst.
Übrigens habe ich bei der Telefonseelsorge auch schon angerufen, z.B. nachts oder am Wochenende, wenn es mir nicht gut ging.
Es ist gut zu wissen, dass da immer jemand erreichbar ist und ich hatte auch schon sehr hilfreiche Gespräche.
Ich hoffe, du lässt dich, wie gesagt, von der unbedachten Äußerung deines Vaters, nicht so sehr beeinflussen, vielleicht kannst du das schöne Wetter und den freien Tag heute genießen.

LG, Meridian
mime
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Meridian,

dann wünsche ich dir, dass der Termin morgen gut verläuft und dass das, was momentan so überwältigend da ist, wieder etwas eingedämmt werden kann. Es ist gut, dass du dem Therapeuten das zurückgemeldet hast.

Es kann wohl immer Dinge in unserem Leben geben, die belastend bleiben und/oder Wunden, die sich nie ganz schließen lassen werden. Ich glaube aber, dass wir lernen, damit umzugehen. Manchmal kann es sein, dass es hin und wieder "Einbrüche" gibt und wir uns da wieder herauskämpfen und weitermachen und dass es dann auch leichter wird.

Ich wünsche dir eine gute Woche und wie gesagt, ein hilfreiches Gespräch morgen.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

ja, das kann ich so unterschreiben.

Auch, dass es viel Zeit braucht. Das merke ich ja selber. Ich glaube nicht, dass immer diese 80 Stunden Verhaltenstherapie ausreichend sind. Aber meine Thera „hetzt“ auch nicht. Manchmal ist ja so, dass man ein Thema zwar durch hat, etwas neues erarbeiten will und dann wieder was aktuelles, Akutes dazwischen kommt.

Ich habe eigentlich ein gutes Verhältnis zu ihnen, aber gewisse Sachen sind halt schwierig anzusprechen. Z.B. die Depression. Da kommen dann so Aussagen wie „Wie kommst Du nur daran? Lass Dich nicht so hängen?“ usw. Das ist nicht bösartig gemeint, eher Unverständnis. Na ja und wegen dem SVV kann ich nicht wirklich mit denen drüber reden. Das ist ja auch für „normale oder ungeschulte Personen“ vielleicht auch nicht so verständlich.

Angerufen habe ich bei der Telefonseelsorge noch nicht. Bisher nicht getraut. Telefoniere generell nicht so gerne.

Schön zu hören, dass es für dich hilfreich war.

Wie war Dein Termin in dieser Woche? Ist es gut gelaufen?

Ich wünsche Dir einen guten Start ins nahende Wochenende.

LG
Sonnenschein
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Sonnenschein,

das kenne ich auch mit dem Unverständnis, was Depression angeht.
Meine Mutter kann das auch nicht wirklich verstehen, sie tut sich sehr schwer damit.
Dass du SVV bei deinen Eltern gar nicht ansprichst, kann ich gut verstehen, das würde sie wohl überfordern.
Der außerplanmäßige Termin beim Therapeuten war gut.
Wir haben auch noch mal darüber gesprochen, warum mir das so schwerfällt, zu sagen, was ich brauche.
Ich wünsche dir ein erholsames Wochenende und dass du es schaffst, in der therapiefreien Zeit weiter gut für dich zu sorgen.

LG, Meridian
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

danke für deine guten Wünsche.
Das Gespräch bei meinem Therapeuten war hilfreich, wir haben es auch nochmal thematisiert, wieso es mir so schwerfällt, zu erkennen, was ich in so einem Moment brauche.
Ich denke wie du, dass manches, das man in einer Therapie bearbeitet, belastend bleiben wird, aber man kann vielleicht lernen, anders (besser) damit umzugehen.
Es ist auch sicher so, dass es einen immer mal wieder einholt, vor allem zwischen den Therapiestunden.
Das Gute an der Therapie ist, dass das aufgefangen werden kann, da ist jemand, der für mich da ist, aber mir ist wieder mal klar geworden, dass der Therapeut nicht hellsehen kann, er kann nicht wissen, wie es mir geht, wenn ich es ihm nicht sage.
Hier zu schreiben und verstanden zu werden, hilft dann auch.

LG, Meridian
mime
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Meridian,

danke für deine Antwort/en. Hm, das, was du Sonnenschein und mir geschrieben hast, dass du mit deinem Therapeuten darüber gesprochen hast, ggf. nicht sagen zu können, was du brauchst, finde ich interessant. Ging es da eher um das "Nicht-Erkennen-Können" der eigenen Bedürfnisse oder das "Nicht-in-Erwägung-Ziehen", dass andere helfen könnten? Du brauchst natürlich nicht zu antworten, wenn dir das zu persönlich ist.

