Psychotherapie / Zweifel und Ängste

iffy04
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Liebe meridian,
bitte fühle dich nicht unter Druck mir antworten zu müssen oder sogar helfen zu müssen (wie du mir auch schon geschrieben hattest ;) ). Ich hab schon gespürt, dass dir das Thema auch nahe geht.
Ja - wir haben kopfmäßig so vieles verstanden und die Emotionen scheinen sich einen Kehricht darum zu scheren. Sie überfluten uns und setzen den Ratio außer Gefecht - so fühlt es sich zumindest bei mir gerade an.
Und übrigens: du hast mir mit deiner Nachricht sogar sehr geholfen und ich hoffe, der Austausch und das darüber schreiben und zu erfahren, dass man mit seinen schrägen Gedanken nicht alleine ist, hilft auch dir. Mir hilft es auf jeden Fall; schon in dem Schreibprozess kann ich meine Gedanken sortieren und zu wissen man findet Verständnis….vielleicht auch der Nutzen von Foren.
Alles Liebe
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Suchende,
danke dir! :) Ich habe gestern der Therapeutin geantwortet, dass ich tatsächlich aktuell an der Therapie bzw. an dem Verfahren zweifle und mich gegebenenfalls wieder bei ihr melden werde. Daraufhin hat sie mir heute gemailt, dass sie aus den genannten Gründen entschieden habe, die Therapie nicht fortzusetzen. Ich habe nun viel Zeit, Kraft und Geld in 10 Sitzungen investiert und fühle mich nun wieder einmal im Stich gelassen, zurückgewiesen und als Zumutung - leider genau mein Thema. Das ist mir mit einem Heilpraktiker für Psychotherapie schon mal passiert, der ohne Begründung eine Sitzung abgesagt hatte und sich daraufhin nicht mehr gemeldet hat - und das nach über 20 Sitzungen. Bei ihm hatte ich ca. 2000 Euro gelassen. Ihm hatte ich etwas anvertraut, das ich noch niemandem anvertraut habe. Ich überlege, ob Therapie und ich einfach nicht "zusammenpassen" oder ich vielleicht gar nicht mehr therapiefähig bin...
Euch allen einen guten Abend!
Heiligendamm2020
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

@Phoenix

Das Problem musst du nicht bei dir suchen.
Das Problem ist es, den richtigen Therapeuten zu finden.
Flieht - ihr Narren!
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Vielen Dank, Heiligendamm, für deine Bestärkung!
Viele Grüße!
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Phoenix,

es ist schade, dass es nicht möglich war, mit deiner Therapeutin die Differenzen zu klären, aber ich denke, es hat eben einfach nicht gepasst und die Therapie bei ihr fortzusetzen, hätte dir nichts gebracht.
Dass du es trotzdem als Zurückweisung erlebst, ist verständlich, das würde mir auch so gehen.
Es heißt aber nicht, dass du nicht therapiefähig bist.
Selbst wenn es so ist, dass du Beziehungsängste hast und die sich natürlich auch in der Beziehung
zum Therapeuten äußern, dann kann (und sollte) man das in der Therapie bearbeiten.
Ich möchte dich einfach nur ermutigen, weiter zu suchen.
Die Suche ist mühsam und zeitraubend, aber es gibt gute TherapeutInnen und ich wünsche dir, dass du eine/n findest.

LG, Meridian
Meridian
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Liebe iffy,

lieben Dank für deine Antwort gestern.
Ich sehe es wie du, das Schreiben hier im Forum hat mir schon oft geholfen, meine Gedanken zu sortieren, ich fühle mich verstanden und mit dir und den anderen verbunden, obwohl wir uns ja persönlich gar nicht kennen.
Wie andere ihre Therapie erleben, dass sie sich auch mit Zweifeln und Ängsten herumschlagen, dass man aber auch Erkenntnisse und Erfolgserlebnisse teilen kann, das ist wirklich hilfreich.
Immer wieder bin ich erstaunt, wie ähnlich manchmal doch die Themen sind, wie jetzt gerade bei uns
und es ist, wie du schreibst: Ich fühle mich dann nicht so alleine mit meinen schrägen Gedanken und meinem Gefühlschaos.
Du hast heute wieder Therapie, oder?
Manchmal hätte ich auch lieber zwei Stunden in der Woche, weil je nach Thema zwischen den Sitzungen so viele Fragen aufkommen, die ich gerne direkt besprechen würde.
Jedenfalls wünsche ich dir eine gute und erkenntnisreiche Stunde.

Liebe Grüße,
Meridian
Phoenix2019
Beiträge: 256
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Meridian,
vielen Dank für deine ermutigenden Worte! Ich empfinde den Austausch mit euch über Freud und Leid mit der Therapie auch als bereichernd und aufbauend und man merkt, dass man nicht allein ist.
Danke!!!
Viele Grüße!
Heiligendamm2020
Beiträge: 407
Registriert: 16. Dez 2020, 20:24

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Heiligendamm2020 »

In Post-Corona Zeiten würde ich mir ein Treffen mit dem einen oder anderen User hier
schon wünschen.
Egal ob nun für den allgemeinen Gedankenaustausch, das persönliche Gespräch oder
einfach nur, um mal den Menschen hinter all den Beiträgen kennenzulernen.
Flieht - ihr Narren!
Suchende2
Beiträge: 1219
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Phoenix,

das liegt an Deiner Therapeutin und nicht an Dir!

Um Dir zu zeigen, Du bist nicht allein mit diesem Problem, erhälst Du nun einen sehr langen Bericht von meiner Suche.
Für Dich zur Information. Ich habe 51 oder 53 Therapeutinnen telefonisch kontaktiert.
Hier kommen jetzt meine Erlebnisse von den Erstgesprächen:

