Ach ihr Lieben,
danke für eure zahlreichen Antworten - ihr seid im Moment mein Licht am Ende des Tunnels
[quote="Mariebell55"]...ich denke, jeder Depressive muß sich erstmal bewußt werden, das er einfach eine Krankheit hat...[/quote] Mein Freund spricht tatsächlich immer von der "Krankheit". Er hat auch des öfteren schon gesagt, dass jmd. der diese Krankheit nicht hat, sich nicht vorstellen kann, wie sie sich anfühlt. Von daher denke ich, er ist sich seiner Lage bewusst.
[quote="FrequentFlyer"]Hi ihr Lieben!
Inchen517, ich kann da schon so ein bisschen schlau daher reden, sind doch die Depressionen meiner Freundin dadurch gekennzeichnet das sie sich total zurück zieht. Das führt zu ganz anderen Problemen und Sorgen wie dies Ausheulen deines Freundes bei dir. Da kann ich schon verstehen das dich dies unter Druck setzt. Mich setzt eher die Ungewissheit zu.
Nur, auf die Zukunft projiziert wird das schwer werden. Das ist schon so ein bisschen emotionale Erpressung, wenn du dafür verantwortlich bist damit er „runterkommt“, sich ausheult. Aus meiner Erfahrung heraus bin ich zur Überzeugung gekommen das man nicht wirklich helfen kann. Du kannst nicht wie eine Ersatzmutter die Verantwortung übernehmen und stets verfügbar sein.
Im Moment wird es vielleicht schwierig sein, aber so viel ich mitbekommen habe kommuniziert ihr auch durchaus gut. Vielleicht solltest du dies ansprechen wenn er offen ist sich auszutauschen – das dies schon so ein bisschen fies ist, dich so unter Druck zu setzen. Meiner Ansicht nach geht es oftmals um Grenzen. Nur wenn diese respektiert werden – von beiden Seiten – kann man einen Weg finden eine glückliche Beziehung zu führen. Du akzeptierst seine Depression, er akzeptiert das du nicht der Mülleimer seiner Tiefpunkte bist. Du bist schließlich seine Liebhaberin, Freundin, Partnerin[/quote] Das Zurückziehen hat er anfangs gemacht. Damit konnte ich aber nicht umgehen, da ich mich immer wie im standby modus gefühlt habe. Und ich hatte das Gefühl, dass er gar nicht wirklich alleine sein will, sondern sich nur zurückzieht, um nicht "noch mehr Schaden" anzurichten. Deswegen habe ich versucht ihm zu zeigen, dass er sich natürlich öffnen darf und ich dann gern für ihn da bin. Jetzt, wo ich so drüber nachdenke, das ist wohl das "kleiner-Finger-ganze-Hand"- Prinzip.. Er nutzt ja jetzt nur das aus, was ich ihm angeboten habe. Die Geister, die ich rief..
Wie gesagt, ich bin gern bereit, seine Schulter zu sein, und wenn meine Fürsorge zur Folge hat, dass er sich irgendwann eine Therapie oder zumindest professionelle Hilfe zutraut, bin ich noch gerner bereit..
Im Moment macht es aber eher den Anschein, dass ihm meine Schulter langt. Die letzten drei Tage waren aus seinen Augen betrachtet sehr gut. Er fühlte sich gut, hat viel gelacht.. Und er freut sich sehr über solche Tage - verständlicherweise. Nur sehe ich schon wieder ein Problem, denn er gibt sich damit zufrieden. Aber da bin ich vielleicht auch schon wieder 10 Schritte weiter als er.. Ich möchte gern lernen mich seinem Tempo anzupassen um dann mit ihm gemeinsam zu beschleunigen. Es freut mich auch, wenn er fröhlich ist. Allerdings ist das dann noch nicht der Mann, den ich damals kennengelernt habe und es ist auch nicht das Leben, was wir mal führten. Ein Leben, in dem wir zum Beispiel über Kinder sprachen. Das ist einer seiner größten Wünsche. Jetzt haben wir noch nicht mal Sex.. Von daher, die Sonnentage, so nenn ich sie jetzt mal, sind toll. Für ihn das Maximum im Moment. Für mich "nur" eine Hoffnung auf Besserung. Außerdem hat er sich vorgenommen, seine Mirtazapin täglich zu nehmen (er nahm sie bisher sporadisch, wenn er Einschlafschwierigkeiten hatte). Ich habe ihm den Vergleich mit der Antibabypille genannt - wär blöd, wenn man die sporadisch nimmt
Hat ihm wohl eingeleuchtet
[quote="Camille"]Tatsächlich - ist es fast schon "übergriffig" mir "einzubilden", dass ich "wüsste", ob die Beziehung zwischen mir und meinem Mann für IHN (noch?) gut ist. Ja auch mein Mann kann das nur für sich selbst entscheiden - nicht ICH. Tja - warum auch immer, muss ich von mir leider "auch sagen", dass ich momentan ständig denke, dass ich ihm zu Last falle, nicht gut für ihn sei, ihn nur einschränken würde, mit reinreiße usw. Es gab auch Zeiten, in denen war ich überzeugt, dass er mich verachtet oder "mich" nicht mehr aushalten könne - vielleicht, weil ich mich selbst so gehasst habe, mich so "unausstehlich" fand. Trotzdem - immer wenn er meine Bedenken verneint hatte, habe ich innerlich daran gezweifelt. So in dem Sinne:" Er ist einfach ein sehr verantwortungsbewusster Mensch. Er sagt dies nur "um mir zu helfen". Ich sehe doch selbst, wie sehr er sich durch mich einschränken muss"...…..