Bei mir ist es nämlich wohl so, dass ich beides irgendwie nicht auf die Reihe bekomme ;), daher mein Interesse/meine Frage. Mich hatte der Psychiater auch letztes Mal gefragt, ob ich etwas bräuchte (diesen Satz hatte ich a) noch nie gehört und b) für lapidares Gerede gehalten - es klang so "abgespult", diesen Satz wird er wohl öfter seinen Patienten in Coronazeiten sagen - so dass ich natürlich verneinte).

Wie läuft es da bei dir in der Therapie? Kannst du sagen bzw. empfinden, was du gerade brauchst? Oder ist das nur ein Thema von vielen?

Ja, Therapeuten können zwar viel, aber nicht hellsehen ;) - da sind diese auch auf unsere Rückmeldungen / Inputs angewiesen. Es freut mich aber zu lesen, dass du dich mit deinen Themen meistens "aufgefangen" fühlen kannst (so soll es auch sein).

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende.

LG Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

das ist interessant, was du zum "Nicht-in-Erwägung-Ziehen", dass andere helfen könnten, schreibst.
Diese Frage hat der Therapeut auch gestellt: "Sie haben nicht gedacht, dass ich alles versuchen würde, um das möglich zu machen"? (es ging um meine Bitte wegen eines zusätzlichen Termins).
Er ist der Ansicht, dass Angst vor Zurückweisung dabei eine Rolle spielen könnte.
Darauf habe ich ausweichend reagiert, was wahrscheinlich zeigt, dass er damit richtig liegt :)
Interessant finde ich auch dein Beispiel / deine Reaktion auf die Frage des Psychiaters: a) das ist ungewohnt und b) das ist nur eine Floskel, das meint er gar nicht ernst.
Was denkst du denn, warum du davon ausgehst, dass andere nicht helfen können?
Bitte ignoriere die Frage einfach, wenn du darauf nicht eingehen willst.
Jedenfalls ist es bei mir auch beides:
Ich merke es oft nicht, was ich in dem Moment brauche, auch und gerade in der Therapie (ich denke dann nochmal darüber nach und kann es erst in der nächsten Stunde beantworten) und ich habe offensichtlich nicht die Erwartung, dass andere auf jeden Fall versuchen werden zu helfen.
Das hat ja auch wieder viel mit Vertrauen zu tun.
Ich werde das sicher nochmal in der Therapie ansprechen.

Schönes Wochenende und LG, Meridian
mime
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Meridian,

danke für deine Antwort. Es ist interessant, was dein Therapeut dich gefragt hat - und ich finde seine Aussage echt stark (also gut). Das zeigt ja, dass er deine schwierige Situation gut eingeschätzt hat und dir das angeboten hat, was notwendig war (einen "Zwischentermin").

Ich hätte z. B. (auch) nicht die Erwartung gehabt, dass mein Therapeut alles möglich machen würde (warum auch?), einen außerordentlichen Termin anzubieten... Das ist ggf. auch eine typisch depressive Denkweise.

Wie war es bei dir? Hattest du ggf. die Befürchtung, zurückgewiesen zu werden?

Ich finde es jedenfalls sehr gut, dass du einen Termin bekommen hast und ihr auch das thematisiert habt (das Anmelden von zusätlichem Termin-Bedarf). Ich finde die Einstellung deines Theapeuten da auch sehr gut (bzw. für mich auch ungewohnt) - ich glaube nicht, dass meine damalige Therapeutin das ermöglicht hätte (mit einem Zusatztermin), allerdings war es bei mir tatsächlich auch nicht notwendig und ich habe natürlich auch nie danach gefragt ;).

Wichtig ist aber in aller erster Linie: dass dir der Termin und das Redenkönnen beim Therapeutin (wohl) gut getan hat!

Hm, wenn ich mir das so überlege: ich hätte Angst vor Zurückweisung (wobei es objetktiv betrachtet ja OK wäre, wenn ein Therapeut auf den regulären Stundenrhythms verweisen würde und keinen Raum hätte für einen Zwischentermin - subjetkiv würde ich es aber wohl anderes bewerten). Vielleicht ist es aber auch so, dass ich Erwartungen relativiere - wenn ich zu große Erwartungen an mein Gegenüber habe, werde ich zwangsläufig enttäuscht, und das will ich mir lieber ersparen (Enttäuschung).

Insgesamt mir ist es wohl ähnlich wie bei dir: Mir ist oftmals wohl gar nicht bewusst, was ich bräuchte. Und so kann ich auch mit den Sätzen meines Psychiaters wenig anfangen (was soll man da schon sagen?) - die Termine sind momentan sowieso nicht regelmäßig, d. h. da etwas zu erarbeiten, ist für mich nicht möglich. Aber gut, das ist eben jetzt so. Da geht halt nicht mehr.