Nummer 1:
Ich war ohne Vorwarnung an der Niere erkrankt und war zwischen 2 Krankenhausaufenthalten, kurz vor der OP bei einem Erstgespräch. Durch diese Umstände war ich natürlich ein wenig aus der Fassung. Dazu kommt, daß meine Schwestern und ich schon immer „mit den Händen reden“. Unsere Männer kennen und belächeln das.
Ich mußte jeden Tag eine Mindestmenge trinken und hatte dementsprechend meine eigene Wasserflasche dabei.
Als ich am Anfang des Erstgesprächs meine verschlossene Wasserflasche (1/2 Liter) herausholte und verschlossen auf das Tischchen neben mir stellte, wurde mir das verboten. Ich durfte sie dann auf den Boden stellen, aber nur, weil es eine Wasserflasche war. Ein anderes Getränk hätte ich nicht verschlossen neben mich stellen dürfen.
Sehr schnell diagnostizierte sie bei meinem Vater Schizophrenie. Dies ist nach meiner Meinung eine Fehldiagnose. Sie informierte mich, daß ich, da ich sehr aufgebracht sei (das könne sie an meinem Reden mit den Händen feststellen), nicht mehr auf die Arbeit zurück könne. Ich müßte nach der OP in einen stationären Aufenthalt und könne dann erst nach vielen Monaten wieder auf die Arbeit. Sie fand eine bestimmte Klinik am Besten aber hielt sie für nicht so geeignet, da ich jemanden kannte, der vor über 30 Jahren da war.
Sie glaubte mir nicht, daß mein aufgebracht sein, etwas mit der aktuellen Situation und der bevorstehenden OP zu tun hatte. Auch glaubte sie mir nicht, daß mein Händereden normal sei und es für mich kein Problem sei, in diese Klinik zu gehen.
Ich habe diese Therapeutin insgesamt als sehr übergriffig empfunden.

Nummer 2:
Ich ein Erstgespräch bei einem Ausbildungsinstitut. Dieses fand ich gut und das Ergebnis war, daß mein Fall bei den Fortbildenden landet und ich somit Hoffnung auf einen schnellen Therapiebeginn hätte. Ich ging mit neuer Hoffnung aus diesem Gespräch.
Auch wurde im Gespräch mit der Therapeutin erarbeitet, daß die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie für mich die beste alternative ist. Da kamen wir beide aus denselben Gründen auf dasselbe Ergebnis.
Im Juli hatte ich dann bei einer Fortbildenden 2 weitere Gespräche. Auch diese Gespräche fand ich sehr gut, da sie mich weiterbrachten. Allerdings wurde mir dann mitgeteilt, daß ich zuviel mitbringe, deshalb eine erfahrene Therapeutin benötige und die Therapie dort nicht stattfinden könne. Das fühlte sich für mich wie ein Schlag in die Magengrube an. Ich bekam dann noch einen mehrseitigen Ausdruck einer Internetseite mit Therapeuten.
Alle meine Hoffnungen waren mit einem Satz zerstört. Außerdem sah ich mich nicht als schweren Fall an! Wie ich den Heimweg in der Bahn ohne zu weinen geschafft habe, weiß ich bis heute nicht.


Bei einem weiteren Ausbildungsinstitut hatte ich meine Unterlagen schon wesentlich länger liegen und trotz regelmäßiger Nachfrage noch kein Erstgespräch erhalten. Als ich diese anrief und vom Ergebnis vom anderen Institut mitteilte, flog ich bei denen aus der Datenbank, da ich ja jetzt eine Einschätzung was ich benötige hätte. Ich bekam per E-Mail noch eine Liste mit Therapeuten.
Und wieder hatte ich einen Schlag in die Magengrube erhalten.

Nummer 3:
Ich bekam kurzfristig ein Erstgesprächstermin bei einer Therapeutin.
Ich ging voller Hoffnung zu diesem Termin.
Sie hatte mir vorher per Mail sehr viel Papierkram zugesendet und darauf hingewiesen, daß der Papierkram den Großteil der ersten Stunde in Anspruch nehmen würde.
Ich hatte die vielen Dokumente ausgedruckt, durchgelesen, ausgefüllt, unterschrieben und mitgenommen.
Nachdem ich saß und sie sich ans andere Ende des Zimmers an den Computer gesetzt hatte (ich saß am geöffneten Fenster), fragte sie mich, ob ich nicht auch finden würde, daß ich stinke. Ich verneinte und sagte, daß ich mich regelmäßig waschen würde und frische Kleidung anhätte. Sie sagte, nein nicht so, ich würde nach Küche stinken (was auch immer das bedeutet). Auch das verneinte ich. Ich hatte einen Pfannenkuchenteig vorbereitet, aber die Zutaten stinken nicht und wurden kalt verarbeitet.
Sie wies mich ausführlich darauf hin, daß ich im Rahmen einer Zusammenarbeit pünktlich zu sein hätte (das war ich!) und Termine rechtzeitig abzusagen hätte (eine Selbstverständlichkeit!). Ihre Zeit sei schließlich sehr kostbar. Ihr sei es egal, wie ich zu meiner Zeit stehe, aber ihre sei schließlich sehr kostbar!
Meine ausgefüllten Dokumente durften nicht genutzt werden. Stattdessen suchte sie die einzelnen Dokumente während dieser Stunde aus dem Computer heraus und ich mußte jedes einzelne nochmals ausfüllen.
Während sie am Computer saß, stellte sie mir 4 Fragen (2 zu meinen Eltern, an die anderen beiden erinnere ich mich nicht mehr). Danach hielt sie mir einen Bogen zur Unterschrift vor, welcher an meine Hausärztin gehen sollte.
Hier war angekreuzt, daß eine Therapie bei ihr nicht stattfinden kann. Sie konnte es mir nicht ins Gesicht sagen! Und das als Therapeutin!
Auf meine Frage, sagte sie mir, daß sie mir nicht das geben könne, was ich erwarte. Sie hatte mich nicht nach meinen Erwartungen gefragt und ich hatte diese auch nicht geäußert.
Nun setzte sie sich in den Sessel mir gegenüber und begann ein normales Therapiegespräch.
In diesem Verlauf behauptete sie Sachen, die So nich stimmen. Ich bin im Ausland geboren und kenne die Gegebenheiten zu meiner Zeit dort einfach besser! Desweiteren machte sie die ganze Zeit meine Mutter schlecht, bezeichnete unter anderem als faul und verantwortungslos.
Anstatt das Gespräch zu beenden, verteidigte ich die ganze Zeit meine Mutter. Meine Mutter hat sicherlich vieles falsch gemacht (wie alle Eltern), aber sie war niemals FAUL und/oder VERANTWORTUNGSLOS!!!!!!!
Als ich ging und an der linken Hand wieder meinen Baumwollhandschuh anzog (wegen meiner Kälteurtikaria, der Hauseingang hatte eine sehr kalte Türklinke, öffnete sie mir die Wohnungstür mit dem Spruch, sie würde mir öffnen, damit ich meinen Handschuh schonen könne.
Ich ging verwirrt und mit viel Wut von ihr. Das gute war, ich konnte Wut spüren.