Deine klare Aussage, hilft mir meinem Mann "zu glauben" [/quote]
Es ist so toll, Camille, wenn die Botschaft bei dir angekommen ist und du die Worte von Frequentflyer so verstehst wie er sie meint. Eine Entscheidung, die dein Mann trifft, ist nicht zwangsläufig eine Entscheidung gegen dich.
Jeder Mensch, ob krank oder gesund, hat das recht zu äußern, wenn er hilfe braucht. Und die Mitmenschen sollten reagieren, in welcher Form auch immer. Wenn du dir den Arm brichst und deine Jacke nicht alleine schließen kannst, fragst du auch, ob dein Mann (oder jmd. anderes) dir helfen kann. Es ist einfach nur ein anderer Teil deines Körpers verletzt und die Umarmung ist deine Jacke
Du stehst nicht alleine da und ich wünsche dir von herzen, dass du den Gedanken zulassen kannst, dass um Hilfe bitten und diese auch annehmen absolut in ordnung ist.
[quote="DieNeue"]Hallo Inchen,
ich finde es bemerkenswert, dass dein Partner sein Bedürfnis einfach nur gehalten zu werden aussprechen kann. Das können viele Leute (ich denke, auch manche "Gesunde" tun sich da schwer) nicht und müssen das erst lernen.
Kann aber nachvollziehen, dass einen das auch unter Druck setzen kann. Ich würde allerdings nicht einfach jedesmal die Umarmung ablehnen, wenn er damit kommt, so nach dem Motto "Ich nehm dich jetzt nicht mehr in den Arm, irgendwann wirst du schon mal merken, wie schlecht es dir geht", sondern vorher mal in Ruhe mit ihm reden.
Ansonsten könnte es sein, dass er sich irgendwann extrem abgelehnt fühlt und deshalb komplett dicht macht.
Liebe Grüße,
DieNeue[/quote]
Ja, das finde ich allerdings auch sehr bemerkenswert und eine tolle Entwicklung. Anfangs (vor ca. einem Jahr) hat sich die Depression, zumindest mir ggüb., nur gezeigt, wenn er betrunken war. Dann kamen die schlimmen Gedanken, die Tränen. Ich wollte schon da für ihn da sein, aber er hat nicht zugelassen, dass ich ihn weinen sehe. Dann nach und nach, ließ er es doch zu. und mittlerweile weint er nüchtern in meinem arm. Auch wenn er in dem moment leidet, ich freue mich, dass er offensichtlich vertrauen zu mir hat. und genau aus diesem grund, werde ich ihn niemals abweisen, wenn er hilfe oder meine nähe sucht. Im gegenteil. Es klingt ein wenig fies, aber vielleicht kann ich ihn ja so doch etwas in die richtung therapie schubsen.
[quote="Mariebell55"]....hhmmm...also eure Aussagen bringen mich schon ordentlich zum Nachdenken. Als selbst Betroffene denkt man ja immer, die Anderen müßten für einen da sein, weil's denen ja gut geht und man selbst so besch..... dran ist. Aber das ist schon ordentlich egoistisch...Letztendlich kann man sich nur mit professioneller Hilfe und der nötigen Selbsterkenntnis aus der Depri befreien oder zumindest lernen, besser damit umzugehen. Aber man sollte nicht sein Umfeld, egal ob Partner, Familie, Freunde etc. mit leiden lassen, wenn's einem schlecht geht...oder gar den Anspruch zu haben, die Anderen müßten was tun, damit es einem besser geht. Ich danke euch für diese Erkenntnis!![/quote]
Puh, langer Test, aber du Mariebell55, bekommst natürlich auch noch eine Antwort. Die Betroffenen können absolut nichts dafür, das ist mir bewusst, und es sollte euch bitte auch bewusst sein - soweit das möglich ist. Aber ja, es ist der pure Egoismus. Und wie ich finde, sogar in jegliche Richtungen. Zieht ihr euch zurück, müssen die Angehörigen damit klar kommen, dass an euch kein Rankommen ist. Wenn ihr euch öffnet, müssen die angehörigen auch damit klarkommen und das versuchen zu handln. Das aus eurer sicht gesprochen. ihr könnt eben nicht anders, das ist das gesicht der krankheit. deswegen finde ich in jedem fall die professionelle hilfe so extrem wichtig, damit ihr durch eure augen seht und nicht durch die depri-brille. Wie gesagt, das ist absolut kein vorwurf an die betroffenen. Bitte, bitte nicht falsch verstehen. und die angehörigen haben auch immernoch ein mitbestimmungsrecht, was sie mitmachen und was nicht. In meinem Fall, und ich kann auch nur für mich sprechen, wäre ich wesentlich mehr überfordert, wenn er sich zurückziehen würde, was er ja anfangs tat. das ließe mich extrem an unserer beziehung zweifeln. für mich besteht eine beziehung aus ehrlichkeit und zusammenhalt. deswegen war es mir wichtig, dass er sich öffnen kann und ich bin sehr froh, dass er das geschafft hat, vielleicht auch "nur" mirzuliebe, aber wir fahren damit ganz gut.. meisten... in seinem tempo..
Entschuldigt bitte den endlosen Text, ich wollte aber gern auf all eure Posts eingehen.. Ich wünsch euch allen einen wundervollen Tag, Inchen