Ich denke, dass deine Situation da ähnlich, aber doch etwas anders ist als meine: du bist noch im Therapieprozess mit regelmäßigen Terminen und hast einen Ansprechpartner (da kannst du noch "üben", gemeinsam erarbeiten, auf dich und deine Bedürfnisse zu achten und diese ggf. dann auch kundtun.

Wie löst du das Dilemma? Wenn du erst nach der Stunde bemerkst, was du gebraucht hättest, kannst du das dann in der nächsten Stunde thematisieren, oder ist das dann schon wieder "zu weit weg" (und du sprichst es nicht an)?

Welche Erwartungen hast du denn konkret an deinen Theapeuten? Oder an dich? Das ist mitunter schwierig zu beantworten (das merke ich gerade selbst ;), als ich das schreibe). Wie sähe denn die Hilfe aus, die du dir wünschst oder die du erwartest?

Ja, das Vertrauen in den Therapeuten kann immer eine Rolle spielen. Wenn dein Therapeut sein Handwerk verstehst, wird er, denke ich, gut mit deinen Erwartungen / Bedürfnissen umgehen können. Doch man kann sie erst verbalisieren (und dem Therapeuten mitteilen), wenn man sich ihrer bewusst wird.

Sorry, dass ich etwas diffus schreibe (und zwischen den Themen hin und her wechsele); ich glaube, ich höre an dieser Stelle mal auf.

Ich wünsche dir noch einen schönen restlichen Sonntag.
LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

so diffus war das gar nicht, was du geschrieben hast :) und ich versuche mal auf alles einzugehen:
Es war definitiv auch Angst vor Zurückweisung, ich hätte nicht gut damit umgehen können, wenn
der Therapeut mir keinen Zusatztermin angeboten hätte, selbst wenn er das mit einem vollen Terminkalender hätte begründen können.
Die Erwartungen schon im Vorfeld relativieren, das mache ich auch, somit kann ich dann nicht so enttäuscht werden.
Wichtig ist eben, das jetzt zu reflektieren (und zum Thema machen zu können): Warum habe ich Angst vor Zurückweisung, wo kommt das her, warum fällt es mir so schwer jemandem zu vertrauen usw.
Von daher ist es richtig, was du schreibst: Der Therapieprozess ist ein gutes Übungsfeld,
ich kann in der stabilen, strukturierten, verlässlichen Beziehung zum Therapeuten vieles über meine Verhaltensmuster, Emotionen und Fähigkeiten lernen bzw. mir bewusst machen, ich kann sie neu bewerten und eben versuchen etwas zu ändern.
Das ist dann auch meine Erwartung an den Therapeuten: Dass er mir dabei hilft, die unbewussten Hintergründe und Auslöser meiner Probleme herauszufinden und mich dabei unterstützt, die Fähigkeiten, die beeinträchtigt sind, zu verbessern.
Zu deiner Frage, ob ich das in der folgenden Stunde noch anspreche, wenn ich erst später bemerke, was ich erwartet oder gebraucht hätte:
Wenn es mir wichtig ist, mache ich das auf jeden Fall, manchmal ist dann aber vielleicht ein anderes Thema wichtiger oder es ist auch in Ordnung, das vorerst mal so stehenzulassen (also
quasi "ungelöst").
Ich hoffe, ich bin soweit auf alles eingegangen.
Was mir in dem Zusammenhang noch eingefallen ist:
Kennst du "Die Macht der Verletzlichkeit" von Brené Brown? (den Kurzvortrag gibt es auf YouTube).
Dieser Vortrag, den ich erstmals in einer psychosomatischen Klinik gesehen habe, hat bei mir
tatsächlich zu einem Umdenken geführt und passt auch, wie ich finde, gut zu unserem Thema
hier.

LG und noch eine gute Woche,
Meridian
Camille
Beiträge: 602
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Camille »

Ich wollte einfach nur sagen, dass ich euren Austausch für mich wertvoll und bereichernd finde.
Vielen Dank, dass ihr andere daran teilhaben lasst

Liebe Grüße
Camille
Sonnenschein34
Beiträge: 733
Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

wollte auch nur ein kleines Hallo da lassen. Ich habe Euch gelesen und finde den Austausch auch sehr gut. Auch wenn ich jetzt gerade nicht die Kraft habe, mehr dazu zu schreiben.

Wünsche Euch eine schöne Woche.