Nummer 4:
Unsere Kommunikation hatte nur über unsere beiden Anrufbeantworter stattgefunden. Leider hatte sie mir vergessen auf den Anrufbeantworter zu sprechen, daß sie aktuell keinen Therapieplatz frei hätte und mir nur eine Einschätzung geben wollte, was ich benötige (diese hatte ich ja bereits vom APH-Institut erhalten).
Das Gespräch war sehr gut, sie stellte Fragen, die mich weiterbrachten. Sie war mir ein wenig zu nah an Freud (ich habe alle unbewußten Probleme meines Vaters unbewußt übernommen). Ich hätte mir eine Therapie sehr gut bei ihr vorstellen können.

Nummer 5:
Ich hatte 3 Termine bei dieser Therapeutin. Ich fand sie eigentlich gut, konnte aber nach dem 1. Termin kein Bauchgefühl entwickeln. Dieses sagte ich auch beim 2. Termin. Sie ging nicht darauf ein. Auch nach dem 2. Termin konnte ich kein Bauchgefühl entwickeln. Dieses war dann auch Thema beim 3. Termin. Wir verblieben, daß ich 2 Nächte darüber schlafe und sie dann anrufe.
Ich hatte nach diesem Termin ein positives Bauchgefühl, wußte aber nicht, ob ich es nur hatte, da ich unbedingt mit der Therapie anfangen wollte. Sie sagte, da sei dann anscheinend noch irgendetwas, was mich von ihr abhalte, wir sollten es ruhen lassen.

Nummer 6
Leider stellte ich einige Minuten vor dem Termin fest, daß ich meine Gesundheitskarte zu Hause vergessen hatte. Dieses sagte ich ihr und fragte, ob ich diese nachreichen könne. Sie reagierte sehr kalt, ein Termin war ohne Gesundheitskarte nicht möglich und ich mußte sehr schnell auf ihren Wunsch das Büro verlassen. Ich stand also nach ca. 2 Minuten mit den Tränen kämpfend auf der Straße. Den neuvereinbarten Termin sagte ich telefonisch ab. Ich hatte entschieden, daß sie nicht die richtige für mich ist, wenn ich noch nicht einmal die ca. 2 Minuten Zeit habe, um mich wieder zu fangen.

Nummer 7:
Ich hatte 2 Termine bei dieser Therapeutin.
Beim ersten Termin brachte sie das Gespräch auf mein Sexualleben und immer, wenn ich von diesem Thema weg wollte, führte sie es wieder dahin. Das fand ich für den ersten Termin sehr unangenehm.
Beim 2. Termin bat ich darum, daß dieses Thema erstmal in den Hintergrund geht. Sie fragte warum und ich sagte, daß ich so etwas intimes gerne erst bespreche, wenn man sich besser kennt und mehr Vertrauen da sei. Sie sagte, sie hätte keine Fragen zu diesem Thema gestellt, es wäre mir ein Bedürfnis gewesen darüber zu sprechen. Sie hatte dieses Thema angesprochen, eine Frage dazugestellt und immer wieder das Gespräch darauf zurückgeführt, wenn ich das Thema verlassen wollte (und das wollte ich die ganze Zeit!).
Das 2. Gespräch fand an einem Dienstag statt. Die Stunde wurde 20 Minuten vorab beendet, damit sie noch meine Hausärztin anrufen könne. Sie war der Meinung, daß ich eine Akuteinweisung in eine Klinik benötige, am besten eine bestimmte (da dort die Wartezeit nur 2 – 4 Wochen wäre). Ich solle mich melden, wenn ich meinen Termin für das Vorgespräch in dieser wisse. Sie wußte, daß ich am darauffolgenden Montag einen Termin bei meiner Hausärztin hatte.
Am nächsten Tag rief ich sie, wie verabredet an und teilte ihr mit, daß ich am Dienstag einen Termin zum Vorgespräch in der Klinik hätte. Sie bedankte sich für die Information und sagte, ich solle mich nach dem Termin melden.
Am Montag bei meiner Hausärztin erfuhr ich, daß sie keinen Anruf erhalten hatte. Soviel zur notwendigen Akuteinweisung!
Ich fühlte mich von ihr ziemlich verarscht und mies behandelt und meldete mich nicht mehr bei ihr. Die Wartezeit in der Klinik waren ca. 3 Monate.

Nummer 8:
Ich fand sie gut und hätte es mir bei ihr vorstellen können. Leider hatte sie vergessen mir mitzuteilen, daß sie beruflich kürzertreten wolle und dementsprechend keine Nachmittagstermine mehr anbieten würde. Sie war, genauso wie ich, der Meinung, daß ich nach einem Therapietermin nicht unbedingt noch arbeiten solle und somit Nachmittagstermine bei mir sinnvoller sind.
Das fand ich sehr schade. Wieder eine Hoffnung weg.
Langsam geht mir die Luft aus.