LG
Sonnenschein
3vaMarie
Beiträge: 8
Registriert: 4. Jun 2020, 20:23

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von 3vaMarie »

Hallo an alle,
ich habe auch still mitgelesen und kann mich mit einigen Dingen, die ihr geschrieben habt, gut identifizieren. Ich habe eine Frage an euch und hoffe, es ist in Ordnung, sie hier so in den Raum zu werfen.
Ich habe große Angst, mich für den falschen Therapeuten entschieden zu haben. Ich hatte damals (bin jetzt in der 10. Stunde glaube ich) ein gutes Gefühl in den ersten Sitzungen.
Aber jetzt nach der ganzen Zeit habe ich das Gefühl, dass ich nicht so vorankomme und das ich sehr positiv spreche,und mein Therapeut mich darin bestärkt ("dieses und jenes ändert sich ja bald für Sie, das halten Sie ja noch aus"; "sie kriegen ja alles hin, so wie ich sehe"), aber eigentlich geht es mir nicht so gut. Ich habe das Gefühl, ich spreche nur, aber wir wenden überhaupt keine therapeutischen Methoden an. Er hört mir zu, bestärkt mich manchmal, zeigt mir manchmal etwas auf, aber das war es.
Wie ihr auch geschrieben habt, es hat mit Vertrauen zu tun, und ich spüre, dass ich meinem Therapeuten Vieles noch nicht erzählt habe, weil ich mich nicht getraut habe. Meine größte Angst ist, dass die Therapie mir nicht weiterhilft. Jetzt frage ich mich, habt ihr Erfahrung gemacht mit Therapeut wechseln (meine muss bald verlängert werden, also wäre jetzt die Chance)?
Ich weiß nicht, ob ich versuchen soll, ganz ehrlich zu sein und alles einmal rauszulassen mit der Bitte, mir dann auch konkrete therapeutische Methoden zu nennen, oder ob das Grundgefühl nicht gut genug für eine weitere Therapie mit diesem Therapeuten ist?
Wir haben im Prinzip schon über eine Zielsetzung der Therapie gesprochen, aber ich weiß nicht, durch was oder wie ich dahinkommen soll.
Vielleicht habt ihr Erfahrungen, Ideen, Meinungen, Ratschläge.
Liebe Grüße!
Evamarie
Meridian
Beiträge: 512
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Camille,

es freut mich, dass du hier mitliest und unseren Austausch für dich als bereichernd empfindest.
Natürlich ist der Austausch für alle da, die das Thema interessiert und mir bringt es ganz viel, meine Gedanken zur Therapie hier aufzuschreiben und von den Erfahrungen und Einschätzungen anderer zu lesen.

LG, Meridian
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Evamarie,

welche Art der Therapie ist das denn? Die therapeutischen Methoden unterscheiden sich ja doch sehr, je nach Verfahren.
Ich selbst habe keine Erfahrung mit Therapeutenwechsel, aber mit dem frustrierendem Gefühl, dass die Therapie mich nicht weiterbringt.
Im Nachhinein wäre da ein Therapeutenwechsel sicher sinnvoll gewesen.
Du hast ja recht konkrete Erwartungen an die Therapie und ich finde es wichtig, dem eigenen Gefühl zu trauen, wenn da etwas nicht stimmt.
Die Aussagen des Therapeuten (wenn ich sie auch nicht im Zusammenhang kenne) würden mich wohl auch skeptisch machen, zumal das ja auch nicht mit deinem Gefühl übereinstimmt.
Du könntest natürlich all das, was du hier beschrieben hast, mit deinem Therapeuten in der nächsten Stunde besprechen und auch nochmal deine Erwartung an die Therapie äußern.
Dann wirst du ja sehen, wie er darauf reagiert und ob du denkst, dass du ihm soweit vertrauen kannst, dass du auch schwierige, für dich wichtige Themen ansprechen kannst.
Wenn dieses Vertrauen nicht da ist und du in der Therapie bestimmte Themen außen vor lässt, dann macht es meiner Ansicht nach keinen Sinn, die Therapie bei diesem Therapeuten fortzusetzen.
Besprechen würde ich das aber schon mit ihm und auch ganz ehrlich.
Deine Bedenken sind ja vollkommen gerechtfertigt und ein guter Therapeut sollte damit umgehen können

LG, Meridian
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Sonnenschein,

danke auch für deine Rückmeldung, ich werde später noch was in deinem Thread schreiben.

LG, Meridian
Sonnenschein34
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Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Evamarie,

ich habe Erfahrung mit Therapeutenwechsel gemacht.

Bei mir war es so, dass ich Ende 2018/Anfang 2019 einen Therapieplatz erhalten habe. Die Therapeutin war so auch ganz nett, ich bin gut mit ihr klar gekommen. Allerdings sagte sie direkt zu Anfang, dass sie nur Kurzzeittherapie anbietet. Wir waren dann bei der 9 Std. oder so, wo es um die Verlängerung auf die nächsten 12 Stunden ging. Ich habe gemerkt, dass ich mit KZT nicht hinkommen werde, aufgrund der Komplexität. Auf meine Nachfrage, meinte sie dann immer noch, dass sie nur KZT (24 Std.) anbieten würde und sie mich sowieso eher in einer Klinik sehen würde bzw. ich müsste mir nach den 24 Stunden jemand neues suchen. Sie hat dann die nächsten 12 Stunden beantragt, ich habe mich dann aber schon nach einer neuen Therapeutin umgesehen. Dort war die Therapie eher unstrukturiert. Auf vorherige Sachen wurde keinen Bezug mehr genommen usw.

Glücklicherweise konnte ich dann kurzfristig wechseln (meine Therapeutin war zwar schon sehr erstaunt, dass es so schnell geklappt hat, aber da konnte ich keine Rücksicht drauf nehmen). Ich hab dann die verbliebenen 13 Stunden bei der neuen gehabt. Diese hat dann auch die Langzeittherapie für mich beantragt. Unglücklicherweise (also für mich) war sie da schon schwanger. Das hat sie mir erst erzählt, als die LZT genehmigt war. Ich hatte dann noch bis Ende 2019 Stunden bei ihr.

Bei ihr habe ich von Anfang an direkt gemerkt, dass ich gut mit ihr klar kommen. Vertrauen usw. war eigentlich schnell da. Auch die Hausaufgaben und Gespräche waren bis dato sehr hilfreich, was bei der ersten überhaupt nicht war. Und, als es auf die letzte Stunde zuging, hat sie mich gefragt, ob ich zu ihrer Kollegin gehen würde. Sie hätte mit ihr gesprochen und ich könnte dort einen Platz haben.

Ich habe das dann zugesagt und auch direkt einen Termin mit ihr vereinbart. Das hat mir natürlich auch sehr viel Sucherei erspart, ich kannte die Praxis usw. Das hat auch bei ihr geklappt. Zwischen uns (also jedenfalls von meiner Seite aus) hat es auch direkt gepasst. Natürlich musste man erst wieder jemand neuem vertrauen.

Aber ich will Dir da Mut machen! Sprich erst nochmal mit deinem derzeitigen Therapeuten, was dir fehlt, was Du Dir wünscht usw. Du kannst nebenher aber auch schon andere Therapeuten kontaktieren. Das ist kein Problem und dort kannst Du schon mal probatorische Gespräche führen.

Das Du Deinem Therapeuten noch nicht alles erzählt hast, ist verständlich. Das war bei mir auch so. Ich bin eigentlich erst mal nur wegen Depressionen hin. Das Verdacht auf eine PTBS besteht wusste ich zwar, aber dass dann auch noch eine Angststörung diagnostiziert wurde, kam überraschend für mich. Weil ich dachte, dass diese Verhaltensweisen "normal" sind. Das ist dann von der zweiten Therapeutin festgestellt worden. Und der Verdacht auf PTBS hat sich dann auch bei der zweiten bzw. dritten Therapeutin bestätigt.

Und ich hab auch noch nicht alles erzählt, was mich so beschäftigt. Das ist natürlich das Ziel der Therapie, aber wenn Dein Vertrauen gefestigt wird, wird das schon noch kommen.

Meine Krankenkasse hat den beiden wechseln übrigens auch jeweils direkt zugestimmt. Das haben die Therapeutinnen für mich geregelt.

Alles gute für Dich!

Sonnenschein
DieNeue
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von DieNeue »

Hallo Eva-Marie,

ich würde auch wie die anderen den Therapeuten mal drauf ansprechen. Du musst ja nicht gleich total intimes dabei erzählen, einfach so wie du es für uns beschrieben hast.
Einfach abbrechen würde ich nicht, erst mal ansprechen und schauen, wie er reagiert und dann siehst du schon, ob du damit was anfangen kannst. Erst wenn es dann nicht besser wird, würde ich wechseln. Solche Sätze wie von deinem Therapeuten würden mir jetzt auch nicht so weiterhelfen, wenn ich den Eindruck habe, er bestärkt mich nur in dem, was ich sage
und von ihm selbst kommt nichts.

Bei mir hat es übrigens ein halbes Jahr gedauert, bis es richtig ans Eingemachte ging. Manches dauert halt, Druck hilft da nicht. Ist ja auch nicht so, dass man zur Therapie geht, weil es so einfach ist über das Problem zu reden.

Liebe Grüße,
DieNeue
3vaMarie
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von 3vaMarie »