Nummer 9:
Ich hatte meinen ersten Termin und fand es gut und freute mich auf das nächste Erstgespräch.
Das 2. Erstgespräch verlief für mich etwas irritierend. Ich hatte kein Problem damit, daß ich nicht weiß, wer mein Großvater ist. Sie fand, daß sei wichtig für mich (ich könne einen Gentest machen um das herauszufinden, ….). Aber es ist wirklich nicht relevant für mich und mein Leben.
Trotz dieser irritierenden Erfahrung freute ich mich auf das 3. Erstgespräch und hatte Hoffnung, daß sie es werden könne.
Sie fragte mich nach meinem Termin für das Erstgespräch in einer Klinik (ich habe mich dann für eine andere Klinik entschieden) und ich erzählte.
Sie sagte mir, daß die Reaktion an mir liegen würde, an meinem äußeren. Ich wäre gekleidet wie eine Obdachlose und damit wären die negativen Reaktionen auf mich selbstverschuldet. Es gäbe eine gesellschaftliche Vereinbarung, wie man sich zu kleiden hätte und diese würde ich nicht einhalten.
In meiner „Obdachlosenkleidung“ habe ich mal die stellvertretende Gruppenleitung in einem weltweit arbeitenden Konzern angeboten bekommen!
Ich trug bei diesem Gespräch eine Leinenhose von Peek & Cloppenburg. Ohne Schuhe trete ich hinten auf den Bund. Wenn ich Schuhe anhabe, sind die Schuhe bedeckt, aber nicht die Sohle. Diese Hose wirkte auf sie zu kurz. Auch erzählte sie mir, daß ich beim letzten Mal eine Marinefarbene Hose angehabt hätte, die unten ein enges Bündchen hätte und wie eine Jogginghose gewirkt habe. Sie wisse nicht, ob es eine Jogginghose gewesen sei oder eine andere. Ich informierte sie, daß ich so eine Hose nicht besitzen würde. Sie blieb dabei, daß ich so eine das letzte Mal getragen hätte.
Ich zählte auf, daß ich genau 3 Hosen zur Zeit hätte (durch meinen Gewichtsverlust, kann ich meine „normalen“ Hosen zur Zeit nicht mehr tragen. Die hellblaue, weite, die ich an diesem Termin trug, eine engsitzende, geblümte, beige und eine weite weiße mit blauen und roten Blumen. Nach dem ich ihr 3 Mal gesagt hatte, daß ich so eine Hose nicht besitze, sie aber anderer Meinung war, gab ich auf. Sie teilte mir mit, daß mein Kleidungsstil auch nicht dem Shabby-look entsprechen würde. Desweiteren verstand sie nicht, warum ich nicht bei noch mehr Kliniken Termine zum Erstgespräch gemacht hätte. Im Internet würde man genügend Kliniken finden. Ich sagte, ich wisse nicht, welche gut seien, ob sie mir eine empfehlen könne. Sie schlug mir noch eine weitere vor. Ich sagte, ich hätte von einer gehört, die aber den Verhaltenstherapeutischen Ansatz und nicht den tiefenpsychologischen hätten. Sie war der Meinung, daß sei egal!
Sie fragte, was ich als Grund in den Fragebogen für die Klinik eingetragen hätte. Auf meine Antwort sagte sie, daß sei ja nur die Oberfläche. Ich sagte, genau deshalb möchte ich eine Therapie, da ich nur die Oberfläche sehen kann.
Dann erklärte sie mir noch, man könne ins Universitätskrankenhaus gehen und in Ruhe schlafen, wenn man dieses möchte. Ich sagte, ich hätte keine Schlafprobleme, die dieses rechtfertigen würden. Sie sagte, einige Patienten von ihr finden es entlastend dort schlafen zu gehen und zu wissen, daß Ärzte und Therapeuten dabei auf einen aufpassen. Ich weiß bis jetzt nicht, was sie mir damit mitteilen wollte!
Sie teilte mir auch mit, wohin ich in einer Akutsituation gehen kann. Ich soll mich bei ihr melden, wenn ich weiß, wann ich in die Klinik komme und dann mit dem Entlaßbrief, wenn ich entlassen wurde. Danach entscheidet sie, ob sie mit mir arbeitet.
Ich glaube, sie ist nicht die richtige für mich!
Direkt danach war ich am meisten davon verletzt, daß sie mir nicht glaubte, daß ich so eine Hose, wie sie sie beschrieben hat, gar nicht besitze! Wie soll ich ihr dann vertrauen, daß sie andere wichtige Sachen korrekt mitbekommt, beziehungsweise ihre sichtweise korrigiert, wenn sie sich durch Fakten als falsch herausstellt!

Nummer 10:
Sie wies mich gleich darauf hin, daß sie meine Therapie noch machen würde, aber zeitlich danach in den Ruhestand wechseln würde. Ich solle mir überlegen, ob ich eine Therapie bei ihr machen wolle, da ich dann, falls ich später mal einen Notanker benötige, den nicht bei ihr hätte. Das Gespräch fand ich gut und auch nach dem 2. Gespräch kann ich es mir gut bei ihr vorstellen. Es ist anstrengend bei ihr, aber ich denke, es bringt etwas. Ich sollte mich nach ihrem Urlaub bei ihr melden, ob ich einen 3. Termin möchte und wenn wir uns füreinander entscheiden, wird sie bis zum Krankenhausaufenthalt probatorische Stunden geben.
Sie ist die richtige. Bei ihr fühle ich mich verstanden, ernst genommen und angenommen. Sie ist einfach toll!

Lasse Dich nicht entmutigen, die weitere Suche lohnt sich!

Alles Gute,
Suchende
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Suchende,
vielen lieben Dank für deinen so ausführlichen und offenen Beitrag, für den du dir so viel Zeit genommen hast! Deine Erfahrungen ermutigen mich einerseits, nicht aufzugeben und nicht die Einzige zu sein, die so lange nach der richtigen Therapeutin suchen muss.
Andererseits finde ich es unfassbar, auf wie viele unprofessionelle, verletzende und verantwortungslose Therapeutinnen du getroffen bist. Es ist schockierend, wenn man darüber nachdenkt, was gerade Menschen, die auf der Suche nach Hilfe sind, sich oft bieten lassen müssen und sich hinterher schlechter und verzweifelter als vorher fühlen.
Umso bewundernswerter finde ich, dass du nach jeder Enttäuschung nicht aufgegeben und dennoch weitergesucht hast. Und das hat sich ja nun ausgezahlt!
Danke nochmal für die Ermutigung und alles Gute für deine Therapie!
Viele Grüße!
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo liebe Phoenix,

Ich wollte die nur schnell mitgeben, dass deine Therapeutin aufgegeben hat und das liegt nicht an dir, sondern an ihr.

Du hast ihr viel Geld bezahlt und ich finde, dass du Anspruch hast auf rinen vernünftigen Abschluss, nicht per E-Mail. Ich würde auf folgende Fragen Antworten von ihr erwarten:
- was war für sie so schwer, wie hat sie dich erlebt?
- was gibt die dir mit auf den weiteren Weg / weitere Therapien?
- welche Therapie empfiehlt sie dir, welche Diagnosen stellt sie?
- was kann sie dir anbieten, dass du einen guten Abschluss finden kannst? Es gibt da Techniken und Übungen für.