Hallo an alle,
danke für eure Antworten und Tipps, sie haben mir in jedem Fall zu denken gegeben. Ich hatte heute auch eine Sitzung und habe ein mir wichtiges Thema angesprochen, um zu schauen, wie der Therapeut reagiert und es war nicht schlecht, aber ich weiß immer noch nicht, ob das der richtige Weg ist.
Meridian, du hast etwas geschrieben, was ich für sehr wahr halte: dass du trotz der Zweifel das Gefühl hast, dass der Therapeut mit dir diesen Weg geht, oder er zumindest bereit ist. Und das ist etwas, wo ich mir in meiner Situation unsicher bin. Es handelt sich um eine tiefenpsychologische Therapie, und mir stellt der Therapeut eingangs schon Fragen, über was ich reden möchte und das Gespräch kommt auch zum Laufen. Aber ich weiß nicht, ob die Chemie stimmt. Heute hat er mich auch nochmal darauf hingewiesen, dass ein weiterer Antrag anstehen würde und ich ihm das nächste Mal Bescheid sagen soll, wie ich weitermachen will. Das erleichtert mir einerseits einen Wechsel (obwohl ich gerade keine Alternative habe), aber ich frage mich dadurch auch ein bisschen, ob der Therapeut auch das Gefühl hat, dass es vielleicht nicht so passt.
Ich weiß auch nicht weiter.
Meridian, ich finds auch ganz stark, dass du einen zusätzlichen Termin bekommen hast oder überhaupt den Mut hattest, zu fragen. Für mich deutet das auf eine ganz gute Chemie und ein gutes Vertrauensverhältnis hin. Vertrauen braucht man ja einerseits in sich selbst, aber auch in die Person, dass man glaubt, dass diese Person einem helfen kann. Dass eine Stunde nicht abgehakt ist und man dann noch weiter darüber nachdenkt, deute ich auch als gutes Zeichen. Das heißt ja auch, es macht was mit einem und es gibt immer eine nächste Stunde, in der man etwas nochmal ansprechen kann. Vieles kommt ja auch immer wieder ins Gespräch.
Liebe Grüße an euch,
Evamarie
mime
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Meridian hat geschrieben:Hallo Mime,

so diffus war das gar nicht, was du geschrieben hast :) und ich versuche mal auf alles einzugehen:
Es war definitiv auch Angst vor Zurückweisung, ich hätte nicht gut damit umgehen können, wenn
der Therapeut mir keinen Zusatztermin angeboten hätte, selbst wenn er das mit einem vollen Terminkalender hätte begründen können.
Die Erwartungen schon im Vorfeld relativieren, das mache ich auch, somit kann ich dann nicht so enttäuscht werden.
Wichtig ist eben, das jetzt zu reflektieren (und zum Thema machen zu können): Warum habe ich Angst vor Zurückweisung, wo kommt das her, warum fällt es mir so schwer jemandem zu vertrauen usw.
Von daher ist es richtig, was du schreibst: Der Therapieprozess ist ein gutes Übungsfeld, ich kann in der stabilen, strukturierten, verlässlichen Beziehung zum Therapeuten vieles über meine Verhaltensmuster, Emotionen und Fähigkeiten lernen bzw. mir bewusst machen, ich kann sie neu bewerten und eben versuchen etwas zu ändern.
Das ist dann auch meine Erwartung an den Therapeuten: Dass er mir dabei hilft, die unbewussten Hintergründe und Auslöser meiner Probleme herauszufinden und mich dabei unterstützt, die Fähigkeiten, die beeinträchtigt sind, zu verbessern.
Zu deiner Frage, ob ich das in der folgenden Stunde noch anspreche, wenn ich erst später bemerke, was ich erwartet oder gebraucht hätte:
Wenn es mir wichtig ist, mache ich das auf jeden Fall, manchmal ist dann aber vielleicht ein anderes Thema wichtiger oder es ist auch in Ordnung, das vorerst mal so stehenzulassen (also
quasi "ungelöst").
Ich hoffe, ich bin soweit auf alles eingegangen.
Was mir in dem Zusammenhang noch eingefallen ist:
Kennst du "Die Macht der Verletzlichkeit" von Brené Brown? (den Kurzvortrag gibt es auf YouTube).
Dieser Vortrag, den ich erstmals in einer psychosomatischen Klinik gesehen habe, hat bei mir
tatsächlich zu einem Umdenken geführt und passt auch, wie ich finde, gut zu unserem Thema
hier.

LG und noch eine gute Woche,
Meridian
Hallo Meridian,

nun mal zurück zu dir und deinem letzten Beitrag. Wie ist es dir inzwischen ergangen? Wie war der nachfolgende Therapietermin für dich gewesen?

Ich habe es im Übrigen ähnlich gemacht wie du: wenn ich etwas als wichtig angesehen habe (aus der letzten Stunde) habe ich es angesprochen, wenn nicht, dann nicht - manches relativiert sich dann auch innerhalb der therapiefreien Zeit (und man bewertet es mit zeitlichem Abstand dann auch anders).

Hm, ich denke, dass mir vielleicht ähnlich gegangen wäre: dass es mich getroffen hätte, wenn keine Zeit für mich therapeutenseits gewesen wäre - auch wenn der Verstand das immer ganz anders (und verständnisvoll) bewertet, bliebe doch innerlich das Gefühl des Nicht-Angenommenseins.

Dein Beitrag bei YouTube werde ich mir demnächst einmal ansehen (ich kenne ihn noch nicht), ab morgen habe ich etwas mehr Zeit.

Ich wünsche dir eine gut verlaufende Woche und weiterhin gute Therapiegespräche.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

du hattest mich ja gefragt, wie die nachfolgenden Termine für mich waren und ich will versuchen,
das zu beantworten.
Es ist wieder etwas ruhiger geworden in der Therapie, jetzt geht es darum, mit dem Wissen über die Ursache meiner Ängste /Panik umzugehen.
Ich verstehe zwar, woher die Ängste kommen (und das ist ganz wichtig), aber das bedeutet ja nicht automatisch auch eine Veränderung meines Verhaltens, meiner Reaktionen und Gefühle.
Wie sehr mich das alles beschäftigt, habe ich im Gespräch mit meinem Psychiater gemerkt, er hat nur gefragt, wie es mir geht und alleine beim Erzählen kam so viel an Gefühlen hoch, die ich in dem Moment nicht regulieren konnte.
Das alles braucht wohl noch viel Zeit und manchmal habe ich die (wahrscheinlich überhaupt nicht berechtigte) Befürchtung, dass mein Therapeut sagen könnte: "Jetzt haben wir das ja
aufgelöst, den Rest bekommen Sie auch alleine hin" und die Therapie nach der Kurztherapie
beendet.
Ich habe noch 2 Termine und dann geht mein Therapeut für 3 Wochen in Urlaub und mir ist schon etwas mulmig, weil mir die wöchentlichen Termine so wichtig sind, aber vielleicht ist es ja
auch ein guter Test, wie ich ohne die Therapie zurechtkomme und wenn es wirklich schwierig wird, kann ich mich auch jederzeit an meinen Psychiater wenden, das ist gut zu wissen.
Also etwas gemischte Gefühle gerade in Bezug auf die Therapie und wie es jetzt wohl weitergeht.

LG, Meridian
Sonnenschein34
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Meridian,

es freut mich zu lesen, dass Du voran kommst. Und einiges, was Dich belastet, verstehst.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es ist, wenn man von den ganzen Gefühlen überwältigt wird. Hast Du Deinen Therapeuten denn mal gefragt, ob er auch eine Langzeittherapie für Dich beantragen würde, wenn es notwendig ist? Ich denke eigentlich nicht, dass er Dir das so sagen wird und Du dann alleine da stehst. Ich würde Deine Bedenken auf jeden Fall mitteilen. Das sollte er wissen.

Ich kann gut verstehen, dass die Urlaubspause etwas erschreckend ist. Ich habe ja jetzt auch seit Ende Mai Pause (die letzte Std war ja dann auch "nur" per Video). Ich hatte mich gefreut, dass es gestern endlich weiter gehen sollte, da sich ja auch einiges angestaut hat.

Leider hat meine Thera Sonntagabend noch abgesagt. Sie will sich zwar diese Woche melden, aber ich glaube nicht, dass ich sie diese Woche noch sprechen kann. Nächste Woche wäre ja ein regulärer Termin.

Eine längere Pause fühlt sich zwar nicht so gut an, aber irgendwie schafft man es dann doch. Du kannst Dich ja noch an Deinen Psychiater wenden, ich habe dann doch nochmal eine Mail an die Telefonseelsorge geschrieben, um wenigstens etwas von dem angestauten raus lassen zu können.

Trotz allem, bin ich froh, wenn es endlich weitergeht. Da sich jetzt doch noch einiges entwickelt hat, wo ich nicht mit klar komme.

Ich wünsche mir für Dich, Klarheit, wie es in der Therapie bei Dir weitergehen kann.

Einen schönen Abend und liebe Grüße
Sonnenschein
mime
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Meridian,

es ist schon mal gut, wenn man so langsam weiß, woher Ängste usw. stammen. Naja, also, ich denke, das eigene Verhalten zu ändern ist mit am schwierigsten bzw. dauert am längsten. Hab da ein bisschen Geduld mit dir, das braucht echt Zeit und Übung usw.

Hm, dann würde ich aber das weitere Vorgehen nach dem Urlaub deines Therapeuten auf jeden Fall mal ansprechen. Du musst ja wissen, ob eine Verlängerung der Kurzzeittherapie möglich ist oder nicht. Wie viele Stunden hättest du denn noch regulär?

Ja, Pausen sind immer blöd (ich schrieb es gerade im Thread von Sonnenschein), andererseits: man kann da auch für sich ein bisschen testen, wie es ist, mit den Dingen für einen begrenzten Zeitraum alleine fertig zu werden; auch wenn es sich mitunter verunsicherend oder nicht so gut anfühlen kann - aber ich denke, dass du das gut hinbekommen wirst.

Und es ist sehr gut, wenn du den Psychiater noch im Hintergrund hast bei Bedarf.