Es gäbe bestimmt noch mehr, aber es geht mir gerade nicht gut. Meine Therapeutin wollte mich heute in die Klinik bringen und ich bin noch etwas entsetzt.
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Marleo,
es tut mir Leid, dass es dir heute so schlecht geht. Danke sehr, dass du dennoch die Kraft und Zeit gefunden hast, mir zu schreiben.:)
Also, die Therapeutin hat die Therapie beendet, weil ich in den letzten Sitzungen meine Zweifel an einigen ihrer Aussagen und Ansätze geäußert habe. Auch hatte ich den Eindruck, dass sie teilweise überfordert ist und hab das auch gesagt. Darüber haben wir auch in den Sitzungen gesprochen. Sie hat mich in der letzten Sitzung so verstanden, dass ich sie gefragt habe, ob die Fortführung der Therapie sinnvoll sei (ich kann mich an diese Frage so nicht erinnern). Auf Grundlage dieser Frage hat sie mir dann gemailt und mich gebeten, darüber nachzudenken, ob ich die Therapie fortführen will, und ihr dann eine Rückmeldung zu geben. Als ich geantwortet habe, dass ich tatsächlich zweifle, auch an dem Verfahren, den nächsten Termin erstmal absagen möchte und mich gegebenenfalls nochmal melden werde, hat sie geschrieben, dass sie die Therapie nun nicht mehr fortsetzen will.
Diagnostiziert hat sie bei mir eine Depression. Ehrlich gesagt will ich auch wegen meiner Zweifel an ihr gar nicht mehr weiter nachfragen - auch nicht, was sie mir weiter rät. Aber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack und ich sehe es so wie du, dass eine Mail sicher der denkbar schlechteste Weg ist. Eine andere Therapeutin hat mir zum Beispiel ein kostenloses, klärendes Gespräch angeboten - der Heilpraktiker, den ich erwähnte, auch.
Ich wünsche dir, dass du die heutige Sitzung verarbeiten kannst, und viel Kraft. Vielleicht wäre eine Klinik doch eine Option für dich, wenn deine Therapeutin dir dazu rät und du ihr vertraust? Oder könnte dich deine Therapeutin gerade jetzt mit zusätzlichen Terminen und/ oder Telefonaten begleiten?
Allen eine gute Nacht und viele Grüße!
iffy04
Beiträge: 430
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Du hast heute wieder Therapie, oder?
Manchmal hätte ich auch lieber zwei Stunden in der Woche, weil je nach Thema zwischen den Sitzungen so viele Fragen aufkommen, die ich gerne direkt besprechen würde.
Liebe meridian,
ja, ich hatte heute wieder Therapie und bin derzeit wirklich froh, zweimal wöchentlich mein Gefühlschaos loswerden zu können. Es war eine gute Stunde, am Anfang etwas zäh, aber kurz vor Ende hat er eine Parallele aufgezeigt, die mir wirklich zu denken gibt und die ich so noch nicht gesehen hatte.
Wie auch du bin ich jedesmal überrascht und irgendwie auch bewegt wie ähnlich unsere Themen sind und wie ähnlich unsere Therapeuten arbeiten. Ich war bis vor kurzem noch der Meinung es ginge um die Abnablung von meinen Eltern und schwups bin ich in der Rolle des Elternteils, welches die Abnabelung vom eigenen Kind vollziehen muss. Ich bin noch so verstrickt und überwältigt von meinen Emotionen, dass ich manchmal wirklich denke verrückt zu werden.
Loslassen, Kontrolle ab- und aufgeben (bei mir auch besonders das Essverhalten), mich selbst spüren, mir erlauben für mich zu sorgen…..das sind meine Hauptthemen.
Ich wünsche dir viele weitere hilfreiche Erkenntnisse:)
LG
iffy04
Beiträge: 430
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Meine Therapeutin wollte mich heute in die Klinik bringen und ich bin noch etwas entsetzt
Was war genau die Ursache, warum dir deine Therapeuten die Klinik empfiehlt? Wie schätzt du selbst deine Situation ein?
Pass auf dich auf und nimm dich wichtig :?
Liebe Grüße
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo ihr Lieben,

Ich will lieber nicht genauer auf die Gründe eingehen, aber ich stecke gerade in einer wirklich sehr schwierigen Situation fest und ich glaube, dass ihre Befürchtung war, das meine Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen und ich in Gefahr gerate. Ich nehme das sehr ernst. Ich nehme sie auch sehr ernst und habe durchaus bemerkt, dass sie mich gerade prüfender anguckt als sonst. Sie qar auch nicht ganz so streng mit mir heute, wenn ich dissoziiert bin, was leider sehr häufig passiert ist. Das Thema Klinik / Grenzen ihrer Möglichkeiten hatten wir ja häufiger schon, letzte Woche hat sie sich noch deutlich gegen einen stationären Aufenthalt ausgesprochen, deswegen war ich heute etwas überrumpelt, als sie meinte, sie würde mir nahelegen, jetzt in ihrer Begleitung in eine Klinik zu fahren.

Wir konnten das aber erstmal klären. Ich kenne mich sehr gut aus im Hilfesystem. Ich weiß genau, was ich wann machen kann/muss und schätze meine Situation insgesamt auch anders ein, auch wenn ich das Problem natürlich voll anerkenne und auch die Dramatik sehe. Aber gleichzeitig stehe ich auch irgendwie voll im Leben und das funktioniert gut.

Und es gibt tatsächlich einen klaren Grund, der es mir gerade nicht ermöglicht, nicht zuhause zu sein. Deswegen muss ich es ohne schaffen.

Eine enge Begleitung habe ich ja eh schon mit zwei Telefonaten am Tag. Und ab nächster Woche eine zweite Therapeutin. Und meine Therapeutin meinte heute auch, dass wir evtl. Über die Akutsprechstunde die Therapiestundenzahl pro Woche erhöhen können, ohne dass es von meinem Stundenbudget abgeht. Und ich musste mich ihr gegenüber zu ein paar Dingen verpflichten heute.

Ich bin immer noch etwas entsetzt über die Dramatik, die sie da heute reingebracht hat. Ich fühle mich gar nicht besonders wohl mit meiner engen Betreuung, irgendwie erscheint mir das so unangemessen. Naja. Manch anderer würde sich so viel Aufmerksamkeit vielleicht wünschen,. irgendwie bekommt man nie das richtige :)

Aber ich passe auf mich auf, so gut es gerade geht und ich gehe verantwortungsvoll mit der Situation um.

Phoenix, ich schreibe dir morgen nochmal. Dann bin ich vielleicht etwas sortierter.

Habt alle eine gute Nacht!

Marleo.
iffy04
Beiträge: 430
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von iffy04 »

Ich will lieber nicht genauer auf die Gründe eingehen,
Die Beantwortung der Frage war auch nur für dich gemeint.
Ja - du kennst dich bestens aus :) und gut, dass du so engmaschig Therapie hast.
Alles Gute
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo alle,

Hallo Iffy, ja, es ist gut, dass ich so engmaschig betreut werde. Und auch etwas seltsam, dass ich plötzlich so ein Notfall bin.

Ich schreibe euch einfach noch etwas weiter, ich glaube, das könnte mir helfen. Mir ging es heute gar nicht gut. Tatsächlich habe ich angefangen, nach Kliniken im Umfeld zu schauen. Auch wenn es eigentlich gar nicht möglich ist, gerade. Aber ich merke, wie ich an meine Grenzen komme und ich muss mir langsam wirklich die Frage stellen, wie lange und wie oft ich diesen Zustand noch aushalten kann / will. Aber ich werde da nichts überstürzen, gerade fühlt es sich eher so an, als würde ich einfach mein Sicherheitsnetz weiter ausbauen.

Müde Grüße :)
SonneundDunkenheit
Beiträge: 707
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Marleo,
manchmal entwickeln sich die Dinge anders als man es möchte und manchmal benötigt man den Spiegel vom Gegenüber.
Ich kann dir aus leidvoller (aber dennoch war ich lange diesbezüglich nicht lernfähig) Erfahrung nur raten, nicht zu lange zu warten.
Auch ich dachte lange, es geht noch, ich halte es noch aus. Komme auch beruflich aus dem Bereich, wo man die Hilfenetze kennt. Habe auch sehr lange aus -und durchgehalten ehe ich überhaupt Hilfe in Form von Therapie annehmen könnte.
Dann bin ich innerhalb kurzer Zeit in zwei Therapiestunden sehr heftig dissoziert und am Ende körperlich zusammengebrochen (und selbst da wollte ich weiter arbeiten gehen), dass meine Therapeutin (die auch Ärztin ist) die Reißleine gezogen hat und mich für eine sehr sehr lange Zeit krankgeschrieben hat. Wie notwendig das war, habe ich übrigens erst nach einigen Wochen der Krankschreibung so richtig begriffen und gefühlt.... bin so richtig abgestürzt und es ging so gut wie nichts mehr.
Aktuell nach gerade mal zwei Arbeitswochen seit Urlaubsende geht es mir leider wieder ziemlich schlecht. Eigentlich bin ich froh, gerade eine längere Therapiepause zu haben, um den mahnenden Worten der Therapeutin zu entkommen, aber ich weiß, dass ich nur noch wenige Tage schaffe durchzuhalten und die erneute Krankschreibung die einzige Möglichkeit ist, mich zu schützen und für mich zu sorgen.
Ich habe mich über 1 Jahr gegen eine Klinik gesträubt obwohl es immer wieder im Raum stand, weil meine Therapie ähnlich deiner schwierig läuft,wir auch zusätzliche Vereinbarungen getroffen haben. Aus meiner Lebensgeschichte heraus sind Klinik/ Reha-Maßnahmen extrem schwierig für mich und an meinem Heimatort auch gar nicht denkbar. Seit Wochen liegen meine Unterlagen nun zur Prüfung in einer Klinik (die ich mir gemeinsam mit meiner Therapeutin sorgfältig gewählt habe). Leider mit langer Wartezeit. Heute kam ein Anruf von dieser Klinik, dass sie noch Rückfragen zu den Ausführungen in dem Anmeldebogen haben und ich mich dort zurück melden soll. Es dauert also alles seine Zeit und manchmal ist das auch gut so, um sich innerlich auf diese Dinge einzulassen. Warte aber nicht zu lange, weil eine Akutklinik vielleicht eine noch schlechtere Option ist.
Auch von mir müde Grüße. Leider ist Schlafen gerade auch schwierig und wenig erholsam.
mime
Beiträge: 1280
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Phoenix2019 hat geschrieben: Also, die Therapeutin hat die Therapie beendet, weil ich in den letzten Sitzungen meine Zweifel an einigen ihrer Aussagen und Ansätze geäußert habe. Auch hatte ich den Eindruck, dass sie teilweise überfordert ist und hab das auch gesagt. Darüber haben wir auch in den Sitzungen gesprochen. Sie hat mich in der letzten Sitzung so verstanden, dass ich sie gefragt habe, ob die Fortführung der Therapie sinnvoll sei (ich kann mich an diese Frage so nicht erinnern). Auf Grundlage dieser Frage hat sie mir dann gemailt und mich gebeten, darüber nachzudenken, ob ich die Therapie fortführen will, und ihr dann eine Rückmeldung zu geben. Als ich geantwortet habe, dass ich tatsächlich zweifle, auch an dem Verfahren, den nächsten Termin erstmal absagen möchte und mich gegebenenfalls nochmal melden werde, hat sie geschrieben, dass sie die Therapie nun nicht mehr fortsetzen will.
Aber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack und ich sehe es so wie du, dass eine Mail sicher der denkbar schlechteste Weg ist. Eine andere Therapeutin hat mir zum Beispiel ein kostenloses, klärendes Gespräch angeboten - der Heilpraktiker, den ich erwähnte, auch.
Hallo Phoenix 2019,

ich lese den Thread hier hin und wieder mit. Das mit deiner Therapeutin ist echt bedauerlich, ich finde ihr Verhalten da auch schwierig und kann deinen bitteren Nachgeschmack sehr gut nachempfinden.

Ich hatte bei einer neuen Therapeutin in Ansätzen Ähnliches erlebt und habe eine Zeitlang sehr mit der Situation gerungen, sie verhielt sich (für mein Verständnis und meine Erfahrungen, was Therapie betrifft) nicht gerade sehr professionell, aber teils verletzt und wütend fühlte ich mich trotzdem.

Weißt du, man könnte ja, wenn man nur deinen letzten Beitrag nehmen würde, denken, OK, das hat halt nicht gepasst, da hat die Chemie nicht gestimmt. Aber von dem, was du bisher geschrieben hast, sehe ich es genauso wie viele andere hier: das Verhalten finde ich äußerst fragwürdig.
"Meine" neue Therapeutin hatte mir wenigstens ein Telefonat angeboten - ich finde, es ist etwas anderes, ob man sein Gegenüber (günstigstenfalls sieht und spricht) oder wenigstens hört und spricht, oder ob lapidar eine E-Mail kommt wie es bei dir der Fall war.

Absolute Skepsis hätte ich bei deiner Therapeutin auch gehabt (was die Chakrenlehre/atmung) betrifft und hätte das - ähnlich wie du - auch geäußert. Es kann natürlich sein, dass die Therapeutin bei dir (ähnlich wie in meinem "Rein"-Fall damals) von ihrer Therapieschiene nicht abweichen will und es von daher - grundsätzlich und von außen betrachtet - besser ist, wenn ihr beiden nicht weiter zusammenarbeitet. Aber die Art und Weise der Beendigung ist bei dir nicht OK verlaufen.