Dann wünsche ich dir noch 2 gute Gespräche vor dem Therapeutenurlaub und dass du vielleicht ein bisschen was an die Hand bekommen kannst, wie du mit den Gefühlen umgehen kannst / sollst, wenn demnächst urlaubsbedingt keine Gespräche stattfinden.

Ich wünsche dir ein möglichst erholsames Wochenende und ein bisschen Zur-Ruhe-Finden von allem.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Meridian
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Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Mime,

vielen Dank für deine Wünsche, ich war wandern am Wochenende und konnte tatsächlich
etwas zur Ruhe kommen.
Aber je näher die Therapiepause rückt, desto mehr bin ich hin-und hergerissen:
Die Therapie hat im Moment so einen Stellenwert für mich, dass ich mir kaum vorstellen kann,
4 Wochen keinen Termin und somit keine Möglichkeit zu haben, das, was in mir vorgeht, was mich beschäftigt, mit meinem Therapeuten zu besprechen.
Es ist ja meistens so, dass in der Stunde ein Thema angesprochen wird, das ich dann in der Woche bis zum nächsten Termin noch bearbeite bzw. verarbeite (oder es zumindest versuche).
Wenn dann noch Fragen dazu aufkommen, ich gerne eine Rückmeldung des Therapeuten hätte, dann fällt es mir schon schwer, eine Woche zu warten.
Ich habe mir tatsächlich schon überlegt, diese Woche nichts wirklich belastendes anzusprechen, damit ich nicht mit einem schwierigen Thema quasi in die Sommerpause gehe :), aber dann denke ich wieder, das ist ja jetzt völlig bescheuert (und auch eine "vergeudete" Stunde).
Sich so abhängig zu fühlen von den wöchentlichen Gesprächen, das finde ich schwierig.
Ich weiß, das ist eine Arbeitsbeziehung zum Therapeuten, die ja nur für eine bestimmte Zeit besteht, aber es ist eben eine sehr intensive Beziehung, die mir sehr nahe kommt und das macht mir auch wieder Angst.

LG, Meridian
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Meridian,

schön, dass du ein etwas entspannteres Wochenende hattest (trotz Wandern oder gerade deswegen - Respekt!).

Ich kann deine Sorge bzw. dein Hin- und Hergerissenfühlen gut verstehen. Insbesondere, wenn man im Therapieprozess intensiv arbeitet, ist so eine mehrwöchige Pause wie ein Hemmschuh.

Hm, du könntest vielleicht ein paar Dinge aufschreiben in der Zeit; manchmal kann es das Gedankenkarussell ein bisschen langsamer fahren lassen, wenn man das ein oder andere notiert hat.

Ich glaube, ich würde ähnlich denken wie du: nichts Aufwühlendes mehr ansprechen in der letzten Stunde vor der Pause. Andererseits: wieso nicht? Du könntest dem Therapeuten ja deine Bedenken mal mitteilen. Ich würde es nicht so sehen, dass du dann die Stunde verschwendest - ich empfinde das eher so, als du sorgest für dich (indem du nicht allzu Belastendes ansprichst, weil es therpeutenseits in den kommenden Wochen nicht abgefangen werden kann).

Vielleicht kannst du die Stunde vor dem Urlaub dafür nutzen, gemeinsam mit dem Therapeuten zu schauen, was du machen könntest, um die Urlaubszeit gut zu überstehen?

Ich denke, dass dieses Sich-abhängig-Fühlen vom therapeutischen Gegenüber in bestimmten Phasen "normal" ist und dass sich das im Laufe der Zeit auch wieder relativiert. Es ist nunmal so, dass einem die therapeutischen Gespräche auch eine gewisse Nähe vermitteln: da sitzt jemand und hört einem zu, hat Verständnis, ihm erzählt man erstmalig das, worüber man jahrelang nie sprechen konnte usw. Und dennoch: irgendwann denke ich, ist auch eine Phase da, in der man sich innerlich wieder etwas löst vom therapeutischen Gegenüber.

Insofern: hab Geduld mit dir; ich kann mir gut vorstellen, dass ihr den Abschluss der Therapie (in weiter Ferne) dann gut hinbekommen werdet, auch wenn es jetzt eine intensive Zeit ist.

Wichtig ist erst einmal: die nächsten 4 Wochen gut vorzubereiten und langsam durchzuatmen; ich bin mir ziemlich sicher, dass du das hinbekommst. 4 Wochen ist lange, aber machbar / überstehbar. Nur Mut! Du könntest ja ggf. auch hier ein bisschen schreiben, was dir so durch den Kopf geht usw.

Ich wünsche dir eine gut verlaufende (vorläufig) letzte Stunde vor dem Urlaub und alles Gute weiterhin.

LG Mime
Wir müssen lernen,
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(Dietrich Bonhoeffer)
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