Bei mir war es damals so, dass mir (seitens der Therapeutin) ein bisschen der "Schwarze Peter" zugeschoben wurde. Es ist schon so, dass Therapeut/in und Patient/in nicht zusammenpassen, und dass eine Therapie dann keinen Sinn macht. Dem Patienten dann aber mangelnden Veränderungswillen (oder Ähnliches) vorzuwerfen und ihm grundsätzlich Misstrauen statt Vertrauen zu spiegeln, ist dann für die Therapeutenseite einfach (man kann Patienten ja einfach auch vergraulen), kann aber einiges auf Patientenseite zerstören.

Insofern: Eigentlich müsste deine Therapeutin ihr Verhalten überdenken und SIE müsste den bitteren Nachgeschmack haben mit ihrer Form der Absage.
Leider ist es so, dass sich manche Therapeuten nicht auf den Patienen einlassen können (z. B. ihre Therapieform jeweils ein bisschen anzupassen), weil sie es nicht können oder nicht wollen (oder es wirklich nicht zusammenpasst). Das muss dann gar nicht am Patienen selbst liegen, sondern eher an der mangelnden Flexibilität des Therapeuten (oder der Mangelnden Motivation des Therapeuten, das gibt es auch). Ees kann natürlich auch mal am Patienten liegen, klar, das gibt es auch, aber das meine ich nicht, weil es auf uns nicht zutrifft.

Deine Therapeutin hätte ja offen sagen können, dass die Absage des einen Termins und dein ggf. sich melden wollen ihr vielleicht zu unverbindlich waren. Wenn ich Therapeutin wäre, hätte ich ein klärendes (End-)Gespräch vorgeschlagen.

Bei mir war es so, dass es die 3. Therapiestunde war (oder 1. Stunde der Akuttherapie, die sie beantragt hatte) und die Therapeutin mit Vorhaltungen kam und ich spürte, dass sie mich nicht weiterbehandeln wollte (gesagt hat sie es nicht, aber es war ihr abzuspüren); die Beendigung wurde also auch von ihr initiiert, und ich hatte damit nach so kurzer Zeit überhaupt nicht damit gerechnet. Ich hatte dennoch die Gelegenheit, mich zu den Vorhaltungen zu äußern und meine Sicht der Dinge darzulegen (so gut es eben geht, wenn man unvorbereitet in einem Endgespräch sitzt).

Was ich damit sagen möchte: Es gibt immer auch solche Therapeuten, bei denen man zweifelt, ob sie geeignet sind für einen (oder auch für den Berufszweig als solchen...). Doch es gibt auch gute Therapeuten, bei denen die Therapie wirklich hilfreich ist.

Ich wünsche dir sehr, dass du nach einiger Zeit ggf. einen neuen Therapieanlauf nehmen kannst und den/die richtige Behandler/in findest. Lass dich bitte nicht unterkriegen von dem unglücklich gelaufenen Abschluss der jetzigen Therapie. Wenn du selbst schon große Zweifel hattest, ob die Therapeutin dir helfen kann, ist es vielleicht im Endeffekt gut, dass ihr die Behandlung nicht weiterführt (auch wenn ich mir einen professionelleren Abschluss für dich gewünscht hätte).

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Phoenix2019
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Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Mime,
vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag und deine Erfahrungen, die mir auch zeigen, dass ich nicht allein bin und dass meine Zweifel und meine Reaktion auf das Vorgehen der Therapeutin nachvollziehbar sind. Meine Selbstzweifel hatten nach dieser Erfahrung noch weiter zugenommen. Ich wünschte, uns allen könnten solche Reinfälle mit Therapeut*innen erspart bleiben, zumal wir ohnehin genug zu kämpfen haben.
Ironischerweise hat sich meine Extherapeutin ja angeblich permanent unter Druck gefühlt, da ich Selbstzahlerin war. Und dann beendet sie die Therapie nach 10 selbst gezahlten Sitzungen per Mail - vermutlich, um nicht noch mehr Kosten zu verursachen.
Ich muss auch diese Erfahrung nun erstmal verarbeiten, bevor ich mich (vielleicht) wieder auf die Suche mache. So langsam verstärkt sich mein Eindruck, dass die Therapeut*innen, die nur privat Versicherte und Selbstzahler behandeln, qualitativ tatsächlich schlechter sind als die, die gesetzlich Versicherte behandeln. Und bei denen hat man kaum Aussicht auf einen Therapieplatz.
Naja, mal sehen...
Dir und allen einen sonnigen Tag!
Viele Grüße!
mime
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Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo liebe Phoenix2019,

danke für deine Rückmeldung. Ich kann verstehen, dass sich deine Selbstzweifel melden nach der blöden Erfahrung, das ging mir in Ansätzen auch so damals. Allerdings war ich ja schon therapieerfahren und konnte ein bisschen abschätzen, was ich von einer "guten" Therapie/passenden Therapeutin erwarten kann und was nicht. Und von daher waren die Selbstzweifel nach einigen Wochen wieder verschwunden - das wünsche ich dir auch.

Es gibt manchmal Therapeuten, die nicht passen oder für den eigenen Fall nicht geeigenet sind. Ich konnte in meinem Fall auch einige (gröbere) Fehler entdecken, die mich zu dem Schluss kommen ließen, dass die Therapeutin selbst recht chaotisch war und in meinen Augen ziemlich unprofessionell mit dem Thema Depression umging. Das hat es mir dann leichter gemacht, den Fehler nicht bei mir zu suchen, sondern eher bei der Therapeutin. Im Endeffekt war es gut, dass wir uns so schnell getrennt haben (allerdings hatte das zur Folge, dass ich die Suche kompelett eingestellt habe, durch Corona ist es ja noch schwieriger, einen freien Therapieplatz zu finden).

Insofern: schick die Selbstzweifel strafend in die Ecke (das habe ich damals auch gemacht ;)). Von dem, was du geschrieben hast, hast du lediglich auf Dinge aufmerksam gemacht, die für dich nicht passen und die dich stören. Das finde ich richtig und wichtig! Eine Therapie sollte dem Patienten ja nichts "überstülpen", sondern herauskristallisieren, wo die Problematik liegt oder wo etwas zu ändern ist (oder was auch immer gerade Gesprächsthema ist). Und ein Therapeut sollte in der Lage sein, zumindest ein Stück weit auf den Patienten einzugehen.

[Die Therapeutin hatte mir damals gesagt, dass sie ihre Arbeit macht und dass es mit mir so wohl nicht passt - das hieß durch die Blume gesagt nichts anderes als: "Wenn Ihnen meine Arbeit nicht passt, müssen sie halt gehen." So hatte es sie auch tatsächlich gemeint, wie sich dann im weiteren Verlauf des Gesprächs herausstellte].

Es kann ja sein, dass sich deine ehemalige Therapeutin tatsächlich unter Druck gefühlt hat, etwas leisten zu müssen, was sie so nicht geben kann (doch ich finde, dass das erst mal ihr Problem ist). Es kann sein, dass sie ihre eigenen Grenzen erkannt hat und festgestellt hat, dass sie dir vielleicht nicht weiterhelfen kann. Nur: das hätte meiner Meinung nach ganz anders kommuniziert gehört.

Es kann durchaus sein, dass wir von Therapeuten abgelehnt werden (aus diversen Gründen) oder dass eine Therapie dort sachlich betrachtet nicht zielführend ist. Das gibt es durchaus. Doch auch hier finde ich, dass ein Gespräch hinein gehört. Auch in einem Gespräch kann da "viel Porzellan zerschlagen werden", wenn man es unpassend anstellt (so war es z. B. bei mir). Aber du hattest ja abschließend gar keine Chance, dich in einem Gespräch dazu zu äußern.

Wenn sich deine Therapeutin unter Druck gesetzt gefühlt hat, ist es natürlich auch keine gute Basis für eine Therapie. Andererseits: sie wusste ja vorher, dass du die Therapie selbst zahlst und sie hätte möglicherweise schon in den Erstgesprächen feststellen können, dass es vielleicht keine glückliche Konstellation ist: Wenn sie das Gefühl hat, nicht kompetent genug zu sein (insofern als die Problematik in deinem Fall ggf. so komplex ist und nicht in einem bestimmten Zeitkontingent an Stunden gelöst werden kann), finde ich es auch richtig, dass die Therapeutin signalisiert: die Behandlung ist ggf. hier nicht die richtige für Sie.

Sie hätte ja auch dich ja auch noch eine Weile weiterbehandeln können, nur um Geld zu verdienen - doch das wollte sie ja auch nicht (das kann man ihr vielleicht auch zugute halten). Doch, wie gesagt, ich hätte mir für dich eine andere Beendigungsform gewünscht.

Was du zu den Privat-Therapeuten schreibst, habe ich eine andere Erfahrung gemacht. Meine erste Therapie war auch bei einer Behandlerin, die auf Privatzahlerbasis gearbeitet hat, und diese Therapeutin war erstklassig ausgebildet und gut in ihrer Arbeit. Insofern: es gibt solche und solche.

Wo ich aber mit dir komplett übereinstimme, ist die äußerst knappe Zahl an kassenfinanzierten Therapieplätzen (ich hatte damals in der nächsten Klein- und in der nächsten Großstadt gesucht und telefoniert - manche hatten sogar ihren Anrufbeantworter besprochen, dass sie keine neuen Patienten mehr aufnehmen oder am Telefon gesagt, dass sie auch keine Warteliste führen). Das ist die Crux, die seit Jahren schon den Bereich "psychische Gesundheit" dominiert und sich immer mehr verschärft (insbesondere auch im Kinder- und Jugendbereich), aber das ist ein anderes Thema.

Ich wünsche dir, dass du dich erst einmal von der unguten Erfahrung erholen und distanzieren kannst. Dass es so gelaufen ist, liegt bestimmt nicht an dir, sondern an der Therapeutin, denn sie hätte ein anderes Ende initiieren können als per Mail abzusagen.

Du hast nicht mehr geantwortet, oder? Vielleicht magst du ja auch noch einen Schlussstrich ihr gegenüber ziehen, in dem du abschließend noch mal zurückschreibst (wenn es für dich ein Bedürfnis ist). Ob sie es dann liest oder nicht, bleibt ihr überlassen, aber du hättest dann noch mal die Möglichkeit (nach einiger Zeit, wenn es dir wieder etwas besser geht nach der Erfahrung), deine Sicht der Dinge darzustellen.

LG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Phoenix2019
Beiträge: 256
Registriert: 8. Jan 2020, 23:45

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Phoenix2019 »

Liebe Mime,
danke dir! Es freut mich, dass du so positive Erfahrungen mit privaten Therapeut*Innen gemacht hast - dann habe ich auch noch Hoffnung :)
Nee, ich habe ihr nicht nochmal geantwortet- ich möchte nicht denselben Fehler machen wie sie und über so sensible Themen hin- und herfallen - vom Problem mit dem Datenschutz mal abgesehen. Ich denke, sie hat die Therapie letztlich aufgrund meiner Kritik und Zweifel beendet, die nötige Vertrauensbasis hat gefehlt.
Sie hat die Abschlussrechnung geschickt und für mich ist die Sache erledigt.
Ich hoffe, dass ich mit etwas Abstand nochmal einen Anlauf wagen werde.
Viele Grüße!
mime
Beiträge: 1280
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von mime »

Hallo Phoenix2019,

danke für deine Antwort. Gut, wenn das mit der Abschlussrechnung für dich erledigt ist, ist es auch OK - du hast recht: Vertrauen sollte die Basis sein, ist es nicht in ausreichendem Maße da, macht die Therapie auch wenig Sinn.

Alles Gute dir, liebe Grüße
Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Marleo84 »

Hallo :) ich rufe mal kurz in die Runde! Wie geht es euch allen?
Meridian
Beiträge: 512
Registriert: 15. Dez 2019, 11:05

Re: Psychotherapie / Zweifel und Ängste

Beitrag von Meridian »

Hallo Marleo und alle anderen,

ich hatte gerade überlegt, hier zu schreiben, es dann aber wieder verworfen...
Ich wollte euch nämlich fragen, ob ihr auch solche plötzlichen Stimmungseinbrüche kennt, also ohne erkennbaren äußeren Anlass?
Ich habe das nämlich immer mal wieder, auch jetzt gerade und ich sehe meinen Therapeuten vor mir, der sagt: Und Sie denken nicht, dass Sie da auch wieder rauskommen?....
Doch, irgendwann denke ich das, aber wenn das so plötzlich passiert, bestehe ich nur aus Gefühl
und selbst das, was draußen ist (Spätsommer, Sonne, ich könnte irgendwo im Café sitzen) hat etwas
Unwirkliches, weil es eben so gar nicht meinem momentanen Gefühl entspricht.
Kennt das jemand von euch und wenn ja, wie geht ihr damit um?
@ Marleo:
Wie geht es dir denn zur Zeit und wie hast du dich entschieden in Bezug auf die Klinik?

LG, Meridian
Antworten